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These are lecture notes from an October 23, 2023, psychology lecture at the University of Bern concerning communication. The notes detail communication models and their components.

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Gesprächsführung, Interviewtechnik und Verhaltensbeobachtung I Grundlagen der Kommunikation Dr. phil. Eva Schürch, Institut für Psychologie, Universität Bern 23.10.2023 GIV I Lernziele > Kommunikation als Prozess verstehen > Modelle kennenlernen und vergleichen > Modelle anwenden © Eva Schürch | 23....

Gesprächsführung, Interviewtechnik und Verhaltensbeobachtung I Grundlagen der Kommunikation Dr. phil. Eva Schürch, Institut für Psychologie, Universität Bern 23.10.2023 GIV I Lernziele > Kommunikation als Prozess verstehen > Modelle kennenlernen und vergleichen > Modelle anwenden © Eva Schürch | 23. 10. 2023 2 > Intrapersonale Kommunikation > Interpersonale Kommunikation - direkte Individualkommunikation - indirekte Individualkommunikation - direkte Massenkommunikation - indirekte Massenkommunikation © Eva Schürch | 23. 10. 2023 3 Warum sprechen wir miteinander? > das Zusammenleben regeln jemanden beeinflussen sich verständigen Kontakt aufnehmen etwas mitteilen etwas besprechen informieren © Eva Schürch | 23. 10. 2023 4 1 Gegenstand, Zielsetzung des Buchs Ulrike Six Uli Gleich Roland Gimmler ⋅ Interpersonale Kommunikation 1.1 Kommunikation im Alltag 1.2 Ziele und Zielgruppen des Buchs 1.3 Aufbau des Buchs 1.1 > Hargie, 2013: „Interpersonale Kommunikation als transaktionaler, zweckgerichteter, mehrdimensionaler, irreversibler und (möglicherweise) unvermeidlicher Prozess“ ⋅ Kommunikation im Alltag „Kommunikation ist alles.“ – „Was?“ oder „Was denn alles ist Kommunikation?“ So könnte man die Frage der Person rechts im Bild verstehen. (aus Six et al, 2007) © Eva Schürch | 23. 10. 2023 Was also ist Kommunikation? Menschen wünschen5 sich einen guten Morgen, lächeln sich an oder „zeigen sich den Vogel“. Sie fragen jemanden nach dem Weg oder bitten ihn um einen Gefallen, reden mit ihrem Partner, bestellen einen Kaffee, verhandeln schr fens sen D nika Gru sie sche wir was ken mu „Ko vers der N Men z.B. Spr Inh mis (int nich len mun det das Prozess der Informationsübermittlung aus: Hintermann, 2005 (in Anlehnung an Birker, 2000) © Eva Schürch | 23. 10. 2023 6 Kommunikation ist mehr als ein Sprechakt > Aussagen haben drei Ebenen, die entschlüsselt werden müssen: 1. Was die sprechende Person inhaltlich sagt 2. Was die sprechende Person damit meint 3. Was die sprechende Person beim Zuhörer bewirken will Hintermann, 2010 © Eva Schürch | 23. 10. 2023 7 Das Eisbergmodell... Fakten... Inhalt... Zahlen... Beziehung... Beziehungen...... Gefühle...... Absichten...... Interessen...... Werte...... Vorlieben...... Normen... Allhoff & Allhoff, 2014 © Eva Schürch | 23. 10. 2023 8 Allgemeines Kommunikationsmodell © Eva Schürch | 23. 10. 2023 9 Fertigkeitenmodell der interpersonalen Kommunikation (Hargie, 2013) © Eva Schürch | 23. 10. 2023 10 Elemente der zwischenmenschlichen Interaktion (Hargie, 2013) 1. Person-Situation-Kontext — Merkmale der Person — Merkmale der Situation © Eva Schürch | 23. 10. 2023 11 Einwirkungsfaktoren auf ein Gespräch (aus Crisand & Crisand, 2007) © Eva Schürch | 23. 10. 2023 12 Elemente der zwischenmenschlichen Interaktion (Hargie, 2013) 1. Person-Situation-Kontext — Merkmale der Person — Merkmale der Situation 2. Ziel — können ähnlich, komplementär oder gegensätzlich sein 3. vermittelnde Prozesse — kognitive Prozesse — affektive Prozesse © Eva Schürch | 23. 10. 