Der Deutsche Bauernkrieg (1524/25) PDF
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Dieses Dokument beschreibt den Deutschen Bauernkrieg (1524/25). Es beleuchtet die historischen Hintergründe und Ursachen des Aufstands der Bauern gegen die herrschenden Obrigkeiten. Der Text analysiert die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen, die zu diesem Konflikt führten, sowie die Rolle der Reformation.
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Der Deutsche Bauernkrieg (1524/25) Als Deutscher Bauernkrieg wird die Ausweitung lokaler Bauernaufstände ab 1524 in weiten Teilen des süddeutschen Sprachraumes (Süddeutschland, Österreich und der Schweiz) be- zeichnet. Bemerkenswert an diesem Konflikt ist, dass die Bauern mit ihren Zwölf Artikeln e...
Der Deutsche Bauernkrieg (1524/25) Als Deutscher Bauernkrieg wird die Ausweitung lokaler Bauernaufstände ab 1524 in weiten Teilen des süddeutschen Sprachraumes (Süddeutschland, Österreich und der Schweiz) be- zeichnet. Bemerkenswert an diesem Konflikt ist, dass die Bauern mit ihren Zwölf Artikeln erstmals fest umrissene Forderungen formulierten. In Schwaben, Franken, dem Elsass und in Thüringen wurden die Aufstände 1525, in Sachsen und Tirol 1526 niedergeschlagen. Die- sem Bauernkrieg gingen Aufstände in England und der Schweiz voraus. Auch die Region Heilbronn-Franken war Schauplatz dieser Auseinandersetzung und er- langte eher traurige Berühmtheit durch eine als „Weinsberger Blutostern“ oder „Weins- berger Bluttat“ benannte Begebenheit, die im Verlauf dieses Artikels noch näher beschrie- ben wird und die wohl Martin Luther mit dazu bewog, sich von den aufständischen Bauern abzuwenden. Erwähnt seien hier selbstverständlich auch Götz von Berlichingen, „Des Gey- ers Schwarze Haufen“, der von Florian Geyer geführte „Taubertaler Haufen“, oder die Schlacht bei Königshofen. Auch bei Hall bildete sich ein kleinerer Haufen Aufständischer. Was war nun der Auslöser dieses Konfliktes. Anfang des 16. Jh. war das Heilige Römische Reich Deutscher Nation im süddeutschen Sprachraum und vor allem in Schwaben in eine unüberschaubare Vielzahl kleiner Feudalherrschaften zersplittert. Dies führte zu unterschied- lichen lokalen Belastungen der Bauern. Ferner bremsten diese kleinen Wirtschaftseinheiten den wirtschaftlichen Aufschwung. Dass aus lokaler Unzufriedenheit und kleineren Aufstän- den ein Krieg entstehen konnte lag an der allgemein schwierigen Situation der Bauern, im- merhin der größte Bevölkerungsgruppe im Reich. Schließlich trugen die Bauern die Haupt- last der Aufrechterhaltung der Feudalgesellschaft durch Abgaben wie den Zehnten, Steuern, Zölle und Frondienste. Dazu kam die in Oberschwaben, Württemberg, Franken, Sachsen (Obersachsen) und Thüringen angewandte Realteilung, die bei gleicher Gesamtproduktions- fläche zu immer kleineren Höfen führte. Viele dieser Kleinstbauernhöfe waren angesichts der hohen Belastungen nicht mehr wirtschaftlich zu führen. Missernten und der ständig steigen- den Druck der Grundherren und des Klerus führten immer mehr Bauern in die Leibeigen- schaft. Ferner wurden seit Jahrhunderten bestehende Allmenden enteignet und gemein- schaftliche Weide-, Holzschlag-, Fischerei- oder Jagdrechte beschnitten oder gar abge- schafft. Unter den beschriebenen Voraussetzungen waren Hochadel und Klerus an einer Änderung der Lebensumstände der Bauern natürlich nicht interessiert. Schließlich hätte man damit die eigenen Privilegien und Vorteile eingeschränkt. Der niedere Adel dagegen ging dem Nieder- gang entgegen und hatte mit einem dramatischen Bedeutungsverlust zu kämpfen, was zu eigenen