Soziales Handeln & Gruppe PDF
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This document discusses social action and interactions. It explores different types of social action and the concept of social interaction, highlighting that interactions are fundamentally about communication between people. It touches upon the role of social norms and how they are negotiated and constructed through interaction.
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Vorlesung (30.10.24) - soziales Handeln, Interaktion,… Methode „Idealtypen“: Idealtyp = Gedankenbild (stellt nicht historische oder „eigentliche“ Wirklichkeit dar) -> Steigerung/ Idealisierung von etwas -> verschiedene Charakteristika & Verhaltensweisen werden idealistisch zusammengenommen...
Vorlesung (30.10.24) - soziales Handeln, Interaktion,… Methode „Idealtypen“: Idealtyp = Gedankenbild (stellt nicht historische oder „eigentliche“ Wirklichkeit dar) -> Steigerung/ Idealisierung von etwas -> verschiedene Charakteristika & Verhaltensweisen werden idealistisch zusammengenommen Idee: Weil Idealtyp einGrenzbegriff ist taug er besonders um ihn an konkrete empirische Verhältnisse anzulegen -> z.b. Abweichen von empirischem Phänomen wird deutlich Hilft zum Anleiten von Forschung Soziologische Begriffe werden der Realität entnommen Beispiel: Typen sozialen Handelns (Idealtypen): Unterscheidung entlang der jeweils maßgeblichen Motive des sozialen Handelns 1. Zweckrationaler Handlungstyp: Handeln ist auf strategischen Zweck hin ausgerichtet; instrumentell, erfolgsorientiert (Zweck-Mittel-Folgen-Abwägung) -> Handeln wird nach Effektivität und Effizienz zum Erreichen des eigenen Ziels ausgelegt 2. Wertrationaler Handlungstyp: Handlung ist auf grundlegenden Werten und der Einhaltung oder Realsierung ausgerichtet ohne Rücksicht auf Konsequenzen (religiöse, ästhetische oder moralische Werte) -> Handlung wird um ihrer selbst begangen 3. Affektueller Handlungstyp: nicht planvoll, reaktiv, emotional (Grenzfall sinnhaften Handelns) -> Impulsivität 4. Traditionaler Handlungstyp: Handeln ist an Gewohnheiten orientiert, routiniert (Grenzfall sinnhaften Handelns) -> viele unserer Alltagshandlungen basieren auf diesem Typ Weber: Soziales Handeln = sinnhaften aufeinander bezogenes Handeln Mead: wechselseitige Rollenübernahme bzw. Perspektivwechsel -> Miteinander spielt extrem große Rolle Soziale Interaktion = wechselseitige Bezugnahme Interaktionen können unter: Anwesenden (zb im Gespräch) oder Unter Abwesenden (zb beim Schreiben in sozialen Medien) erfolgen Interaktionen haben besondere Qualität, in ihnen wird kommunieziert (verbal/ nonverbal) und die Botschaften werden wechselseitig interpretiert Interaktionen sind alltäglich und beherrschen eine Fülle von damit verbundenen Verhaltensweisen und Situationsanforderungen (Seminar/Vorlesung, familiäres Abendessen, Bewerbungsgespräch…) In Interaktionen kommen jeweilige Rollen zum Tragen und werden sozial bedeutsam (Dozent-Studierende, Personalchefin-Bwerbende, Enkelkind-Großmutter, Fahrkartenkontrolleur-Bahnreisende) Durch wiederholte Interaktionen entstehen soziale Beziehungen (wichtig im Sozialisationsprozess, Freundschaften, Berufsleben) es bilden sich soziale Konventionen aus, die bestimmte Verhaltensweisen erwartbar und als