Wirtschaftspsychologie Vorlesung 1 2024-10-15 PDF
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Technische Hochschule Rosenheim
2024
Prof. Dr. Stephanie Rascher
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Summary
This is a set of lecture notes on Wirtschaftspsychologie (business psychology) for a class held at Technische Hochschule Rosenheim in 2024, covering topics such as the definition and history of business psychology, the development of human concepts within business psychology and different areas like organisational development and market psychology.
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Einführung in die Wirtschaftspsychologie - Vorlesung 1 - Prof. Dr. Stephanie Rascher Foto: unsplash © Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 1 Modulinhalte 1. Kennenlernen, Kursübersich...
Einführung in die Wirtschaftspsychologie - Vorlesung 1 - Prof. Dr. Stephanie Rascher Foto: unsplash © Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 1 Modulinhalte 1. Kennenlernen, Kursübersicht, Verteilung Quizfragen, Prüfungsform (8.10) 2. Entwicklung, Theorien und Methoden der Wirtschaftspsychologie (15.10) 3. Arbeitsgestaltung und Psychologie sicheren Handelns (22.10) 4. Personalmarketing (5.11) 5. Personalauswahl und Eignungsdiagnostik (12.11) 6. Integration neuer Mitarbeiter und Onboarding (19.11) 7. Personalentwicklung (26.11) 8. Organisationsentwicklung (3.12) 9. Coaching und Beratung (10.12) 10. Markt- und Konsumentenpsychologie (17.12) 11. Finanzpsychologie (7.1) 12. Zukunftsthemen der Wirtschaftspsychologie (14.1) 13. Klausurvorbereitung (21.1) © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 2 Termin 1 Entwicklung, Theorien und Methoden der Wirtschaftspsychologie Foto: unsplash © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 3 Agenda Vorlesung 1 (9.45 – 11.30 Uhr) 1. Definition der Wirtschaftspsychologie 2. Teildisziplinen der Wirtschaftspsychologie und ihre Abgrenzung 3. Die Geschichte der Wirtschaftspsychologie 4. Die Entwicklung des Menschenbilds innerhalb der Wirtschaftspsychologie 5. Zusammenfassung und Diskussion © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 4 Review: Definition Wirtschaftspsychologie Die Wirtschaftspsychologie kann als ein Teil der Psychologie verstanden werden, der sich speziell mit dem Erleben und Verhalten von Menschen im wirtschaftlichen Kontext befasst (vgl. Moser & Soucek, 2015). Zentrale Themenbereiche sind: Arbeit, Organisation und Personal Konsum, Markt und Werbung Geld, Gesellschaft und Entwicklung © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 5 Abgrenzung zur Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre Die Betriebswirtschaftslehre befasst sich mit ökonomischen Prozessen aus der Perspektive einzelner Betriebe (Produktion, strategische Unternehmensführung, Finanzen, Organisation, Marketing oder Personal). Die Volkswirtschaftslehre befasst sich mit dem Verhalten von Wirtschaftssubjekten wie Haushalten und Unternehmen und deren Interaktion auf Märkten (Mikroökonomik) sowie mit der Rolle des Staates in der Wirtschaft, der gesamtwirtschaftlichen Leistung, Konjunktur, Geldpolitik oder Arbeitslosigkeit (Makroökonomik). © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 6 Wirtschaftspsychologie und ihre Struktur © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 7 Brinkmann (2018) Geschichte der Wirtschaftspsychologie Foto: pexels © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 8 Bild: https://pymstatic.com/ Erste Überlegungen zu ökonomischem Verhalten im alten Ägypten und Babylonien Aus: Fichter C. (2018). Wirtschaftspsychologie für Bachelor © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2018. © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 9 Mittelalter Handel blüht auf Im frühen Mittelalter Klöster als Wissenshorte auch für Diskussionen über Handel, Besitz und Reichtum von Bedeutung © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 10 https://www.rwi.uzh.ch/ Neuzeit Wende vom 15. auf das 16. Jahrhundert Die Wirtschaft wird zur Wissenschaft © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 11 Kupferstich aus der Encyclopédie (1765) Adam Smith (1723-1790): Begründer der modernen Ökonomie Maximierung von Gewinn und Nutzen im Vordergrund Psychologische Erklärungen dabei nicht vorgesehen Die