Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Skript PDF
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Manfred Gronalt
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Summary
This document is a lecture script on general business administration (Allgemeine Betriebswirtschaftslehre). It covers topics such as the company and its environment, planning, decision-making, logistics, and financing. The document features sections on various aspects of production factors, the economic principle and different types of economic units, including households and businesses.
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UNIV. PROF. DR. MANFRED GRONALT [email protected] ALLGEMEINE BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 1 ALLGEMEINE BETRIEBSWIRTSCHAFT...
UNIV. PROF. DR. MANFRED GRONALT [email protected] ALLGEMEINE BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 1 ALLGEMEINE BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE Lehrbücher: Vahs, D. und Schäfer-Kunz, J. (2021): Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, 8. Auflage, Schäffer-Poeschel Verlag. Balderjahn, I. und Specht, G. (2020): Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, 8. Auflage, Schäffer-Poeschel Verlag. Domschke, W. und Scholl, A. (2008): Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre: Eine Einführung aus entscheidungsorientierter Sicht, 4. Auflage, Springer Verlag. (Seiten 1 - 84; 135 - 166; 231 - 264; 351 - 363; 378 - 398) Hungenberg, H. und Wulf, T. (2007): Grundlagen der Unternehmensführung, 3. Auflage, Springer Verlag. (Seiten 371 - 410) Schreyögg, G. und Koch, J. (2007): Grundlagen des Management, Gabler Verlag. (Seiten 6 - 26; 31 - 45) Dyckhoff, H. und Souren, R. (2008): Nachhaltige Unternehmensführung- Grundzüge industriellen Umweltmanagements, Springer Verlag. (Seiten 48 - 53) Oehlrich, M. (2009): Betriebswirtschaftslehre – Eine Einführung am Businessplan- Prozess, Vahlen Verlag. (Seiten 131 - 139) Mußhoff, O. und Hirschauer, N. (2010): Modernes Agrarmanagement – Betriebswirtschaftliche Analyse und Planungsverfahren, Vahlen Verlag. (Seiten 187 - 229) Weber, W. und Kabst, R. (2006): Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, Springer Verlag. Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 2 INHALT DER LVA 1. Unternehmen und ihr Umfeld 2. Planung 3. Entscheidung 4. Logistik und Materialwirtschaft 5. Finanzierung 6. Investition 7. Projektplanung 8. Organisation 9. Controlling Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 3 1. UNTERNEHMEN UND IHR UMFELD 1. Unternehmen und ihr Umfeld 2. Planung 3. Entscheidung 4. Logistik und Materialwirtschaft 5. Finanzierung 6. Investition 7. Projektplanung 8. Organisation 9. Controlling Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 4 WIRTSCHAFT UND IHRE ELEMENTE Betriebswirtschaftslehre (BWL): wirtschaftliches Handeln von Betrieben Wirtschaft: alle Institutionen und Prozesse, die direkt oder indirekt der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse dienen Güter sind Mittel zur Bedürfnisbefriedigung − Freie Güter (Luft,…) ??? − Knappe Güter = Wirtschaftsgüter (Nahrung, Rohstoffe,…) Bedarf an (knappen) Gütern Gegenleistungen für den Erwerb von knappen Gütern Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 5 WIRTSCHAFT UND IHRE ELEMENTE Bedürfnisse: „Ein Bedürfnis ist ein Wunsch eines Menschen, dessen Erfüllung für ihn eine Steigerung des individuellen Wohlbefindens hervorruft“ Bedürfnisse, Bedarf, Wirtschaft − Existenzbedürfnisse − Grundbedürfnisse − Luxusbedürfnisse Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 6 GÜTER IN DER WIRTSCHAFT Einteilung von Gütern Beschaffenheit − Materielle Güter − Immaterielle Güter Verwendung − Konsumgüter − Produktionsgüter bzw. Produktionsfaktoren Wiederverwendbarkeit − Gebrauchsgüter (z.B.: Kleidung, Maschinen) − Verbrauchsgüter (z.B.: Benzin, Nahrung) Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 7 PRODUKTIONSFAKTOREN Produktionsfaktoren Arbeitsmittel: − Güter, mit deren Hilfe Verrichtungen vorgenommen werden − z.B.: Maschinen, Betriebsstoffe Objekte bzw. Werkstücke: − Güter, an denen Verrichtungen vorgenommen werden Volkswirtschaftslehre (VWL) – Produktionsfaktoren Arbeit Boden Kapital Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 8 PRODUKTIONSFAKTOREN – NACH GUTENBERG Menschliche Arbeitskraft (Gebrauchsgut): − ausführende Arbeit − dispositive Arbeit Betriebsmittel (Gebrauchsgüter): − maschinelle Anlagen, Grundstücke, Gebäude, Werkzeuge, Informationen, Algorithmen, Computer-Codes (Gebrauchsgüter) Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 9 PRODUKTIONSFAKTOREN – NACH GUTENBERG Werkstoffe (Material – Verbrauchsgüter): − bei der Produktion verbrauchte oder in Produkte eingehende Güter − Rohstoffe und Vorprodukte gehen als wesentliche Bestandteile in das zu erzeugende Produkt ein − Hilfsstoffe stellen untergeordnete Bestandteile dar − Betriebsstoffe wie Diesel, Strom und Schmiermittel dienen zum Betrieb von maschinellen Anlagen bzw. zur Erhaltung ihrer Funktionsfähigkeit. Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 10 PRODUKTIONSFAKTOREN – NACH GUTENBERG Domschke/Scholl, 2008 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 11 PRODUKTIONSFAKTOREN – UNIVERSALSYSTEM Eichhorn, 2005 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 12 PRODUKTIONSFAKTOREN – UNIVERSALSYSTEM Rechte − Eigentumsrechte − Zulassungs- und Nutzungsrechte Natur: Boden, Wasser, Luft, Raum Personal − entgeltliche und unentgeltliche Tätigkeiten − dispositive und exekutive Aufgaben Kapital − Geldkapital, als Kapital für Investitionen und Liquidität − Finanzierung des Kaufs oder der Nutzung anderer Produktionsfaktoren Material: Materielle Sachgüter bzw. stoffliche Produktionsmittel Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 13 PRODUKTIONSFAKTOREN – UNIVERSALSYSTEM Energie − Fähigkeit, Arbeit zu verrichten. Energie bildet ein immaterielles Sachgut. − eingeschränkte Lagerfähigkeit − Leitungsnetze für den Transport erforderlich Dienste − immaterielle Güter − Bereitstellung unstofflicher Leistungen − interne und externe Dienste (Beratung, Gutachten,…) − Simultaneität von Produktion und Absatz − weitgehendes Fehlen von Vorratsproduktion Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 14 DAS ÖKONOMISCHE PRINZIP Das ökonomische Prinzip besteht also grundsätzlich darin, den Gewinn zu maximieren Wirtschaften = Entscheiden über die Verwendung knapper Güter Produktionstheorie: Kombination der Produktionsfaktoren Drei Ausprägungen des ökonomischen Prinzips: − Maximumprinzip − Minimumprinzip − Allgemeines Extremumprinzip Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 15 DAS ÖKONOMISCHE PRINZIP Maximumprinzip: − gegebener Aufwand an knappen Gütern maximaler Ertrag − Maximierung der Erlöse bei gegebenen Kosten Minimumprinzip: − angestrebter (gewünschter) Ertrag mit minimalem Aufwand an knappen Gütern − Minimierung der Kosten bei gegebenen Erlösen Allgemeines Extremumprinzip: − möglichst günstiges Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag − maximale Differenz zwischen Erlösen und Kosten (Erlöse – Kosten = Gewinn). Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 16 EINTEILUNG VON WIRTSCHAFTSEINHEITEN Über die Verwendung knapper Güter entscheiden Wirtschaftseinheiten, die sich nach der Art der Verwendung in Haushalte und Betriebe einteilen lassen Domschke/Scholl, 2008 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 17 EINTEILUNG VON WIRTSCHAFTSEINHEITEN – HAUSHALTE Haushalte entscheiden über die Verwendung von Konsumgütern unmittelbar zur Bedürfnisbefriedigung. private Haushalte: − Deckung ihres Eigenbedarfs (konkretisierte Individualbedürfnisse) ausgerichtet öffentliche Haushalte (Staat, Gemeinden): − Befriedigung von Kollektivbedürfnissen (der Staatsbürger oder der Einwohner einer Gemeinde) Zielsetzung: Maximierung des durch den Konsum erzielbaren Nutzens Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 18 EINTEILUNG VON WIRTSCHAFTSEINHEITEN – BETRIEBE Betriebe sind planvoll organisierte Wirtschaftseinheiten zur Herstellung von Sachgütern und Dienstleistungen. entscheiden über den Einsatz von (Produktions-) Gütern Betriebszweck: Befriedigung der Bedürfnisse Dritter Formal- oder Erfolgsziel: z.B. die Minimierung der Kosten oder die langfristige Maximierung des Gewinns Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 19 EINTEILUNG VON WIRTSCHAFTSEINHEITEN – BETRIEBE private Betriebe: − private Träger und Investoren − Formalziel: langfristige Gewinnmaximierung (erwerbswirtschaftliches Prinzip) öffentliche Betriebe: − in Trägerschaft der öffentlichen Hand (Bund, Länder, Gemeinden) − Formalziel: Minimierung der Kosten bei (hinreichender) Erfüllung des Betriebszwecks, d.h. der Befriedigung kollektiver Bedürfnisse − Beispiele für öffentliche Betriebe: Versorgungsbetriebe (Gas, Wasser, Abfall), Verkehrsbetriebe, Krankenhäuser, Museen, die Armee, Schwimmbäder Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 20 WIRTSCHAFTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN Erwerbswirtschaftliches Prinzip: − Zielsetzung der langfristigen Gewinnmaximierung Autonomieprinzip: − Unternehmer kann frei über die von ihm zu erbringenden Leistungen entscheiden Prinzip des Privateigentums: − Anspruch auf Alleinbestimmung Mitbestimmungsrechte der ArbeitnehmerInnen: − nach dem Betriebsverfassungs- und dem Mitbestimmungsgesetz bzw. Arbeitsverfassungsgesetz Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 21 BEZUGSGRUPPEN DER UNTERNEHMUNG zentrale Aufgabe des Managements: System erfolgreich zu steuern und Bestand dauerhaft zu sichern Stakeholder Ansatz der Managementlehre orientiert sich an zentralen Bezugsgruppen Legitimitätsgrundlage: der Organisation muss es gelingen, die Akzeptanz der Umwelt zu gewinnen Legitimität: Einschätzung, dass Handlungen vertretbar, erwünscht, richtig bzw. angemessen sind Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 22 BEZUGSGRUPPEN DER UNTERNEHMUNG Schreyögg und Koch, 2007 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 23 BEZUGSGRUPPEN DER UNTERNEHMUNG 3 Arten von Legitimität: − pragmatische: Förderung von Eigeninteressen bestimmter Anspruchsgruppen − moralische: normative Bewertung von Handlungen − kognitive: die Handlungsmuster müssen in Markt und Gesellschaft anschlussfähig sein Stakeholder: beeinflussen die Zielerreichung des Unternehmens oder werden durch die Zielerreichung des Unternehmens beeinflusst Relative Bedeutung eines Stakeholders wird gemessen an: − Macht (ist in der Lage, Organisation zu Handlungen zu bringen) − Legitimität − Dringlichkeit Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 24 VERTRAGSMODELL DER UNTERNEHMUNG Netzwerk von Verträgen – Kapitaleigner schließen Verträge mit − Arbeitnehmern − Lieferanten − Konsumenten − Fremdkapitalgebern Preise als Informationssystem Erwerbswirtschaftliches Prinzip Marktwirtschaft: System zur Koordination wirtschaftlicher Handlungen Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 25 VERTRAGSMODELL DER UNTERNEHMUNG – KRITIK Kritik am Vertragsmodell der Unternehmung Prämisse: Preissystem steuert alle individuellen Entscheidungen so, dass die optimale Allokation der Ressourcen erreicht wird Externe Effekte − eine nicht über den Marktpreis kompensierte Auswirkung wirtschaftlicher Aktivitäten auf unbeteiligte Dritte (Dyckhoff und Souren, 2007) − Bsp: Einleitung von Abwässern, Luftverschmutzung etc. − Internalisierung: Schadstoffemissionen, CO2 Zertifikate, Ökosteuer etc. Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 26 VERTRAGSMODELL DER UNTERNEHMUNG – KRITIK Vermachtungsprozesse – Macht als Problem − wo Macht zur Ausübung kommt, besteht die Chance, eigene Interessen gegen andere durchsetzen zu können, ohne diese dafür zu entschädigen − Fehlinformationen für das Preissystem und Informationsverzerrung durch Macht − ineffiziente Allokation − Groß- und Riesenunternehmen mit immensen materiellen Ressourcen Einheit von Risiko, Kontrolle und Gewinn − Trennung von Eigentum und Verfügungsgewalt − Professionalisierung des Managements: Management als Beruf − Indolenz der Eigentümer: Inaktivität und Inkompetenz von Kleinaktionären − managerkontrollierte vs. eigentümerkontrollierte Unternehmen Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 27 VERTRAGSMODELL DER UNTERNEHMUNG Reformansätze − Erfolgsorientiertes Handeln muss durch verständigungsorientiertes Handeln ergänzt werden − Gesellschaftlich verantwortliche Unternehmensführung (Schreyögg und Koch, 2007) Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 28 BETRIEBLICHE WERTSCHÖPFUNG Betriebsmittel Betrieblicher erstellte und verkaufte Werkstoffe Transformations- Leistungen des Betriebes prozess: Herstellung von Gütern und andere Vorleistungen Dienstleistungen z.B. insgesamt z.B. insgesamt 2.000.000 € 3.000.000 € z.B. Differenz = Wertschöpfung 1.000.000 € Fremdkapital- Eigenkapital- Mitarbeiter Staat geber Geber/Gesellschafter z.B. Löhne z.B. Zinsen z.B. Gewinn z.B. Steuern 700.000 € 100.000 € 100.000 € 100.000 € Weber, Kabst, S. 6 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 29 WERTSCHÖPFUNG UND WERTKETTE Wertschöpfung − steht im Mittelpunkt jeder ökonomischen Aktivität − ein rational handelndes Wirtschaftssubjekt wird nur dann eine wirtschaftliche Transaktion eingehen, wenn es sich davon einen Mehrwert verspricht Wertkette − Darstellung der zentralen Aktivitäten eines Unternehmens zur Bereitstellung eines Leistungsangebots in einer dem Verrichtungsprinzip der Branche folgenden Reihenfolge Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 30 WERTKETTE NACH PORTER Unterstützende Aktivitäten Unternehmensinfrastruktur Personalmanagement Technologieentwicklung Beschaffung Kunde Eingangs- Produktion Ausgangs- Marketing & Kunden- logistik logistik Vertrieb dienst Oehlrich, 2009 Primäre Aktivitäten Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 31 WERTKETTE NACH PORTER Die Wertkette stellt dabei den Gesamtwert des Unternehmens dar und setzt sich aus den Wertaktivitäten und der Gewinnspanne zusammen. Wertaktivitäten: − physischen und technologischen Aktivitäten, aus denen ein Unternehmen ein für seine Abnehmer wertvolles Produkt schafft Wertaktivitäten lassen sich in zwei allgemeine Typen unterteilen: − primäre Aktivitäten: unmittelbare Leistungserstellung, die auf die Erstellung eines bestimmten Produktes bezogen ist − unterstützende Aktivitäten: für die Erfüllung der primären Aktivitäten zwingend notwendig die einzelnen Aktivitäten unterscheiden sich nach Branche und Unternehmen Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 32 WERTKETTE NACH PORTER – PRIMÄRE AKTIVITÄTEN Eingangslogistik: − Annahme, Lagerung und Distribution von Inputfaktoren, die direkt in das zu erstellende Produkt eingehen − z.B.: Materialtransport, Lagerhaltung, Warenbestandskontrolle, Fahrzeugterminierung bzw. Warenrücksendungen zum Lieferanten Produktion (Operations): − Aktivitäten zur Herstellung des fertigen Produkts − z.B.: Bearbeitung, Fertigung, Montage und