Schriftliches wiss. Arbeiten 2 - Grundlagen und Struktur (PDF): Zusammenfassung & Keywords
Document Details
![ConsummateSymbolism550](https://quizgecko.com/images/avatars/avatar-17.webp)
Uploaded by ConsummateSymbolism550
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Tags
Related
- Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten 2024 PDF
- Wissenschaftliche Methoden - Qualitativ (Wintersemester 2024/2025) PDF
- Leitfaden formale Standards (2024) PDF
- Leitfaden zum wissenschaftlichen Arbeiten an der FH Graubünden PDF
- Wissenschaftliches Arbeiten und Visualisierungsmethodik PDF
- Wissenschaftstheorie PDF
Summary
Dieser Textabschnitt befasst sich mit der Struktur und den Grundtypen wissenschaftlicher Arbeiten, einschliesslich theoretisch-konzeptioneller und empirisch-qualitativer Arbeiten. Es werden verschiedene Elemente wie Abstracts, Einleitungen, Methodik und Ergebnisse detailliert beschrieben. Zudem werden die Bestandteile und der Aufbau wissenschaftlicher Arbeiten erläutert.
Full Transcript
**2. Grundtypen und Grundstruktur** **Grundtypen** Es gibt fünf verschiedene Grundtypen von wissenschaftlichen Arbeiten (Goldenstein et al., 2018, S. 6f.; Bortz & Döring, 2016, S. 32): **1. Theoretisch-konzeptionelle Arbeiten** beinhalten eine umfassende Konklusion der Literatur zu einem abgeste...
**2. Grundtypen und Grundstruktur** **Grundtypen** Es gibt fünf verschiedene Grundtypen von wissenschaftlichen Arbeiten (Goldenstein et al., 2018, S. 6f.; Bortz & Döring, 2016, S. 32): **1. Theoretisch-konzeptionelle Arbeiten** beinhalten eine umfassende Konklusion der Literatur zu einem abgesteckten Themengebiet. Dabei geht es nicht um eine lehrbuchartige Darstellung, sondern um die Schließung konzeptioneller Lücken durch die Entwicklung von neuen theoretischen Zusammenhängen oder der Übertragung von bestehenden Theorien auf neue Anwendungsfelder und / oder Sachverhalte. Häufig gehört dazu auch ein eigener konzeptioneller Teil (z.B. Entwicklung eines Fragebogens, eines Kriterienkatalogs, einer Typologie oder die Erstellung eines Lernkurses). **2. Empirisch-qualitative Arbeiten** mithilfe nicht- oder teilstandardisierter Erhebungsverfahren anhand von Einzelfällen oder bewusst gewählter Samples nicht-numerische Daten (häufig verbale Daten) erhoben, diese interpretierend ausgewertet und daraus schrittweise neue Konzepte / Theorien / Hypothesen gewonnen. Basis für eine empirisch-qualitative Arbeit ist der qualitative Forschungsprozess, den Sie bereits in [Lerneinheit 1 ](https://vc.uni-bamberg.de/mod/book/view.php?id=1349876&chapterid=9655)kennenlernen durften. **3. Empirisch-quantitative Arbeiten** beginnen nach der Einleitung mit Theoriearbeit und Ableitung von Hypothesen. Im Anschluss werden mit standardisierten Erhebungsinstrumenten anhand möglichst repräsentativer Stichproben numerische Daten (Messwerte) erhoben. Es mündet in eine statistische Datenanalyse zur Hypothesenprüfung (Bortz & Döring, 2016, S. 32). Basis für eine empirisch-quantitative Arbeit ist der quantitative Forschungsprozess, den Sie bereits in [Lerneinheit 1 ](https://vc.uni-bamberg.de/mod/book/view.php?id=1349876&chapterid=9655)kennenlernen durften. **4. Systematische Literaturübersichten (Literaturreviews)** Strukturierter Ansatz zur Identifizierung, Bewertung und Synthese von Forschung. Start ist eine spezifische Forschungsfrage, die den Prozess der Datensammlung, -extraktion und --aggregation leitet (Turner et al., 2008). Aus einer Methoden-Perspektive lassen sich die Literaturreviews narratives Review, Metaanalyse und systematisches Literaturreview unterscheiden. Im Kurs GwA wird