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Heinrich Heine University Düsseldorf

Dr. Astrid Zipfel

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Mediengewalt Katharsis-These Medien Gewalt

Summary

This document presents lecture notes on the Katharsis-These in the context of media violence. It discusses the concept of katharsis, its origins, and various perspectives, including the theories of Aristoteles, Sigmund Freud, and Konrad Lorenz. It also provides an overview of studies related to media violence and catharsis.

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Katharsis-These Vorlesung „Medien und Gewalt“ Wintersemester 2024/25 Dr. Astrid Zipfel 21.11.2024 hhu.de Inhalt 1. Begriff 2. These 3. Studie von Feshbach 1961 4. Forschung zu Randbedingungen...

Katharsis-These Vorlesung „Medien und Gewalt“ Wintersemester 2024/25 Dr. Astrid Zipfel 21.11.2024 hhu.de Inhalt 1. Begriff 2. These 3. Studie von Feshbach 1961 4. Forschung zu Randbedingungen 5. Wichtige Punkte 2 hhu.de 1. Begriff 3 hhu.de 1. Begriff Katharsis (griechisch) = Reinigung Ursprünge in der Medizin  Hippokrates: Reinigung im Sinne der Ausscheidung von etwas Negativem, das krank macht https://commons.wikimedia.org/wiki/File: Bayerische_Staatsbibliothek_Statue_des _Hippokrates_Muenchen-2.jpg 4 Messner / Friese 2019, S. 101 hhu.de 1. Begriff Katharsis in der antiken griechischen Philosophie  Seelische Reinigung  Konsequenz = sittliches Verhaltens, das Staat und Gesellschaft nützt Aristoteles (Theorie der Tragödie => Poetik):  Reinigung als Effekt der (auf bestimmte Weise aufgebauten) Tragödie  Am Anfang riskantes, aber erfolgreiches Handeln des Helden => Furcht  Verstoß des Helden gegen göttliche Gebote und Bestrafung => Mitleid https://commons.wikimedia.org/wiki/File:  Das Mitvollziehen tragischer Ereignisse führt über das Erregen von Aristotle_transparent.png Furcht und Mitleid zur Reinigung der Affekte und geistiger Erneuerung  Von einer Aggressionsabfuhr ist bei Aristoteles nicht die Rede 5 Freitag / Zeitter 1999; Kunczik / Zipfel 2006, S. 28; 90-92; Gentile 2013; Messner / Friese 2019, S. 101; Zipfel 2019, S. 32f. hhu.de 1. Begriff Katharsis in der Psychoanalyse (Sigmund Freud / Josef Breuer)  Mechanismus zur Bewältigung von Traumata durch das erneute Durchleben mit diesen Erfahrungen verbundener Gefühle  Relevant ist Ausleben eigener Emotionen, nicht die Beobachtung des Handelns anderer https://de.wikipedia.org/wiki/Sigmund_Freud#/media/Datei Sigmund_Freud,_by_Max_Halberstadt_(cropped).jpg Katharsis in der Verhaltensforschung (Konrad Lorenz)  Aggression als wichtiger menschlicher Trieb  Sich ständig aufbauende aggressive Energie muss sich irgendwann entladen, was Erleichterung bewirkt und weiteres aggressives Handeln unwahrscheinlicher macht. https://www.swr.de/swrkultur/wissen/archivra dio/konrad-lorenz-1952-wie-man-mit- gaensen-spricht-102.html 6 Freitag / Zeitter 1999; Kunczik / Zipfel 2006, S. 28; 90-92; Gentile 2013; Messner / Friese 2019, S. 101; Zipfel 2019, S. 32f. hhu.de 1. Begriff Katharsis und die Frustrations-Aggressions-These (z.B. Dollard):  Katharsis im Sinne einer Reduktion von Aggression durch aggressives Handeln oder Phantasie-Aggression (Reduktion von Frustration wegen Verzichts auf Aggressionshandlungen) 7 Zipfel 2019, S. 32f. hhu.de 1. Begriff Entwicklung des Begriffsverständnisses Katharsis … durch Beobachtung der Gefühle anderer durch eigenes Handeln ohne Existenz negativer Empfindungen im Anschluss an die Entstehung negativer Gefühle 8 Freitag / Zeitter 1999; Gentile 2013; Zipfel 2019, S. 32f. hhu.de 2. These 9 hhu.de 2. These Katharsisthese in der Medien-und-Gewaltforschung:  Annahme, dass Medieninhalte es ermöglichen, Gewalt an fiktiven Modellen zu beobachten und in der Phantasie intensiv mitzuvollziehen.  