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Politische Anthropologie: Krieg, Frieden und Recht 3. Vorlesung vom 06.03.2024 Prof. Dr. T. Haller Krieg und Frieden in Gesellschaften ohne Zentralgewalt Historisch Interesse an kolonialer Kontrolle, heute: Durch Wissen betreffend anderen Gesellschaften ohne Staat...

Politische Anthropologie: Krieg, Frieden und Recht 3. Vorlesung vom 06.03.2024 Prof. Dr. T. Haller Krieg und Frieden in Gesellschaften ohne Zentralgewalt Historisch Interesse an kolonialer Kontrolle, heute: Durch Wissen betreffend anderen Gesellschaften ohne Staat Konflikte in zerfallenden Staaten verstehen (sogenannt ethnische Konflikte)? Interesse an Beilegung solcher Konflikte und an Analyse, welche Mechanismen zur Konfliktbewältigung haben in anderen Regionen funktioniert Zentrale Frage auch: Weshalb ist der Mensch aggressiv ? --> Wie so oft kommt der Sozialanthropologie die Rolle zu, über „the other“ Erkenntnisse für das eigene Selbst (vom Individuum bis hin zur Gesamtgesellschaft, in die man eingebettet ist) zu gewinnen Theorien und Perspektiven Theorien und Perspektiven: Aggression ist angeboren (Etologie (Verhaltensforschung) Lorenz, Eibel-Eibesfeld), ev. Basierend auf Frustration Kultur: Werte und Normen, die Aggression belohnen z.B. ein *richtiger mann” ist aggressiv --> wird belohnt Konkurrenz um knappe Ressourcen wenn genug Ressourcen, dann kein Konflikt wenn Ressourcen knapp sind, kommt es evt. zu einem Konflikt Aufrechterhaltung der Souveränität einer Gruppe Fehlen von Loyalitätsbeziehungen Fehlen einer Zentralinstanz Krieg als Folge kolonialer Expansionspolitik Definitionsversuch: Was ist Krieg? Bewaffnete Auseinandersetzung zwischen politischen Einheiten (Otterbein 1968) Hier sind politische Einheiten sogenannte Lokalgruppen (Dörfer, Dorf oder Siedlungszusammenschlüsse) Innere Konflikte werden entweder gelöst oder führen zu Spaltung Formen von Kriegen: heimliche Überfälle, Verratsfeste, Hinterhalte, Überraschungs- angriffe bis hin zu offenen Schlachten Kampfformen: Von verbalen Schmähungen über Nutzung von Fernwaffen bis hin zu offenem Schlagabtausch (von wenig bis hin zu viel Verlusten) Unterscheidung Krieg - Fehde Fehde als Gewalt und Gegengewalt zwischen Individuen/Familien Fehden können zwar zu Kriegen ausarten, wenn Individuen/Familien breitere Kreise mit einbeziehen Unterschied wird aber deutlich, durch Erkenntnis, dass sogenannte band-Gesellschaften keine Kriege führen aber Fehden haben, während es z.B. bei kriegerischen Gesellschaften in Papua umgekehrt ist (interner Friede /keine Fehden aber militärische Auseinandersetzungen zwischen Grossgruppen) à Fazit für Helbling: Psychologische und biologische Aggressionstheorien treffen nicht zu, ansonsten es in allen Gesellschaften Krieg geben müsste 4 Theorien des Krieges Kulturelle Theorie Ökonomisch-ökologische Theorie Kolonialhistorische Theorie Politische Theorie 1. Kulturelle Theorie In spezifischen Gesellschaften mit kulturellen Idealen der Aggression und Prämierung aggressiven Verhaltens à Entsprechende Sozialisierung vor Allem bei Männer Trifft zu, aber es sind Korrelationen und keine Kausalitäten (die Grundfrage des WESHALB wird nicht beantwortet) Wenn aggressive Männer viel Prestige erhalten, ist das nur in einer bereits aggressiven Gesellschaft möglich Gruppen mit vielen gewalttätigen Männern, machen diese kompetitiver, erklärt