Klassifikation psychischer Störungen PDF
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This document provides a classification model for mental disorders, dividing them into three main categories: endogenic psychoses, exogenic psychoses, and psychogene reactions. It details the definitions, characteristics, and causes of each category, offering a structured overview for understanding diverse mental illnesses.
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Das triadische System ist ein Klassifikationsmodell in der Psychiatrie und Psychopathologie, das psychische Störungen in drei Hauptgruppen einteilt. Es dient dazu, verschiedene Krankheitsbilder systematisch zu kategorisieren und zu verstehen. Beschreibung des Triadischen Systems Das triadische Sys...
Das triadische System ist ein Klassifikationsmodell in der Psychiatrie und Psychopathologie, das psychische Störungen in drei Hauptgruppen einteilt. Es dient dazu, verschiedene Krankheitsbilder systematisch zu kategorisieren und zu verstehen. Beschreibung des Triadischen Systems Das triadische System unterteilt psychische Erkrankungen in folgende drei Hauptkategorien: 1. Endogene Psychosen Definition: Psychische Störungen, deren Ursachen überwiegend intern, also “von innen heraus” entstehen. Sie sind nicht direkt auf äußere Einflüsse oder organische Erkrankungen zurückzuführen. Beispiele: Schizophrenie Bipolare affektive Störungen (manisch-depressive Erkrankungen) Merkmale: Typischerweise beginnen sie im jungen Erwachsenenalter. Der Verlauf ist oft chronisch oder episodisch. Genetische und neurobiologische Faktoren spielen eine bedeutende Rolle. 2. Exogene Psychosen Definition: Psychische Störungen, die durch äußere, körperliche Ursachen hervorgerufen werden. Dazu zählen organische Erkrankungen oder Schädigungen des Gehirns. Beispiele: Delirium bei Infektionen oder Intoxikationen Demenz (z. B. Alzheimer-Krankheit) Psychosen nach Schädel-Hirn-Trauma Merkmale: Direkte Verbindung zu einer organischen Ursache. Symptome können akut oder chronisch auftreten. Oft reversibel bei Behandlung der Grunderkrankung. 3. Psychogene Reaktionen Definition: Psychische Störungen, die als Reaktion auf psychische Konflikte, belastende Lebensereignisse oder traumatische Erfahrungen entstehen. Beispiele: Neurosen (z. B. Angststörungen, Zwangsstörungen) Reaktive Depressionen Dissoziative Störungen Merkmale: Enge Verbindung zu psychosozialen Faktoren. Symptome sind Ausdruck innerpsychischer Konflikte. Fokus liegt auf psychotherapeutischen Interventionen. Hintergrund und Bedeutung Das triadische System wurde entwickelt, um die Vielfalt psychischer Erkrankungen besser zu strukturieren und differenzieren zu können. Es basiert auf der Annahme, dass psychische Störungen unterschiedliche Ursprünge haben können – sei es biologisch, organisch oder psychologisch. Vorteile des Triadischen Systems: Strukturierung: Bietet eine klare Einteilung, die das Verständnis erleichtert. Verständnis der Ursachen: Hilft, die unterschiedlichen Entstehungsmechanismen psychischer Störungen zu erkennen. Kritik und Einschränkungen: Vereinfachung: Die strikte Einteilung kann der Komplexität vieler psychischer Erkrankungen nicht immer gerecht werden. Überlappungen: Manche Störungen lassen sich nicht eindeutig einer Kategorie zuordnen. Aktualität: Moderne Klassifikationssysteme wie das ICD-10 oder DSM-5 haben differenziertere Kategorien eingeführt. Zusammenfassung Das triadische System ist ein historisches Klassifikationsmodell, das psychische Störungen in endogene Psychosen, exogene Psychosen und psychogene Reaktionen einteilt. Es bietet einen