Diese „Phantasie-Aggression“ verringert die Bereitschaft zu realem Gewaltverhalten und bewirkt einen unschädlichen Abbau von Aggressionsneigungen. 10 Zipfel 2019, S. 32ff. hhu.de 2. These Aristotelische Katharsis vs. Katharsis-These der Medien-und-Gewaltforschung Aristoteles Katharsis-These Gegenstand Verschiedene Affekte Violente Affekte Effekt Kognitive und emotionale Spannungsabbau Läuterung Dauer Langfristig Kurzfristig Bedingungen Existenz bestimmter Stilmittel Keine Berücksichtigung in der Tragödie klassischer Katharsis-These  unverdientes Unglück einer edlen Person Übliche Muster von  Ereignisse zwischen Freunden Mediengewalt entsprechen nicht  Ursache = Unfall / Fehler / Zufall denen der Tragödie (nicht Feindseligkeit) 11 Freitag / Zeitter 1999; Gentile 2013; Zipfel 2019, S. 33. hhu.de 3. Studie von Feshbach 1961 12 hhu.de 3. Studie von Feshbach 1961 Methodik  Versuchspersonen: männliche College-Studenten in den USA (N = 101)  Verärgerung der Hälfte der Probanden durch Beleidigung (kritische Bemerkungen zu intellektueller Motivation und emotionaler Reife)  Stimulusmaterial:  Violent: Preisboxkampf https://newsroom.ucla.edu/stories/in-  Neutral: Konsequenzen der Verbreitung eines Gerüchts in einer Fabrik memoriam-seymour-feschbach-95- psychology  Abhängige Variablen:  Wortassoziationstest:  Präsentation der Worte „wash, choke, travel, massacre, walk, murder, relax, stab, sleep, torture, listen  Probanden sollen Assoziationen zu jedem Wort notieren.  Messung der Violenz über Anzahl aggressiver Assoziationen unter den ersten 10 Antworten auf aggressive Stimulusworte  Einstellungen zum Versuchsleiter (gemessen über 6 Fragen) 13 hhu.de 3. Studie von Feshbach 1961 Messung der Einstellung zum Versuchsleiter (Verwendung von 6 der folgenden 8 Fragen, wobei Feshbach nicht offenlegt, welche davon dies waren) 14 Feshbach 1955, S. 6 hhu.de 3. Studie von Feshbach 1961 Design der Studie Violenter Film Neutraler Film (Gerücht (Preisboxkampf) in einer Fabrik) Verärgerung H1: Aggressions- reduktion Keine Verärgerung H2: Aggressions- steigerung 15 hhu.de 3. Studie von Feshbach 1961 Ergebnisse Boxkampf Gerücht Aggressions- niveau beleidigt Wortassoziationstest 24,5 < (s) 28,9 H1: nicht beleidigt Wortassoziationstest 27,7 > (n.s.) 25,3 H2: nur Tendenz beleidigt Einstellungsmessung 14,6 < (s.) 19,5 H1: nicht beleidigt Einstellungsmessung 13,7 < (n.s.) 15,0 H2: (Tendenz in Gegenrich- Beleidigte Vpn / aggressiver Film: Weniger Aggression als beleidigte Vpn / neutraler Film tung Nicht beleidigte Vpn / aggressiver Film: Mehr violente Wortassoziationen, aber weniger negative Bewertung des Versuchsleiters als nicht beleidigte Vpn / neutraler Film (nicht signifikant) 16 hhu.de 3. Studie von Feshbach 1961 Kritik an der Studie von Feshbach:  Die Annahme einer Gewaltsteigerung durch den violenten Film bei nicht verärgerten Probanden ist nicht konsistent bestätigt worden.  Es fehlt eine Vorher-Messung, so dass unklar ist, ob die Beleidigung zu Verärgerung geführt hat.  