die Grundfrage nicht à Wie entsteht denn diese Situation überhaupt? Rache und Hexereianschuldigungen: bei Allianzen aufgehoben Interessant ist aber Beschreibung der kulturellen Dimension 2. Ressourcenknappheit und Bevölkerungswachstum Ökonomisch-ökologische Theorie Vorstellung: Knappe Ressourcen und erhöhter Bevölkerungsdruck à Verknappung an Land/Wild à gruppeninterner Stress zw. benachbarten Lokalgruppen à Kriege um Ressourcen zu sichern Rappaport (1968) und Harris (1977) stellen Krieg als Funktion dar, die Mensch-Umweltbeziehungen im Gleichgewicht zu halten (Maring in Papua, Yanomamo(i) in Venezuela) Helblings Argumente dagegen: - Krieg = hohe Risiken und Kosten (Verluste) - Knappheit kann vorkommen aber auch Überfluss und trotzdem wird Krieg geführt - Alternativen zum Krieg aufgrund Ressourcenknappheit: Wegzug, Handel, Intensivierung der Landwirtschaft - Verknappung von Land und Bevölkerungsdruck nicht Ursache sondern Folge des Krieges (mehr Krieger haben, Alliierte anziehen) Kolonialhistorische Theorie 3: Krieg wegen kolon. Expansion Viele tribale Kriege erst nach kolonialer Einwirkung wegen Konkurrenz um Importwaren (Eisen; Waffen), Intensivierung der Sklaverei, Teile und Herrsche Strategie der Kolonialmacht (Hilfstruppen), Widerstandskämpfe usw. Aber in gewissen Regionen Pazifizierung und Reduktion von früheren Konflikten (Papua, Teile von Afrika und Pax Britanica Lateinamerika) Neue Krankheiten reduzierte Bevölkerungsdruck und Ressourcen- verknappung à Verstehen der kolonialen Geschichte ist zwar wichtig, aber erklärt Krieg als erklärt das Phänomen von Kreig noch nicht Phänomen noch nicht. —> es gab kriegerische Aktivitäten vor, währen und nach der Kolonialisierung Politische Theorie 4. Politischer Ansatz: Krieg wegen Fehlen von Zentralgewalt es gibt Krieg, weil Keine übergeordnete Zentralgewalt vorhanden, die Konflikte stoppt (Basis fraternal interest groups; aber Aggressionstheorie, also nicht schlüssig) Diese „Interessengruppen“ seien patrilinear eng miteinander verbunden, es gäbe aber ausserhalb der Verwandtschaft zu wenig positive Beziehungen; - ebenfalls nicht schlüssig: im Krieg sind Individuen oft nicht Verwandte) - Verwandtschaftsregeln entschieden oft nicht über Gruppengrösse - Alliierte, die nicht zwingend verwandt sein müssen schliessen sich den Kämpfen an, Fehlen von Zentralinstanz aber auf andere Ebene wichtig: Spieltheorie es gibt imer eine gewisse Unsicherheit wer hat in welchen Situationen welchen Vorteil? Bewirkt spezifische Form strategischer Interaktion zwischen Lokalgruppen: - Vereinbarungen, die getroffen werden zw Lokalgruppen, können ohne Zentralmacht nicht sanktioniert werden - Situation des Gefangenendilemmas: Friedliche Strategie (Kooperation) setzt sich deshalb nicht durch, weil sie riskant ist --> one shot game: Konfrontationsstrategie (Defektion) besser Weil Schutz UND mehr Profit - Feldbauern an Boden gebunden, nicht mobil à hohe Opportunitätsverluste bei Flucht oder Rückzug à Gegenseitiges Aufrüsten und Kriege à Nullsummenspiel (von Überlegenheit und Unterlegenheit) und jede Gruppe will so schnell wie möglich losschlagen, um nicht zu unterliegen —> Mensch ist nicht einfach aggressiv, sondern strukturell keine Zentralgewalt und kann nicht einfach weh Vorteile dieser Sichtweise des Sicherheitsdilemmas strukturelle Gründe verbunden mit strategischem Handeln: - politisch