Aufständen führte. Der Versuch vieler niederer Adliger, sich durch Raubrittertum über Wasser zu halten, ging größtenteils wiederum zu Lasten der Bauern. Die einzigen Reformbestrebungen, die auf die Abschaffung der alten Feudalstrukturen ziel- ten, gingen vom erstarkenden Bürgertum der Städte aus, blieben aber schwach ausgeprägt, da auch dieses von Adel und Klerus abhängig war. Unter den genannten Aspekten ist auch die Reformation zu sehen. In der Kirche herrschten erhebliche Missstände: Viele - abwertend Pfaffen - genannte Geistliche führten ein durchaus ausschweifendes Leben und profitierten von Stiftungen und Erbschaften der reichen Bevöl- kerung sowie Abgaben und Spenden der Armen. In Rom gelangte man durch Vettern- wirtschaft und Bestechung zu Amt und Würden und die Päpste taten sich eher als Kriegs- und Bauherren sowie als Förderer der schönen Künste hervor, als sich um das Seelenheil der Bevölkerung zu kümmern. Diese Zustände wurden schon früh von Hans Böhm in Unterfranken, Girolamo Savonarola in Florenz und später auch von Martin Luther kritisiert. Als der Dominikanermönch Johannes Tetzel 1517 im Auftrag von Albrecht, dem verschulde- ten Erzbischof von Mainz, und Papst Leo X. durch Deutschland zog, dort erfolgreich den Ablass predigte und seine Ablasszettel verkaufte, verfasste Martin Luther seine 95 Thesen, die er, zumindest der Legende nach, am 31. Oktober 1517 an die Kirchentür von Wittenberg schlug. Auch Ulrich Zwingli in Zürich und Thomas Müntzer in Allstedt vertraten öffentlich die Ansicht, dass jeder Mensch auch ohne die Vermittlung der hierarchischen Kirche seinen Weg zu Gott und seinem Seelenheil finden könne. Damit untergruben sie den Absolutheitsanspruch der katholischen Kirche. Die Argumentation Luthers in seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ (1520) sowie seine Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche (1522) waren weitere entscheidende Auslöser für das Aufbegehren der dörflichen Bevölke- rung. Maßgeblich getragen wurde der Aufstand von der dörflichen Oberschicht, die Veränderun- gen wollte. Viele der einfachen Bauern trauten sich aufgrund ihrer vielfachen Abhängigkeits- verhältnisse nicht, gegen ihre Herren aufzubegehren. Schultheißen, Bauernrichter, Dorf- handwerker und Ackerbürger aus den Kleinstädten drängten deshalb vielerorts die armen Bauern zum Aufstand. Die Bauern selbst forderten vor allem Milderung der Lasten und Auf- hebung der Leibeigenschaft. Damit aber rüttelten sie - wie bereits beschrieben - an den Grundfesten der bestehenden Gesellschaftsordnung. Auch die Bürger begehrten auf. So kam es bereits 1448 in Berlin zum Berliner Unwille. Aber auch in anderen Städten kam es im Vorfeld des Bauernkrieges zu Auseinandersetzungen, in deren Verlauf sich die Bürger mit den Bauern solidarisierten. Fast alle dieser Aufstände wurden gewaltsam niedergeworfen und führten in der Regel eher zu weiteren Repressalien für die Bauern. Lediglich das schon lange andauernde Aufbegehren der Schweizer Bergbauern war am Ende von Erfolg gekrönt. 1524 kam es bei Forchheim in der Nähe von Nürnberg neuerlich zu Unruhen, kurz darauf auch in Mühlhausen bei Erfurt. Im Oktober 1524 erhoben sich die Bauern im Wutachtal bei Stühlingen. Wenig später zogen rund 3.500 Bauern in Richtung Furtwangen und in Ober- schwaben rund um den Bodensee bildeten sich im Februar und März 1525 drei bewaffnete Bauernhaufen. Mehr als 12.000 Bauern, Bürger und Geistliche sammelten sich innerhalb weniger Tage im Baltringer Ried in der Nähe von Biberach. Auch der Seehaufen in der Nähe von Lindau bestand aus annähernd 12.000 Männern, darunter