Einführung in das Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Denken (Vorlesung)
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This document is an introduction to social and economic thought. It discusses culture, its impact on individuals, and relationships between people and objects. It also explores the role of symbols and values, particularly in the context of culture and economics. The document also introduces the idea of a 'neutral' perspective and the importance of understanding others' viewpoints to build a comprehensive understanding of life and culture.
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1. Einheit: 04.11.2024 Kultur in der Soziologie Kultur = zentraler Begriff und wird oft als “Brille” betrachtet, durch die Menschen die Welt wahrnehmen. Jede Kultur formt unsere Wahrnehmung, unsere Werte, Normen und Symbole und beein usst so unser Verhalten und die Art und Weise, wie wir mit...
1. Einheit: 04.11.2024 Kultur in der Soziologie Kultur = zentraler Begriff und wird oft als “Brille” betrachtet, durch die Menschen die Welt wahrnehmen. Jede Kultur formt unsere Wahrnehmung, unsere Werte, Normen und Symbole und beein usst so unser Verhalten und die Art und Weise, wie wir mit anderen Menschen und Dingen umgehen. Das bedeutet, dass das, was in einer Kultur selbstverständlich ist, in einer anderen fremd und unverstanden sein kann. Verhältnis der Menschen zu den Dingen Kultur prägt unser Verständnis und Verhalten gegenüber Dingen und Objekten in unserer Umgebung. Dazu zählen: Rollenverständnis und Selbstverständlichkeiten: Durch kulturelle Sozialisation verinnerlichen Menschen bestimmte Rollen und Regeln, die uns oft selbstverständlich erscheinen. Wir “funktionieren” oft nach diesen Regeln, ohne aktiv über sie nachzudenken. Regeln und Konformität: Obwohl wir uns nach kulturellen Regeln richten und sie verinnerlicht haben, sind diese nicht zwingend verp ichtend. Dennoch kommt es selten zu Abweichungen, da kulturelle Normen unser Verhalten stark lenken und durch gesellschaftliche Sanktionen abgesichert sind. Regeln stabilisieren soziale Systeme und ermöglichen so ein vorhersehbares Zusammenleben. Verhältnis der Menschen zu den Menschen Das Verhältnis zwischen Menschen wird in verschiedenen kulturellen Kontexten unterschiedlich gestaltet und durch religiöse und philosophische Ein üsse geprägt: Animismus: In animistischen Kulturen glaubt man, dass nicht nur Menschen, sondern auch Tiere, P anzen und sogar unbelebte Objekte eine Seele besitzen. Diese Weltanschauung fördert ein respektvolles und verantwortungsvolles Verhalten gegenüber der Natur und anderen Menschen, da alles miteinander verbunden ist. Regeln haben hier nicht nur soziale, sondern auch spirituelle Bedeutung. fl fl fl Neutralismus: Im Neutralismus wird das Zusammenleben aus einer neutraleren Perspektive betrachtet, ohne starren moralischen Bewertungsrahmen. Dennoch gelten Regeln für ein harmonisches Zusammenleben als wichtig, und der Grundsatz, anderen nicht zu schaden, bleibt zentral. Christentum (größte Religion der Welt): Das Christentum hat klare ethische Richtlinien, wie die Zehn Gebote, die das soziale Verhalten regeln und das Verhältnis der Menschen zueinander prägen. Christliche Werte, wie Nächstenliebe und Ehrlichkeit, haben weltweit gesellschaftliche Normen und Gesetze geprägt, auch in säkularen Ländern wie Österreich. Österreich als sekulares Land: Obwohl Österreich of ziell säkular ist, arbeiten Kirche und Staat in vielen Bereichen zusammen, insbesondere im sozialen und bildungspolitischen Bereich. Diese enge Verbindung zeigt, dass kulturelle und religiöse Werte oft unbewusst im alltäglichen Leben präsent sind und das soziale Verhalten der Menschen beein ussen. Symbole und Werte: Geld und Statussymbole Symbole und kollektive Glaubenssysteme spielen eine entscheidende Rolle in der Soziologie und Wirtschaft: Geld als kollektiver Glaube: Der Wert eines Geldscheins, z. B. eines 10-Euro-Scheins, beruht auf einem kollektiven Glauben. An sich ist das Papier wertlos, doch durch gemeinsame Übereinkunft erhält es Kaufkraft. Diese symbolische Kraft zeigt, wie sehr unser Verhalten von gemeinsamen Überzeugungen und Werten abhängt. Geld-Fetisch und Waren-Fetisch: Der Fetischismus beschreibt eine übermäßige Fixierung auf Dinge, die durch gesellschaftlichen Wert aufgeladen sind. Beim Geldfetisch geht es darum, Geld als Symbol für Macht und Erfolg anzusehen. Der Warenfetisch beschreibt die Fixierung auf Produkte, die ihren “magischen” Wert durch die Gesellschaft erhalten. Statussymbole und