Demenz - VL_2_HS24_Demenz+I_HANDOUT_c (1) PDF
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Myriam V. Thoma
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This handout provides information on dementia, including its prevalence, costs, and the burden on caregivers, in Switzerland. It also details clinical criteria and screening instruments. The document includes data on the increasing prevalence of dementia worldwide and in Switzerland.
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Demenz| Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 1 Lernziele der Veranstaltung Nach dem regelmässigen Besuch der Vorlesung und nach dem Studium des vorgegebenen Lernstoffs... *... weiss ich, dass die Prävalenz von Demenz altersabhangi...
Demenz| Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 1 Lernziele der Veranstaltung Nach dem regelmässigen Besuch der Vorlesung und nach dem Studium des vorgegebenen Lernstoffs... *... weiss ich, dass die Prävalenz von Demenz altersabhangig ist. *... kenne ich die klinischen Kriterien einer Demenz gemäss ICD-11. *... kann ich das Störungsbild einer Alzheimer-Demenz anhand der klinischen Symptomatik, des Verlaufs und des Schweregrads beschreiben. *... kenne ich die Screening-Instrumente, die neuropsychologischen Testbatterien und die klinischen Ratingskalen, die in der Demenzdiagnostik eingesetzt werden. Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 2 Epidemiologie Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma eite Prävalenz der Demenz (I) (World Health Organization and Alzheimer’s Disease International, 2012) 2010: 35.6 Millionen Demenzerkrankte Aktuell: 46.8 Millionen 2030: 74.7 Millionen 2050: 131.5 Millionen - Weltweit alle 4 Sekunden ein neuer Demenzfall Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 4 Prävalenz der Demenz (Il) (Prince et al., 2013)... In Abhängigkeit des Herkunftslandes Review Articles The global prevalence of dementia: A systematic review Numbers of people with dementia and metaanalysis Martin Prince**, Renata Bryce“, Emiliano Albanese*”, Anders Wimo®®, Wagner Ribeiro“*®, Cleusa P. Ferri*® (millions) „In 2010, 58 % of all people with dementia lived in countries with low or middle incomes, with 0 this proportion anticipated to rise to 63 % in 200 0T S6T — T =11 2030 and 71 % in 2050." Year Fig. 2. The growth in numbers of people with dementia in high-income (Prince et al., 2013, S. 69) (HIC) and low- and middle-income countries (LMIC). Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 5 ).alzheimer Wie häufig sind Demenzen in der Schweiz? (Alzheimer Schweiz, 2020) SH Gemadss Schatzungen fiir die Schweiz BS 1460 5 3790 3700 AR BL AG ZH — 860 so U 1280 5100 9005 2100 AT 250 o5 2020: ca. 128200 Demenzkranke (73 % davon 4255 1620 NE LU 5825 sz 2100 SC GL 7290 W sind Frauen); 28100 Neuerkrankungen jahrlich. 2955 A 655 — 635 - BE 17570 540 nUR - VD 3760 3245 Es gibt 7°400 Jungerkrankte (d.h. jünger als 65 11145 I Jahre) in der CH. N 6845 7315 Vs 5095 Rund 1/3 hat keine facharztliche Diagnose. Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 6 )‘alzheimer schweiz suisse svizzera Was kosten Demenzen in der Schweiz? (Alzheimer Schweiz, 2020) 02% 03% Diagnostik Arztin, Arzt Volkswirtschaftliche Kosten: 11.8 23% 01% Milliarden (Mrd.) Franken e Medikamente Direkte Kosten: 6.3 Mrd. Franken umfassen Spital-/Heimaufenthalt, Spitex, 470 % Diagnose, Arztbesuche, Medikamente Pflege und Betreu ung durch Angehd Pflegeheim rige Indirekte Kosten: 5.5 Mrd. Franken werden von den Angehdérigen getragen [ indirekte kosten J direkte Kosten Aufteilung der Demenzkosten in Prozenten Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 7 ).alzheimer Die Bedeutung von pflegenden Angehörigen (Fonareva & Oken, 2014; Alzheimer Schweiz, 2020) Gemäss Schweizerischer Alzheimervereinigung: * 58‘000 Demenzkranke leben zu Hause (davon 17‘400 alleine) * In 