auch viele einfache Geistliche und Landsknechte. Die 7.000 Allgäuer Bauern, die vor allem gegen den Fürstabt von Kempten aufbegehrten, lagerten bei Leubas. Für die drei oberschwäbischen Bauernhaufen ging es in erster Linie um eine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse. Zu diesem Zeitpunkt wollte man sicherlich keinen Krieg beginnen. Vielmehr setzte man auf Verhandlungen mit dem Schwäbischen Bund. 50 Vertreter der drei Bauernhaufen trafen sich dazu in der freien Reichsstadt Memmingen, deren Bürgerschaft mit den Bauern sympathisierte. Hier versuchten die Führer aller drei Haufen, die Forderungen der Bauern zu artikulieren und mit der Bibel argumentativ zu unterlegen. Nach mehreren Verhandlungen wurden am 20. März 1525 die Zwölf Artikel und die Bundesordnung verab- schiedet. Diese waren sowohl Beschwerdeschrift als auch Reformprogramm und politisches Manifest. Nach dem Vorbild der Schweizer Eidgenossenschaft gründeten die Bauern die Oberschwäbische Eidgenossenschaft, deren Grundlagen in der Bundesordnung niedergelegt wurden. So sollten die einzelnen Bauernhaufen, im Gegensatz zu vorhergehenden Erhebun- gen, zukünftig auch für einander einstehen. Innerhalb kürzester Zeit wurden von beiden Schriften hohe Auflagen gedruckt und verteilt, die für eine außergewöhnlich schnelle Verbrei- tung der Aufstände in ganz Süddeutschland und Tirol sorgten. Die Gründung der Oberschwäbischen Eidgenossenschaft wurde nach der Verabschiedung der beiden Papiere dem Schwäbischen Bund in Augsburg in der Hoffnung angezeigt, als gleichwertiger Partner an Verhandlungen teilnehmen zu können. Die Verhandlung der Zwölf Artikel in Memmingen war Dreh- und Angelpunkt des Bauernkrieges. Erstmals wurden die Forderungen einheitlich formuliert und schriftlich fixiert. Die Bauern traten damit erstmals einheitlich gegenüber der Obrigkeit auf. Möglicherweise hätten die Bauern mehr Erfolg gehabt, wenn Sie nicht auf Verhandlungen mit dem Schwäbischen Bund gesetzt, sondern weitere Landstriche besetzt hätten. Allein aufgrund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit wäre es sicherlich schwerer geworden, sie nie- derzuwerfen. Doch dies ist natürlich reine Spekulation. Die im Schwäbischen Bund zusammengeschlossenen Adligen hatten jedoch kein Interesse an Verhandlungen. Dies vielleicht auch vor dem Hintergrund verschiedener Plünderungen und auch der Weinsberger Bluttat. Unterstützt durch die Augsburger Kaufmannsfamilie Fugger wurde Georg Truchsess von Waldburg-Zeil (genannt Bauernjörg) mit einer Armee von 9.000 Landsknechten und 1.500 gepanzerten Reitern beauftragt, die meist mit Sensen und Dreschflegeln bewaffneten Bauern niederzuwerfen. So nahm der Konflikt seinen Lauf. Ende März 1525 sammelte sich das Heer von Waldburg- Zeil in Ulm. Ein Stück donauabwärts bei Leipheim hatten sich um den Prediger Jakob Wehe 5.000 Bauern versammelt, die im weiteren Umkreis Klöster und Adelssitze plünderten. Das Heer des Schwäbischen Bundes marschierte deshalb nach Leipheim, wo es am 4. April zur ersten großen Schlacht kam, die mit der Niederlage des Leipheimer Haufens endete. Die Stadt Leipheim musste ein Strafgeld zahlen. Wehe und die anderen Führer des Haufens wurden hingerichtet. Ebenfalls Anfang April sammelten sich die Bauern aus dem Neckartal und dem Odenwald unter Jäcklein Rohrbach. Zu Ostern 1525 lagerten der Neckartaler Haufen bei Weinsberg, wo Rohrbach den von den Bauern gehassten Grafen Ludwig von Helfenstein, den Schwiegersohn von Kaiser Maxi- milian I., und seine Ritter durch die Spieße jagte. Der schmerzvolle Tod der Adligen ging als die Weinsberger Bluttat in die Geschichte