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Die gerechte Schulgemeinschaft Lüders.pdf

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9 Die Gerechte Schulgemeinschaft 9 Die Gerechte Schulgemeinschaft Textgrundlage: Oser, F., & Althoff, W. (2001). Die Gerechte Schulgemeinschaft: Lernen durch Gestaltung des Schullebens. In W. Edelstein, F. Oser & P. Schuster (Hrsg.), Moralische Erziehung in Schule un...

9 Die Gerechte Schulgemeinschaft 9 Die Gerechte Schulgemeinschaft Textgrundlage: Oser, F., & Althoff, W. (2001). Die Gerechte Schulgemeinschaft: Lernen durch Gestaltung des Schullebens. In W. Edelstein, F. Oser & P. Schuster (Hrsg.), Moralische Erziehung in Schule und Unterricht. Entwicklungspsychologie und pädagogische Praxis (S. 233-268). Weinheim: Beltz. Moralische Programme sind theoretisch oder praktisch begründet Gerechte Schulgemeinschaft = Programm, das direkt an Piaget / Kohlberg anschließt 9.0 Zusammenfassung Die Gerechte Schulgemeinschaft o Es handelt sich um eine moralpsychologisch begründetes Erziehungsprogramm, das sich durch die Zielsetzung, vor allem aber durch die eingesetzten Methoden von vergleichbaren Programmen unterscheiden lässt. Ziele o ähnlich zu vielen anderen Programmen o Entwicklung moralischer Kompetenzen (Regelbewusstsein, Regelwissen, Regelanwendung) o Entwicklung geteilter Normen (Normen für schulisches Zusammenleben), der Selbstwirksamkeit, des Arbeitsverhaltens, des Schulklimas, der Schulfreude etc. Methoden o = differenzierendes Merkmal, das Programm von anderen unterscheidet o Demokratisierung der Schule durch die Implementation der Struktur der „Gerechten Gemeinschaft“ ▪ Vier Organe (Gemeinschaftsversammlung, Vorbereitungsausschuss, Klassenvertreter, Vermittlungsausschuss) wirken dahingehend zusammen o Dilemma-Diskussionen im Fachunterricht Evaluationsbefunde o durchgängig positiv o Kompetenzzuwächse: bei unterschiedlichen Schulformen und Laufzeiten zwischen 28 und 42 Punkten o Schulfreude o Arbeitsverhalten, Engagement für Gruppe o Programm = effektives Erziehungsprogramm 9.1 Die Gerechte Schulgemeinschaft Entwickelt in den USA u.a. unter Mitwirken von Kohlberg → wurde zunächst im Gefängnis erprobt und wurde später in Schulen implementieret Programm kam in den 1980er Jahren nach Deutschland 2009 KMK-Beschluss zur Förderung des demokratischen Umgangs in Schulen Programm gerechte Schulgemeinschaft ist weit verbreitet 52 9 Die Gerechte Schulgemeinschaft Just Community „Just Community“ steht für ein moralpsychologisch begründetes Erziehungsprogramm, mit dem die Zielsetzung der Entwicklung moralischer Kompetenzen verfolgt wird. Wichtige Methodenelemente sind die Einrichtung einer demokratischen Schulgemeinschaft, Schülerpartizipation (reale Betroffenheit und Verantwortung zwingt zum genauen Überdenke dessen was man getan hat.) und regelmäßige Auseinandersetzungen mit moralischen Dilemmata im Fachunterricht. (Fachliche Bindung der moralischen Entwicklung → Themenabhängigkeit). Ziele (developmental discipline) → Entwicklungsstände der Kinder werden akzeptiert und berücksichtigt) Entwicklung, und zwar: o der Fähigkeiten zur Perspektivenübernahme → ergibt sich aus dem moralischen