Kapitel 5 Fragen aus Fragen und Antworten PDF

Summary

Das Dokument behandelt die Grundlagen der Verantwortung in der angewandten Ethik und ihre historische Entwicklung. Es diskutiert verschiedene Perspektiven auf Verantwortung, einschließlich rechtlicher, ethischer, individueller und kollektiver Aspekte. Der Text erörtert auch die Rolle von Unternehmen in Bezug auf soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit.

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Zusammenfassungskapitel ======================= Sustainable Development Goals und UN Global Compact -- das erste Kapitel ------------------------------------------------------------------------ Die Grundlagen der Verantwortung in der angewandten Ethik und ihre historische Entwicklung -------------...

Zusammenfassungskapitel ======================= Sustainable Development Goals und UN Global Compact -- das erste Kapitel ------------------------------------------------------------------------ Die Grundlagen der Verantwortung in der angewandten Ethik und ihre historische Entwicklung ------------------------------------------------------------------------------------------ Das erste Kapitel des Skriptums behandelt die angewandte Ethik als Teilbereich der Philosophie, die sich mit praktischen Fragestellungen auseinandersetzt. Die Philosophie wird in praktische und theoretische Zweige unterteilt, wobei die praktische Philosophie, oder Ethik, Lösungen für reale Probleme sucht. Die Ethik wird weiter in deskriptive, normative und Metaethik unterteilt, wobei die normative Ethik im Zentrum der philosophischen Diskussion steht. In der angewandten Ethik sind deduktive und induktive Methoden entscheidend. Deduktive Ansätze leiten aus allgemeinen Prinzipien konkrete Handlungsanweisungen ab, während induktive Ansätze aus Einzelfällen allgemeine Prinzipien entwickeln. Diese Methoden sind zentral für die wissenschaftliche Theoriebildung in verschiedenen Bereichsethiken. Der Begriff der Verantwortung hat eine lange Geschichte, beginnend in der Antike mit der Frage nach dem freien Willen. Im Mittelalter verlagerte sich der Fokus auf individuelle Verantwortung gegenüber Gott. In der Aufklärung wurde der Begriff „responsibility" populär und differenzierte sich in ethische, rechtliche und soziale Verantwortung. Im 20. Jahrhundert erlangte der Verantwortungsbegriff durch Hans Jonas besondere Bedeutung. Jonas betonte die Vermeidung von Selbstvernichtung als ethische Pflicht. Die Industrialisierung brachte neue Herausforderungen für die Zurechnung von Verantwortung mit sich, da anonyme Marktbeziehungen und neue Technologien wie Nuklearenergie komplexe ethische Fragen aufwarfen. Der Nachhaltigkeitsbegriff spielt eine zentrale Rolle in der Verantwortungsdebatte, insbesondere in Bezug auf ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit. Diese Dimensionen werden oft als Triple-Bottom-Line bezeichnet und sind zentral für Konzepte wie die Sustainable Development Goals (SDGs) und ESG-Standards. Diese Konzepte verbinden wirtschaftliche Aktivitäten mit sozialer Verantwortung und Umweltbewusstsein und sind entscheidend für moderne unternehmerische Verantwortung. Verantwortung als philosophisches Arbeitsfeld: das zweite Kapitel ================================================================= Das zweite Kapitel des Skriptums widmet sich dem Verantwortungsbegriff und untersucht ihn aus verschiedenen Perspektiven, ohne sich auf seine historische Entwicklung zu konzentrieren. Es stellt das theoretische Hauptstück dar und analysiert den Begriff in rechtlicher, ethischer, individueller, kollektiver und sozialer Hinsicht. Eine zentrale Herausforderung ist die Definition von Verantwortung, die nicht nur sprachlich, sondern auch methodisch und erkenntnistheoretisch differenziert werden muss. Michael Quante unterscheidet zwischen nominalen, Standard- und Realdefinitionen, wobei letztere die Analyse der bezeichneten Gegenstände selbst fokussiert. Praktisch wird gezeigt, wie Verantwortung in gesellschaftlichen Debatten dargestellt wird, etwa durch die proaktive Übernahme von Verantwortung oder deren Zuschreibung durch Dritte. Beispiele wie Carola Rackete und Francesco Schettino verdeutlichen die Differenzierung von rechtlichen und moralisch-ethischen Dimensionen der Verantwortung. Heidbrink skizziert vier Verantwortungsdefinitionen: Zurechnungs- und Zuständigkeitsverantwortung, folgenbasierte Legitimation, Kontextualität als Reflexionsprinzip und Struktur- sowie Steuerungselemente in Systemprozessen. Diese Definitionen beleuchten unterschiedliche Aspekte der Verantwortung in komplexen sozialen Systemen. Das klassische Verantwortungsmodell sieht lineare Beziehungen zwischen Handlungssubjekt und