Einführung in die Schulpädagogik. Theorien und Konzepte | PDF

Summary

Diese Zusammenfassung behandelt Theorien und Konzepte der schulischen Erziehung, einschließlich Klassenführung und Konfliktbewältigung. Sie bietet Einsichten in Erziehung und Lehrerbildung, wichtige Begriffe, die Unterscheidung zwischen Verhalten und Handeln sowie Werterziehung. Außerdem werden die Ziele und Merkmale des Classroom Managements sowie die Konzepte schulischer Konfliktbewältigung vorgestellt.

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Einführung: Theorien der schul. Erziehung, Klassenführung & Konfliktbewältigung 1. Einführung Warum Erziehung in der Schule? Begründung durch die KMK-Standards für Lehrerbildung (2004) Erziehungsaufgabe ist untrennbar mit Unterricht und Schulleben verknüpft. Zusammenarbeit mit Eltern ist...

Einführung: Theorien der schul. Erziehung, Klassenführung & Konfliktbewältigung 1. Einführung Warum Erziehung in der Schule? Begründung durch die KMK-Standards für Lehrerbildung (2004) Erziehungsaufgabe ist untrennbar mit Unterricht und Schulleben verknüpft. Zusammenarbeit mit Eltern ist entscheidend für den Erfolg schulischer Erziehung. Lehrkräfte müssen Bildungstheorien kennen, reflektieren und kritisch hinterfragen. ➡ Lehrer sind nicht nur Wissensvermittler, sondern auch Erzieher! Begründung durch das Thüringer Schulgesetz (§2, Mai 2024) Schule vermittelt Werte und Erziehungsziele auf Basis des Grundgesetzes und der Landesverfassung. Erziehungsziele der Schule: ❖ Achtung vor dem menschlichen Leben ❖ Verantwortung für Gemeinschaft & Umwelt ❖ Gewaltfreies Zusammenleben & demokratische Mitgestaltung ❖ Förderung von Medienkompetenz, Wissenschaftsinteresse & kultureller Offenheit ❖ Gleichberechtigung & Akzeptanz verschiedener Lebensweisen ➡ Schulen erziehen nicht nur kognitiv, sondern auch moralisch & sozial! Drei aktuelle Herausforderungen für schulische Erziehung 1. Hohe Kriminalitätsraten unter Jugendlichen → Schulen sollen Werte wie Respekt & Verantwortungsbewusstsein fördern. 2. Störungsfreier Unterricht als Basis für erfolgreiches Lernen → Classroom Management wird immer wichtiger. 3. Gewalt- und Diskriminierungsprobleme an Schulen → Lehrkräfte müssen Strategien zur Konfliktbewältigung beherrschen. ➡ Frage: Sind diese Probleme ein Ausdruck eines Erziehungsdefizits? Wichtige Begriffe & Konzepte auf einen Blick Begriff Bedeutung Erziehungsauftrag der Schule Schulen vermitteln nicht nur Wissen, sondern auch Werte & soziale Kompetenzen. KMK-Standards (2004) Lehrer*innen sollen Erziehung aktiv gestalten & reflektieren. Thüringer Schulgesetz (§2, 2024) Erziehung in der Schule basiert auf demokratischen & sozialen Werten. Herausforderungen der schulischen Kriminalität, Störungen im Unterricht, Gewalt & Diskriminierung. Erziehung Classroom Management Strategien zur Klassenführung und Vermeidung von Störungen. Konfliktbewältigung Methoden zur Deeskalation und friedlichen Konfliktlösung in der Schule. Tipps für die Klausur Verstehe, warum Erziehung ein zentraler Bestandteil des Lehrerberufs ist. Merke dir die Hauptargumente aus KMK-Standards & Thüringer Schulgesetz. Kenne die drei Herausforderungen der schulischen Erziehung. Lerne die drei Leitfragen der Vorlesung (Erziehung, Klassenführung, Konfliktbewältigung). Sei in der Lage, zu erklären, warum ein störungsfreier Unterricht wichtig ist. 2. Erziehungstheoretische Begrifflichkeiten Definition von Erziehung Brezinka (1990, S. 79) „Als Erziehung werden jene sozialen Handlungen bezeichnet, durch die versucht wird, das psychische Dispositionsgefüge anderer Menschen in irgendeiner Hinsicht dauerhaft zu verbessern oder (hinsichtlich jener Bestandteile, die als wertvoll angesehen werden, aber gefährdet sind) zu erhalten.“ Wichtige Begriffe: Soziale Handlung → Erziehung ist immer ein sozialer Akt (kein isolierter Vorgang) Dauerhafte Verbesserung → Ziel ist nicht nur kurzfristige Verhaltensänderung, sondern langfristige Entwicklung Erhaltung wertvoller Bestandteile → Manchmal geht es darum, bereits bestehende Werte oder Fähigkeiten zu bewahren Klassische Definitionsmerkmale Jede Definition muss zwei Bestandteile haben: Genus proximum (nächsthöhere Gattung) → Erziehung ist eine soziale Handlung Differentia specifica (spezifischer Unterschied) → Ziel ist die dauerhafte Veränderung oder Erhaltung psychischer Dispositionen Problem: Es ist schwer, Erziehung klar von anderen Handlungen (z. B. Manipulation, Belehrung) abzugrenzen. Grundlegende Begriffe: Verhalten vs. Handlung Verhalten Handlung Eher unbewusst Bewusst und geplant ➡ Erziehung zielt auf die Reflex auf Reize Entscheidung erforderlich Förderung bewusster Handlungen, Automatismen (z. B. Atmen) Zielgerichtetes Tun (z. B. Fahrrad fahren) nicht nur auf Verhaltenssteuerung. Mensch als Naturwesen Mensch als Vernunftwesen Beispiel: Ein Schüler soll pünktlich erscheinen. (Verhalten) Ein Schüler soll verstehen, warum Pünktlichkeit wichtig ist. (Handlung, Werthaltung) Werte und Normen Definition von Werten: Werte sind Vorstellungen, die unsere Wahrnehmung der Welt strukturieren. Sie geben Dingen eine Bedeutung (z. B. Freiheit, Ehrlichkeit). Werte sind subjektiv, aber oft gesellschaftlich geteilt. Zentrale Unterscheidung: Moralische Werte Außermoralische Werte ➡ Moralische Werte sind handlungsleitend, Haben moralische Qualität Sind subjektiv wünschenswert während außermoralische Werte persönliche Beispiel: Ehrlichkeit, Gerechtigkeit Beispiel: Schönheit, Wohlstand Präferenzen widerspiegeln. Definition von Normen: Normen sind Verhaltensregeln, die Werte in Handlungsanweisungen übersetzen. Sie werden mit „Du sollst…“ formuliert. Beispiele für den Zusammenhang von Wert & Norm: ➡ Werte werden anerkannt, Wert: Ehrlichkeit → Norm: „Du sollst nicht lügen.