Psychologie galt noch nicht als Wissenschaft Unterschiedliche Weltbilder von Ökonomen und Psychologen Erst Ende des 19. Jahrhunderts Widerstand gegen die vereinfachende Ausklammerung der Psychologie aus der Ökonomie © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 12 Wilhelm Wundt: Die Anfänge der Wirtschaftspsychologie Industrialisierung bringt neue Herausforderungen mit sich Arbeiter und ihre Vorgesetzten müssen ausgewählt, ausgebildet, geführt und motiviert werden Die in Massen produzierten Güter sollen angepriesen, verkauft und ausgeliefert werden An der Schnittstelle von Philosophie und Medizin entsteht die wissenschaftliche Psychologie Gründung des ersten psychologischen Labors 1979 durch Wilhelm Wundt in Leipzig legt Grundstein für die Psychologie als empirische Wissenschaft © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 13 Die Wirtschaftspsychologie wird begründet Ende des 19. Jhdt. Werden Probleme der beschleunigten wirtschaftlichen Entwicklung größer (Überlastung, Krankheiten, Entfremdung, unbekannte Märkte) Modell der Wirtschaft kann hierauf keine Antworten liefern Hugo Münsterberg stellt Psychologie zu Beginn des 20. Jhdts. in den Dienst der Anwendung Seine Veröffentlichung „Psychologie und Wirtschaftsleben“ (1912) gilt als Geburtsstunde der Wirtschaftspsychologie Münsterberg machte psychologisches Wissen für betriebliche Fragestellungen nutzbar und etabliert die sog. Psychotechnik. © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 14 Die Wirtschaftspsychologie bewährt sich im 1. Weltkrieg Walter Dill Scott (1869-1955) Psychologisches Auswahlverfahren für Rekruten wird von Walter Dill Scott ab 1917 eingesetzt Erste Eignungstests für Straßenbahnfahrer, Telefonistinnen und Offizieren durch Hugo Münsterberg Das sog. „Rundgespräch“ (Teilnehmer schätzen sich hinsichtlich ihres späteren Erfolgs ein) als Vorläufer des heutigen AC © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 15 Der Taylorismus Geht zurück auf Frederick Winslow Taylor Principles of Scientific Management (1911) Ziel: Produktionssteigerung Umsetzung: Aufteilung der Arbeitsschritte in kleinste Arbeits- einheiten, so dass diese von den Arbeitern in starrer Abfolge möglichst schnell erledigt werden konnten Folge: Effizienz, Monotonie, Leistungsdruck, Entfremdung © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 16 Modern Times https://www.youtube.com/watch?v=6n9ESFJTnHs © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 17 Was motiviert Sie…? Stellen Sie sich vor, Sie bewerben sich auf eine Arbeitsstelle /einen Praktikumsplatz / einen Nebenjob? Welche Kriterien müssen für Sie persönlich erfüllt sein, damit Sie gerne zur Arbeit gehen und Ihre Tätigkeit mit Freude ausüben? © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 18 Die Hawthorne-Studien: Beginn der Human-Relations-Bewegung Studien von Mayo, Roethlisberger und Dickson (1924-1932) in den Hawthorne- Werken der Western Electric Company bei Chicago Ursprüngliches Ziel: Steigerung der Arbeitsleistung Beleuchtung wurde in einer Fabrikhalle verstärkt Anstieg der Arbeitsleistung Nach Zurückstellung auf ursprüngliche Beleuchtung Arbeitsleistung blieb erhalten, sogar bei zunehmender Verdunkelung Weitere Interviews zur Motivation, Zufriedenheit und Sinnempfinden der Angestellten Zentrales Ergebnis: Mitarbeiter steigern Leistung dann, wenn sie in ihrer Arbeit Sinn sehen, dafür Anerkennung erhalten und zu ihren Kollegen und Vorgesetzten gute Beziehungen haben. © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 19 Die Hawthorne-Studie https://www.youtube.com/watch?v=W7RHjwmVGhs © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 20 Wirtschaftspsychologie im 20. Jahrhundert Ab 1930 unsteter Verlauf der Wirtschaftspsychologie (2. Weltkrieg) Zahlreiche, bekannte Psychologen mussten aus Europa emigrieren „Rassen“- und „Charakter-Psychologie“ wurde von der Wehrmacht nachgefragt Als Folge ihrer fehlenden Etablierung blieb die Wirtschaftspsychologie zunächst ein Spezialgebiet © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 21 Impulsgeber Kurt Lewin Vater der „Feldtheorie“ Studien über Gruppenentscheidungen und Führungsstile (Lewin et al., 1939) 3-Phasen-Modell zu Veränderungsprozessen in Unternehmen (unfreeze, change, freeze) (Lewin, 1947) © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 