autonome Lokalgruppen in anarchistischem politischen System - territoriale Fixiertheit an lokale Ressourcen und - hohe Opportunitätskosten bei Flucht = Rahmenbedingung der Risiko- Frieden: fast verloren —> strukturelles Problem vermeidungsstrategie von Konfrontation; Lokalgruppen, die auf Krieg statt auf Frieden setzen. Helbling: Sozialanthropologie hat zu wenig die Theorien der Politologie, Rational Choice und Spieltheorie ernst genommen Rolle der Frage nach Allianzen in der Debatte Stärke einer Gruppe hängt auch von Stärke der Alliierten ab, man kann damit Feinde besiegen, kann von Alliierten auch im Stich gelassen werden und verlieren (PNG bis zu 1000 Männer auf jeweiligen Seite) Allianzen durch Heirat, teuren Gabentausch etc stärken à erfordert eine Mehrproduktion à Entstehung von Ressourcenverknappung Diese Allianzen können aber sehr brüchig sein (siehe Yanomamo/i) à Verhandlungsspiele: Was der eine gewinnt, verliert der andere, aber sie müssen kooperieren, damit nicht beide alles verlieren. Jede Allianzgruppe will auch materiell auf die Kosten kommen (Land, Vieh, Frauen) à Verbesserung der Position innerhalb der Gruppe es bruacht eine ständige Investition eher männerzentrierte Debatte —> Frauen sind eher “ressourcen” Frieden Schwieriger: In Überblickstexten sind nur wenige Gesellschaften als friedlich zu bezeichnen, meistens Wildbeuter Frieden als Absenz von Krieg definieren Frieden als Beziehung zwischen Alliierten, die miteinander in den Krieg ziehen definieren, Konflikte werden durch Verhandlungen friedlich beigelegt (diverse Tauschsysteme) Zw. Krieg führenden Gruppen kann PATT-Situation zu Frieden führen. Frieden in Gruppen, die keine Gewalt gegeneinander anwenden: Kontaktmeidung, Wegzug, Verhandlung und Isolation von aggressiven Menschen Frieden aus den vier theoretischen Perspektiven Kulturelle Verhaltensweisen sind normativ geprägt à keine Garantie und erklärt Verhalten nicht Intensivierung der Technologie führt zu Umkehr der Verknappung, verhindert Krieg aber nicht zwingend Transformation der fraternal interest groups reduzieren Konflikte, da Verwandtschaftsbande quer zu Lokalgruppen stehenà aber auch zwischen Verwandten kann es Probleme geben und Verwandte verhindert Kriege nicht zwingen! Bei Fehlen übergeordneter Instanz werden Gruppen pazifiziert: Staat oder andere Instanz wichtig! Friedfertige Gesellschaften? Jäger und Sammlergruppen mit mobilen Kleingruppen (25 P) Geschwächte, abgedrängte Gruppen Gruppen wie Manyang (Philippinen), Semai (Malaysia). Diese ziehen sich in Bergregionen oder Wälder zurück und haben nur noch sporadisch mit der Aussenwelt Kontakt Mehr über Kriege durch Analyse von Pazifizierung erfahren Definition: Pazifizierung ist Prozess in dem ein Staat ein legitimes Gewaltmonopol durchsetzt und dadurch Kriege zwischen Lokalgruppen beendet Positive Folgen: Gruppen werden friedlich, weil Gefahr gebannt ist und weil Friedfertigkeit prämiert wird à Unterbrechung des Teufelskreises der Gewalt und Gegengewalt Spieltheorie: Friedfertigkeit muss im Gefangenendilemma-Spiel viel höher prämiert werden (von aussen) als kriegerisch zu sein (dies muss „teurer“ werden) oder problematischer Pazifizierungsprobleme Problem: Staat ist oft nicht verlässliche Pazifizierungsinstanz: - muss sich durchsetzten können - muss gutes Verhalten adäquat belohnen können (Zugang zu begehrten Gütern z.B. in PNG