2023 13 Elemente der zwischenmenschlichen Interaktion (Hargie, 2013) 4. Reaktionen — Umsetzung von Plänen und Strategien — dabei können Ausrutscher und Versäumnisse auftreten 5. Feedback — internal — external 6. Wahrnehmung — wir nehmen nur einen Teil der potentiellen Informationen wahr — die Wahrnehmung ist selektiv © Eva Schürch | 23. 10. 2023 14 Informationsverlusttreppe „was meine ich“ „was sage ich“ “was kommuniziere ich“ „was hört mein Gegenüber“ „was nimmt mein Gegenüber wahr“ „was versteht / interpretiert mein gegenüber“ (nach Scheerer, 2018, adaptiert von Shannon & Weaver) © Eva Schürch | 23. 10. 2023 15 5 Axiome von Watzlawick (1967) > 1. Man kann nicht nicht kommunizieren > 2. Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt > 3. Kommunikationsabläufe werden unterschiedlich strukturiert > 4. Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten > 5. Kommunikation verläuft entweder symmetrisch oder komplementär © Eva Schürch | 23. 10. 2023 16 1. Man kann nicht nicht kommunizieren > In Gegenwart einer zweiten Person hat jedes Verhalten Mitteilungscharakter. > Demzufolge ist es kaum möglich, nicht zu kommunizieren. > Schweigen, sich abwende oder signalisiere, dass ich nicht reden möchte, ist schon Kommunikation. NOT ¬ © Eva Schürch | 23. 10. 2023 Wie können Sie einer Person zeigen, ob Sie kommunizieren möchten oder nicht? 17 2. Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt > Jede Kommunikation kann in Inhalt (WAS der Botschaft) und Beziehung (WIE der Botschaft) unterteilt werden. --------(---------) > „Glauben Sie, dass das genügt?“ Stehen WAS und WIE in direktem Widerspruch, gelingt die Kommunikation nicht Überlegen Sie sich ein Beispiel, bei dem der Inhalts- und der Beziehungsaspekt einer Mitteilung nicht übereinstimmen: Wie sieht so etwas aus? © Eva Schürch | 23. 10. 2023 18 3. Kommunikationsabläufe werden unterschiedlich strukturiert > Kommunikation ist zirkulär: es gibt keinen klar definierten Anfang und Schluss > Ursache und Wirkung unterliegen der subjektiven Interpretation der Interaktionspartner:innen © Eva Schürch | 23. 10. 2023 19 4. Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten > Es gibt zwei Arten, wie etwas mitgeteilt werden kann: — digitale Kommunikation: Namen oder fest zugeordnete Symbole à eindeutig interpretierbare Information — analoge Kommunikation: indirekte, verschieden interpretierbare Zeichen à nicht eindeutig © Eva Schürch | 23. 10. 2023 20 5. Kommunikation verläuft entweder symmetrisch oder komplementär > komplementär: Verhalten ergänzt sich, Über- und Unterordnungsverhältnis zwischen Kommunikationspartner:innen > symmetrisch: Verhalten ist gleichartig, Kommunikationspartner:innen vermindern Unterschiede Überlegen Sie sich verschiedene Beispiele für symmetrische und komplementäre Beziehungsabläufe © Eva Schürch | 23. 10. 2023 21 Das Kommunikationsmodell von Schulz von Thun © Schulz von Thun © Eva Schürch | 23. 10. 2023 22 Vier Seiten einer Äusserung Sachinhalt: worüber ich informiere Selbstoffenbarung: was ich von mir selbst kundgebe Beziehung: was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen Appell: wozu ich dich veranlassen möchte © Eva Schürch | 23. 10. 2023 23 Der/die Empfänger:in braucht vier Ohren Selbstoffenbarungs-Ohr Sach-Ohr Was ist das für eine:r? Was ist mit ihm/ihr? Wie ist der Sachverhalt zu verstehen? Was denkt er/sie von mir? Wie steht er/sie zu mir? Was soll ich tun, fühlen, denken, lassen...? Beziehungs-Ohr Appell-Ohr Vierohrige:r Empfänger:in © Eva Schürch | 23. 10. 2023 24 Das Sach-Ohr Bsp: Mutter: „Zieh dir ne Jacke über, es ist kalt!“ Tochter: „Warum denn, ist doch gar nicht kalt!“ © Eva Schürch | 23. 10. 