moralisch gerechtfertigt erscheinen lassen Es erfolgt eine starke Ausrichtung des eigenen Handelns am Handeln des Anderen Es entstehen Abhängigkeiten und Bindungen zwischen den Akteuren (Grundlage Gruppenbildung) Emotionen verstärken & verändern sich Interaktionen werden beeinflusst von Macht, Sozialstruktur und Kultur Zwei unterschiedliche Forschungsfelder für soziale Interaktion: 1. Interpretative Interaktionsforschung (Situationsanalysen) -> Ausgangspunkt: Normen sind nie soweit spezifiziert, als dass sie schlicht zur Gurndlage einer Gesellschaftstheorie gemacht werden -> Grundannahme: Alltag und sie ihn im geltenden Regeln und Normen sind grundsätzlich interpretationsbedürftig und werden von Individuen beständig interpretiert, dies läuft so lange routiniert und „geräuschlos“ ab, wie keine Störungen auftrete (-> Symbolischer Interaktionismus) Wie ist es möglich, dass Akteure in der Kommunikation Übereinstimmung über die Bedeutung ihrer Äußerungen erreichen? -> Interpretationen basieren auf einem Wissensvorrat (durch Sozialisationsprozess vermittelt bekommen) -> Annahme, dass anderen Beteiligten dieses Wissen auch zugänglich ist und von ihnen geteilt wird (implizite Grundannahme) => Idealisierung der Austauschbarkeit des Standpunkte (Du siehst das genauso wie ich) => Idealisierung der Kongruenz der Relevanzsysteme (Dir sind die gleichen Dinge wichtig) Bsp.: In einer Schlange im Supermarkt geht es nicht weiter -> jemand beginnt sich darüber aufzuregen (sucht Kontakt zu anderen) -> Annahme, dass andere in der Schlange sich ebenfalls darüber aufregen, weil sie ebenfalls nicht unendlich viel Zeit haben (Relevanz) Wie lässt sich Theorie von Schütz und seine Annahme von den Idealisierungen empirisch überprüfen? Wie lassen sich die im Normalfall bei einer Interaktion implizit bleibenden Regeln und wechselseitigen Erwartungen freigeben? Forschungsstrategie: gezielte Störung durch Regelbruch, Entwicklung sogenannter Krisenexperimente (Methode) -> Ethnomethodologie Krisenexperiment Begrüßung: T: winkt fröhlich „Wie geht‘s?“ E: Wie geht es mir in Bezug worauf? Meine Gesundheit, meine Finanzen, meine Schulaufgaben, meinen Seelenfrieden,… T: Schau ich wollte nur höflich sein, wenn ich ehrlich bin ist es mir total Wurst wie es dir geht“ -> soll lediglich Interesse signalisieren, aber im Begrüßungskontext soll keine ausführliche Beantwortung vorgenommen werden Krisenexperimente zielen darauf ab, durch bewusste Verstöße gegen soziale Konventionen, latente Erwartungen und Normen zu erschließen Sie eignen sich zur Untersuchung alltäglicher Handlungsweisen und Praktiken, die in einer sozialen Gruppe fest etabliert oder für bestimmte Situationen typisch sind Auch in Räumen möglich (zb Bahn, Toilette, Strand, Hörsaal) Erving Goffmann: Interesse an Interaktionen und Interaktionsritualen im Alltag sowie an Bedeutung von sozialen Rollen und ihrem Aufeinandertreffen in sozialen Situationen Bevorzugte Methode: teilnehmende Beobachtung (zb als Hotelgast oder Assistenzarzt) Beobachtung öffentlich begehbarer Räume (Dorfplatz,…) Unterscheidung zwischen zentrierten und nicht-zentrierten Interaktionen: Nicht-zentrierte Aktionen: können schlecht abgeschirmt werden und sind Extremfall für alle zugänglich -> nonverbale Zeichen Es gibt kein Zentrum