verstärkt auf das systematische Literaturreview eingegangen. Das Vorgehen haben wir Ihnen in einer **[Präsentation](https://vc.uni-bamberg.de/pluginfile.php/1755449/mod_book/chapter/8639/GwA_LE6_systematische%20Literaturreview.pdf) **zusammengefasst. Hinweis: Das Vorgehen beim systematischen Literaturreview (PDF) ist nicht klausurrelevant. **5. Mixed Methods Arbeiten** Mixed Methods Arbeiten kombinieren in verschiedenen Phasen oder Teilstudien des Forschungsprozesses jeweils quantitative und qualitative Forschungsstrategien miteinander. In diesem Kurs wird sich damit nicht weiter auseinandergesetzt. **Grundstruktur** Hier sehen Sie den inhaltlichen Aufbau der verschiedenen Grundtypen (Goldenstein et al, 2018, S. 68; Ebster & Stalzer 2017, S. 225ff.). Es sind auch Abweichungen davon möglich. Beispielsweise können Diskussion und Fazit auch miteinander kombiniert werden. Wichtig ist hier aber die Reihenfolge. So würde man beispielsweise nach der Darstellung der Ergebnisse nicht nochmals ein Theoriekapitel einfügen. Auch würde man nicht die Forschungsmethode vor der Literaturübersicht darstellen. **3. Grundstruktur im Detail** **Aufbau** **Im Folgenden werden die Kapitel im Detail besprochen. Sollte es Unterschiede geben zwischen den Grundtypen werden diese explizit hervorgehoben.** **Abstract** Zunächst einmal ist ein Abstract die Zsmfassung eines Beitrags in wenigen Worten. In vielen Datenbanken Abstract meist direkt in den Suchergebnissen enthalten, sodass man anhand dieser Zsmfassung schnell sehen kann, ob der vorliegende Artikel für die eigene Forschung geeignet ist. **Bestandteile** Ein Abstract kann sich zusammensetzen aus folgenden Informationen (Goldenstein et al, 2018, S. 65): 1. Was ist der zentrale Gegenstand der Studie (**Forschungsfrage / Zie**l)? 2. Warum wird das untersucht (**Relevanz**)? 3. Wie wird das gemacht (**Methodik** / Forschungsdesign)? 4. Was sind die wesentlichen Befunde (**Ergebnisse**)? **3.1. Einleitung** Dieser Teil einer wissenschaftlichen Arbeit sollte Ihnen bereits bekannt sein aus [LE4: schriftlichen wissenschaftlichen Arbeiten ](https://vc.uni-bamberg.de/mod/book/view.php?id=1736180)I. Untenstehend sehen Sie als Ergänzung die grundlegenden Bestandteile einer Einleitung. **Bestandteile** 1. **Themenhinführung** 2. Herausarbeitung der **Themenrelevanz** 3. In diesem Zusammenhang nehmen Sie eine** Eingrenzung des Themas **vor, denn in einer Hausarbeit/Bachelorarbeit werden Sie es nie schaffen, ein Thema in seiner Gänze darzustellen. Sie müssen fokussieren und Ihren Fokus begründen. 4. Dabei kann Ihnen die Formulierung einer** konkreten Forschungsfrage** helfen. 5. Anschließend verdeutlichen Sie Ihre** geplante Vorgehensweise **im Rahmen der Hausarbeit. Hier beschreiben und begründen Sie die von Ihnen gewählte Gliederung. **3.2. Theoriekapitel** Dieser Teil einer wissenschaftlichen Arbeit sollte Ihnen bereits bekannt sein aus [LE 4: schriftlichen wissenschaftlichen Arbeiten ](https://vc.uni-bamberg.de/mod/book/view.php?id=1736180)I. Sollten Sie noch Probleme haben beim Finden von passender Literatur, schauen Sie doch noch einmal bei [LE 3: Themenwahl, Literaturrecherche und Forschungsfrage ](https://vc.uni-bamberg.de/mod/book/view.php?id=1736174)vorbei. Untenstehend sehen Sie als Ergänzung die grundlegenden Bestandteile des Theoriekapitels und ein Exkurs zum Thema \"Theorie\". **Bestandteile** 1. Allgemeine und grundlegende **Begriffserklärungen**. 2. Vorstellung für die Arbeit wichtigen **Theorien und Konzepte**. 3. Darstellung des **aktuellen Forschungsstands** *(kann auch in einem eigenen Kapitel erfolgen*). **Exkurs zur Frage \" Was ist eigentlich eine Theorie?