Eisen) - Akteure des Staates sind heterogen: Missionare, Soldaten, Hilfstruppen, Händler, Siedler etc., müssen vermitteln und sanktionieren können; nicht alle tun dies - Wenn Sanktion nicht effizient, dann defektierende Gruppen wiederum prämiert Fallbeispiele: Waorani und Semai (Robarchek & Robarchek) Waorani/Huaorani im Regenwald Ecuadors. Extrem kriegerisch mit Mordrate von 60% der Todesfälle (Yost 1981) Semai im malaysischen Regenwald: Extrem friedliche Gruppe, die sich zurückzieht Untersuchen der kulturellen Faktoren durch Autoren, für Vorlesung relevant, inwiefern Helblings politisch- strategischer und spieltheoretischer Ansatz Anwendung findet Semai Jäger und Sammler sowie Schwendbau, 13‘000 in Gruppen von 100 Menschen organisiert in politically autonomous bands Keine Gewalt sowohl nicht innerhalb des Haushalts als auch gegen aussen Schwendbau. Nassreis und Manjok, Primärwälder, lange Brachephase (20-30 Jahre). Fruchtbäume pflanzen (cash crops) Jagen mit Blasrohren Kleinwild, Grosswild mit Speer, fischen in Flüssen, wenig Tiere vorhanden Engere bilaterale Verwandtschaftsgruppe zentral, keine band Exogamie zwingend, nur keine Heirat für Menschen, die den gleichen Grossvater haben eher dezentral Siedlungen: individuell, in Familien weit verstreut oder in grösseren Weilern; Familien bestehen aus 2 oder mehr Geschwister und ihren Ehepartnern und Kindern Bands sind politisch autonom, akephal, eine Art Headman kommt vor (Position vererbbar) à stellen mit Tieflandbewohner Kontakt her Waorani/Huaorani in Ecuador Bis zu den 1950igern Ruf als extrem gewalttätig; etwa 500 Menschen in permanentem Kriegszustand untereinander und mit der Aussenwelt àKontrolle eines 21‘000 km2 grossen teilweise zerklüfteten Regenwaldgebietes, à alle Siedler wurden umgebracht, ebenso zu Beginn Missionare und Mitarbeiter von Ölfirmen Siedlungen weit verstreut, bestehend aus erweiterten Familien, 10 bis 35 Personen in Langhäusern (polygamer Haushalt mit Töchtern und ihren Männern), 2-3 Langhäuser bilden Allianzen Krieg und Fehden als Problem: 60% der Todesfälle auf kriegerische Aktivitäten zurückzuführen; permanente Überfälle und Gegen-Überfälle zwischen diesen Allianzgruppen und auch mit der Aussenwelt Einfacher Schwendbau (Süsskartoffeln, Bananen, Palmen; Jagen: relativ viel Grosswild) Sozio-polit Organisation - 4 Grossgruppen, alle verfeindet, wurden oft verlegt - Überfälle oft sehr brutal (keine direkte Konfrontation, sondern Hinterhalt. Wer flüchten kann zieht sich in den Wald zurück und gründetet neuen Weiler. Langanhaltende „Fehden“ zwischen diesen Langhausgruppen - Nach R & R Gründe nicht bekannt und nicht möglich zu erkennen: Fazit: Menschen in diese Kriege es ist einfach aggresives Verhalten und Menschen werden einfach dort hineingeboren hineingeboren und haben kulturell- psychologisches Wertsystem entwickelt, dass Aggressivität prämiert “du musst stark sein” Analyse von R&R Gleich: - Umweltparameter, Subsistenz und sozio- politische Organisation (Regenwald, Jagen und Sammeln kombinieren mit Schwendbau, sogenannte band-Gruppen (H. sieht v.a. die Huaorani eher als tribes) - keine Hierarchie, egalitär, geringe Gender- Unterschiede Unterschiede: - Semai: wenig Wild, headmen, Hungersituationen, keine externe Bedrohung - Huaorani: viel Wild, keine headmen, einige Frauen haben temporäre Führerschaft, hist. externe Bedrohung Historischer