Gesellschaftliche und soziale Verantwortung - Skript Zusammenfassung PDF
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Dieses Dokument ist eine Zusammenfassung des Skripts "Gesellschaftliche und soziale Verantwortung". Es bietet verschiedene Perspektiven auf den Verantwortungsbegriff, von der philosophischen und ethischen Theoriebildung bis hin zu wirtschaftlichen und managementbezogenen Aspekten. Die Zusammenfassung vermittelt einen Überblick über den Verantwortungsdiskurs.
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Langversion zusammengefasst - Skriptum Gesellschaftliche und soziale Verantwortung Einleitung Das Skriptum "Gesellschaftliche und soziale Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)" soll Studierenden verschiedener Fachrichtungen eine...
Langversion zusammengefasst - Skriptum Gesellschaftliche und soziale Verantwortung Einleitung Das Skriptum "Gesellschaftliche und soziale Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)" soll Studierenden verschiedener Fachrichtungen eine grundlegende Einführung in die aktuelle und historische Verantwortungsdebatte liefern. Die Darstellung erfolgt zumeist aus der Perspektive der philosophisch-normativen Theoriebildung, aber auch theoretische Perspektiven der Wirtschafts- und Managementwissenschaften werden aufgegriffen und skizziert. Das Skriptum erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, und manche Definitionen und Klassifikationen variieren je nach herangezogener Quelle und wissenschaftlicher Fachrichtung. Dennoch liefern die illustrierten Konzepte einen adäquaten Einstieg in das Thema und sind für die weitere Orientierung in der Verantwortungsdebatte unerlässlich. Das Ziel des Skriptums ist es, den Studierenden einen gut verständlichen und interessanten Einblick in die verschiedenen Dimensionen der Verantwortungsdebatte zu ermöglichen. Der Begriff "Verantwortung" ist relational und kontextabhängig und lässt sich nicht auf eine einzige Bedeutung, ein Modell oder eine Definition festlegen. Die Philosophin und Publizistin Ina Schmidt betont, dass es wichtig ist, den Begriff Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) in jeder konkreten Situation zu überprüfen und das Beziehungsgeflecht zu verstehen, in dem Verantwortung wirksam werden soll. Das Skriptum ist thematisch gegliedert wie ein Mosaik, dessen Gesamtbild einen Überblick über den Verantwortungsdiskurs vermitteln soll, und die Abschnitte können individuell gelesen und verstanden werden. Den Studierenden wird nahegelegt, eine grundsätzlich philosophisch-kritische Grundhaltung zu ethischen und gesellschaftlichen Fragestellungen zu entwickeln und sich mit methodischer oder anwendungszentrierter Kritik auseinanderzusetzen. Das Skriptum spannt einen breiten thematischen Bogen von der Antike bis zur Gegenwart, von individuellen Akteurinnen bis zu Multi-Stakeholder-Initiativen und von philosophischen bis zu rechtswissenschaftlichen und wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsansätzen. Die Auswahl der Themen im Skriptum "Gesellschaftliche und soziale Verantwortung" erfolgte nach didaktischen, logischen und interessenszentrierten Kriterien, wobei jedes Thema noch weiter erweitert und intensiver behandelt werden könnte. Die grundlegende Trias von sozialer, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit wird als Querschnittmaterie in unterschiedlichen Kontexten illustriert. Besonders junge Forschungsfelder wie CEO-Activism haben noch keine "Standardpositionen" im eigentlichen Sinn herausgebildet und die Forschungsschwerpunkte werden sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiterentwickeln und verschieben. Das Skriptum gliedert sich formal in fünf große Kapitel mit thematisch untergliederten Subkapiteln und Abschnitten, wobei am Ende jedes Abschnitts wichtige Lehrinhalte zusammengefasst werden. Die Darstellungen sollen ein vertieftes Verständnis der Hintergründe und Argumentationen im aktuellen Verantwortungsdiskurs vermitteln. Kapitel 1: Philosophie- und Ethikbegriff sowie Methodiken der angewandten Ethik Die philosophische Ethik ist eine vielschichtige Disziplin mit einer langen Theoriegeschichte, die im westlichen Kulturkreis auf Aristoteles und das vierte vorchristliche Jahrhundert zurückgeht. Eine genaue Definition der Philosophie (https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie) als Wissenschaft kann hier nicht erörtert werden, da die Frage nach der Definition von "Philosophie" selbst eine philosophische Frage ohne allgemeingültige Antwort ist. Die Wissenschaftstheorie als eigenständige Teildisziplin der Philosophie befasst sich seit dem 19. Jahrhundert mit dem Status von Naturgesetzen oder dem Realitätsbegriff mathematischer Theorien. Die Etymologie der Philosophie gibt uns eine Annäherung an ihren Gegenstand und ihre Arbeitsweise, indem sie den Philosophen als einen "Freund" oder Liebhaber der Weisheit oder wissenschaftlichen Erkenntnis beschreibt. Die grobe Unterscheidung zwischen praktischer und theoretischer Philosophie hat sich etabliert, wobei die theoretische Philosophie Wissen als Selbstzweck ansieht und die praktische Philosophie bzw. die Ethik mit praktischen Problemen konfrontiert ist. Der deutsche Philosoph Otfried Höffe (https://de.wikipedia.org/wiki/Otfried_H%C3%B6ffe) unterscheidet im Hinblick auf die praktische Philosophie die paradigmatischen Fälle von Konflikt, Kritik und Krise, welche die praktischen Konfrontationen der ethischen Theoriebildung kennzeichnen. Diese Konflikte können sich als moralisch-praktischer Konflikt, als Prinzipienkonflikt oder als fundamentalethischer Konflikt darstellen, wobei der moralisch-praktische Konflikt von einem allgemein akzeptierten Leitziel ausgeht, der Prinzipienkonflikt das Leitziel selbst strittig macht und der fundamentalethische Konflikt den moralischen Standpunkt strittig macht. Die ethische Theoriebildung ist auf verschiedenen Stufen mit unterschiedlichen Ethiktheorien wie der aristotelischen Ethik oder der utilitaristischen Ethik konfrontiert und muss sich auch mit Positionen wie dem moralischen Skeptizismus auseinandersetzen. Die gesellschaftliche und soziale Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) ist ein wichtiger Aspekt der Philosophie (https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie) und Ethik, der in verschiedenen Kulturen und Traditionen behandelt wird. Neben europäischen Philosophie- und Ethikkonzeptionen gibt es auch außereuropäische Konzeptionen wie die buddhistische oder konfuzianische Philosophie, die an europäischen Universitäten und Forschungsinstituten zunehmend Beachtung finden. Der Philosoph Otfried Höffe betont, dass die Ethik nicht nur auf europäische Traditionen zurückgeht, sondern dass die Suche nach einer Ethik zum gemeinsamen Erbe der Menschheit gehört. Philosophie ist ein komplexer und uneinheitlicher Forschungsbereich, der durch verschiedene Begriffe und Übersetzungen geprägt ist, was eine explizite Auseinandersetzung mit terminologischen Unterscheidungen erforderlich macht. Die Ethik als philosophische Fachdisziplin kann in einen praktischen und einen theoretischen Zweig unterteilt werden, wobei die praktische Philosophie sich mit praktischen Fragestellungen und Problemen beschäftigt und Lösungen und Konzeptionierungen formulieren möchte. Der Philosoph Otfried Höffe (https://de.wikipedia.org/wiki/Otfried_H%C3%B6ffe) unterscheidet drei Konfliktebenen, mit denen die Ethik konfrontiert ist: moralisch-praktische Konflikte, Prinzipienkonflikte und fundamentalethische Konflikte. Ethische Fragen haben sich in ihren Grundzügen seit der Antike kaum verändert und werden in der gesamten Gesellschaft diskutiert, nicht nur von Experten, sondern auch von allgemeinen Regeln des Respekts oder der Höflichkeit. Ethikbeiräte und Ethikkommissionen beraten heute Politiker und Unternehmensvorstände, während früher Philosophen herrschende Personen in Angelegenheiten der gerechten Staats- und Lebensführung beraten haben. Gesamtgesellschaftlich relevante Fragen wie Sterbehilfe, Embryonenforschung, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz werden vorrangig unter ethischen Gesichtspunkten diskutiert. Die philosophische Ethik ist als philosophische Disziplin der praktischen Philosophie (https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie) zuzuordnen und befasst sich mit dem richtigen Handeln und dem menschlichen Handeln, das einem praktischen Sollen genügt und zugleich eine allgemeine Verbindlichkeit zum Ausdruck bringt. Peter Prechtl definiert Ethik in Metzlers Lexikon der Philosophie als das menschliche Handeln, das einem praktischen Sollen genügt und zugleich eine allgemeine Verbindlichkeit zum Ausdruck bringt, sowie das Streben nach dem Guten und die Begründung moralischer Werte und Normen. Die Begriffe Ethik, Moral und Sitte(n) werden alltagssprachlich oft synonym gebraucht, aber im Fachdiskurs wird zwischen ihnen unterschieden. Die historische Entwicklung dieser Begriffe geht auf das altgriechische Ēthos zurück, das drei verschiedene Bedeutungsvarianten aufweist: Wohnung oder Wohnort, Sitte oder Gewohnheit von Gruppen und Charakter bzw. Denkweise von Individuen. Der Begriff Ethos, mit kurz gesprochenem e, umfasst eher eine äußerliche Befolgung von kollektiven Sitten und individuellen Gewohnheiten im Unterschied zu einer tiefen Identifikation oder einer bewussten Entwicklung des eigenen Charakters. Im Fachdiskurs wird Moral als ein Normensystem verstanden, dessen Gegenstand menschliches Verhalten ist und das einen Anspruch auf unbedingte Gültigkeit erhebt. Moral besteht aus Werturteilen und Maßstäben, die für sich den Anspruch erheben, in Bezug auf menschliche Handlungen uneingeschränkt gültig zu sein. Moral kann sich auf Einzelpersonen oder Gruppen beziehen und ist historisch und kulturell geprägt, was zu unterschiedlichen Moralsystemen führt, die als "Moralitäten" im Plural bezeichnet werden. Diese Moralsysteme können auf unterschiedlicher Basis, wie religiösen Texten oder politischer Ideologie, parallel existieren und sich gegenseitig widersprechen, ohne dass festgestellt wird, ob sie ihren Geltungsanspruch berechtigterweise erheben. Die philosophische Definition von Ethik als "Wissenschaft von der Moral" befasst sich mit der Frage, welche Moralen es gibt, welche Begründungen sich für sie angeben lassen und welcher Logik ihre Begriffe, Aussagen und Argumentationen folgen. Diese Definition korrespondiert mit Michael Quantes zweiter Grundfrage der philosophischen Ethik ("Warum ist diese Handlung richtig?"), während die erste Grundfrage ("Wie soll ich handeln?") in den Geltungsbereich der Moral fällt. Die Wissenschaft von der Moral zerfällt in mehrere Ebenen, wobei die wichtigste Unterscheidung zwischen deskriptiver und normativer Ethik besteht. Die deskriptive Ethik beschreibt Moral in verschiedenen Kulturen und ist zumeist Gegenstand der Sozialwissenschaften, während die normative Ethik die Wissenschaft der Moral ist, die nach Moralbegründung fragt. Die normative Ethik charakterisiert sich durch verschiedene normativ-ethische Theorien wie Deontologie, Tugendethik oder Utilitarismus. Die Metaethik ist die Wissenschaftstheorie der Ethik und versucht, eine tiefergehende Reflexion der ethischen Grundbegriffe zu leisten, was mit Michael Quantes dritter Grundfrage der Ethik ("Wie sind die ethischen Grundbegriffe beschaffen und wie funktionieren ethische Begründungen?") korrespondiert. Die Grundfragen nach der Bedeutung ethischer Grundbegriffe dienen nicht dazu, ein Normensystem zu beschreiben oder normative Forderungen zu formulieren, sondern vielmehr dazu, die Ethik als Wissenschaft zu systematisieren und zu strukturieren. Diese Systematisierung ist auch in anderen Wissenschaften ein zentrales Kriterium für die Unterscheidung von Alltagswissen und wissenschaftlichem Wissen. Fachdiskussionen über die Bedeutung moralischer Begrifflichkeiten und die Gültigkeit bestimmter Grundsätze reichen über die normative Ethik hinaus und sind Teil der Metaethik, also der philosophischen Reflexion über die Sprache der Moral. Die Metaethik ist in ihren Analysen und Prämissen nicht völlig neutral gegenüber materiellen ethischen Aussagen und Theorien, sondern kann eine limitierende Funktion für die Ethik haben. Eine metaethische Annahme kann mit gewissen ethischen Positionen unvereinbar sein, wodurch die Metaethik eine limitierende Funktion für die Ethik hat, und benötigt besonders starke Rechtfertigungsgründe, wenn sie basalen Ethikkonzeptionen entgegensteht. Quante