Handlungsfolgen vor. Im nachklassischen Modell verschiebt sich der Fokus von retrospektiver zu prospektiver Verantwortung und von Schadenvermeidung zu erwünschten Zuständen. Dieses Modell wird als Vorsorgeverantwortung bezeichnet. Verantwortung hat immer eine normative Dimension. Unterscheidungen zwischen teleologischen (konsequentialistischen) und deontologischen Theorien sind wichtig für den Verantwortungsdiskurs. Während Ex-post-Verantwortung auf Regeln basiert, zielt Ex-ante-Verantwortung auf die Vermeidung von Übeln ab. Die Diskussion um individuelle und kollektive Verantwortung zeigt unterschiedliche Perspektiven auf. Während individuelle Verantwortung als grundlegendes Paradigma gilt, ist kollektive Verantwortung umstritten. Dennoch wird betont, dass manche globalen Probleme nur kollektiv verstanden werden können. Soziale Verantwortung wird vor dem Hintergrund unterschiedlicher normativer Theorien diskutiert. Libertäre Ansätze betonen individuelle Freiheit, während liberale Ansätze staatliche Verantwortung für soziale Absicherung hervorheben. Der Perfektionismus sieht den Staat auch für moralische Vervollkommnung verantwortlich. Insgesamt zeigt das Kapitel die Komplexität des Verantwortungsbegriffs und seine Relevanz in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten auf. Soziale Verantwortung von Unternehmen: Das dritte Kapitel ========================================================= Das dritte Kapitel des Skriptums beschäftigt sich mit der sozialen Verantwortung von Unternehmen und untersucht, ob und wie Unternehmen als Organisationen verantwortlich handeln können. Es beleuchtet historische und konzeptionelle Modelle wie CSR (Corporate Social Responsibility), Corporate Citizenship, PCSR (Political Corporate Social Responsibility) und Private Governance. #### **Milton Friedmans Position zur Unternehmensverantwortung** Milton Friedman prägte die Diskussion mit drei Kernthesen: 1. Nur Individuen können moralisch verantwortlich sein. 2. Manager sind ausschließlich den Interessen der Aktionäre verpflichtet. 3. Manager sind für soziale Verantwortung nicht demokratisch legitimiert. Friedman sah soziale Verantwortung von Unternehmen als demokratiepolitisches Problem und lehnte sie ab. Seine Position wird jedoch zunehmend durch moderne Ansätze wie CSR hinterfragt. #### **Corporate Social Responsibility (CSR)** CSR stellt eine Gegenthese zu Friedmans Shareholder-Perspektive dar, indem es die Verantwortung von Unternehmen gegenüber allen Stakeholdern betont. Archie Carrolls CSR-Pyramide systematisiert CSR in vier Dimensionen: - **Ökonomische und rechtliche Verantwortung**: Gesellschaftlich gefordert. - **Ethische Verantwortung**: Gesellschaftlich erwartet, aber nicht gefordert. - **Philanthropische Verantwortung**: Freiwillig, aber gesellschaftlich erwünscht (z. B. Spenden). Carrolls Modell wurde für seinen US-zentrierten Fokus und fehlende Strategien bei Konflikten kritisiert, bietet jedoch eine verständliche Grundlage für CSR. #### **Simon Zadeks Modell organisationalen Lernens** Simon Zadek beschreibt fünf Entwicklungsstufen von Unternehmen im Umgang mit CSR: 1. **Defensive Stufe**: Leugnen von Verantwortung, um Reputationsverluste zu vermeiden. 2. **Compliance-Stufe**: Einführung von Richtlinien zur Vermeidung rechtlicher Risiken. 3. **Managementstufe**: Integration von CSR in die Unternehmensstruktur. 4. **Strategische Stufe**: Einbindung von CSR in Geschäftsprozesse zur Schaffung strategischer Vorteile. 5. **Zivile Stufe**: Engagement für branchenweite Veränderungen und Multi-Stakeholder-Initiativen. Diese Stufen korrelieren mit dem gesellschaftlichen Problembewusstsein, das von der latenten bis zur institutionellen Phase reicht. #### **Corporate Citizenship (CC)** CC ergänzt seit den 1990er-Jahren den CSR-Begriff und wird unterschiedlich definiert: 1. Als philanthropisches Engagement, ähnlich der letzten Dimension von Carrolls Modell. 2. Als Synonym zu CSR mit ökonomischen, rechtlichen, ethischen und philanthropischen Aspekten. 