der Aufmerksamkeit Die Zeichen werden vor allem über den Körper vermittelt, Goffmann spricht von einem „situativem Engagement“ (zb einem dem Ort angemessenem Verhalten) Höfliche Gleichgültigkeit Das Nichteinhalten bestimmter Normen Zentrierte Interaktion im öffentlichen Raum (zb Demo, Kundgebung): Gruppen von Personen, die einander eine besondere Lizenz für Kommunikation erteilen und einen besonderen Typus von wechselseitiger Aktivität unterhalten, der andere in der Situation Anwesende ausschließen kann (teilzentriert) Interaktion erfolgt v.a. Über Sprache aber im Wechselspiel mit körperlich vermittelten Zeichen Durch Blicke werden Interaktionen eröffnet, dann folgen Worte, das Recht auf Abgang wird durch kleine Gesten eingefordert Dramaturgischer Ansatz: Alltag ist „Theaterhaus“ Strukturierung über Rollen und wechselseitige Rollenerwartung Erfolgen auf einer Vorderbühne mit einem Ensemble, entsprechender Ausstattung und Requisiten Es existieren „Regieanweisungen“ und Reparaturstrategien bei Misslingen der Aufführung Sie passieren zuweilen auch auf einer Hinterbühne, auf der man „aus der Rolle fallen“ kann Methodische Konsequenzen: Wenn soziale Interaktionen erforscht werden muss der Forscher daran teilnehmen, um sich in die subjektive Perspektive der Akteure hineinversetzen zu können -> teilnehmende Beobachtung -> offene Interviews -> Dokumente 2. Verhaltensorientierte Interaktionsforschung (zb Netzwerkanalyse) Betrachtet weite Teile sozialen Verhaltens als wechselseitige (nützliche) Tasuchvorgänge (-> Rational Choice Theory) Rreziprozität wird als Grundlage aller Interaktionen angesehen (Leistung - Gegenleistung; Gabe - Gegengabe) Soziale Ordnung folgt aus dem Interesse der Nutzenmehrung rationaler Akteure, die zu Kooperationen (Netzwerke) führt, wenn diese den Zielen der Akteure dienen Humans Haupthypothesen sozialen Verhaltens: Erfolgshypothese: je häufiger die Aktivität einer Person belohnt wird, mit um so größerer Wahrscheinlichkeit wird diese Person die Aktivität ausführen (bes. bei Kindern beobachtbar) Reizhypothese: Wenn in der Vergangenheit ein bestimmter Reiz oder eine Menge von Reizen eine Aktivität begleitet hat, die belohnt worden ist, dann wird eine Person um so eher diese oder eine ähnliche Aktivität ausführen, je ähnlicher die gegenwärtigen Reize vergangenen sind Werthypothese: Je wertvoller die Belohnung einer Aktivität für eine Person ist, desto eher wird sie die Aktivität ausführen Entbehrungs-Sättigungshypothese: Je öfter eine Person in der nahen Vergangenheit eine bestimmte BElohnung erhalten hat, desto weniger wertvoll wird für sie jede zusätzliche Belohnungseinheit Frustration-Aggression Hypothese: Wenn die Aktivität einer Person nicht wie erwartet belohnt und unerwartet bestraft wird, wird die Person ärgerlich, und im Ärger sind die Ergebnisse aggressiven Verhaltens belohnend HOmans verhaltensorientierte Interaktionsanalyse (Tauschtheorie) interessiert sich für: Ressourcen (zb Kontakte, Wissen) Erträge/Nutzen (zb Anerkennung, Erreichung des Ziels) Kosten (zb Zeit) -> Homans will zeigen, wie Individuen durch Interaktionen Beziehungen - und auf diese Weide soziale Ordnung schaffen Netzwerkanalyse: Ausgangspunkt: Menschen haben vielfältige soziale Beziehungen (Verwandte, Freunde, Kollegen,…) Auch