Geltungskonsum: Konsumverhalten wird oft durch den Wunsch nach sozialem Status motiviert. Statussymbole, wie teure Autos oder Markenprodukte, dienen dazu, gesellschaftlichen Wert und Prestige zu signalisieren. Dieser sogenannte Geltungskonsum ist stark kulturell geprägt und zeigt, wie tief verankerte Symbole und Werte das menschliche Verhalten steuern. fi Sprache und kulturelle Kommunikation Sprache ist ein wesentlicher Bestandteil der Kultur und teilt sich in verschiedene Sprachfamilien auf. Jede Sprachfamilie hat eigene Merkmale und Besonderheiten: Indogermanische Sprachfamilie: Zu den indogermanischen Sprachen gehören die meisten europäischen und einige asiatische Sprachen. Andere große Sprachfamilien (z. B. sino-tibetische Sprachen) haben ebenfalls eine lange kulturelle Entwicklung und prägen ihre Kulturen stark. Symbole und alte Schriftzeichen: Alte Höhlenmalereien oder Schriftzeichen sind oft schwer verständlich, da ihre Bedeutung und Symbolik auf einer uns fremden Sprache basieren. Dies zeigt, dass wir nur durch die Brille unserer eigenen Kultur Symbole interpretieren können – andere kulturelle Zeichen wirken oft unverständlich oder fremd. Experimente und Symbole in der Soziologie und Wirtschaft Soziologische und wirtschaftliche Experimente zeigen, wie Menschen auf symbolische Werte reagieren: Wert von Geld und Statussymbolen: Durch Experimente lässt sich zeigen, dass Menschen Objekten (z. B. Geld oder Statussymbolen) oft Werte zuschreiben, die sie objektiv nicht besitzen. Diese Werte beruhen auf sozialer Konstruktion und kulturellem Glauben. Symbolik und Kultur: In der Soziologie wird untersucht, wie Symbole (wie Geld, Markenprodukte oder religiöse Zeichen) in verschiedenen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen annehmen. Diese Symbole können Identität und Zugehörigkeit ausdrücken, aber auch soziale Distanz schaffen. 2. Einheit: 04.11.2024 Why shit happens Soziologie (erst 200 Jahre alt) = “Wissenschaft des Unglücks” - verstehen warum unglücklich Fast jedes Unglück wird durch den Menschen selbst verursacht (gesellschaftliche Faktoren): -> auch z.B. durch die Lebensweise / soziale Lage (Zivilisatioinskrankheiten) -> Naturkatastrophen (Klimawandel, Überschwemmungen (Menschen leben in gefährdeten Gebieten), Hungerkatastrophen (Kriege, Genozide) -> Arbeitslosigkeit, Statusunterschiede - gesellschaftliche Phänomene Schicksal -> Mythos (Erklärung, Legenden warum etwas passiert/es etwas gibt) Schicksal für viele Menschen als Ursache/Erklärung von Unglück Höhere Kräfte beschwören Unglück (z.B. Gott wütend = Strafe, Kind ist krank weil jemand “Auge gemacht hat”) Ideologien -> politisch, weniger auf Religion und Glauben zurückgeführt - wir werden immer rationaler 4 politische Ideologien: 1. Liberalismus: kann soziale Ungleichheiten verstärken und Machtkonzentration fördern fördert die Freiheit und Rechte des Individuums, was oft zu einer dynamischen und innovationsfreundlichen Gesellschaft führt. Kritisch gesehen kann jedoch der Fokus auf individuelle Freiheit und freie Märkte die soziale Ungleichheit verschärfen. In einer liberalen Gesellschaft können Marktkräfte zu einem Wettbewerb führen, in dem starke Akteure mehr Macht und Ressourcen ansammeln, während schwächere zurückbleiben. Dadurch kann Liberalismus tendenziell Ungleichheit und Elitenbildung verstärken, da der Staat weniger regulierend eingreift, um Chancengleichheit zu gewährleisten. 2. Konservatismus: kann Fortschritt blockieren und bestehende Ungleichheiten bewahren bewahrt Traditionen und legt Wert auf soziale Stabilität, was in Zeiten schnellen Wandels ein Gefühl von Beständigkeit und Identität geben kann. Kritisch betrachtet, kann der Konservatismus jedoch oft fortschrittsfeindlich wirken, indem er notwendige gesellschaftliche Veränderungen bremst und Ungleichheiten festigt. Konservative Ideologien tendieren dazu, bestehende Machtstrukturen zu schützen, was die soziale Mobilität einschränken und die gesellschaftliche Anpassung an moderne Herausforderungen wie Klimawandel oder soziale Gerechtigkeit behindern kann. 3. Sozialismus: kann wirtschaftliche Anreize dämpfen und staatliche Kontrolle überbetonen Sozialismus strebt nach Gleichheit und versucht, soziale Gerechtigkeit durch Umverteilung von Ressourcen zu erreichen. Diese Ideologie kann eine solidarische Gesellschaft fördern, in der die Bedürfnisse aller Mitglieder berücksichtigt werden. Kritisch gesehen kann jedoch ein stark sozialistisches System persönliche Anreize und Eigenverantwortung mindern. Die Betonung auf staatliche Kontrolle und kollektive Verantwortung kann die wirtschaftliche Ef zienz beeinträchtigen, Bürokratie fördern und in extremen Fällen zu autoritären Strukturen führen, bei denen der Staat das Leben der Menschen zu stark reguliert. 