“ Normen müssen befolgt werden! Wert: Sauberkeit → Norm: „Du sollst dein Zimmer aufräumen.“ Das Dilemma der Werte (Konflikt zwischen Werten) Beispiel: Eine Schülerin sieht auf dem Weg zur Schule eine alte Dame, die gestürzt ist. Sie kann helfen (Wert: Nächstenliebe) oder pünktlich zur Klassenarbeit erscheinen (Wert: Pflichtbewusstsein). Kollision zweier Werte: Welche Entscheidung ist „richtig“? ➡ Erziehung bedeutet oft, jungen Menschen zu helfen, Wertkonflikte selbstständig zu lösen. Werterziehung vs. Werteerziehung Unterschied: Werteerziehung → Erziehung zu bestimmten Werten (z. B. Ehrlichkeit, Toleranz) Werterziehung → Erziehung zur Fähigkeit, Werte zu reflektieren und zu bewerten ➡ Moderne Erziehung betont zunehmend Werterziehung, um kritisches Denken und moralische Urteilsfähigkeit zu fördern. Zusammenfassung – Wichtige Lernpunkte: Erziehung ist eine soziale Handlung mit dem Ziel der nachhaltigen Veränderung oder Erhaltung psychischer Dispositionen (Brezinka). Verhalten = unbewusst, Handlung = bewusst und geplant → Erziehung zielt auf Handlungen ab. Werte sind Grundüberzeugungen (moralisch oder außermoralisch), Normen leiten Handlungen aus Werten ab. Wertkonflikte sind zentrale Herausforderungen in der Erziehung (z. B. Pflichtbewusstsein vs. Mitgefühl). Werterziehung (Bewertung von Werten) ist von Werteerziehung (Vermittlung bestimmter Werte) zu unterscheiden. 3. Positionen schulischer (Wert-)Erziehung Einführung in die schulische Wert(erziehung) Werteerziehung: Erziehung zu bestimmten Werten (z. B. Pünktlichkeit, Toleranz). Werterziehung: Förderung der Fähigkeit zum eigenständigen Werten (kritisches Reflektieren von Werten). Die Diskussion über schulische Werteerziehung entstand in den 1970er Jahren im Kontext des gesellschaftlichen Wertewandels. Drei Hauptpositionen der schulischen Werteerziehung: 1. Romantische Position 2. Technologische Position 3. Progressive Position Romantische Position Menschenbild (Anthropologische Dimension) Kinder sind von Natur aus gut und moralisch. J.-J. Rousseau: „Alles ist gut, wie es aus den Händen des Schöpfers kommt; alles entartet unter den Händen des Menschen.“ Montessori: Das Kind als „ewiger Messias“, der die Menschheit moralisch erneuert. Erwachsene „verderben“ die natürliche Moralität der Kinder. Zielperspektive (Teleologische Dimension) Ziel der Erziehung: Kinder sollen in ihrer natürlichen Güte und Freiheit bewahrt bleiben. Werte sind subjektiv und Ausdruck individueller Freiheit → Kinder entscheiden selbst, was für sie wertvoll ist. Methodik (Verfahrensweise) Negative Erziehung (Rousseau): Möglichst wenig direkte Einflussnahme auf das Kind. Keine Bestrafung oder Disziplinierung → Kinder lernen aus den natürlichen Konsequenzen ihres Handelns. Schulpraktische Umsetzung: o Schüler klären Konflikte eigenständig. o Selbstbestimmung im Lernen und Handeln. o Förderung von Selbstwertgefühl durch Lob statt Strafe. Konzept: Values Clarification → Kinder sollen eigene Werte bewusst reflektieren und entwickeln. Kritik: Kinder erhalten Raum für individuelle Entwicklung und moralische Selbstfindung. Widerspruch: Wenn Kinder immer schon gut sind, warum brauchen sie Erziehung? Problematische Umsetzung in der Schule → Fehlende äußere Einflussnahme kann zu Chaos führen. Technologische Position Menschenbild (Anthropologische Dimension) Kinder sind formbar (tabula rasa). J. Locke: Der kindliche Geist ist wie ein leeres Blatt, das durch Erziehung geformt wird. Behaviorismus (J. Watson): Menschen sind amoralisch und müssen moralische Werte erst erlernen. Zielperspektive (Teleologische Dimension) Ziel: Anpassung der Heranwachsenden an gesellschaftliche Werte. Werte sind nicht individuell, sondern rational und objektiv begründbar. Methodik (Verfahrensweise) Gewöhnung: Kinder übernehmen Werte durch Machen-Mitmachen, Vormachen-Nachmachen. Erziehungsmittel: Belohnung und Bestrafung → Verhalten wird durch Konsequenzen gesteuert. Erziehungsstrafen: Liebesentzug, Entzug von Privilegien. Belehrung: Werte werden wie andere Unterrichtsinhalte vermittelt. Schulpraktische Umsetzung: o Character Education Curriculum: Werte werden definiert, gelernt und eingeübt. o Strikte Regelbefolgung durch Disziplinarstrafen und Belohnungssysteme. Kritik: Funktioniert gut in der Praxis, da es klare Regeln und Erwartungen setzt. Vermittelt gesellschaftlich anerkannte Werte und fördert Verhaltenssicherheit. Wenig Raum für individuelle Reflexion und kritische Auseinandersetzung mit Werten. Wie kann ein Wertewandel stattfinden, wenn Werte nur durch Belehrung übernommen werden? Progressive Position Menschenbild (Anthropologische Dimension) Kinder sind moralisch fähig, aber weder von Natur aus gut noch schlecht. Moralische Entwicklung erfolgt durch aktive Reflexion und Austausch. L. Kohlberg: Kinder durchlaufen moralische Entwicklungsstufen. Zielperspektive (Teleologische Dimension) Ziel: Förderung der moralischen Urteilsfähigkeit, nicht