diese haben wiederum Kontakte -> Kreuz- & Querverbindungen sind möglich) -> Entstehung eines Netzwerkes Netzwerke liegen zwischen direkten zozialen Interaktionen und großen gesellschaftlichen Strukturen (Mesoebene) Studie Granovetter: Interesse: Wie entstehen aus Interaktionen weitreichende gesellschaftliche Strukturen? Fokus auf Stärke der Beziehung zwischen Individuen Welchen Einfluss haben diese Bindungen auf Makrophänomene wie Diffusion (= Wandern von Information/Innovation), soziale Mobilität, politische Organisation, gesellschaftlicher Zusammenhalt Definition starker Bindung: zeitintensiv, emotionale Intensität, Intimität (= Vertrautheit), Reziprozität (Gegenseitigkeit) -> linear; treten tendenziell gemeinsam auf um Stärke der Beziehung auszumachen je stärker die Beziehung, desto größer der Anteil der Individuen mit denen beide sich verbunden fühlen Eine Überlappung von Freundeskreisen ist am stärksten, wenn die Verbindung stark ist & am schwächsten wenn sie fehlt Je stärker die Beziehung zwischen zwei Individuen, desto ähnlicher sind sie sich Hat A eine starke Beziehung zu B und C, so gibt es wahrscheinlich auch eine Verbindung zwischen B und C Fehlt die Beziehung zwischen B und C, so ist dies psychologisch herausfordernd für A Begriffe: Studie von Dyaden und Triaden Nur eine schwache Beziehung kann eine Brücke sein Selten gibt es wirklich nur eine Brücke zwischen zwei Gruppen, aber die Distanz innerhalb des NEtzwerks kann stark variieren und entscheiden, ob es sich um eine Brücke handelt Granovetter kritisiert, dass frühere Nertzwerkanalysen schwache Beziehungen vernachlässigt haben, z.b. durch eine Beschränkung der zu nennenden Kontakte Weiter Einsatzmöglichkeiten von Netzwerkanalysen: Rollen von Meinungsbildnern Bereitschaft, sich an Rechtsstreitigkeiten zu beteiligen Ausbreitung von Innovation Rolle von persönlichen Beziehungen für den Abbau von Vorurteilen zwischen Ost- und Westdeutschen Methodische Konsequenzen: -> standardisierte Befragung zu Qantität und Qualität von Kontakten Bei persönlichen Netzwerken z.B. durch Fragen nach: Emotionaler Nähe Häufigkeit des Kontaktes Länge der Beziehung Art der Beziehung (Verwandtschaft, Freunde, Kollegen) Alter, Geschlecht etc. der Kontaktperson -> Netzwerkanalysen sind aber auch für Organisation, Gruppen oder Nationen möglich! Vorlesung (06.11.24) - Gemeinschaft, Gesellschaft, Gruppe, soziale Kontrolle Gemeinschaft und Gesellschaft: Gesellschaften des Westens sind extrem komplex, formalisiert und in hohem Maße um das einzelne Individuum herum organisiert Historische Quellen: Christliche Religion mit Fokus auf Seelenheil des Gläubigen (Reformation verstärkt eise Tendenz, verschiebt Verantwortung noch mal mehr in Richtung der Individuen) Aufklärung und ihre Betonung der Vernunft- & Erkenntnisfähigkeit des/der Einzelnen Industrielle Revolution setzt Einzelne frei: Landflucht & Urbanisierung sorgen für Abbruch tradierter sozialer Gefüge und Bindungen Organisationsbildung: schafft Komplexität der Beziehungsgefüge und indirekte Abhängigkeiten (z.B. Zulieferer) und sorgt für Formalisierung der Beziehungen -> indirekte Beziehungen nehmen immer weiter zu Dennoch gibt es auch in modernen Gesellshcaften weiterhin enge soziale Beziehungen: -> dörfliche Gemeinschaften -> Freundesgruppen -> Wohngemeinschaften, religiöse Gruppierungen => frühe Soziologie fragt nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen engen, persönlichen und abstrakten, unpersönlichen Beziehungen Ferdinand Tönnies - fiktive Gesellschaften & reale Gemeinschaften: Gemeinschaften: real („organisch“) -> Individuen begreifen das Zusammenkommen als Selbstzweck; die Umwelt hat das Eigenleben, ist unverfügbar („Wesenswillen“) Gesellschaften: fiktiv („künstlich“) -> zwecksrationaler Willensakt der Subjekte, Zusammenkommen des eigenen Vorteils wegen („Kürwille“) => Tönnies will zeigen, dass beides auf „individuellen Willensakten wechselseitiger Bejahung“ beruht Die Soziologie der Gruppen: auch in der Moderne spielen Gruppenzusammenhänge eine Rolle Gruppen unterschieden systematisch von: -> einfache Interaktionen (zwischen zwei Personen = Dyaden) -> größere formale Zusammenhänge wie Organisationen mit ihren Hierarchien und Mitgliedschaftsbeziehungen Eine Gruppe ist ein soziales Gebilde welches: 1. entstehen durch regelmäßige Interaktion zwischen den Mitgliedern 2. Ein starkes Wir-Gefühl (Gefühl von Zusammengehörigkeit) 3. Normen nicht durch bewusste Entscheidungen, sondern im Rahmen des alltäglichen Zusammenlebens ausgebildet Merkmal 1: regelmäßige Interaktion Gruppenzugehörigkeit wird durch direkte Interaktion hergestellt Die Wiederholung des Kontaktes vertieft die Beziehung Man muss nicht jedes Mal dabei sein, aber es fällt auf, wenn man nicht dabei ist Viele Gruppen bilden eigene Rituale aus (z.B. bestimmte Gruppenaktivitäten; Arten zu feiern; 1x im Jahr Wochenende) Aber: Regelmäßigkeit alleine reicht nicht aus (notwendiges Kriterium, aber nicht hinreichend) Merkmal 2: Gefühl der Zusammengehörigkeit Zusammengehörigkeit bezieht sich auf einen bestimmten, unverwechselbaren Kreis von Personen (Wir-Gefühl; Rollenbezüge i.d.R. Diffus) Menschen stehen in einem besonderen Verhältnis zueinander, nicht aber zu Dritten (Sonderstatus als Abgrenzung von der restlichen Welt) Dem Anspruch nach haben alle mit allen eine besondere Beziehung Merkmal 3: Entstehung von Gruppennormen Normen gibt es auf allen gesellschaftlichen Ebenen Aber: in Gruppen entstehen Normen selten durch bewusste Entscheidungen; die schleichen sich häufig durch alltägliches Handeln ein, werden nicht formalisiert (schriftlich fixiert), es gibt eine stille Übereinkunft Durch die sich ausbildenden Normen gemeinsam mit anderen Merkmalen (regelmäßige Interaktion und Zusammengehörigkeitsgefühl) entsteht Gruppendruck und eine mehr oder weniger starke Exklusivität Wichtiger dynamisierender Faktor: Gruppengröße kleinste Gruppengröße 3 (Triade) Kleine Gruppe: gewisse Arbeitsteilung möglich, Ausbildung diffuser „Rollen“, intensive Kommunikation und Interaktion zwischen allen Beteiligten, Einigung schnell möglich Größere Gruppen: stärkere Arbeitsteilung und Spezialisierung möglich, nicht alle nehmen ehr in gleichem Umfang an Austausch teil, der durchschnittliche Beitrag eines Gruppenmitglieds ist geringer, Erzielung eines Konsens einfacher regelmasige & > Zusammengehrigkeits- Interaktion gefuhl M 7 S L Gruppennormen Funktion der Gruppe: Integration in die Gesellschaft, Vermittlung gesellschaftlicher Normen, Solidarität Stabilisierung von Kritik, Protest und