4. Individualismus: kann Gemeinschaftssinn und soziale Verantwortung schwächen Individualismus legt großen Wert auf persönliche Freiheit und Selbstverwirklichung, was zu einer vielfältigen Gesellschaft führen kann, in der Menschen ihre eigenen Ziele und Lebensweisen verfolgen. Kritisch gesehen fördert Individualismus jedoch oft eine „Jeder für sich“-Mentalität, die soziale Bindungen und gemeinschaftliche Werte schwächt. In extremen Formen kann Individualismus zu sozialer Isolation, fehlendem Gemeinschaftssinn und einem Rückgang von Solidarität führen. Auch gesellschaftliche Verantwortung kann verloren gehen, wenn das Wohl des Einzelnen über das der Gemeinschaft gestellt wird. fi 3 Probleme, die man verstehen muss, um Unglück zu erklären: 1. Problem der Perspektive und des Verstehens 2. Problem der ungeplanten Effekte 3. Problem der Komplexität 1) Problem der Perspektive und des Verstehens Thomas - Theorem: Theorem = Aussagen über die Welt “If men de ne sitiations as real they are real in their consequences” Wenn Menschen eine Situation als wirklich ansehen, dann handeln sie auch so, als wäre sie wirklich, und das führt zu echten Konsequenzen – egal, ob die Situation objektiv stimmt oder nicht. Unsere Wahrnehmung beein usst also unser Handeln und damit auch die Realität, die daraus entsteht. Beispiel: Wenn eine Gruppe Menschen glaubt, dass es eine Finanzkrise gibt, beginnen sie, ihr Geld abzuheben. Diese Massenabhebungen können dann tatsächlich zu einer Krise führen, selbst wenn die Banken ursprünglich stabil waren. Wie de niert ein Mensch seine Situation in der er lebt? -> Bsp: Ehepaar hat Streit = eine Seite ist der Überzeugung, dass der andere Seite betrügt (auch wenn das vielleicht garnicht stimmt) - entscheidend darüber wie wir handeln Wie viel versteht man wirklich über sich selbst? Was will man wirklich? -> Sich diesen Fragen zu stellen macht möglicherweise unglücklich Subjektive Perspektive = objektive Situation/Realität Erwartungen = soziale Rolle “Subjektive Perspektive = Objektive Realität” bedeutet, dass die eigene Wahrnehmung einer Situation so stark wird, dass sie sich wie eine objektive Wahrheit anfühlt. Zum Beispiel, wenn man glaubt, dass eine Person einen nicht mag, verhält man sich entsprechend distanziert. Die eigene Perspektive wird zur persönlichen Realität, auch wenn sie objektiv möglicherweise nicht zutrifft. fi fi fl “Erwartungen = Soziale Rolle” heißt, dass die Erwartungen, die andere an eine Person haben, beein ussen, wie diese Person sich verhält und welche Rolle sie einnimmt. Wenn Lehrer beispielsweise erwarten, dass ein Schüler gut in einem Fach ist, verhält sich dieser oft engagierter und selbstbewusster und erfüllt somit die Rolle, die von ihm erwartet wird. “Bloß-Ich-Perspektive” (Egozentrismus): “nur das eigene ich” Hier steht die eigene Perspektive im Mittelpunkt, also der Fokus auf das “Ich”. Die Bedürfnisse, Interessen und Ansichten des Individuums sind dominant. Menschen mit dieser Perspektive sehen die Welt oft nur aus ihrer eigenen Sicht und neigen dazu, die Ansichten anderer zu ignorieren oder als weniger wichtig anzusehen. Beispiel: Jemand glaubt, dass seine Probleme immer wichtiger sind als die der anderen, unabhängig von der Situation. “Bloß-Wir-Perspektive” (Ethnozentrismus): “nur die eigene Gruppe” Die eigene Gruppe (Familie, Kultur, Nation etc.) steht im Mittelpunkt. Diese Perspektive bewertet andere Gruppen und Kulturen oft aus der Sicht der eigenen Gruppe und sieht sie als “normale” oder “überlegene” Referenz. Alles wird durch die Werte und Normen der eigenen Gruppe betrachtet. Beispiel: Jemand denkt, dass die eigene Kultur anderen überlegen ist und bewertet andere Kulturen durch die “Brille” der eigenen. “Multiple Perspektive”: “alle relevanten Perspektiven berücksichtigt” Hier wird eine Vielzahl von Perspektiven berücksichtigt, die über das eigene “Ich” oder die eigene Gruppe hinausgehen. Diese Perspektive ermöglicht es, andere Menschen und Kulturen differenziert und empathisch zu verstehen, indem man sich in verschiedene Rollen und Standpunkte hineinversetzt. Beispiel: Jemand versucht, eine Entscheidung zu treffen, indem er die Bedürfnisse und Ansichten aller Beteiligten (verschiedener Individuen und Gruppen) berücksichtigt, um eine faire Lösung zu nden. fl fi 2) Problem der ungeplanten Effekte -> unerwartete Ergebnisse, auch