spricht von einem sogenannten Überlegungsgleichgewicht zwischen Ethik und Metaethik, bei dem die wechselseitige Korrektur und Anpassung der diversen Annahmen sich danach ausrichten muss, einen maximal positiven Gesamteffekt auf unsere Überzeugungen bzw. deren Kohärenz und Nützlichkeit zu erzielen. Ein Drei-Ebenen-Modell von Ethik als deskriptiver, normativer und Metaethik sowie die strikte Abgrenzung von Ethik und Moral stellen einen guten Startpunkt für die weitere Beschäftigung mit philosophischen Fragestellungen dieser Art dar. Die einzelnen Ebenen können als aufeinander aufbauende Abstraktionsstufen verstanden werden, wobei die Moral das Untersuchungsobjekt darstellt, die Ethik die wissenschaftliche Theorie der Moral und die Metaethik die Wissenschaftstheorie der Ethik ist. Die deskriptive Ethik ist nicht Teil der Philosophie (https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie) und beschreibt lediglich die Moral, während die philosophische Ethik stets normative Ethik meint. Die angewandte Ethik, auch bekannt als "practical ethics", hat seit den 1970er-Jahren einen Boom erlebt und kann als Teilbereich der normativen Ethik verstanden werden. Der Begriff "angewandte Ethik" erscheint selbst erklärungsbedürftig, da die Ethik als Teilbereich der praktischen Philosophie immer schon einen Anwendungsbezug aufweist. Die normative Ethik wird oft in eine allgemeine und eine angewandte Ethik unterteilt, um die Begründungsfunktion moralischer Theorien zu erfüllen. Allgemeine ethische Prinzipien können im konkreten Anlassfall ein Problem nicht zufriedenstellend lösen, da es oft unklar ist, wie und unter welchen Bedingungen diese Prinzipien umzusetzen sind. Die angewandte Ethik formuliert zwei wesentliche Typen von Anwendungsmodellen: Top-down-Modelle und Bottom-up-Modelle. Top-down-Modelle folgen einer deduktiven Schlussform und versuchen, aus allgemeinen Prinzipien und dem konkreten situativen Kontext die richtige Handlungsoption abzuleiten. Bottom-up-Modelle verfahren induktiv und versuchen, aus beobachteten Einzelfällen zu allgemeinen Gesetzen aufzusteigen. Die deduktive Methode ist Teil der philosophischen Ethik und versucht, konkrete ethische Herausforderungen im Hinblick auf die ethischen Theorien der philosophischen Tradition zu lösen. Die induktive Methode zeichnet sich durch ein transakademisches Engagement von Ethikkommissionen aus und ist oft institutionell und personell von der philosophischen Ethik abgekoppelt. Die Definitionen der angewandten Ethik müssen vor dem Hintergrund dieser zwei methodischen Zugänge verstanden werden. Die deduktive Methodik ist durch eine interdisziplinäre Forschungspraxis gekennzeichnet, da Philosophen auf empirisches Wissen von Kollegen aus den Einzelwissenschaften angewiesen sind. Die angewandte Ethik als Teilbereich der normativen Ethik wird durch die Methodiken ihrer Theoriebildung konstituiert. Die philosophischen Bereichsethiken stehen in Beziehung zu den Konzeptionen der angewandten Ethik und zeichnen sich durch einen inhärenten Praxisbezug aus. Bereichsethiken wie Wirtschaftsethik, Medizinethik, Umweltethik oder Marketingethik finden sich unter dem Sammelbegriff der Bereichsethiken und haben alle einen bestimmten Praxisbezug im Umgang mit ethischen Themen. Eine allgemeine Systematisierung der Bereichsethiken ist oft schwierig, was sich bereits bei den verschiedenen Definitionsversuchen zum Gegenstand der Bereichsethiken zeigt. Metzlers Lexikon der Philosophie (https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie) definiert die Bereichsethiken als den Teil der philosophischen Ethik, in dem ethische Konflikte behandelt werden, die in einem spezifischen Handlungskontext entstehen oder entstehen können. Die starke Orientierung an Anwendungskontexten und empirischen Problemstellungen unterscheidet die Bereichsethiken von anderen philosophischen Teildisziplinen wie der Rechtsphilosophie oder der politischen Philosophie. Die methodische Konzeption der Bereichsethiken kann sowohl deduktiv als auch induktiv sein, was sich in der historischen Genese der Bereichsethiken widerspiegelt. Geht man von einem deduktiven Modell aus, so handelt es sich bei der angewandten Ethik bzw. bei den Bereichsethiken um ein vergleichsweise junges Phänomen der wissenschaftlichen Forschung. Geht man hingegen von einer induktiven Reflexion aus, so finden die anwendungsbezogenen Bereichsethiken ihren Vorläufer bereits in der sogenannten Kasuistik des Mittelalters. Die Kasuistik beschäftigte sich mit Einzelfällen in den Bereichen der Rechtswissenschaften oder der Moraltheologie und formulierte konkrete Handlungsanweisungen. Die antike Vorstellung der Philosophie (https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie) als Lebenskunst oder Lebenshilfe folgt einer ähnlichen Logik wie die Bereichsethiken. Terminologisch kann angewandte Ethik im Sinne einer deduktiven Konzeption als Sammelbezeichnung für alle Bereichsethiken aufgefasst werden, oder als generalistische Sichtweise, die einen systematischen Zusammenhang der einzelnen Bereichsethiken hinsichtlich ihrer ethischen Grundprinzipien in den Blick bringt. Die Frage nach der genauen Anzahl der Bereichsethiken ist schwer zu beantworten, da die Einteilung der Bereichsethiken historischen Entstehungsprozessen folgt und nicht immer streng systematisch argumentiert wird. Bereichsethiken können sich überschneiden oder ineinander unterteilen, wie beispielsweise die Bioethik, die in die Medizinethik, Tierethik und Pflanzenethik unterteilt werden kann. Die Tier- und Pflanzenethik können wiederum unter die Natur- oder Umweltethik subsumiert werden. Kapitel 2: Verantwortungsbegriff in seinen verschiedenen konzeptionellen Dimensionen Der Verantwortungsbegriff ist in den Bereichsethiken zentral, da er ähnlich wie die Bereichsethiken einen inhärenten Praxisbezug aufweist. Günter Banzhaf betont, dass die zunehmende Komplexität gesellschaftlicher Systeme und neuartige globale Herausforderungen einen offeneren ethischen Leitbegriff erfordern, für den der Begriff der Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) durch seine praxisbezogene Ausrichtung in besonderer Weise geeignet ist. Der Begriff der Verantwortung hat im Vergleich zu anderen philosophischen Konzepten wie "Pflicht" oder "Schuld" eine relativ kurze Begriffsgeschichte und taucht im Deutschen erst ab dem 15. bzw. 17. Jahrhundert auf. Trotz seiner kurzen Geschichte hat sich der Verantwortungsbegriff in den letzten 300 Jahren als philosophisches Grundkonzept von entscheidender Bedeutung etablieren können. Um die historische und gesellschaftliche Entwicklung des Verantwortungsbegriffs zu verstehen, müssen seine verschiedenen Definitionen, Typen und Subkategorien berücksichtigt werden. Eine Minimaldefinition von Verantwortung, wie sie von der Philosophin Janina Loh vorgeschlagen wird, lautet: "dass jemand, dem wir eine spezifische psychomotivationale Verfasstheit zuschreiben, in der Lage ist, im normativen und nicht nur rein deskriptiven Sinn für etwas Rede und Antwort zu stehen". Diese Definition beinhaltet die Idee eines Rede-und-Antwort-Stehens für eigene Taten und setzt gewisse philosophische Vorbedingungen wie Freiheit des Handelns oder kausale Verursachung voraus. Die antiken und mittelalterlichen Versionen des Verantwortungskonzepts wurden im Kontext von Themen wie Freiheit, Schicksal und Rechenschaftspflicht verhandelt. In der griechisch-römischen Antike wurde der Begriff des "Freiwilligen" (griechisch: to hekouson) oder dessen, "was bei uns liegt" (griechisch: to eph’hemin), verwendet, um die Frage nach der Freiheit des menschlichen Handelns zu diskutieren. Die Philosophen Desperate Housewives (https://de.wikipedia.org/wiki/Desperate_Housewives) und Jeffrey Hause fassen den antiken Diskurs zusammen, indem sie betonen, dass die Frage nach der Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) bei Aristoteles, Epikur (https://de.wikipedia.org/wiki/Epikur) und der Stoa vor allem die Frage nach der Freiheit des menschlichen Handelns ist. Im Mittelalter verlagert sich die Diskurstradition des Verantwortungsbegriffs in den theologischen Bereich. Die christlichen Denker der Spätantike und des Mittelalters gingen davon aus, dass der Mensch für seine Willensakte verantwortlich ist und von Gott im Jenseits belohnt oder bestraft wird, basierend auf dem Ausmaß seiner Verantwortung. Da die christlichen Denker von der Güte und Vollkommenheit Gottes überzeugt waren, musste die Sünde im menschlichen Vermögen zum willentlichen Handeln begründet sein, und der Mensch ist somit für seine Sünden selbst verantwortlich. Der Kirchenvater Augustinus (354-430) legte eine erste umfassend ausgearbeitete Theorie des menschlichen Willens vor, die sich in der Neuzeit in der Theodizee-Debatte fortsetzte. Die Theodizee-Debatte fragt nach der Vereinbarkeit der Konzeption eines allmächtigen und gütigen Gottes bei gleichzeitigem Fortbestand des Leidens in der Welt und nach der Verantwortung Gottes für das Böse in der Welt. Im Zeitalter der Aufklärung wurde der Begriff der "responsibility" (Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)) zum Modewort der französischen Revolution und wurde in seiner französischen Version (responsabilité) verwendet. Etymologisch geht der Verantwortungsbegriff auf das lateinische "respondere" (antworten) zurück und bezieht sich auf ein reaktives Verhalten. In diesem Kontext tritt auch die heute noch gebräuchliche Englische Sprache (https://de.wikipedia.org/wiki/Englische_Sprache) Terminologie auf, und es begründet sich die heutige entscheidende Differenzierung des Verantwortungsbegriffes als ethische Verantwortung (responsibility), rechtliche Verantwortung (liability) und soziale Verantwortung (Accountability (https://de.wikipedia.org/wiki/Accountability)). Im Deutschen gibt es leider keine ähnlich praktische Unterscheidung, weshalb in diesem Kontext häufig auf die englische Terminologie verwiesen wird. Die englische Differenzierung zwischen "disease", "illness" und "sickness" ähnelt der von Thomas Schramme vorgeschlagenen Unterscheidung in der Medizinethik, während die deutsche Sprache nur ein Wort ("Krankheit") hat, um diese vielschichtigen Bedeutungsdimensionen abzudecken. Ebenso gibt es in der deutschen Sprache nur ein Wort ("Verantwortung"), um die verschiedenen Bedeutungsdimensionen abzudecken, die in der englischen Sprache durch verschiedene Begriffe wie "accountability", "responsibility" und "liability" ausgedrückt werden. Die moderne deutsche Version des Begriffs "Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)" stammt von der im allgemeinen Sprachgebrauch zuvor geläufigen "Zurechnung" ab, die eine direkte Übersetzung der lateinischen "imputatio" ist. Der Begriff "Verantwortung" stand ursprünglich in einem juristischen Kontext einer Verteidigung oder Rechtfertigung, aber im 19. und 20. Jahrhundert wandelte sich seine Bedeutung und er wurde zunehmend in philosophischen und ethischen Kontexten verwendet. Philosophen wie Søren Kierkegaard (https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%B8ren_Kierkegaard) und Friedrich Nietzsche (https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Nietzsche) haben den Begriff "Verantwortung" in ihren Werken verwendet und ihm eine existenzielle Bedeutung beigelegt. Später haben auch andere Wissenschaftler wie Edmund Husserl (https://de.wikipedia.org/wiki/Edmund_Husserl) und Max Weber (https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Weber) den Begriff "Verantwortung" in ihren Arbeiten verwendet. Der Fokus des Verantwortungsbegriffs verlagerte sich nach 1945 von der individuellen Verantwortung auf die Verantwortung gesellschaftlicher Systeme. Hans Jonas (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Jonas) hat den Begriff "Verantwortung" schließlich im 20. Jahrhundert zur ethischen Schlüsselkategorie erhoben und ihn zum Zentralbegriff jeglicher Ethikkonzeption gemacht. Die Idee eines Rede-und-Antwort-Stehens für eigene Taten ist bereits im Konzept der Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) enthalten, aber für diesen Vorgang müssen gewisse philosophische Vorbedingungen wie Freiheit des Handelns oder kausale Verursachung gegeben sein. In der griechisch-römischen Antike wurde der Begriff "Verantwortung" primär im Kontext der Freiheit des Handelns verwendet, während im Mittelalter die Diskurstradition in den theologischen Bereich verlagert wurde und die Idee einer Verantwortung gegenüber Gott bzw. der Strafe und Belohnung im Jenseits