nur das Befolgen von Normen. Werte sind nicht absolut, sondern sollen durch kritisches Denken geprüft werden. Kernprinzip: Gerechtigkeit (nach Kant & Rawls) → Gleichheit der Grundfreiheiten für alle. Methodik (Verfahrensweise) Diskursive Methoden: Argumentation, Reflexion und kritischer Austausch. Dilemma-Diskussionen: Fiktive Geschichten mit moralischen Konflikten zur Reflexion anregen. Beispiel: Heinz-Dilemma → Soll Heinz das Medikament stehlen, um seine Frau zu retten? Schüler sollen eigene moralische Urteile entwickeln. Schulpraktische Umsetzung: o Dialogbasierter Unterricht, in dem Schüler*innen verschiedene Perspektiven einnehmen. o Keine vorgefertigten Lösungen → Entwicklung eigener moralischer Standpunkte. Kritik: Fördert kritisches Denken, Eigenverantwortung und demokratische Werte. Schüler lernen, Werte aktiv zu hinterfragen und begründet Entscheidungen zu treffen. Sehr anspruchsvoll → Schwierig in der Praxis umzusetzen. Unklare Verbindung zwischen moralischem Urteilen und tatsächlichem moralischen Handeln. Fazit: Welche Position ist am besten? Wichtige Erkenntnisse aus allen drei Positionen: ❖ Romantische Position: Kinder werden nicht „moralisch gemacht“, sondern entwickeln Moral selbst. ❖ Technologische Position: Werte sind rational begründbar, aber erfordern klare Strukturen. ❖ Progressive Position: Ziel ist nicht nur das Lernen von Werten, sondern das Wertenlernen. Ideal für schulische Werterziehung: Kombination aus freier Werteentwicklung (romantisch) und klaren Strukturen (technologisch). Werte sollten nicht nur gelehrt, sondern auch reflektiert und diskutiert werden (progressiv). Werterziehender Unterricht: o Werte nicht nur abstrakt vermitteln, sondern in Unterrichtsgegenstände einbinden. o Schüler*innen sollen die Bedeutung von Werten für ihr eigenes Leben erkennen. Wichtige Begriffe und Konzepte auf einen Blick Begriff Bedeutung Werteerziehung Erziehung zu bestimmten Werten Werterziehung Fähigkeit, Werte kritisch zu reflektieren Romantische Position Kind ist von Natur aus gut; Werte sind subjektiv Technologische Position Kind ist formbar; Werte sind objektiv & lehrbar Progressive Position Kind entwickelt Moral durch Reflexion & Dialog Dilemma-Diskussionen Methode zur Förderung moralischer Urteilsfähigkeit Character Education Lernen und Einüben von gesellschaftlichen Werten Brezinka (1990) Erziehung = dauerhafte Veränderung des psychischen Dispositionsgefüges Kohlberg (Moralstufenmodell) Moralentwicklung in verschiedenen Stufen Tipps für die Klausurvorbereitung Verstehe die Unterschiede zwischen den drei Positionen. Lerne Beispiele für schulische Umsetzungen (z. B. Values Clarification, Character Education, Dilemma- Diskussionen). Überlege, welche Kritikpunkte für und gegen jede Position sprechen. Übe, wie du die Theorien auf praktische Situationen anwenden kannst (z. B. Welche Methode eignet sich für einen bestimmten Wertekonflikt?). 4. EIN Konzept schulischer (Wert-)Erziehung Ausgangslage: Was bleibt von den drei Positionen übrig? Ein ideales schulisches Erziehungskonzept kombiniert Erkenntnisse aus den drei Theorien: Romantische Position: SuS können sich nur selbst moralisch „machen“ (autonome Wertebildung). Technologische Position: Werte sind rational begründbar und diskussionsfähig. Progressive Position: Ziel ist nicht das Lernen von Werten, sondern das Wertenlernen (kritische Reflexion). ➡ Schulische Werterziehung darf nicht nur auf bestimmte Fächer beschränkt sein (z. B. Ethik, Religion), sondern muss in den gesamten Unterricht integriert werden. Herausforderungen schulischer Werteerziehung Erziehung vs. Unterricht: Schule ist primär eine Bildungsinstitution → Wie kann Erziehung sinnvoll integriert werden? Institutionelle Grenzen: Lehrkräfte können keine vollständige moralische Erziehung leisten, sondern nur Anlässe für Reflexion schaffen. Sachgebundenheit des Unterrichts: Unterricht orientiert sich an Fachinhalten → Wertebildung muss mit fachlichen Themen verknüpft werden. ➡ Lösung: Unterricht soll nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Wertebewusstsein fördern. Lösung: Werterziehender Unterricht Grundidee: Die Unterrichtsinhalte selbst müssen zum Gegenstand der Wertreflexion werden! Schüler sollen nicht nur fachliches Wissen erwerben, sondern auch die Bedeutsamkeit des Gelernten für sich selbst und die Gesellschaft erkennen. Drei Dimensionen des Unterrichts: Aspekt Bedeutung in der Erziehung Sache (Unterrichtsinhalt) Bedeutung der Fachinhalte verstehen Lehrer (Vermittler der Werte) Werteorientierte Didaktik & Methodik Schüler (Lernender & Wertender) Persönliche Reflexion und Wertbildung ➡ Die Schule soll eine Umgebung schaffen, in der Schüler:innen Werte erleben und diskutieren können. Prinzipien des werterziehenden Unterrichts (Rekus-Modell) Ein werterziehender Unterricht basiert auf vier zentralen Prinzipien: 1. Anschaulichkeit Werte müssen für SuS erfahrbar gemacht werden. Lehrkraft knüpft an vorhandene Erlebnisse und Wertvorstellungen der SuS an. Bsp.: Diskussion über Fairness in einem Sportwettkampf oder über Umweltschutz anhand aktueller Klimabewegungen. 2. (Methodische) Selbsttätigkeit SuS müssen aktiv an der Wertbildung mitwirken. Ziel: Eigenständige Reflexion und Argumentation. Bsp.: Schüler diskutieren und bewerten verschiedene moralische Dilemmata im Unterricht. 