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education theory pedagogy educational philosophy socialization

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This document discusses different approaches to defining education. It explores classical and broader perspectives, outlining key concepts of education that include the intentional and functional approach to education in addition to other relevant aspects of the subject.

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Definitionsversuche Erziehung Klassisch: - Handlungen, durch die Menschen versuchen, das Gefüge der psychischen Disposition anderer Menschen in irgendeiner Hinsicht dauerhaft zu verbessern - Seine als wertvoll beurteilten Bestandteile erhalten - Entstehung von Dispositionen – als...

Definitionsversuche Erziehung Klassisch: - Handlungen, durch die Menschen versuchen, das Gefüge der psychischen Disposition anderer Menschen in irgendeiner Hinsicht dauerhaft zu verbessern - Seine als wertvoll beurteilten Bestandteile erhalten - Entstehung von Dispositionen – als schlecht beurteilt – verhüten ➔ Problem: Subjektivität; Machtgefälle Breiter gefasst: - Erziehungsansichten/-stile temporär bzw. Betrachtung des historischen Aspekts (z.B.: autoritäre → laisser-faire Erziehung) - Rahmen/ Begrenzung des Weges vorgegeben (innerhalb frei bewegbar) - Kulturell beeinflusst → unterschiedliche Normen und Werte - Aneignungs- und Verständnisprozess (nicht nur Handlung) - Ziel: gesellschaftsfähige Individuen Brezinkas Begriff von Erziehung: - Bestimmte Form sozialen Handelns (absichtsvolles, zweckgerichtetes Tun) - (mind.) zwei Personen, nicht gleichrangig (Erzieher = Erziehungssubjekt; Educand = Erziehungsobjekt) - Kausales Ursache-Wirkungsverhältnis; Ursache = erzieherisches Handelns, auf Seite des Educanden bestimmte Wirkung - Beeinflussung der psychischen Disposition des Zöglings (Gegensatz zu Kant: nicht Selber- Denken/ eigenständige Gebrauch des Verstandes durch die Educandi im Mittelpunkt, sondern Gesamtheit der psychischen Dispsitionen) - Wertorientiertes bzw. an Normen ausgerichtetes Handeln Erziehung im weitesten Sinne: Erziehungsabsicht: Erziehungsabsicht: Keine Erziehungsabsicht Nachhaltige Veränderung Nachhaltige Veränderung (z.B. mediales Vorbild, Schimpfwörter, ältere Geschwister) erfolgreich Nicht erfolgreich (hier muss Nachhaltige Veränderung offenbleiben, wann und ob vielleicht noch eine Wirkung eintritt) Intentionale Erziehung oder Intentionale Erziehung oder Funktionale Erziehung (in der Erziehung im engeren Sinne Erziehung im engeren Sinne Psychologie als „Sozialisation“ oder „implizites Lernen“ bezeichnet) Bsp.: „Wie sagt man da?“ Bsp.: „Wie sagt man da?“ ➔ Kind sagt „Danke“ ➔ Kind sagt nichts 4 Grundpfeiler der EZW: Bildung, Erziehung, Sozialisation, Lehren/Lernen 1. Enkulturation (Erwerb kultureller Basisfähigkeiten) ➔ Übernahme von Grundverhaltensweisen des Denkens und des Handelns einer Kultur wird während der Enkulturation automatisiert (z.B. rechts fahren, essen mit Besteck etc.) 2. Sozialisation („sozial werden“) ➔ Prozess der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit zwischen Individuum und Gesellschaft 3. Erziehung („sozial machen“) ➔ Handlungen, durch die Menschen versuchen, die Persönlichkeit anderer Menschen in irgendeiner Form zu fördern 4. Personalisation/ Individualisation (einzigartiges Individuum werden) Bedeutung der EZW für die Soziale Arbeit – von Interesse sind: - Ziele, Verlauf und Ergebnisse dieses Lernprozesses - Personen, die Erziehung als Beruf ausüben - Ergebnisse aus den benachbarten Bereichen der Forschung über Bildung und Sozialisation ➔ Ziel: autonome Individuen in Gesellschaft Wissenschaftliche Sprache: - Abgrenzung von Alltagstheorien/ Laienwissen - Genaue Definition der Begrifflichkeiten für größere Genauigkeit - Pädagogische Fachsprache genauso ernst wie andere wissenschaftliche Sprachen - Zeichen (Bsp.: geschriebenes/gesprochenes Wort) erweckt Begriff (verschiedene Vorstellungen) und steht für Ding (z.B. Stuhl); Begriff bezieht sich wiederum auf das Ding Pädagogische Grundbegriffe, wissenschaftliches Verstehen: Begriffsbildung: - Gemeinsame Merkmale von