Verpackung Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 33 WERTKETTE NACH PORTER – PRIMÄRE AKTIVITÄTEN Ausgangslogistik: − Aktivitäten in Verbindung mit Lagerung und Auslieferung des fertigen Produktes an die Kunden Marketing & Vertrieb: − Aktivitäten, die den Käufer zum Kauf bewegen − z.B.: Werbung, Vertrieb, Angebote und Preisgestaltung − Aktivitäten, die dem Kunden erst ermöglichen, das Produkt zu erwerben Kundendienst: − produktbezogene Dienstleistungen − z.B.: Installation, Reparatur und Kundenschulung Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 34 WERTKETTE NACH PORTER – UNTERSTÜTZENDE AKTIVITÄTEN Unternehmensinfrastruktur: − auf die gesamte Wertkette des Unternehmens bezogen − z.B.: Geschäftsführung, Rechnungswesen, Controlling und Qualitätskontrolle. − häufig in einer durch die Kostenrechnung geprägten Sicht als reiner Gemeinkostenverursacher betrachtet; vielfach Quelle für Wettbewerbsvorteile Personalmanagement: − mitarbeiterbezogene Aktivitäten − z.B.: Personalbeschaffung, Ausbildung, Fortbildung und Lohnzahlungen. − nicht nur mit den primären, sondern auch mit unterstützenden Aktivitäten verknüpft Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 35 WERTKETTE NACH PORTER – UNTERSTÜTZENDE AKTIVITÄTEN Technologieentwicklung: − Produkt- und Verfahrensverbesserungen − wirkt sich damit auf alle Wertschöpfungsmaßnahmen aus, die auf Know-how, Prozessen oder Herstellungsverfahren basieren. Beschaffung: − Einkauf des für die Aktivitäten in der Wertkette notwendigen Inputs − z.B.: Beschaffung von Vorprodukten, Maschinen, Dienstleistungen sowie Büro- und Geschäftsausstattung Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 36 BETRIEBLICHER UMSATZPROZESS Finanzmittel Domschke/Scholl, 2008 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 37 BETRIEBLICHER UMSATZPROZESS Umsatzprozess: Kreislauf von Leistungserstellung und Finanzierung Leistungswirtschaftliche Funktionen (Leistungsbereich): − Beschaffung − Produktion: Leistungserstellung; Kombination der Produktionsfaktoren − Absatz bzw. Marketing − Logistik Finanzwirtschaft (Finanzbereich): − Investition − Finanzierung Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 38 BETRIEBLICHER UMSATZPROZESS Rechnungswesen − Gesamtheit aller Zählungen, Messungen und Rechnungen, welche in einer Einzelwirtschaft durchgeführt werden können − Aufgaben: – Rechenschaftsablage (gegenüber Eigentümer, Aktionären etc.) – Gläubigerschutz – Entscheidungshilfe – Zielvorgabe (z.B. Gewinnziele, Kostenziele) – Kontrolle (Zielerreichung) – Memorandum Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 39 DEFINITION MANAGEMENT Management = Komplex von Steuerungsaufgaben, die bei der Leistungserstellung und -sicherung erbracht werden müssen immer wieder neu auftretende Probleme, die in jeder Leitungsposition zu lösen sind, und zwar unabhängig von − Ressort − Hierarchieebene − Organisation Management als Querschnittsfunktionslehre: die Managementlehre fügt sich also als eine Teilfunktionslehre in die Betriebswirtschaftslehre ein Schreyögg, und Koch, 2007 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 40 MANAGEMENT ALS FUNKTION Führung und Management Management als Funktion (1) Planung (planning) (2) Organisation (organizing) (3) Personaleinsatz (staffing) (4) Führung (directing) (5) Kontrolle (controlling) Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 41 MANAGEMENTPROZESS Studie von Henry Mintzberg (1975, S.49): ,,Frage einen Manager, was er tut, so wird er dir mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass er plant, organisiert, koordiniert und kontrolliert. Dann beobachte, was er wirklich tut. Sei nicht überrascht, wenn du das, was du siehst, in keinen Bezug zu diesen vier Wörtern bringen kannst." Ergebnis der Studie: Führungsaufgaben sind geprägt durch − Permanente Probleme − Viele Einzelaktivitäten − Direkte Interaktion − Kontaktnetzwerk − Entscheidung unter Unsicherheit Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 42 FÜHRUNG UND MANAGEMENT Bestimmende Komponenten des Arbeitsprozesses einer Führungskraft − Handlungszwänge − Restriktionen − Eigengestaltung Kotter-Modell − Aufbau und Entwicklung eines Orientierungsrahmens für das eigene Handeln („agenda setting”) − Knüpfen eines Kontakt-Netzwerks („network building”) − Realisierung von Handlungsentwürfen („execution”) Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 43 MANAGEMENTROLLEN NACH MINTZBERG Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 44 DER MODERNE MANAGEMENTPROZESS Umweltbezug − Ausgangspunkt des neueren Steuerungsdenkens ist die Interaktion von Unternehmung und Umwelt − Einbettung der Unternehmenssteuerung in das Wechselspiel von Umwelterfordernissen (Wettbewerb, Kundenorientierung, neue Technologien usw.) und Unternehmensaktionen und –strategien Überraschungen − Aus diesem Grunde kann auch der Planung nicht mehr das unbedingte Primat eingeräumt werden, sie steht als Steuerungsinstrument gleichberechtigt neben den anderen Funktionen Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 45 MANAGEMENTKOMPETENZEN Technische Kompetenz: − Problemlösungs-Know-how (Managementwissen) Soziale Kompetenz: − Kooperationsfähigkeit − Kollegen, Vorgesetzte, unterstellte Mitarbeiter und Bezugsgruppen der Unternehmung (Kunden, Lieferanten, Behörden) Konzeptionelle Kompetenz: − Fähigkeit, unübersichtliche, komplexe Problemfelder zu strukturieren − Handlungskonzept aufbauen − Multiperspektivität − Lernfähigkeit Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 46 KLASSIFIKATION VON UNTERNEHMEN Art der Leistungserstellung: − Produktionsunternehmen − Dienstleistungsunternehmen − Handelsunternehmen Branche: − Verkehr, Handel, Baugewerbe, … Unternehmensgröße: − Klein-, Mittel-, und Großunternehmen − gemessen durch: Anzahl der Beschäftigten, Bilanzsumme, Umsatz Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 47 KLASSIFIKATION VON UNTERNEHMEN Formalziel: − Profit (Ziel: Gewinnmaximierung) − Non-Profit (Ziel: Kostendeckung) Rechtsform: − Personengesellschaft − Kapitalgesellschaft Standort bzw. Verbreitung: − regional − national − international Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 48 UNTERNEHMENSZIELE – ERFOLGSZIELE Produktivität: − mengenorientierte Kenngröße − Verhältnis zwischen hergestellter Menge (Ausbringungsmenge) und Einsatzmenge eines Produktionsfaktors bzw. Gesamteinsatzmenge mehrerer Faktoren − Arbeitsproduktivität (z.B. Anzahl ausgeführter Arbeitsgänge pro Arbeitsstunde) − Maschinenproduktivität (z.B. Anzahl gefertigter Produkte pro Maschinenstunde) Wirtschaftlichkeit: − Bewertungen von Ausbringungs- und Einsatzmengen − Verhältnis aus Ertrag und Aufwand bzw. Erlösen und Kosten Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 49 UNTERNEHMENSZIELE – ERFOLGSZIELE Gewinn: − wertmäßige Kenngröße − Differenz aus Ertrag (Erlös) und Aufwand (Kosten), Einkommen des Unternehmens − Jahresüberschuss bzw. Bruttogewinn (BG) Umsatzrentabilität: − Verhältnis aus Bruttogewinn und erzielten Erlösen (Umsatz) Gesamtkapitalrentabilität (ROI): − Quotient aus Bruttogewinn und durchschnittlich eingesetztem Gesamtkapital − Eigenkapital- und Fremdkapitalrentabilität: wichtige Kennzahlen zur Beurteilung des gesamten Unternehmens, einzelner Unternehmensbereiche oder einzelner Investitionsobjekte Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 50 UNTERNEHMENSZIELE – SACHZIELE Leistungsziele: − Umsatz − Produktionsmenge Finanzziele: − Zahlungsfähigkeit (Liquidität) − Kapitalverfügbarkeit und –struktur Führungsziele: − Ziele im Zusammenhang mit Führungsstil, Arbeitsteilung, Kontrolle usw. − Nachhaltigkeit Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 51 UNTERNEHMENSZIELE – SACHZIELE Soziale Ziele: − Gerechte Entlohnung − Günstige Arbeitsbedingungen und -zeiten − Umfassende Sozialleistungen Ökologische Ziele: − Umweltschutz (z.B.: Gewässerreinhaltung, Emissions- und Abfallbegrenzung) Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 52 BETRIEBE UND UMWELT – ASPEKTE DER ÖKOLOGISCHEN NACHHALTIGKEIT Handlungsregeln − Gesunderhaltung ökologischer Systeme − Beachtung der Aufnahmefähigkeit ökologischer Systeme − ausgewogene Nutzung regenerierbarer Ressourcen − ausgewogene Nutzung nicht-regenerierbarer Ressourcen Grundstrategien − Suffizienz − Effizienz (aber: Rebound-Effekt) − Konsistenz: durchgängige Kompatibilität des menschlichen Verhaltens mit den Anforderungen des Ökosystems Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 53 BETRIEBE UND UMWELT – NACHHALTIGKEIT Drei-Säulen-Modell Donut-Modell Kleine und von Hauff, 2009 Raworth,, Freundl und Schmid, 2018 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 54 BETRIEBE UND UMWELT Grundprinzipien als Leitlinien unternehmerischen Handelns Verantwortungsprinzip Kooperationsprinzip Kreislaufprinzip Prinzip der Funktionsorientierung Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 55 BETRIEBE UND UMWELT 4E-Konzepte nach Dyckhoff und Souren, 2008: Unterscheidung der vorrangig betroffenen Dimensionen: Materie, Energie, Raum und Zeit − Entstofflichung – Materie − Energieeffizienzsteigerung – Energie − Entflechtung – Raum − Entschleunigung – Zeit Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 56 RECHTSFORMEN DER UNTERNEHMEN Gesichtspunkte für die Wahl der Rechtsform − Haftung − Kapitalbeschaffung − Unternehmensleitung − Gewinn- und Verlustbeteiligung, Entnahmerechte − Publizitäts- und Prüfungspflichten − Steuerbelastung und Kosten der Rechtsform − Flexibilität Gesetzliche Regelungen − UGB (Unternehmensgesetzbuch), ABGB − Handels- und Steuerrecht, Aktiengesetz, … Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 57 ANWENDUNGSBEREICH DES UGB (§ 1ff UGB) Unternehmer lt. § 1 UGB ist… …wer ein Unternehmen betreibt. ein Unternehmen lt. § 1 UGB ist… …jede auf Dauer angelegte Organisation selbständiger wirtschaftlicher Tätigkeit, mag sie auch nicht auf Gewinn gerichtet sein. Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 58 ANWENDUNGSBEREICH DES UGB (§ 2 UGB) Unternehmer kraft Rechtsform – „Formunternehmer“ Unternehmerische Tätigkeit irrelevant − AG − GmbH − Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaft − Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit (VVaG) − Sparkasse − Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV) − Europäische Gesellschaft (Societas Europaea: SE) − Europäische Genossenschaft Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 59 RECHTSFORMEN UGB FlexKapG Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 60 RECHTSFORMEN DER UNTERNEHMEN – EINZELUNTERNEHMEN wird nur von einer einzigen Person (Unternehmer) betrieben haftet mit gesamtem geschäftlichen und privaten Vermögen für die Schulden des Unternehmens keine Beschränkung der Haftung die Einzelunternehmung wird vor allem gewählt, wenn kein hoher Kapitalbedarf vorliegt und eine einfache Leitungsstruktur zweckmäßig ist Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 61 RECHTSFORMEN DER UNTERNEHMEN – PERSONENGESELLSCHAFTEN Offene Gesellschaft (OG): − besteht aus mindestens zwei Gesellschaftern − Gesellschafter haften voll mit ihrem gesamten Vermögen für die Schulden des Unternehmens − OG bedeutet stets einen engen Zusammenschluss der Gesellschafter, die in der Regel hinsichtlich der Leitung des Unternehmens persönlich stark eingebunden sind − Firma muss die Bezeichnung "offene Gesellschaft" oder eine allgemein verständliche Abkürzung (z. B.: OG) enthalten − OG wird als Rechtsform für solche Unternehmen gewählt, deren Tätigkeit sich in einem überschaubaren Rahmen bewegt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 62 RECHTSFORMEN DER UNTERNEHMEN – PERSONENGESELLSCHAFTEN Kommanditgesellschaft (KG): − zwei Arten von Gesellschaftern − Komplementäre haften mit ihrem ganzen Vermögen − Kommanditisten haften nur in Höhe ihrer Kapitaleinlage − die Geschäftsführungsbefugnisse liegen bei dem Komplementär bzw. bei den Komplementären − Firma muss die Bezeichnung „Kommanditgesellschaft" oder eine allgemein verständliche Abkürzung (z. B.: KG) enthalten Stille Gesellschaft Gesellschaft bürgerlichen Rechts Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 63 RECHTSFORMEN DER UNTERNEHMEN – KAPITALGESELLSCHAFTEN Juristische Personen mit eigener Rechtspersönlichkeit Trennung von Kapitalaufbringung und Unternehmensleitung Nennkapital Strenge Vorschriften zur Publikation des Jahresabschlusses − Bilanz, GuV-Rechnung, Lagebericht − Externe Prüfung Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 64 RECHTSFORMEN DER UNTERNEHMEN – KAPITALGESELLSCHAFTEN Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) − Nennkapital (Stammkapital) i.H.v. min. EUR 35.000 − Haftung des einzelnen Anteilseigners ist auf die Höhe seiner Einlage beschränkt − GmbH-Anteile werden nicht am Kapitalmarkt gehandelt − Zahl der Gesellschafter ist meistens klein, Anteil des einzelnen Gesellschafters relativ groß − Organe: Geschäftsführer und Gesellschafterversammlung (Aufsichtsrat möglich, bzw. unter gewissen Bedingungen verpflichtend) − Firma muss die Bezeichnung "Gesellschaft mit beschränkter Haftung" oder eine allgemein verständliche Abkürzung (z.B.: GmbH) enthalten Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 65 RECHTSFORMEN DER UNTERNEHMEN – KAPITALGESELLSCHAFTEN Flexible Kapitalgesellschaft (FlexKapG) – Sehr ähnlich zur GmbH, aber: – Eigenes Gesetz, soweit jedoch dort keine abweichenden Regelungen getroffen werden, gilt das GmbH Gesetz – Hat die Bezeichnung „Flexible Kapitalgesellschaft“ oder „Flexible Company“ zu enthalten, bzw. deren Abkürzungen „FlexKapG“ oder „FlexCo“ – V.a. für StartUps interessant – Nur 10.000 Euro Stammkapital benötigt – Ausgabe von Unternehmenswertanteilen an Mitarbeiter möglich (Anspruch auf Gewinnanteil, aber kein Stimmrecht!) Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 66 RECHTSFORMEN DER UNTERNEHMEN – KAPITALGESELLSCHAFTEN Aktiengesellschaft (AG) − Trennung von Eigentum und Leitung − Zerlegung des Grundkapitals in viele Anteile (Aktien); Grundkapital: 70.000 € − Ausgabe der Aktie darf nie unter dem Nennwert erfolgen − Handel der Aktien über die Börse möglich − Haftung der Anteilseigner ist auf die Höhe der Einlage beschränkt − besondere Vorschriften über die Veröffentlichung der Bilanzen − Firmenname enthält immer die Bezeichnung "Aktiengesellschaft" oder eine allgemein verständliche Abkürzung (z.B.: AG) − Aktiengesetz, Handelsrecht,… Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 67 RECHTSFORMEN DER UNTERNEHMEN – KAPITALGESELLSCHAFTEN Organe einer Aktiengesellschaft: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 68 RECHTSFORMEN DER UNTERNEHMEN – KAPITALGESELLSCHAFTEN − Leitung der AG liegt bei den gesetzlich vorgeschriebenen Organen, insbesondere beim Vorstand o wird für höchstens fünf Jahre bestimmt o führt die Geschäfte der AG o vertritt die AG nach außen − Aufsichtsrat setzt sich aus Vertretern der Kapitalgeber- und der Arbeitnehmerseite zusammen − Hauptversammlung entscheidet über o Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat o Gewinnverwendung o Auflösung des