grundlegenden Überblick über die möglichen Ursprünge psychischer Erkrankungen und hat zur Entwicklung moderner Diagnosesysteme beigetragen. Wichtige Punkte: Endogene Psychosen: Innere Ursachen, z. B. Schizophrenie. Exogene Psychosen: Äußere, organische Ursachen, z. B. Demenz. Psychogene Reaktionen: Psychische Reaktionen auf Belastungen, z. B. Neurosen. Endogene Psychosen sind psychische Störungen, die überwiegend durch innere (endogene) Faktoren verursacht werden, also ohne klar erkennbare äußere Einflüsse wie körperliche Erkrankungen oder psychische Belastungen entstehen. Sie zeichnen sich durch tiefgreifende Veränderungen des Denkens, der Wahrnehmung, des Fühlens und des Verhaltens aus. Beschreibung Der Begriff “endogen” leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet “von innen kommend”. Endogene Psychosen werden als Erkrankungen verstanden, deren Ursachen primär biologischer oder genetischer Natur sind. Sie treten häufig ohne erkennbare äußere Auslöser auf und manifestieren sich durch psychotische Symptome, die die Realitätswahrnehmung und das Erleben der betroffenen Person erheblich beeinträchtigen. Hauptmerkmale und Symptome Endogene Psychosen umfassen vor allem zwei Hauptgruppen: 1. Schizophrenie Positivsymptome: Wahnvorstellungen: Feste Überzeugungen, die nicht mit der Realität übereinstimmen (z. B. Verfolgungswahn). Halluzinationen: Wahrnehmungen ohne äußere Reize, meist Stimmenhören. Denkstörungen: Zerfahrenes Denken, Gedankenabreißen, inkohärente Sprache. Negativsymptome: Affektverflachung: Eingeschränkter emotionaler Ausdruck. Antriebslosigkeit: Mangel an Motivation und Initiative. Sozialer Rückzug: Verminderter Kontakt zu anderen Menschen. Kognitive Symptome: Beeinträchtigung von Aufmerksamkeit, Gedächtnis und exekutiven Funktionen. 2. Affektive Psychosen (manisch-depressive Erkrankungen) Depressive Episoden: Anhaltende Niedergeschlagenheit: Traurige Stimmung über einen längeren Zeitraum. Interessenverlust: Verlust von Freude an zuvor angenehmen Aktivitäten. Schuldgefühle und Wertlosigkeit: Übermäßige Selbstkritik. Antriebslosigkeit: Verminderte Energie und erhöhte Ermüdbarkeit. Suizidgedanken: Gedanken an Tod oder Suizid. Manische Episoden: Gehobene oder reizbare Stimmung: Ungewöhnlich gute oder gereizte Laune. Hyperaktivität: Gesteigerte Aktivität und Ruhelosigkeit. Rededrang: Schnelles und ununterbrochenes Sprechen. Ideenflucht: Schneller Wechsel von Gedanken und Ideen. Vermindertes Schlafbedürfnis: Wenig Schlaf ohne Müdigkeit. Ursachen Die genauen Ursachen endogener Psychosen sind nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren eine Rolle spielt: Genetische Veranlagung: Familiäre Häufung deutet auf eine genetische Komponente hin. Bestimmte Gene können das Risiko erhöhen, ohne alleinige Ursache zu sein. Neurobiologische Faktoren: Ungleichgewichte von Neurotransmittern wie Dopamin, Serotonin und Glutamat. Strukturelle Veränderungen im Gehirn, z. B. Volumenunterschiede in bestimmten Hirnregionen. Funktionelle Anomalien in neuronalen Netzwerken. Entwicklungsneurobiologie: Störungen in der Hirnentwicklung während Schwangerschaft oder Kindheit. Perinatale Komplikationen wie Sauerstoffmangel bei der Geburt. Stress und Umweltfaktoren: Obwohl endogene Psychosen primär intern bedingt sind, können Stress und belastende Lebensereignisse als Auslöser oder Verstärker wirken. Substanzmissbrauch kann Symptome auslösen oder verschlimmern. Abgrenzung zu anderen psychischen Störungen Exogene Psychosen: Werden durch äußere, organische Ursachen wie körperliche Erkrankungen, Verletzungen oder Intoxikationen ausgelöst. Beispiel: Delir bei