Modell o der moralischen Urteilsfähigkeit (Stufen) o der Entsprechung von Urteilfähigkeit und sozialem Handeln Außerdem: Entwicklung o geteilter Normen im Klassenzimmer o der Selbstwirksamkeit o des Arbeitsverhaltens (Lernen) o des Schulklimas o etc. Methodenmerkmale Demokratisierung der Schule durch die Implementation der Struktur der Gerechten Gemeinschaft o Regulierung von Konflikten innerhalb der Schulgemeinschaft anstatt durch Lehrkräfte und Schulleiter → Gedanke der Partizipation, Aktivierung der Peer-Beziehung (Gelegenheit moralische Kognitionen herauszufordern) o Entwicklung gemeinsam geteilter Normen in der Schule und im Klassenzimmer Dilemma-Diskussionen im Fachunterricht Die Struktur des Schulmodells der „Gerechten Gemeinschaft“ Vermittlungsausschuss Besteht aus Vertreter der Schulleitung und gewählten Vertreter der Schülerschaft + Kollegium Vermittelt und bespricht Fehlverhalten Gemeinschaftssitzung = Kern des Modell SUS einer Schule treffen sich regelmäßig und schülerbezogene Probleme Vorbereitungsgruppe und Themen zu lösen Je nach Schulgröße kommen unterschiedliche Beteiligte zusammen Organisieren die o Gesamte Schülerschaft (kleine Schule) Dilemma-Diskussion Gemeinschaftssitzungen finden fachbezogen in den o Vertretermodell (bei großen Schulen) → erzwingt Beteiligte: 2 Repräsentanten der Klassen statt Perspektivübernahme (Vertreter übernehmen Doppelrollen) → Klassen + zwei Lehrer → fördert Vertreterpositionen müssen regelmäßig gewechselt werden erneut Perspektivübernahme In der GS finden solche Sitzungen nur zu festen Terminen im Jahr durchgeführt (häufig in einer Projektwoche) Sitzungen müssen in Hauptstunden stattfinden Klassenversammlung Nachbearbeitung der Gemeinschaftssitzung Sorgt für Aushandlungsprozessen 53 9 Die Gerechte Schulgemeinschaft Die Dilemma-Diskussion Setzt Fortbildung voraus, sodass erkannt werden kann, auf welcher Stufe SuS agieren Ziele der Dilemma-Diskussion o Argumentieren lernen gewichten der Faktoren üben/erproben), o moralisch relevante Seiten der Fächer kennenlernen (Themenbindung der moralischen Entwicklung), o Anregung zur Entwicklung einer höheren Stufe erhalten Vier Grundregeln für die Vorgehensweise: o Fall darstellen (Dilemma Erfahrung), (eigene Erfahrungen einbringen) o Kontroverse o +1 Konvention (Konfrontation mit Argumenten der nächsthöheren Stufe) ▪ → WICHTIG: Es dürfen keine Lösungen vorgegeben werden → LP muss sich zurücknehmen und muss gut geschult sein, um die Stufen der Entwicklung richtig einschätzen zu können o Prozessreflexion (wie man zu welchen Argumenten gekommen ist) Vertikale und horizontale Entwicklungslinien Kognitive Entwicklung Soziale Perspektive Niveau des Moralisches Handeln (Intelligenzentwicklung) der Niveaustufe moralischen Urteils konkret-operational (ab konkret-individuell präkonventionell (bis präkonventionell etwa 7 J.) etwa 9 Jahre) teilweise formal- konkret-sozial konventionell (ab konventionell operational etwa 9 Jahren) formal-operational (ab universalistisch postkonventionell (ab post-konventionell etwa 12/13) etwa 20 Jahren) Dilemma-Diskussion bedient die Niveaus des moralischen Urteils Verschiedene wechselnde Rollen im Modell