Antibiotika in der Hausarztpraxis_Höllger PDF

Das Lehrbuch für Allgemein-/Familienmedizin Der Inhalt des Lehrbuches ist prüfungsrelevant und unabhängig vom Vorlesungsinhalt! Das Lehrbuch für Allgemein- und Familienmedizin ist eine grundlegende Lektüre für Medizinstudie...

Das Lehrbuch für Allgemein-/Familienmedizin Der Inhalt des Lehrbuches ist prüfungsrelevant und unabhängig vom Vorlesungsinhalt! Das Lehrbuch für Allgemein- und Familienmedizin ist eine grundlegende Lektüre für Medizinstudierende. Der Inhalt ist für das Bachelor- und Masterstudium relevant. Erhältlich beim Trauner Verlag (siehe QR-Code). Gegen Bakterien aus Bakterien Viele Antibiotika als Mittel gegen Bakterien wurden aus Bakterien oder Pilzen entwickelt. Manchmal hilft dieser Hinweis Erkrankten, die ein Antibiotikum nehmen müssen, aber nicht wollen. Checkliste vor jeder Verordnung 1) Brauche ich überhaupt ein Antibiotikum? AB sind unwirksam gegen Virusinfektionen und gegen die meisten anderen Infektionen. Cave: Ein normaler Entzündungswert (z.B. CRP-Wert) schließt eine bakterielle Genese von Atemwegsinfektionen nicht aus. 2) AINAR: - Art und Schwere der Infektion - Immunsystem der Infizierten - Nebenwirkungen - Allergien (auch Kreuzallergien) oder Unverträglichkeiten - Resistenzlage (auch regionale) 3) WW mit der bestehenden Medikation? (anderes wählen) 4) Resorption? (Wie einnehmen?) 5) Ausscheidung? (Dosis anpassen?) Penicillin V – das erste Antibiotikum 1928 Alexander Fleming, Petrischalen mit Staphylokokken vergessen nach seinem Urlaub Schale Schimmelfleck, drumherum Bakterien tot -> Schimmelpilz der Gattung Penicillium (lateinisch penicillus = Pinsel) Quiz: Warum heißt es Penicillin V? Sensation aus Tirol 1951 Tirol, Biochemie GmbH Chemiker Ernst Brandl und Hans Margreiter hatte Akte mit V für VERTRAULICH markiert Geschäftsführung VICTORY erstes orales (säurestabiles) Penicillin hat Millionen von Menschen das Leben gerettet  Abgerufen von www.sandoz.at am 08.09.2023 Ernst Brandl und Hans Margreiter im Labor – sie entdeckten das säurestabile Penicillin  Brandls Erfindermeldung vom 7.1.1952 – gekennzeichnet mit „V“ für „vertraulich“ – informierte die Biochemie-Direktion über diese bislang geheimen Ergebnisse. Abgerufen von www.sandoz.at am 08.09.2023 Quelle des Videos: www.sandoz.at abgerufen am 08.09.2023 Penicillin V – Basiswissen wirkt gegen bestimmte Streptokokken und Staphylokokken Schmalspektrum-Antibiotikum wird im Duodenum zu 60% resorbiert -> gleichzeitige Nahrungsaufnahme vermindert die Resorption -> nüchtern nehmen zum großen Teil unverändert renal ausgeschieden -> im 2. Weltkrieg: „Nicht zusammen mit Alkohol“ Rest über Galle In ½ - 1 h max. Serumkonzentration, nach 6 h nicht mehr messbar -> 3 bis 4 mal täglich nehmen Hauptindikationen Angina tonsillaris, Scharlach, rheumatisches Fieber Erysipel Cephalosporine 1945 Cephalosporium (Bakterium) Giuseppe Brotzu, Sardinien isoliert Proben nach Oxford -> Cephalosporin Cave: Bei Vorliegen einer Penicillin-Allergie sind Kreuzallergien auf Cephalosporine möglich. Indikationen Cephalosporine „Haut und Harnwege“ Cephalosporine und AWI Cephalosporine sind nicht Mittel der Wahl bei Atemwegsinfektionen, da sie schlecht resorbiert werden und in den Atemwegen keine guten Wirkstoffkonzentrationen im Zielgewebe erreichen. Bei Angina tonsillaris können Sie gegeben werden, wenn die Einnahme von Penicillin V oder Amoxicillin nicht möglich ist oder bei Unsicherheit, ob eine Mononukleose vorliegt. Dennoch findet sich in den Fachinformationen die Indikation AWI. Das heißt nur, dass sie früher einmal in Studien überprüft und zugelassen wurden. Cefuroxim, Cephaclor gehören zu den AB der Wahl in der Schwangerschaft (Quelle: embryotox.de) Dosierung Erwachsene: Cefuroxim 2 x 250 mg bis 2 x 500 mg nach dem Essen (bessere Resorption) Krea-Cl. 10-29 ml/min 1 x tägl. alle 24 h, darunter alle 48 h Cefaclor 3 x 250 mg bis 3 x 500 mg unabhängig vom Essen, keine Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz Amoxicillin Ausscheidung zum großen Teil über die Niere, Rest biliär breites Indikationsspektrum Dosierung Erwachsene: 2-3 x 1000 mg Makrolide 1950er aus dem Bodenbakterium Streptomyces erythraeus wurde Erythromycin entwickelt Makrolid mit weniger WW: Roxithromycin 150 mg 2x1 (Pneumonie auch 300 mg 1 x1 ) Niere: keine Anpassung Leber: bei schwerer Leberschwäche nicht empfohlen CAVE: Makrolide nicht bei QT-Verlängerung in der EA oder FA! Doxycylin ab 8 Jahren (im Alter von 8-11 Jahren sorgfältig prüfen) Dosierung Erwachsene 50-70 kg 1. Tag Doxycylin 1 x 200 mg, dann 1 x 100 mg > 70 kg Doxycylin 1 x 200 mg von Anfang an Cave Chinolone („Floxacine“) Ciprofloxacin, Norfloxacin, Ofloxacin, Moxifloxacin, Levofloxacin, Delafloxacin extrem hohes Haftungsrisiko! („no other alternatives“) dokumentierte Aufklärung über Risiken, NW und Alternativen und warum diese nicht erfolgten Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) und Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): „viele (Indikationen) davon beschränkt auf die Behandlung der letzten Wahl bei Patienten und Patientinnen, für die es keine alternativen therapeutischen Optionen gibt“ Quelle: Rote-Hand-Brief BfArM vom 07.06.2023 Take-Home-Message Im hausärztlichen Bereich kommt man mit den „Big 5“ AB in der Regel gut aus. Richtig eingenommen Penicillin V bei Angina tonsillaris und Haut. Alternativ bei Angina tonsillaris, Haut und HWI Cefuroxim/Cefaclor. Bei Haut, AWI und HWI ist Amoxicillin ein „Allrounder“. Diese 3 Antibiotika sind auch in der Schwangerschaft möglich, bei Penicillin-Allergie Erythromycin. Makrolide nicht bei verlängerter QT-Zeit in EA oder FA oder im EKG. Von den Makroliden hat Roxithromycin weniger WW als Clarithromycin. Eine gute Alternative ist Doxycyclin ab 8 Jahren, besser ab 12 Jahren. Dokumentierte Aufklärung: „keine Allergie, WW Pille wirkt nicht, Aufkl. NW“