schweren Infektionen oder Vergiftungen. Psychogene Psychosen: Entstehen als Reaktion auf psychische Belastungen oder traumatische Ereignisse. Symptome sind oft Ausdruck innerpsychischer Konflikte. Zusammenfassung Endogene Psychosen sind schwerwiegende psychische Erkrankungen, die überwiegend durch innere biologische Faktoren verursacht werden. Sie manifestieren sich in tiefgreifenden Veränderungen des Denkens, der Wahrnehmung und des Verhaltens. Hauptvertreter sind Schizophrenie und affektive Psychosen wie bipolare Störungen. Die genauen Ursachen sind multifaktoriell und beinhalten genetische Veranlagungen, neurobiologische Veränderungen und Entwicklungsfaktoren. Wichtige Punkte Innere Ursachen: Endogene Psychosen entstehen primär ohne äußere Auslöser. Psychotische Symptome: Wahn, Halluzinationen, Denkstörungen. Hauptformen: Schizophrenie und affektive Psychosen. Multifaktorielle Entstehung: Genetik, Neurobiologie, Entwicklungseinflüsse. Abgrenzung: Unterschied zu exogenen (organisch bedingten) und psychogenen (reaktiven) Psychosen. Exogene Psychosen sind psychische Störungen, die durch äußere (exogene) Faktoren verursacht werden. Dabei handelt es sich um psychotische Symptome, die direkt auf organische oder körperliche Ursachen zurückzuführen sind. Diese Ursachen können körperliche Erkrankungen, Verletzungen, Intoxikationen oder andere organische Schädigungen des Gehirns sein. Beschreibung Der Begriff “exogen” leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet “von außen kommend”. Exogene Psychosen entstehen als direkte Folge von organischen Veränderungen oder Schädigungen des Gehirns. Im Gegensatz zu endogenen Psychosen, die primär durch innere biologische Faktoren verursacht werden, sind exogene Psychosen eindeutig auf äußere physische Einflüsse zurückzuführen. Symptome und Hauptmerkmale Die Symptome exogener Psychosen können vielfältig sein und ähneln oft denen der endogenen Psychosen. Sie umfassen: Bewusstseinsstörungen: Von leichter Benommenheit bis hin zum Koma. Orientierungsstörungen: Desorientierung in Zeit, Ort, Situation und Person. Wahnvorstellungen: Unlogische oder unrealistische Überzeugungen. Halluzinationen: Wahrnehmungen ohne entsprechenden äußeren Reiz, z. B. Stimmenhören. Denkstörungen: Verlangsamtes oder zerfahrenes Denken. Affektive Störungen: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit oder emotionale Labilität. Gedächtnisstörungen: Schwierigkeiten beim Erinnern oder Aneignen neuer Informationen. Neurologische Symptome: Krampfanfälle, motorische Unruhe oder Lähmungen. Diese Symptome treten oft plötzlich auf und können je nach Ursache fluktuieren. Ursachen Exogene Psychosen können durch eine Vielzahl von organischen Faktoren ausgelöst werden: 1. Intoxikationen Alkohol: Akute Alkoholintoxikation oder Alkoholentzugsdelir (Delirium tremens). Drogen und Medikamente: Überdosierung oder Entzug von Substanzen wie Opiaten, Amphetaminen, Halluzinogenen, Benzodiazepinen. Chemische Substanzen: Vergiftungen durch Schwermetalle (z. B. Blei, Quecksilber), Pestizide oder Lösungsmittel. 2. Infektionen Enzephalitis: Entzündung des Gehirns durch Viren oder Bakterien. Meningitis: Entzündung der Hirnhäute. HIV-Enzephalopathie: Gehirnveränderungen im Rahmen einer HIV- Infektion. Systemische Infektionen: Sepsis kann zu Bewusstseinsveränderungen führen. 3. Metabolische und endokrine Störungen Hypoglykämie: Niedriger Blutzuckerspiegel. Hypoxie: Sauerstoffmangel im Gehirn. Leber- oder Niereninsuffizienz: Ansammlung toxischer Metaboliten im Körper. Elektrolytimbalancen: Störungen im Natrium-, Kalium- oder Kalziumhaushalt. Thyreotoxikose: Überfunktion der Schilddrüse. 