22 Wirtschaftspsychologie nach dem 2. Weltkrieg Zähe Weiterentwicklung der Wirtschaftspsychologie Kollektives Kriegstrauma Infragestellen des ökonomischen Weltbildes war nicht gewünscht Ökonomen und Psychologen sprachen unterschiedliche Sprachen Im wirtschaftlichen Aufschwung bestand wenig Bedarf an psychologischen Erklärungen für wirtschaftliche Fragen Die in den 1960‘er Jahren aufkommende „Wirtschaftsfeindlichkeit“ hemmte die Entfaltung der Wirtschaftspsychologie © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 23 Wirtschaftspsychologie in den 80er Jahren In den 1980er Jahren nimmt das Interesse an psychologischen Erklärungen für wirtschaftliches Verhalten wieder zu Arbeitswelt wird zunehmend als hektisch und fordernd erlebt Differenzierung von Konsumgüter wird wichtiger Unerklärliche Phänomene an den Finanzmärkten Grenzen des Wirtschaftswachstums (Club of Rome, 1972) Streben nach Lebensqualität rückt in den Vordergrund Die wirtschaftspsychologische Forschung nimmt Fahrt auf und zahlreiche Lehrstühle werden geschaffen © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 24 Der Nobelpreis für Ökonomie 2002 2002 erhält der Psychologe Daniel Kahneman den Nobelpreis für Ökonomie Forschung zusammen mit Amos Tversky (gest. 1996) zu Urteilsheuristiken unter Unsicherheit Entwicklung der „Prospect Theory“ Für die meisten Menschen stellt nicht der Gewinn, sondern das Vermeiden von Verlusten die entscheidende Motivation dar Mit Hilfe der Prospect-Theorie können viele Verhaltensanomalien beispielsweise in den Finanzmärkten erklärt werden © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 25 Bsp. Urteilsheuristik © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 26 Lösung des Linda-Experiments in Anlehnung an Kahneman (2012) © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 27 Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften 2023 2023 wird die US-Ökonomin Claudia Goldin mit dem Nobelpreis für ihre Forschung zur Rolle von Frauen auf dem Arbeitsmarkt ausgezeichnet © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 28 Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften 2024 2024 erhalten die US-Ökonomen Daron Acemoglu, Simon Johnson und James Robinson den Wirtschaftsnobelpreis. In ihren Studien haben sie gezeigt, welche Rolle Institutionen für den Wohlstand von Ländern spielen. Gesellschaften mit einer schwacher Rechtsstaatlichkeit und schwachen Institutionen wachsen demnach langsamer. © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 29 Spiegel online, 14.10.2024 Zeitliche Einordnung der Menschenbilder Kauffeld (2019). © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 30 Menschenbilder und ihre Auswirkungen Kauffeld, S. (2019). © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 31 Blended Learning – Ihre Prüfungsvorbereitung Um die Vorlesungsreihe möglichst interaktiv zu gestalten und Sie gleichzeitig auf die Klausur vorzubereiten, wiederholen wir zu Beginn jeder Vorlesung den Stoff des letzten Termins im Rahmen eines Quizzes (Kahoot) Bilden Sie dazu Kleingruppen à 8 Personen Anregungen dazu finden Sie in der empfohlenen Literatur Dauer: ca. 5 – 10 Minuten Bitte lassen Sie mir Ihr fertig erstelltes Quiz mit den jeweiligen Lösungen bis spätestens Freitag der jeweiligen Vorwoche per mail ([email protected]) zukommen © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 32 Modulinhalte 1. Kennenlernen, Kursübersicht, Verteilung Quizfragen, Prüfungsform (8.10) 2. Entwicklung, Theorien und Methoden der Wirtschaftspsychologie (15.10) 3. Arbeitsgestaltung und Psychologie sicheren Handelns (22.10) 4. Personalmarketing (5.11) 5. Personalauswahl und Eignungsdiagnostik (12.11) 6. Integration neuer Mitarbeiter und Onboarding (19.11) 7. Personalentwicklung (26.11) 8. Organisationsentwicklung (3.12) 9. Coaching und Beratung (10.12) 10. Markt- und Konsumentenpsychologie (17.12) 11. Finanzpsychologie (7.1) 12. Zukunftsthemen der Wirtschaftspsychologie (14.1) 13. Klausurvorbereitung (21.1) © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 33 Teste Dich – Übungsfragen zu Termin 1 © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 34 Feedback Was ich von heute mitnehme… Was wir beibehalten sollten… Was ich noch brauche… © Technische Hochschule Rosenheim, 14. Oktober 2024, Seite 35