Hintergrund bei Huaorani Zuerst Inka, dann Spanier versuchen diesen Teil des Amazonas zu erobern, werden von diversen Gruppen aber vertrieben Im 19JH begann aber der Kautschuk-Boom; Versklavung der Indianer als Kautschuksammler, brutale Behandlungen und Dezimierung durch Krankheiten, schlechte Arbeitsbedingungen auch als Goldwäscher und Sklaven auf Haciendas Gewalt scheint es auch vorher gegeben zu haben aber die Kolonialisierung verstärkte diese massiv, ebenso Einführung von Gewehren --> Verdrängung --> Krieg wird endemisch und es tritt das ein, was Helbling als Gefangenendilemma beschreibt Huaorani Kriegs“Kultur“ Ruf der Huaorani legendär --> eigentlich nicht erstaunlich, denn einzige Überlebenschance in dieser Umwelt ist extreme Aggressivität, um das Gebiet zu gefährlich für Kautschukzapfer, Goldsuchende und Sklavenjäger zu machen Interne Gründe: - Konflikte bei Kreuz-Kusinenheirat und anschliessende Fehden - Hexereibeschuldigungen und anschliessende bewaffnete Konflikte nach Tod durch Krankheit (immer als Hexerei verstanden) Erklärungen von R&R und Helbling im Widerstreit Was spricht für die kulturelle These für Krieg und Frieden, was für die strategisch-politische? Pazifizierung bei den Huaorani Gewalt noch bis in die 80ger Jahre: ab 1934 Kämpfe gegen Shell-Mitarbeiter, immer wieder Übergriffe aus Aussenwelt und Attacken durch Huaorani-Gruppen, letzte Gewalttat: isolierte nomadische Gruppe tötete 1987 einen Bischof bei Kontaktversuch Aber: für die meisten Huaorani keine Überfälle mehr seit der Pazifizierung durch eine christliche Mission in den 1970er und massive Zunahme der Bevölkerung in einem Huaorani- Reservat, zuerst um die Mission, danach verteilen sich die Leute über die Region Missionare v.a. Frauen, allen voran Rachel Saint (Summer Institute of Linguistics und Christian Missions in Many Lands, protestantische Sekten) sowie eine Huaorani- Frau, die zu Quichua-Gruppen geflüchtet war und als cultural broker fungierte Cont. - Überzeugungsarbeit bei verstreuten Gruppen in ein von der Regierung geschütztes Protektorat zu ziehen, wo Sicherheit herrschte, erstrebte industrielle Güter (Eisentöpfe, Macheten usw) zugänglich waren und wo man einfach Heiratspartner finden konnte - Menschen kommen ohne Zwang in das Gebiet, wo ehemals geflüchtete Frauen der Huaorani zu wichtigen Persönlichkeiten werden Herausforderung Globalisierung Einzelne Individuen (Frauen ) über Handel zu viel Macht Männer lösen sich davon, gehen in den 1980ern zu Erdölfirmen ausserhalb des Gebiets arbeiten à Macht Quichua erhalten über Abhängigkeitssysteme (Patron- Klientsysteme) à Zugang zu Land bei den H Spaltung zwischen modernen vs traditionellen H Huaorani-Organisation ONHAE versucht Interessen der Traditionellen gegenüber Staat und den Erdölkonzernen zu wahren (Elf, Petrobas, Petroecuador, Maxus). Unterstützung durch Umwelt-NGOs aus dem Norden (weil Förderung im Yasuni-Nationalpark) Hintergrund der Pazifizierung war und ist das Interesse an Erdöl. Problem der Spaltung: ONHAE hebt kämpferische Vergangenheit hervor, missionierten Huaorani wollen Förderung zulassen Verhandlungen und Widerstand 1992 Vertreter der ONHAE führen in Hauptstadt, Verhandlungen Vertrag der Freundschaft für Konzessionsgebiet Nr. 16 mit Gesundheit, Bildung und Förderung der lokalen Entwicklung Massive Schäden werden 1994 deutlich, Zufahrtsstrassen grossflächige Abholzung