zentral wurde. Die Theodizee-Debatte befasst sich mit der Frage nach der Verantwortung Gottes für das Böse in der Welt. Im Zeitalter der Aufklärung wurde der Begriff der "responsibility" in seiner französischen Version ("responsabilité") zum Modewort der französischen Revolution und begründete die heutige Differenzierung des Verantwortungsbegriffes in ethische Verantwortung, rechtliche Verantwortung und soziale Verantwortung. Die moderne deutsche Version der "Verantwortung" leitet sich von der "Zurechnung" ab, die ursprünglich im juristischen Kontext einer Verteidigung oder Rechtfertigung stand. Der philosophische Bedeutungswandel des Verantwortungsbegriffes und seine zunehmende Rezeption lassen sich ab Anfang des 19. Jahrhunderts beobachten, zunächst im existenziell-individuellen Kontext und später im Kontext gesellschaftlicher Systeme. Hans Jonas' Werk "Das Prinzip Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)" (1979) hat eine starke Rezeption erfahren und verortet den Verantwortungsbegriff in einem grundlegend anderen Kontext als seine historischen Vorgänger. Jonas' philosophische Auseinandersetzung mit dem Verantwortungsbegriff konzentriert sich auf aktuelle gesellschaftspolitische Fragen wie Atomkrieg, Kernenergie, Ressourcenverknappung, Umweltkrise, Bevölkerungswachstum und medizinische Forschung. Hans Jonas (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Jonas) betont, dass diese Krisen eine neue Art der philosophischen Ethik benötigen, um das ultimative Übel, die (Selbst-)Vernichtung der Menschheit, zu verhindern. Jonas' Vermeidungsethik dient primär dem Ziel, die Vernichtung der Menschheit zu verhindern, und kritisiert die klassische Ethik als nicht adäquat für die enormen Dimensionen des technischen Fortschritts im 20. Jahrhundert. Der Verantwortungsbegriff von Hans Jonas basiert auf einer Form wohlwollender Fürsorglichkeit, bei der die Gegenstände unserer Verantwortung selbst moralisch verpflichtet sind. Jonas versteht unter Verantwortung "die als Pflicht anerkannte Sorge um ein anderes Sein, die bei Bedrohung seiner Verletzlichkeit zur 'Besorgnis' wird". Sein Verantwortungskonzept hebt sich von anderen ab, insbesondere durch die Betonung der Bedeutung von empirischem Wissen für die ethische Urteilsfindung. Jonas kritisiert die formalen Grundlagen der Kant'schen Ethik und formuliert einen neuen kategorischen Imperativ, der auf die Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden abzielt. Dieser Imperativ lautet: "Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden" oder "Gefährde nicht die Bedingungen für den indefiniten Fortbestand der Menschheit auf Erden". Jonas' Verantwortungsethik ist eng mit seiner naturphilosophischen Arbeit verbunden und basiert auf der Annahme einer objektiven Zweckhaftigkeit der Natur, die es zu schützen gilt. Seine Ethik soll nicht als eine gänzlich neue normative Theorie verstanden werden, sondern vielmehr als eine Ergänzung zu bestehenden Ethiktheorien. Kritiker wie Günter Banzhaf und Micha H. Werner argumentieren, dass Jonas' Prinzip Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) keine neue Ethik entwickelt, sondern eher eine "Notstandsethik" darstellt, die konservativ ist und kein höherstufiges Kriterium für die Abwägung von Forderungen bietet. Hans Jonas (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Jonas) kann als beispielhafter Autor für die Weiterentwicklung des Verantwortungsbegriffs im 20. Jahrhundert verstanden werden, da er die Möglichkeit der Selbstvernichtung der Menschheit als ultimatives Übel ansieht und eine Vermeidungsethik entwickelt, um dies zu verhindern. Die ökonomischen, technischen und gesellschaftlichen Veränderungen im Verlauf der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts, wie die wachsende Arbeitsteilung, die Ausdifferenzierung einzelner Arbeitsgebiete und der Einsatz neuer Technologien, haben den Aufstieg des Verantwortungsbegriffs zur ethischen Schlüsselkategorie begünstigt. Nach Kurt Bayertz und Birgit Beck entsteht der moderne Verantwortungsbegriff aus der Wahrnehmung, dass die normative Steuerung des menschlichen Handelns unter den neuen sozialen Bedingungen komplexere Anforderungen stellt. Die aktuelle Nachhaltigkeitsdebatte spielt eine entscheidende Rolle im Kontext der Umweltethik und der Verantwortungsdebatte, insbesondere unter dem Schlagwort der Klimaverantwortung. Die internationale Klimaforschung liefert regelmäßige Bestandsaufnahmen der aktuellen Forschungsergebnisse und appelliert an Entscheidungsträger für einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen und dem Weltklima. Philosophisch betrachtet fällt die Bearbeitung dieser Problemstellung in den Bereich der Umweltethik, genauer gesagt, in den Teilbereich der Klimaethik, die sich mit dem Klimasystem befasst. Die Umweltethik setzt voraus, dass die Natur durch menschliche Handlungen beeinflusst wird und dass menschliches Handeln der Einsicht und Reflexion von Werten sowie der argumentativen Normenbegründung zugänglich ist. Naturverantwortung ist in konzeptioneller Hinsicht äußerst komplex, da sie durch ihre zeitliche Dimension geprägt ist und erst über große Zeiträume hinweg an Bedeutung gewinnt, und da verantwortliches Handeln nur als soziales Handeln verständlich ist, insofern der Natur ein moralisch wirksamer Wert zugeschrieben wird. Nachhaltigkeit bezeichnet ein Bewirtschaftungs- und Entwicklungsprinzip, das darauf abzielt, nicht mehr natürliche Ressourcen zu verbrauchen, als jeweils nachwachsen, um die Chancen künftiger Generationen zu erhalten. Die historischen Wurzeln des Nachhaltigkeitsbegriffes liegen in der deutschen Forstwirtschaft, wo Hans Carl von Carlowitz (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Carl_von_Carlowitz) bereits 1713 forderte, die wirtschaftliche Basis des Waldes zu schonen, um eine Ressource dauerhaft und ertragreich zu nutzen. Im 19. Jahrhundert wurde das Prinzip der Nachhaltigkeit durch die Reinertragslehre und das Prinzip der Gewinnmaximierung entwertet, was zu einer Trennung von Ökonomie und Ökologie führte. Erst in den 1970er-Jahren setzte eine Gegenbewegung ein, die den Nachhaltigkeitsbegriff wieder in den Vordergrund rückte, insbesondere durch den Bericht "Die Grenzen des Wachstums (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Grenzen_des_Wachstums)" von Dennis L. Meadows (https://de.wikipedia.org/wiki/Dennis_L._Meadows) und seinem Forscherteam. Der Bericht "Grenzen des Wachstums" simulierte den exponentiellen Ressourcenverbrauch von Industriegesellschaften und plädierte für einen globalen Gleichgewichtszustand und entsprechende weltweite Maßnahmen. gründeten die Vereinten Nationen die World Commission on Environment and Development (WCED), die 1987 den Brundtland-Bericht veröffentlichte, in dem nachhaltige Entwicklung als eine Entwicklungsform definiert wurde, die die Bedürfnisbefriedigung gegenwärtiger und zukünftiger Generationen gleichermaßen berücksichtigt. Der Brundtland-Bericht betont den Unterschied zwischen Nachhaltigkeit und nachhaltiger Entwicklung, wobei Nachhaltigkeit auf einen Zustand und nachhaltige Entwicklung auf einen Prozess hinweist. Die Ökologie spielt in der Nachhaltigkeitsdebatte eine entscheidende Rolle, und Nachhaltigkeitsthemen sind häufig mit Umweltschutzthemen verbunden. Nachhaltigkeit ist auch ein stark normativer Begriff, der mit dem Gerechtigkeitsbegriff und dem Konzept generationenübergreifender Gerechtigkeit verbunden ist. Das Konzept der Nachhaltigkeit wird heute in der wissenschaftlichen Gemeinschaft zumeist als dreidimensionales Konzept verstanden, das aus ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit besteht. Die ökologische Nachhaltigkeit beschreibt die Nutzung eines Systems in einer Weise, dass es in seinen wesentlichen Eigenschaften dauerhaft erhalten bleibt und sein Fortbestand gesichert wird, wobei das Phänomen der Übernutzung natürlicher Ressourcen diskutiert wird. Die ökonomische Nachhaltigkeit bezeichnet die betriebswirtschaftliche Nutzung eines Systems in einer Weise, dass es in seinen wesentlichen Eigenschaften dauerhaft erhalten bleibt und sein wirtschaftlicher Fortbestand gesichert ist, wobei ein Wirtschaftsmodell befürwortet wird, das Wohlstand nicht allein durch Wachstum erreicht, sondern vielmehr umwelt- und sozialverträglich ist. Die soziale Nachhaltigkeit bezieht sich auf die auf Menschen ausgerichtete Nutzung eines Systems oder einer Organisation in einer Weise, dass es in seinen wesentlichen Eigenschaften dauerhaft erhalten bleibt und sein personalbezogener sowie gesellschaftlicher Fortbestand gesichert ist, wobei konkrete Maßnahmen die Schaffung von Chancengleichheit in Bildung und Beruf oder die möglichst breite Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen betreffen. Die drei Nachhaltigkeitsdimensionen werden auch als Triple-Bottom-Line bezeichnet, ein Begriff, der von John Elkington geprägt wurde und sich im Unternehmenskontext auf die langfristige Planung und den Erfolg eines Unternehmens bezieht. Die Triple-Bottom-Line umfasst die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit und ist ein wichtiger Ansatz, um die Nachhaltigkeit in verschiedenen Kontexten zu verstehen und umzusetzen. Der Nachhaltigkeitsbegriff ist sowohl in der Umwelt- und Klimaethik als auch in der breiteren Debatte der Klimaverantwortung von Bedeutung und muss als grundsätzlich normativer Begriff verstanden werden, der auf der inhärenten (intergenerationalen) Gerechtigkeitskonzeption basiert. Die Sustainable Development Goals (SDGs) der UN und die ESG-Standards für sozial verantwortliche Investmentoptionen beziehen sich auf die Nachhaltigkeitsdimensionen ökonomischer, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit. Die Aspekte des fairen Handels entsprechen in Grundzügen den Dimensionen ökonomischer, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit. Konzepte der unternehmerischen Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) weisen einen starken inhaltlichen Bezug zur Nachhaltigkeitsdebatte auf. Das Kapitel "Verantwortung als philosophisches Arbeitsfeld" beschäftigt sich mit dem Verantwortungsbegriff als solchem und bietet eine umfassende Definition des Verantwortungsbegriffs. Die Definition des Verantwortungsbegriffs ist vielschichtig und kann nicht auf eine allgemeingültige Definition reduziert werden, da viele Autoren den Begriff in unterschiedlicher Art und Weise interpretiert haben. Michael Quante unterscheidet zwischen nominalen Definitionen und Standarddefinitionen, wobei nominale Definitionen von Autoren oder Gruppen von Autoren festgelegt werden, um einen Begriff mit einer bestimmten Bedeutung zu definieren, während Standarddefinitionen die alltägliche Verwendung eines Begriffs beschreiben. Nominale Definitionen sind hilfreich, wenn viele verschiedene Definitionen eines Begriffs parallel verwendet werden, aber für eine weitergehende philosophische Beschäftigung mit einem Thema ist die bloße nominale Definition ungenügend. Die Standarddefinition kann in Wörterbüchern gefunden werden und erhebt nicht den Anspruch, dass jeder Sprecher einer Sprache die wörterbuchbasierte Definition seines Begriffs im Blick hat. Die Standarddefinition eines Begriffs dient als Bezugssystem, anhand dessen sich abweichende Definitionen im Sprachgebrauch identifizieren lassen. Eine philosophische Analyse sollte weder die Standarddefinition eines Begriffs ignorieren noch versuchen, diese durch empirische Erhebungen nachzuzeichnen. Es gibt drei Arten von Definitionen: nominale Definition, Standarddefinition und Realdefinition. Die nominale Definition und die Standarddefinition zielen auf eine Bedeutungs- und Verwendungsanalyse der Sprache ab, während die Realdefinition sich auf eine Analyse der mit der Sprache bezeichneten Gegenstände selbst bezieht. Die Realdefinition geht von der These aus, dass es eine Unterscheidung zwischen den Gegenständen der Sprache und der Sprache selbst gibt. Der Philosoph Michael Quante betont, dass die Sprachanalyse kein Selbstzweck ist, sondern dass sie zur Analyse des Sachproblems beiträgt. Das primäre Interesse des Philosophen liegt in der Realdefinition beim Sachproblem selbst, das aus der verwendeten Sprache besteht. Ein Beispiel für die unterschiedlichen Definitionsarten ist die Verwendung des Begriffs "Willen" bei Arthur Schopenhauer (https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Schopenhauer), der ihn als Überlebenstrieb versteht, der der ganzen Welt zugrunde liegt. Die philosophische Tendenz besteht