4. Hirnorganische Schäden Traumatische Hirnverletzungen: Schädel-Hirn-Trauma durch Unfälle. Schlaganfälle: Durchblutungsstörungen oder Blutungen im Gehirn. Hirntumoren: Raumfordernde Prozesse, die das Gehirn beeinträchtigen. Degenerative Erkrankungen: Demenzen wie die Alzheimer-Krankheit. 5. Epilepsie Postiktale Psychosen: Psychotische Zustände nach epileptischen Anfällen. Temporallappenepilepsie: Kann mit psychotischen Symptomen einhergehen. 6. Andere Ursachen Autoimmunerkrankungen: Z. B. Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis. Hitzeerschöpfung oder Hitzschlag: Extreme Temperaturen können das Gehirn schädigen. Vitaminmangel: Besonders Vitamin-B1-Mangel (Wernicke- Enzephalopathie). Zusammenfassung Exogene Psychosen sind psychotische Störungen, die direkt auf äußere, organische Ursachen zurückzuführen sind. Die Symptome können Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Bewusstseins- und Orientierungsstörungen sowie neurologische Ausfälle umfassen. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Intoxikationen und Infektionen über metabolische Störungen bis hin zu Hirnverletzungen. Wichtige Punkte Äußere Ursachen: Exogene Psychosen entstehen durch organische Einflüsse auf das Gehirn. Vielseitige Symptome: Ähnlich wie bei endogenen Psychosen, aber oft begleitet von neurologischen Zeichen. Plötzlicher Beginn: Symptome treten häufig akut auf. Reversibilität: Bei Behandlung der Ursache können Symptome oft zurückgehen. Abgrenzung: Unterschied zu endogenen Psychosen, die primär innere biologische Ursachen haben. Psychogene Psychosen sind psychische Störungen, die als Reaktion auf schwere seelische Belastungen, traumatische Ereignisse oder innerpsychische Konflikte entstehen. Sie zeichnen sich durch psychotische Symptome aus, die ohne erkennbare organische oder endogene Ursachen auftreten und stark mit den individuellen psychischen Erfahrungen und Verarbeitungsmechanismen zusammenhängen. Beschreibung Psychogene Psychosen entstehen, wenn eine Person auf extreme psychische Belastungen oder traumatische Ereignisse mit einem Realitätsverlust reagiert. Die Symptome sind Ausdruck einer Überforderung der psychischen Verarbeitungsmechanismen. Im Gegensatz zu endogenen Psychosen, bei denen biologische Faktoren im Vordergrund stehen, sind bei psychogenen Psychosen psychische Auslöser entscheidend. Symptome und Hauptmerkmale Akuter Beginn: Die Symptome treten oft plötzlich nach einem belastenden Ereignis auf. Wahnvorstellungen: Inhaltlich stehen sie häufig in Zusammenhang mit dem auslösenden Ereignis. Halluzinationen: Sinneswahrnehmungen ohne äußeren Reiz, z. B. Stimmenhören. Affektive Symptome: Starke emotionale Reaktionen wie Angst, Verzweiflung oder Erregung. Desorganisiertes Denken: Inkohärente oder zerfahrene Gedankenabläufe. Motorische Veränderungen: Agitiertheit oder psychomotorische Verlangsamung. Dissoziative Symptome: Depersonalisation oder Derealisation können auftreten. Kurzzeitiger Verlauf: Die Störungen sind oft vorübergehend und klingen nach Beseitigung der Belastung ab. Ursachen Psychogene Psychosen werden durch psychische Faktoren ausgelöst: 1. Traumatische Erlebnisse Extremer Stress: Verlust eines geliebten Menschen, Naturkatastrophen, Unfälle. Gewalterfahrungen: Physischer oder psychischer Missbrauch, Kriegserlebnisse. Überforderungssituationen: Plötzliche Veränderungen, die die Bewältigungsmöglichkeiten übersteigen. 2. Innerpsychische Konflikte Unbewusste Konflikte: Tief verwurzelte psychische Spannungen, die nicht verarbeitet wurden. Identitätskrisen: Schwierigkeiten bei der Selbstfindung oder Rollenveränderungen. 