wenn individuell jeder rational handelt -> unbeabsichtige (nicht-intendierte) Folgen des individuellen Handelns auf kollektiver Ebene Bsp.: Romeo und Julia Individuelles, rationales Handeln: Julia täuscht ihren Tod vor, um mit Romeo zu iehen. Fehlende Information: Romeo erfährt nicht rechtzeitig vom Plan des Priesters und glaubt, dass Julia wirklich tot ist. Ungeplanter Effekt: Die Kombination dieser individuellen Handlungen führt zu einem tragischen, unbeabsichtigten Ergebnis – dem Tod beider. Selbsterfüllende Prophezeiung: = beschreibt, wie eine Erwartung an eine Person oder Situation dazu führt, dass sie sich genau so verhält oder entwickelt, wie es erwartet wurde. Die anfängliche Annahme (obwohl möglicherweise falsch) beein usst das Verhalten der Beteiligten so stark, dass sie letztlich zur Realität wird. Beispiel: In einer Schulklasse wird einem Schüler von Anfang an gesagt, dass er „schlecht in Mathe“ sei. Der Schüler glaubt daran, wird unsicher und strengt sich weniger an, weil er denkt, dass es ohnehin nichts bringt. Diese Erwartung und das damit verbundene Verhalten führen dazu, dass seine Matheleistungen tatsächlich schlecht werden. Die anfängliche falsche Annahme hat sich somit selbst erfüllt. Soziale Prozesse: Extrem langfristig; mehr als 2 Generationen Heutige Welt = Produkt des Handelns der Menschen in der Vergangenheit = vormoderne Gesellschaft -> moderne Gesellschaft 3) Problem der Komplexität —> bedeutet, dass das Leben sehr viele verschiedene Teile hat, die miteinander verbunden sind. Diese Teile beein ussen sich ständig gegenseitig, und oft ist es schwer zu verstehen, wie genau sie zusammenwirken. Dadurch wird es schwierig, vorherzusagen, wie sich Dinge fl fl entwickeln oder welche Folgen Entscheidungen haben. Viele Faktoren wirken zusammen: Unser Leben wird von vielen verschiedenen Dingen beein usst: Beziehungen, Arbeit, Gesundheit, Finanzen, Emotionen und so weiter. Diese Dinge hängen alle zusammen, und eine Entscheidung in einem Bereich kann andere Bereiche beein ussen. Zum Beispiel kann Stress bei der Arbeit dazu führen, dass du zu Hause genervt bist, was dann wiederum deine Beziehung belastet. Diese vielen Verbindungen machen es schwer, genau zu wissen, was zu welchem Unglück führt. Unvorhersehbare Folgen: Wenn du eine Entscheidung triffst, weißt du oft nicht, wie sie sich langfristig auswirken wird. Kleine Veränderungen oder Entscheidungen können große und oft unerwartete Folgen haben. Zum Beispiel, wenn du dich entscheidest, deinen Job zu wechseln, könntest du dich auf den ersten Blick freuen, aber später merkst du, dass es andere negative Auswirkungen gibt, wie weniger Freizeit oder neue Stressfaktoren. Diese unvorhersehbaren Folgen machen es schwierig, das Leben zu planen und erhöhen die Unsicherheit, was zu Unglück führen kann. Kleine Veränderungen können große Auswirkungen haben: In einem komplexen System wie dem Leben kann schon eine kleine Entscheidung oder ein kleines Ereignis eine Kettenreaktion auslösen. Ein Beispiel: Ein Streit mit einem Freund, der zunächst klein scheint, kann sich über die Zeit zu einem größeren Problem entwickeln, das deine ganze Stimmung beein usst oder sogar andere Beziehungen belastet. Diese "Kettenreaktionen" machen das Leben unberechenbar und können plötzlich zu Unglück führen, ohne dass man den Ursprung des Problems direkt erkennen kann. fl fl fl 3. Einheit: 18.11.2024 Ungleichheit Wie (ökonomisch) ungleich sind wir? Wie misst man Ungleichheit? Woher kommt Ungleichheit? Was sind die Probleme, die Ungleichheit bringt? Chancenungleichheit (Bildung, Arbeitsmarkt) oder Ergebnisungleichheit allgemeine Kriterien: Gesundheit, Lebenszufriedenheit, Glücklichsein (aktuell besonders hoch gewichtet, viele studien zu Glücklich sein und Work-life-balance immer wichtiger) ökonomische Kriterien: Vermögen, Einkommen, vor oder nach Steuerabzügen (brutto oder netto), Konsum Einheit der Messung macht Unterschied: einzelne Menschen, Familien (wie gewichtet?) (Einkommensverteilung Deutschland und Österreich) Real = in ationsbereinigt (um vergleichbarer zu machen ) fl Kriterien für Ungleichheitsmaße vier übliche Kriterien an ein Maß für Ungleichheit: Anonymitätsprinzip: Permutationen (=Kombination/ Anordnung von Objekten in einer bestimmten Reihenfolge) von Personenbezeichnungen innerhalb einer bestimmten Verteilung sollten die Ungleichheit nicht beein ussen (wenn zwei personen das geld wechseln welches sie haben, sollte es keinen ein uss haben ob sie franz oder eva heißen) Bevölkerungsprinzip: Ungleichheitsmaße sollten unabhängig