Soziologie und Soziales Handeln - Individuum PDF
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This document provides an overview of sociology and social action, including the concepts of social action and various types of actions. It details Max Weber's theories on social action, such as instrumental-rational, value-rational, and affective actions. It discusses how these actions relate to social structures, individual motivations, and the broader sociological context.
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**Soziologie** - Menschen sind soziale Wesen - auf Beziehungen und Interaktionen mit anderen Menschen, - mit der Natur und mit sich selbst ausgerichtet - Wie tief und weit diese Sozialität reicht, nehmen wir in unserer Alltagswirklichkeit kaum wahr -- so natürlich wirkt sie f...
**Soziologie** - Menschen sind soziale Wesen - auf Beziehungen und Interaktionen mit anderen Menschen, - mit der Natur und mit sich selbst ausgerichtet - Wie tief und weit diese Sozialität reicht, nehmen wir in unserer Alltagswirklichkeit kaum wahr -- so natürlich wirkt sie für uns - Vgl. Pries 2019: Ein soziologischer Blick kann aus drei Richtungen erfolgen: - von Einzelnen (Individual -- Mikroperspektive) - von der Gesamtgesellschaft (Gesellschafts-/Makroperspektive) - von kleinen Beziehungsgeflechten (Verfelchtungs -- Mesoperspektive) - Soziologie ist also eine Wissenschaft, die versucht einen Schritt zurückzutreten und die uns umgebende Welt als das zu untersuchen, was sie eigentlich für uns ist: Eine unüberschaubare Ansammlung sozialer Praktiken und kultureller Phänomene - die uns formen und beeinflussen - ob wir das wollen oder nicht - Soziologie ist also eine [Sozialwissenschaft] - Ihre Wissenschaftsgeschichte kann man bis ins frühe 19. Jahrhundert zurückverfolgen - Entwickelte sich u.a. aus Philosophie und der neu aufkommenden Psychologie - Für ihre ersten Wissenschaftler\*innen war sie eine Wissenschaft des Umbruchs - einer [neuen Zeit] (Aufklärung/Positivismus) - dem Wunsch folgend, philosophische Denkrichtungen mit Erkenntnissen der neuen, [wissenschaftlichen Methode] zu überprüfen - Zum Teil verschwimmen die wissenschaftlichen Grenzen zu: - Pädagogik - Sozialer Arbeit - Kulturwissenschaften - Psychologie - Gesundheitswissenschaften - Gerontologie - Kommunikationswissenschaften - U.a. - Wann ist etwas eine soziale Fragestellung? - Wenn man bereit ist, soziale Strukturen und Praktiken systematisch verstehen und/oder erforschen zu wollen **Soziologie -- Übertrag Soziale Arbeit** - Sozialarbeiter\*innen arbeiten mit Menschen aus verschiedenen sozialen Gruppen und Hintergründen zusammen - Durch Verständnis sozialer Strukturen können sie besser darauf eingehen und helfen - Verständnis der Konstruktion von Identität kann helfen, kulturelle Sensibilität zu entwickeln und Bedürfnisse verschiedener Bevölkerungs- und Altersgruppen besser zu verstehen - Arbeit in problematischen Familienkontexten: Verständnis von Veränderungen in Familienstrukturen und -dynamiken, um besser unterstützen zu können **Soziales Handeln: Individuum** - Max Weber (1864-1920), Begründer der sog. *verstehenden Soziologie* - Verhalten → Handeln → Soziales Handeln - [Soziales Handeln]: Verhalten + Sinn + Bezug auf andere - [Verhalten] sind für Weber Reaktionen auf interne oder externe Reize - kann bewusst oder unbewusst sein und muss nicht unbedingt mit einem bestimmten Ziel verbunden sein - Beispiel: Ich nehme wahr: „Mir ist kalt" und greife deshalb, ohne bewussten Gedanken, zum Pullover neben mir. - [Handeln]: - bewusstes und zielgerichtetes Verhalten, das auf die Erreichung eines bestimmten Ziels oder einer bestimmten Absicht abzielt - in der Regel von individuellen Überlegungen, Motivationen und Entscheidungen geprägt - Beispiel: Ich nehme wahr: „Mir ist kalt" und entscheide mich deshalb, mir einen Pullover aus dem Schrank zu holen. - [Soziales Handeln:] - geht über individuelles Handeln hinaus - bezieht sich auf Handlungen, die in einem sozialen Kontext stattfinden und durch soziale Beziehungen und Normen geprägt sind - wird oft von gesellschaftlichen Erwartungen, Werten und Normen beeinflusst und kann das Verhalten anderer Menschen beeinflussen - Beispiel: Ich nehme wahr: „Mir ist kalt" und entscheide mich deshalb, mit der weiteren Person am Tisch eine Diskussion über die wahrgenommene und tatsächliche Raumtemperatur zu beginnen- vielleicht hole ich mir später noch einen Pullover, erstmal möchte ich aber diskutieren, weil die andere Person wohl schon wieder die Heizung ausgeschaltet hat... - [Sinnhaftes