Kooperatives Lernen Folien PDF

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PoignantFaith

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Universität Erfurt

Prof. Dr. Inga Frey

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Kooperatives Lernen Bildungspsychologie Psychologie Lernen

Summary

Die Folien behandeln verschiedene Aspekte des kooperativen Lernens, einschließlich psychologischen Grundlagen, Zielsetzungen, Einwände, Basismerkmale, theoretischer Perspektiven, Motivation und Kommunikation. Sie enthalten auch Informationen über Aufgaben, Gruppenarbeit und Methoden wie "Sandwich-Skript" und "Reciprocal Teaching".

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Kooperatives Lernen Vorlesung Psychologische Grundlagen des Lehrens und Lernens Prof. Dr. Inga Frey Bildungspsychologie 3 Kooperatives Lernen 4 Angeleitetes Fragenstellen Faktenfragen Aus welchen El...

Kooperatives Lernen Vorlesung Psychologische Grundlagen des Lehrens und Lernens Prof. Dr. Inga Frey Bildungspsychologie 3 Kooperatives Lernen 4 Angeleitetes Fragenstellen Faktenfragen Aus welchen Elementen besteht... ? Welche typischen Merkmale besitzt das Konzept... ? Wie definiert man... ? Zusammenhangsfragen Wie hängen... und... zusammen? Worin unterscheiden sich.... und... ? In welcher Weise beeinflusst...... ? Anwendungs- /Transferfragen Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es für... ? Was sind die Vor- und Nachteile von... ? Wie kann man die Theorie... auf folgende Situation... anwenden? 5 Kooperatives Lernen: Zielsetzungen Aktive, fokussierte geistige Auseinandersetzung statt „Berieselung“ Wirkt Verständnisillusionen entgegen verbessert die Anwendbarkeit von Wissen „Lernen lernen“ als Nebeneffekt Soziales Lernen bzw. soziale Integration als Nebeneffekt Effizient und effektiv: Entlastung für Lehrenden 7 Ein paar Einwände: Hauptprobleme 1. Das "Was-sollen-wir-denn-jetzt-tun"-Phänomen 2. Das "Der-Hans-der-machts-dann-eh"-Phänomen 3. Das "Da-mach-ichs-doch-gleich-lieber-selbst"-Phänomen 4. Das "Ja-bin-ich-denn-der-Depp"-Phänomen 5. Das "Kann-und-mag-ich-nicht-mach-du"-Phänomen 6. Das "Ich-habe-meinen-Teil-erledigt"-Phänomen 7. Das "Gruppenarbeit-nein-danke"-Phänomen Phänomene sind nicht notwendigerweise mit Gruppenarbeit verbunden, sondern vielmehr mit schlecht gestalteter Gruppenarbeit!! 9 (Positive) Basismerkmale kooperativen Lernens nach Johnson & Johnson (1994) 1. Positive Interdependenz Rollen- Belohnungs- Ressourcen-Interdependenz 2. Individuelle Verantwortlichkeit 3. Lernförderliche Interaktionen Z.B. Erklärungen geben, Fragen stellen, Argumente finden 4. Kooperative Arbeitstechniken/Kommunikative Fertigkeiten Z.B. gegenseitige Wertschätzung, Einander Ausreden lassen, kein vorschnelles Bewerten von Beiträgen, etc. 5. Reflexive Prozesse Z.B. Regelmäßige Überprüfung der Einhaltung von Gruppenregeln und gesetzten Zielen, Thematisierung von Konflikten, ect. 10 Vier theoretische Perspektiven, weshalb kooperatives Lernen effektiv sein kann 1. Entwicklungspsychologische Perspektive Neo-Piagetsche Perspektive (Doise & Mugny, 1984) Kooperatives Lernen ermöglicht lernförderliche sozio-kognitive Konflikte Neo-Vygotskysche Perspektive (Renkl, 1997) Kooperation mit einem kompetenten Anderen in der Zone der proximalen Entwicklung Modeling und Internalisierung kognitiver