des Bauernkriegs ein. Es ist anzunehmen, dass sie das Bild vom mordenden und plündernden Bauern entscheidend mitprägte und war einer der Hauptgründe, weshalb sich viele Adlige gegen die Sache der Bauern stellten. Zur Strafe wurde die Stadt Weinsberg niedergebrannt und Jäcklein Rohrbach bei lebendigem Leib ver- brannt. Nach der Bluttat von Weinsberg vereinigten sich die Neckartaler und Odenwälder mit dem von dem fränkischen Adligen Florian Geyer geführten Taubertaler Haufen (Schwarzer Hau- fen) zum starken Heller Lichter Haufen. Die annähernd 12.000 Männer wandten sich unter der Führung des Götz von Berlichingen gegen die Bischöfe von Mainz und Würzburg und den Kurfürsten von der Pfalz. Am 12. April stellte die Streitmacht des Schwäbischen Bundes den Baltringer Haufen, der schnell besiegt werden konnte. Am 13. April musste sich der Truchsess mit seinem Heer vor dem militärisch recht gut ausgebildeten Seehaufen wieder zurückziehen und traf am 14. April bei Wurzach auf die Bauern des Allgäuer Haufens. Er verhandelte mit ihnen und konnte sie überzeugen, ihre Waffen niederzulegen. Im Vertrag von Weingarten am 19. April machte er dem Seehaufen und dem Allgäuer Haufen Zuge- ständnisse und garantierte ihnen freien Abzug und ein unabhängiges Schiedsgericht zur Austragung ihrer Konflikte. Am 16. April sammelten sich die Württemberger Bauern. Die 8.000 Mann starke Truppe rückte in die Stadt Stuttgart ein und zog im Mai weiter nach Böblingen. Auch bei Hall und Gmünd bildeten sich kleinere Haufen. Die 3.000 Anhänger plünderten die Klöster Lorch und Murrhardt und legen die Burg Hohenstaufen in Schutt und Asche. Auch im Kraichgau und Ortenau wurden Klöster geplündert und Burgen niedergebrannt. Nach dem Erfolg von Weingarten zog das Heer Waldburg-Zeils ins Neckartal. Die Bauern wurden bei Balingen, Rottenburg, Herrenberg und am 12. Mai in der Schlacht bei Böblingen trotz großer Überzahl geschlagen. Anführer Matern Feuerbacher floh daraufhin nach Süden. Ähnlich erging es am 2. Juni den Neckartalern und Odenwäldern bei Königshofen. Am 23. Mai nahm ein Haufen von 18.000 Breisgauer und Südschwarzwälder Bauern Freiburg im Breisgau ein. Nach dem Erfolg wollte der Anführer Hans Müller den Belagerern von Radolfzell zu Hilfe eilen, doch nur wenige Bauern zogen mit ihm. Die letztendlich kleine Streitmacht wurde von Erzherzog Ferdinand von Österreich kurz darauf geschlagen. Wald- burg-Zeil traf am 4. Juni bei Würzburg auf den Hellen Lichten Haufen der fränkischen Bauern und da dieser am Vortag von Götz von Berlichingen unter einem Vorwand verlassen wur- de, hatten die führerlosen Bauern keine Chance. In zwei Stunden wurden 8.000 Bauern ge- tötet. Nach diesem Sieg wendeten sich die Truppe des Bauernjörg wieder nach Süden und besiegten im Allgäu Ende Juli die letzten Aufständischen. Die Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 war eine der bedeutendsten Schlachten während des Deutschen Bauernkriegs. In ihr wurden die aufständischen Bauern Thüringens unter Führung von Thomas Müntzer von einem Fürstenheer vollständig besiegt. Müntzer selbst wurde gefangen genommen und am 27. Mai in Mühlhausen enthauptet. In der Folge- zeit wurden etliche kleinere Aufstände niedergeschlagen und im September 1525 waren alle Gefechte und Strafaktionen abgeschlossen. Die Folgen für die Aufständischen waren hart. Schätzungen zufolge haben allein durch die Niederschlagung der Aufstände etwa 100.000 Bauern ihr Leben verloren. Die überlebenden Aufständischen fielen automatisch in Reichsacht und verloren damit alle ihre staatsbürgerli- chen, privaten und Lehnsrechte und waren somit