von der Größe der Wirtschaft sein. Das heißt, wenn eine Volkswirtschaft geklont wird, bleibt das Ausmaß der Ungleichheit in der kombinierten Volkswirtschaft dasselbe wie in der ursprünglichen Volkswirtschaft. (unabhängig von der größe der Wirtschaft USA uns österreich sollte vergleichbar sein) Prinzip des relativen Einkommens: Nur das relative Einkommen sollte eine Rolle spielen, nicht das Einkommensniveau. Wenn das Einkommen für alle um einen konstanten Anteil steigt (z. B. aufgrund von Wirtschaftswachstum), dann bleibt die Ungleichheit unverändert, solange die relative Stellung der Einzelnen in der Einkommensverteilung gleich bleibt. (wenn man alles verdoppelt, hat man wieder die gleiche Ungleichheit, solange die Stellung der Einzelnen gleich bleibt) Transferprinzip (oder Pigou-Dalton-Prinzip): Die Ungleichheit wird verringert, wenn ein fester Betrag von einem reicheren Individuum an ein ärmeres Individuum übertragen wird (und die ärmere Person immer noch ärmer ist als die reichere) Meist verwendete Ungleichheitsmaße Lorenzkurve: Der kumulative Anteil des Einkommens (y-Achse), den die ärmsten x % der Bevölkerung verdienen; für alle möglichen Werte von x. Gini-Koef zient: Zahl zwischen 0 und 1 —> je höher der Gini desto mehr Ungleichheit. andere Maße: Theil index, Palma Verhältnis, Perzentil Verhältnisse,... Der Gini-Koef zient stellt die ächenmäßige Abweichung der Lorenz-Kurve vom Median (Fläche A) der Fläche unterhalb des Medians gegenüber (A+B). Ein GiniKoef zient von 0 bedeutet, dass alle Menschen das gleiche Einkommen oder Vermögen haben – also eine perfekte Gleichheit. Ein GiniKoef zient von 1 bedeutet, dass eine Person das gesamte Einkommen oder Vermögen hat, während alle anderen nichts haben – also eine extreme Ungleichheit. fi fi fi fi fl fl fl Geschichte der Ungleichheit in Großbritannien Gleichheit Chancengleichheit: Alle haben, von vornherein, denselben Zugang zu Bildungs- und Karrieremöglichkeiten. (Chancengerechtigkeit) Ergebnisgleichheit: Alle bekommen, nachträglich, dasselbe Vermögen und Einkommen. Es gibt viele empirische Arbeiten zum Thema Ungleichheit. - Problem: Man kann quasi keine Experimente machen, man kann nur Beobachtungsdaten verwenden. Das heißt es ist schwer empirisch kausale Zusammenhänge zu beweisen. Chancengleichheit kann man aus Fairness- aber auch aus Ef zienzgründen mögen. Chancenungleichheit bedeutet, dass manche Leute nicht dieselben Bildungs- und Karrieremöglichkeiten haben wie andere. Sie können Ihre Fähigkeiten nicht entfalten, sie bekommen keinen ihren schlummernden Fähigkeiten entsprechenden Job. In einer modernen Marktwirtschaft ist Arbeitsverhältnis und Gehalt auf freiwilliger Basis und jeder Job schafft (typischerweise) einen Mehrwert für andere. Bei perfekter Chancengleichheit bekommt man eine meritokratische Gesellschaft (=Idealtypus einer Gesellschaftsform). Man verdient mehr je bessere Fähigkeiten und Fleißbereitschaft man hat. Dabei bekommen wir nicht unbedingt eine Ergebnisgleichheit. Empirie: Chancengleichheit ist korreliert mit Ergebnisgleichheit (=wenn alle Menschen die gleichen Chancen haben (z. B. gleiche Bildung oder gleiche Möglichkeiten im Leben), die Ergebnisse (z. B. Einkommen oder Erfolg) ähnlicher werden sollten. Es wird angenommen, dass gleiche Ausgangsbedingungen zu gleichen Ergebnissen führen. Aber in der Realität kann es trotzdem Unterschiede in den Ergebnissen geben, weil auch andere Faktoren eine Rolle spielen.) Chancengleichheit kann dennoch auch zu großer Ergebnisungleichheit führen. Zum Beispiel durch Innovationen. In USA: 11 von 50 der Reichsten sind als Er nderIn eines Patents registriert. Empirie: Innovation führt zu Top-Einkommensungleichheit; diese wird aufrechterhalten durch Lobbying. Superstarindustrien führen zu Ergebnisungleichheit und zu einer anderen Art der Inef zienz: zu starke Anreize und Verschwendung. Beispiele: Fußball, Architektur, Musik, Patentwettrennen. “just 180 children of the 1.5 million who play organised youth football at any one time will go onto a career in football” Interessant: Viele Menschen scheinen hohe Ungleichheit als Ergebnis von winner-take-all Wettbewerben fair zu nden Finanzmarkt und Entwicklung Ein ef zienter Finanzmarkt hilft sehr bei der Durchführung von (risikobehafteten) Projekten. Ohne Finanzmarkt muss man die Finanzierung selbst stemmen. Empirie: Ein Hauptproblem in Entwicklungsländern ist Zugang zu Finanzierung Geld motiviert: Menschen reagieren auf nanzielle Anreize. Was geschieht bei Umverteilung? Empirie: Menschen reagieren recht stark auf Veränderungen