98 % der Fälle: Betreuung durch Familienangehörige * 444‘000 Angehörige sind mitbetroffen - Pro erkrankter Person sind 1 bis 3 Angehörige mitbetroffen * Betreuung von Demenzkranken > potenziell chronischer Stressor für Angehörige Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 8 Betreuende Angehörige (I) (Bundesamt für Gesundheit BAG, 2023) Generelle Informationen für die Schweiz * Schätzungsweise 592‘000 Personen (= 7.6 %; Durchschnittsalter = 54 Jahre) betreuen eine nahestehende Person Betreuende Angehörige - Häufigkeit nach Alter in 5-Jahresgruppen * 54 % sind Frauen * Betreuungsaufwand: - »14 II I | I I. 63% - 10h/Woche I lı. 8% - rund um die Uhr Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 9 Betreuende Angehörige (Il) (Bundesamt für Gesundheit BAG, 2023) Gesundheit von betreuenden Angehörigen * Gesundheit tendenziell leicht schlechter im Vergleich zur Bevölkerung Belastung durch Fehlende Zeit für körperlich psychisch finanzielle Situation Familie / Freundschaften * Belastung durch Betreuung steigt als Folge der Dauer und des Abhängigkeitsniveaus der zu betreuenden Person (Lindt, van Berkel, & Mulder, 2020) * Potenziell chronischer Stressor «Allen et al., 2017) Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 10 Betreuende Angehörige (lll) Interview mit einem betreuenden Angehörigen (= siehe OLAT, Sitzung 02) Ich stehe wieder auf den Beinen Ein Interview mit einem betreuenden Angeharigen, welches im KAP-Newsletter von Gesundheitsforderung Schweiz Ende Juni 2021 publiziert wird. Fast die Hélfte der betreuenden und pflegenden Angehörigen in der Schweiz sind Männer. Herr Savioz berichtet, was die Betreuung seiner Frau fiir ihn und sein Leben bedeutet und wie er es geschafft hat, sein Schicksal anzunehmen und gesund zu bleiben. Er spricht dariiber, was ihm in schwierigen Zeiten guttat und wo er sich fiir betreuende Angehérige mehr Unterstiitzung wiinscht. Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 11 Tony Luciani y Luciani pic N. ,Blldquelle (Screenshot) aus: Y «cOm /tall /lony Ichanl a_motheryand_son_s_photograp ic_journey_through_de tlawtm campaign=social&utm_medium=so cial&utm_source=facebook.com&utm_content=2021-1- 17 &fbclid=||wAR31y7K‘_|1A VM3DNFM9V|ICUath76msfsztSLleFYm ‘ FhS474WLmM'QjvGE#t-44 3628 Betreuende Angehörige (V) Gesundheitsförderung Schweiz Promotion Sante Suisse Promozione Salute Svizzera (= siehe OLAT, Sitzung 02) Mir selber und anderen Gutes tun Fiir Personen, die sich um Angehorige kimmern, sie betreuen und pflegen Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 13 Klinische Kriterien für eine Demenz Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 14 Klinische Kriterien einer Demenz (I) (World Health Organization, 2018) Gemäss ICD-11 1. Deutliche Beeinträchtigung in zwei oder mehr neurokognitiven Bereichen im Vergleich zu dem, was angesichts des Alters der Person und des allgemeinen prämorbiden Niveaus der neurokognitiven Funktionen zu erwarten ist. 2. Beeinträchtigung des Gedächtnisses liegt bei den meisten Demenzformen vor, aber kann auch in anderen kognitiven Bereichen auftreten (z.B. Exekutivfunktion, Aufmerksamkeit, Sprache, soziale Wahrnehmung, Urteilsvermögen, psychomotorische Geschwindigkeit, visuell- perzeptive / visuell-räumliche Funktion) Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 15 Klinische Kriterien einer Demenz (Il) (World Health Organization, 2018) Gemäss ICD-11 3. Der Nachweis einer neurokognitiven Beeinträchtigung basiert auf: * Informationen von der Person selbst, von Informanten oder durch klinische Beobachtung und * Erhebliche Beeinträchtigung der Gedächtnisleistung, nachgewiesen durch standardisierte neuropsychologische/kognitive Tests oder durch andere quantifizierte klinische Bewertung. 4. Verhaltensänderungen (z.B. Persönlichkeitsveränderungen, Enthemmung, Unruhe, Reizbarkeit) können ebenfalls vorhanden sein und bei einigen Formen der Demenz das Haupt- symptom darstellen. Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 16 Klinische Kriterien einer Demenz (Illl) (World Health Organization, 2018) Gemäss ICD-11 5. Die Symptome lassen sich nicht besser durch Bewusstseinsstörungen oder einen veränderten mentalen Status (z.B. Krampfanfall, Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfall, Medikamente), ein Delirium, eine Substanzintoxikation(-entzug) oder eine andere psychische Störung (z.B. Schizophrenie, PTBS, dissoziative Störung) erklären. 6. Symptomatik führt zu einer erheblichen Beeinträchtigung der persönlichen, familiären, sozialen, schulischen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereiche. Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 17 Dementia includes the following categories: * 6D80 Dementia Due to Alzheimer Disease o 6D80.0 Dementia Due to Alzheimer Disease with Early Onset o 6D80.1 Dementia Due to Alzheimer Disease with Late Onset o 6D80.2 Alzheimer Disease Dementia, Mixed Type, with Cerebrovascular Disease o 6D80.3 Alzheimer Disease Dementia, Mixed Type, with Other Nonvascular Aetiologies o 6D80.Z Dementia Due to Alzheimer Disease, Onset Unknown or Unspecified Multiple Ursachen einer Demenz * 6D81 Dementia Due to Cerebrovascular Disease (World Health Organization, 2018) * 6D82 Dementia Due to Lewy Body Disease * 6D83 Frontotemporal Dementia * 6D84 Dementia Due to Psychoactive Substances Including Medications Gemäss ICD-11 o 6D84.0 Dementia Due to Use of Alcohol o 6D84.1 Dementia Due to Use of Sedatives, Hypnotic or Anxiolytics D htd h o 6D84.2 Dementia Due to Use of Volatile Inhalants emenz verursac urch... o 6DB84.Y Dementia Due to Other Specified Psychoactive Substance * 6D85 Dementia Due to Diseases Classified Elsewhere * Alzheimer-Krankheit o 6D85.0 Dementia Due to Parkinson Disease * Zerebrovaskuläre Krankheit o 6D85.1 Dementia Due to Huntington Disease o 6D85.2 Dementia Due to Exposure to Heavy Metals and Other Toxins * Lewy-Body-Krankheit o 6D85.3 Dementia Due to Human Immunodeficiency Virus o 6D85.4 Dementia Due to Multiple Sclerosis * Frontotemporale Demenz o 6D85.5 Dementia Due to Prion Disease.... - o 6D85.6 Dementia Due to Normal Pressure Hydrocephalus Psychoaktive Substanzen inkl. Medikati B3 7 BanenilaDusito Injury foithaHisad * Anderweitig klassifizierte Krankheiten (z 5 BDE5:8Demantiaibusito Pellagra o 6D85.9 Dementia Due to Down Syndrome Parkinson, MS) o 6D85.Y Dementia Due to Other Specified Diseases Classified Elsewhere * 6D8Y Dementia, Other Specified Cause Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma * 6D8Z Dementia, Unknown or Unspecified Cause Die häufigsten Demenzformen Demenz (World Health Organization, 2018) Die Demenz als Folge der Alzheimer-Krankheit ist Gefass- Lewy-Body- h&aufigste Form der Demenz. REE A Alzheimer- Alzheimer- : imer- Frontotem- Krankheit: Krankheit + ;\IZhilhmir+ porale De- 30 %. Gefasskrank- ! generation: 7 Lewy-Body- o. heit: 34 % Krankheit: o 10% Stoffwechsel- Infektionen: Behebbare krankheiten: 2% Ursachen: 2% 2% Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 19 Bildquelle: https://makingsenseofalzheimers.org/fractured- portrait/ Stérungsbild ,,Alzheimer-Demenz* Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 20 Klinisches Störungsbild „Alzheimer-Demenz“ (I) (World Health Organization, 2018) Der Beginn ist schleichend, wobei Gedächtnisstörungen in der Regel als erstes Beschwerdebild angegeben werden. Der charakteristische Verlauf ist eine langsame, aber stetige Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit, wobei mit dem Fortschreiten der Krankheit Beeinträchtigungen in weiteren kognitiven Bereichen (z.B. exekutive Funktionen, Aufmerksamkeit, Sprache, soziale Wahrnehmung und Urteilsvermögen, psychomotorische Geschwindigkeit, visuell-perzeptive oder visuell-raumliche Fahigkeiten) auftreten. Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 21 Klinisches Störungsbild „Alzheimer-Demenz“ (Il) (World Health Organization, 2018) Eine Demenz infolge der Alzheimer-Krankheit kann in den Anfangsstadien der Krankheit von psychischen und Verhaltenssymptomen wie depressiver Stimmung und Apathie begleitet sein und in späteren Stadien von psychotischen Symptomen, Reizbarkeit, Aggressivität, Verwirrtheit, Gang- und Mobilitdtsstérungen und Krampfanfällen. Ein positiver Gentest, eine Familienanamnese und ein allmählicher kognitiver Abbau deuten auf eine Demenz aufgrund der Alzheimer-Krankheit hin. Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 22 Early versus Late Onset Alzheimer Demenz (AD) (World Health Organization, 2018) Early Onset AD, bei der die Symptome vor dem 65. Lebensjahr auftreten. Relativ selten (weniger als 5 % aller Fälle). Kann genetisch bedingt sein (autosomal dominante Alzheimer-Krankheit). Das klinische Erscheinungsbild kann ähnlich sein wie bei Fällen mit späterem Beginn, aber das Fortschreiten der kognitiven Defizite kann schneller erfolgen. Late Onset Demenz aufgrund der Alzheimer-Krankheit, die im Alter von 65 Jahren oder später auftritt. Dies ist die häufigste Form (95 % aller Fälle). Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 23 EXKURS: Filmempfehlung für Alzheimer-Demenz (Early Onset) Glatzer, R. & Westmoreland, W. (Directors) (2014). Still Alice. Official Trailer: https://www. youtube.com/watch ?v=ZrXrZ5iiR00 Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 24 Verlauf Alzheimer-Demenz Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 25 Symptomverlauf bei Demenz (World Health Organization, 2018) Der Symptomverlauf einer Demenz > Kann Aufschluss über die Ätiologie der Demenz geben - Die meisten Demenzen sind fortschreitend (z.B. Alzheimer-Demenz, Demenz aufgrund der Lewy-Körperchen-Krankheit, Frontotemporale Demenz) - Andere Demenzformen sind reversibel (z.B. Demenz im Zusammenhang mit Ernährungs- oder Stoffwechselanomalien), stabil (wie einige Fälle von Demenz aufgrund zerebrovaskulärer Erkrankungen) oder schnell fortschreitend (z.B. Demenz aufgrund der Prionenkrankheit). Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 26 Verlauf (und Neuropathologie) der Alzheimer-Demenz (I) S mernnn O - httpS://WWW.Y NEuRoDEGEVERATIVE —— — — AlzHEIMER D https://www.yo outube.com/ utube.com/wat watch?v=pa ch?v=v5gdH_ E £ Alzheimer Forschung _ Initiative eV, quj8hSdpc&t Hydes =342s r präsentiert https://ww https:/www.yo most comm on cause of dementia w.youtube. utube.com/wat com/watch ch?v=Eq_Er- 2v=wfl P8f tqPsA FrOp0 Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 27 Gedächtnisverlust Störung des Tag-Nacht- Wortfindungsstörungen, Rhythmus Schwierigkeiten bei Sprachstérungen, komplexen Tätigkeiten Schwierigkeiten bei einfacheren (z.B. Kochen), Hausarbeiten, ortliche und zeitliche Verhaltensprobleme (z.B. Desorientierung Umherwandern, Aggressivitat) Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 28 Schweregrad Einteilung einer Demenz (I) (World Health Organization, 2018) Der Schweregrad der Demenz kann je nach dem Grad der...... neurokognitiven Beeinträchtigung,... funktionellen Beeinträchtigung und... Fähigkeit zur Selbstständigkeit bei den Aktivitäten des täglichen Lebens als leicht, mittelschwer oder schwer eingestuft werden. - Der Schweregrad wird auf der Grundlage einer objektiven klinischen Untersuchung und den Angaben eines Informanten (z.B. Familienmitglied, Pflegeperson), der ausreichend Kontakt zur erkrankten Person hat, bewertet. Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 29 Soziale Aktivitäten Selbstständige und Arbeit deutlich Lebensführung mit eingeschränkt Schwierigkeiten möglich Fähigkeit, unabhängig ZU Gewisses Ausmass leben, weitest- an Aufsicht er- gehend erhalten forderlich Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 30 Schweregrad Einteilung einer Demenz (Ill) Reaktion einer ehemaligen Prima Ballerina mit schwerer Alzheimer- Demenz, wenn ihr Tschaikowskys Schwanensee abgespielt wird... https://www. youtube. com/watch?v=IT_tW3EVDK8 Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 31 Schweregrad Einteilung einer Demenz (IV) Selbstportraits von William Utermohlen (1933 — 2007) Diagnose Alzheimer in 1995 Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 32 Schweregrad Einteilung einer Demenz (V) (Taylor, 2017) „My mom.. loved to crochet. When she first was diagnosed with Alzheimer's, she crocheted.. to help keep her brain active. As..the disease began to take hold, it became more difficult to complete the more intricate designs of the squares... Soon enough, she moved on to making tightly constructed circles. Eventually, she just held the empty needles in her hand, roughly simulating the act of creating.” (Sara Wuillermin, Tochter) Bildquelle: https://www mirror.co.uk/news/world-news/its-just-like-watching-somebody-11626 194 Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 33 Mini-Mental-Status-Test (MMST) und Uhrentest % sm.use„s‘;l ü ää d Augnt 14{«,.‘,,,,,‘ E;'% @qumaw—v | N luu„‚.*ff 1 e.. -S ] @ Diagnostik Demenz Bildquelle: https://nanop df.com/download/demenz- 13_pdf Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 34 Allgemeine Diagnostik Demenz Die Demenz-Diagnostik dient dazu, über die Ätiologie, die Symptomatik, die Prognose, die Therapie und über die präventiven Maßnahmen aufzuklären. * Viele therapeutische / präventive Ansatze können gerade im Frühstadium der Erkrankung Belastung und Pflegebedürftigkeit verzögern - Hohe Bedeutung frühzeitiger Diagnostik! * Achtung I: Falsch-positiv! > Stigma: Ängste und Vorurteile gegenüber der Diagnose einer Demenz * Achtung Il: Eine Demenzdiagnose ist eine äusserst schwerwiegende Information inkl. Belastung für Erkrankte und deren Angehörige. Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 35 Demenzabklärung Anlaufstellen 2 Stadt Zürich ]» Seite vorlesen Stadtspital Waid Ubersicht zu Angeboten an Memory-Kliniken und Abklarungsstellen im Kanton Zurich: https://www.stadt- zuerich.ch/waid/de/index/fachgebiete/akutgeriatrie/ memory-clinic.html In der Memory Clinic klären wir interdisziplinär ‚Kontakt Ziel: Multidisziplinare Fruhdiagnostik und Menschen mit Verdacht auf Demenzerkrankungen ab und behandeln sie. Wir bieten unsere Dienste ambulant Therapie (von behandelbaren Ursachen / und stationär an Stadtspital Waid Angebote + Universitäre Klinik für Akutgeriatrie Risikofaktoren), bzw. frihzeitige Einstellung Telefon +41 44 417 26 06 auf die Erkrankung Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 36 Diagnostik Demenz — Übersicht (Rupprecht, Gunzelmann, & Oswald, 2015) Die eingesetzten Verfahren in der psychogerontologischen Demenzdiagnostik lassen sich in folgende Bereiche unterteilen: A) Screening-Instrumente: schnelle und Ökonomische Erkennung von kognitiven Einbußen B) Neuropsychologische Testbatterien: zur differenziellen Abklärung der Leistungsminderungen C) Klinische Ratingskalen: v. a. zur Schweregradbestimmung Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 37 Screening A) Screening-Instrumente (Rupprecht, Gunzelmann, & Oswald, 2015) Screening-Instrumente dienen zur... 1. Differenzierung zwischen kognitiv unauffälligen und kognitiv beeinträchtigten Personen 2. Relativ groben Schweregradeinschätzung der kognitiven Einbußen Hier werden grundlegende kognitive Funktionen (Aufmerksamkeit, Ged&achtnis, Orientierung, Wortfindung und -verstdndnis) sowie raumlich-visuelle und konstruktive Leistungen gepruft. Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 38 Screening A) Screening-Instrumente: Mini Mental State Examination (MMSE) (Folstein, Folstein, & McHugh, 1975) Mini-Mental-Status-Test (MMST) (modifiziert nach Folstein, Folstein & McHugh) Zeitliche Orientierung (Frage: ,Welchen Tag haben wir heute?”) Tag. -0 Mona O Jahr....... Wochentag....d JahresZeiteennene rrrn e O Ortliche Orientierung Ergebnisinterpretation (Frage: ,Wo sind wir jetzt?") Stadt..........44+ Stadtteil.. 