Gesellschaftliche Verantwortung - Fokus Kapitel 1

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Kapitel 1 ========= Verantwortung ------------- „Verantwortung" lässt sich als rationaler und kontextabhängiger Begriff nicht auf EINE Definition festlegen. Es geht eher darum, unterschiedliche theoretische, historische, konzeptionelle und anwendungszentrierte Kontexte des Begriffs abzubilden. Dam...

Kapitel 1 ========= Verantwortung ------------- „Verantwortung" lässt sich als rationaler und kontextabhängiger Begriff nicht auf EINE Definition festlegen. Es geht eher darum, unterschiedliche theoretische, historische, konzeptionelle und anwendungszentrierte Kontexte des Begriffs abzubilden. Damit soll ein besseres Verständnis des Verantwortungsdiskurses entstehen. Oder: Die Verwendung von Verantwortung kann stets überprüft werden. Was ist ein Philosoph, Herleitung des Begriffs? ----------------------------------------------- Dem Wort nach hat der Philosophos (altgriechisch: φιλόσοφος) als ein „Freund" oder Liebhaber (Philos, altgriechisch: φίλος) der „Weisheit" oder wissenschaftlichen Erkenntnis (Sophia, altgriechisch: σοφία) die „Bereitschaft, sich staunend und voll Bewunderung mit der Welt auseinanderzusetzen und sich über die Welt Wissen anzueignen, statt sie lediglich in ihrem jeweiligen akzidentiellen Erscheinungsbild wahrzunehmen." Ethikkonflikte -------------- Dabei lassen sich jeweils unterschiedliche Stufen unterscheiden. Konkret kann sich der Konfliktfall, mit dem die Ethik konfrontiert ist, etwa als moralisch-praktischer Konflikt, als Prinzipienkonflikt oder als fundamentalethischer Konflikt darstellen -\> **Konfliktstufen nach Höffe relevant.** **Moralisch-praktischer Konflikt:** Das Hauptziel (wie z.B. ein glückliches Leben) wird allgemein akzeptiert. Die Meinungsverschiedenheiten beziehen sich auf den besten Weg, dieses Ziel zu erreichen. Dies ist typisch für die antike Philosophie. **Prinzipienkonflikt:** Hier ist das Leitziel selbst umstritten. Unterschiedliche Ethiktheorien stehen im Wettbewerb, wie zum Beispiel die aristotelische Ethik im Vergleich zum Utilitarismus. **Fundamentalethischer Konflikt:** Der moralische Standpunkt selbst wird in Frage gestellt. Es kommt zu einer Konfrontation mit radikaler Ethik-Kritik, wie z.B. dem moralischen Skeptizismus. Zusammenfassung „Philosophie" ----------------------------- Zusammenfassend zeigt sich, dass eine einheitliche Definition von „Philosophie" nicht möglich ist, weil die Definition selbst ein philosophisches Problem darstellt. **Philosophie gliedert sich in zwei Hauptzweige: die praktische und die theoretische Philosophie.** Die praktische Philosophie, insbesondere die Ethik, fokussiert sich auf das Formulieren von Lösungen und Konzepten für praktische Probleme. Die theoretische Philosophie hingegen betrachtet den Erkenntnisgewinn als Selbstzweck. Otfried Höffe identifiziert innerhalb der Ethik drei Hauptkonfliktebenen: moralisch-praktische Konflikte, Prinzipienkonflikte und fundamentalethische Konflikte, die jeweils unterschiedliche Herausforderungen in der ethischen Theoriebildung darstellen. Bedeutungsvielfalt der Ethik ---------------------------- Diese Bedeutungsvielfalt hat sich auch in der späteren lateinischen Übersetzung von Ēthos als „Mos" und dem dazugehörigen Adjektiv „moralis" weitgehend erhalten. Bedeutungsvielfalt der „Moral" (3 Merksätze zusammengefasst) ------------------------------------------------------------ **1. Definition von Moral** Im fachlichen Diskurs wird Moral als ein Normensystem verstanden, das menschliches Verhalten regelt und einen Anspruch auf unbedingte Gültigkeit erhebt. Dieses