\"** Eine Theorie ist eine \"systematisch geordnete Menge von Aussagen bzw. Aussagesätzen über einen Bereich der Realität oder des Bewusstseins\" (Klaus & Burh 1975, S. 1219). Aussagen sind somit Kernbestandteile einer Theorie. Grundsätzlich machen Theorien Aussagen über den Zusammenhang von Sachverhalten. Aussagen sind hierbei als Sätze zu verstehen, die hinsichtlich ihrer Gültigkeit überprüfbar sind (wahr oder falsch sind). Betrachtet man die Aufgaben von Theorien sind diese: (1) Beschreibung, (2) Erklärung, (3) Prognose und (4) Vereinfachung der komplexen Realität durch Abstraktion, Selektion und Verwendung von Konzepten. Bedenken Sie immer: trotz gleichem Ausgangsthema (z.B. Motivation) können unterschiedliche Theorien (z.B. Motivationstheorien: Selbstbestimmungstheorie, Erwartungs-mal-Wert Theorie, Zielorientierung) zu unterschiedlichen Beschreibungen und Erklärungen führen und somit zu abweichenden Prognosen. **3.3. Methodik** Noch ein Hinweis: Das Methodenkapitel sollte in der Vergangenheitsform formuliert sein! **Bestandteile** 1. Die kennengelernten **Klassifikationskriterien aus** LE1 (Wissenschaftstheoretischer Ablauf, Erkenntnisziel, Gegenstand, Datengrundlage, Erkenntnisinteresse, Untersuchungsgruppe, Untersuchungsort, Anzahl der Messzeitpunkte, Anzahl der Untersuchungsobjekte) 2. **Operationalisierung **der Variablen und Entwicklung des Erhebungsinstruments 3. **Gütekriterien** des Erhebungsinstruments (z.B. Validität und Reliabilität) 4. Geplante Schritte bei der **Datenanalyse** **3.4. Ergebnisse** \- Informieren über Ergebnisse (Resultate unserer Analyse) \- nüchtern beschreiben und zusammentragen. \- Ergebnisdarstellung deutlich von der Interpretation und Diskussion der Ergebnisse zu trennen. **Gestaltung von Tabellen und Grafiken** Tabellen verfolgen den Zweck, komplexe Informationen (insbesondere Zahlenmaterial), rasch erfassbar zu machen. - einheitliche Darstellung und ggf vorgegebene Formalia zu achten (oft wird der APA Standard empfohlen). - Grafiken sinnvoll, um in abstrakten Zahlen ausgedrückte Sachverhalte besser verständlich zu machen. (beispielsweise kann die Normalverteilung grafisch gut veranschaulicht werden.) - Grafiken sind immer sinnvoll einzubetten und nach Möglichkeit im Text zu erläutern. \"Eine nicht erklärte Grafik ist eine nicht notwendige Grafik\" Zur Bestimmung der passenden Darstellungsform kann Ihnen folgende Regel helfen: 1. Wenig Informationen = Text 2. Viele Informationen = Tabelle 3. sehr viele Informationen = Grafik / Diagramm **Hinweise** - Kopieren Sie keine Tabellen und Grafiken aus Statistikprogrammen wie z.B. SPSS, Stata oder MAXQDA! - Achten Sie auf einheitliches Aussehen der Tabellen / Grafiken / Diagrammen, die inhaltlich Ähnliches präsentieren. - Verwenden Sie für eine Aussage nur dann Tabelle und Grafik, wenn dadurch ein zusätzlicher Gewinn an Information verbunden ist. - Beachten Sie die Vorgaben Ihres Fachbereichs bei der [Darstellung von statistischen Werten und Begriffen](https://vc.uni-bamberg.de/pluginfile.php/1755449/mod_book/chapter/8643/GwA_LE6_Werte%20und%20Begriffe.pdf) (Beispiel APA). **3.5. Diskussion der Ergebnisse** **Bestandteile** Es hat sich bewährt, den Diskussionsteil mit \... 1. der **Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse** zu beginnen. 