Systemische Therapie PDF
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Summary
Dieses Dokument beschreibt systemische Therapie, ihre Grundlagen in Kybernetik und Systemtheorie, sowie verschiedene Konzepte wie Konstruktivismus. Es betont den Fokus auf sozialen Kontexten psychischer Störungen und die Interaktion zwischen Systemmitgliedern.
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6.2 Systemische URSPRUNG - Systemische Therapie hat Ursprung in Kybernetik und Systemtheorie - Kybernetik: Wissenschaft der Steuerung + Regelung von Maschinen und deren Analogie zur Handlungsweise von lebenden Organismen (aufgrund Rückkoppelung durch Sinnesorgane) und sozialen Organis...
6.2 Systemische URSPRUNG - Systemische Therapie hat Ursprung in Kybernetik und Systemtheorie - Kybernetik: Wissenschaft der Steuerung + Regelung von Maschinen und deren Analogie zur Handlungsweise von lebenden Organismen (aufgrund Rückkoppelung durch Sinnesorgane) und sozialen Organisationen (aufgrund Rückkopplung durch Kommunikation und Beobachtung). - (Bsp.: Thermostat: Ist- + Soll-Wert, wenn Temperatur abweicht à Wärmezufuhr um Soll-Wert zu erreichen) KONSTRUKTIVISMUS - „Die Landkarte ist nicht die Landschaft, aber wenn die Landkarte der Struktur der Landschaft ähnlich ist, ist sie brauchbar“ - Bsp.: Klassifikationssystem: bildet nicht reale Komplexität des Menschen ab - Wirklichkeit 1.Ordnung: Alle Tatsachen, die sich in Beobachtung oder experimentell „objektiv“ feststellen lassen, d.h. wenn die Wiederholung derselben Untersuchung dasselbe Resultat ergibt. - Wirklichkeit 2. Ordnung: Jener Aspekt der Realität, in dessen Rahmen den „Tatsachen“ der Wirklichkeit erster Ordnung Sinn, Bedeutung und Wert zugeschrieben werden KONSTRUKTIVISMUS - Kybernetik 1.Ordnung: Systeme (z.B. Familien) werden als ein von Regeln gesteuertes System verstanden, Psychotherapeut:innen versuchen dieses System gezielt zu beeinflussen - Kybernetik 2.Ordnung: orientiert an Konzepten der Selbststeuerung, Selbstorganisation, struktureller Autonomie von Lebewesen wird auf normative Vorstellungen über Systeme und Gesundheit verzichtet; Psychotherapeut:innen versuchen das Klientensystem irgendwie zu verstören (ändern) SYSTEMISCHE THERAPIE - Def.: - ein „psychotherapeutisches Verfahren - Fokus liegt auf sozialen Kontext psychischer Störungen - Dabei werden zusätzlich zu einem oder mehreren Patienten („Indexpatienten“) weitere Mitglieder des für die Patientin oder den Patienten bedeutsamen sozialen Systems einbezogen - Die Therapie fokussiert auf Interaktion zwischen Mitgliedern der Familie oder des Systems und deren weiterer sozialer Umwelt“ - betrachtet werden Wechselwirkungen zwischen intrapsychischen (Bsp.: Angst), biologisch-somatischen (Bsp.: Herzrasen) und interpersonellen Prozessen (Bsp.: Panikatacken von Indexpatienten) von Individuen und Gruppen als wesentliche Aspekte von Systemen SYSTEM - Def.: Satz von Elementen und Objekten zusammen mit den Beziehungen zwischen diesen Objekten und deren Merkmalen - Lebende Systeme haben eine Eigendynamik und sind nur begrenzt von außen beeinflussbar -> Autopoesis - Bsp.: für Systeme: Familie, Therapuet-Familie, Schule - Bsp.: Subsysteme: Eltern, Geschwister CHARAKTERISTIKA (EIGENSCHAFTEN VON SYSTEMEN) - Holismus -> nicht möglich eine Sequenz außerhalb des Kontextes zu verstehen. Wichtig Familienstrukturen + Familienprozesse miteinzubeziehen - Zirkuläre Kausalität -> Das Verhalten eines Interaktionspartners ist wechselseitig abhängig vom V. des anderen Interaktionspartners - Feedbackprozesse - Homeostasis (Familien wollen oft Gleichgewicht halten) - Grenzen - Zielorientierung (Bsp.: Kinder erziehen, dass sie gesunde Persönlichkeit entwickeln) - Regeln: explizit (ab 20 Uhr kein Handy) und implizit (hier nicht über Gefühle reden (Regel nicht ausgesprochen) 37 FEEDBACKPROZESSE HOMEOSTASIE 5 Axiome die dazu dienen Homeostasis zu erhalten: - 1. Man kann nicht nicht kommunizieren - 2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt - 3. Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung - 4. Menschliche Kommunikation bedient sich analoger (nonverbal) und digitaler (sprachlich) Modalitäten - 5. Kommunikation ist symmetrisch (unterschiede werden verringert) oder komplementär (Unterschiede) FAMILIENGRENZEN - „gesunde“ Familien haben klare Grenzen der Subsysteme - Verstrickte Familie : fehlend und schwache Grenzziehung (bspw. oppositionelles Verhalten à wenig Konsequenzen) - Isolierte Familien : übermäßig starre Grenzen, nur wenig Nähe und Bindung (bspw. nichts nach außen tragen, geheim halten von Gewalt) Funktional bei Geburt: starre Grenzen, eingeschränkte Flexibilität à zusammenwachsen der Familie, äußere Einflüsse = reduzieren Funktional bei Adoleszenz: Grenzen aufweichen, Konflikte mit Erwachsenen eingehen können SYSTEMISCHE THERAPIE - Ist anerkannt: - Vom Wissenschaftlichen Beirat für Psychotherapie (WBP, 2009) - GBA Sozialrechtlich anerkannt als viertes Richtlinienverfahren (Juli, 2020) BEISIPELE FÜR SETTINGS - Einzelsetting - Paarsetting - Familiensetting (auch mit Subsystemen) - Gruppensetting - Multifamiliensetting - Institutionelles Setting - … 38 THERAPEUT*IN Sicht des Therapeuten auf sich Selbst - 1. Nicht-Wissen (ich weiß nichts über Familie) - 2. Verstehen wollen, statt Werkzeuge zu ergreifen (nicht: „du musst … machen“) - 3. Gekonnt fragen - 4. Sicherheit herstellen (Möglichkeit der Öffnung) Grundhaltung - 1. Neugier - 2. Hypothesen geleitete Fragen (Sind aber nur Hypothesen) - 3. Zirkularität (Alle Anwesenden einbeziehen) - 4. Ressourcenorientierung - 5. Neutralität/Allparteilichkeit (mit Klärung der Verantwortung (à Familie Beleidigt Kindà Therapeut*in setzt grenzen)) TRANSGENERATIONAL MUSTER („HYPOTHESEN“) - 1. Koalition und Verstrickung (2 Personen gegen 1 Pers. In System) - 2. Konfliktumleitung (Kind mit Stress gibt Ärger an Bruder weiter) - 3. Triangulation (dritte Person zur Stabilisierung (regulierender Effekt)) - 4. Pariental Alienation Syndrome (= entfremdungs Syndrom) (1. Bezugsperson redet andere schlecht und bindet Kind an sich) - 5. Delegation (Auftrag an nächste Generation, bspw. Kinder sollen Praxis übernehmen) - 6. Parentifizierung (Kinder übernehmen Aufgabe die nicht Entwicklungsprozess entsprechen (bspw. Eltern Pflege) ERSTGESPRÄCH - 1. Beziehungsaufbau und Interaktion - 2. Problem- und Ressourcenexploration - 3. Auftrags und Zielklärung - 4. Genogrammerhebung - 5. Therapieziele - 6. Schlussintervention THEORIEN/ANSÄTZE FAMILIENTHERAPIE - 1. Bowen Familiensystemtheorie - 2. Mental Research Institute (MRI) Kurztherapie - 3. Strukturelle Familientherapie - 4. Strategische Familientherapie - 5. Systemische Familientherapie- Mailänder Modell - 6. Lösungs- und Ressourcenorientierter Ansatz - 7. Kontextuelle Therapie (mehrere Generationen) - 8. Narrative Ansätze - 9. Psychoedukation - 10. Psychodynamische und KVT angelehnte Ansätze BASISINTERVETIONENTHEORIEN/ANSÄTZE FAMILIENTHERAPIE - 1. Ressourcenaktivierung - 2. Genogrammarbeit - 3. Systemisches Fragen - 4. Skulptur und Aufstellung - 5. Psychoedukation - 6. Hausaufgabe, „intersession tasks“ - 7. Zeitlinienarbeit - 8. Arbeit mit Ritualen - 9. Reflektieren und Metakommunizieren - 10. Arbeit mit inneren Anteilen - 11. Mentalisieren und Spiegeln - 12. Externalisierung von Problemen 39 GENOGRAMMARBEIT - = grafische Darstellung von Beziehungen und Strukturen innerhalb einer Familie - Bsp.: Fehlgeburt bei Eltern à Verlustängste spielen immer noch große Rolle à trauen sich nicht nein zu sagen SYSTEMISCHE FRAGEN - Zirkuläre Fragen: Was würde deine beste Freundin dazu sagen? - Hypothetische Frage: Was wäre wenn...? - Wunderfrage (Was wäre anders, wenn Fee alle Symptome wegzaubert) - Paradoxe Frage: Was könntest du tun, um noch aufgeregter beim Referat zu sein? - Lösungsorientierte Fragen: Was muss passieren, dass du dich beim Referat halten sicherer fühlst? - Skalierungsfragen: Auf einer Skala von 1-10... SKULPTURARBEIT UND AUFSTELLUNGEN - Skizziert Grenzen - Wer ist nah miteinander? - Was sind wunschzustände? INTERSESSION TASKS - Beispiel Erbsenübung: - 10 Erbsen in rechte Hosentasche und immer wenn etwas angenehmes/schönes passiert, Erbse in Linke Hosentasche - à Welche Erfahrung hast du gemacht? ZEITLINIENARBEIT RITUALE Beispiele - Wiedergutmachungsrituale - Trauerrituale/Abschiedsrituale - Ablösungsrituale (z.B. „Zahnfee“) - Zubett-Geh-Ritual 40 METAKOMMUNIKATION - Beispiel: Reflecting Team, 2 Psychotherapeut*innen lassen Familie an Gesprächen teilhaben - “Wir haben Angewohnheit im Laufe eines Gespräches über das Gehörte miteinander laut nachzudenken, so dass sie uns dabei zuhören können. So wissen Sie was wir bisher gehört und verstanden haben und welche weiteren Ideen und Fragen uns gekommen sind. Üblicherweise werden wir Sie zweimal im Gespräch fragen, ob Sie damit einverstanden sind“ ARBEIT MIT INNEREN ANTEILEN MENATLISIERUNG UND SPIEGELN - Wieviel von dem was wir heute besprochen haben ist eher schwierig und wieviel war leichter zu erzählen? - „Jetzt merke ich gerade du schweigst, war es gerade zuviel , bist du mit den Gedanken schon bei den Hausaufgaben die anstehen oder ist es etwas anderes? EXTERNALISIERUNG - Depression = der schwarze Hund - „Wutmonster“ benennen 41