3. Konzentration Werte sollten aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Differenzierte Diskussion statt einseitiger Belehrung. Bsp.: Eine Debatte über die Todesstrafe mit ethischen, rechtlichen und sozialen Argumenten. 4. Synthese SuS sollen aus ihrem Wissen und ihren Wertüberzeugungen handlungsleitende Prinzipien ableiten. Werte sollen nicht nur theoretisch erkannt, sondern auch im Alltag angewendet werden. Bsp.: Nach der Diskussion über Nachhaltigkeit starten SuS ein Schulprojekt zur Müllvermeidung. ➡ Diese vier Prinzipien müssen durchgängig im Unterricht angewendet werden, nicht nur bei expliziten Wertekontexten. Umsetzung des werterziehenden Unterrichts in der Praxis Grundsatz des Lernens (Schülerperspektive) Grundsatz des Lehrens (Lehrerperspektive) Anschaulichkeit – Welchen Wert hat die Aufgabe für Veranschaulichen – An welche Erfahrungen der SuS kann mich? ich anknüpfen? Selbsttätigkeit – Welcher Weg führt mich zur Fachmethodische Beratung – Welche Impulse kann ich Lösung? geben, damit SuS selbstständig denken? Konzentration – In welchem Zusammenhang steht die Fachübergreifende Beratung – Welche interdisziplinären Aufgabe mit anderen Fragen? Bezüge kann ich herstellen? Synthese – Kann ich das Gelernte selbst beurteilen Moralische Beurteilung – Welche Anstöße kann ich geben, und anwenden? um Reflexion zu fördern? ➡ Ziel: Werte nicht nur vermitteln, sondern Schüler:innen zur kritischen Reflexion und Anwendung anregen. Fazit: Was macht guten Werteunterricht aus? Werterziehung muss fächerübergreifend stattfinden. Werte sollten nicht „gelehrt“, sondern erfahrbar gemacht werden. SuS müssen aktiv in den Wertbildungsprozess einbezogen werden. Lehrkräfte brauchen eine wertebewusste Didaktik, die Reflexion ermöglicht. ➡ Leitsatz: Unterricht ist nicht nur erziehend, sondern auch werterziehend! Wichtige Begriffe & Konzepte auf einen Blick Begriff Bedeutung Werterziehender Unterricht Unterricht, der SuS zum Nachdenken über Werte anregt Anschaulichkeit Werte sollen erfahrbar und greifbar gemacht werden Selbsttätigkeit Schüler:innen sollen aktiv Werte reflektieren und diskutieren Konzentration Werte sollen aus mehreren Perspektiven betrachtet werden Synthese Wissen & Werte sollen zu handlungsleitenden Prinzipien verbunden werden Sache - Lehrer - Schüler Drei zentrale Dimensionen der Wertevermittlung Brezinka (1990) Erziehung = langfristige Veränderung des psychischen Dispositionsgefüges Tipps für die Klausur Verstehe, wie sich das Konzept von den drei Erziehungspositionen ableitet. Präge dir die vier Prinzipien des werterziehenden Unterrichts ein. Überlege praktische Beispiele, wie Werte im Fachunterricht vermittelt werden können. Sei bereit, zu erklären, warum Wertevermittlung nicht nur in Ethik oder Religion stattfinden sollte. Überlege Argumente für und gegen die Machbarkeit eines werterziehenden Unterrichts. 5. Erzieherische Schulkonzepte Einführung: Was sind erzieherische Schulkonzepte? Erzieherische Schulkonzepte sind organisierte Ansätze zur Werte- und Normenvermittlung in Schulen. Sie gehen über den Fachunterricht hinaus und gestalten das gesamte Schulleben mit. Ziel: Moralische und soziale Kompetenzen der Schüler*innen fördern. Sie basieren auf lern- und entwicklungspsychologischen Erkenntnissen sowie auf erziehungstheoretischen Überlegungen. Wichtige Konzepte: 1. Just Community School (Kohlberg) 2. Demokratische Schulgemeinschaften Just Community School (Lawrence Kohlberg) Grundidee: Aufbau einer „gerechten Schulgemeinschaft“ als Modell für moralisches Lernen. SuS und LuL entwickeln gemeinsam Normen und Regeln für das Zusammenleben. Ziel: Förderung der moralischen Urteilsfähigkeit und Handlungsfähigkeit. Methodik & Prinzipien: Demokratische Entscheidungsstrukturen: o Alle Mitglieder der Schulgemeinschaft (SuS, LuL, Eltern, Mitarbeitende) haben Mitspracherecht. o Regelmäßige Schulversammlungen und Klassenräte zur Entscheidungsfindung. Entwicklung geteilter Normen: Regeln werden nicht nur vorgegeben, sondern durch Diskussion und Reflexion erarbeitet. Ergebnis: SuS identifizieren sich stärker mit den Regeln → höhere Akzeptanz. Dilemma-Diskussionen (nach Kohlberg): o SuS diskutieren moralische Konflikte (z. B. Heinz-Dilemma) und entwickeln eigene Lösungen. o Konfrontation mit Argumenten aus höheren moralischen Stufen (+1-Konvention). Ziele der Just Community School: ❖ Förderung der Perspektivenübernahme ❖ Steigerung der moralischen Urteilsfähigkeit ❖ Übereinstimmung von moralischem Urteilen und Handeln ❖ Verbesserung des Schulklimas & Arbeitsverhaltens ❖ Stärkung der Selbstwirksamkeit der SuS Kritik & Herausforderungen: Studien zeigen positive Effekte auf moralische Entwicklung und Schulklima. Demokratie wird nicht nur gelehrt, sondern gelebt. Sehr anspruchsvoll in der praktischen Umsetzung. Erfordert hohe Beteiligung aller Beteiligten (Schule, Eltern, SuS). Manche SuS können mit zu viel Eigenverantwortung überfordert sein. Demokratische Schulgemeinschaften Aufbau demokratischer Strukturen in der Schule, um SuS an Mitbestimmung und Verantwortung zu gewöhnen. Fokus auf Partizipation, Fairness und Verantwortungsübernahme. Methoden & Strukturen: o Schülerparlamente, Klassenräte, Schulverfassung. o Regeln werden gemeinsam mit SuS erarbeitet. o Konfliktlösung durch Mediation und Schlichtung. Vorteile: Fördert Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein. SuS erleben Demokratie als Alltagspraxis. Reduziert Konflikte durch transparente Regeln und Mitbestimmung. Kritik: Nicht alle SuS sind bereit oder in der Lage, Verantwortung zu übernehmen. Gefahr, dass engagierte SuS dominieren und andere „überstimmen“. Funktioniert nur, wenn Lehrkräfte demokratische Prozesse auch wirklich zulassen. Vergleich: Just Community School vs. Demokratische Schule Merkmal Just Community School Demokratische Schule Ziel Entwicklung moralischer Urteilsfähigkeit Förderung von Partizipation und Verantwortung Methodik Dilemma-Diskussionen, Klassenräte, Schülerparlamente Schulversammlungen Normenbildung Gemeinsame Erarbeitung ethischer Demokratische Abstimmung Prinzipien Rolle der Moderatoren, keine autoritären Entscheider Begleiter, Unterstützer Lehrkräfte Praxisbeispiel Diskussion von Wertekonflikten im Abstimmung über Schulregeln Unterricht ➡ Beide Konzepte haben gemeinsame Elemente, unterscheiden sich aber in der Schwerpunktsetzung. Fazit: Welche Rolle spielen erzieherische Schulkonzepte? Schulen sind nicht nur Lernorte, sondern auch Erziehungsorte. Erzieherische Schulkonzepte helfen, soziale und moralische Kompetenzen zu entwickeln. Erfolgreiche Umsetzung erfordert: Klare Strukturen für Mitbestimmung. Bereitschaft der LuL, Macht abzugeben. Zeit und Geduld für Reflexion und Diskussion. ➡ Erfolgreiche Schulen kombinieren beide Ansätze: Demokratische Strukturen für Mitsprache & Verantwortung. Just Community Prinzipien für moralische Urteilsbildung. Wichtige Begriffe & Konzepte auf einen Blick Begriff Bedeutung Erzieherische Schulkonzepte Ansätze zur Werte- und Normenvermittlung in Schulen Just Community School Modell zur moralischen Erziehung durch demokratische Mitbestimmung Dilemma-Diskussion Methode zur Förderung der moralischen Urteilsfähigkeit (Kohlberg) +1-Konvention SuS werden mit Argumenten einer höheren moralischen Stufe konfrontiert Demokratische Schulgemeinschaft Schule als Ort, an dem demokratische Strukturen gelebt werden Schülerparlament / Klassenrat Gremium zur Mitsprache und Mitbestimmung in schulischen Fragen Tipps für die Klausur Lerne die Grundprinzipien der Just Community School und die Rolle von Dilemma-Diskussionen. Verstehe den Unterschied zwischen Just Community School und demokratischen Schulen. Überlege Vorteile und Herausforderungen beider Konzepte. Sei in der Lage, die praktische Umsetzung dieser Konzepte zu erläutern. Überlege Argumente für und gegen erzieherische Schulkonzepte. 6. Was ist Classroom Management? Definition & Bedeutung von Classroom Management (CM) Classroom Management umfasst alle Maßnahmen, die eine Lehrkraft ergreift, um eine günstige Lernumgebung zu schaffen. Es geht um die Steuerung und Organisation des Klassenzimmers zur Förderung eines störungsfreien und effektiven Unterrichts. Ein gut funktionierendes Classroom Management ist Voraussetzung für erfolgreichen Unterricht. ➡ Ziel: Eine strukturierte, respektvolle und produktive Lernumgebung für alle Schüler*innen. Ursprung & Entwicklung Ursprünglich wurde Classroom Management mit Disziplinierung und Kontrolle gleichgesetzt. Heute ist der Fokus breiter: Prävention von Störungen, Förderung sozialer Kompetenzen und Schaffung einer positiven Lernatmosphäre. Wichtige Forschungen: Jacob S. Kounin (1970): Untersuchung effektiver Klassenführung → „Discipline and Group Management in Classrooms“. A. Helmke (2022): Modell der „effizienten Klassenführung“ mit präventiven und reaktiven Maßnahmen. Drei zentrale Aspekte der Klassenführung (Helmke, 2022) Aspekt Bedeutung 1. Klare Normen & Regeln Frühzeitige Festlegung & konsequente Umsetzung, um Störungen zu vermeiden. 2. Gutes Zeitmanagement Minimierung von Leerlaufzeiten & unnötigen Unterbrechungen. 3. Umgang mit Störungen Angemessene Intervention, um Unterrichtsfluss nicht zu beeinträchtigen. ➡ Effiziente Klassenführung sorgt für eine lernförderliche Atmosphäre und sichert die aktive Lernzeit. Kounins Techniken für effektives Classroom Management Jacob S. Kounin identifizierte sieben zentrale Prinzipien erfolgreicher Klassenführung: 1. Allgegenwärtigkeit (Withitness) Lehrkräfte müssen Signale der Schüler*innen schnell erkennen. Bsp.: Ein Schüler schwatzt → Die Lehrkraft stellt Blickkontakt her, bevor die Störung eskaliert. 2. Überlappung (Overlapping) Fähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig im Auge zu behalten und zu steuern. Bsp.: Während eine Gruppe eine Frage stellt, bemerkt die Lehrkraft einen anderen Schüler, der unaufmerksam ist. 3. Schwung & Zügigkeit (Momentum) Der Unterricht sollte in einem angemessenen Tempo verlaufen. Bsp.: Die Lehrkraft vermeidet unnötige Verzögerungen durch klare Übergänge zwischen Phasen. 4. Geschmeidigkeit (Smoothness) Unterricht sollte ohne abrupte thematische Sprünge verlaufen. Bsp.: Die Lehrkraft beendet ein Thema nicht plötzlich, sondern leitet es logisch zur nächsten Aufgabe über. 5. Gruppenmobilisierung (Group Focus) Die gesamte Klasse muss aktiv in den Unterricht eingebunden werden. Bsp.: Die Lehrkraft spricht nicht nur mit Einzelnen, sondern bezieht alle durch Fragen und Diskussionen ein. 6. Übergangsmanagement (Managing Transitions) Klare Anweisungen für Übergänge zwischen Unterrichtsphasen. Bsp.: Ein Signal (z. B. Handzeichen) zeigt den Wechsel von Gruppenarbeit zur Plenumsdiskussion an. 7. Vermeidung vorgetäuschter Teilnahme (Avoiding Mock Participation) Schüler*innen sollen sich aktiv beteiligen, nicht nur „anwesend sein“. Bsp.: Nach Stillarbeit folgt eine Reflexionsrunde, in der Ergebnisse verglichen werden. ➡ Ziel: Vermeidung von Störungen durch vorausschauende Steuerung des Unterrichtsflusses. 