System umfasst Werturteile und Maßstäbe, die als universell gültig für menschliche Handlungen betrachtet werden. **2. Unterscheidung zwischen ethisch und moralisch** Obwohl im Fachdiskurs eine klare Trennung zwischen \"ethisch\" und \"moralisch\" anzustreben ist, wird diese Unterscheidung nicht immer strikt eingehalten. Insbesondere im englischen Sprachraum wird der Begriff \"moral philosophy\" häufig synonym mit \"Ethik\" im weiteren Sinne verwendet. **3. Historische und kulturelle Prägung der Moral** Moral ist nicht nur ein universelles Konzept, sondern auch historisch und kulturell geprägt. Beispielsweise unterscheidet sich die höfische Moral des mittelalterlichen Europas deutlich von modernen Moralsystemen. Die Vielfalt der Moralsysteme, die auf unterschiedlichen Grundlagen wie religiösen Texten oder politischer Ideologie basieren, führt dazu, dass von \"Moralitäten\" im Plural gesprochen wird. **4. Geltungsanspruch von Normensystemen** Verschiedene Normensysteme erheben einen unbedingten Geltungsanspruch, was zu Widersprüchen zwischen ihnen führen kann. Jedoch wird in diesen Diskussionen oft nicht festgestellt, ob die Normensysteme ihren Geltungsanspruch auch berechtigterweise erheben. **5. Philosophische Definition von Ethik** Ethik wird als die Wissenschaft von der Moral definiert. Sie ist die Fachdisziplin, die untersucht, welche Moralen existieren, welche Begründungen für diese angeführt werden können und welcher Logik ihre Begriffe, Aussagen und Argumentationen folgen. Normative Ethik --------------- Die normative Ethik charakterisiert sich vor allem durch die verschiedenen normativ-ethischen Theorien wie etwa Deontologie (Pflichtenethik), Tugendethik (Ethik des guten Lebens) oder Utilitarismus (größtmögliches Glück für die größtmögliche Anzahl). Zusammenfassung Drei-Ebenen-Modell der Ethik -------------------------------------------- **Zusammenfassung der Drei-Ebenen-Modell von Ethik** 1. **Drei Ebenen der Ethik**: Die Ethik lässt sich in drei Hauptebenen unterteilen: deskriptive Ethik, normative Ethik und Metaethik. Jede dieser Ebenen dient einem unterschiedlichen Zweck und baut aufeinander auf, wobei sie zunehmende Abstraktionsstufen darstellen. 2. **Unterscheidung von Ethik und Moral**: - **Moral** ist das Untersuchungsobjekt. Sie umfasst die tatsächlich gelebten Werte und Normen innerhalb einer Gesellschaft oder Gruppe. - **Ethik** ist die wissenschaftliche Theorie der Moral. Sie beschäftigt sich mit der kritischen Betrachtung und Analyse moralischer Fragen. - **Metaethik** geht noch einen Schritt weiter und untersucht die Grundlagen der Ethik selbst, wie beispielsweise die Bedeutung ethischer Begriffe oder die Natur ethischer Wahrheiten. 3. **Deskriptive Ethik vs. Philosophische Ethik**: - **Deskriptive Ethik**: Sie ist nicht Teil der Philosophie und konzentriert sich darauf, wie Menschen sich tatsächlich verhalten und welche moralischen Überzeugungen sie haben. Ihr Ziel ist die Beschreibung und Analyse von moralischen Verhaltensweisen und Überzeugungen. - **Philosophische Ethik**: Wenn von philosophischer Ethik gesprochen wird, ist meist die normative Ethik gemeint. Diese Ebene befasst sich mit den Fragen, wie wir handeln sollen und welche moralischen Urteile gerechtfertigt sind. Zusammenfassung -- Angewandte Ethik ----------------------------------- Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass für die angewandte Ethik als Teilbereich der normativen Ethik vor allem die Methodiken ihrer Theoriebildung konstitutiv sind. Top-down-Modelle verfahren deduktiv, während Bottom-up-Modelle induktiv vorgehen. Die deduktive Methode versucht, aus allgemeinen ethischen