2023 Es ist kalt draussen! (Sachinhalt) > Zieh eine Jacke an! (Appell) bei einseitiger Ausrichtung: Ebene des Konflikts wird nicht erkannt Aussage > Ich bin um deine Gesundheit besorgt (Selbstoffenbarung) Versucht den Sachinhalt zu verstehen Allein wirst du die richtige Entscheidung nicht treffen können (Beziehung) > 25 Das Beziehungs-Ohr Unterscheidung Beziehung vs. Selbstoffenbarung Rückzug > Ich habe genug von dir! (Beziehung) > Nimmt wahr, wie Sender:in zu Empfänger:in steht und was er von ihm hält Bei einseitiger Ausrichtung: “Beziehungslauer” Ich brauche jetzt meine Ruhe (Selbstoffenbarung) > Bsp: Rückzug © Eva Schürch | 23. 10. 2023 26 Das Selbstoffenbarungs-Ohr > > Erkennt, was für ein Mensch der Sender ist und wie es ihm im Moment geht Bei einseitiger Ausrichtung: - “Diagnostiker:in-Ohr“ - „Psychologisieren“ > Bsp. Diagnostiker:in Ohr: Reaktion auf ein Feedback: „Was muss das für ein Mensch sein, wenn er so über mich denkt?“ > Bsp. Psychologisieren: „Das sagst du ja nur, weil du mit der Situation überfordert bist.“ © Eva Schürch | 23. 10. 2023 27 Das Appell-Ohr > > > Reagiert darauf, zu welchen Handlungen einem der/die Sender:in veranlassen will. Bei einseitiger Ausrichtung: “AppellSprung” Bsp: Ein Gast schaut sich um, der Gastgeber reagiert: “Was suchst du? Einen Aschenbecher? Warte, ich hole einen.“ © Eva Schürch | 23. 10. 2023 28 Bezüge Watzlawick – Schulz von Thun NOT ¬ > Schweigen: Nachricht ohne Sachinhalt entsteht Aussage (Appell) Axiom 1 (Selbstoffenbarung) > (Beziehung) Axiom 2 werde selbständig! -----------(---------) Aussage und Metaebene Nachricht bleibe abhängig! © Eva Schürch | 23. 10. 2023 29 Kongruente und inkongruente Nachrichten > Aussage und Metaebene qualifizieren sich > Ursachen > Folgen © Eva Schürch | 23. 10. 2023 30 Das innere Team > „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust [...]“ (Goethe, Faust) > Frühmelder:in und Spätmelder:in > laute und leise Stimmen > willkommene und unwillkommene Stimmen © Eva Schürch | 23. 10. 2023 31 Inneres Team > Rolle: mein inneres Team > das innere Team meines Gegenübers © Eva Schürch | 23. 10. 2023 32 Embodied Communication > > Fundamentalkritik an herkömmlichen Kommunikationsmodellen Kanaltheorien über Bord werfen > Manifest: > 1. Es gibt keine Botschaft, Information entsteht im Prozess 2. 3. Es gibt keine Richtung, alles findet gleichzeitig statt Kommunikation ist nicht kontrollierbar, sie geschieht einfach Jede Kommunikation ist «verkörperlicht» (Storch & Tschacher, 2016) © Eva Schürch | 23. 10. 2023 33 Kernbotschaft > Kommunikation in der Psychologie ist viel komplexer, als einfache Kommunikationsmodelle abbilden können > Kommunikation ist vielschichtig und mehrdeutig > Alle Beteiligten an einer Kommunikation bringen ihr eigenes Kommunikationsverhalten ein: Vielfältige Möglichkeiten für Verständigung und Missverständnisse ergeben sich © Eva Schürch | 23. 10. 2023 34 Learningoutcomes > > > > > > > > > Sie kennen die verschiedenen Modalitäten der intra- und interpersonalen Kommunikation und können Beispiele zuordnen Sie können Kommunikation definieren Sie kennen und verstehen verschiedene Kommunikationsmodelle und wissen, was die jeweiligen Einschränkungen sind. Sie können verschiedene Kommunikationsmodelle miteinander vergleichen und ineinander überführen Sie kennen die Axiome von Watzlawick und können Beispiele zuordnen Sie kennen das Modell von Schulz von Thun und können Beispiele zuordnen Sie kennen die beiden Perspektiven des Modells von Schulz von Thun (4 Ohren und 4 Schnäbel) und können diese auseinanderhalten Sie kennen die Ursachen und Folgen von widersprüchlichen Botschaften Sie kennen das Modell des inneren Teams und können Beispiele zuordnen © Eva Schürch | 23. 10. 2023 35

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