der Gerechten Gesellschaft bedient die soziale Perspektive der Niveaustufen → Perspektivübernahme Dilemma-Diskussionen im Fachunterricht Geschichte: Französische Revolution – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit … Politik: Demokratie und Partizipation … Religion/Ethik: Freundschaft, Abtreibung, Sterbehilfe, Wehrdienstverweigerung … Deutsch: Freiheit, Gleichheit, Verantwortung, Gehorsam, Selbstverwirklichung … Sport: Fairness Englisch: Sklaverei 54 9 Die Gerechte Schulgemeinschaft 9.2 Empirische Evidenzen für die Wirksamkeit des Erziehungsprogramms → verschiedene Untersuchungen zur Wirksamkeit des Programmes → Bsp. Untersuchen in NRW und Schweiz Evaluationsmethoden Quasi-experimentelle Feldstudien mit Versuchs- und Kontrollgruppen → Stichproben sind nicht repräsentativ, sondern natürlich (Nachteile: Feldgruppen sind vielen äußerlichen Einflüssen ausgesetzt → können das Ergebnis verzerren) Erhebungen relevanter Daten im Längsschnitt (Vor- und Nachuntersuchungen) Instrumente für die Datenerhebung o Moralische Urteile-Test (SRM) o Verantwortungsurteils-Test o Moralische Atmosphäre-Fragebogen o Fragebogen für Grundschüler o Lehrer-Fragebogen o Videoaufzeichnungen der Schulversammlungen o Manual zur Unterrichtsbeobachtung Die Entwicklung des moralischen Urteils im DES-Projekt Schulform / Klasse Gym. / 6-7 Gym. / 8-9 HS / 6-9 RS / 5-7 Laufzeit in Monaten 15 15 27 24 Pretest (Punkte) 236 258 218 215 Posttest (Punkte) 278 294 250 243 Differenz (Punkte) 42 36 32 28 → Stufe 1 = 100 Pkte.; Stufe 2 = 200 Pkte.; Stufe 3 = 300 Pkte.) Unterschiedliche Laufzeiten des Projekts Differenz zeigt die Verbesserung des moralischen Urteils Entwicklung in den Versuchsgruppe: vom ich-bezogenen zum gemeinschaftsbezogenen → in den Vergleichsgruppen ist diese Entwicklung zu beobachten Die Entwicklung der Einstellung zur Schule (Schweiz) = Schule gern haben 1994 (Mittelwert) 1995 (Mittelwert) 1995 (Mittelwert) Projektschule 3,4 3,1 3,4 Vergleichsschule 3,3 3,1 2,6 → Vierstufige Skala zu Einschätzung wie gerne man Schule hat: 1= „gar nicht gern“; 4= „total gern“ durch just-community wird Abwärtstrend verhindert Weitere Ergebnisse der Evaluation Vertrauen in Lehrpersonen Haltung zum Lernen im Unterricht Haltung zu herausfordernden Aufgaben Arbeitsverhalten Gleichheit und Partizipation Kompromissbereitschaft Akzeptieren von Außengruppen (Toleranz) Altruistisches Handeln Rückgang delinquenter Handlungen 55 9 Mögliche Prüfungsfragen „Die Gerechte Schulgemeinschaft“ 9 Mögliche Prüfungsfragen „Die Gerechte Schulgemeinschaft“ Auf welcher Lerntheorie basiert der Ansatz der Just Community? Konstruktivismus Sozial-kognitive Lerntheorie Theorie der situierten Kognition Keine Lerntheoretische Grundlage Behaviorismus (??) Assoziation Lernen Wer ist in der Just Community Mitglied im Vorbereitungsausschuss? 1-2 Repräsentanten der Klassen + zwei Lehrer „Die Vorbereitungsgruppe besteht aus gewählten Personen, SchülerInnen und LehrerInnen, die aber ständig wechseln, wobei darauf geachtet wird, dass immer aus jeder Klasse jemand vertreten ist. Diese Gruppe hat die Aufgabe Themen für das nächste Treffen zu sammeln und ist für dessen Ablauf verantwortlich. In diesen Versammlungen werden nicht nur Regelübertretungen, sondern auch Planungen von Festen, u. s. w. beschlossen.