3. Soziale Faktoren Isolation: Mangel an sozialer Unterstützung oder Integration. Übermäßige Erwartungen: Druck durch Familie, Beruf oder Gesellschaft. 4. Persönlichkeitsfaktoren Vulnerabilität: Empfindlichkeit gegenüber Stress aufgrund von Persönlichkeitsmerkmalen. Frühere Traumatisierungen: Vorangegangene belastende Erfahrungen erhöhen das Risiko. Zusammenfassung Psychogene Psychosen sind psychotische Störungen, die als direkte Folge von schweren psychischen Belastungen oder Traumata entstehen. Die Symptome umfassen Wahnvorstellungen, Halluzinationen und affektive Störungen, die eng mit dem auslösenden Ereignis verknüpft sind. Die Ursachen liegen in unverarbeiteten psychischen Konflikten oder Traumata, und die Störungen treten oft akut und vorübergehend auf. Wichtige Punkte Psychische Auslöser: Im Gegensatz zu organischen oder endogenen Psychosen stehen psychische Belastungen im Vordergrund. Symptomatik: Psychotische Symptome sind Ausdruck der Überforderung der psychischen Verarbeitungsmechanismen. Akuter Verlauf: Die Störungen beginnen oft plötzlich und sind zeitlich begrenzt. Individuelle Reaktion: Die Symptome spiegeln häufig den individuellen Umgang mit dem traumatischen Ereignis wider. Hinweis Das Verständnis von psychogenen Psychosen ist wichtig, um sie von anderen psychotischen Störungen abzugrenzen und die Bedeutung psychischer Faktoren bei der Entstehung schwerer psychischer Symptome zu erkennen. Die ICD-10 steht für die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision. Sie ist ein von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebenes Klassifikationssystem, das weltweit zur Verschlüsselung von Diagnosen in der Medizin verwendet wird. Die ICD-10 dient der einheitlichen Codierung von Krankheiten und Gesundheitsproblemen, um internationale Vergleichbarkeit in Statistik, Forschung und Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Aufbau der ICD-10 Die ICD-10 ist in 21 Kapitel unterteilt, die verschiedene Krankheitsbereiche abdecken. Jedes Kapitel ist mit einem Buchstaben und einer zweistelligen Zahl gekennzeichnet, gefolgt von weiteren Ziffern zur genaueren Unterteilung. Psychische Erkrankungen in der ICD-10 Die psychischen Erkrankungen sind im Kapitel V der ICD-10 zu finden. Dieses Kapitel ist mit dem Buchstaben “F” gekennzeichnet. Alle Diagnoseschlüssel für psychische Störungen beginnen also mit “F”, gefolgt von einer spezifischen Nummer. Kapitel V (F00–F99): Psychische und Verhaltensstörungen Dieses Kapitel umfasst eine breite Palette von psychischen Störungen und ist weiter in Unterkategorien gegliedert: 1. F00–F09: Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen Beispiele: Demenz bei Alzheimer-Krankheit (F00), Delir (F05) 2. F10–F19: Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen Beispiele: Alkoholabhängigkeit (F10), Störungen durch Opioide (F11) 3. F20–F29: Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen Beispiele: Schizophrenie (F20), schizoaffektive Störungen (F25) 4. F30–F39: Affektive Störungen Beispiele: Manische Episode (F30), depressive Episode (F32), bipolare affektive Störung (F31) 5. F40–F48: Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen Beispiele: Phobische Störungen (F40), Zwangsstörungen (F42), posttraumatische Belastungsstörung (F43.1) 6. F50–F59: Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren Beispiele: Essstörungen wie Anorexia nervosa (F50), nichtorganische Schlafstörungen (F51) 7. F60–F69: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen Beispiele: Borderline-Persönlichkeitsstörung (F60.31), Störungen der Geschlechtsidentität (F64) 8. F70–F79: Intelligenzminderung Beispiele: Leichte Intelligenzminderung (F70), schwere Intelligenzminderung (F72) 9. F80–F89: Entwicklungsstörungen Beispiele: Umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache (F80), frühkindlicher Autismus (F84.0) 10. F90–F98: Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend Beispiele: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (F90), Störungen des Sozialverhaltens (F91) 11. F99: Nicht näher bezeichnete psychische Störungen Beispiele: Nicht näher bezeichnete psychische Störung (F99) Anwendung der ICD-10 in der Praxis Diagnosestellung: Ärzte und Therapeuten verwenden die ICD-10, um psychische Störungen eindeutig zu klassifizieren und zu codieren. Abrechnung und Verwaltung: Die ICD-10-Codes sind Grundlage für die Abrechnung medizinischer Leistungen mit Krankenkassen und für statistische Auswertungen. Internationale Vergleichbarkeit: Durch die einheitliche Klassifikation können Forschungsergebnisse und epidemiologische Daten weltweit verglichen werden. Beispiel für einen ICD-10-Code F32.1: Mittelschwere depressive Episode F: Kapitel V (Psychische und Verhaltensstörungen) 32: Spezifische Störung innerhalb der depressiven Episoden.1: Schweregrad oder genauere Spezifikation Hinweis zur ICD-11 Die ICD-11 wurde von der WHO veröffentlicht und bringt aktualisierte Klassifikationen und Diagnosen mit sich. Die Einführung und Umstellung von der ICD-10 zur ICD-11 erfolgt schrittweise in verschiedenen Ländern. Zum Stand meines Wissens bis September 2021 war die ICD-10 jedoch in vielen Ländern, einschließlich Deutschland, noch der gültige Standard für die Diagnosestellung. Zusammenfassung Die ICD-10 ist ein internationales Klassifikationssystem, das von der WHO herausgegeben wird und zur Verschlüsselung von Diagnosen dient. Psychische Erkrankungen sind im Kapitel V (F00–F99) untergebracht und werden mit dem Buchstaben “F” codiert. Dieses Kapitel deckt ein breites Spektrum psychischer Störungen ab, von Schizophrenie und affektiven Störungen bis hin zu Persönlichkeitsstörungen und Entwicklungsstörungen. Neurose ist ein historischer Begriff in der Psychologie und Psychiatrie, der eine Gruppe von psychischen Störungen beschreibt, bei denen die Betroffenen unter emotionalen und psychischen Symptomen leiden, jedoch ohne Verlust des Realitätsbezugs oder schwerwiegende Persönlichkeitsstörungen. Im Gegensatz zu Psychosen behalten Menschen mit Neurosen ihre Einsicht in die Realität und ihr Urteilsvermögen. Beschreibung Der Begriff “Neurose” wurde im 18. Jahrhundert vom schottischen Arzt William Cullen eingeführt und leitet sich vom griechischen Wort neuron für “Nerv” ab. Ursprünglich wurde er verwendet, um funktionelle Erkrankungen des Nervensystems ohne erkennbare organische Ursache zu beschreiben. In der modernen Psychiatrie wird der Begriff “Neurose” jedoch zunehmend vermieden und durch spezifischere Diagnosen ersetzt, insbesondere in den Klassifikationssystemen ICD-10 und DSM-5. Stattdessen spricht man von neurotischen Störungen, Angststörungen, Zwangsstörungen, somatoformen Störungen und anderen spezifischen Kategorien. Symptome und Hauptmerkmale Neurosen umfassen eine Vielzahl von Symptomen, die je nach Art der Störung variieren können: Angstsymptome: Übermäßige Sorgen, Phobien, Panikattacken. Zwangssymptome: Wiederkehrende, unerwünschte Gedanken (Zwangsgedanken) und repetitive Handlungen (Zwangshandlungen). Depressive Symptome: Anhaltende Traurigkeit, Interessenverlust, verminderter Antrieb. Somatoforme Symptome: Körperliche Beschwerden ohne organische Ursache, wie Schmerzen oder Magen-Darm-Probleme. Dissoziative