00000 Bundesland...... 24-30 keine kogn. Einschrankungen Klinik/Pflegehei Station/Stockwerk... Merkfahigkeit 18-23 leichte kogn. Einschrankungen (Folgende 3 Gegenstdnde nennen, dann zur Wiederholung auffordern) 721. E e e e 000 0-17 schwere kogn. Einschrankungen Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 39 Screening A) Screening-Instrumente: Syndrom-Kurztest (SKT) (1) Der SKT misst Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsleistung insbesondere in frühen und mittleren Stadien der Demenz und reagiert sensitiv auf Verlaufsveränderungen. * Trennt auch sicher gesunde Kontrollpersonen von Demenz-Erkrankten * SKT-Gesamtwert weist hin auf „keine kognitiven Leistungsstörungen“, „leichte kognitive Leistungsstörungen“ (fraglicher Beginn eines demenziellen Syndroms) oder ein „demenzielles Syndrom“ in leichter, mittelschwerer, schwerer oder sehr schwerer Ausprägung. Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 40 Screening A) Screening-Instrumente: Syndrom-Kurztest (SKT) (Il) ROHWERTE TNORMWERTE | ı E ‚de beneanen i Besteht aus 9 Untertests Gegenstände unmittelbar reproduzieren Konfabulationen: Clocke Ei ü Schlüssel Kirsche Gegensténde benennen Fisch Blume. Hund Fahrrad= Genannte Gegenstände Swhl | Schirm | Tawe | Hammer bitte ankreuzen [ rebtense GEGENSTANDE BITTE NOCHMALS 5 SEKUNDEN ZEIGEN Gegenstande unmittelbar reproduzieren e [Ctunten |e 4 [Cotunten Zahlen lesen e [Coctonten S O @) [Coaestm Zahlen ordnen [7= Ricluige Folge SABEARAAURABARAAD BBABABAAARARBARAD Cramsa s e de reproduzi Konfabulationen: Zahlen zuricklegen ( O Fisch Blume Sruhl Schirm I'_ SA Symbole zahlen |Gezenstände o wiedererkennen Konfabulationen: Clocke Fisch Eis Blume Schlüssel Kirsche Hund | Fahrrad | Cenannte Cegenstände Interferenz Stuhl Schlirm Tasse Hamuner bitte ankreuzen ol Sorengorad Beuruitung des Ainischen Bikde GESAMT Gegenstande reproduzieren PUNKTE L Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Gegenstéande wiedererkennen Seite 41 Screening A) Screening-Instrumente: Syndrom-Kurztest (SKT) (Ill) Syndrom-Kurztest (SKT) Vorlage für Subtest | und die Gedächtnistests der Form A des SKT Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 42 Screening A) Screening-Instrumente: Uhrentest Test für...... räumliche Fähigkeiten, visuo-konstruktive Leistung und Gedächtnisaspekte 9eGS0 Brain Atrophy in Advanced Alzheimer’s Disease DB - Da Friihes Früh- Ein JahrfAuFforderung später O amann: nicht mehr s 4 3 1 stadium verstanden: FIGURE. Assessment of cognitive function- ing using the Clock Drawing Test®*? Aphasie Faison WE. CNS Spectr. Vol 10, No 11 (Suppl 18). 2005 Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 43 NPT B) Neuropsychologische Testbatterien (NPT) Neuropsychologische Testverfahren (NPT) zur Demenzdiagnostik erlauben... 1. eine Differenzierung zwischen normalen und pathologischen kognitiven Alterungsprozessen entsprechend der relevanten kognitiven Leistungsbereiche, 2. eine differenzierte Beschreibung des kognitiven Leistungsprofils, 3. eine Schweregradeinschätzung (leicht, mittel, schwer). Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 44 NPT B) Neuropsychologische Testbatterien (NPT) (Rupprecht, Gunzelmann, & Oswald, 2015) Dle CERAD'NP (Consortium to Establish a Registry for Alzheimer's Disease; Morris et al., 1989) iSt internationaler Standard. Enthalt neben der MMSE auch Aufgaben zu...... Wortflussigkeit, Benennung von Bildem, Erlemen von Wortlisten, konstruktive Praxis (Abzeichnen von geometrischen Figuren). Die CERAD-PIUS (Thamann « o, 1907 €nthélt zusétzlich /@ W * Trail Making A und B (Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit) * Phonematische Flissigkeit (,S“-Worter) Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 45 NPT B) Neuropsychologische Testbatterien (NPT) — CERAD-PLUS: Trail Making A und B (Thalmann et al., 1997) „Zeichnen Sie die Linien so schnell wie möglich und entfernen Sie den Bleistift nicht vom Papier.