Prinzipien konkrete Handlungsanweisungen abzuleiten. Die induktive Methode bemüht sich hingegen, aus empirischen Einzelfällen allgemeine ethische Prinzipien zu formulieren. Die deduktive Methodik ist genuin Teil der philosophischen Ethik, indem sie versucht, konkrete ethische Herausforderungen im Hinblick auf die ethischen Theorien der philosophischen Tradition zu lösen. Sammelbegriff Bereichsethiken ----------------------------- Sie alle finden sich unter dem Sammelbegriff der Bereichsethiken. Allen gemeinsam ist ein bestimmter Praxisbezug im Umgang mit ethischen Themen, jedoch ist eine allgemeine Systematisierung der Bereichsethiken oft schon unter methodologischen Gesichtspunkten schwierig. Kasuistik und der Zusammenhang mit Bereichsethiken -------------------------------------------------- In der Kasuistik (vom Lateinischen „casus": Fall, Vorkommen) wurden Einzelfälle in den Bereichen der Rechtswissenschaften oder der Moraltheologie besprochen und möglichst konkrete Handlungsanweisungen formuliert. Auch die antike Vorstellung der Philosophie als Lebenskunst oder Lebenshilfe folgt dieser Logik. Zusammenfassung -- Bereichsethiken ---------------------------------- Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es keine universal gültige systematische Einteilung der Bereichsethiken in der philosophischen Ethik gibt. Zudem sind Umfang und Basis der jeweiligen Bereichsethiken zumeist nicht klar definiert. Auch die Abgrenzung zur angewandten Ethik ist je nach methodologischer Ausrichtung (deduktive Modelle oder induktive Modelle) strittig. Jedenfalls bilden die deduktiven und induktiven Methodiken der angewandten Ethik einen entscheidenden Kern der wissenschaftlichen Theoriebildung in den Bereichsethiken. Der Verantwortungsbegriff ist in den Bereichsethiken insofern zentral, als er ähnlich wie die Bereichsethiken einen inhärenten Praxisbezug aufweist. Etymologische Ansicht von „Respondere" (Antworten) -------------------------------------------------- Etymologisch gehen sowohl die englische als auch die französische Version auf das lateinische „respondere" (antworten) zurück. Als solches geht die Verantwortung auf ein reaktives Verhalten (ich antworte auf jemanden) zurück. Differenzierung des Verantwortungsbegriffes ------------------------------------------- Gleichzeitig begründet sich hier die heutige entscheidende Differenzierung des Verantwortungsbegriffes als ethische Verantwortung (englisch: responsibility), rechtliche Verantwortung (englisch: liability) und soziale Verantwortung (englisch: accountability). Zusammenfassung -- Konzept der Verantwortung -------------------------------------------- Grundkonzept der Verantwortung: Das grundlegende Konzept der Verantwortung beinhaltet die Idee, für die eigenen Handlungen Rede und Antwort zu stehen. Dies setzt voraus, dass bestimmte philosophische Bedingungen wie Handlungsfreiheit und kausale Verursachung erfüllt sind. **Antike Perspektive:** In der griechisch-römischen Antike lag der Fokus auf dem Konzept des „Freiwilligen" und dessen, „was in unserer Macht steht". Wichtige Fragen waren, inwieweit Menschen frei in ihrem Handeln sind und welche Rolle Schicksal oder Natur dabei spielen. Nur wer frei handelt, kann verantwortlich für seine Taten sein. **Mittelalterliche Verschiebung:** Im Mittelalter verschob sich die Diskussion zunehmend in den theologischen Bereich. Zentral wurde die Verantwortung des Menschen gegenüber Gott, einschließlich der Konzepte von Strafe und Belohnung im Jenseits. Christliche Denker betonten, dass Sünde nicht aus natürlichen Neigungen resultiert, sondern aus dem menschlichen Willen zur Handlung. **Neuzeit