11-Punkte-Plan für effektives Classroom Management (Evertson et al., 2006) 1. Klassenraum vorbereiten: Strukturierte Sitzordnung, gut organisierte Materialien. 2. Regeln & Abläufe frühzeitig festlegen: Klare Verhaltensnormen zu Schulbeginn einführen. 3. Konsequenzen für Verhalten festlegen: Belohnungen und Strafen transparent machen. 4. Unangemessenes Verhalten frühzeitig unterbinden: Schnelle und angemessene Reaktion. 5. Regeln regelmäßig wiederholen & anpassen: Anpassung an neue Herausforderungen. 6. Förderung der Klassengemeinschaft: Teamwork, soziale Projekte, Rituale. 7. Strategien für Konflikte bereithalten: Präventive Maßnahmen zur Deeskalation. 8. Schülerverhalten beobachten & reflektieren: Kontinuierliche Anpassung der Methoden. 9. Unterrichtsplanung: Gute Vorbereitung verhindert Chaos & Unsicherheiten. 10. Verantwortung der Schüler stärken: Eigenständiges Lernen fördern. 11. Unterricht klar strukturieren: Verständliche Anweisungen, logische Abläufe. ➡ Ziel: Störungen minimieren, Selbstständigkeit und Verantwortung fördern. Umgang mit Disziplinproblemen & Bestrafung Grundsatz: Prävention steht im Fokus, Strafen sind nachgeordnet. Kritik an Bestrafung (Biehler & Snowman, 1990): Wirkt oft nur kurzfristig. Verhalten ändert sich nur, wenn die Lehrkraft anwesend ist. Kann unerwünschte Nebeneffekte haben (Schulangst, Aggression, Unsicherheit). Modelliert ein negatives Verhalten (Autorität statt Einsicht). ➡ Alternative Ansätze: Positive Verstärkung: Erwünschtes Verhalten loben. Klare Regeln: Transparenz über Konsequenzen. Kooperative Konfliktlösung: Schüler in Problemlösungen einbeziehen. Richtlinien für Bestrafung (Kaufmann, 2005): Fair, konsequent & vorhersehbar handeln. Milde Strafen bevorzugen (z. B. Privilegienentzug statt harscher Disziplinarmaßnahmen). Strafen mit positiven Maßnahmen kombinieren (z. B. Wiedergutmachung statt reiner Sanktionierung). Fazit: Erfolgreiches Classroom Management bedeutet… Strukturierten Unterricht mit klaren Abläufen und Regeln gestalten. Frühzeitig eingreifen, um Disziplinprobleme zu vermeiden. ➡ Ziel: Eine ruhige, respektvolle Klare, faire Regeln und Konsequenzen einführen und konsequent umsetzen. und lernförderliche Atmosphäre Schüler*innen aktiv einbinden, um ihre Selbstständigkeit zu fördern. schaffen! Einen positiven Umgang mit Fehlern & Konflikten pflegen. Wichtige Begriffe & Konzepte auf einen Blick Begriff Bedeutung Classroom Management (CM) Steuerung der Klasse zur Schaffung einer positiven Lernatmosphäre Kounins Prinzipien 7 Techniken zur effizienten Klassenführung Allgegenwärtigkeit Lehrkraft hat alles im Blick & greift frühzeitig ein Überlappung Gleichzeitige Steuerung mehrerer Aktivitäten Momentum & Smoothness Unterricht sollte flüssig und ohne unnötige Unterbrechungen verlaufen Gruppenmobilisierung Alle Schüler aktiv in den Unterricht einbeziehen Evertsons 11-Punkte-Plan Strategien für effektives Classroom Management Bestrafung vs. Prävention Strafen sind wenig effektiv, stattdessen Fokus auf präventive Maßnahmen Tipps für die Klausur Verstehe die Ziele von Classroom Management und warum es wichtig ist. Lerne Kounins 7 Techniken und überlege praktische Beispiele dazu. Sei in der Lage, Evertsons 11-Punkte-Plan zusammenzufassen. Kenne die Probleme von Bestrafung und alternative Ansätze. Überlege dir praktische Anwendungsmöglichkeiten für den Unterricht. 7. Elemente des Classroom Managements Was sind die Elemente des Classroom Managements? Classroom Management (CM) ist die Grundlage für effektiven Unterricht. Es besteht aus verschiedenen strategischen Maßnahmen, die für eine günstige Lernatmosphäre sorgen. Die zentrale Aufgabe der Lehrkraft ist es, Störungen zu vermeiden, Schüler*innen zu aktivieren und eine produktive Lernumgebung zu schaffen. ➡ Effektives CM steigert die Unterrichtsqualität und die Lernleistung der Schüler*innen! Die fünf zentralen Elemente des Classroom Managements: 1. Klare Regeln & Routinen 2. Effektives Zeitmanagement 3. Raumgestaltung & Strukturierung 4. Prävention & Intervention von Störungen 5. Schüleraktivierung & Motivation Klare Regeln & Routinen Merkmale guter Regeln: Klar und verständlich formuliert Warum sind Regeln und Routinen wichtig? Positiv formuliert („Wir gehen respektvoll miteinander um“ ❖ Sie geben Sicherheit & Orientierung. statt „Nicht streiten!