darin, sich am alltagssprachlichen Begriff zu orientieren und gleichzeitig eine Realdefinition zu entwerfen, deren Gegenstandsgrundlage von der rein sprachlichen Analyse unterschieden ist. Die Einteilung der Definitionen ist jedoch nicht universell akzeptiert in der akademischen Philosophie (https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich im Kontext des Verantwortungsbegriffes verschiedene Definitionen auf sprachlicher Ebene unterscheiden lassen und dass Definitionen auch methodisch und erkenntnistheoretisch auf verschiedene Aspekte einer Sache abzielen können. Die Definition von Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) kann auf drei verschiedene Arten erfolgen: nominale Definition, Standarddefinition und Realdefinition. Die nominale Definition legt fest, dass ein Begriff mit einer bestimmten Bedeutung verwendet wird, während die Standarddefinition die alltägliche Verwendung eines Wortes beschreibt, wie sie in Wörterbüchern zu finden ist. Die Realdefinition hingegen bezieht sich auf die Analyse der mit der Sprache bezeichneten Gegenstände selbst und nicht auf die Bedeutungs- und Verwendungsanalyse der Sprache. Zwei konkrete Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit, die Fälle von Carola Rackete (https://de.wikipedia.org/wiki/Carola_Rackete) und Francesco Schettino (https://de.wikipedia.org/wiki/Francesco_Schettino), zeigen die unterschiedlichen Facetten des Verantwortungsbegriffes im gesellschaftlichen und medialen Kontext. Carola Rackete, die Kapitänin des Seenotrettungsschiffes Sea-Watch 3, übernahm proaktiv die Verantwortung, als sie 53 lybische Flüchtlinge auf der italienischen Insel Lampedusa (https://de.wikipedia.org/wiki/Lampedusa) absetzte, obwohl dies gegen die Anordnungen der italienischen Behörden verstieß. Racketes Handeln wurde medial breit rezipiert und ihre Motive, ihr wissentlicher Rechtsbruch sowie die individuelle und gesamtgesellschaftliche moralische Verpflichtung gegenüber Geflüchteten standen im Zentrum der Debatte. Im Gegensatz dazu verließ Francesco Schettino, der Kapitän des havarierten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia (https://de.wikipedia.org/wiki/Costa_Concordia), den Unglücksort als einer der ersten Personen, noch bevor die Sicherheit der übrigen Crew und der Passagiere gewährleistet war, und wurde später wegen fahrlässiger Tötung zu 16 Jahren Haft verurteilt. Beide Fälle zeigen, dass die Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) proaktiv übernommen oder entgegen dem Eingeständnis zugeschrieben werden kann, und dass die Rollenverantwortung als Kapitän eine besondere Bedeutung hat. Die Fälle von Carola Rackete und Francesco Schettino zeigen die Differenz zwischen rechtlicher und moralischer Verantwortung und der Rolle der Justiz als richtende Instanz. Die Philosophin Ina Schmidt betont, dass verantwortliches Handeln keine Selbstverständlichkeit ist und sich auf verschiedene Ebenen des eigenen Tuns bezieht. Die Fälle von Rackete und Schettino werden als Beispiele verwendet, um ein Modell für Verantwortung zu entwickeln, das die Verantwortungsdimensionen in ein explizites und formales Modell integriert. Eine vorläufige philosophische Definition von Verantwortung kann als "die Verpflichtung, bestimmte negative Konsequenzen des eigenen Handelns zu vermeiden oder umgekehrt erwünschte Konsequenzen zu garantieren und bei Zuwiderhandeln dafür gerade zu stehen" angegeben werden, wie von Andrea Clausen (https://de.wikipedia.org/wiki/Andrea_Clausen) formuliert. Der Verantwortungsdiskurs ist nicht nur auf akademische Debatten beschränkt, sondern wird auch in der gesellschaftlichen und medialen Debatte dargestellt. Die Fälle von Rackete und Schettino zeigen, wie Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) proaktiv übernommen werden kann und wie sie von außen zugeschrieben werden kann. In beiden Fällen spielen konkrete Rollenverantwortungen sowie eine Differenzierung von rechtlichen und moralisch-ethischen Dimensionen der Verantwortung eine zentrale Rolle. Verantwortung wird als relationaler Begriff verstanden, der aus verschiedenen Elementen und deren Beziehung zueinander besteht. Die Verantwortungsforschung diskutiert, welche Elemente der Relation (die sogenannten Relata) konkret gemeint sind und in welcher strukturellen Beziehung diese zueinanderstehen. Der Verantwortungsbegriff kann je nach Definition und Annahmen über die Abhängigkeiten der einzelnen Relata zueinander unterschiedlich verstanden werden. Janina Loh identifiziert fünf mögliche Relata eines relational gefassten Verantwortungsbegriffes: den Träger der Verantwortung, den konkreten Gegenstand der Verantwortung, die Instanz der Verantwortung, den Adressaten und die normativen Prinzipien. Ludger Heidbrink unterscheidet vier Definitionen der Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung): Verantwortung als Zurechnungsfähigkeit und Zuständigkeit (1. Definition) Verantwortung als folgenbasierte Legitimation (2. Definition) Verantwortung als kontextualistisches Reflexionsprinzip (3. Definition) Verantwortung als Struktur und Steuerungselement (4. Definition) Die erste Verantwortungsdefinition bezieht sich auf die historische Debatte und nimmt Bezug auf die Eigenschaft, für eine Handlung zurechnungsfähig zu sein, insbesondere in der christlichen Philosophie (https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie) und der Verantwortung vor Gott. Diese Definition ist stark apologetisch geprägt und steht in Zusammenhang mit schuldhaftem Handeln, wobei die Zuschreibung von Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) nur erfolgen kann, wenn die Voraussetzungen der Freiheit, der Kausalität und der Intentionalität erfüllt sind. Die Zurechenbarkeit von Verantwortung wird durch weitere Maßstäbe aus den konkreten Umständen und Rahmenbedingungen abgeleitet, wie etwa die Fähigkeiten der agierenden Person, ihre Aufgaben und Rollen, gesetzliche Regelungen usw. Die Zuständigkeitsverantwortung wird als freiwillige Initiative der agierenden Person aus der Teilnahmeperspektive primär prospektiv übernommen, im Gegensatz zur Zurechnungsverantwortung, die primär retrospektiv aus der Beobachterperspektive erfolgt. Die Zuständigkeitsverantwortung ergibt sich aus Selbstverpflichtung, Rollenerwartungen und Aufgabenfeldern, die übernommen werden, und ist als graduelle Abstufung von der Verantwortungsart zu verstehen. Es lassen sich vier unterschiedliche Verantwortungsarten im Hinblick auf Zurechnung und Zuständigkeit unterscheiden: Handlungs(ergebnis)verantwortung, Rollen- und Aufgabenverantwortung, (universal) moralische Verantwortung und rechtliche Verantwortung. Die Handlungs(ergebnis)verantwortung umfasst alle Formen der Kausalverantwortung für bereits begangene oder noch zu begehende Handlungen, sowohl für individuelle als auch kollektiv agierende Personen. Die Rollen- und Aufgabenverantwortung bezieht sich primär auf berufliche Zuständigkeit, aber auch auf Haftungen in Institutionen. Die (universal) moralische Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) ist die Form der Verantwortung, die prinzipielle Formen der Verantwortung gegenüber anderen vorsieht, einschließlich rollenbasierter Pflichten, die nicht delegierbar sind. Die rechtliche Verantwortung wird anhand objektiver Schuldkriterien festgestellt und kann zu juristischen Sanktionierungen führen. Die zweite Verantwortungsdefinition nach Heidbrink versteht Verantwortung als folgenbasierte Legitimation, bei der die Beurteilung von Handlungen nicht auf erwartbare Handlungsfolgen, sondern auf erwartbaren Folgen basiert. Diese Folgen können intendiert oder nicht intendiert sein, oder bloß in Kauf genommen werden, und es gibt eine konzeptionelle Unterscheidung zwischen retrospektiver und prospektiver Verantwortung. Die Ex-post-Verantwortung bezieht sich auf bereits vollzogene Handlungen, während die Ex-ante-Verantwortung auf die Zukunft bzw. auf in der Zukunft liegende Handlungsfolgen richtet. Es gibt drei unterschiedliche Klassen von Folgen: beabsichtigte Folgen, vorhergesehene und bloß in Kauf genommene Handlungsfolgen, und unvorhergesehene Handlungsfolgen. Die Zurechenbarkeit von unvorhersehbaren Handlungsfolgen ist am schwierigsten zu bewerten und hängt von der Art der Ungewissheit bezüglich der Handlungsfolgen und der Zumutbarkeit, sich das benötigte Wissen anzueignen, ab. Die Verantwortungsdebatte befasst sich mit der Frage, ob Ungewissheit von Handlungsfolgen ein Entlastungsgrund sein kann, und kommt zu dem Schluss, dass dies nicht per se der Fall ist. Relatives Nichtwissen kann in Wissen umgewandelt werden, wenn sich die Akteurin entsprechend informiert, und ist daher im Verantwortungsdiskurs zurechenbar, wenn es sich in Ungewissheit umwandeln lässt. Die zweite Definition der Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) als folgenbasierte Legitimation konzentriert sich auf die Vorhersehbarkeit und das Wissen um die erwartbaren Folgen als primären Maßstab der Zurechnung. Die dritte Verantwortungsdefinition bezieht sich auf Verantwortung als kontextualistisches Reflexionsprinzip, das sich auf die Rechtfertigung von Handlungsfolgen im Hinblick auf normative Vorgaben konzentriert. Diese Definition fragt danach, inwieweit ein bestimmter angestrebter Zweck mit bestimmten Mitteln erreicht werden kann, und ob diese Mittel prinzipiell gerechtfertigt und im Hinblick auf erwartbare Handlungsfolgen legitim und effektiv sind. Der Verantwortungsbegriff dient in diesem Sinne als Reflexionsprinzip auf der Suche nach adäquaten Entscheidungsgründen vor dem Hintergrund komplexer Handlungsfelder. Kontextsensitive Entscheidungen erfordern nach Heidbrink eine ethische Kasuistik, die die Angemessenheit von Handlungsnormen hinsichtlich moderner Lebensbedingungen und komplexer Entscheidungsprozesse im Blick hat. Die Verantwortung wird durch diese Kontextualisierung des Verantwortungsprinzips bereits im Vorfeld der Handlungsentscheidung selbst angesiedelt. Die Angemessenheit der Handlungsnormen kann in Form einer sogenannten Metaverantwortung stattfinden, die ein Verfahren zur Prüfung und Entwicklung von Regeln und Prinzipien für neue und unbekannte Handlungsbereiche darstellt. Der Text beschreibt verschiedene Aspekte der gesellschaftlichen und sozialen Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) und geht auf die Arbeiten von Heidbrink ein, der den Verantwortungsbegriff in vier Definitionen unterteilt. Die ersten drei Definitionen des Verantwortungsbegriffs nach Heidbrink umfassen die ethische, rechtliche und soziale Dimension des Verantwortungsbegriffs und können wie folgt zusammengefasst werden: Verantwortung als Zurechnungsfähigkeit und Zuständigkeit Verantwortung als folgenbasierte Legitimation Verantwortung als kontextualistisches Reflexionsprinzip Die vierte Definition des Verantwortungsbegriffs nach Heidbrink bezieht sich auf Verantwortung als Struktur- und Steuerungselement, die sich auf Prozesse von Gruppen, Organisationen oder Netzwerken bezieht. Diese Definition umfasst Verantwortungen des Staates, politische Infrastrukturverantwortung, soziale und gesellschaftliche Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) von Unternehmen (Corporate Social Responsibility) und Systemverantwortung. Die Systemverantwortung bezieht sich auf Systemprozesse, die durch Handlungsprozesse begründet werden, sich aber nicht aus diesen herleiten lassen, und umfasst die Berücksichtigung von Risikofolgen, Designverantwortung von Entscheidungsressourcen und starke Kontextsteuerung durch Selbstregulierung. Ziel der Systemverantwortung ist es, soziale Subsysteme mit autonomer Verantwortungsbereitschaft auszubilden. Heidbrink selbst fasst seine Darstellung des Verantwortungsbegriffs zusammen, indem er betont, dass die vier Definitionen nicht den gesamten Bereich des Verantwortungsbegriffs abdecken, aber paradigmatisch für die Entwicklung der Verantwortungskategorie von einem klassischen Handlungsprinzip zu einem nachklassischen Systemprinzip sind. Die Verantwortungsdefinitionen können in vier verschiedene Arten unterteilt werden, die sich gegenseitig ergänzen und einen objektiven und subjektiven Pol der Verantwortung bilden. Die erste Verantwortungsdefinition unterscheidet zwischen Zurechnungsverantwortung und Zuständigkeitsverantwortung, wobei die Zurechnungsverantwortung im Nachhinein von anderen zugeschrieben wird und die Zuständigkeitsverantwortung im Vorhinein von selbst übernommen wird. Die zweite Verantwortungsdefinition basiert auf einer