im Steuersystem. fi fi fi fi Viele Leute haben nach der Vedränderung sich dazu entschlossen nurnoch genau 10000 euro zu verdienen, da sie so oder so gleich viel steuern zahlen müssen In der Schweiz kann man, wenn man reich genug ist, privat steuern ausmachen Ursachen von Ergebnisungleichheit Es gibt ökonomisch bessere und schlechtere Ergebnisungleichheit. Ungleichheit auf Basis eines neuen tollen Produkts (Google, Microsoft, JK Rowling) ist wohl vertretbarer als Ungleichheit auf Basis eines Monopols oder auf Basis von Korruption. Ungleichheit kann zu sozialen Spannungen (Revolution, etc) führen. Empirie: für viele wohl selbstverständlich, aber hier getestet für afrikanische Länder 4. Einheit: 25.11.2024 Entwicklung der Frauen am Arbeitsmarkt (USA; westliche Welt) Wie genau hat sich die Beteiligung von Frauen im Arbeitsmarkt historisch entwickelt Führt generell ein höherer Entwicklungsstand zu einer höheren Frauenbeteiligung am Arbeitsmarkt? Wie lasst sich der “Gender Pay Gap” (von zurzeit 13% in den OECD Ländern) erklären? (Das, obwohl Frauen im Schnitt eine höhere Bildung haben und obwohl es Gleichstellungsgesetze gibt. - Wenn Frauen (oder irgendeine Gruppe) ungleich im Arbeitsmarkt behandelt werden, ist das ineffizient) Frauen im Arbeitsmarkt - Zurzeit ist die Beschäftigungsrate bei Frauen weltweit in etwa 50%, bei Männern in etwa 80%. —> Bei Männer ist diese Rate relativ konstant über die Zeit und Länder. —> Bei Frauen variiert diese Rate stark; größte Differenz zu Männern in Südasien, dem mittleren Osten, und Nordafrika. In Nordamerika und Europa hat sich die Frauenarbeitsrate in 100 Jahren in etwa verdreifacht (= eine der größten ökonomischen Veränderungen der letzten 100 Jahre) Claudia Goldin (unter anderen) verfolgt den standardökonomischen Ansatz: man muss sich in die beteiligten Personen hineinversetzen, deren Ziele und Möglichkeiten kennen und das durchdenken Wie kommt das Arbeitsangebot von Frauen zustande? – Bildungsentscheidungen, Balance Familie und Arbeit, Erwartungen, soziale Normen Was bestimmt die Nachfrage nach Arbeit von Frauen? – Technologischer Wandel, soziale Normen, Diskriminierung Frauen machen viel „versteckte Marktarbeit“ (weiterführen des Geschäftes nach Tod des Ehemanns) - Gender Pay Gap hat sich über die Zeit (1820-2020) verringert Grund für Gender Pay Gap hat sich über die Jahre verändert: —> Ende des 19. Jhdts war der Grund, dass Frauen und Männer in unterschiedlichen Branchen arbeiteten (Frauen in Branchen ohne Zugangsvoraussetzungen und Aufstiegsmöglichkeiten => wenig Gehaltsdiskriminierung, weil nach Produktivität bezahlt wurde) —> 1820 - 1850 US Industrielle Revolution —> Im 20. Jhdt steigt Gehaltsdiskriminierung (durch komplexe Karriereleitern in Unternehmen mit komplexeren langfristigen Arbeitsverträgen) —> Explizite Arbeitsverbote für verheiratete Frauen verstärkten Soziales Stigma und Normen (1942 gab es in 87% der Schulbezirke Einstellungsverbote und in 70% der Schulbezirke Weiterbeschäftigungsverbote für verheiratete Frauen) —> 1890 bis 1930 Anstieg der Bürojobs —> Zwischen 1930 und 1980 Anstieg der Frauenerwerbsqoute (hauptsächlich bei verheirateten Frauen) - Gender Pay Gap blieb trotzdem relativ konstant —> Technologische Innovationen (z. B. Schreibmaschine, Registrierkasse und Stenotypie) mechanisierten die Buroarbeit —> Die Unternehmensgröße stieg und damit die Nachfrage nach Bürokräften zur Unterstützung des Managements (von 1% in 1870 auf 10% in 1930, Anteil an Gesamtbeschäftigung) —> Mehr Nachfrage nach quali zierten Bürokraften. —> Die High-School-Bewegung ab 1910 führte zu einem raschen Anstieg der Sekundarschulabschlüsse (der Anteil der 15- bis 18-Jährigen, die eine High School besuchten, stieg von 19% im Jahr 1910 auf 73% im Jahr 1940. !!Im gesamten 20. Jhdt hatten Frauen eine höhere High-School-Abschlussquote als Männer.) —> 1940 Einstellungsverbote für verheiratete Frauen abgeschafft – aber weniger junge Frauen mit Hochschulabschluss – Teilzeitarbeit wurde eingeführt – Gender Pay Gap kaum verändert, da die Mehrheit der Neuzugänge ältere Frauen waren, die mehrere Jahre lang nicht gearbeitet hatten (ab hier Genderpaygap nichtmehr auf verschiedene Berufe schiebbar, sondern auf verschiedene Stufen im selben Beruf) —> Der Sektor der Büroangestellten wurde grösser und wandelte sich von einem überwiegend männlichen (85 % im Jahr 1890) zu einem überwiegend weiblichen Sektor —> Gehälter im Bürosektor waren höher, und der Gender Pay Gap verringerte sich. Frauen bewegten sich von Fabriks- zu Bürojobs, ohne die Erwerbsquote zu erhöhen (nach der Heirat verließen fast alle Frauen weiterhin ihren Job) —> Im Jahr 1942 gab es in 87 % der Schulbezirke Einstellungsverbote und 70 % der Schulbezirke (Weiterbeschäftigungsverbote für verheiratete Frauen) —> Ab 1970 mehr Frauen als Männer an Unis (wegen Pille laut Goldin) —> ab 1980 verringerte sich Gender Pay Gap deutlich – langsamer Anstieg der Frauenerwerbsqoute; 2 Gründe dafür: Karriereerwartungen von Frauen ändert sich, Antibabypille ermöglichte es Frauen, ihre Fruchtbarkeit zu steuern + Antibabypille verringerte die Kosten das Heiraten hinauszuschieben und steigerte dadurch die Anreize in höhere Bildung und Karriere zu investieren (nach der Heirat verließen fast alle Frazen den Arbeitsmarkt wegen sozialen Normen und Trennung von Heim und Arbeitsort) Erwerbsbeteiligungsquote Elterneffekt Betrand, Goldin und Katz untersuchten Karriereergebnisse von Absolvent:innen; 3 Faktoren erklären 84% des Gender Pay Gaps: MBA-Kurse und Leistung, Erfahrung nach dem MBA und Zeit außerhalb des Arbeitsmarktes, sowie geleistete Arbeitsstunden Gender Pay Gap größer in Berufen mit mehr Zeitdruck, Kontakt mit anderen, zwischenmenschlichen Beziehungen und Entscheidungsfreiheit und in Berufen, in denen man nicht leicht substituieren kann (Frauen werden wegen Flexibilitätswünschen „bestraft“) Beschäftigung von Frauen, Gehalt und Arbeitszeit von Frauen gehen unmittelbar nach der Geburt eines Kindes zurück und bleiben auch in den folgenden Jahren unverändert. Die Arbeitsmarktergebnisse von Männern verschlechtern sich nicht - wenn überhaupt, dann steigen die Verdienste. Da die Gründe des Gender Pay Gaps über die Zeit und Länder hinweg variieren (und vom Entwicklungsstand abhängen), muss man Maßnahmen wohl entsprechend anpassen In hochentwickelten Ländern ist der Elterneffekt der größte Effekt im Gender Pay Gap. Entweder ändern sich soziale Normen, oder Arbeit wird generell exibler gestaltbar Da Maßnahmen meist nur neue Kohorten (Generationen) betreffen, können die Effekte recht langsam wirken 5. Einheit: 02.12.2024 Recht und Wirtschaft ○ Zwei fundamentale Wissenschaften, die sich mit der Erforschung praktischer Fragen des menschlichen Zusammenlebens und mit der besseren Gestaltung dieses Zusammenlebens beschäftigen ○ Notwendig, da Knappheit existiert und Menschen nicht immer ideal sind Recht schafft Regeln für ein geordnetes Zusammenleben, während Wirtschaft sich mit der Bewältigung von Güterknappheit und Entscheidungs ndung ○ Stark verwoben mit anderen Wissenschaftsdisziplinen, z.B. Psychologie, Soziologie, Ethik (Peters principle - inkompetenz führt zu hohen Positionen, stellen inkompetente Personen ein) Wirtschaft ○ knappe Ressourcen: Spannungsverhältnis zwischen Bedarf und Bedarfsdeckung —> zwingt uns dazu zu wirtschaften (sorgsamer Umgang mit knappen Ressourcen mit dem Ziel einer bestmöglichen Bedürfnisbefriedigung) ○ Wirtschaftliche Einrichtungen: Unternehmen, private und öffentliche Haushalte ○ Wirtschaftliche Aktivitäten: Herstellung, Absatz, Tausch, Konsum, Umlauf, Verteilung und Recycling/Entsorgung von Gütern ○ Wirtschaftliche Ebenen: welt-, volks-, stadt-, betriebs- und hauswirtschaftliche Ebene Volkswirtschaftslehre ○ Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge der Aktivitäten von einzelnen Wirtschaftsteilnehmerinnen ○ Übergeordnete Perspektive (Region, Staat, Staatenverband) Betriebswirtschaftslehre ○ Einzelne Organisationseinheit (Betrieb/Unternehmen) ○ Unternehmensinterne Prozesse und Abläufe bzw. innerbetriebliche wirtschaftliche Vorgänge ! Wechselspiel: Unternehmen führen kein unabhängiges Eigenleben z.B.: Fachkräftemangel, Wirtschaftswachstum fi Gegenstand der BWL: Entscheidungsprozesse, privater Betrieb, Marktwirtschaftlicher Wettbewerb Prüfungsfrage: Was ist ein Betrieb? Betrieb: planvoll organisierte Wirtschaftseinheit, in der Produktionsfaktoren kombiniert werden, um Güter und Dienstleistungen herzustellen und abzusetzen – Abgrenzung zu Firma (Name), Fabrik (Herstellung) Ökonomisches Prinzip: aus ökonomischer Sicht haben alle betrieblichen Entscheidungen dem ökonomischen Prinzip zu gehorchen ○ Maximumprinzip: bei gegebenen Faktoreinsatz eine größtmögliche Gütermenge zu erwirtschaften ○ Minimumprinzip: eine gegebener Gütermenge mit geringstmöglichen Faktoreinsatz zu erwirtschaften Entscheidungsorientierte BWL —> Entscheidungen bei Knappheit geeignet zu beschreiben und die dabei auftretenden Tradeoffs (= Abwägungsentscheidung zwischen unterschiedlichen Zielen, Zwecken oder wünschenswerten Ergebnissen, wenn alles gleichzeitig nicht möglich ist) zu erkennen. Außerdem