Prozesse (Collins et al., 1989) 2. Perspektive der kognitiven Elaboration (King, 2007; Renkl, 1997) Lernaktivitäten, die tiefe Verarbeitung begünstigen (z.B. Anforderung des Erklärens) 11 Vier theoretische Perspektiven, weshalb kooperatives Lernen effektiv sein kann 3. Motivationale und Sozial-kohäsive Perspektive Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit (Deci & Ryan) 4. Kommunikationstheoretische Perspektive (Clark, 1992, 1996) Kommunikation als kooperative Wissenskonstruktion Herstellung gemeinsam geteilten Wissens („Common Ground“) durch „Grounding“ Einüben eines bestimmten fachlichen Diskurses („Community of Practice“, Lave, 1996) 12 Basales zur Gruppenarbeit Geeignete Aufgaben wählen! Alleine geht das nicht: Aufgaben wählen, deren Bearbeitung besser in der Gruppe gelingt − Ideen sammeln − Unterschiedliche Aspekte diskutieren − Spezialwissen integrieren − Mehrere Lösungen zu einem Problem finden etc. Im Zweifel: Sinn der Gruppenarbeit erklären! (im Zweifel im Zweifel sein!) Klaren Arbeitsauftrag formulieren!!!!!!! Schriftlich Verständnis sichern 13 Basales zur Gruppenarbeit Zusammenstellung der Gruppen − 2-4 ideal, 5 maximal − Verschiedene Möglichkeiten der Gruppenbildung Themenorientiert (nach Interesse) Zufallsprinzip Nachbarschaftsgruppen Nach Teilnehmermerkmalen (z.B. Leistungsstärke) Zeitbedarf − Eher knapp, aber ausreichend − Zeitpuffer einplanen Bitte nicht einmischen! − Arbeitsfähigkeit zuvor sichern Einsatz von Skripts („Drehbücher“) 14 Partner-Arbeit Schreiben Sie jetzt bitte die Fragen auf, die Ihnen während meines Vortrags gekommen sind Diskutieren Sie anschließend Ihre Fragen mit einem Partner/ einer Partnerin bzw. Ihrem Nachbarn / Ihrer Nachbarin 10 Minuten 15 Gruppenmethoden für … a. Einstieg → Aktivierung von Vorwissen, Ideen und Fragen sammeln b. Hauptteil → neuen Stoff erarbeiten, Vertiefung und Anwendung von Wissen c. Abschluss → Festigung, Integration, Reflexion Viele, viele Möglichkeiten! Seien Sie experimentierfreudig! Im folgenden eine Auswahl erprobter Methoden… 16 Einstieg: Sandwich-Skript – Ablauf 1. "Produkt" zur Aktivierung von Vorwissen in der Kleingruppe erstellen lassen – z.B. 1-Minuten-Statement (z.B. zu einem politischen Thema) Aufmerksamkeitssteuerndes Ausgangsproblem Concept-Map /Mind Map 2. (Lehrer-)Vortrag zum Thema 3. Diskussion der ursprünglichen „Produkte“ 4. Plenum: Reflexion, was gelernt wurde Ggf. Präsentation der überarbeiteten „Produkte“ Ergänzung und Korrekturen durch den Lehrer 17 Aufmerksamkeitssteuerndes Ausgangsproblem – Studie von Schmidt et al. (1989) What a pity! “A red blood cell is put in pure water under a microscope. The cell swells and eventually bursts. Another blood cell is added to an aqueous salt solution. It shrinks.” Explain these phenomena. - 14-jährige mit und ohne diese Eingangsproblem - 6-Seiten-Text zur Osmose - Effektiv vor allem bei niedrigem Vorwissen (!) 18 Concept Map zu einem Thema in Kleingruppen erstellen (vgl. Nückles, Gurlitt, Pabst & Renkl, 2004) Beispiel: Biologische und chemische Eigenschaften von Wasser 19 Vorwissensaktivierung mittels Sandwich-Skript: Hauptfunktionen Einstimmen auf ein neues Thema Bestehendes Vorwissen verfügbar machen und darauf aufbauen − Konstruktion von „Protoschemata“ (Gurlitt, Dummel, & Nückles, 2012; Westermann & Rummel, 2012) Identifikation von „Fehlkonzepten“ Conceptual Change durch Induktion kognitiver Konflikte (vgl. Neo- Piagetsche Perspektive!) 