Selbstverpflichtung und bestimmten Rollenerwartungen, während die dritte Verantwortungsdefinition Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) als folgenbasiertes Legitimationsprinzip versteht. Die vierte Verantwortungsdefinition beschreibt Verantwortung als kontextualistisches Reflexionsprinzip, das auf der Suche nach adäquaten Entscheidungsgründen vor dem Hintergrund komplexer Handlungsfelder ist. Heidbrink fasst die Verantwortlichkeit komplexer Systemprozesse im Hinblick auf die Rahmenregeln, Kontextgestaltung und Selbstverpflichtung der beteiligten handelnden Personen zusammen und bezieht sich auf die Systemtheorie. Die Systemverantwortung bezieht sich auf die Systemtheorie, die von der Eigendynamik sozialer Subsysteme und deren Selbstorganisation ausgeht, und zielt darauf ab, soziale Subsysteme mit autonomer Verantwortungsbereitschaft auszubilden. Das klassische Modell der Verantwortung versteht Verantwortung grundsätzlich im Kontext eines negativ bewerteten Ereignisses und versucht, den Verursacher zu Schadenersatz zu verpflichten bzw. zu bestrafen, um derartige Ereignisse in der Zukunft verhindern zu können. Das klassische Modell wird als relationaler Begriff mit vier Relata verstanden, wobei das Objekt der Verantwortung definiert werden muss und nur menschliche Handlungen oder deren Unterlassung sowie die resultierenden negativen Folgen zum Objekt der Verantwortung werden können. Der Verantwortungsbegriff wird oft metaphorisch verwendet, beispielsweise wenn man sagt, dass ein Starkregen für eine Überschwemmung verantwortlich ist oder ein Tier für den Tod eines Menschen. Die Objektdefinition des Verantwortungsbegriffs führt zur Definition des Subjekts der Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) als rationale Person, die kausaler Urheber der negativen Handlungsfolge sein muss, die Handlung freiwillig erfolgt sein muss und die Folge der Handlung vorhersehbar gewesen sein muss. Die Handlung und ihre Folgen müssen im Hinblick auf ein bestimmtes Normen- und Wertesystem interpretiert werden, um eine Handlung als "schlecht" klassifizieren zu können. Das Wertesystem definiert, was unter schlechten Folgen zu verstehen ist, und diese Definition ist sozial und historisch bedingt. Die Instanz, vor der sich das Subjekt zu verantworten hat, ist oft ein Gericht, das in einer formalisierten kommunikativen Praxis (etwa einer Verhandlung) die Rollen von Richter und Angeklagtem explizit festlegt. Das klassische Modell der Verantwortung mit seinen vier Relata (Objekt, Subjekt, Wertesystem und Instanz) wurde ab dem 19. Jahrhundert in seinem allgemeinen Geltungsanspruch herausgefordert durch den gesamtgesellschaftlichen Wandel vom traditionellen Feudalismus zum modernen Kapitalismus. Vier Elemente können als zentral für diese Entwicklung identifiziert werden: die wachsende Arbeitsteilung und Differenzierung, der Übergang von persönlichen Beziehungen hin zu anonymen Marktbeziehungen, die industrialisierte Technik und deren Anwendungen sowie die theoretische Konzeption und praktische Implementierung moderner demokratischer Regierungen. Diese soziokulturellen Veränderungsprozesse führten dazu, dass das klassische Verständnis von Verantwortungssubjekt und Verantwortungsobjekt als in einer direkten linearen Beziehung stehend nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. Als Beispiel für diese Veränderung können die Unfälle mit Dampfmaschinen im 19. Jahrhundert gelten, die nicht auf einzelne Handlungen oder Unterlassungen kausal rückführbar waren, da autonom agierende Maschinen und technische Systeme zum Einsatz kamen. Derartige Unfälle in modernen Gesellschaften sind weder freiwillig herbeigeführt noch intentional oder vorhersehbar, sondern resultieren vielmehr aus der Verknüpfung unterschiedlicher Kausalketten. Die Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) für technische Schäden liegt nicht mehr bei konkreten Individuen, sondern bei arbeitsteilig organisierten Gruppen oder Systemen, weshalb individuelles Fehlverhalten oft nicht mehr ausreicht, um einen Unfall kausal zu verursachen. Die Opfer von Schäden können zufällig geschädigt werden oder geografisch weit entfernt sein, was eine Adaption des Wertesystems erforderlich macht, um den gesamtgesellschaftlichen Nutzen zu berücksichtigen. Ludger Heidbrink sieht die Genese eines nachklassischen Verantwortungsmodells im 20. Jahrhundert fortgesetzt, in dem die Kategorie der Zurechnung vom Handlungssubjekt abgelöst und auf höherstufige Prozessvollzüge übertragen wird. Die traditionelle Schadenersatzpflicht setzte das Verschulden aufgrund einer rechtswidrigen Handlung voraus, was jedoch nicht mehr ausreicht, um mit Schädigungen des neuen Typs umzugehen. Im 19. Jahrhundert wurde die klassische Bindung der Haftung an das Verursachungsprinzip und das Verschuldensprinzip aufgegeben und durch die Gefährdungshaftung ersetzt, die auf die besonderen Risiken im Umgang mit technischen Betrieben abgestimmt war. Die Gefährdungshaftung verlangt die Abwägung von öffentlichem Interesse und erwartbaren Gefährdungen sowie die Bereitschaft des Betreibers, im Schadensfall angemessen zu entschädigen. Das nachklassische Verantwortungsmodell unterscheidet sich vom klassischen Verantwortungsmodell in einigen zentralen Punkten, insbesondere in der zeitlichen Ausrichtung von der retrospektiven Ex-post-Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) hin zur prospektiven Ex-ante-Verantwortung. Die Aufmerksamkeit des Verantwortungssubjekts verlagert sich von zu vermeidenden Schäden hin zu gewünschten Zuständen mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit, was eine prospektive Formulierung von Handlungsanweisungen erforderlich macht. Der Verantwortungsbegriff im klassischen Verantwortungsmodell wird als relationaler Begriff mit vier Relata von Objekt, Subjekt, Wertesystem und Instanz verstanden. Im klassischen Modell stehen lineare Beziehungen zwischen Handlungssubjekt und Handlungsfolgen sowie ein negativ bewertetes Ereignis im Zentrum. Das grundsätzliche Ziel des klassischen Modells ist die Einflussnahme auf das zukünftige Handeln von Individuen. Das klassische Modell ist seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr allgemein gültig, jedoch auch heute noch auf gewisse Situationen anwendbar. Der Übergang von der traditionellen Feudalgesellschaft hin zum modernen Kapitalismus führte zur Entstehung des nachklassischen Verantwortungsmodells. Vier Elemente können im nachklassischen Modell identifiziert werden: die wachsende Arbeitsteilung und Differenzierung, der Übergang von persönlichen Beziehungen hin zu anonymen Marktbeziehungen, die industrialisierte Technik und deren Anwendungen sowie die theoretische Konzeption und praktische Implementierung moderner demokratischer Regierungen. Das nachklassische Verantwortungsmodell unterscheidet sich vom klassischen Verantwortungsmodell in mindestens zwei Punkten: die zeitliche Ausrichtung verlagert sich von der retrospektiven Ex-post-Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) hin zur prospektiven Ex-ante-Verantwortung und die Aufmerksamkeit des Verantwortungssubjekts verlagert sich von zu vermeidenden Schäden hin zu gewünschten Zuständen mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit. Die dadurch entstehende nachklassische Verantwortungskategorie wird auch als sogenannte Vorsorgeverantwortung verstanden. Kapitel 3: Sozial und ökologisch verantwortliche Unternehmensführung Das folgende Kapitel wird die Grundfrage der Unternehmensverantwortung unter der theoretischen Perspektive von Corporate Social Responsibility (CSR), Private Governance und Political Corporate Social Responsibility (PCSR) beleuchten. Aufgrund der Vielfalt an Konzepten sozialer Unternehmensverantwortung kann kein einheitlich verstandener CSR-Begriff aus der Literatur zugrunde gelegt werden, daher sollten die skizzierten Begriffe als Sammelbezeichnung für verschiedenste Konzepte sozialer Unternehmensverantwortung verstanden werden. Insbesondere der Teilbereich der PCSR weist Überschneidungen mit politikwissenschaftlichen Konzepten auf. Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedman (https://de.wikipedia.org/wiki/Milton_Friedman) hat bereits 1970 in seinem Aufsatz "The Social Responsibility of Business Is to Increase Its Profits" Stellung zur Frage nach der sozialen Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) von Unternehmen genommen und eine klassisch-liberale Antwort gegeben. Friedman lehnt eine soziale Verantwortung von Unternehmen aus prinzipiellen Gründen ab und argumentiert, dass nur Individuen moralische Verantwortung zugeschrieben werden können, nicht Unternehmen als juristische Personen. Friedman betont, dass Führungskräfte als individuelle Akteurinnen moralische Verantwortung tragen, jedoch primär den Eigentümerinnen und Aktionären der Unternehmen, für die sie tätig sind, verpflichtet sind. Die primäre Verantwortung der Führungskraft ist es, das Unternehmen in Übereinstimmung mit den Wünschen seiner Besitzerin zu führen, jedoch kann sie auch in ihrer Freizeit soziale Verantwortung wahrnehmen, solange sie die Ressourcen ihres Arbeitgebers nicht dafür einsetzt. Milton Friedman argumentiert, dass Führungskräfte in ihrer beruflichen Rolle nicht generelle gesellschaftspolitisch relevante Themen adressieren sollten, da sie dadurch illegitime Entscheidungen treffen würden. Friedman ist der Meinung, dass Führungskräfte nicht fachlich geeignet sind, um den Effekt einer Maßnahme einzuschätzen, und dass sie das Geld der Eigentümer, Kunden oder Mitarbeiter für ihre eigene private Agenda einsetzen würden. Er betont, dass die Führungskraft in den wenigsten Fällen überhaupt fachlich geeignet ist, um den Effekt einer Maßnahme selbst einzuschätzen, insbesondere wenn es um komplexe Themen wie Inflation oder Klima geht. Milton Friedman (https://de.wikipedia.org/wiki/Milton_Friedman) argumentiert, dass die genannten Gruppen (Eigentümer, Kunden, Mitarbeiter) diese Aktivitäten selbstständig unterstützen und finanzieren könnten, wenn es ihnen ein Anliegen wäre. Er kritisiert die Idee einer "sozialen Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)" von Unternehmen, da sie der Rolle von Führungskräften und Managern diametral entgegensteht und faktisch einer Besteuerung gleichkäme, ohne dass der Manager durch demokratische Prozesse legitimiert worden wäre. Friedman verortet hinter dem Schlagwort einer "sozialen Verantwortung" das sozialistische Dogma, wonach politische Agenden die Verteilung von knappen Ressourcen steuern sollten, anstatt Marktmechanismen. Er argumentiert, dass die vermeintliche Langsamkeit demokratischer Prozesse nur daraus resultieren kann, dass es noch nicht gelungen ist, eine breite Bevölkerungsmehrheit von der Notwendigkeit solcher Maßnahmen zu überzeugen. Friedman betont, dass die einzige legitime Möglichkeit für Führungskräfte, soziale Agenden im wirtschaftlichen Handeln zu realisieren, darin besteht, dass eigentümergeführte Unternehmen diese Agenden freiwillig mit ihrem eigenen Geld umsetzen. Er akzeptiert jedoch, dass ein positives öffentliches Image durch Lippenbekenntnisse zu "sozialer Verantwortung" eine legitime Handlungsweise für Manager sein kann, sofern sie dem Unternehmen wirtschaftlich nützt. In einem idealen freien Markt basierend auf Privateigentum kann kein Individuum ein anderes zwingen, alle Kooperationen sind freiwillig und alle Parteien profitieren davon oder sie müssen nicht teilnehmen. Milton Friedman (https://de.wikipedia.org/wiki/Milton_Friedman) argumentiert, dass in einem freien Markt die einzige soziale Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) von Unternehmen darin besteht, ihre Ressourcen zu nutzen und Aktivitäten zu entwickeln, die darauf abzielen, ihre Gewinne zu steigern, solange sie innerhalb der Regeln des Spiels bleiben. Friedmans Position zur sozialen Verantwortung von Unternehmen wurde in den folgenden Jahrzehnten vielfältig aufgenommen und kritisiert, und kaum eine wirtschaftsethische Fachpublikation kommt ohne einen impliziten oder expliziten Verweis auf Friedman und seine Thesen aus. Friedman entfaltet seine Argumentation in drei wesentlichen Kernthesen: Nur Individuen können moralisch verantwortlich gemacht werden, Manager sind nur den Interessen der Aktionäre und Eigentümer verpflichtet, und Manager sind für die angestrebte Form sozialer Verantwortung nicht demokratisch legitimiert. Das Konzept der sozialen Verantwortung für Unternehmen nach Friedman ist außerdem ein demokratiepolitisches