Eine Aggressionsreduktion bei den beleidigten Vpn, die den violenten Film gesehen haben, ist durch die fehlende Vorhermessung ebenfalls nicht nachgewiesen.  Die Ergebnisse können auch durch eine Aggressionssteigerung der verärgerten Gruppe mit dem neutralen Film zustande gekommen sein.  Zweifel an der Eignung des Stimulus-Materials:  Ist der Boxfilm wirklich violent (sportlicher Wettkampf nach Regeln)?  Ist der Film über die Auswirkungen von Gerüchten neutral oder nicht eher ein Film über psychische Gewalt?  Die Befunde von Feshbach konnten in einer weiteren Studie nicht repliziert werden. 17 Kunczik / Zipfel 2006, S. 87-89; Zipfel 2019, S. 34. hhu.de 3. Studie von Feshbach 1961 Spätere Relativierung der eigenen Position: „Die Ergebnisse zeigen mir, dass die Bedingungen, unter denen eine Katharsis auftreten kann, nicht alltäglich sind, während die aggressionsfördernden Bedingungen sehr viel häufiger vorkommen.“ (Feshbach 1989, S. 71) 18 hhu.de 4. Forschung zu Randbedingungen 19 hhu.de 4. Forschung zu Randbedingungen Bedingung 1: Erregung / Aggression als Voraussetzung  Annahme: Aggression kann nur abgebaut werden, wenn sie vorhanden ist.  Befunde: Kathartische Effekte zeigen sich am ehesten bei verärgerten ProbandInnen.  Auch diese Studien sind allerdings methodisch problematisch. 20 Zipfel 2019, S. 35 hhu.de 4. Forschung zu Randbedingungen Bedingung 2: Charakteristika der Handlung  Annahme: Dramaturgischer Aufbau und Identifikationspotenzial als Voraussetzung (Versuch der Rückführung auf Aristoteles) ⇒ Experiment von Kepplinger / Uhrig (2010): ⇒ Experimentalgruppe 1: Gekürzte Fassung (30 Minuten) des Films „Little Big Man“, in dem die bei Indianern aufgewachsene Hauptperson sieht, wie ihr Stamm von amerikanischen Truppen getötet wird. ⇒ Experimentalgruppe 2: Zweiminütige Szene, die das Massaker ohne Vorgeschichte zeigt. ⇒ Kontrollgruppe: Naturfilm ⇒ Messung der AV durch Wortassoziationstest, Szenariotechnik, Abfrage von Einstellungen zu Gewalt ⇒ Dramaturgisch inszenierte Gewalt bewirkte das höchste Aggressionsniveau, das noch höher war als bei der reinen Gewaltszene, von der das höchste Gewaltlevel erwartet wurde => Keine Bestätigung der Annahmen.  Sichtbarkeit der Konsequenzen für das Opfer als Voraussetzung ⇒ Erklärung als Inhibition von Aggression durch Angst vor den Konsequenzen von Gewalt bzw. als „negatives Lernen“, das aber nur unter speziellen inhaltlichen Bedingungen eintritt (Grimm 1999, S. 723) 21 Zipfel 2019, S. 35f. hhu.de 4. Forschung zu Randbedingungen Bedingung 3: Interaktivität  Annahme: Eintreten von Katharsis-Effekten bei Möglichkeit der „eigenen“ Gewaltausübung (vs. bloßer Beobachtung) bei der Nutzung interaktiver Medien. Studien von Mahood (2008):  Generell aggressive Spieler eines violenten Spiels (Mortal Kombat bzw. James Bond) zeigten nach dem Spiel weniger Aggressivität (Kognitionen, Affekte, Verhaltens- absichten) als Spieler eines nicht-violenten Spiels (Gran Turismo, Tetris Arcade).  Bei Spielern ohne violente Persönlichkeit war eine höhere Aggressivität nach dem violenten als nach dem nicht-violenten Spiel festzustellen.  Diese Befunde galt allerdings nicht für alle untersuchten abhängigen Variablen gleichermaßen. 