Soziales Handeln - Gesellschaft - Verflechtung (PDF)
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HSBI
Florian Pap
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Diese Präsentation fasst soziale Handlungen aus verschiedenen Perspektiven zusammen. Sie behandelt die Theorien von Emile Durkheim, George Herbert Mead und Jürgen Habermas. Die Präsentation erklärt Themen wie soziale Fakten, mechanische und organische Solidarität, Anomie und kommunikatives Handeln.
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SOZIALES HANDELN Aus Verflechtungsperspektive SITZUNG 14.11.24 Soziales Handeln aus Gesellschaftsperspektive Emile Durkheim – Soziale Fakten als Zwänge Wiederholung und Zusammenfassung Soziales Handeln aus der Verflechtungsperspektive George Herbert Mead – Symbolischer Inte...
SOZIALES HANDELN Aus Verflechtungsperspektive SITZUNG 14.11.24 Soziales Handeln aus Gesellschaftsperspektive Emile Durkheim – Soziale Fakten als Zwänge Wiederholung und Zusammenfassung Soziales Handeln aus der Verflechtungsperspektive George Herbert Mead – Symbolischer Interaktionismus Jürgen Habermas – Kommunikatives Handeln Zusammenfassung – Soziales Handeln in unserer Lebenswelt 2 EMILE DURKHEIM (1858-1917) SOZIALE FAKTEN Arten des Handelns, Denkens und Fühlens, die außerhalb des Individuums existieren und einen zwingenden Charakter haben 3 EMILE DURKHEIM MECHANISCHE & ORGANISCHE SOLIDARITÄT Mechanisch: traditionelle Gesellschaften, in denen Menschen durch ähnliche Erfahrungen, Werte und Normen verbunden sind sie sind deswegen miteinander verbunden und aufeinander angewiesen Organisch: in modernen, arbeitsteiligen Gesellschaften die Abhängigkeit von spezialisierten Funktionen und Rollen fördert sozialen Zusammenhalt Studie: der Selbstmord 4 EMILE DURKHEIM ANOMIE Zustand der Normlosigkeit in einer Gesellschaft Oft während und nach gesellschaftlichen Krisen Abwärtsspirale → Durchtrennung des sozialen Bandes → Zustand kann sich verstetigen, wenn Gesellschaft nicht wieder zueinander findet 5 EMILE DURKHEIM RELIGION UND KOLLEKTIVE RITUALE Essentiell für gesellschaftlichen Zusammenhalt Religion ist für ihn jedes institutionalisierte Glaubenssystem Religion ist nicht nur spirituelles, sondern auch soziales Phänomen → Stärkt Gefühl der Zugehörigkeit und gemeinsamer Werte 6 WIEDERHOLUNG SOZIALES HANDELN AUS GESELLSCHAFTSPERSPEKTIVE Zusammenfassung der Theorien: Talcott Parsons: Gesellschaftliches Handeln ist tief in den sozialen Systemen und deren Strukturen verankert, die individuelles Verhalten formen und normieren. Karl Marx: Materielle Bedingungen und ökonomische Verhältnisse bestimmen gesellschaftliche Strukturen und beeinflussen soziale Klassen und deren Konflikte. Emil Durkheim: Soziale Fakten und kollektive Normen üben einen starken Einfluss auf individuelles Verhalten aus und fördern gesellschaftliche Kohäsion. 7 WIEDERHOLUNG SOZIALES HANDELN AUS GESELLSCHAFTSPERSPEKTIVE Zusammenfassung der Theorien: Normen und Werte: sind essenziell für die Regulierung des sozialen Lebens und spiegeln die ethischen und moralischen Grundlagen einer Gesellschaft wider. Sozialisation: Ein lebenslanger Prozess, durch den Individuen die Kultur, Normen und Werte ihrer Gesellschaft erlernen, um in ihr funktionieren und partizipieren zu können. 8 KURZE PAUSE SOZIALES HANDELN Aus Verflechtungsperspektive SOZIALES HANDELN EINORDNUNG DER PERSPEKTIVEN Was macht soziales Handeln mit mir selbst? Individualperspektive Welche Gründe und Bedeutungen gebe ich meinem Handeln (bewusst/unbewusst)? Was macht soziales Handeln in der Interaktion mit anderen? Verflechtungsperspektive* Was besteht/entsteht dadurch zwischen uns? Welche Bedeutungen geben wir unserer Interaktion? Was macht soziales Handeln mit/in der Gesellschaft? Gesellschaftsperspektive Wie wirkt die Gesellschaft auf mich ein? *mit Verflechtungsperspektive meint Pries eine Zwischenebene zwischen Individuum und Gesellschaft 11 SOZIALES HANDELN AUS VERFLECHTUNGSPERSPEKTIVE ‚Handlungs‘-theorien Individuum Interaktion & Sozialer Sozialer Interaktion & Kommunikation = Sinn Sinn = Kommunikation Gesellschaft Individuum Sozialer Sinn = 12 Interaktion & Kommunikation SOZIALER SINN „Sozialer Sinn wird (…) im Handeln selbst durch Interaktion und Kommunikation erzeugt. ‚Soziales Handeln macht Sinn’ kann so in seiner doppelten Bedeutung verstanden und erklärt werden: (1) Sich-Verhalten ist nur dann soziales Handeln, wenn es für (…) die Handelnden mit sozialem Sinn versehen und auf das Verhalten Anderer bezogen ist, und (2) der spezifische Sinnbezug wird im Handeln selbst erst hergestellt und gefestigt.” (Pries 2019: 96) 13 SOZIALER SINN Sozialer Sinn ist notwendig, damit aus Sich-Verhalten soziales Handeln wird Sozialer Sinn entsteht in der Interaktion zwischen Individuen oder mit gesellschaftlichen Strukturen → Die Bedeutungen der Interaktion werden in der Interaktion selbst gebildet und gefestigt → durch Austausch von Symbolen, insbesondere Sprache „Wenn Menschen eine Situation als real definieren, so ist sie real in ihren sozialen Folgewirkungen.“ (Thomas & Thomas: 1928) 14 SUBJEKTIVER SINN VS. SOZIALER SINN Subjektiver Sinn (Weber) Sozialer Sinn (Habermas/Mead) Liegt im Individuum Liegt nicht ausschließlich beim Handelnde geben ihrem Handeln selbst Individuum Sinn Liegt zwischen Individuen Der ist individuell und deshalb subjektiv Wird erst in Interaktion gebildet – nicht vorher und alleine → Trotzdem: subjektiver Sinn kann sozial und sozialer Sinn subjektiv sein 15 INTERAKTION UND ERWARTUNGSERWARTUNGEN Interaktion: Wechselseitige Beeinflussung von mindestens zwei Individuen in einer Handlungssituation → Die meisten sozialen Handlungen geschehen als Interaktionsprozesse Aspekte der Interaktion: Situationswahrnehmung: Wie wird die Situation von Individuum und Gegenüber wahrgenommen? Erwartungserwartungen: Welche Erwartungen hat das Individuum an die Erwartungen des Gegenübers? Bsp.: Cafébesuch – ich erwarte, dass der Kellner meine Bestellung aufnehmen will und er erwartet, dass ich bestellen will. Sämtliche Interaktionen zwischen uns drehen sich um diese Erwartungen des jeweils anderen und die sozialen Rollen, die sie konstituieren. 16 GEORGE HERBERT MEAD (1863-1931) SYMBOLISCHER INTERAKTIONISMUS Symbolischer Interaktionismus: Sozialer Sinn und Bedeutungen entstehen durch soziale Interaktionen Menschen lernen Bedeutungen durch soziale Interaktionen Gesten: Handlungen eines Individuums, die eine Reaktion von anderen hervorrufen. Signifikante Symbole: Gesten oder Objekte, die eine gemeinsame Bedeutung für alle Beteiligten haben. 17 GEORGE HERBERT MEAD SOZIALISATION UND GESELLSCHAFT Play: Game: frühe Phase der sozialen Entwicklung fortgeschritteneres Spiel Kinder lernen durch Nachahmung und ältere Kinder lernen, die Rolle des Rollenspiel den Umgang mit signifikanten ‚generalisierten Anderen‘ zu Symbolen übernehmen und damit die Erwartungen der Gesellschaft zu verstehen Der generalisierte Andere: zentrale Komponente in Meads Theorie, die das Verständnis von der Gesellschaft repräsentiert, das Individuen durch soziale Interaktionen erwerben. 18 GEORGE HERBERT MEAD SOZIALISATION UND GESELLSCHAFT Sozialisation: Prozess, durch den Individuen die Werte, Normen und Verhaltensweisen ihrer Kultur erlernen und internalisieren Phasen der Sozialisation: Von einfachen Rollenspielen (Play) zu komplexen gesellschaftlichen Interaktionen (Game) dabei lernen Individuen, auf Basis von gemeinschaftlich anerkannten Symbolen zu handeln → Kommunikation ist entscheidend für die Entwicklung des Selbst und der sozialen Identität durch die Interaktion mit anderen 19 GEORGE HERBERT MEAD SOZIALISATION UND GESELLSCHAFT Selbstkonzept/Identität: Entwickelt sich durch die Reflexion der eigenen Rollen der Erwartungen anderer dem Verständnis des generalisierten Anderen 20 GEORGE HERBERT MEAD SYMBOLISCHER INTERAKTIONISMUS Selbstkonzept/Identität: Entwickelt sich durch die Reflexion der eigenen Rollen der Erwartungen anderer dem Verständnis des generalisierten Anderen 21 EURE MEINUNG Was haltet ihr von Meads Theorie des Symbolischen Interaktionismus? Was seht ihr genauso? Wo liegt eure Kritik? 