Abweichung Primäre und sekundäre Sozialisation (Familie als spezielle Gruppe, Peer) Bekannter Roman: William Golding „Herr der Fliegen“ -> Gruppe von Jungen stürzt bei Evakuierung mit Flugzeug ab und landet auf einer einsamen Insel -> Müssen ihr Leben eigenverantwortlich organisieren, entwickeln Arbeitsteilung und Zuständigkeiten sowie Differenz zwischen Anführer (stilisiert) und einfachen Gruppenmitgliedern -> Entstehung zweier rivalisierender Gruppen -> Parabel auf das Verhältnis von Zivilisation und Barbarei Empirische Studien: Paul Willis „Spaß am Widerstand“ -> Suche nach Ursachen für Reproduktion sozialer Ungleichheit Inhalt der Studie: Beobachtung männlicher Jugendcliquen untereinander & die Interaktion zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen Frage: Wie kommt es, dass Schüler:innen aus Arbeiterfamilien trotz des Engagements von Lehrer:innen doch wieder ohne Ausbildung enden Gängige These: Objektive Klassenlagen behindern den sozialen Aufstieg (kein Geld für Nachhilfe,…) Gegenthese von Willis: arbeiterliche Jugendgruppen geltenden und dort stabilisierten Normen und Verhaltenserwartungen verhindern sozialen Aufstieg (eigener Humor, Gruppenkultur von Körperlichkeit, Ablehnung der Schule als Institution) -> Kultur der Widerständigkeit sorgt für Verbleib in Arbeiterklasse, Bestätigung erfolgt durch Gruppe, nicht durch offizielle (staatliche) Institutionen Elton Mayo „Probleme industrieller Arbeitsbedingungen“ -> Suche nach Faktoren für Produktivitätssteigerung Inhalt der Studie: über verschiedene Experimente wurde untersucht, welche Faktoren einen Einfluss auf Arbeitsabläufe und die Produktivität der Arbeitenden hat Variiert wurden u.a. Beleuchtungsstärke in Fabrikhalle, Pausenlänge und Umfeld von Arbeitenden Hintergrund: Probleme der Wirtschaft durch hohe Fluktuationen, Streiks, das „Bremsen“ der Arbeitsabläufe durch Arbeitende Als Ursache wurde Langeweile, Monotonie und Ermüdung durch eintönige Arbeitsabläufe diagnostiziert -> Taylorismus: Zerlegen der Abreitsvorgänge in kleinste Abschnitte, Unternehmen funktionieren wie Maschinen (Ideal früher Fabriken) beobachtbarer Effekt: Anregungen durch Anwesenheit der Forschenden wirkte sich positiv auf Produktivität aus (eigentlich unerwünschter Effekt; Forschende drehen Spieß um und untersuchten soziale Faktoren) Weiterer Effekt: durch Isolierung einer kleinen Gruppe zur besseren Beobachtung entstanden zwischen den Beobachteten Beziehungen die zu einem besseren Arbeitsumfeld führten (Group Factors) Forschungsbericht: Change of „moral“; Entstehen der Gruppe als wichtigster Faktor für Produktivität -> vom scientific Management zu dem human relations Howard S. Becker „Außenseiter - Zur Soziologie abweichenden Verhaltens“ -> Wie werden Menschen zu Außenseitern (gemacht) Frage: Wie lassen sich soziale Abweichungen verstehen und erklären? Kritik: abweichendes verhalten lässt sich nicht adäquat über den Verweis auf eine persönliche Charaktereigenschaft oder Disposition erklären These: Nicht abweichende Motive führen zu abweichende, Verhalten, sondern umgekehrt: das abweichende Verhalten erzeugt mit der Zeit abweichende Motive Befund: Zugehörigkeit zu einer Gruppe stabilisiert abweichendes Verhalten, Stabilidierung verläuft prozessfähig („Karriere“) Beispiel: Marihuana-Konsum These: Man lernt in einer Gruppe die Drogen „richtig“ zu gebrauchen (beim ersten Marihuana-Rauchen oft kein Effekt) Dies heißt im Einzelnen: 1. Marihuana in einer Weise zu rauchen, die tatsächlich Wirkungen hervorruft (richtige Technik) 2. Die Effekte zu erkennen und mit dem Drogengebrauch in Verbindung zu bringen 3. Die wahrgenommenen Empfindungen genießen (Angstgefühle werden umgedeutet) Soziale Einbettung und soziale Effekte des Drogengebrauchs: -> man verschafft sich Zugang zur Droge über Kontakte (Gruppe); diese Kontakte sind um Wertvorstellungen und Aktivitäten herum organisiert, die sich von Mehrheitsgesellschaft unterscheiden -> Management des Drogenkonsums gegenüber Kontakten (eigene Familie, Kolleg:innen,…) Reduzierung/ Distanzierung gegenüber Kontakten, die dem Konsum negativ gegenüber eingestellt sind; weitgehende Integration von Gewohnheitsnutzer:innen in Außenseitergruppen 1. Folge: in der abweichenden Gruppe lernt man, wie man sein abweichendes Verhalten. It einem Minimum an Ärger ausüben kann /Strategien der Geheimhaltung etc.) 2. Folge: man entwickelt komplizierte rechtliche, biografische, psychologische Rechtfertigungen/ Rationalisierungen für sein Handeln, diese werden von Außenseitergruppen geteilt/stabilisiert Theoretische Schlussfolgerung: abweichendes Verhalten ist ein Verhalten, das Menschen als solches bezeichnen; Etikettierungsansatz (labeling approach) Methodologische Schlussfolgerung: Nicht Warum-Fragen, sondern Wie-Fragen -> Interessa an „Delinquent- Karriere“ (Prozesshafte Perspektive) und interaktiver Herstellung abweichenden Verhaltens (konstruktivistische Perspektive) Soziale Kontrolle = alle Strukturen, Prozesse und Mechanismen, mit deren Hilfe eine Gesellschaft oder soziale Gruppe versucht, ihre Mitglieder dazu zu bringen, ihren Normen Folge zu leisten. Soziale Kontrolle ist ein zentraler Bestandteil aller Prozesse der sozialen Integration. Sie bezeichnet nicht nur den sozialen Druck, der von der Umwelt in Form negativer Sanktionierung von Normverletzungen ausgeht (externe soziale Kontrolle), sondern auch die im Verlaufe des Seozialisationsprozesses erfolgte Verlagerung der sozialen Kontrolle in das Persönlichkeitssystem oder gewissen des Einzelnen (interne soziale Kontrolle) soziale Kontrolle ist lose mit Legitimitationsgrundlagen verbunden (Regeln beziehen sich z.B. auf rechtliche oder kulturell-traditionale Normen) Regeln können mehr oder weniger stark formalisiert sein Regeln sind sozial gemacht, sie können und werden offensiv eingefordert aber auch ignoriert Sanktionsmechanismen: -> Einhaltung von Regeln im Alltag durch Blicke/Worte eingefordert (allgemein verständliche Äußerungen der Missbilligung,…) -> manchmal wird aber auch mit den Mitteln des Rechts sanktioniert (Anklage, Verurteilung) -> Einsatz von Gewalt (bspw. Bei einem Polizeieinsatz) Kontrollformen, z.B. räumlich, durch Gettoisierung, finanziell, Isolationsfurcht Neuere Kontrollformen: Bewegungs- & Einkaufsprofile, Finanzströme, Brwosing-Gewohnheiten etc. Kontrollinstanzen: oft legitimierte Instanzen (Polizei, Behören,…) Kontrollmechanismen: Disziplinierung, Domestizierung, Kasernisierung, Stigmatisierung, Sanktionierung, Delegetimierung, Marginalisierung Kontrolle über Körper und Identität nimmt zu