“) ❖ Sie minimieren Störungen, da SuS Realistisch & einhaltbar wissen, was erwartet wird. ❖ Sie schaffen eine verbindliche Gemeinsam mit den SuS erarbeitet Klassenkultur. Routinen im Unterricht: Morgenrituale & Stundenbeginn: Begrüßung, Einstieg, Materialien bereitlegen. Übergänge & Phasenwechsel: Klare Signale, z. B. Handzeichen oder akustische Signale. Hausaufgabenkontrolle & Abgabeprozesse: Feste Strukturen zur Minimierung von Chaos. Ende der Stunde: Reflexionsrunden, geordneter Abschluss. ➡ Regeln & Routinen verringern den Organisationsaufwand und erhöhen die Lernzeit. Effektives Zeitmanagement Ziele eines guten Zeitmanagements: ❖ Maximierung der aktiven Lernzeit ❖ Reduzierung von Leerlaufzeiten ❖ Vermeidung von Hektik und Unruhe Strategien für effektives Zeitmanagement: Pünktlicher Beginn & strukturierter Ablauf: Keine Zeit für unnötige Verzögerungen verschwenden. Flüssige Übergänge: Wechsel zwischen Unterrichtsphasen ohne Zeitverluste (z. B. durch festgelegte Rituale). Klare Zeitvorgaben für Aufgaben: Schüler*innen wissen, wie lange sie für eine Aktivität haben. Guter Umgang mit Störungen: Sofortiges Reagieren verhindert langwierige Unterbrechungen. ➡ Je besser das Zeitmanagement, desto mehr Lernzeit steht zur Verfügung! Raumgestaltung & Strukturierung Warum ist Raumgestaltung wichtig? Die physische Umgebung beeinflusst das Lernverhalten. Eine gut durchdachte Anordnung des Klassenzimmers reduziert Störungen. Die Anordnung der Sitzplätze kann die Kommunikation und Gruppenarbeit fördern. Tipps zur Raumgestaltung: Freie Laufwege: Keine unnötigen Hindernisse, schnelle Bewegungsmöglichkeiten für die Lehrkraft. Flexible Sitzordnungen: U-Form für Diskussionen, Gruppenarbeitstische für kooperatives Lernen. Sichtbarkeit & Akustik: Lehrkraft hat alle Schüler*innen im Blick; keine „toten Winkel“. Materialien gut erreichbar: Weniger Zeitverlust durch unnötiges Suchen. Visuelle Orientierung: Regeln und Abläufe sichtbar machen (z. B. Wandplakate mit Klassenregeln). ➡ Eine gute Raumstruktur unterstützt ein effizientes Classroom Management. Prävention & Intervention von Störungen Strategien zur Störungsprävention ❖ Klare Regeln und Routinen etablieren. ❖ Lernaktivitäten interessant gestalten, um Aufmerksamkeit hochzuhalten. ❖ Frühzeitiges Eingreifen, bevor kleine Störungen sich ausweiten. ❖ Rituale zur Rückkehr in den Unterricht nach Störungen nutzen. Strategien zur Intervention (nach Kounin) Allgegenwärtigkeit („Withitness“) zeigen: Die Lehrkraft bemerkt Störungen sofort. Überlappung („Overlapping“) nutzen: Multitasking zwischen Unterricht und Störungsintervention. Zügigkeit („Momentum“) beibehalten: Unterricht flüssig weiterführen, damit Schüler*innen sich nicht langweilen. Nicht überreagieren: Kleine Störungen ruhig und sachlich ansprechen. Diskrete Maßnahmen bevorzugen: Störungen unauffällig regulieren, um Eskalation zu vermeiden. ➡ Gutes Classroom Management erkennt Störungen frühzeitig und steuert sie effektiv! Schüleraktivierung & Motivation Warum ist Schüleraktivierung wichtig? ❖ Aktive Schülerinnen sind aufmerksamer und beteiligen sich mehr. ❖ Motivierte Schülerinnen verursachen weniger Störungen. ❖ Schülerzentrierter Unterricht fördert soziale Verantwortung. Methoden zur Schüleraktivierung Abwechslungsreiche Sozialformen: Einzelarbeit, Partnerarbeit, Gruppenarbeit. Interaktive Unterrichtsmethoden: Diskussionen, Rollenspiele, Projektarbeit. Kooperative Lernformen: Think-Pair-Share, Placemat-Methode, Lernzirkel. Eigene Verantwortung fördern: Schüler*innen in Entscheidungen einbinden. Lob & Anerkennung: Positive Verstärkung für Engagement. ➡ Je aktiver die Schüler*innen, desto weniger Raum für Unruhe und Störungen! Fazit: Erfolgreiches Classroom Management braucht… Klare Regeln und Routinen, um Störungen zu minimieren. Effektives Zeitmanagement, um Lernzeit optimal zu nutzen. Gute Raumgestaltung, um Lernprozesse zu unterstützen. Strategien zur Prävention und Intervention, um Störungen frühzeitig zu begegnen. Motivierende Unterrichtsgestaltung, um Schüler*innen aktiv einzubinden. ➡ Gelingendes Classroom Management ist der Schlüssel für einen störungsfreien, produktiven Unterricht! Wichtige Begriffe & Konzepte auf einen Blick Begriff Bedeutung Classroom Management Maßnahmen zur Steuerung der Klasse & Schaffung einer guten Lernumgebung Regeln & Routinen Klare Verhaltensstrukturen für einen geregelten Unterrichtsablauf Zeitmanagement Effektive Nutzung der Unterrichtszeit zur Maximierung der Lernzeit Raumgestaltung Physische Organisation des Klassenzimmers zur Förderung der Lernprozesse Prävention von Störungen Maßnahmen, um Störungen von vornherein zu vermeiden Intervention bei Störungen Techniken zum Umgang mit Unterrichtsstörungen (z. B. Kounins Prinzipien) Schüleraktivierung Methoden zur Einbindung und Motivation der Schüler*innen Tipps für die Klausur Lerne die fünf Elemente des Classroom Managements und deren Bedeutung. Verstehe, warum klare Regeln & Routinen wichtig sind und welche Kriterien sie erfüllen sollten. Sei in der Lage, Beispiele für effektives Zeitmanagement zu nennen. Überlege, wie Raumgestaltung den Unterricht beeinflussen kann. Kenne Präventions- und Interventionsstrategien für Störungen. Verstehe, warum Schüleraktivierung ein zentrales Element ist. 8. Konzepte schulischer Konfliktbewältigung Einführung: Warum ist Konfliktbewältigung in der Schule wichtig? Konflikte sind unvermeidbar im Schulalltag (zwischen SuS, zwischen SuS und LuL, zwischen LuL und Eltern). Sie entstehen durch unterschiedliche Meinungen, Werte, Interessen oder Rollen. Gutes Konfliktmanagement verhindert Eskalationen, verbessert das Schulklima und fördert soziale Kompetenzen. ➡ Ziel: Schüler*innen lernen, Konflikte selbstständig, friedlich und konstruktiv zu lösen. Arten von Konflikten in der Schule Konflikttyp Beispiel Sachkonflikt Unterschiedliche Meinungen zu einer Gruppenarbeit Wertkonflikt Unterschiedliche Vorstellungen von Fairness oder Gerechtigkeit Interessen-/Zielkonflikt Zwei Schüler*innen wollen denselben Platz in der Gruppe Rollenkonflikt Schülerin fühlt sich zwischen Eltern- und Lehrerinnenanforderungen hin- und hergerissen Verteilungskonflikt Streit um begrenzte Ressourcen (z. B. Nutzung von Computern im Unterricht) ➡ Ein zentraler Bestandteil von Konfliktbewältigung ist es, die Art des Konflikts richtig zu erkennen! Konfliktbewältigungsstrategien: Möglichkeiten & Herausforderungen 1. Gewinner-Verlierer-Strategie (Durchsetzung) Eine Seite setzt sich durch, die andere verliert. Beispiel: Lehrkraft entscheidet autoritär über eine Regel, ohne Mitsprache der SuS. Problem: Verlierer fühlt sich benachteiligt, Konflikt schwelt weiter. 