und Theodizee-Debatte:** In der Neuzeit setzte sich die Diskussion in der Theodizee-Debatte fort, die die Verantwortung Gottes für das Böse in der Welt hinterfragt. **Aufklärung und moderne Begriffsdifferenzierung:** In der Aufklärung, besonders während der französischen Revolution, wurde der Verantwortungsbegriff populär und differenzierte sich in ethische Verantwortung, rechtliche Verantwortung und soziale Verantwortung. **Moderne Entwicklung:** Der deutsche Begriff „Verantwortung" ist von der „Zurechnung" abgeleitet und war ursprünglich im juristischen Kontext von Verteidigung oder Rechtfertigung angesiedelt. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich der Verantwortungsbegriff auch philosophisch weiterentwickelt und wurde zunächst individuell-existenziell und nach 1945 auch im Kontext gesellschaftlicher Systeme rezipiert. Reflektiere: Kernpunkte der historischen Verantwortungsdebatte von der Antike bis ins 19. Jahrhundert ----------------------------------------------------------------------------------------------------- Um die Kernpunkte der historischen Verantwortungsdebatte von der Antike bis ins 19. Jahrhundert zu reflektieren, lassen sich mehrere zentrale Aspekte herausstellen, die die Entwicklung des Verantwortungsbegriffs und dessen philosophische Diskussion kennzeichnen: **1. Antike Perspektiven auf Verantwortung** In der griechisch-römischen Antike war das Konzept der Verantwortung eng mit der Idee der freien Willensausübung verknüpft. Philosophen wie Aristoteles diskutierten Fragen der Verantwortlichkeit im Kontext der Ethik, wobei besonders der Begriff des „Freiwilligen" (to hekouson) und das, „was bei uns liegt" (to eph'hemin), also Handlungen, die einer Person direkt zuzurechnen sind, betrachtet wurden. Die antiken Philosophen legten den Grundstein für das Verständnis, dass nur derjenige für seine Handlungen verantwortlich gemacht werden kann, der auch frei entscheiden kann. **2. Mittelalterliche und theologische Perspektiven** Im Mittelalter verschob sich die Diskussion zur Verantwortung zunehmend in den theologischen Bereich. Die Verantwortung des Menschen wurde vor allem im Kontext des christlichen Glaubens interpretiert, wo die Freiheit des Willens und die moralischen Konsequenzen des Handelns im Vordergrund standen. Theologen wie Augustinus entwickelten Theorien, die die Verantwortlichkeit des Einzelnen vor Gott für seine Taten betonten. Diese Auffassung verknüpfte das menschliche Handeln eng mit göttlichen Gesetzen und der göttlichen Gerechtigkeit, was später in der Theodizee-Debatte weiter ausgeführt wurde. **3. Neuzeitliche Erweiterungen** Während der Aufklärung und insbesondere in der Zeit der Französischen Revolution erfuhr der Verantwortungsbegriff eine signifikante Erweiterung und wurde politisiert. Der Begriff der „responsibility" kam auf und wurde in den politischen Diskursen Europas, insbesondere in Frankreich, zu einem Schlüsselwort. Hierbei ging es um die Rechenschaftspflicht der königlichen Minister und später um eine allgemeinere soziale und politische Verantwortung der Regierenden gegenüber der Gesellschaft. **4. 