“ E © © B © Wenn ein Fehler S 8 gemacht wurde, darauf @ Anfang @ © © hinweisen und Fehler © Kognitive © © © korrigieren lassen. Gemessen wird die Zeit Exekutive Funktionen: kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit Flexibilitat bzw. geteilte bzw. gerichtete Aufmerksamkeitsleistung in Sekunden. Abbruch Aufmerksamkeitsleistung nach 180 bzw. 300 s. Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 46 Rating- skalen C) Ratingskalen (Rupprecht, Gunzelmann, & Oswald, 2015) Mithilfe von Ratingskalen wird der Schweregrad einer demenziellen Erkrankung standardisiert beschrieben. Folgende Bereiche werden berücksichtigt: Basale Orientierung Grundlegende kognitive Leistungen Verhalten bzw. Verhaltensauffälligkeiten Nichtkognitive Symptome Affekt und Antrieb Selbstständiges Ausführen von Alltagsfertigkeiten Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 47 Rating- skalen C) Ratingskalen — Genauere Schweregradeinteilung (Ihl & Fréhlich,1991) Die sieben Reisberg-Stadien (1982) Geschitzte Stadium Schweregrad Leitsymptome Verlaufszeit | Keine kognitive _ ute Prognose Leistungseinbusse 9 9 Zweifelhafte kognitive Leistungseinbusse Vergesslichkeit gute Prognose Versagen bei komplexeren Aufgaben in Beruf und I" Leichte Demenz Gesellschaft, z.B. Reisen an neuen Ort 7 Jahre Benötigt Hilfe bei schwierigen Aufgaben des IV Leichte Demenz täglichen Lebens, z.B. Buchhaltung, Einkaufen, 2 Jahre Einladungen v Mittelschwere D. Benötlgt_Hllfe bei der Wahl der Kleidung und beim 18 Monate Entscheid zum Baden i Schwere D. Sukzessive die 5 Subphasen: Hilfe beim Ankleiden, jeweils 5-10 Monate Baden, Toilette, Urininkontinenz, Stuhlinkontinenz Sukzessive die 6 Subphasen: Sprechvermégen 6 jeweils 12 Monate Vil Sehr schwere D. Worte, kann nicht mehr sprechen, gehen, sitzen, bis unbestimmt lachen, den Kopf halten Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 48 Zusammenfassung * Kardinalsymptom der Demenz —> Abnahme der Gedachtnisfunktionen * Betreuen von Demenzkranken als potenzieller chronischer Stressor für Angehörige * Verändernde Symptomatik von Alzheimer-Demenz über den Verlauf der Erkrankung * Diagnostik im multidisziplindren Kontext (Screening, Neuropsychologische Testbatterien, Ratingskalen) Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 49 Referenzen (I) * Allen, A. P., Curran, E. A., Duggan, A, Cryan, J. F., Chorcorain, A. N., Dinan, T. G., Molloy, D. W., Kearney, P. M., & Clarke, G. (2017). A systematic review of the psychobiological burden of informal caregiving for patients with dementia: Focus on cognitive and biological markers of chronic stress. Neuroscience and biobehavioral reviews, 73, 123—164. * Alzheimer Schweiz (2020). Zahlen und Fakten zu Demenz in der Schweiz. https:/www.alzheimer- schweiz.ch/de/auguste/forschung/beitrag/zahlen-und-fakten-zu-demenz-in-der- schweiz#:~:text=Rund%20128%20200%20Menschen%20mit,eine%20Person%20an %20Deme nz%20erkrankt * Bundesamt fur Gesundheit BAG, 2023 https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/strategie-und-politik/nationale- gesundheitspolitik/foerderprogramme-der-fachkraefteinitiative-plus/foerderprogramme-entlastung-angehoerige.html * Folstein, M. F., Folstein, S. E., & McHugh, P. R. (1975). “Mini-mental state”: a practical method for grading the cognitive state of patients for the clinician. Journal of psychiatric research, 12(3), 189 — 198. * Fonareva, I, & Oken, B. S. (2014). Physiological and functional consequences of caregiving for relatives with dementia. /nternational psychogeriatrics/IPA, 26(5), 725. Demenz |, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 50