Dingen, Qualitäten und Ereignissen → können aufgrund der Ähnlichkeit ihrer Merkmale zu einer semantischen Kategorie zusammengefasst werden Wörter ermöglichen uns, uns Begriffe von Dingen und Ereignissen in der Welt zu machen: - Individuelle Erfahrungen → subjektive Vorstellungen von Begriffen (Wertungen, Erinnerungen, Merkmale) - Allgemeingültige Bedeutungen können subjektiv hinterlegt sein ➔ Gilt für konkrete Begriffe gleichermaßen wie für Abstraktionen Definition Theorien: - Schöpferische Leistungen; bilden Kern der Wissenschaft aus Deutungen und Zusammenhängen - Theoria (lat. erkannt): etw. aus reflexivem Abstand betrachten und deuten - Ziel: Distanz (objektiver Blickwinkel) → neue Sicht ermöglichen → allgemeingültige Zusammenhänge generieren Pädagogik als Wissenschaft: Wissenschaft: - Intention, Phänomene und Zusammenhänge versteh- und erklärbar machen - An allgemeinen Aussagen orientierte Deutungsweise von Mensch und Welt; hat unter Verwendung eigener, möglichst differenzierter Sprachformen „reflexiven Vorrang“ gegenüber anderen Zugängen zur Welt - Ziel: o Versteh- und erklärbar machen, Gewissheiten begründen, Ordnung schaffen o Revisionsprozesse (Kontrolle) zu neuen Theorien, fortschreitende Annäherung an „Wahrheit“ („absolute Wahrheit“ aber nicht existent; nur Annäherung möglich) Wissenschaft als Gegenstandsbereich – eine Begriffsdefinition: - Einschränkungen durch Zeit und Kultur → jede Gesellschaft akzeptiert manche Wahrheiten oder betrachtet sie als unangemessen - Karl Popper: Wissenschaftsentwicklung ist ein Fortschrittsprozess → Theorien werden durch solche ersetzt, die mehr oder andere Aspekte inkludieren (neuere inkludieren ältere) - Thomas Kuhn: Wissenschaftliche Konzepte konkurrieren → Durchsetzung einer Deutung beeinflusst von Geltungskriterien, Machtpraktiken und Anerkennung (können auch alle der Wahrheit entsprechen + Überschneidungspunkte haben); Paradigmen: ist den Mitgliedern einer wissenschaftlichen Gemeinschaft gemeinsam - Paradigmenwechsel: o Radikale Veränderungen o Keine bloßen Ergänzungen o Umbewertet und umgeordnet, revolutionär → Veränderung in der Wissenschaft, die die Deutung von Welt und Wissenschaft erschüttern (unterschiedl. Theorien, die nichts miteinander zu tun haben müssen; Paradigmen kann es geben, muss es aber nicht; Bsp.: Kinder schlagen: früher normal, heute verboten) Jean-Jaques Rousseau (1712-1778) → Aufklärung, Französische Revolution - Biografie: Stammt aus höherer Schicht; Vielzahl an Berufen: Kaufladen, Musiklehrer, Hauslehrer, Schriftsteller, Philosoph, Pädagoge, Naturforscher, Komponist; 1759 „Emile oder über die Erziehung“; hielt sich selbst für schlechten Erzieher (Kinder in Waisenhaus; bewegtes und unruhiges Leben); trotzdem/dennoch: intensive Befassung mit pädagogischen und entwicklungspsychologischen Fragen → imaginärer Schüler (Emile) + Festhalten seiner pädagogischen Idealvorstellungen in Roman - Glaubt an das Gute im Menschen (Kinder von Natur aus gut, durch äußere Umstände verdorben); Kinder als „kleine Erwachsene“; sehr autoritär (wenig Gedanken über Erziehung) - Sowohl Theoretiker (Buch), als auch Praktiker ((soziale) Berufe) - Natur vs. Kultur o Natur = Natürlichkeit i.S.v. Anlagen des Menschen o Kultur = alles vom Menschen/ von der Gesellschaft geschaffene o Mensch ist von Natur aus gut und wird erst durch Kultur verdorben o Natur steht als Paradies im Gegensatz zur Gesellschaft - Selbstliebe vs. Eigenliebe 1. Mensch ist autark und geprägt durch Selbstliebe Bei Geburt zunächst unabhängig von Meinung anderer Menschen/Gesellschaft → Selbstliebe möglich (Urzustand) 2. Durch Kultur entwickelt sich Selbstliebe zur Selbstsucht Übermäßige Eigenliebe, Egoismus, Egozentrismus (Kind als Mittelpunkt der Erde; alles, was das Kind selbst empfindet, muss auch sein Gegenüber empfinden); man ist sich selbst der Nächste 3. Mensch verliert Unabhängigkeit und versinkt in Eigenliebe Nicht mehr egal, was andere denken; Drang zur Vervollkommnung; Abhängigkeit von Meinung anderer (z.B. Schönheitschirurgie) - Negative Erziehung ➔ Nicht i.S.v. „schlecht“, sondern „nicht vorhanden“ → Fernhalten von negativen Einflüssen ➔ So wenig wie möglich auf das