22 GEORGE HERBERT MEAD KRITIK AM SYMBOLISCHEN INTERAKTIONISMUS Überbetonung der Sprache: Theorie konzentriert sich stark auf sprachliche Kommunikation und vernachlässigt andere Formen der sozialen Interaktion und nonverbale Kommunikation Mangelnde Strukturperspektive: Rolle von sozialen Strukturen und Machtverhältnissen, die individuelles Handeln beeinflussen wird vernachlässigt Empirische Überprüfbarkeit: Theorie ist schwer empirisch zu testen – setzt stark auf abstrakte Konzepte wie „dem Selbst” und „dem generalisierten Anderen” 23 NOCH EINE KURZE PAUSE JÜRGEN HABERMAS (*1929) KOMMUNIKATIVES HANDELN Habermas' Theorie des kommunikativen Handelns Verständigungsprozesse in der Lebenswelt, in denen durch Sprache und Symbole sozialer Sinn und Verständigung geschaffen werden Individuen tauschen Informationen aus Und konstruieren miteinander ihre sozialen Wirklichkeiten Geschieht rational – für Habermas auf der Grundlage von Vernunft Geschieht kooperativ – um Basis für gemeinsames Verstehens zu schaffen 25 JÜRGEN HABERMAS KOMMUNIKATIVES HANDELN Kommunikation und Handlungsrahmen im offenen Diskurs Ein offener, argumentativer Dialog, in dem Individuen ihre Standpunkte austauschen und auf Konsens abzielen Zeichen: Auslöser einfacher Sinnesreize Gesten: Verhalten zum Ausdruck bestimmter Botschaften Symbole: Zeichen für Sinnzusammenhänge und Interpretationsweisen Signifikante Symbole: Spezifische und eindeutig kommunizierte Sinnzusammenhänge 26 JÜRGEN HABERMAS IDEALE SPRECHSITUATION Ideale Sprechsituation: Theoretisches Modell, das eine Kommunikationssituation beschreibt, in der alle Individuen gleichberechtigt ihre Meinungen äußern können, frei von äußeren Zwängen Weitere Schlüsselkonzepte: Verständigungsorientierung: Ziel der Kommunikation ist nicht der eigene Vorteil, sondern das Erreichen eines gemeinsamen Verständnisses System und Lebenswelt: Trennt eine komplexe Gesellschaft in zwei Sphären; die Lebenswelt, die durch soziale Beziehungen und Kultur geprägt ist, und das System, das durch Markt und administrative Macht definiert ist 27 EURE MEINUNG Was haltet ihr von Habermas Theorie des Kommunikativen Handelns? Was seht ihr genauso? Wo liegt eure Kritik? 28 JÜRGEN HABERMAS KRITIK AN THEORIE KOMMUNIKATIVEN HANDELNS Idealismus: Idee einer idealen Sprechsituation wird als zu idealistisch und unrealistisch in realen sozialen Kontexten angesehen Komplexität und Zugänglichkeit: Theorie wird oft als zu komplex und schwer verständlich kritisiert; schränkt Anwendbarkeit in der praktischen sozialen Arbeit und Politikgestaltung ein Unterbewertung von Machtstrukturen: Obwohl Habermas Machtstrukturen und systemische Zwänge anerkennt wird kritisiert, dass sie in seiner Theorie nicht ausreichend thematisiert und analysiert werden 29 ZUSAMMENFASSUNG & FAZIT George Herbert Mead - Symbolischer Interaktionismus: sozialer Sinn entsteht durch Interaktionen und die Nutzung signifikanter Symbole Betonung liegt auf Entwicklung des Selbst durch Spiele und die Übernahme der Rolle des „generalisierten Anderen“ Jürgen Habermas – Kommunikatives Handeln: Individuen können durch rationale Diskurse ein gemeinsames Verständnis erreichen Die ideale Sprechsituation, obwohl idealistisch, dient als wichtiges kritisches Werkzeug, um die Qualität unserer sozialen Interaktionen zu beurteilen 30 ZUSAMMENFASSUNG & FAZIT Soziales Handeln besteht nicht nur aus isolierten Handlungen, sondern ist Teil vieler fortlaufender sozialer Prozesse in unserer gemeinsam konstruierten, sozialen Wirklichkeit – unserer Lebenswelt: „Die Lebenswelt ist der Ort, an dem sich unsere sozialen Praktiken manifestieren und aus dem heraus sie ständig neu erschaffen werden. Sie ist der Nährboden, auf dem sich die sozialen Dynamiken entwickeln und der unseren Interaktionen zugrunde liegt. Soziale Praxis ist damit das Medium, durch das wir unsere Lebenswelt nicht nur erfahren, sondern auch aktiv gestalten und verändern.” (Pries 2019: 137) 31 VIELEN DANK Florian Pap [email protected] Sprechstunden nach Vereinbarung Raum B233