“ (Internet) Wer ist in der Just Community Mitglied im Vermittlungsausschuss? Vertreter der Schulleitung und gewählten Vertreter der Schülerschaft + Kollegium Wer ist in der Just Community Mitglied im Vermittlungsausschuss? nach Schulgröße kommen unterschiedliche Beteiligte zusammen o Gesamte Schülerschaft (kleine Schule) / Lehrer o Vertretermodell (bei großen Schulen) → erzwingt Perspektivübernahme (Vertreter übernehmen Doppelrollen) → Vertreterpositionen müssen regelmäßig gewechselt werden Der Just Community Ansatz sieht Dilemma Diskussionen in Schulklassen vor. Diese Diskussionen sollen in einer festgelegten Abfolge von Schritten (Basismodell der Dilemma Diskussion) geleitete werden. Der bekannteste Schritt ist die Beteiligung des Lehrers an der Diskussion unter der Beachtung der Plus 1 Regel. Welche weiteren 2 Schritte sind von Bedeutung? Diskussionsregel wird eingeführt Die Schüler berichten über eigene Erfahrungen mit dem jeweils geschilderten Dilemma Das Dilemma wird kontrovers diskutiert Es wird reflektiert wie man zu der Lösung kommen kann aus dem Skript: Fall darstellen (Dilemma Erfahrung), (eigene Erfahrungen einbringen) Kontroverse +1 Konvention (Konfrontation mit Argumenten der nächsthöheren Stufe) → WICHTIG: Es dürfen keine Lösungen vorgegeben werden → LP muss sich zurücknehmen und muss gut geschult sein, um die Stufen der Entwicklung richtig einschätzen zu können Prozessreflexion (wie man zu welchen Argumenten gekommen ist) aus anderen Klausurfragen: Stufe 1: Gruppendruck Stufe 2: Egozentrische Perspektiven – keine Bewertung des Gruppenlebens 56 9 Mögliche Prüfungsfragen „Die Gerechte Schulgemeinschaft“ Stufe 2 / 3: Einbezug der anderen Gruppenmitglieder zunächst auf der Basis desreziproken Austauschs -- Bewertung der Gruppe als Organisation Stufe 3: Einbezug der anderen Gruppenmitglieder als Freunde – Bewertung der Gruppe aufgrund der Beziehungen zu anderen Stufe 3 / 4: Einbezug der Gruppe als Ganzes – Bewertung der Gruppe aufgrund des Zusammenhalts Stufe 4: Gemeinsame Überzeugungen und Erwartungen aller Gruppenmitglieder – Bewertung der Gruppe als Einheit Welche Befunde lassen sich aus den Ergebnissen des DES-Projektes entnehmen? Schulform / Klasse Gym. / 6-7 Gym. / 8-9 HS / 6-9 RS / 5-7 Laufzeit in Monaten 15 15 27 24 Pretest (Punkte) 236 258 218 215 Posttest (Punkte) 278 294 250 243 Differenz (Punkte) 42 36 32 28 → Stufe 1 = 100 Pkte.; Stufe 2 = 200 Pkte.; Stufe 3 = 300 Pkte.) Unterschiedliche Laufzeiten des Projekts Differenz zeigt die Verbesserung des moralischen Urteils Entwicklung in den Versuchsgruppe: vom ich-bezogenen zum gemeinschaftsbezogenen → in den Vergleichsgruppen ist diese Entwicklung zu beobachten Welche Sekundäreffekte hat der Just Community Ansatz? Vertrauen in Lehrpersonen Haltung zum Lernen im Unterricht Haltung zu herausfordernden Aufgaben Arbeitsverhalten Gleichheit und Partizipation Kompromissbereitschaft Akzeptieren von Außengruppen (Toleranz) Altruistisches Handeln Rückgang delinquenter Handlungen 57

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