Akute Belastungsreaktion PDF

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Summary

Dieses Dokument fasst die Akute Belastungsreaktion zusammen. Es beschreibt die Symptome, Ursachen und Diagnosen dieser Erkrankung. Es dient als Referenzmaterial für Fachpersonen.

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# Heilpraktiker-Prüfungstrainer Psychotherapie ## Akute Belastungsreaktion ### Synonym - Akute Krisenreaktion - Akute Belastungsstörung - "Nervenzusammenbruch" - "psychischer Schock" ### Definition Die akute Belastungsreaktion ist eine vorübergehende Störung von beträchtlichem Schweregrad, mit...

# Heilpraktiker-Prüfungstrainer Psychotherapie ## Akute Belastungsreaktion ### Synonym - Akute Krisenreaktion - Akute Belastungsstörung - "Nervenzusammenbruch" - "psychischer Schock" ### Definition Die akute Belastungsreaktion ist eine vorübergehende Störung von beträchtlichem Schweregrad, mit rasch wechselhafter Symptomatik und Unfähigkeit zu geordnetem Verhalten, die sich als Reaktion auf eine außergewöhnliche physische oder psychische Belastung entwickelt und im Allgemeinen innerhalb von Stunden oder Tagen abklingt. ### Ursachen Das auslösende Ereignis tritt plötzlich und unerwartet auf, ist mit erheblicher Belastung verbunden und übersteigt in diesem Moment aufgrund des außergewöhnlichen Charakters die Verarbeitungskapazität des Individuums. Das Ereignis bedroht die Sicherheit, die körperliche Integrität des Betroffenen oder dessen Angehörigen bzw. nahestehenden Personen oder auch die Integrität des Umfeldes. Typische Beispiele sind Unfälle, Naturkatastrophen, Überfälle, Krieg, der Verlust eines nahen Angehörigen, das Beobachten eines Mordes oder ein Wohnungsbrand. Die individuelle Vulnerabilität und die zur Verfügung stehenden Bewältigungsmechanismen (Coping-Strategien) spielen eine Rolle. Als Risikofaktoren gelten: - weibliches Geschlecht - belastende Lebensereignisse im letzten Jahr - psychische Vorerkrankungen - körperliche Beeinträchtigungen - belastete Biografie - niedrige Intelligenz - niedriges Bildungsniveau - schlechter sozioökonomischer Status - chronisch erhöhter Stress ### Schutzfaktoren: - gute Kommunikationsfähigkeiten - hohes Selbstwertgefühl - soziale Unterstützung - guter Gesundheitszustand - gute allgemeine Lebenszufriedenheit - positive Affektivität ### Symptomatik Die Betroffenen zeigen typischerweise ein gemischtes und wechselndes Bild, beginnend mit einer Art von "Betäubung", einer gewissen Bewusstseinseinengung und eingeschränkten Aufmerksamkeit, einer Unfähigkeit, Reize zu verarbeiten und Desorientiertheit ("unter Schock stehen"). Auch ein Depersonalisations- bzw. Derealisationserleben (Gefühl von Unwirklichkeit bezüglich der eigenen Person bzw. der Umwelt) kommt vor. In der Folge kann es sein, dass die Betroffenen sich weiter aus der Umweltsituation zurückziehen (bis hin zu dissoziativem Stupor - "Totstellreflex") oder aber einen Unruhezustand mit Verzweiflung, Ärger, Schreien und Wut sowie Überaktivität mit Auffassungs- und Konzentrationsstörungen sowie Fehlhandlungen entwickeln (z. B. Fluchtreaktion). Vegetative Zeichen panischer Angst wie Tachykardie, Schwitzen und Erröten kommen häufig vor. Es besteht ein klarer zeitlicher Zusammenhang zu dem belastenden Ereignis: Die Symptome entwickeln sich meist innerhalb von Minuten und gehen oft innerhalb von Stunden zurück, maximal innerhalb von 2-3 Tagen. Die Erinnerung bezüglich der Episode kann eingeschränkt sein oder komplett fehlen (teilweise oder vollständige Amnesie). Wenn die Symptome andauern, sollte eine Änderung der Diagnose in Erwägung gezogen werden. ### Diagnosestellung #### Diagnosekriterien nach ICD-10: - Es muss ein klarer zeitlicher Zusammenhang zwischen einer außergewöhnlichen Belastung (Trauma) und dem Beginn der Symptomatik vorliegen. Die Reaktion entwickelt sich nahezu sofort. - Es tritt ein gemischtes und meist wechselndes Bild auf; nach dem anfänglichen Zustand von "Betäubung" werden Depression, Angst, Ärger, Verzweiflung, Überaktivität und Rückzug beobachtet. - Kein Symptom ist längere Zeit vorherrschend. - Die Symptome sind rasch rückläufig, längstens innerhalb von wenigen Stunden, wenn eine Entfernung aus der belastenden Situation möglich ist. In den Fällen, in denen die Belastung weiter besteht oder in denen sie naturgemäß nicht reversibel ist, klingen die Symptome in der Regel nach 24–48 h ab und sind gewöhnlich nach 3 Tagen nur noch minimal vorhanden. ### Differenzialdiagnosen Die posttraumatische Belastungsstörung entwickelt sich mit einer Latenz von Wochen bis Monaten zu dem auslösenden Ereignis. ### Verlauf der akuten Belastungsreaktion und der posttraumatischen Belastungsstörung (nach: Laux, Möller, Memorix Psychiatrie und Psychotherapie, Thieme, 2011). Die Anpassungsstörung entspricht einer unangepassten Reaktion auf schwere oder kontinuierliche Belastungen ("Life Events") von nicht-katastrophalem Ausmaß (z.B. Trauerfall, Trennungserlebnis, Emigration, Flucht). ### Therapie Entscheidend ist die Akuthilfe, die sofort oder spätestens innerhalb von 24–48 Stunden erfolgen sollte: Der Betroffene wird auf Verletzungen untersucht und erhält das Angebot eines stützenden Gesprächs: Dieses Gespräch soll Sicherheit vermitteln und dient u.a. dazu, das Erlebnis dosiert (!) durchzusprechen. Die aktuelle psychische Befindlichkeit/Symptomatik wird abgeklärt, das soziale Netzwerk sollte ausgemacht und aktiviert werden. ### Prognose Bei den meisten Betroffenen klingen die Symptome folgenlos ab – allerdings kann sich auch eine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln mit chronischen Beschwerden und erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität und des Funktionierens in Alltag, Beruf und sozialen Beziehungen. Möglich ist auch die Entwicklung von Angststörungen, Depressionen oder – allerdings nur nach Extrembelastungen (z.B. Folter) von dauerhaften Persönlichkeitsveränderungen. Als aufrechterhaltender Faktor nach dem Ereignis gilt u.a. das Unterdrücken der Gedanken und der Erinnerung an das Ereignis, das eine psychische Verarbeitung unmöglich macht.

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