2. Dann **evaluieren und interpretieren** Sie Ihre Ergebnisse 3. und zeigen die **Limitationen** Ihrer Untersuchung auf. 4. Manchmal werden noch Empfehlungen für **weiterführende Forschungen **angeben. Hier kann von Ihnen abgewogen werden, ob Sie dies eher hier oder im Fazit ausführlich machen wollen. **Hinweis**\ Beim Formulieren des Kapitels kann Ihnen das Unterkapitel [Wissenschaftliches Schreiben](https://vc.uni-bamberg.de/mod/book/view.php?id=1736166) aus der LE 2 , mit den Inhalten Argumentationsaufbau, sprachliche Orientierungshilfen und Good Practice Forumlierungsbeispiele helfen. **3.6. Fazit und Ausblick** Dieser Teil einer wissenschaftlichen Arbeit sollte Ihnen bereits bekannt sein aus **[Schriftliches wiss. Arbeiten I](https://vc.uni-bamberg.de/mod/book/view.php?id=1736180).**Untenstehend sehen Sie als Ergänzung die grundlegenden Bestandteile des Kapitels. **Bestandteile** 1. **Rückbezug zur Einleitung** 2. **Kurze Zusammenfassung** der wichtigsten Ergebnisse mit 3. pointierter **Beantwortung der Forschungsfrage**. 4. Aufzeigung der **praktischen Relevanz** der Ausführungen 5. **Ausblick **mit offenen Forschungsfragen bzw. aufzeigen von Forschungspotenzialen **3.7. Literaturverzeichnis** **Hinweise** - Jede wissenschaftliche Arbeit besitzt nur ein Literaturverzeichnis. - Am Ende jeder Arbeit werden in alphabetischer Reihenfolge der Verfassernamen aller im Text angeführten Quellen angegeben (Sortierung der Quellen). - Die Reihenfolge der Autorennamen einer Quelle darf nicht geändert werden (keine alphabetische Sortierung). - Quellen, die bei der Recherche vielleicht hilfreich waren, aber nicht in der Arbeit zitiert werden, gehören nicht ins Literaturverzeichnis. - Die Quellen werden nicht nach Quellenarten (z.B. Bücher, Internet \...) geordnet. **4. Beispiele** Aus diesem Grund finden Sie untenstehend Fachartikel zu jedem vorgestellten Grundtyp. Erkennen Sie die kennengelernte Grundstruktur? Und welcher Forschungsansatz (qualitativer, quantitativer oder literaturbasierter Zugang) verwendet wurde? [Annen, Silvia; Mottweiler, Hannelore (2022): „Das Ende beruflicher Karrieren? : Analysen zur Konkurrenz zwischen beruflich und akademisch qualifizierten Fach- und Führungskräften im kaufmännischen Bereich". Leverkusen-Opladen: Barbara Budrich.*\ *](https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&ved=2ahUKEwjNvISun_qBAxWpQvEDHQ6_ALUQFnoECBIQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.bibb.de%2Fdienst%2Fpublikationen%2Fen%2Fdownload%2F18165&usg=AOvVaw1pHIvut8wQpn_HcDhpNZk3&opi=89978449) [Ciolek, S. (2022). Demokratische Bildung in der digitalen Welt - Kompetenzanforderungen an Lehrkräfte bei der Unterrichtsplanung. In: Gerholz, K.-H., Schlottmann, P., Slepcevic-Zach, P. & Stock, M. (Hrsg.). Digital Literacy in der LehrerInnenbildung. Konzepte, Didaktik und empirische Ergebnisse im Kontext der Wirtschaftspädagogik. Wbv: Bielefeld.](https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwjB0KiZn_qBAxUHYPEDHUWHAsEQFnoECBEQAQ&url=https%3A%2F%2Flibrary.oapen.org%2Fbitstream%2Fhandle%2F20.500.12657%2F59246%2F1%2Fexternal_content.pdf&usg=AOvVaw0XxierXZ4LNoRx3EFj96BL&opi=89978449) [Gerholz, K.-H. & Wagner, A. (2022). Design-based research -- grounding, understanding and empirical illustration in the context of vocational education. In: Goller, M., Kyndt, E., Paloniemi, S. & Damşa, C. (Hrsg.). Methods for Researching Professional Learning and Development: Challenges, Applications and Empirical Illustrations. Springer Nature: Cham, 513-534.](https://doi.org/10.1007/978-3-031-08518-5_23) [Sailer, S. (2021): Badges, Levels, Leaderboards: Gamification zur Motivation Studierender der Berufs- und Wirtschaftspädagogik in selbstgesteuerten und kollaborativen Lern-Settings. In: bwp@ Berufs- und Wirtschaftspädagogik -- online, Ausgabe 40, 1-20.](https://www.bwpat.de/ausgabe40/sailer_bwpat40.pdf) **5. Wissenschaftsethik** Wissenschaft