Unternehmens − bevorzugte Rechtsform von großen Unternehmungen mit einem hohen Kapitalbedarf Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 69 RECHTSFORMEN DER UNTERNEHMEN – KAPITALGESELLSCHAFTEN GmbH &Co KG: KG, Komplementär ist eine GmbH Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 70 RECHTSFORMEN DER UNTERNEHMEN – KAPITALGESELLSCHAFTEN Genossenschaften − Juristische Personen in Form wirtschaftlicher Vereine mit variabler Anzahl von Gesellschaftern (Grundkapital schwankt mit Mitgliederanzahl) − primärer Betriebszweck besteht in der gegenseitigen Förderung der Mitglieder − Absatzgenossenschaften − Kreditgenossenschaften Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 71 UNTERNEHMENSVERBINDUNGEN Unternehmensverbindungen allgemein Horizontal: beteiligte Unternehmen gehören derselben Stufe an Vertikal: aufeinander folgende Stufen Lateral: unterschiedliche Branchen Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 72 UNTERNEHMENSVERBINDUNGEN – ARTEN Konsortium: − Verbindung auf Zeit − zur Durchführung bestimmter abgegrenzter Projekte Kartell: − Wettbewerb unter den beteiligten, rechtlich selbständigen Unternehmen wird eingeschränkt, um bestimmte Marktmechanismen gemeinsam kontrollieren zu können − Preiskartelle, Syndikate (gemeinsame Verkaufsorganisationen) und Exportkartelle − Kartelle können durch den Gesetzgeber legalisiert werden oder aber gegen das Kartellgesetz verstoßen Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 73 UNTERNEHMENSVERBINDUNGEN – ARTEN Strategische Allianz: − innerhalb des Kooperationsbereichs Einschränkung der Handlungsfreiheiten − Marktwahl, Wettbewerbsposition und Know-how − Globalisierung − Joint Venture: bestimmte Funktionsbereiche (z.B.: Produktion, Absatz) der beteiligten Unternehmen werden in einer rechtlich selbständigen Einheit zusammengeschlossen Konzern: − hierbei werden mehrere rechtlich selbständig bleibende Unternehmen unter einer gemeinsamen Leitung zusammengefasst. Fusion: − zwei oder mehr Kapitalgesellschaften verschmelzen unter vollständiger Aufgabe ihrer rechtlichen und wirtschaftlichen Selbständigkeit zu einem neuen Unternehmen Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 74 EXKURS: BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE ALS WISSENSCHAFT Wissenschaft vom Wirtschaften der Unternehmen und deren Beziehungen zur Umwelt (Konkurrenten, Kunden, Lieferanten, Staat, Kapitalmarkt, Arbeitnehmer) Vereinfachend kann man drei mögliche Ausprägungen bzw. Erkenntnisziele der BWL unterscheiden: − Beschreibende (deskriptive) BWL: Unternehmen und unternehmerisches Handeln beschrieben und erklärt, keine Empfehlungen und Anleitungen zum Handeln erarbeitet − Praktisch-normative (entscheidungsorientierte) BWL: Beschreibung, Erklärung und Gestaltung des Unternehmensablaufs, Formalziele als gegeben unterstellt − Bekennend- bzw. ethisch-normative BWL: Diskussion erstrebenswerter Formalziele (neben der Gewinnmaximierung), wie z.B. Sozialziele für Arbeitnehmer, im Vordergrund Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 75 EXKURS: BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE ALS WISSENSCHAFT – GESCHICHTE DER BWL Handels- & Rechentechnik von handels- und landwirtschaftlichen Betrieben − rein deskriptiv (vergangene Vorgänge beschreibend) − doppelte Buchführung (jeder Geschäftsvorfall wird auf zwei Konten verbucht) stammt von dem Mathematiker Luca Pacioli (Venedig, 1494) Im Mittelalter Handlungswissenschaft: − Verhaltensregeln für einzelne Fälle; sie wurde − als Kameralwissenschaft (= Volkswirtschafts- und Finanzpolitik und Handlungswissenschaft) gelehrt − Gestaltung der Staatseinkünfte (Staat = Adel und Klerus) 18. Jahrhundert − verselbständigte Volkswirtschaftslehre (Aufschwung) − Handlungswissenschaft: "Profitlehre" Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 76 EXKURS: BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE ALS WISSENSCHAFT – GESCHICHTE DER BWL Aufschwung der BWL − Gründung der Handelshochschulen (1898 in Leipzig, St. Gallen, Aachen, Wien) − Fortentwicklung zur Allgemeinen BWL: Probleme des Industriebetriebs im Mittelpunkt Nicklisch: ethisch-normative BWL (weg von der BWL als Profitlehre) Einige wichtige Vertreter und Richtungen der BWL im 20. Jahrhundert sind: − Schmalenbach (um 1912): Rechnungswesen (Kontenrahmen, Bilanzierung, Kostenrechnung) − Gutenberg (ab 1951): Produktions- und Kostentheorie, Produktionsfunktionen; Absatztheorie; Finanzierung − Heinen (ab Ende der 60er Jahre): Entscheidungsprozesse im Betrieb im Mittelpunkt der Betrachtungen und prägte den Begriff "entscheidungsorientierte BWL". − Loitlsberger (WU, Uni Wien), Swoboda (Uni Graz) in Österreich, Schumpeter, Hayek Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 77 EXKURS: BEZIEHUNGEN DER BWL ZU ANDEREN WISSENSCHAFTEN Domschke/Scholl, 2008 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 78 EXKURS: TEILGEBIETE DER BWL Orientierung nach Wirtschaftszweigen (Branchen) − Industrie-, Handels-, Bank-, Versicherungs-, Verkehrsbetriebslehre, Wirtschaftsprüfung und Steuerwesen sowie die BWL der öffentlichen Betriebe (und Verwaltungen) Orientierung nach Funktionen − Beschaffung, Produktion, Absatz, Unternehmensführung,... Orientierung nach bestimmten Betriebsmerkmalen und Sektoren − Klein- und Mittelbetriebe − Forstliche Betriebswirtschaftslehre, Ökonomie multifunktionaler Waldmanagementsysteme, Holzindustrielles Management, BWL der Holzwirtschaft − Agrarmarketing, Agrarökonomie Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 79 2. PLANUNG 1. Unternehmen und ihr Umfeld 2. Planung 3. Entscheidung 4. Logistik und Materialwirtschaft 5. Finanzierung 6. Investition 7. Projektplanung 8. Organisation 9. Controlling Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 80 BEGRIFF DER PLANUNG Planung dient der Vorbereitung von Entscheidungen durch gedankliche Vorwegnahme zukünftiger Entwicklungen Planung: − systematischer und rationaler Prozess zur Lösung von (Entscheidungs-) Problemen unter Beachtung subjektiver Ziele − schwierig bei großer zeitlicher Reichweite, stark veränderlicher, unsicherer Umwelt und großem Informationsbedarf Betriebswirtschaftliche Entscheidungssituationen: − Schlecht strukturiert − Komplex − Erfordern innovative Lösungsansätze Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 81 BEGRIFF DER PLANUNG – ENTSCHEIDUNGSPROBLEM Ausgangssituation des zu planenden Systems: − vom Planenden nicht beeinflusst: Informationen bzw. Daten Handlungsalternativen: − verfügbare Gestaltungsmöglichkeiten zur Erreichung des angestrebten Zustandes − wirken auf beeinflussbare Tatbestände des Systems (Variablen) ein − Variablen und Daten stehen in bestimmten Wirkungszusammenhängen Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 82 BEGRIFF DER PLANUNG – ENTSCHEIDUNGSPROBLEM Zielsetzung: − Ziele bzw. -vorgaben, subjektive Einschätzung des Planungsträgers − Zielkonkurrenz Handlungsergebnisse: − Beurteilung der Handlungsalternativen − Beitrag zur Zielerreichung unter Beachtung der Wirkungszusammenhänge Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 83 MERKMALE DER PLANUNG zukunftsorientiert: − Erreichung zukünftiger Zustände bzw. die Befriedigung bestimmter Bedürfnisse − Schwierigkeit, dass zukünftige Entwicklungen unsicher und schwer prognostizierbar sind − Unvollkommenheit der verfügbaren Informationen subjektiver Prozess (Vorstellungen des Planungsträgers): − Auswahl des Planungsgegenstandes − Zielsetzungen − Planungsmethoden − Beurteilung der Ergebnisse Pfohl und