3. Im Kontext liberaler Bürgerschaftskonzepte, bei denen Unternehmen soziale Rechte fördern oder politische Anliegen unterstützen. #### **Private Governance** Private Governance beschreibt freiwillige private Regulierungen durch Unternehmen und andere Akteure zur Lösung gesellschaftlicher Probleme wie Klimawandel oder Marktrisiken. Diese Initiativen sind rechtlich nicht bindend („soft law") und entstehen oft als Reaktion auf Kritik an mangelnder sozialer oder ökologischer Verantwortung. Beispiele sind der Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh oder das Forest Stewardship Council (FSC). #### **Political Corporate Social Responsibility (PCSR)** PCSR hebt die politische Rolle multinationaler Unternehmen hervor und wurde von Andreas Scherer und Guido Palazzo geprägt. Es basiert auf der Diskursethik nach Habermas und betont deliberative Demokratie. PCSR fordert Unternehmen auf, öffentliche Güter bereitzustellen oder gesellschaftliche Probleme wie Korruption oder Klimawandel zu lösen, wenn staatliche Akteure versagen. Kritiker sehen PCSR als Gefahr für demokratische Strukturen, da es Unternehmen mehr Macht verleiht. Dennoch wird PCSR als Antwort auf globale Herausforderungen wie Regulierungslücken verstanden, besonders in gescheiterten Staaten, wo staatliche Funktionen fehlen. #### **Fazit** Das Kapitel zeigt die Entwicklung der Unternehmensverantwortung von Friedmans rein ökonomischer Sicht hin zu umfassenderen Konzepten wie CSR, CC und PCSR. Diese Ansätze betonen die Rolle von Unternehmen bei der Lösung gesellschaftlicher Probleme und deren Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung in einer globalisierten Welt. Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen und Führungskräften: Das fünfte Kapitel ======================================================================================= Das vierte Kapitel des Skriptums untersucht die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen, mit einem Fokus auf den sozialen und politischen Aktivismus von Führungskräften, menschenrechtliche Verantwortung, ESG-Standards und praxisbezogene Konzepte wie Fair Trade und die Sustainable Development Goals (SDGs). #### **CEO-Aktivismus** CEO-Aktivismus hat seine Wurzeln im 20. und 21. Jahrhundert und unterscheidet sich vom klassischen Lobbying durch öffentliche sozialpolitische Stellungnahmen von Führungskräften, die darauf abzielen, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Dieser Aktivismus ist besonders bei großen US-amerikanischen Unternehmen verbreitet und umfasst sowohl konservative als auch progressive Themen, wobei letztere dominieren. CEOs spielen eine Vermittlerrolle zwischen Unternehmensinteressen und gesellschaftlichen Erwartungen. Branicki et al. unterscheiden vier Typen des CEO-Aktivismus: 1. **Token-Activism**: Geringe moralische Bedeutung und Verbindung zum Kerngeschäft. 2. **Servant-Activism**: Hohe gesellschaftliche Aktualität, aber geringe Relevanz für das Kerngeschäft. 3. **Strategic-Activism**: Hohe branchenspezifische Relevanz. 4. **Citizen-Activism**: Hohe gesellschaftliche und branchenspezifische Relevanz, mit Potenzial für Win-win-Szenarien. #### **Menschenrechtsverantwortung** Unternehmen tragen eine menschenrechtliche Verantwortung, die oft mit dem Fall Ken Saro-Wiwa in Verbindung gebracht wird. Florian Wettstein entwickelt das Konzept der Unternehmenskomplizenschaft, das direkte und indirekte Beteiligung an Menschenrechtsverletzungen beschreibt. Indirekte Komplizenschaft umfasst vorteilhafte (profitierende) und stille (untätige) Komplizenschaft. Unternehmen sollten Menschenrechtsverletzungen durch Diskursbereitschaft, Kooperation und Transparenz adressieren. Internationale Leitfäden wie die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte sowie die OECD-Leitsätze bieten Orientierung für unternehmerische Verantwortung im Menschenrechtskontext. #### **ESG-Standards** ESG-Standards (Environmental, Social, Governance) sind Prinzipien für verantwortungsvolle Investitionen. Sie umfassen Umweltfragen wie Verschmutzung und Biodiversität, soziale Aspekte wie Arbeitssicherheit und Diversity sowie Governance-Themen wie Kontrollprozesse. ESG-Investmentstandards zielen auf Mehrwertgenerierung für Shareholder und Stakeholder ab, vermeiden problematische Industrien und fördern nachhaltige Governance-Strukturen. #### **Fair Trade und Konsumentenverantwortung** Fair Trade verbindet individuelle und kollektive Konsumentenverantwortung durch Organisationen, die sich den Dimensionen ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit widmen. Es gibt keine einheitliche Definition von „fair", aber es geht um Mindestpreise und bessere Arbeitsbedingungen. #### **Sustainable Development Goals (SDGs) und UN Global Compact** Die SDGs der Vereinten Nationen bieten einen Rahmen für nachhaltige Entwicklung in sozialen, ökologischen und ökonomischen Bereichen. Der UN Global Compact fördert diese Ziele durch ein Netzwerk aus Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen. Obwohl der Global Compact rechtlich nicht bindend ist, bietet er einen niederschwelligen Zugang zur Förderung der SDGs durch freiwillige Netzwerke. Insgesamt zeigt das Kapitel die vielfältigen Ansätze zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen auf verschiedenen Ebenen auf, von individueller Führung bis hin zu globalen Initiativen wie den SDGs.

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