befindet sich zwangsläufig auch in einem Spannungsfeld zwischen ethnischen Implikationen, Forschung und Wissenschaft. Das Kapitel soll dieses Spannungsfeld etwas genauer beleuchten und vor allem Empfehlungen für das eigene (moralisch und ethnisch korrekte) Forschungshandeln aussprechen. **5.1. Ethnische Herausforderungen bei Forschungsprozessen** Moral und Ethik werden gerne synonym verwendet. Denn beide Begriffe befassen sich mit dem Unterschied zwischen \"gut\" und \"böse\" sowie \"richtig\" und \"falsch\". Ethik lässt sich in vier Teilbereiche untergliedern: **Deskriptive Ethik **umfasst u.a. soziologische, anthropologische, kulturwissenschaftliche und psychologische Aspekte. - produziert selbst keine inhaltlichen moralischen Aussagen - gibt lediglich eine systematische Weise wieder - geht dabei weniger um eine Wertung als vielmehr um das Beschreiben des Verhaltens, der Sitte und Werte einer oder mehrerer Gruppen. **Normative Ethik** hingegen prüft und bewertet die betrachteten Normen und Werte. - was können allgemeine und fundamentale Prinzipien sein, um das eigene Leben und Handeln zu leiten bzw. nah welchen Prinzipien (im Sinne von Geboten und Verboten) gehandelt werden sollte. - bedient sich die normative Ethik allgemeiner Handlungs-, Bewertungs- und Begründungsrichtlinien. - die normative Ethik keine Empfehlungen ausspricht sondern bestehende Systeme bewertet. **Angewandte Ethik** setzt auf der normativen Ethik auf und leitet konkrete Gebote und Verbote für bestimmte praktische Kontexte ab. Damit wendet sich die angewandte Ethik den einzelnen Teilbereichen zu und formuliert dafür Empfehlungen. **Metaethik **stellt den vierten Teilbereich dar, der sich mit Fragen einer höheren Ordnung befasst. - geht dabei nicht um die Analyse bestehender Systeme - sondern der Prozesse hinter diesen Regeln oder auch der Natur moralischer Begründungsweisen. Ethik liefert somit einen Denkramen, um Überlegungen aufzustellen, wie wir in bestimmten konkreten Umständen Handeln sollten und wie Argumente konstrutiert werden können, um das eigene Herangehen zu begründen (oder auch nicht). Als ein Verfechter ethnischen Handelns wird vor allem Immanuel Kant, unter anderem durch sein \"Grundgesetz der reinen praktischen Vernunft\", genannt. **Moral:** - steht in einigen Fällen in Kontrast zum eigenen Nutzen (oder auch dem Streben nach Lust sowie dem Vermeiden von Leid, siehe dazu Bentham 1879). Im Sinne des Strebens der Maximierung des eigenen Nutzens wird so ein Handeln verfolgt, welches der Zielerreichung des Individuums entspricht. - Jedoch kann diese Zielerreichung nur zu einem gewissen Grad selbstständig und direkt erfolgen, da das Individuum gewissen gesellschaftlichen Konventionen oder Rahmenbedingungen obliegt. Hier spielt die Ethik eine entscheidende Rolle, aber auch die Moral. Ein kurzes Beispiel dazu: Ein junger Mann möchte den Bauernhof seiner Eltern übernehmen und das Land erweitert, um mehr anbauen zu können. Um den Bauernhof übernehmen zu können, muss sein Vater den Bauernhof entweder an ihn übergeben oder versterben. Ein Übergabeprozess dauert im Vergleich zum Verscheid des Vaters länger, sodass (makaber ausgedrückt) der Sterbefall den Prozess der Übergabe beschleunigen würde. Selbstverständlich möchte der Sohn nicht, dass der Vater verstirbt (hier kann von einer moralischen Handlung gesprochen werden), sodass es zur Übergabe des Hofs auf klassische Weise kommt. Zudem möchte er das Land erweitern. Der effizienteste Weg hierfür wäre, das angrenzende Land einfach zu beanspruchen und mitzubewirtschaften. Aus einer ethnischen Perspektive ist