Symptome: Gefühl der Entfremdung von sich selbst (Depersonalisation) oder der Umwelt (Derealisation). Schlafstörungen: Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen. Reizbarkeit und innere Unruhe: Nervosität, leichte Erregbarkeit. Gemeinsames Merkmal aller neurotischen Störungen ist das Erleben von inneren Konflikten und emotionalem Leiden, ohne dass die Betroffenen den Bezug zur Realität verlieren. Ursachen Die Entstehung von Neurosen wird durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren erklärt: Psychodynamische Faktoren: Unbewusste Konflikte: Nach Sigmund Freud entstehen Neurosen durch verdrängte Konflikte aus der Kindheit. Abwehrmechanismen: Psychische Strategien, um unangenehme Gefühle oder Gedanken zu bewältigen. Lerntheoretische Ansätze: Konditionierung: Fehlangepasstes Verhalten wird durch Lernen und Erfahrungen erworben. Modelllernen: Übernahme von Verhaltensweisen durch Beobachtung anderer. Biologische Faktoren: Genetische Veranlagung: Erhöhte Anfälligkeit für bestimmte Störungen kann vererbt werden. Neurotransmitter-Ungleichgewicht: Veränderungen im Gehirnstoffwechsel, z. B. Serotonin- oder Noradrenalinspiegel. Soziale Faktoren: Stress und Belastung: Anhaltende Belastungen im Alltag oder am Arbeitsplatz. Traumatische Ereignisse: Verlust, Missbrauch oder andere traumatische Erfahrungen. Familiäre Einflüsse: Erziehungsstile, familiäre Konflikte oder instabile Beziehungen. Zusammenfassung Neurose ist ein historischer Sammelbegriff für psychische Störungen, bei denen Betroffene unter emotionalem Leiden und inneren Konflikten leiden, jedoch ohne Verlust des Realitätsbezugs. Der Begriff wird heute in der klinischen Praxis weniger verwendet und durch spezifischere Diagnosen ersetzt. Die Symptome sind vielfältig und können Angstzustände, Zwangssymptome, depressive Verstimmungen und körperliche Beschwerden ohne organische Ursache umfassen. Die Ursachen sind multifaktoriell und beinhalten psychodynamische, lerntheoretische, biologische und soziale Faktoren. Wichtige Punkte Neurose: Historischer Begriff für psychische Störungen ohne Realitätsverlust. Symptome: Angst, Zwang, Depression, somatoforme Beschwerden, Dissoziation. Ursachen: Kombination aus psychischen Konflikten, Lernprozessen, biologischen und sozialen Faktoren. Moderne Klassifikation: Verzicht auf den Begriff “Neurose” zugunsten spezifischer Diagnosen wie Angst- oder Zwangsstörungen. Hinweis Das Verständnis der Neurose ist wichtig für die historische Entwicklung der Psychopathologie und Psychotherapie. Obwohl der Begriff in aktuellen Klassifikationssystemen weniger verwendet wird, bleibt das Konzept relevant für das Verständnis von psychischen Störungen, die durch innere Konflikte und emotionales Leiden gekennzeichnet sind. Psychose Definition Eine Psychose ist eine schwerwiegende psychische Störung, bei der die Realitätswahrnehmung einer Person erheblich beeinträchtigt ist. Betroffene verlieren den Bezug zur Realität und erleben Veränderungen in Denken, Wahrnehmung, Gefühl und Verhalten. Typische Merkmale sind Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Denkstörungen. Symptome und Hauptmerkmale 1. Wahnvorstellungen Definition: Feste Überzeugungen, die nicht mit der objektiven Realität übereinstimmen und trotz gegenteiliger Beweise aufrechterhalten werden. Arten von Wahn: Verfolgungswahn: Glaube, verfolgt oder beobachtet zu werden. Größenwahn: Überzeugung, außergewöhnliche Fähigkeiten oder Macht zu besitzen. Beziehungswahn: Annahme, dass Ereignisse oder Aussagen speziell auf einen selbst bezogen sind. Beeinflussungswahn: Gefühl, von äußeren Kräften kontrolliert zu werden. 