Stölzle, 1997 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 84 MERKMALE DER PLANUNG Planung erfordert die Sammlung, Speicherung, Auswahl, Verarbeitung und Übertragung vielfältiger Informationen − Planungssituation (Ist-Zustand und erwartete zukünftige Zustände) − Planungsobjekt Planung ist ein (mehr oder weniger) rationaler Prozess, der auf die Erreichung bestimmter Ziele ausgerichtet ist − Ausführung in systematischer Weise − Intuition und Kreativität der Planungsträger erforderlich Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 85 PHASEN DER PLANUNG Typische Entscheidungen: Einstellung von Mitarbeitern Investitionen Standortwahl Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 86 PLANUNGSREICHWEITEN Strategische Planung (langfristig – 2 bis 10 Jahre): − in die Zukunft wirkende und in der Zukunft entstehende (Entscheidungs-) Probleme − langfristige Probleme zumeist schlecht strukturiert und vage formulierbar − z.B.: Entscheidungen über die Branchenzugehörigkeit und die Art des Vertriebssystems − Wahrung existierender und Erschließung neuer Erfolgspotentiale − Lebensfähigkeit des Unternehmens sichern Strategischer Planungsprozess: − Umweltanalyse (Chancen/Risiken): Erkunden des externen Umfelds − Unternehmensanalyse (Stärken und Schwächen) des eigenen Unternehmens − Implementierung: Strategisches Management − Kontrolle: Reaktionen auf Veränderungsnotwendigkeiten Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 87 PLANUNGSREICHWEITEN Taktische Planung (mittelfristig – mehrere Monate bis 2 Jahre): − Konkretisierung und Ausgestaltung der durch die strategische Planung vorgegebenen Rahmendaten − Entscheidungen über Leistungsprogramm, bereitzustellende Potentialfaktoren, Organisation des Unternehmens − Kapitalausstattung, Investition, Personal, Informationssysteme Operative Planung (kurzfristig – Wochen, Tage, Stunden): − Vorgaben aus den vorgelagerten Planungsstufen − Dekomposition: Kompetenzbereiche − wohldefinierte, deterministische Fragestellungen Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 88 PLANUNGSREICHWEITEN UND MANAGEMENT Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 89 MODELLE UND MODELLBILDUNG Modell − (vereinfachtes) Abbild eines realen Systems oder Problems − für bestimmten Zweck − isomorphes bzw. strukturgleiches Modell − homomorphes bzw. strukturähnliches Modell Wirklichkeit Modell (Domschke und Scholl 2008) Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 90 MODELLE UND MODELLGESTÜTZTE PLANUNG Deterministische einkriterielle Optimierungsmodelle deterministisches Modell mit einer einzigen zu maximierenden oder zu minimierenden Zielfunktion zugrunde liegende Daten und Wirkungszusammenhänge sind mit Sicherheit bekannt bzw. hinreichend genau prognostizierbar Lösungsmenge kann eindeutig definiert werden Gesuchte optimale Lösung (bzw. eine von mehreren) lässt sich aufgrund der Zielfunktion eindeutig identifizieren Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 91 MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – LINEARES OPTIMIERUNGSMODELL Bestandteile: lineare Zielfunktion − zu maximieren (z.B.: Gewinn, Deckungsbeitrag) − zu minimieren (z.B.: Kosten) Menge an linearen Nebenbedingungen Lösung: Aufstellen der Funktionen graphische Lösung rechnerische Lösung Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 92 MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – KNAPSACK-PROBLEM (RUCKSACK-PROBLEM) Annahme: ein Unternehmen kann mit einer begrenzten Ressource unterschiedliche Produkte herstellen Mengen der Produkte sind so auszuwählen, dass bei einzuhaltender Kapazität der Ressource ein maximaler Deckungsbeitrag erzielt wird. − Anzahl der verfügbaren Produkte: n − Deckungsbeitrag uj von Produkt j = 1,...,n; − Zeitbedarf gj. − Kapazität der Ressource: G − Ganzzahlige, nichtnegative Variablen xj, die für jedes Produkt anzeigen, in welcher Menge es produziert wird Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 93 MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – KNAPSACK-PROBLEM (RUCKSACK-PROBLEM) Zielfunktion: Nebenbedingungen: 𝑥𝑥𝑗𝑗 ∈ 𝑁𝑁 Anwendungsbeispiele: Investitionsprogrammplanung bei festem Budget Produktionsprogrammplanung bei einem Engpass Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 94 MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – KNAPSACK-PROBLEM (RUCKSACK-PROBLEM) Beispiel: Betrieb produziert vier Produkte A, B, C und D Alle vier Produkte durchlaufen einen Engpass (z.B.: eine Spezialmaschine, die in der Abrechnungsperiode 1.500 Stunden genutzt werden kann). Die Durchlaufzeiten der einzelnen Produkte auf der Engpasseinheit sind gegeben. Wie soll das Produktionsprogramm der nächsten Periode aussehen? Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 95 MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – KNAPSACK-PROBLEM (RUCKSACK-PROBLEM) Lösung Knapsack-Problem: Überprüfen, ob ein Engpass vorliegt − Erforderliche Zeit (alle Produkte) − Verfügbare Zeit (Engpasseinheit) Errechnung der relativen Deckungsbeiträge: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 96 MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – KNAPSACK-PROBLEM (RUCKSACK-PROBLEM) Bestimmung des optimalen Programmes: in den verbleibenden 4.800 Minuten wird das Produkt D erzeugt. Nachdem ein Stück D den Engpass 2 Minuten in Anspruch nimmt, können 2.400 Stück von Produkt D erzeugt werden. das optimale Produktionsprogramm lautet: 7.200C + 6.000A + 12.000B + 2.400D Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 97 MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – LINEARES OPTIMIERUNGSMODELL Beispiel: Planung des Anbauprogramms eines Marktfruchtbetriebs Zielsetzung: die Produktionskapazitäten sind so zu nutzen, dass der maximale Gesamtdeckungsbeitrag erzielt wird Der betrachtete Betrieb verfügt über eine Ackerfläche von 100 ha und ein Arbeitszeitkontingent von 2.400 Arbeitskraftstunden Auf der Ackerfläche kann Weizen oder Kartoffel produziert (angebaut) werden Deckungsbeitrag für Weizen: 1.000 GE/ha Deckungsbeitrag für Kartoffel: 4.000 GE/ha (Mußhoff/Hirschauer, 2010) Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 98 LINEARES OPTIMIERUNGSMODELL Pro produziertem Hektar Weizen werden 10 Arbeitsstunden und pro produziertem Hektar Kartoffel werden 30 Arbeitsstunden benötigt Ziel: Maximiere Gesamtdeckungsbeitrag Entscheidungsvariablen − Anbaufläche für Weizen (uWe) und Kartoffeln (uKa) Fragestellung: wie viele Mengeneinheiten (ME) beider Produkte sind je herzustellen, sodass die Summe der Deckungsbeiträge maximiert wird? Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 99 MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – LINEARES OPTIMIERUNGSMODELL Zielfunktion: Nebenbedingungen: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 100 MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – LINEARES OPTIMIERUNGSMODELL Graphische Darstellung des Problems: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 101 MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – LINEARES OPTIMIERUNGSMODELL Ermittlung des optimalen Produktionsprogramms: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 102 MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – TRANSPORTPROBLEM Transportkosten cij sollen minimiert werden Zielfunktion: Nebenbedingungen: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 103 MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – TRANSPORTPROBLEM Beispiel: Matrixminimum-Methode 3 Anbieter: m = 3 4 Nachfrager: n = 4 Angebotsmengen ai: a1 = 6, a2 = 7, a3 = 6 Nachfragemengen bj: b1 = 2, b2 = 5, b3 = 7, b4 = 5 Transportkosten cij bei Transport einer ME von Anbieter i zum Nachfrager j Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 104 MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – TRANSPORTPROBLEM Lösung: klassisches Transportproblem Ergänzung um ai (Kapazität) und bj (Bedarf): Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 105 MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – TRANSPORTPROBLEM Lösung: klassisches Transportproblem 1. Schritt: 2. Schritt: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 106 MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – TRANSPORTPROBLEM Lösung: klassisches Transportproblem 3. Schritt: 4. Schritt: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – TRANSPORTPROBLEM Lösung: klassisches Transportproblem 5. Schritt: 6. Schritt: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – TRANSPORTPROBLEM Lösung: klassisches Transportproblem Nach 6 Schritte wird eine Lösung gefunden Lösung: − von Anbieter 1 → 5 ME zu Nachfrager 2 − von Anbieter 1 → 1 ME zu Nachfrager 4 − von Anbieter 2 → 3 ME zu Nachfrager 3 − von Anbieter 2 → 4 ME zu Nachfrager 4 − von Anbieter 3 → 2 ME zu Nachfrager 1 − von Anbieter 3 → 4 ME zu Nachfrager 3 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 109 MODELLGESTÜTZTE PLANUNG – TRANSPORTPROBLEM Lösung: klassisches Transportproblem − von Anbieter 1 → 5 ME zu Nachfrager 2 − von Anbieter 1 → 1 ME zu Nachfrager 4 − von Anbieter 2 → 3 ME zu Nachfrager 3 − von Anbieter 2 → 4 ME zu Nachfrager 4 − von Anbieter 3 → 2 ME zu Nachfrager 1 − von Anbieter 3 → 4 ME zu Nachfrager 3 Transportkosten: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 110 3. ENTSCHEIDUNG 1. Unternehmen und ihr Umfeld 2. Planung 3. Entscheidung 4. Logistik und Materialwirtschaft 5. Finanzierung 6. Investition 7. Projektplanung 8. Organisation 9. Controlling Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 111 GRUNDLAGEN DER ENTSCHEIDUNGSTHEORIE Treffen von Entscheidungen, die darin bestehen, eine Handlungsalternative aus einer Menge möglicher Alternativen auszuwählen normative (präskriptive) Entscheidungstheorie: − Entwicklung von Richtlinien zur rationalen Auswahl von Handlungsalternativen − Annahme: Rationalität als sinnvolle und zweckmäßige Grundeinstellung eines wirtschaftlich handelnden Entscheidungsträgers empirisch-realistische (deskriptive) Entscheidungstheorie: − Entscheidungsverhalten von Menschen − Erklärung mittels empirisch gehaltvoller Hypothesen − enge Bezüge zur Soziologie und zur Psychologie Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 112 ENTSCHEIDUNGSTHEORIE „optimale“ Handlungsalternative auswählen Handlungsalternativen = Aktionen = Strategien: − a1,…,ai,…,am Situationen = Szenarien = Umweltlagen: − s1,…,sj,…,sn − Wahrscheinlichkeiten p1,...,pn für das Eintreffen dieser Umweltlagen s1,..,sn Ziele des Entscheidungsträgers: − z1,…,zh,…,zk Ergebnisse: − ehij Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 113 ENTSCHEIDUNGSTHEORIE Ergebnismatrix E = (eij) für Modell mit 1 Ziel (k = 1) p1 pj pn s1 … sj … sn a1 e11 e1j e1nj ai ei1 eij ein am em1 emj emn Entscheidungsmatrix: Ergebnismatrix wird in eine Nutzenmatrix transformiert, indem sie mittels einer Nutzenfunktion bewertet wird Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 114 ENTSCHEIDUNGSSITUATIONEN Entscheidung unter Sicherheit Deterministisches Entscheidungsmodell Entscheidung unter Unsicherheit Entscheidung unter Risiko − Eintrittswahrscheinlichkeiten pj für die Umweltlagen sj bekannt − Stochastisches Entscheidungsmodell Entscheidung unter Ungewissheit − Keine Informationen über Eintrittswahrscheinlichkeiten der möglichen Umweltlagen Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 115 ENTSCHEIDUNGSSITUATIONEN – ENTSCHEIDUNG UNTER RISIKO Beispiel: Erneuerung des betrieblichen Maschinenparks Handlungsalternativen: − a1: Ersatzinvestition − a2: Erweiterungsinvestition − a3: Rationalisierungsinvestition Umweltlagen = Szenarien − s1: Rezession, p1 = 0,1 − s2: Stagnation, p2 = 0,2 − s3: langsames Wachstum, p3 = 0,5 − s4: beschleunigtes Wachstum, p4 = 0,2 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 116 ENTSCHEIDUNGSSITUATIONEN – ENTSCHEIDUNG UNTER RISIKO Beispiel: Erneuerung des betrieblichen Maschinenparks pj 0,1 0,2 0,5 0,2 s1 s2 s3 s4 a1 2 5 7 3 a2 6 3 5 4 a3 4 8 4 5 a4 2 4 7 3 Zielsetzung: maximiere Umsatz Eliminiere ineffiziente Alternativen − Eliminierung einer Alternative dann, wenn aq in allen Szenarien mindestens so gut abschneidet wie ai und in mindestens einem Szenario besser ab als ai − eliminiere Alternative a4 (weil a1 besser oder gleich) Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 117 ENTSCHEIDUNGSSITUATIONEN – ENTSCHEIDUNG UNTER RISIKO Entscheidungsregeln bzw. -kriterien n Erwartungswert µ= ( ai ) ∑p j =1 j ⋅ eij n Standardabweichung, Risikomaß σ (a= i) ∑p j =1 j ⋅ ( eij − µ ( ai )) 2 Semivarianz ∑ j ρ 2 (ai ) =p ⋅ (max {0, µ ( ai ) − eij }) 2 Präferenzfunktion: Kombination von 𝜇𝜇 und 𝜎𝜎 𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜𝑜 𝜌𝜌 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 118 ENTSCHEIDUNGSSITUATIONEN – ENTSCHEIDUNG UNTER RISIKO größtes durchschnittliches Ergebnis: µ − Regel µ (a i ) max = = *{µ (a i ) | i 1,..., m} Risikominimierung: σ − Regel σ (a i ) min = = * {σ (a i ) | i 1,..., m} ρ − Regel ρ (a i ) min = = * {ρ (a i ) | i 1,..., m} Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 119 ENTSCHEIDUNGSSITUATIONEN – ENTSCHEIDUNG UNTER RISIKO Nach Eliminierung von a4, werden nur noch a1 bis a3 betrachtet Präferenzfunktion μ σ ρ Ф=μ-σ a1 5,3 1,9 1,5 3,4 a2 4,5 0,9 0,7 3,6 a3 5,0 1,6 0,8 3,5 Präferenzfunktionen: − Risikosympathie (-freude): − Risikoneutralität: − Risikoaversion: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 120 ENTSCHEIDUNGSSITUATIONEN – ENTSCHEIDUNG UNTER RISIKO Iso-Präferenzlinien – Nutzenfunktionen 4 4 4 3 3 3 2 2 2 1 1 1 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 Risikosympathie Risikoneutralität Risikoaversion Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 121 ENTSCHEIDUNGSSITUATIONEN – ENTSCHEIDUNG UNTER UNGEWISSHEIT Entscheidungsregeln und -kriterien Maximin-Regel − Jede Alternative wird dem erzielbaren Mindestgewinn bewertet − Maximiere den Mindestgewinn − sehr risikoscheue Entscheidungshaltung Maximax-Regel − Risikofreudige, optimistische Entscheidungsträger Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 122 ENTSCHEIDUNGSSITUATIONEN – ENTSCHEIDUNG UNTER UNGEWISSHEIT Hurwicz-Regel − Kombination aus Maximin- und Maximax-Regel − Optimismusparameter λ: Maß für die Risikofreude des Entscheidungsträgers Laplace-Regel − wählt jene Alternative, für die der durchschnittliche Gewinn am größten ist − risikoneutrage Einstellung des Entscheidungsträgers Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 123 ENTSCHEIDUNGSSITUATIONEN – ENTSCHEIDUNG UNTER UNGEWISSHEIT Regret-Regel − der Regret-Wert gibt an, wie viel Gewinn man bei Eintreten von Szenario j gegenüber der besten Alternative verschenkt, wenn man ai wählt − bei der gewählten Alternative ist der maximal verschenkte Gewinn am geringsten R= rij= max {ehj | h= 1,..., m} − eij Φ = (ai ) max {= rij | j 1,..., n} Φ (ai* ) = min {Φ (ai ) | i = 1,..., m} Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 124 ENTSCHEIDUNGSSITUATIONEN – ENTSCHEIDUNG UNTER UNGEWISSHEIT Beispiel Im Gegensatz zur Entscheidung unter Risiko, sind keine Wahrscheinlichkeiten gegeben Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 