dies jedoch nicht möglich, da ein anderer Bauer der Eigentümer des Landes ist und folglich für den jungen Mann Konsequenzen drohen würden, wenn er sich des Landes ermächtigen würde. Folglich sollte der junge Mann den längeren Weg gehen und das Land rechtmäßig erstehen. Ein kontroverses, sehr prominentes Beispiel hierfür ist das Milgram-Experiment. Zu diesem Experiment ein kurzes Beispiel: Innerhalb des Experiments wird den Probanden (Lehrern) vorgespielt, dass Sie einer anderen Person schaden sollen und dies auch tun. Moralisch ist dies natürlich stark zu verurteilen, denn für Forschungszwecke sollte in keinem Fall jemand zu schaden kommen, weder körperlich noch mental. Ein weiteres prominentes Beispiel ist das \"little Albert Experiment\" von 1920. Hinter den Forschungsprojekten steht die Neugierde der Forscher, dennoch sind beide aus moralischer Perspektive nicht wertfrei zu betrachten. Insofern kann vor allem ein Verstoß gegen moralische Werte und gegen geltende Ordnungen dazu führen, dass noch so bahnbrechende Ergebnisse negativ aufgenommen werden oder sogar widerrufen werden müssen. Die genannten Beispiele stammen aus den 20er-40er Jahren, doch auch heute noch befindet sich Forschung im moralischen Dilemma, sehr prominent beispielsweise in der Medizin (etwa bei der Testung neuer Medikamente). Hierzu ein weiteres Beispiel Ein Arzt hat bei seinem Patienten P eine mit Sicherheit innerhalb der nächsten Wochen tödliche Krankheit diagnostiziert. Die Mitteilung einer solchen Botschaft hat regelmäßig zur Folge, dass ein Patient zusätzlich in eine psychische Krise stürzt, die seinen Gesundheitszustand verschlechtert und dem Patienten die letzten Wochen seines Lebens unnötig er-schwert. Bei P geht der Arzt aber davon aus, dass dieser die Diagnose mental gut verkraften würde, weil ihm P bereits erzählt hat, dass er ein langes und erfülltes Leben hatte. Der Arzt fragt sich nun, was das ethisch richtige Handeln wäre. Ob eine Lüge unter ethischen Gesichtspunkten gerechtfertigt ist, wird von Gesinnungsethikern anders beurteilt als von Verant-wortungsethikern. Erstere richten ihr Handeln in jeder denk-baren Situation an dem als moralisch richtig empfundenen Gebot aus, nicht zu lügen, während Letztere in jedem Einzel-fall die Folgen einer Lüge mit denen vergleichen, die eintreten würden, wenn man die Wahrheit sagen würde. Gesinnungs-ethisch wäre die Entscheidung hier eindeutig: Der Arzt dürfte P die düstere Diagnose nicht verschweigen. Aber auch ver-antwortungsethisch betrachtet wäre dieses Ergebnis gut ver-tretbar, weil die Mitteilung der Diagnose voraussichtlich keine negativen Auswirkungen auf den Gesundheitszustand des P haben wird. In einem solchen Fall können Sie begründen, wieso der Arzt die Diagnose mitteilen sollte und die beiden ethischen Sichtweisen als Argumente dafür bringen. Es erüb-rigt sich aber eine argumentative Entscheidung für eine der beiden ethischen Grundansichten, weil beide Ansichten zu demselben Ergebnis kommen. Die Grundsatzfrage, ob man sein Handeln gesinnungs- oder verantwortungsethisch aus-richten sollte, kann an diesem Beispiel nicht diskutiert werden. Anders wäre dies, wenn die Lüge verantwortungsethisch ge-rechtfertigt wäre, etwa weil sich der Arzt doch nicht sicher ist, wie P auf die Diagnose reagieren wird. Dann müsste der Arzt nämlich begründen, wieso er dem P die Diagnose verschweigt oder umgekehrt wieso er ihm trotz der möglichen negativen Auswirkungen die Wahrheit sagt. Was ist hier nun die richtige Herangehensweise? Um Forschenden eine Orientierung zu geben, wurde unter anderem der [deutsche