Handeln -- Subjektiver Sinn:] - Sinnhaftes Handeln heißt: - man denkt sich etwas Nachvollziehbares beim Handeln - man verbindet mit eigenem Handeln Gedanken, Motive, Absichten usw., die einem bewusst sind - ist immer subjektiv - man gibt einem Handeln also einen Sinn, der subjektiv ist - [Soziales Handeln nach Weber -- Zusammenfassung:] - Soziales Handeln: Verhalten + Sinn + Bezug zu anderen - Handeln folgt subjektivem Sinn - [Handlungstypen nach Max Weber]: - [Zweckrationales Handeln:] - Handeln nach rationaler Abwägung von Zweck, Mitteln (Ressourcenaufwand z.B.), Folgen und Konsequenzen - Handeln findet dann nur nach positiver Kosten-/Nutzenabwägung statt - [Wertrationales Handeln]: - Irrationales Handeln nach eigenen Überzeugungen - Selbst wenn dadurch negative Folgen entstehen können - [Affektuelles Handeln]: - Irrationales Handeln nach eigenen Bedürfnissen/Emotionen, ohne Folgen zu berücksichtigen - Reine Bedürfnisbefriedigung - [Traditionales Handeln:] - Irrationales Handeln nach eingeübten Mustern - Irrational und fast *ohne einen Gedanken an die Handlung zu verschwenden* - z.B. Zähne putzen - [Webers Theorie Sozialen Handelns -- Zusammenfassung]: - Soziales Handeln: Verhalten + Sinn + Bezug auf andere - Handeln (generell) folgt subjektivem Sinn - Zweckrationales Handeln - Wertrationales Handeln - Affektuelles Handeln - Traditionales Handeln - Weber misst (zweck-)rationalem Handeln den höchsten Wert bei - Für ihn die *beste* Form des Handelns - Sein Menschenbild ist in einer Zeit geprägt, in der z.B. Kolonialismus und Rassentheorie für die Allgemeinheit akzeptabel waren - Diesem Bild nach entwickelten sich Menschen in Stufen hin zur Rationalität (was in Europa schon viel früher passiert sei als in Teilen der Welt) - [Grenzen des Individuellen Handelns -- Kritik an Weber und anderen Theorien rationalen Handelns:] - [Rationales Handeln -- Eine Utopie:] - Rationales Handeln ist nicht die Regel - Wir sind geprägt von unserer Umwelt, gebiased und sozialisiert in einer bestimmten Gesellschaft - Unser Handeln folgt deshalb eher Werten und Normen als *Vernunft* - In vielen Fällen treffen wir Entscheidungen aus unseren Bedürfnissen heraus und verargumentieren sie im Nachhinein als *vernünftig* - Webers Theorie, vor allem seine Grundannahme des Menschen als Wesen, das vernunftgeleitet handelt, wird deshalb stark kritisiert - Seine Theorie führte aber trotzdem zu einer soziologischen Schule, die sich „Rational Choice" nennt - Rational Choice wird u.a. in Wirtschaftswissenschaften verwendet - Konstruktion des *Homo oeconomicus* - Menschenbild, nach welchem wir gewinnmaximierend und *vernünftig* nach Macht/Geld/Status streben - wird sogar in Naturzustand erhoben - Menschliches Handeln sei von Natur aus egoistisch und gewinnmaximierend - Rational Choice und Homo oeconomicus wiederrum von anderen soziologischen Schulen, aber auch Kulturwissenschaften, Psychologie, Biologie u.a. kritisiert: - Menschen haben größten Teil der Geschichte in kollektiven, ganz oder annähernd herrschaftslosen, komplex strukturierten Gesellschaften gelebt, die auf Kollektiveigentum, Teilen und Kooperation basieren - *Menschliche Natur* sei deshalb vielmehr, sozial zu sein: Kooperation, Solidarität, Ressourcen teilen - *Evolutionärer Vorteil* des Menschen sei sein komplexes Sozialverhalten, durch das er sich an die Umweltbedingungen anpassen kann - Macht, Status, Egoismus, also eigenen Vorteil vor den Gruppenwohl zu setzen, wäre *evolutionärer Nachteil* gewesen - [Individualismus & Soziales Handeln -- Wie verbinden wir jetzt alles?] - [Individuelles soziales Handeln:] - Individuelle Handlungen werden sowohl von persönlichen Motivationen als auch von sozialen Einflüssen geprägt - Personen agieren nicht isoliert und allein, sondern in sozialen Kontexten, die ihre Entscheidungen und Verhaltensweisen beeinflussen - So entsteht eine Verbindung zwischen Individualismus und sozialem Handeln - Individuelles soziales Handeln - [Fazit:] - Wenn wir uns im Alltag oder Beruf fragen: „Warum handelt die Person so?" Sollten wir bedenken, dass sie das nicht einfach aus sich heraus tut. - Wir sind alle Spiegelbilder unserer sozialen Umwelt, unserer Werte usw. - Unsere Handlungen sind meist auf dieses Umfeld bezogen: - Wir handeln so, dass wir auffallen oder angepasst erscheinen, um zu helfen oder soziale Vorteile zu erlangen. - Wie wir handeln kann uns wie eine rationale Entscheidung vorkommen, aber ob sie das wirklich ist können wir kaum einschätzen, da wir viel zu tief in unserer sozialen Umwelt stecken, die uns immerwährend prägt.