19. Jahrhundert und die Diversifizierung des Verantwortungsbegriffs** Im 19. Jahrhundert begannen Philosophen wie Søren Kierkegaard und Friedrich Nietzsche, den Verantwortungsbegriff weiter zu differenzieren und individuelle sowie existenzielle Dimensionen der Verantwortung hervorzuheben. In dieser Zeit wurde die Verantwortung auch zunehmend als ein ethisches Schlüsselkonzept betrachtet, das individuelle und gesellschaftliche Aspekte des Lebens umfasst. Hans Jonas Vermeidungsethik --------------------------- Jonas' sogenannte Vermeidungsethik dient also primär dem Ziel, das ultimative Übel, die (Selbst-)Vernichtung der Menschheit zu verhindern. Für Jonas kann die klassische Ethik (etwa die Ethiktheorie Kants) mit den enormen Dimensionen des technischen Fortschritts im 20. Jahrhundert nicht adäquat umgehen. Zusammenfassung -- Hans Jonas ----------------------------- **Zusammenfassung: Hans Jonas und die Weiterentwicklung des Verantwortungsbegriffs im 20. Jahrhundert** 1. **Hans Jonas als prägender Denker**: Hans Jonas ist eine Schlüsselfigur in der Weiterentwicklung des Verantwortungsbegriffs im 20. Jahrhundert. Er hebt hervor, dass die Menschheit erstmals in ihrer Geschichte mit der realen Möglichkeit ihrer eigenen Vernichtung konfrontiert ist. 2. **Vermeidungsethik von Jonas**: - Jonas entwickelt eine Ethik, die primär darauf abzielt, das ultimative Übel -- die Selbstvernichtung der Menschheit -- zu verhindern. - Diese Ethik fordert eine neue Verantwortlichkeit, insbesondere im Umgang mit Technologien und Entscheidungen, die irreversible Schäden verursachen können. 3. **Historischer Kontext der Industriellen Revolution**: - Die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts führte zu tiefgreifenden ökonomischen, technischen und gesellschaftlichen Veränderungen. - Diese Veränderungen, darunter wachsende Arbeitsteilung, der Übergang zu anonymen Marktbeziehungen und der Einsatz neuer, potenziell gefährlicher Technologien, hatten komplexe Auswirkungen auf das menschliche Handeln. 4. **Entwicklung des modernen Verantwortungsbegriffs**: - Laut den Philosophen Kurt Bayertz und Birgit Beck entwickelt sich der moderne Verantwortungsbegriff in Reaktion auf die zunehmende Komplexität der gesellschaftlichen Anforderungen. - Die Zurechnung von Handlungsfolgen auf einzelne Akteure wird zunehmend schwieriger, was den Ruf nach einer neuen, umfassenden Verantwortungsethik verstärkt. Diese historischen und philosophischen Entwicklungen zeigen, wie der Verantwortungsbegriff im Kontext globaler und technologischer Herausforderungen eine zentrale ethische Bedeutung erlangt hat. IPCC - Übersicht ---------------- Die internationale Klimaforschung liefert in Form des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) eine regelmäßige Bestandsaufnahme der aktuellen Forschungsergebnisse und bereitet diese für Entscheidungsträger gezielt auf. Die darin artikulierten Appelle der internationalen Forschungsgemeinschaft für einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen sowie das Weltklima sind weitgehend bekannt. Prinzip Nachhaltigkeit ---------------------- Damit ist Nachhaltigkeit -- zumindest dem Ursprung nach -- ein ressourcenökonomisches Prinzip, welches das Ziel verfolgt, eine Ressource dauerhaft und dennoch Ertrag bringend zu nutzen. Triple Bottom Line -- Drei Nachhaltigkeitsdimensionen ----------------------------------------------------- Zusammen werden diese drei Nachhaltigkeitsdimensionen, die nicht im Sinne singulärer Säulen, sondern als sich wechselseitig aufeinander beziehende Dimensionen zu verstehen sind, auch als Triple-Bottom-Line bezeichnet. Zusammenfassung -- Nachhaltigkeitsbegriff ----------------------------------------- 1. **Zentrale Rolle in Umwelt- und Klimaethik**: - Der Nachhaltigkeitsbegriff ist zentral sowohl in der Umwelt- und Klimaethik als auch in der breiteren Debatte über Klimaverantwortung. - Er basiert auf dem Prinzip der intergenerationalen Gerechtigkeit, was bedeutet, dass heutige Entscheidungen so getroffen werden sollten, dass sie zukünftigen Generationen nicht schaden. 