2. Halluzinationen Definition: Wahrnehmungen ohne entsprechenden äußeren Reiz, die jedoch als real empfunden werden. Typen: Akustische Halluzinationen: Hören von Stimmen oder Geräuschen. Visuelle Halluzinationen: Sehen von nicht existierenden Objekten oder Personen. Taktile Halluzinationen: Empfinden von Berührungen ohne äußere Ursache. Olfaktorische und gustatorische Halluzinationen: Riechen oder Schmecken von nicht vorhandenen Gerüchen oder Geschmäckern. 3. Denkstörungen Formale Denkstörungen: Gedankenabreißen: Plötzlicher Abbruch des Denkflusses. Inkohärenz: Unlogische oder zusammenhangslose Gedanken. Neologismen: Erfindung neuer Wörter oder Begriffe. Inhaltliche Denkstörungen: Wahnideen: Abnorme Überzeugungen oder Gedankeninhalte. 4. Affektive Störungen Affektverflachung: Verminderter emotionaler Ausdruck. Affektlabilität: Schneller Wechsel der Stimmungslage. Inadäquater Affekt: Emotionen passen nicht zur Situation. 5. Störungen des Ich-Erlebens Depersonalisation: Gefühl der Entfremdung vom eigenen Selbst. Derealisation: Wahrnehmung der Umgebung als unwirklich. Gedankeneingebung: Überzeugung, dass Gedanken von außen eingegeben werden. Gedankenentzug: Gefühl, dass Gedanken entzogen werden. 6. Psychomotorische Störungen Erhöhte oder verringerte Aktivität: Unruhe oder Bewegungsarmut. Katatonie: Starre Haltung oder ungewöhnliche Bewegungen. Ursachen Die Entstehung von Psychosen ist multifaktoriell und beinhaltet ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren: 1. Biologische Faktoren Genetische Veranlagung: Familienmitglieder ersten Grades haben ein erhöhtes Risiko. Neurotransmitter-Ungleichgewicht: Veränderungen im Dopamin-, Serotonin- oder Glutamathaushalt. Gehirnstrukturelle Anomalien: Abweichungen in bestimmten Hirnregionen wie dem präfrontalen Kortex oder dem limbischen System. 2. Umweltfaktoren Stress und Traumata: Belastende Lebensereignisse können als Auslöser wirken. Substanzkonsum: Drogen wie Cannabis, Amphetamine oder Halluzinogene können Psychosen induzieren oder verstärken. Geburtskomplikationen: Sauerstoffmangel oder Infektionen während der Geburt. 3. Psychosoziale Faktoren Soziale Isolation: Mangelnde soziale Unterstützung kann das Risiko erhöhen. Migration und kulturelle Faktoren: Anpassungsschwierigkeiten in fremden Kulturen. 4. Entwicklungseinflüsse Pränatale Einflüsse: Infektionen oder Mangelernährung der Mutter während der Schwangerschaft. Kindheitserfahrungen: Vernachlässigung oder Missbrauch in der frühen Kindheit. Zusammenfassung Psychose ist eine schwere psychische Störung mit Verlust des Realitätsbezugs. Hauptsymptome: Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Denkstörungen, affektive und psychomotorische Störungen. Ursachen sind vielfältig und beinhalten genetische Veranlagung, neurobiologische Veränderungen, Umwelt- und psychosoziale Faktoren. Multifaktorielle Entstehung: Das Zusammenspiel von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren ist entscheidend für die Entwicklung einer Psychose. Wichtige Punkte Realitätsverlust: Kernmerkmal einer Psychose ist die Beeinträchtigung der Realitätswahrnehmung. Vielfältige Symptome: Psychosen können sich in unterschiedlichen Symptomen äußern, die individuell variieren. Früherkennung: Ein frühzeitiges Erkennen der Symptome kann den Verlauf positiv beeinflussen. Abgrenzung zu anderen Störungen: Wichtiger Unterschied zu Neurosen ist der Verlust des Realitätsbezugs bei Psychosen. Hinweis: Ein tiefes Verständnis der Psychose ist essentiell für Fachkräfte im Bereich der Psychotherapie, um Betroffene angemessen zu unterstützen und zu begleiten.