125 ENTSCHEIDUNGSSITUATIONEN – ENTSCHEIDUNG UNTER UNGEWISSHEIT Regret-Regel: eintragen des verschenkten Gewinns gegenüber den anderen Alternativen je Szenario Ausgangstabelle: s1 s2 s3 s4 a1 1 7 9 3 a2 6 4 5 4 a3 6 6 3 7 a4 4 8 3 5 Ergebnistabelle für Regret-Regel: s1 s2 s3 s4 Ф (ai) a1 5 1 0 4 5 a2 0 4 4 3 4 a3 0 2 6 0 6 a4 2 0 6 2 6 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 126 MEHRZIEL-PROBLEME Entscheidung bei Sicherheit und mehreren Zielen: Mehrzielprobleme Zielbeziehungen − Komplementär − Konkurrierend − Indifferent Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 127 MEHRZIEL-PROBLEME – LÖSUNG VON ZIELKONFLIKTEN Lexikographische Ordnung − Zielhierarchie, zum Beispiel (Z2>>Z1>>Z4>>Z3) 2 1 4 3 Z1 Z2 Z3 Z4 a1 2 4 10 6 a2 4 3 16 8 a3 2 4 10 17 a4 8 0 0 20 a5 14 2 12 8 Zieldominanz − Hauptziel, Nebenziel mit Anspruchsniveau Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 128 MEHRZIEL-PROBLEME – LÖSUNG VON ZIELKONFLIKTEN Zielgewichtung Z1 Z2 Z3 Z4 Ф (ai) a1 2 4 10 6 4,4 a2 4 3 16 8 5,6 a3 2 4 10 17 6,6 a4 8 0 0 20 6,4 a5 14 2 12 8 7,8 λh 0,3 0,4 0,1 0,2 Zielgewichte: λ1 ,...λh ,...λk k ∑λ h =1 h =1 k Φ (ai ) = ∑λ h =1 h ⋅ eih Φ (ai* ) = max {Φ (ai ) | i = 1,..., m} Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 129 MEHRZIEL-PROBLEME – NUTZWERTANALYSE Nutzenermittlung bei Sicherheit und mehreren Zielen Kritik an der Nutzwertanalyse: − Intuition des Entscheidungsträgers bei der Bestimmung der Zielgewichte, Gewichtung ist subjektiv − Multiattributive Nutzentheorie − Nicht alle Ziele sind quantifizierbar − Interpretierbarkeit − Bestehende Zusammenhänge werden ignoriert Bewertung von F&E-Vorhaben, Produktideen, Standorten Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 130 MEHRZIEL-PROBLEME – NUTZWERTANALYSE 1. Schritt: Formuliere Ziele (Kriterien) 2. Schritt: Festlegung von Zielgewichten − Gewicht λh= Quotient aus der Anzahl von Fällen, in denen das Kriterium h als wichtiger als ein anderes Kriterium eingeschätzt wird und der Gesamtanzahl k · (k-1)/2 der Vergleiche − Verteilungsmethode: Vorgabe einer Gesamtpunktzahl und Bestimmung der relativen Gewichte 3. Schritt: Festlegung subjektiver Nutzenwerte − Kriterien werden unabhängig voneinander betrachtet − Rangfolge, Erfüllungsgrad Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 131 MEHRZIEL-PROBLEME – NUTZWERTANALYSE Beispiel: Ein Unternehmen plant die Errichtung einer zweiten Produktionsstätte. Es kommen vier Standorte in Frage (A-D), die nach 6 verschiedenen Kriterien mit jeweils unterschiedlichem Gewicht bewertet werden. Jeder Standort wird bezüglich der einzelnen Kriterien auf einer Skala von 1 (schlecht) bis 9 (sehr gut) bewertet. Welcher Standort soll nach der Nutzwertanalyse gewählt werden? Gewicht A B C D 1) Arbeitsmarkt 0,25 9 5 6 8 2) Transportwege 0,20 6 6 5 4 3) Nähe zu Lieferanten 0,20 3 4 4 6 4) Nähe zum Absatzmarkt 0,15 7 4 6 5 5) Lebensqualität 0,10 3 4 6 1 6) Steuerliche Belastung 0,10 3 7 7 5 www.rheinahrcampus.de/wings/Nutzwertanalyse.pdf Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 132 MEHRZIEL-PROBLEME – NUTZWERTANALYSE Lösung Nutzwertanalyse: k Gesamtnutzen: Ni = ∑λh =1 h ⋅ uih Gewicht A B C D 1) Arbeitsmarkt 0,25 9 5 6 8 2) Transportwege 0,20 6 6 5 4 3) Nähe zu Lieferanten 0,20 3 4 4 6 4) Nähe zum Absatzmarkt 0,15 7 4 6 5 5) Lebensqualität 0,10 3 4 6 1 6) Steuerliche Belastung 0,10 3 7 7 5 Nutzwerte 5,7 4,95 5,5 5,35 Wahl der Alternative mit dem größten Gesamtnutzen (Alternative A) Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 133 MEHRZIEL-PROBLEME – PROMETHEE-METHODE Beispiel: Ein Unternehmen plant die Errichtung einer zweiten Produktionsstätte. Es kommen 4 Standorte in Frage, die nach 6 verschiedenen Kriterien mit jeweils unterschiedlichem Gewicht bewertet werden. Jeder Standort wird bezüglich der einzelnen Kriterien auf einer Skala von 1 (schlecht) bis 9 (sehr gut) bewertet. Welcher Standort soll nach der Promethee-Methode gewählt werden? Gewicht A B C D 1) Arbeitsmarkt 0,25 9 5 6 8 2) Transportwege 0,20 6 6 5 4 3) Nähe zu Lieferanten 0,20 3 4 4 6 4) Nähe zum Absatzmarkt 0,15 7 4 6 5 5) Lebensqualität 0,10 3 4 6 1 6) Steuerliche Belastung 0,10 3 7 7 5 www.rheinahrcampus.de/wings/Nutzwertanalyse.pdf Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 134 MEHRZIEL-PROBLEME – PROMETHEE-METHODE Lösung Promethee-Methode: Tabelle aus der Angabe: Gewicht A B C D 1) Arbeitsmarkt 0,25 9 5 6 8 2) Transportwege 0,20 6 6 5 4 3) Nähe zu Lieferanten 0,20 3 4 4 6 4) Nähe zum Absatzmarkt 0,15 7 4 6 5 5) Lebensqualität 0,10 3 4 6 1 6) Steuerliche Belastung 0,10 3 7 7 5 Vergleich von A und B bzw. von B und A Π ( A, B )= 0, 25 ⋅ (9 − 5) + 0,15 ⋅ (7 − 4)= 1, 45 Π ( B, A) = 0, 2 ⋅ (4 − 3) + 0,1 ⋅ (4 − 3) + 0,1 ⋅ (7 − 3) = 0, 7 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 135 MEHRZIEL-PROBLEME – PROMETHEE-METHODE Vergleich jedes Standorts mit jedem anderen Ergebnismatrix: A B C D π+ A - 1,45 1,10 1,15 3,70 B 0,70 - 0,20 0,90 1,80 C 0,90 0,75 - 1,05 2,70 D 0,80 1,30 0,90 - 3,00 π- 2,40 3,50 2,20 3,10 Gesamtvorteil jedes einzelnen Standortes: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 136 MEHRZIEL-PROBLEME – NUTZWERTANALYSE UND PROMETHEE-METHODE Beispiel: Ein Unternehmen möchte expandieren und einen weiteren Produktionsstandort eröffnen. Es wurden drei mögliche Standorte ermittelt und anhand von vier Kriterien auf einer Skala von 1-15 bewertet. Sie werden damit beauftragt, die endgültige Auswahl des neuen Standortes zu treffen. Die ermittelten Daten sind in folgender Tabelle dargestellt: Führen Sie eine Nutzwertanalyse durch! Welcher Standort sollte gewählt werden? Begründen Sie Ihre Antwort! Bestimmen Sie den besten Standort mit Hilfe der Promethee Methode! Welcher Standort sollte nun gewählt werden? Begründen Sie Ihre Antwort! Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 137 4. LOGISTIK UND MATERIALWIRTSCHAFT 1. Unternehmen und ihr Umfeld 2. Planung 3. Entscheidung 4. Logistik und Materialwirtschaft 5. Finanzierung 6. Investition 7. Projektplanung 8. Organisation 9. Controlling Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 138 LOGISTIK UND MATERIALWIRTSCHAFT Bereitstellung Lagerung Transport Verpackung Kommissionierung Wichtige Funktion durch: − wachsenden internationalen Güteraustausch − Auslagerung (Outsourcing) von Unternehmensaktivitäten Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 139 LOGISTIK alle Tätigkeiten zur Bereitstellung von Gütern − richtige Menge und Qualität − zum richtigen Zeitpunkt − am richtigen Ort − zu den dafür minimalen Kosten Logistikkosten am Umsatz: − Produktionsunternehmen ca. 10-15 % − Handelsunternehmen ca. 25 % Hauptanteile: − außerbetrieblicher Transport − Auslieferungslager Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 140 EBENEN DER LOGISTIK Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 141 TEILBEREICHE DER LOGISTIK Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 142 MATERIALLOGISTIK Beschaffungs- und Produktionslogistik etwa ⅓ des Vermögens von Unternehmen in Vorräten gebunden großes Potential an Rationalisierung in der Logistik − Kooperationen zwischen Unternehmen und Lieferanten (Automobilindustrie) − Weiterentwicklung von Informationssystemen Logistische Prozesse haben Auswirkung auf Kosten und Erlöse − höhere Preise bei bestimmten (hohen) Versorgungs- und Lieferservice Lang-, mittel- oder kurzfristige Entscheidungen Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Institut für Produktionswirtschaft und Logistik @ BOKU 143 LAGER