vogelfrei. Die Anführer wurden mit dem Tod bestraft. Teilnehmer und Unterstützer der Aufstände mussten die Strafgerichte der Lan- desherren fürchten. Viele Berichte sprechen von Enthauptungen, Augenausstechen, Ab- schlagen von Fingern und weiteren Misshandlungen. Wer mit einem Bußgeld davonkam, hatte wohl Glück gehabt, auch wenn viele Bauern die Strafgelder wegen der hohen Abgaben nicht bezahlen konnten. Ganzen Gemeinden wurden Rechte aberkannt, weil sie die Bauern unterstützt hatten. Teilweise ging die Gerichtsbarkeit verloren, Feste wurden verboten und Stadtbefestigungen geschleift. Alle Waffen mussten abgeliefert werden, und abends durften keine Dorfschenken mehr besucht werden. Trotzdem hatte der Bauernkrieg in manchen Regionen positive Auswirkungen, wenn es auch wenige waren. In einigen Gebieten wurden Missstände durch Verträge beseitigt, falls die Aufständischen aufgrund besonders schlimmer Umstände rebelliert hatten (z.B. in der Fürst- abtei Kempten, für die auf dem Reichstag zu Speyer 1526 ein entsprechender Vertrag ge- schlossen wurde). Auch waren die Verhältnisse der Bauern vielerorts besser überschaubar geworden, weil diese ihre Steuern nun nicht mehr alleine an die Grundherren, sondern auch direkt an die Fürsten abzuführen hatten. Die Niederlagen der Bauern legten dagegen bei den siegreichen adligen Heerführern den Grundstein für Vermögenszuwächse. Georg Truchsess von Waldburg-Zeil fielen Ländereien in Oberschwaben zu. Feldhauptmann Sebastian Schertlin von Burtenbach hielt sich an den Besiegten schadlos, um seine Landsknechte zu besolden. Einzelne Bauernbünde wie der des Tiroler Michael Gaismair hielten sich im Geheimen noch einige Jahre. Etliche geächtete Bauern lebten noch Jahrzehnte als Räuberbanden in Wäl- dern. Zu größeren Aufständen kam es aber nicht mehr. In den folgenden 300 Jahren begehr- ten die Bauern kaum noch auf, und erst mit der Märzrevolution von 1848/49 konnten Ziele durchgesetzt werden, die die Bauern bereits in ihren Zwölf Artikeln 1525 formuliert hatten. Die wirtschaftlichen Auswirkungen durch den Verlust von 100.000 oder gar mehr Bauern waren allerdings enorm. Bauernkrieg und Religion Martin Luther Obwohl die Standpunkte der Reformation eine wesentliche Rechtfertigung für die aufständi- schen Bauern waren, distanzierte sich Martin Luther deutlich vom Bauernkrieg. Schon 1521 unterschied er genau zwischen weltlichem und geistlichem Bereich, da er mit der Reformati- on die Veränderung der Kirche und nicht – im Gegensatz zu Savonarola – eine Verchristli- chung der Welt erreichen wollte. Von der Obrigkeit wurde er trotzdem zunehmend für die Geschehnisse im Bauernkrieg verantwortlich gemacht, wohl auch deshalb, weil er sich nicht eindeutig von den Forderungen der Bauern distanzierte. Noch 1525 kritisierte Luther in sei- ner „Ermahnung zum Frieden“ das „hochmütige“ Verhalten der Fürsten. Erst nach der Weinsberger Bluttat schlug er sich eindeutig auf die Seite der Fürsten und verurteilte die Aufständischen scharf. Thomas Müntzer Er war ein früherer Anhänger Luthers. Im Gegensatz zu diesem stand er aber für die gewalt- same Befreiung der Bauern und betätigte sich in Mühlhausen, wo er Pfarrer in der Marienkirche war, als Agitator und Förderer der Aufstände. Dort versuchte er, seine Vorstel- lungen einer gerechten Gesellschaftsordnung umzusetzen. Privilegien wurden aufgehoben, Klöster aufgelöst, Räume für Obdachlose geschaffen, eine Armenspeisung eingerichtet. Sei- ne Bestrebungen, verschiedene Thüringer Bauernhaufen zu vereinigen, gelangen jedoch nicht. Im Mai 1525 wurde er gefangen genommen, gefoltert und schließlich hingerichtet.