20 Kooperationsskripte für den Hauptteil: Stoff eigenständig erarbeiten, Wissen vertiefen und anwenden Drei erfolgreiche Skripte Student Team Achievement Divisions (STAD) / Gruppenralley Gruppenpuzzle Reciprocal Teaching 21 Erfolgreiche „Unterrichtsskripte“ Student Team Achievement Divisions (STAD) Slavin (1995), auch „Gruppenrallye“ genannt Leistungsheterogene Teams von 4-5 Mitgliedern, Teams vergleichbar stark Teams konkurrieren um Gruppenbelohnung für Gruppenprodukt Gruppenprodukt setzt sich additiv aus Einzelbeiträgen zusammen Zentraler motivationaler Prozess: 3 Phasen Mitglieder müssen 1. Einzelarbeitsphase: einander helfen, Individuelles Bearbeiten von Arbeitsblättern wenn die Gruppe gewinnen will 2. Gruppenarbeitsphase: Lösungsvorschläge werden mit denen vgl. motivationale der anderen Mitglieder verglichen Perspektive!! 3. Individuelle Testphase: Ermitteln von Lernfortschrittspunkten; Aufaddieren der Fortschrittspunkte zu Gesamtwert der Gruppe 22 Erfolgreiche „Unterrichtsskripte“ JIGSAW bzw. „Gruppenpuzzle“ (Aronson & Patnoe, 1997) 1 Inhaltliche Einführung und Aufteilung eines Themas in Unterthemen Lernförderliche Prozesse 2 Stamm- − Geben von gruppen Erklärungen − Nachvollziehen von Erklärungen 3 Experten- Integrative gruppen Funktion der Experten- gruppen 4 Stamm- vgl. Perspektive gruppen der kognitiven Elaboration!! 5 Phase der Integration und Evaluation 23 Erfolgreiche „Unterrichtsskripte“ Reciprocal Teaching (Palinscar & Brown, 1984) Kooperative Methode zur Förderung des Leseverständnisses: Lernende übernehmen beim Besprechen von Textabschnitten abwechselnd die Rolle eines Diskussionsleiters. Die Lesestrategien Kognitive Funktion (1) Fragen → Vorwissen aktivieren, Planen (2) Zusammenfassen → Organisation, Monitoring (3) Klären → Monitoring, Regulation (4) Vorhersagen → Organisation, Elaboration werden im Rahmen des RT oder separat davor eingeführt. 24 Reciprocal Teaching: Ablauf I Alle Lernenden lesen leise (oder hören) Textabschnitte. Ein Lernender (oder zu Beginn der Lehrer) übernimmt jeweils die Rolle des Lehrenden bzw. "Diskussionsleiters". Aufgabe des Diskussionsleiters: 1 Fragen stellen und beantworten lassen 2 Zusammenfassungen geben 3 Eventuelle Unklarheiten klären bzw. klären lassen 4 Vorhersage über folgenden Abschnitt treffen 25 Reciprocal Teaching: Ablauf II Aufgabe der Mitlernenden: 1 Fragen beantworten 2 Zusammenfassung kritisch beurteilen 3 Klärungen einfordern Aufgabe des Lehrenden: 1 Modell für die Rolle des Diskussionsleiters 2 Unterstützung des Diskussionsleiters 26 Reciprocal Teaching: Effektivität und Funktionen Sehr effektive Methode! −Sehr effektiv bei SuS verschiedener Altersgruppen und mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen, unabhängig von der Klassengröße! (Rosenshine & Meister, 1994) Warum ist RT so effektiv? − Veränderung des konzeptuellen Modells von Lesen − Vermittlung essenzieller kognitiver Strategien − Rollenwechsel zwischen Lehrer und Schüler − Wechsel zwischen den Rollen Produzent und Kritiker − Adaptives Scaffolding und Fading  vgl. Neo-Vygotskysche Perspektive!! 