Problem. Ausgehend von Friedmans klassischem Ansatz, wonach Unternehmen keine soziale Verantwortung haben, die über die Profitmaximierung hinausgeht, formulierten Kritiker alternative Ansätze der sozialen Unternehmensverantwortung, die unter dem Schlagwort der Corporate Social Responsibility (CSR) verhandelt werden. Die Europäische Kommission (https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Kommission) definiert CSR als freiwilligen Beitrag von Unternehmen zu einer besseren Gesellschaft oder als Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft. Der CSR-Begriff hat sich im Laufe der Zeit gewandelt, von einem primär philanthropischen Ansatz hin zu ethischen Überlegungen und instrumentellen Ansätzen, die die Spendenbereitschaft von Unternehmen loben. Der allgemeine Trend der CSR-Forschung (Corporate Social Responsibility) zeigt, dass CSR als ein normatives Konzept der unternehmerischen Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) verstanden wird, das über die bloße Spende von Geld für gute Zwecke hinausgeht. CSR befasst sich mit einem breiteren Spektrum ethischer Probleme, die direkt mit den Kernprozessen eines Unternehmens verbunden sind, wie Florian Wettstein betont. Verantwortung und Verpflichtung stehen in einem konzeptionellen Naheverhältnis zueinander, aber CSR bezieht sich oft auf sogenannte supererogatorische Handlungen von Unternehmen, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen und wünschenswert, aber nicht verpflichtend sind. Andrea Clausen (https://de.wikipedia.org/wiki/Andrea_Clausen) argumentiert, dass CSR nur dem Wortlaut nach mit Verantwortung im eigentlichen Sinne zu tun hat, sondern vielmehr das gesamte soziale Engagement eines Unternehmens beschreibt. Die Definitionsvielfalt von CSR führt dazu, dass manche Autoren CSR als einen Überbegriff für verschiedene Formen der sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung im Kontext unternehmerischen Handelns verstehen. Frynas und Stephens definieren CSR als einen "Umbrella-Term" für verschiedene Konzepte und Praktiken, die alle anerkennen, dass Unternehmen eine Verantwortung für ihren Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt haben, oft über die gesetzliche Einhaltung hinaus. Es gibt zwei wesentliche theoretische Ansätze zur Formulierung sozialer Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) von Unternehmen: das Argument des aufgeklärten Eigeninteresses und das Argument der gesellschaftlichen Verantwortung. Das Argument des aufgeklärten Eigeninteresses besagt, dass Unternehmen soziale Verantwortung vor allem aus Gründen der Profitmaximierung wahrnehmen, um beispielsweise von Konsumenten positiver gesehen zu werden oder um Boykotte zu vermeiden. Die freiwillige Übernahme von sozialer Verantwortung kann auch eine langfristig möglicherweise strengere gesetzliche Regulierung verhindern oder ein langfristiges Investment in besser ausgebildete Arbeitskräfte und einen potenteren Wirtschaftsstandort darstellen. Um der Verantwortungsdimension gerecht zu werden, müssen neben wirtschaftlichen auch moralische Argumente für CSR-Maßnahmen gefordert werden. Moralische Gründe für CSR ergeben sich aus der Ansicht, dass Unternehmen selbst soziale Probleme verursachen und daher moralisch verpflichtet sind, an der Lösung dieser Probleme mitzuwirken. Ein alternativer Ansatz gegen Friedmans klassischen Shareholder-Ansatz ist, dass Unternehmen nicht nur für ihre Aktionäre, sondern für einen viel umfangreicheren Kreis von Personen, die von der Geschäftstätigkeit direkt oder indirekt betroffen sind (Stakeholder), verantwortlich sind. Archie Carrolls viergliedriges Modell der CSR systematisiert diese unterschiedlichen Ansätze und unterteilt CSR in vier wechselseitig aufeinander bezogene Aspekte: ökonomische, rechtliche, ethische und philanthropische Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung). Ökonomische Verantwortung gegenüber Kundinnen, Geschäftspartnern und Mitarbeitern bildet die Basis der CSR und wird von der Gesellschaft unbedingt gefordert. Rechtliche Verantwortung hat einen gleichermaßen verpflichtenden Geltungscharakter, da die Gesellschaft erwartet, dass sozial verantwortliche Unternehmen ihre wirtschaftlichen und rechtlichen Verpflichtungen erfüllen. Ethische Verantwortung reicht über rechtliche und ökonomische Verantwortung hinaus und wird von der Gesellschaft zwar erwartet, aber nicht verbindlich verlangt. Philanthropische Verantwortung ist jener Teil der CSR, deren Erfüllung gesellschaftlich zwar erwünscht ist, jedoch weder verlangt noch erwartet wird. Carrolls Modell bietet den Vorteil, die realen Anforderungen an Unternehmen im ökonomischen und rechtlichen Bereich im Kontext der CSR adäquat abzubilden, wird jedoch kritisiert, dass etwaige Konflikte zwischen Verantwortungsbereichen nicht ausreichend adressiert werden. Darüber hinaus wird kritisiert, dass Carrolls klassisches Modell der CSR stark an den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der US-amerikanischen Gesellschaft orientiert ist. Die Bedeutung von Corporate Social Responsibility (CSR) variiert je nach Land und Kultur, beispielsweise wird philanthropisches Engagement von Unternehmen in den USA höher geschätzt als in Europa. CSR ist ein umfassendes Konzept mit unterschiedlichen Definitionen, aber die Tatsache, dass Unternehmen soziale Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) tragen müssen, wird heute weitgehend akzeptiert. Dies steht im Gegensatz zu Milton Friedman (https://de.wikipedia.org/wiki/Milton_Friedman) klassischer Theorie, die besagt, dass Unternehmen nur ihren Aktionären verpflichtet sind, während heute oft eine umfassendere Stakeholder-Perspektive (alle betroffenen Gruppen sind bedeutsam) angewendet wird. Archie Carrolls viergliedriges CSR-Modell (CSR-Pyramide) ist ein guter Ausgangspunkt für eine Systematisierung der CSR und unterscheidet zwischen ökonomischer, rechtlicher, ethischer und philanthropischer Verantwortung. Carrolls Modell wurde jedoch auch kritisiert, unter anderem aufgrund der starken Fokussierung auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der USA und fehlender Strategien im Umgang mit in Konflikt stehenden Verantwortungsdimensionen. Ein Beispiel für die Anwendung von CSR-Strategien ist das Unternehmen Nike, das in den 1990er-Jahren aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen in seinen internationalen Zulieferbetrieben in öffentliche Kritik geraten war. Simon Peter Zadek (https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Zadek) identifizierte fünf Stufen der Organisationsentwicklung und des organisationalen Lernens, die ein Unternehmen im Umgang mit CSR-Themen durchläuft, beginnend mit einer defensiven Abwehrhaltung (defensive Stufe) und endend mit einer proaktiven Strategie. Nikes erste Reaktion auf die Kritik war eine defensive Abwehrhaltung, die jedoch zu noch intensiverer öffentlicher Kritik und einer Intensivierung des Problems führte, woraufhin das Unternehmen Auditoren beauftragte, die Zustände in der Lieferkette zu prüfen. Der Prozess der Reaktion auf externe CSR-Themen wird von Zadek als Compliance-Stufe bezeichnet, bei der Unternehmen ein richtlinienbasiertes Compliance-Modell implementieren, um Reputationsverluste und Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden. Die Compliance-Stufe wird in erster Linie als Einhaltung von Rechtsvorschriften und als mittelbarer Kostenfaktor in der allgemeinen Geschäftstätigkeit verstanden, wie im Fall von Nike, das nach Kritik an seinen Audits eine eigene CSR-Abteilung schuf. Jenseits der bloßen Compliance liegt die Managementstufe, in der Unternehmen CSR-Themen in ihre Managementprozesse integriert haben, um mittelfristig ihren wirtschaftlichen Erfolg zu sichern und langfristig Vorteile zu lukrieren. Nike hatte ein über achtzigköpfiges CSR-Team und externe Auditoren für mehr als 900 Zulieferbetriebe eingestellt, aber dennoch zeigten investigative journalistische Arbeiten anhaltende systematische Verletzungen der internen Arbeitsrechtsstandards. Nach einer Krisensitzung erhielt die CSR-Abteilung weitgehende Freiheiten, und nach einigen Monaten konnte ein systemisches Problem in der Unternehmens- und Branchenkultur selbst als Ursache der anhaltenden Verstöße ausgemacht werden. Nike zahlte erfolgsabhängige Prämien an die Produktionsmitarbeiter, was einen Anreiz zur systematischen Übertretung der Arbeitsstandards setzte, und entschied sich daraufhin, die Unternehmenskultur grundsätzlich zu ändern, um strategische Vorteile zu realisieren. Peter Zadek (https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Zadek) identifiziert dies als die vierte, sogenannte strategische Stufe, in der CSR-Themen in die primären Geschäftsprozesse des Unternehmens integriert werden, um einen strategischen First-Mover-Vorteil zu erzielen. Nike suchte in weiterer Folge den breiten Schulterschluss in der Form sogenannter Multi-Stakeholder-Initiativen, um breit sozial akzeptierte Arbeitsstandards zu schaffen, was Zadek zufolge die fünfte und letzte, sogenannte zivile Stufe der Organisationsentwicklung hinsichtlich CSR-Themen darstellt. In der zivilen Stufe engagieren sich Unternehmen für industrieweite Veränderungen, rechtliche Regulierungen und Multi-Stakeholder-Initiativen. Im Jahr 2000 nahm der damalige CEO von Nike, Philip Knight (https://de.wikipedia.org/wiki/Philip_Knight), an der Gründungsveranstaltung des UN Global Compacts teil, einer Multi-Stakeholder-Initiative zur Förderung verantwortungsvoller Unternehmensführung. Simon Zadek verbindet die fünf Stufen des organisationalen Lernens mit vier korrespondierenden Stadien des gesamtgesellschaftlichen Problembewusstseins, den sogenannten Stages of Issue Maturity. Die vier Stadien des gesamtgesellschaftlichen Problembewusstseins sind: Die latente Phase, in der ein Thema nur wenigen Aktivisten bekannt ist und kaum von Bedeutung für Wirtschaftstreibende ist. Die aufstrebende Phase, in der das öffentliche Interesse am Thema zunimmt und es auch für Wirtschaftstreibende relevant wird. Die Konsolidierungsphase, in der gesamtgesellschaftliche Diskurse und Multi-Stakeholder-Initiativen entstehen. Die Institutionalisierungsphase, in der das Thema in rechtlich verbindliche oder industrieinterne Regelungen überführt wird. Die fünf Stufen des organisationalen Lernens sind: Die defensive Stufe, in der Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) geleugnet wird, um einen Reputationsverlust abzuwenden. Die Compliance-Stufe, in der ein richtlinienbasiertes Compliance-Modell implementiert wird, um Reputationsverluste und Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden. Die Managementstufe, in der CSR-Management in die Unternehmensstruktur integriert wird, um mittelfristig den wirtschaftlichen Erfolg zu sichern. Die strategische Stufe, in der CSR-Themen in die primären Geschäftsprozesse des Unternehmens integriert werden, um einen strategischen First-Mover-Vorteil zu erzielen. Die zivile Stufe, in der Unternehmen sich für industrieweite Veränderungen, rechtliche Regulierungen und Multi- Stakeholder-Initiativen engagieren. Peter Zadek (https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Zadek) betont, dass Unternehmen gemäß dem Reifegrad ihrer CSR-Strategie auf unterschiedliche Weisen reagieren können und dass die entsprechende Stufe organisationalen Lernens mit der jeweiligen Phase des gesamtgesellschaftlichen Problembewusstseins korrespondieren muss. Simon Zadek beschreibt die Entwicklung von gesellschaftlicher und sozialer Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) in fünf Phasen: der latenten Phase, der aufstrebenden Phase, der Konsolidierungsphase, der Institutionalisierungsphase und der zivilen Stufe. In der latenten Phase ist das Thema nur wenigen Aktivisten bekannt und hat kaum Bedeutung für Wirtschaftstreibende, während es in der aufstrebenden Phase an Bedeutung gewinnt, wenn das öffentliche Interesse und die Forschungsintensität zunehmen. Die Konsolidierungsphase ist gekennzeichnet durch die Entstehung gesamtgesellschaftlicher Diskurse und Multi- Stakeholder-Initiativen, während die Institutionalisierungsphase durch die Überführung des Themas in rechtlich verbindliche oder industrieinterne Regelungen gekennzeichnet ist. Unternehmen müssen ihre Reaktion auf gesellschaftliche Themen an die jeweilige Phase anpassen, um keinen Reputationsverlust zu riskieren. Die Reflexionsfrage fordert dazu auf, die Bedeutung von CSR-Maßnahmen und -Grundsätzen für Unternehmen vor dem Hintergrund