22 Kunczik / Zipfel 2010, S. 142-145; Zipfel 2019, S. 36 hhu.de 4. Forschung zu Randbedingungen Studie von Mahood und Cicchirillo (2008):  Nach dem Spielen mit einem bewegungssensitiven Controller zeigen Spieler eines violenten Spiels (Shattered Blade) weniger violente Affekte als Spieler eines violenten Sportspiels (Wii Sports: Boxen) oder Spieler eines nicht-violenten Sportspiels (Wii Sports: Baseball).  Problematik:  Kein Within-Subject-Design, sondern nur Gruppenvergleiche  Keine vorherige Verärgerung der ProbandInnen  Keine Verhaltensmessung  Keine Kontrolle anderer Spieleigenschaften, insbesondere des Schwierigkeitsgrades, der Spieleberichten zufolge beim nicht-violenten Baseballspiel relativ hoch ist, wohingegen beim violenten Spiel auch ohne Erfahrung mit eher ungezieltem Handeln Erfolge möglich sind. 23 Kunczik / Zipfel 2010, S. 142-145; Zipfel 2019, S. 36 hhu.de 4. Forschung zu Randbedingungen Bedingung 4: Motivation zum Aggressionsabbau  Annahme: Katharsis-Effekte treten ein, wenn die Motivation zum Aggressionsabbau vorhanden ist.  Theoretischer Hintergrund: „Goal Model of Catharsis“ (Denzler / Förster 2012)  Nur instrumentelle Aggression kann aggressiven Zustand reduzieren.  Mit Ziel-Erreichung verliert Aggression ihre Funktion und die bis dahin nützliche erhöhte Zugänglichkeit violenter Konzepte erlischt.  Wird das Ziel nicht erreicht, kommt es nur zur Aktivierung aggressionsbezogener gedanklicher Konstrukte und dementsprechend zu einer Steigerung der Aggressivität 24 Messner / Friese 2019, S. 101; Zipfel 2019, S. 37 hhu.de 4. Forschung zu Randbedingungen Studie von Denzler / Förster / Liberman 2009 Ergebnis:  Bei (aggressiver und nicht aggressiver) Zielerfüllung sinkt die Zahl der violenten Assoziationen, bei Zielfrustration bleibt sie gleich.  Bei Zielfrustration werden mehr negative Bilder gewählt als bei aggressiver und nicht-aggressiver Zielerfüllung.  Kurzfristig wirkt Gewalt gegen Provokateur kathartisch, langfristig kann es aber zur Förderung von Aggressionen kommen (d.h. friedliche Konfliktlösung wäre die bessere Option). 25 Werth / Seibt / Mayer 2020, S. 347 hhu.de 4. Forschung zu Randbedingungen Werden violente Medien mit dem Ziel des Aggressionsabbaus genutzt?  Spieler violenter Spiele nennen in Befragungen das Abreagieren negativer Emotionen häufig als Nutzungsmotiv.  In Experimenten wählen verärgerte Versuchspersonen eher eine violente Verhaltensoption – v.a. dann, wenn sie an Katharsis-Effekte glauben (z.B. Bushman / Baumeister / Stack 1999; Bushman / Baumeister / Phillips 2001; Bushman 2002) Tritt eine Aggressions-Reduktion tatsächlich ein?  Die Befunde hierzu sind inkonsistent.  Diverse Studien, die statt Reduktion eine Erhöhung aggressiver Kognitionen / Verhaltenstendenzen nach violenter Beschäftigung aus kathartischen Motiven konstatieren (z.B. Bushman / Baumeister / Stack 1999; Bushman / Baumeister / Phillips 2001; Bushman 2002; Gentile 2013, S. 505).  Verona / Sullivan (2008) zeigen z.B., dass Probanden, die stärksten Erregungsabbau nach Gelegen- heit zu aggressivem Verhalten hatten, danach aggressivstes Verhalten an den Tag legten.  Ein Aggressionsabbau funktioniert allenfalls, wenn sich die Gewalt erfolgreich gegen den Provokateur richtet (was eine seltene, auf Mediengewalt kaum zutreffende Bedingung darstellt). 