Ethikrat](https://www.ethikrat.org/der-ethikrat/) gegründet, der sich den verschiedenen Fragestellungen annimmt und mit dem Deutschen Bundestag sowie der Bundesregierung in Austausch steht. **5.2. Verantwortung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern** Auch Forschende haben eine Verantwortung zu tragen: Die **rechtliche Verantwortung** liegt bei gesellschaftlichen Institutionen, die die Gesetze einer Gesellschaft aufrechterhalten. Diese Institutionen repräsentieren die gesellschaftlichen Normen und Werte. Wissenschaftler unterliegen denselben Gesetzen wie alle anderen Bürger und können vor Gericht zur Rechenschaft gezogen werden. Die spezifische rechtliche Verantwortung von Wissenschaftlern wird in der Wissenschaftsethik oft vernachlässigt. Dennoch sollten Wissenschaftler Fragen der rechtlichen Verantwortung berücksichtigen, z.B. im Umgang mit öffentlichen und Drittmitteln sowie in Lehre und Betreuung von Studierenden. Es ist wichtig zu prüfen, wie Lehrinhalte und Anforderungen im Einklang mit den Rechten der Studierenden stehen. Die Beachtung rechtlicher Rahmenbedingungen ist entscheidend für die wissenschaftliche Tätigkeit, einschließlich der Lehre. Wissenschaftsethik sollte auch die Lehre und Betreuung in ihren Diskussionen und Regelwerken berücksichtigen. Die **moralische oder soziale Verantwortung** betrifft nicht nur den wissenschaftlichen Bereich, sondern alle Handlungskontexte gleichermaßen. Sie bezieht sich darauf, wie Personen für ihre Handlungen gegenüber anderen verantwortlich sind. Zum Beispiel werden Banker in der Finanz- und Bankenkrise oft als unmoralisch betrachtet, wenn sie die möglichen negativen Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf die Gesellschaft ignorieren. Einige argumentieren, dass das Gewissen einer Person die primäre Instanz für moralische Verantwortung sein sollte, nicht die Gesellschaft. Das Gewissen kann unabhängig von öffentlicher Moral sein und individuelle Verantwortung klarer definieren. Eine Unterscheidung zwischen rechtlicher und moralischer Verantwortung ermöglicht es, über Recht und Moral getrennt zu diskutieren. Rechtliche Verantwortung bezieht sich auf juristische Institutionen, während moralische Verantwortung auf das individuelle Gewissen einer Person verweist. Diese Trennung erlaubt eine kritische Bewertung des bestehenden Rechts aus moralischer Perspektive. Im Kontext wissenschaftlicher Verantwortung können sowohl Einzelpersonen als auch die wissenschaftliche Gemeinschaft verantwortlich gemacht werden, je nachdem, ob man das Gewissen oder die Gesellschaft als Verantwortungsinstanz ansieht. Die **berufliche Verantwortung** einer Person umfasst die Verantwortung, die sie in der Erfüllung ihrer Funktion gegenüber allen relevanten Verantwortungsinstanzen hat. Im Kontext der Wissenschaft als Beruf kann dies sowohl innerhalb als auch außerhalb des Wissenschaftssystems liegen. Es wäre angemessen, den Begriff \"berufsgemeinschaftliche Verantwortung\" zu verwenden, um die spezifische Verantwortung des Wissenschaftlers gegenüber der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu betonen. Die berufliche Verantwortung von Wissenschaftlern beinhaltet demnach rechtliche, moralische/gesellschaftliche und berufsgemeinschaftliche Aspekte. Ein Beispiel für die Verantwortung von Forschenden, oder auch dem Vernachlässigen der Verantwortung im Sinne des wissenschaftlichen Fehlverhaltens, stellen Plagiate dar. Eine umfassende Untergliederung der verschiedenen Plagiate haben Sie bereits im vorausgehenen Kapitel kennengelernt. **5.3. Leitlinien guter wissenschaftlicher Praxis** Was fällt aber nun konkret unter wissenschaftliches