werden Gestaltungsempfehlungen gegeben, wie man Entscheidungen besser treffen und Tradeoffs optimieren kann ○ vorhandenen knappen Ressourcen (Geldmittel, Personal, Knowhow usw.) so einsetzen, dass nichts verschwendet wird und Ziele möglichst gut erreicht werden ○ wir treffen auch Entscheidungen, wofür wir unsere Ressourcen NICHT einsetzen: Opportunitätskosten ○ jede Entscheidung ist mit Opportunitätskosten verbunden - die Kosten des Verzichts auf die nächstbeste Alternative ○ Erklärungsfunktion: Aufgabe der BWL ist es, Entscheidungsverhalten zu strukturieren und zu erklären ○ Gestaltungsfunktion: Aufgabe der BWL ist es außerdem, Verfahren anzubieten, um bessere Entscheidungen zu treffen (Kostenrechnung, Investitionsanalyse, Marketing, Personalmanagement) Verhaltensorientierte BWL —> Beschreibt Unternehmensführung als Zusammenwirken und Ausbalancieren der Interessen der Stakeholder ○ Oft keine Ziele de niert, keine Alternativen, im Nachhinein schwierig zu erkennen, ob Entscheidung richtig war —> andere Faktoren werden wichtiger (Macht, Überredungskunst, soziales Geschick, Netzwerke und Kompromissbereitschaft) ○ In der Praxis oft nicht möglich, Entscheidungen rational nach Sammlung aller Informationen und Bewertung aller Alternativen zu treffen —> Entscheidungen sind das Ergebnis eines komplexen Prozesses unter Beteiligung unterschiedlicher Gruppen und Interessen (Behavioral Theory of the Firm) ○ Unterschiedliche Gruppen mit unterschiedlichen Zielen —> müssen ausbalanciert werden, um Gleichgewicht zu schaffen, damit Unternehmen langfristig erfolgreich ist ○ Unternehmensführung muss erkennen, welche Stakeholder für die Wertschaffung im Unternehmen von Bedeutung sind und wie das Unternehmen für sie Wert schafft ○ Entscheidungen in Unternehmen oft nicht rein rational, sondern durch politische Verhandlungsprozesse unter unvollständigen und ungleichmäßig verteilten Informationen getroffen ○ Herbert A. Simon's Konzept der "Bounded Rationality" und "Satis cing Behavior" besagt, dass es aufgrund unvollständiger Informationen und hoher Unsicherheit oft nicht möglich ist, optimale Entscheidungen zu treffen - stattdessen werden oft Entscheidungen getroffen, die bestimmte Mindestanforderungen erfüllen ○ Dieser verhaltensorientierte Ansatz bildet die Grundlage für die innovationsorientierte BWL, die auf Knappheit und Tradeoffs aufbaut und Innovation als Umsetzung neuer Ideen zur Überwindung von Tradeoffs sieht Innovationsorientierte BWL —> Innovation: Umsetzung kreativer Ideen zur gleichzeitigen Wertschaffung für Stakeholder eines Unternehmens ○ Im Idealfall Umverteilung so, dass alle Stakeholder davon pro tieren können ○ Produktinnovationen (schaffen zusätzlichen Kundennutzen und Produzentenrente) ○ Geschäftsmodellinnovationen (mehr Wert für die Stakeholder schaffen und dauerhaftes Funktionieren der Organisation verbessern) fi ○ Prozessinnovationen (durch Ef zienzsteigerungen Kosten senken und somit Produzenten- und Konsumentenrente erhöhen) Die Begriffe "Produzentenrente" und "Konsumentenrente" werden verwendet, um die Wertschöpfung sowohl für das produzierende Unternehmen als auch für die Käufer zu erklären ○ Produzentenrente: der Geldbetrag, den das Unternehmen durch den Verkauf eines Produkts über den Herstellungskosten verdient ○ Konsumentenrente: der subjektiv empfundene Wert des Produkts für den Käufer abzüglich des tatsächlichen Kaufpreises Wertschöpfung durch Innovation zeigt sich darin, dass durch die Einführung neuer Produkte eine zusätzliche Wertschöpfung für das Unternehmen und die Käufer entsteht —> eine Innovation ist nur dann wirtschaftlich erfolgreich, wenn sie einen zusätzlichen Kundennutzen schafft Innovation muss nicht nur Geldgewinn beinhalten, sondern auch andere Formen der Wertschaffung, wie verbesserte Arbeitsbedingungen oder Umweltfreundlichkeit. Es wird argumentiert, dass eine umfassende Betrachtung der Wertschaffung durch Innovationen auch die Auswirkungen auf alle Stakeholder berücksichtigen sollte. Nachhaltigkeit der Wertschaffung durch Innovationen: sollte langfristig pro tabel für alle Stakeholder sein ! Die drei Sichtweisen ergänzen sich, keine der Sichtweisen ist alleinig korrekt BWL in der Praxis Planung: Plans are nothing, planning is everything & Everybody has a plan, until they get punched in the face Entscheidungen treffen: You cannot make progress without making decisions Handeln: The proof is in the pudding Chancen ergreifen: If you risk nothing, you risk everything Veränderungen und Innovationen: There is nothing permanent except change fi