26 Kunczik / Zipfel 2006, S. 92-84; 303-305; 2010, S. 126-128; Zipfel 2019, S. 37f.; Vandebosch / Poels 2021, S. 484-487; Werth / Seibt / Mayer 2020, S. 343-347; Krahé 2023, S. 346 hhu.de 4. Forschung zu Randbedingungen Studie von Bushman 2002  Aggressive Beschäftigung führt zu mehr statt weniger Aggression 27 Werth / Seibt / Mayer 2020, S. 345 hhu.de 4. Forschung zu Randbedingungen Erklärungen für Aggressionssteigerung:  Durch die violente Beschäftigung werden violente Konstrukte aktiviert / aktiv gehalten, selbst wenn ein kurzfristiger Erregungsabbau stattfindet (Priming-Prozesse)  Frustration über ausbleibende Katharsis-Effekte kann aggressionssteigernd wirken. Erklärungen für kathartische Nutzungsmotive trotz ausbleibender Wirkung:  Die Ausübung einer subjektiv positiv bewerteten Tätigkeit (z.B. das Spielen violenter Spiele bei Fans des Genres) führt zu einer Stimmungsverbesserung => Mood Management  Stimmungsverbesserung wird als kathartischer Effekt fehlinterpretiert (Kersten / Greitemeyer 2022)  Sie kann einen weiteren Antrieb für weitere Gewalthandlungen darstellen.  Dafür, dass eher die gemochte Betätigung als der Gewaltgehalt relevant sind, spricht auch der Befunde von Ferguson / Maguire / Lemar (2017) in deren Studie ein Abbau von Stress und Feind- seligkeit v.a. dann stattfand, wenn ProbandInnen eine selbstgewählte (aggressive oder nicht aggressive) Tätigkeit ausüben konnten. 28 Kunczik / Zipfel 2010, S. 126-128; Messner / Friese 2019, S. 101; Zipfel 2019, S. 36-38; Vandebosch / Poels 2021, S. 484-487; Werth / Seibt / Mayer 2020, S. 344-346 hhu.de 5. Wichtig Punkte 29 hhu.de 5. Wichtige Punkte  Die Katharsisthese behauptet eine unschädliche Abfuhr aggressiver Gefühle durch die Beobachtung von Gewalt in den Medien.  Vorliegende Studien konnten die Katharsis-These nicht bestätigen bzw. sind methodisch angreifbar, dass sie nicht als Bestätigung des Ansatzes bewertet werden können.  Die Suche nach Randbedingungen, unter denen kathartische Effekte doch eintreten könnten (aggressiver Zustand, dramaturgischer Aufbau, Identifikationspotenzial der Handlung, Zeigen der Konsequenzen für die Opfer von Gewalt, Interaktivität, Motivation zum Abreagieren von Gewalt, Glaube an Katharsiseffekte), hat keine Bestätigung entsprechender Annahmen erbracht.  Es ist daher davon auszugehen, dass die symbolische Auseinandersetzung mit Aggression durch die Beschäftigung mit Mediengewalt KEINE kathartischen Effekte bewirkt.  Die Motivation zur Abfuhr aggressiver Gefühle fördert die Zuwendung zu violenten Inhalte, führt aber eher zu einer Verstärkung als zu einer Verringerung der Aggressivität (durch Aktivierung violenter Konzepte oder weitere Frustration).  Das Propagieren kathartischer Effekte durch Mediengewalt ist daher kontraproduktiv. 30 hhu.de Literatur  Bushman, Brad J. (2002): Does venting anger feed or extinguish the flame? Catharsis, rumination, distraction, anger, and aggressive responding. In: Personality and Social Psychology Bulletin 28, S. 724–731.  Bushman, B. J., Baumeister, Roy, & Stack, Angela D. (1999). Catharsis, aggression, and persuasive influence: Self- fulfilling or self-defeating prophecies? In: Journal of Personality and Social Psychology 76, S. 367–376.  Bushman, Brad J. / Baumeister, Roy / Phillips, Collen M. (2001): Do people aggress to improve their mood? Catharsis beliefs, affect regulation opportunity, and aggressive responding. In: Journal of Personality and Social Psychology 81, S. 17-32.  Denzler, Markus / Förster, Jens (2012): A goal model of catharsis. In: European Review of Social Psychology 23, S. 107-142.  