Fehlverhalten? Die Lektüre von Reydon (2013) bietet hierfür einen guten Überblick: Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Zahl enthält. Automatisch generierte Beschreibung Um ein solches Fehlverhalten zu umgehen empfehlen sich folgende Hinweise im Sinne eines Leitfadens für gute wissenschaftliche Praxis: 1. **Definition von wissenschaftlichem Fehlverhalten:** Wissenschaftliches Fehlverhalten betrifft Verhaltensweisen, die unmittelbar das Produkt wissenschaftlicher Forschung negativ beeinflussen. Es muss im Zusammenhang mit der Rolle des Wissenschaftlers im Wissensproduktionsprozess auftreten. 2. **Verhaltenskodizes in der Wissenschaft:** Fachgesellschaften auf nationaler und internationaler Ebene haben Verhaltenskodizes eingeführt, um gute wissenschaftliche Praxis zu fördern. Diese enthalten allgemeine Prinzipien und Leitlinien, die Mitglieder bei ihrer Arbeit anleiten sollen. 3. **Beispiele für Verhaltenskodizes:** Fachgesellschaften wie die Deutsche Physikalische Gesellschaft, Gesellschaft Deutscher Chemiker und Netzwerke wie cc-NanoBioNet haben Verhaltenskodizes entwickelt, die Richtlinien zur wissenschaftlichen Redlichkeit und Berufsverantwortung enthalten. 4. **Selbstverpflichtungen und Ethik-Kodizes:** Diese Kodizes betonen die Verantwortung der Wissenschaftler, die Ergebnisse ihrer Arbeit nicht zu missbrauchen und ethische Grundsätze einzuhalten. 5. **Empfehlungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG):** Die DFG hat Empfehlungen zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis veröffentlicht. Diese umfassen die Einrichtung verpflichtender Regeln, Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Benennung unabhängiger Vertrauenspersonen. 6. **Verbindlichkeit von Richtlinien:** Institutionen wie Universitäten und Forschungseinrichtungen müssen Richtlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis implementieren. Diese haben eine juristische Verbindlichkeit und können bei Verstößen Konsequenzen nach sich ziehen. 7. **Aufbewahrung von Primärdaten:** Es wird empfohlen, Primärdaten für mindestens zehn Jahre sicher aufzubewahren. 8. **Gemeinsame Verantwortung für wissenschaftliche Veröffentlichungen:** Autoren tragen gemeinsam die Verantwortung für den Inhalt wissenschaftlicher Veröffentlichungen, und Ehrenautorschaften sind nicht zulässig. **(6.1. Kooperative Arbeiten mit Unternehmen)** **Zusammenarbeit mit einem Betrieb** Eine Zusammenarbeit mit einem Betrieb für z.B. eine Abschlussarbeit ist besonders anspruchsvoll. Sie wollen sowohl die Erwartungen des Betriebs als auch die Ihres Betreuers an der Universität erfüllen. Im besten Fall sind diese Erwartungen ähnlich, sodass es zu keinen Konflikten kommt. Andernfalls sitzen Sie „zwischen den Stühlen". In der Praxis ist es häufig so, dass der Betrieb weniger Gewicht auf den theoretischen Teil einer Arbeit legt, sondern mehr auf die Anwendbarkeit der Ergebnisse fokussiert ist. Dadurch fällt der Theorieteil leider häufig weg, er ist jedoch genauso wichtig. Eine besondere Motivation für eine Zusammenarbeit mit einem Betrieb kann sein, dass Ihre Arbeit wirklich praktische Relevanz hat und sich durch Ihren Anstoß betriebliche Prozesse verändern. Außerdem kann eine betriebliche Abschlussarbeit den Grundstein für Ihre zukünftige Karriere legen: Der Betrieb kennt Sie schon und weiß, dass Sie großartige Arbeit leisten und wird Ihnen unter Umständen eine Beschäftigung in Aussicht stellen. Scheuen Sie sich also nicht vor dieser Art der Abschlussarbeit, auch wenn Sie herausfordernd erscheinen mag, da sie Ihnen womöglich tolle Zukunftsperspektiven liefern kann!