usw; an Stelle von 6 Bohrstellen wurden 160 Bohrstellen angelegt --> Einreichen einer Klage über US- NGO und Besetzung der Bohrtürme durch Huaorani-Krieger, Zerstechen von Autoreifen mit Speeren, Reaktion: 100 Soldaten werden ins Gebiet geflogen Strategie der jüngeren Führer: Allianzen mit Umwelt-NGOs und Hervorheben der kriegerischen Vergangenheit der Huaorani; andere wollen, dass Erdöl gefördert wird und dass Konzerne Gaben bringen Schlussfolgerungen und Fazit Kriegerische Aktivitäten --> Problem der Typologisierung (viele Beispiele gelten als „tribes“ (Yanomamo/i, Maring, Nuer etc; andere wurden hier als bands bezeichnet (für Helbling sind Huaorani aber eher tribes als bands) Strategisch-politische These besticht z-B. für Huaorani (freiwillige Pazifizierung), für andere Gruppen nicht so einfach festzulegen: Generell: Strategischer Aspekt sicherlich wichtig: Hervorhebung der Kriegsfähigkeit hebt Verhandlungsmacht in „glokalem“ Kontext Aber andere Thesen auch von Bedeutung: - R&R‘s These der Verselbstständigung der „Kultur der Aggression“ und ursprünglicher Grund nicht auffindbar - Kolonialisierungsthese: trifft auch auf Huaorani zu und formt eventuell spezifische Art der Kriegsführung (Starker Druck auf Region von aussen mit massiver Gewalt à hoher Grad der Aggression in Gegengewalt schreckt Eindringlinge ab und schützt) immer nach Kontext schauen, es ist nicht immer schwarz oder weiss Story der Ila? Besiedlung der Region um 1800 Mehrere Überfälle im Kontext der Zulu-Bildung, Verdrängung diverser Gruppen; Angezogen vom Viehreichtum und Sklaven in den Kafue Flats und Bildung des Lozi-Reiches im Norden der Kafue Flats Kriegerischer Ruf der Ila von äusseren Gruppen, zementiert durch Forschungsreisende: Sowohl interne Kämpfe zwischen Territorialgruppen von einzelnen Nachbarsgruppen (chichi) (Strategie der Überraschungs-Angriffe) sowie interner Wettbewerb von big men um Positionen Ila fühlten sich immer bedroht Interesse von big men viele Leute anzuziehen in Wehrdörfern auch zum Schutz Überfälle (cattle and slave raids) der Lozi, Makololo, Matabele u.a. und Interesse vonteilweise Big men viele Leute anzuziehen in Wehrdörfern Tributzahlungen auch zum Schutzaber nie völlige Kontrolle Überfälle (cattle and slave raids) der Lozi, Makololo, Matabele Pax Britannica wird u.a und teilweise Tributzahlungen aber nie völlige Kontrolle breitwillig akzeptiert à neue Pax britannicaaber Siedlungsformen wird breitwillig akzeptiert -- > neue Sieldungsformen Veränderung aber Veränderung der politischen Macht der politischen Machtinfolge infolgeEinsetzung Einsetzung von von Chiefs für Steuereintreibung Chiefs für Steuereintreibung Wichtig: bei Spannungen Referenz auf kriegerische Wichtig: bei Spannungen Vergangenheit und Kampferprobtheit (mimic fights, Kriegstänze Referenz auf kriegerische Vergangenheit und Kampferprobtheit (mimic fights, Kriegstänze): Im Bewässerungskonflikt von Opposition genutzt! Frage nach Recht und Gesetz (Law in Anthropology) Frühe Arbeiten hier berücksichtigen Dichotomie zwischen: gewisse Informalität mit diesen Dichotomien - Gesellschaften ohne Staat (kein formelles Gesetz, keine Gerichte und Gerichtsbarkeit, Streitschlichtung unter Disputanten) es gibt regeln und gesetze, aber die sind nirgends aufgeschrieben —> z.B. Rituale sind gewisse formelle prozesse, welche stattfinden - Gesellschaften mit zentraler