Denzler, Markus / Förster, Jens / Liberman, Nira (2009): How goal-fulfillment decreases aggression. Journal of Experimental Social Psychology 45, S. 90-100.  Feshbach, Seymour (1955): The drive-reducing function of fantasy behavior. In: Journal of Abnormal and Social Psychology 50, S. 3-11.  Feshbach, Seymour (1961): The stimulating versus cathartic effects of a vicarious aggressive activity. In: Journal of Abnormal and Social Psychology 63, S. 381-385.  Feshbach, Seymour (1989): Fernsehen und antisoziales Verhalten. Perspektiven für Forschung und Gesellschaft. In: Groebel, Jo / Winterhoff-Spurk, Peter (Hrsg): Empirische Medienpsychologie. München, S. 65-75.  Ferguson, Christopher J. / Maguire, Ryan / Lemar, Sabrina (2017): Pick your poison: Choice of activity determines mood management following a stressful task. In: Journal of Aggression, Maltreatment and Trauma 27, S. 332-346. 31 hhu.de Literatur  Freitag, Burkhard / Zeitter, Ernst (1999): Katharsis. In: TV Diskurs 3, Heft 9, S. 18-27.  Gentile, Douglas A. (2013): Catharsis and media violence: A conceptual analysis. In: Societies 3, S. 491-510.  Grimm, Jürgen (1999): Fernsehgewalt. Zuwendungsattraktivität. Erregungsverläufe. Sozialer Effekt. Zur Begründung und praktischen Anwendung eines kognitiv-physiologischen Ansatzes der Medienrezeptionsforschung am Beispiel von Gewaltdarstellungen. Opladen / Wiesbaden.  Kepplinger, Mathias / Uhrig, Meike (2010). Ist die Katharsis-Theorie zu retten? In: Publizistik 55, S. 5-23.  Kersten, Riccarda / Greitemeyer, Tobias (2022): Why do habitual violent video game players believe in the cathartic effects of violent video games? A misinterpretation of mood improvement as a reduction in aggressive feelings. In: Aggressive Behavior 48, S. 219-231.  Krahé, Barbara (2023): Aggression. In: Ullrich, Johannes / Stroebe, Wolfgang / Hewstone, Miles (Hrsg.): Sozialpsychologie. 7. Aufl. Berlin, S. 312-350.  Kunczik, Michael / Zipfel, Astrid (2006): Gewalt und Medien. Ein Studienhandbuch. 5. Aufl. Köln / Weimar / Wien.  Kunczik, Michael / Zipfel, Astrid (2010): Medien und Gewalt. Befunde der Forschung 2004-2009. Bonn (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) (online unter: https://www.bmfsfj.de/resource/blob/94294/fffc44cf4772413da5bd7637262eeaa8/medien-und-gewalt-befunde-der- forschung-langfassung-data.pdf, letzter Abruf: 16.10.2024).  Messner, Claude / Friese, Malte (2019): Gewalthaltige Medien und aggressives Verhalten. In: Schneider, Silvia / Margraf, Jürgen (Hrsg.): Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Bd. 3. Berlin, S. 91-107. 32 hhu.de Literatur  Vandebosch, Heidi / Poels, Carolien (2021): Cooling down or charging up? Engagement with aggressive entertainment contents as an emotion regulation strategy of boredom and anger. In: Vorderer Peter / Klimmt, Christoph (Eds.): The Oxford handbook of entertainment theory, New York, S. 478-497.  Verona, Edelyn / Sullivan, Elizabeth A. (2008). Emotional catharsis and aggression revisited: Heart rate reduction following aggressive responding. In: Emotion 8, S. 331–340.  Werth, Lioba / Seibt, Beate / Mayer, Jennifer (2020): Sozialpsychologie – der Mensch in sozialen Beziehungen. Interpersonale und Intergruppenprozesse. Berlin. 2. Aufl.  Zipfel, Astrid (2019): Wirkungstheorien der Medien-und-Gewalt-Forschung. Baden-Baden. 33 hhu.de

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