von Simon Zadeks fünf Stufen organisationalen Lernens im Umgang mit CSR-Themen zu reflektieren. Der Begriff der Corporate Citizenship (CC) wird seit den 1990er-Jahren verwendet, um die soziale Unternehmensverantwortung zu beschreiben. Es gibt drei Definitionen von CC: die limitierte Sicht, die CC mit philanthropischem Engagement gleichsetzt, die äquivalente Sicht, die CC und CSR als synonym betrachtet, und die umfassende Sicht, die CC als liberalen Bürgerschaftsbegriff versteht. Die umfassende Sicht auf CC beruht auf sozialen Rechten, politischen Rechten und Bürgerrechten und ist die konzeptionell spannendste Definition. Die Definitionen von CC sind teilweise deckungsgleich mit bereits etablierten Definitionen der CSR, aber auch unterschiedlich in ihrer Ausprägung. Die Konzeption der Corporate Citizenship (CC) kann nicht einfach auf Unternehmen übertragen werden, da sie im politischen Diskurs das Verhältnis von individuellen Bürgern zu Staaten und Regierungen regelt. CC kann als die Konzeption einer politischen Rolle von Unternehmen bezogen auf Bürgerrechte von Individuen verstanden werden, insbesondere in Staaten mit schlechter Infrastruktur, geringem Pro-Kopf-Einkommen und schwachen politischen Institutionen. Unternehmen können in solchen Ländern soziale Rechte wie Wohlfahrtsleitungen, Bildungsprogramme oder medizinische Versorgung bereitstellen und auf lokale Regierungen einwirken, um Bürgerrechte zu stärken. Im Hinblick auf politische Rechte können Unternehmen politische Anliegen kanalisieren und zu deren Lösung beitragen, insbesondere in Industrieländern, in denen politische Anliegen oft durch Proteste oder Boykotte an Unternehmen herangetragen werden. Die umfassende Definition von CC betont die Doppelrolle von Unternehmen als ökonomische und politische Akteurinnen und hilft, Fragen der Globalisierung und der sozialen, ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit im Kontext der Wirtschaftsethik zu adressieren. Es gibt drei unterschiedliche Definitionen von CC im Hinblick auf deren Beziehung zu CSR: CC als philanthropisches Engagement von Unternehmen, CC als Synonym für CSR und CC im Kontext von liberalen Konzepten der Bürgerschaft. Die umfassende Definition von CC ist deskriptiv, da Unternehmen in wirtschaftlich und infrastrukturell schwachen Ländern de facto politische Akteurinnen sind, und normativ, da sie Fragen der Globalisierung und der Nachhaltigkeit im Kontext der Wirtschaftsethik adressiert. Unternehmen können durch ihre Geschäftstätigkeit Umweltschäden verursachen oder gesamtgesellschaftliche Schäden durch Korruption, Betrug oder Menschenrechtsverletzungen erzeugen. Traditionell wird argumentiert, dass Unternehmen keine soziale Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) über die eigene Gewinnmaximierung hinaus tragen sollten, da Regierungen für die Schaffung gesetzlicher Regelungen zuständig sind. Die Implementierung von CSR-Maßnahmen (Corporate Social Responsibility) wird oft als Win-win-Situation beschrieben, bei der Unternehmen langfristig höhere Gewinne erzielen können, aber dies ist nicht immer der Fall. Einzelne Unternehmen haben oft nicht die Möglichkeit, alleine tiefgreifende Veränderungen bei sozialen Problemen herbeizuführen, und die Effekte von CSR-Maßnahmen bleiben häufig defizitär. Unternehmen werden in der Praxis häufig mit Win-lose-Szenarien konfrontiert, bei denen sie entweder Gewinne auf Kosten der Gesellschaft machen oder Geld zugunsten der Gesellschaft verlieren. Eine mögliche Lösung für diese Problemstellung besteht in der Teilnahme an Collective-Action-Initiativen, bei denen Unternehmen zusammenarbeiten, um Lösungen für soziale und ökologische Probleme zu formulieren. Private Governance oder private Regulierung ist eine Form von Collective-Action-Initiativen, bei der Unternehmen freiwillig zusammenarbeiten, um private Regulierungsinitiativen zu starten und systemische Risiken zu regulieren. Ein Beispiel für Private Governance ist der Accord on Fire and Building Safety in Bangladesch (https://de.wikipedia.org/wiki/Bangladesch), der nach dem Einsturz des Rana Plaza Gebäudekomplexes 2013 ins Leben gerufen wurde, um die Sicherheit von Fabrikarbeitern in der Bekleidungsindustrie zu verbessern. Die westlichen Marken trugen keine rechtliche Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) für den Einsturz eines Gebäudes in Bangladesch, aber der öffentliche Druck führte dazu, dass sie ihre Verantwortung für Arbeitsrechte entlang der internationalen Lieferketten anerkennen mussten. Als Reaktion auf die öffentlichen Forderungen gründeten die Unternehmen den Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh, um Sicherheitsprogramme für Textilarbeiter in Bangladesch zu finanzieren und die Wettbewerbsnachteile für einzelne Unternehmen zu minimieren. Ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche Private-Governance-Initiative ist das Forest Stewardship Council (https://de.wikipedia.org/wiki/Forest_Stewardship_Council) (FSC), das 1993 von Umweltorganisationen wie WWF (https://de.wikipedia.org/wiki/WWF) und Greenpeace (https://de.wikipedia.org/wiki/Greenpeace) sowie Holzeinkäufern, Gewerkschaften und Vertretern indigener Gruppen gegründet wurde, um ökologisch unbedenkliche Tropenholzgewinnung zu fördern. Private Governance beschreibt die freiwillige private Regulierung von nicht-staatlichen Akteuren, Unternehmen und anderen Stakeholdern zur Adressierung gesamtgesellschaftlicher, sozialer und ökologischer Probleme. Private-Governance-Initiativen sind Teil eines umfassenderen Konzepts von Collective Action im Unternehmenskontext und sind rechtlich nicht bindend, sondern versuchen, systemische Risiken oder drohendes Markversagen zu regulieren. Sie entstehen häufig als Reaktion auf äußere Kritik im Hinblick auf mangelhaft wahrgenommene soziale oder ökologische Verantwortung. Die zunehmende öffentliche Forderung nach mehr unternehmerischer Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) deutet auf eine sich verändernde öffentliche Wahrnehmung der Rolle der Wirtschaft bzw. der Unternehmen selbst hin. Anders als Milton Friedman (https://de.wikipedia.org/wiki/Milton_Friedman) klassische Position, die jede politische oder soziale Verantwortung von Unternehmen mit Ausnahme der Verantwortung zur Gewinnsteigerung verneint, wird von Unternehmen heute erwartet, dass sie in einem viel umfassenderen gesellschaftlichen Sinne sozial verantwortlich handeln. Die Diskussion über Corporate Social Responsibility (CSR) hat sich in den letzten Jahren verstärkt, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung ökologischer und ethischer Standards. Einige CSR-Experten, wie Andreas Scherer und Guido Palazzo, haben den politischen Aspekt von CSR hervorgehoben und das Forschungsgebiet der Political Corporate Social Responsibility (PCSR) begründet. PCSR wird als theoretischer Oberbegriff verstanden und bezieht sich auf das Engagement von Unternehmen in der politischen Sphäre, insbesondere in Bezug auf ökologische und soziale Herausforderungen sowie Menschenrechtsthemen. Der PCSR-Begriff ist jedoch mit definitorischen Herausforderungen konfrontiert, da er auf einer komplexen und manchmal widersprüchlichen Definition von CSR aufbaut und sich auf eine kontroverse Definition des Begriffs "politisch" stützt. Kritiker wie Carl Rhodes und Peter Fleming argumentieren, dass PCSR als politisches Engagement von Unternehmen zur Lösung gesamtgesellschaftlicher Probleme mit einem Siegeszug neoliberaler Politik und dem Abbau demokratischer Strukturen gleichzusetzen sei. Scherer und Palazzo vertreten jedoch die Ansicht, dass PCSR als ein Engagement des Unternehmens in der politischen Sphäre verstanden werden muss, um ökologische und soziale Herausforderungen sowie Menschenrechtsthemen anzugehen. Sie betonen die Bedeutung der deliberativen Demokratie, die sich auf die Diskursethik von Jürgen Habermas (https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Habermas) stützt, aber den idealistischen Zugang eines idealen Diskurses ablehnt. Scherer und Palazzo entwickeln eine umfassend-normative Konzeption von PCSR, die Unternehmen als politische Akteure sieht, die sich an öffentlichen Debatten, kollektiven Entscheidungen und der Bereitstellung öffentlicher Güter oder der Einschränkung öffentlicher Schäden beteiligen. Diese Konzeption umfasst unter anderem die Unterstützung von Unternehmen für verschiedene Bereiche der Governance, wie öffentliche Gesundheit, Bildung, öffentliche Infrastruktur, die Durchsetzung sozialer und ökologischer Standards entlang von Lieferketten oder den Kampf gegen den globalen Klimawandel, Korruption, Diskriminierung oder Ungleichheit. Die politische CSR (PCSR) von Scherer und Palazzo geht über eine rein instrumentelle Sichtweise von CSR hinaus und trägt zu einer umfassenden Konzeption globalen Politikverständnisses bei. Dieses neue politische Paradigma basiert auf der Annahme, dass die strikte Trennung zwischen privaten Unternehmen und nationalstaatlicher Verwaltung in einer globalisierten Welt nicht länger aufrechterhalten werden kann. Der Niedergang der "westfälischen Weltordnung" hat zu einem Verlust der den Nationalstaaten zugeschriebenen Regelungsbefugnis und zu einer zunehmenden Zersplitterung der Befugnisse und Zuständigkeiten zwischen öffentlichen und privaten Interessenbereichen geführt. Die Globalisierung wurde als ernsthafte Bedrohung für die Souveränität der Nationalstaaten identifiziert und führte zur Entstehung transnationaler privater Governance-Initiativen und freiwilliger "Soft Law (https://de.wikipedia.org/wiki/Soft_Law)", die das rechtlich verbindliche "hard law" ergänzen. Scherer und Palazzo kommen zu dem Schluss, dass die Globalisierung nicht nur die kulturelle Deutungs- und Regulierungshoheit des Nationalstaats aufweicht, sondern auch zu einer lebhaften Debatte über das grundlegende Verhältnis von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft führt. Die Neukonzeption von Legitimität in der politischen Theorie ist in diesem Zusammenhang bedeutsam. Das Aufkommen der akademischen PCSR-Debatte wurde auch von Unternehmen als Reaktion beschrieben, um sogenannte Regulierungslücken (Englische Sprache (https://de.wikipedia.org/wiki/Englische_Sprache): governance gaps) zu schließen. Regulierungslücken sind gesellschaftliche Probleme, zu deren Lösung (national-)staatliche Akteure entweder nicht in der Lage oder nicht willens sind. Multinationale Unternehmen haben von verschiedenen Arten von Regulierungslücken profitiert, indem sie nationale Vorschriften und Gesetze umgingen und realpolitischen Druck auf nationale Regierungen ausübten. Diese Unternehmen sind besonders präsent in sogenannten gescheiterten Staaten (englisch: failed states), die aufgrund mangelnder Infrastruktur, hoher Korruption, ethischer Konflikte, Kriege etc. grundlegende Funktionen des Staatswesens nicht mehr erfüllen können. Das Konzept der Political Corporate Social Responsibility (PCSR) ist ein wirtschaftsethisches und managementwissenschaftliches Konzept, das den besonderen Charakter multinationaler Unternehmen zum Ausgangspunkt hat. PCSR ist ein Überbegriff mit verschiedenen konkreten Ausprägungen, wobei die politische Dimension der CSR und der Private Governance besondere Beachtung erfährt. Die Forschung zu PCSR wurde primär durch die Arbeiten von Andreas Scherer und Guido Palazzo initiiert, die einen betont normativen PCSR-Begriff vertreten, der die Bedeutung der deliberativen Demokratie betont. Kritiker des PCSR-Konzeptes sehen im politischen Engagement von Unternehmen zur Lösung gesamtgesellschaftlicher Probleme einen Siegeszug neoliberaler Politik und den Abbau demokratischer Strukturen. Multinationale Unternehmen können gesetzliche Regelungen in einzelnen Staaten durch Verlagerung ihrer Geschäftsaktivität in eine andere Niederlassung meist effektiv umgehen, was die Notwendigkeit von Private- Governance-Initiativen erhöht. Die Konzeption von Private-Governance-Initiativen wird als Reaktion von Unternehmen beschrieben, um sogenannte Regulierungslücken (Englische Sprache (https://de.wikipedia.org/wiki/Englische_Sprache): governance gaps) zu schließen, insbesondere in sogenannten gescheiterten Staaten. Die Aufgabenteilung von Unternehmen und Politik muss grundsätzlich neu gedacht werden, insbesondere im Kontext mangelnder gesetzlicher Regulierung in gescheiterten Staaten. Das Kapitel "Gesellschaftliche Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) von Unternehmen und Führungskräften" befasst sich mit