Autorität/Staat (formelle Gesetze, Gerichte, Gerichtsbarkeit und Streitschlichtung durch „third party enforcement“) (Main-Durkheim-Gluckmann-Klassifikation, (Gluckmann‘s Arbeiten um 1965) unabhänigge dritte kraft —> auf geschriebenem gesetz recht und ordnung herstellen soll Soziale Systeme mit zunehmender Zentralisierung der Macht und Komplexität stellen Wandel von privatem bis hin zu öffentlichem Recht dar, das von Regierungen sanktioniert wird (Hoebel 1954) manipulation möglich Dispute Settlement Systems (Gulliver 1963). Unterscheidung ob Konflikte politisch (Stämme) oder gerichtlich (chiefdoms, states) gelöst werden. Multizentrisches Machtsystem vs. ohne staat Unizentrisches Machtsystem mit staat Definition von Recht (Law) anglosächsische definitionen von recht Malinowski: Keine Gesetze an sich (law = social control) aber Druck, sich normkonform zu verhalten für guten Ruf à wird aber ausserhalb der Anthropologie nicht als Idee wahrgenommen, dass es bei den „Primitiven“ Gesetze gibt Schapera: Versuch der Kodifizierung dessen was er als Gesetze der Tswana in Botswana wahrnimmt (Gesetz wird dann das, was von Gerichten anerkannt wird) coloniale transformation Bohannan: Gesetz als: body of binding obligations (...) that settles disputes and counteracts flagrant abuses of social rules. uniformes, verbindliche obligationen —> streistschlichtung, handeln ist sozial eingebettet Gluckmann: In zentralisierten Gesellschaften der Gerichtsprozess indem basierend auf der Vorstellung des Reasonable Man von zentraler Instanz Recht gesprochen wird (Hintergrund Barotse (Lozi) Königtum in Zentralafrika gewisse Grundlogik —> wird im Gestz eingebettet Debatten Frage nach Prozess und Normen, die den Prozess leiten: à wie stark ist die koloniale Projektion? Gibt es solche Normen oder wird immer wieder ausgehandelt? Oder gibt es in nicht-zentralisierten Gesellschaften mehr informelle Normen, deren Durchsetzung von Allianzen und Support abhängt, was es in zentralisierten Systemen weniger gibt? Gulliver bei Maasai: Bargaining situations: Kräfteverhältnisse sind entscheiden in nicht- zentralisierten Gesellschaften Bohannan: Wo Recht wichtig ist, um Konflikte auszutragen, ist ein Schritt weg von Kriegs- und Fehdengesellschaft gemacht worden Sally Falk Moore‘s Semi- autonomous field Diverse Autoren zeigen:Es gibt mehrere Möglichkeiten z.B. der Streitschlichtung. Der Prozess ist wichtig Prozesse finden in semi-autonomen Feldern statt: In einem oder mehreren spezifischen Kontexten (Arenen), verbunden und von exogenen Faktoren beeinflusst (politisch, ökonomisch, umweltspezifisch etc.) treffen sich diverse korporative Gruppen, Diese schaffen teilweise selber im neuen Kontext neue Regeln. Gleichzeitig sind Arenen aufgrund der Vielzahl der Teilnehmenden auch mit anderen Bereichen oder Arenen sozial, inhaltlich und normativ verbunden. Dynamiken im Kontext des Wandels z.B. Chagga-Bauern in Kilimanjaro-Region, Tansania: - Landrecht wird neu verhandelt im Kontext von Bevölkerungswachstum, britischem und tansanischem Recht und Schwächung von pluralismus —> wie wird land verteilt, wie wird das entschiedne und ausgehandelt? traditioneller politischer Struktur (z.B. Klan-Recht) à Neue Nachfolgeregelung für Land à Rechtspluralismus: Nach welchen Regeln wird Land nun vergeben, wer entscheidet und handelt aus?

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