2. Vermeidung Konflikt wird ignoriert oder unterdrückt. Beispiel: SuS streiten, aber die Lehrkraft greift nicht ein. Problem: Konflikt wird nicht gelöst, sondern verstärkt sich oft. 3. Kompromiss Beide Seiten verzichten teilweise auf ihre Interessen. Beispiel: Zwei SuS teilen sich eine Aufgabe, obwohl sie ursprünglich beide den ganzen Bereich übernehmen wollten. Nachteil: Oft ist niemand richtig zufrieden. 4. Konsens (Win-Win) Gemeinsame Lösung, die für beide Seiten akzeptabel ist. Beispiel: Ein Konflikt um Sitzplätze wird gelöst, indem die Klasse gemeinsam neue Regeln aufstellt. Vorteil: Dauerhafte und faire Konfliktlösung. ➡ Effektive Konfliktbewältigung zielt auf Konsens statt Durchsetzung ab! Wichtige schulische Konzepte zur Konfliktbewältigung 1. Lehrer-Schüler-Konferenz (Thomas Gordon) Entwickelt in den 1970er Jahren als Teil seines „Teacher Effectiveness Training (TET)“. Grundidee: Konflikte werden durch Kommunikation und Verständnis gelöst. Zentrale Methoden: Ich-Botschaften statt Vorwürfe („Ich fühle mich gestört“ statt „Du bist nervig!“). Aktives Zuhören (Interesse zeigen, nachfragen, um den Konflikt zu verstehen). Kooperative Problemlösung (Lösungsvorschläge sammeln und gemeinsam bewerten). ➡ Ziel: SuS und LuL begegnen sich auf Augenhöhe und erarbeiten gemeinsam Lösungen. 2. Mediation (Schüler-Schüler-Konflikte) Vermittlungsverfahren, bei dem ein neutraler Dritter (z. B. Schüler-Mediator) hilft, eine Lösung zu finden. Grundprinzipien: Freiwilligkeit – Beide Konfliktparteien nehmen freiwillig teil. Unparteilichkeit – Mediator ist neutral und ergreift keine Partei. Vertraulichkeit – Alles bleibt unter den Beteiligten. Lösung durch die Beteiligten selbst – Der Mediator trifft keine Entscheidung. ➡ Ziel: Förderung eigenverantwortlicher Konfliktlösung durch Schüler*innen. Ablauf der Mediation 1. Regeln erklären (Respekt, keine Unterbrechungen). 2. Schilderung des Konflikts aus beiden Perspektiven. 3. Erarbeitung von Lösungsmöglichkeiten. 4. Konsens finden & Vereinbarung treffen. 5. Nachgespräch zur Überprüfung der Einhaltung der Lösung. ➡ Mediation stärkt soziale Kompetenzen und reduziert Konflikte nachhaltig! 3. buddY-Programm 1999 von der Vodafone-Stiftung ins Leben gerufen. Ziel: Soziale Kompetenzen & Verantwortung bei Schüler*innen fördern. Prinzip: Schüler*innen (buddYs) übernehmen Verantwortung für andere (z. B. Streitschlichtung, Hilfe für Jüngere). Schwerpunkt: Gewaltprävention, Peer-Support, Konfliktlösungen im Schulalltag. ➡ Besonders wirksam, weil Gleichaltrige oft besser verstanden werden als Erwachsene. Gewaltpräventionsprogramme & Anti-Mobbing-Konzepte 1. Olweus-Bullying-Prevention-Program (OBPP) Entwickelt von Dan Olweus (Norwegen), einem der ersten Mobbing-Forscher. Ziel: Mobbing langfristig reduzieren durch klare Regeln & Schulklima-Verbesserung. Maßnahmen: Klare Regeln gegen Mobbing im Schulalltag integrieren. Schulung von Lehrkräften zur Erkennung & Intervention. Unterstützung für Opfer & Sanktionen für Täter. Stärkung der Klassengemeinschaft, um Mobbing frühzeitig zu unterbinden. ➡ Nachweislich erfolgreich in der Mobbingprävention! 2. Faustlos-Programm Entwickelt für Kindergärten & Grundschulen zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen. Drei Schwerpunkte: Empathieförderung (Perspektivwechsel üben). Impulskontrolle (Emotionen regulieren lernen). Umgang mit Ärger & Wut (Konflikte ohne Gewalt lösen). ➡ Ziel: Frühzeitige Förderung sozialer Kompetenzen zur langfristigen Gewaltprävention. Fazit: Erfolgreiche Konfliktbewältigung in der Schule ❖ Konflikte sind unvermeidbar, aber lösbar! ➡ Schulen, die ❖ Eine gute Konfliktkultur verbessert das Schulklima und stärkt soziale Kompetenzen. Konfliktmanagement aktiv fördern, erleben weniger Gewalt, besseren Zusammenhalt und zufriedene ❖ Win-Win-Lösungen sind nachhaltiger als autoritäre oder vermeidende Strategien. ❖ Programme wie Mediation, buddY oder OBPP haben sich als wirksam erwiesen. Wichtige Begriffe & Konzepte auf einen Blick Begriff Bedeutung Lehrer-Schüler-Konferenz Konfliktlösung durch Ich-Botschaften & aktives Zuhören (nach Gordon) Mediation Schüler helfen Schülern bei der Konfliktlösung (neutraler Vermittler) buddY-Programm Schüler übernehmen Verantwortung für andere (Peer-Education) Olweus-Bullying-Prevention-Program Gewaltprävention & Anti-Mobbing-Konzept (OBPP) Faustlos-Programm Förderung sozial-emotionaler Kompetenz zur Gewaltprävention Tipps für die Klausur Verstehe die verschiedenen Konflikttypen & Strategien zur Konfliktbewältigung. Lerne die Konzepte Lehrer-Schüler-Konferenz, Mediation und buddY-Programm. Sei in der Lage, Programme wie OBPP oder Faustlos zu erklären. Denke über Vor- & Nachteile der jeweiligen Methoden nach.