der weiteren gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen, einschließlich des sozialen und politischen Aktivismus von Führungskräften und der Menschenrechtsverantwortung von Unternehmen. Die gesellschaftliche und ökologische Verantwortung von Unternehmen und Investoren im Kontext der ESG- Standards steht im Zentrum dieses Kapitels, das sich an der Trias von sozialer, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit orientiert. CEO-Activism, die Übernahme politischer Verantwortung von Unternehmen und deren Führungskräften, hat eine lange Tradition und kann nicht auf ein einzelnes Initialereignis zurückgeführt werden. Nelson, damals CEO von Carlson Companies, wurde für ihre politischen Stellungnahmen kritisiert, bestand jedoch darauf, dass Unternehmen die Verantwortung für Fehlverhalten im Zusammenhang mit ihren Geschäftstätigkeiten und darüber hinaus zu tragen hätten. Nelson plädierte dafür, dass Carlson Companies aktiv gegen Kinderprostitution und Menschenhandel auftreten und auch Ressourcen des Unternehmens dafür aufwenden solle. Andere Führungskräfte führender US-Unternehmen wie Howard Schultz (https://de.wikipedia.org/wiki/Howard_Schultz) (CEO von Starbucks (https://de.wikipedia.org/wiki/Starbucks)) und Tim Cook (https://de.wikipedia.org/wiki/Tim_Cook) (CEO von Apple (https://de.wikipedia.org/wiki/Apple)) beteiligten sich später an ähnlichen sozialpolitischen Äußerungen. Schultz bat 2013 seine Kundinnen darum, keine Feuerwaffen in Starbucks-Filialen mitzunehmen, während Cook 2015 öffentlich die fehlenden Rechte für Homosexuelle in seinem Heimatstaat Alabama (https://de.wikipedia.org/wiki/Alabama) kritisierte. Unternehmen und Führungskräfte engagieren sich auch in jüngerer Vergangenheit in aktuellen politischen oder sozialen Fragen und prägen so die öffentliche Debatte über diese Themen mit. Ein Beispiel hierfür ist der CEO von Airbnb, Brian Chesky (https://de.wikipedia.org/wiki/Brian_Chesky), der 20.000 afghanischen Flüchtlingen eine kostenlose Unterkunft anbot und sich damit öffentlich in die mediale Diskussion hinsichtlich der humanitären Krise in Afghanistan (https://de.wikipedia.org/wiki/Afghanistan) einbrachte. Eine Gruppe einflussreicher multinationaler Unternehmen, darunter Amazon und Google (https://de.wikipedia.org/wiki/Google), unterzeichnete 2021 einen offenen Brief, in dem sie sich gegen ein neues, vermeintlich diskriminierendes Wahlrecht im US-Bundesstaat Georgia aussprachen. Derartige Fälle von politischem Engagement bleiben nicht auf den angloamerikanischen Raum beschränkt, wie das Beispiel von Joe Kaeser (https://de.wikipedia.org/wiki/Joe_Kaeser), dem damaligen Vorstandsvorsitzenden des deutschen Siemens-Konzerns, zeigt, der US-Präsident Donald Trump (https://de.wikipedia.org/wiki/Donald_Trump) als Rassist beschuldigte. Der soziopolitische Aktivismus von CEOs tendiert primär zu progressiven politischen Positionen wie LGBTQI- Rechten, Klimawandel oder Antirassismus. Es gibt jedoch auch einige wenige CEOs, die sich für politisch konservative Anliegen ausgesprochen haben, wie Dan Cathy, CEO von Chick-fil-A (https://de.wikipedia.org/wiki/Chick-fil-A), und Guido Barilla (https://de.wikipedia.org/wiki/Guido_Barilla), CEO von Barilla. Das politische Engagement von Unternehmen und Führungskräften ist kein neues Phänomen, aber CEO- Activism unterscheidet sich vom klassischen Lobbying durch seinen öffentlichen und aktivistischen Charakter. Ein Beispiel für CEO-Activism ist die Geschichte des US-Getränkegiganten The Coca-Cola Company (https://de.wikipedia.org/wiki/The_Coca-Cola_Company), als der damalige CEO J. Paul Austin 1963 persönliche Kontakte nutzte, um die Wirtschaftselite Atlantas zu überreden, an einem Galadinner zu Ehren von Dr. Martin Luther King Jr. teilzunehmen. Im Gegensatz dazu sprach sich der aktuelle CEO James Quincey (https://de.wikipedia.org/wiki/James_Quincey) 2021 öffentlich gegen die geplante Novellierung des Wahlgesetzes im US-Bundesstaat Georgia aus, was zu einem öffentlichen Boykottaufruf des damaligen US-Präsidenten Donald Trump führte. CEO-Activism kann unterschiedliche gesellschaftliche Anliegen zum Gegenstand haben und unterscheidet sich in verschiedenen Formen, aber die persönliche und öffentliche Meinungsäußerung einer Führungskraft oder eines CEOs steht immer im Zentrum. Hambrick und Wowak definieren CEO-Activism als "eine persönliche und öffentliche Meinungsäußerung eines Geschäftsleiters zu einem Thema der aktuellen sozialen oder politischen Debatte, mit dem Ziel, sichtbar Stellung zu beziehen und Meinungen in die gewünschte Richtung zu beeinflussen". Empirische Untersuchungen zum CEO-Activism haben gezeigt, dass es einen signifikanten Generationsunterschied in der Wahrnehmung und Befürwortung von CEO-Activism gibt, insbesondere zwischen Millennials, Generation X (https://de.wikipedia.org/wiki/Generation_X) und Babyboomern. Die Forschung zu CEO-Activism steht noch am Anfang, und es gibt noch keine einheitliche Definition des Phänomens in der Fachliteratur. Die zunehmend positive Wahrnehmung von CEO-Activism wird mit einer wachsenden Bereitschaft von Konsumenten in Verbindung gebracht, bei Unternehmen zu kaufen, die von CEOs geführt werden, die sich zu gesellschaftlichen Themen äußern. Millennials stehen diesen Trends im Allgemeinen positiver gegenüber als Angehörige älterer Generationen, was den Schluss zulässt, dass CEO-Activism eine zunehmend wichtige Rolle bei den Kaufabsichten von Millennials spielt. Die historischen Wurzeln des sozio-politischen Aktivismus von Führungskräften (CEO-Activism) liegen im 20. und 21. Jahrhundert, wobei die politische Einflussnahme von Unternehmen im Sinne des klassischen Lobbyings jedoch keine neue Entwicklung ist. CEO-Activism bezieht sich auf öffentliche sozialpolitische Stellungnahmen von Führungskräften mit dem Ziel, die öffentliche Meinung mit Mitteln des medialen Diskurses zu beeinflussen bzw. vermeintliche Missstände aufzudecken. Aktuell ist CEO-Activism vor allem bei großen US-amerikanischen Konzernen und deren CEOs zu beobachten, bleibt jedoch nicht darauf beschränkt. Thematisch können sich aktivistische Äußerungen sowohl auf konservative als auch progressive Themen beziehen, wobei letztere den Diskurs eindeutig dominieren. CEO-Activism muss konzeptionell vor dem breiteren Hintergrund der PCSR-Debatte verstanden werden, wobei der politische Aktivismus von Führungskräften als Ausdruck der politischen Rolle des Unternehmens selbst zu verstehen ist. Die spezifische Rolle von CEOs von der Rolle anderer Mitarbeiter im Unternehmen abzugrenzen, ist vor dem theoretischen Hintergrund der Rollenverantwortung sinnvoll. A. G. Lafley versteht die Rolle des CEOs als jene eines Vermittlers zwischen der Innenperspektive des Unternehmens und der Außenperspektive der Gesellschaft, wobei der CEO mit beiden Perspektiven gleichermaßen befasst und letztverantwortlich für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens ist. Lafley skizziert vier Kernaufgaben, anhand derer sich die Rolle des CEOs im Unternehmen darstellen lässt: die Bedeutung der Außenperspektive zu klären, profitable Geschäftsmöglichkeiten zu identifizieren und das Kerngeschäft zu definieren. Die Kernaufgaben eines CEOs umfassen strategische Entscheidungen zur Unternehmensentwicklung und Erschließung neuer Geschäftsfelder, das Herstellen eines Gleichgewichts zwischen kurzfristigen und langfristigen Prioritäten sowie die Beeinflussung der Unternehmenskultur im Hinblick auf Werte und Standards. Diese Aufgaben wurden von Lafley beschrieben, jedoch stellen sie keine allgemein akzeptierte Charakterisierung der Aufgaben und Verantwortungen von CEOs im wissenschaftlichen Diskurs dar. Lafleys Einteilungen zeigen jedoch die hohe Bedeutung, die er sich und anderen CEOs im Unternehmenskontext zuschreibt, und entsprechen einem wesentlichen Aspekt der aktuellen Forschung im Bereich CEO-Activism. CEO-Activism ist ein vergleichsweise neues Phänomen, und die Forschung hierzu ist fragmentarisch bzw. noch im Entstehen begriffen. Branicki et al. haben eine umfassende typologische Erfassung von CEO-Activism unternommen und vier verschiedene Typen von CEO-Activism im Hinblick auf die gesamtgesellschaftliche moralische Bedeutung bzw. Kontroversität und Relevanz des Themas für das Kerngeschäft oder die Branche des CEOs unterschieden. Die vier Typen von CEO-Activism sind: Token-Activism: geringe moralische Bedeutung des Themas und geringe Verbindung zum Kerngeschäft des CEOs, oft instrumentelle Gründe des Unternehmens im Vordergrund. Servant-Activism: Themen von hoher gesellschaftlicher Aktualität, aber geringer Relevanz für das Kerngeschäft des CEOs, persönliches Engagement des CEOs im Vordergrund. Strategic-Activism: geringes Maß an gesamtgesellschaftlicher Relevanz und Intensität, jedoch ein hohes Maß an branchenspezifischer Relevanz. Jeder Typ von CEO-Activism hat seine eigenen Risiken und Chancen, und die Wahl des richtigen Typs hängt von den Zielen und Prioritäten des CEOs und des Unternehmens ab. Der CEO eines Unternehmens hat eine einzigartige Rolle und Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung), die sich von anderen Mitarbeitern unterscheidet. A. G. Lafley beschreibt die Rolle des CEOs als Vermittler zwischen der Innenperspektive des Unternehmens und der Außenperspektive der Gesellschaft. Der CEO ist verantwortlich für die Definition des Kerngeschäfts, die Abwägung von Stakeholder-Interessen und die Entscheidung zwischen kurzfristigen und langfristigen Unternehmenszielen. Branicki et al. entwickeln ein viergliedriges Modell des CEO-Activism, das aus Token-, Servant-, Strategic- und Citizen-Activism besteht. Token-Activism zeichnet sich durch geringe moralische Bedeutung des Themas und geringe Verbindung zum Kerngeschäft des CEOs aus. Servant-Activism zeichnet sich durch Themen von hoher gesellschaftlicher Aktualität, aber geringer Relevanz für das Kerngeschäft des CEOs aus. Strategic-Activism beinhaltet ein geringes Maß an gesamtgesellschaftlicher, jedoch ein hohes Maß an branchenspezifischer Relevanz und kann im Kontext der klassischen CSR und PCSR verstanden werden. Citizen-Activism verfügt sowohl über eine hohe gesellschaftliche als auch eine hohe branchenspezifische Relevanz und ermöglicht ein Win-win-Szenario aus moralischen und unternehmerischen Interessen. Die Typologien von CEO-Activism stellen noch keine standardmäßige Einteilung dar, können jedoch als erster vielversprechender Versuch in Richtung einer solchen verstanden werden. Kapitel 4: Politische und soziale Unternehmensverantwortung Die Diskussion um die Menschenrechtsverantwortung von Unternehmen wird oft im Zusammenhang mit dem Tod des nigerianischen Aktivisten Ken Saro-Wiwa (https://de.wikipedia.org/wiki/Ken_Saro-Wiwa) im Jahr 1995 geführt, der gegen die Umweltverschmutzung im Nigerdelta protestierte, die durch internationale Ölkonzerne, insbesondere Shell plc (https://de.wikipedia.org/wiki/Shell_plc), verursacht wurde. Shell wurde vorgeworfen, sich der Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) in dieser Causa zu entziehen, und der Fall führte zu einem internationalen Protest und einer weitreichenden Debatte über die Menschenrechtsverantwortung von Unternehmen. Die normative Debatte um Menschenrechtsverletzungen von Unternehmen wird oft unter dem Zentralbegriff der "Komplizenschaft" geführt, da Unternehmen in den meisten Fällen nicht direkt für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind, sondern von (zumeist staatlichen) Akteuren begangen werden, die direkt oder indirekt von Unternehmen unterstützt werden oder von diesen profitieren. Der Ethiker Florian Wettstein spricht von einer sogenannten Unternehmenskomplizenschaft (Englische Sprache (https://de.wikipedia.org/wiki/Englische_Sprache): corporate complicity) und zieht eine strikte Grenze zwischen rechtlicher und ethischer Verantwortung. Wettstein unterscheidet vier konkrete Formen der Unternehmenskomplizenschaft: direkte Komplizenschaft, indirekte Komplizenschaft, Beneficial Komplizenschaft und silent Komplizenschaft. Die direkte Komplizenschaft bezieht sich auf Fälle, in denen Unternehmen direkt und kausal zur Menschenrechtsverletzung durch (zumeist) staatliche Akteurinnen beitragen, wie zum Beispiel der Internetkonzern Yahoo, der private Daten von politischen Aktivisten an chinesische Ermittlungsbehörden ausgehändigt hat. Die indirekte Komplizenschaft versteht Wettstein hingegen als Fälle, in denen Unternehmen die systematische Verletzung von Menschenrechten