2. **Normativer Charakter der Nachhaltigkeit**: - Nachhaltigkeit ist grundsätzlich ein normativer Begriff, der ethische Überlegungen zu Fairness und Gerechtigkeit zwischen den Generationen beinhaltet. 3. **Drei Dimensionen der Nachhaltigkeit**: - Ökologische Nachhaltigkeit: Schutz der natürlichen Umwelt und ihrer Ressourcen. - Ökonomische Nachhaltigkeit: Wirtschaftliche Entwicklung, die langfristig tragfähig ist. - Soziale Nachhaltigkeit: Förderung sozialer Gerechtigkeit und Gleichberechtigung. - Diese Dimensionen werden zusammen als Triple-Bottom-Line bezeichnet und sind nicht isoliert, sondern interdependent zu betrachten. 4. **Internationale und unternehmerische Relevanz**: - Die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen und die ESG-Standards (Environmental, Social, and Governance) für Investitionen spiegeln diese drei Dimensionen wider. - Auch der faire Handel orientiert sich grundlegend an diesen Nachhaltigkeitsdimensionen, wobei er sich auf gerechte Handelspraktiken konzentriert, die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit unterstützen. 5. **Unternehmerische Verantwortung und Nachhaltigkeit**: - Konzepte der unternehmerischen Verantwortung zeigen einen starken inhaltlichen Bezug zur Nachhaltigkeitsdebatte auf, indem Unternehmen aufgefordert werden, in allen drei Dimensionen verantwortlich zu handeln. Sustainable Development Goals und UN Global Compact -- das erste Kapitel ------------------------------------------------------------------------ Die Grundlagen der Verantwortung in der angewandten Ethik und ihre historische Entwicklung ------------------------------------------------------------------------------------------ Das erste Kapitel des Skriptums behandelt die angewandte Ethik als Teilbereich der Philosophie, die sich mit praktischen Fragestellungen auseinandersetzt. Die Philosophie wird in praktische und theoretische Zweige unterteilt, wobei die praktische Philosophie, oder Ethik, Lösungen für reale Probleme sucht. Die Ethik wird weiter in deskriptive, normative und Metaethik unterteilt, wobei die normative Ethik im Zentrum der philosophischen Diskussion steht. In der angewandten Ethik sind deduktive und induktive Methoden entscheidend. Deduktive Ansätze leiten aus allgemeinen Prinzipien konkrete Handlungsanweisungen ab, während induktive Ansätze aus Einzelfällen allgemeine Prinzipien entwickeln. Diese Methoden sind zentral für die wissenschaftliche Theoriebildung in verschiedenen Bereichsethiken. Der Begriff der Verantwortung hat eine lange Geschichte, beginnend in der Antike mit der Frage nach dem freien Willen. Im Mittelalter verlagerte sich der Fokus auf individuelle Verantwortung gegenüber Gott. In der Aufklärung wurde der Begriff „responsibility" populär und differenzierte sich in ethische, rechtliche und soziale Verantwortung. Im 20. Jahrhundert erlangte der Verantwortungsbegriff durch Hans Jonas besondere Bedeutung. Jonas betonte die Vermeidung von Selbstvernichtung als ethische Pflicht. Die Industrialisierung brachte neue Herausforderungen für die Zurechnung von Verantwortung mit sich, da anonyme Marktbeziehungen und neue Technologien wie Nuklearenergie komplexe ethische Fragen aufwarfen. Der Nachhaltigkeitsbegriff spielt eine zentrale Rolle in der Verantwortungsdebatte, insbesondere in Bezug auf ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit. Diese Dimensionen werden oft als Triple-Bottom-Line bezeichnet und sind zentral für Konzepte wie die Sustainable Development Goals (SDGs) und ESG-Standards. Diese Konzepte verbinden wirtschaftliche Aktivitäten mit sozialer Verantwortung und Umweltbewusstsein und sind entscheidend für moderne unternehmerische Verantwortung.

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