27 Abschluss (Festigung, Integration, Reflexion): Gegenseitiges Fragenstellen 1. Kleingruppen formulieren Fragen und geben diese an andere Gruppe weiter (mind. 10 min) 2. Kleingruppen erarbeiten Antworten auf die Fragen einer anderen Gruppe (mind. 10 min) 3. Antworten auf Fragen im Plenum Verantwortliche Gruppe gibt an, ob mit Antwort zufrieden Ergänzung und ggf. Korrektur durch Lehrer/in (mind. 10 min) 28 Angeleitetes Fragenstellen Faktenfragen Aus welchen Elementen besteht... ? Welche typischen Merkmale besitzt das Konzept... ? Wie definiert man... ? Zusammenhangsfragen Wie hängen... und... zusammen? Worin unterscheiden sich.... und... ? In welcher Weise beeinflusst...... ? Anwendungs- /Transferfragen Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es für... ? Was sind die Vor- und Nachteile von... ? Wie kann man die Theorie... auf folgende Situation... anwenden? 29 Gegenseitiges Fragenstellen: Funktionen Für den Lehrer/die Lehrerin − Rückmeldung, was ankam Für die Schülerinnen und Schüler − Vertiefung und Festigung von behandeltem Stoff durch Fragen generieren (→ Elaboration und Organisation) Fragen beantworten (→ Elaboration) Rückmeldung bekommen (→ Reflexion bzw. Metakognition / Monitoring) 30 Angeleitetes Fragenstellen: Ausgewählte Befunde (King, 1991) 33 Partner-Arbeit Schreiben Sie jetzt bitte die Fragen auf, die Ihnen während meines Vortrags gekommen sind Diskutieren Sie anschließend Ihre Fragen mit Ihrem Nachbarn / Ihrer Nachbarin 10 Minuten 34 Effektivität von kooperativem Lernen Ergebnisse aus Metaanalysen Über hunderte von Studien hinweg mittlere Effektstärken zwischen.33 (Rohrbeck et al., 2003) und.64 (Johnson, 2003)  mittelgroße Effekte Im Vergleich zu kompetitiven und individualistischen Kontrollbedingungen − d =.51 für Gruppenrallye (STAD) − d =.29 für Gruppenpuzzle Gruppenpuzzle (Borsch et al., 2002; Jürgen-Lohmann et al., 2001) − Überlegenheit gegenüber herkömmlichem Unterricht z.B. bei Grundschulkindern, bei Studierenden mind. gleich gut wie traditionelle Referateseminare 35 Effektivität von kooperativem Lernen Slavin & Lake (2008) Metaanalyse (87 Studien) zur Wirksamkeit didaktischer Ansätze im Mathematikunterricht Starke Evidenz für die Wirksamkeit kooperativer Ansätze (PAL, STAD)! Rohrbeck et al. (2003) Metaanalyse (90 Studien) zur Wirksamkeit von Peer-Assisted Learning (PAL) Schwächere, sozial benachteiligte Kinder profitieren am stärksten von PAL! Besonders günstig für Lernerfolg − Interdependente Belohnungssysteme − Betonung des individuellen Lernfortschritts beim Bewerten − Fördern von Autonomie (→Auswahl der Lernziele und Belohnungen) 37 Was sind die zentralen Wirkkomponenten der vorgestellten Maßnahmen? Schülerzentriertes Unterrichten Stärkung von Kompetenzen im selbstgesteuerten Lernen Verlagerung der Verantwortung des Lehrenden auf die Lernenden → Mobilisierung der sozialen Ressourcen (gegenseitiges Unterstützen) → Lernmotivation fördern durch Befriedigung von Grundbedürfnissen wie Autonomie, Kompetenzerleben und soziale Eingebundenheit 38 Gruppenarbeit – nein danke?!  entscheidend ist WIE diese Lehr-Lernform umgesetzt wird! Danke für Ihre Aufmerksamkeit! 40 Literatur zum Nachlesen Renkl, 2008 (!) Wild, Päd PsyLehrbuch: Kapitel 4.2.4 Kooperatives Lernen, (Unibib angegebener Link für dieses Lehrbuch als e-Book: https://doi.org/10.1007/978-3-662-61403-7 Seidel & Krapp Lehrbuch, Kapitel von Fischer Danke für Ihre Aufmerksamkeit! 41

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