Kind einwirken o Mensch ist von Natur aus gut, kann sich selbst erlösen Kind soll vor Irrtümern bewahrt werden + gleichzeitig lernen, Geist mit Vernunft zu verknüpfen o Mensch wird durch Entwicklungsprozesse und Gesellschaft böse Wenn Mensch einmal mit „böser Gesellschaft“ in Berührung gekommen ist, kann Einfluss nicht abgestellt werden o Erziehung soll Selbstständigkeit fördern o Erziehung soll Naturzustand wiederherstellen (unmöglich) o Negative Erziehung schützt Zögling vor Einflüssen (= negative Einflüsse der Gesellschaft), sonst freie Entwicklung Entmoralisierung der Erziehung; nur Materialien/Utensilien werden zur Verfügung gestellt - Die Erzieher des Menschen o Mensch kann sich selbst Fertigkeiten aneignen = Perfektibilität o Kind hat drei Lehrer: Natur, Dinge, Mensch 1. Natur = Erziehung soll an Natur ausgerichtet werden und stellt Grundlagen dar Nur Material zur Verfügung stellen → dann Selbstentwicklung 2. Dinge = Interaktion mit der Welt, entwickelt Fähigkeiten, lernt Grenzen kennen Materialien (Spiel, Umwelt usw.) 3. Mensch = Interaktion und Kommunikation Natürliche Kräfte der Kinder sehen, gebrauchen und entfalten (→ Rangordnung von oben nach unten (Einfluss von Kultur gut erkennbar) - Rousseau = Entdecker des Kindes → zeigt Entwicklung in Phasen auf - Erkenntnisse für die Pädagogik: o Dilemma ▪ Durch Strenge in Erziehung verlieren Erzieher Vertrauen der Kinder  Kinder zu wenig Handlungsspielraum → autoritär ▪ Erzieher lässt zu viel durchgehen – Wozu dann Erziehung?  Kinder zu viel Handlungsspielraum – keine Orientierung/Grenzen → laisser-faire o Lösung: Mensch soll wenig in Erziehung eingreifen – Natur hat entscheidende Erziehungsfunktion ➔ Natur o Natürliche Lebensweise ohne Verweichlichung (Problem: Kinder lernen keine Selbstregulation) o Das ursprüngliche eigentliche Wesen des Menschen (soll zur Entfaltung gebraucht werden) o Die sittlichen „guten“ Kräfte des Menschen (sollen ausgebildet werden) - Forderungen für die Pädagogik: o Glück des Kindes als wichtigstes Ziel o Erziehung muss menschlich sein (körperliche Züchtigung oder Verweigerung der Meinung ausgeschlossen) o Mensch (also auch Erziehende) sind Diener der Natur (dieses Verständnis muss an die zu Erziehenden weitergegeben werden) → zurück zum Ursprung und der Natur (topaktuell → back to nature) → auf das fokussieren, was Mensch mitbringt o Kultur trägt dazu bei, dass Mensch sich immer weiter von seinem eigentlichen natürlichen Wesen entfernt → kritische Auffassung, die auch heute wieder viele Menschen teilen - Aktualität seiner Erkenntnisse: o In vielen Entwicklungsländern: Zustände wie in Rousseaus Zeiten (Kinderarbeit, Kinder als Familienernährer, Kindersoldaten, Ausbeutung, Hunger…) o Andere Gesellschaften eher künstlicher als natürlicher Lebensraum (Bsp.: Online- Spiele → fiktive Welt, evtl. auch Zeugen Jehovas, Armish usw.) o In Industrieländern Natur nur noch aus Medien → Entfremdung von natürlichen, realen, sozialen Vorgängen (Bsp. In Großstädten: künstliches Schaffen von Natur (Waldkindergarten, Zoo etc.); „Milka-Kuh“, „Fleisch aus Supermarkt“) o Rousseaus „Natürlichkeit“ kann mit den heutigen „natürlichen Konsequenzen“ in Verbindung gebracht werden o Zwei Beispiele von Rousseau selbst angeführt ▪ Wenn Kind Sache zerstört, sollte Erzieher sie nicht gleich ersetzen. ▪ Wenn Kind Fensterscheibe in seinem Zimmer zerstört, sollte Scheibe nicht repariert werden. Wenn es friert, lernt es mehr, als wenn Erzieher es bestraft. Erst nach längerer Zeit sollte Scheibe ohne weitere Kommentare ersetzt werden. - Weitere Forderungen für die Pädagogik: o Altersgemäße Beschäftigung mit Spielmaterialien o Verwendung von Materialien, die die Natur bereitstellt o Spielen nicht vom Ergebnis, sondern vom Prozess her betrachten o Erziehende sollen keine unnötigen Abhängigkeiten schaffen → Erziehung zur Selbstständigkeit (gemeinsam etw. machen, Kind selbst probieren lassen) - Kritik an seinen Anforderungen für die Pädagogik: o Seine Vorstellungen und Ansichten von „Zurück zur Natur“ sind in heutige Gesellschaft kaum übertragbar (zielorientierte Gesellschaft, Kinder müssen „funktionieren“) o Wahrscheinlich in keiner Epoche 1:1 übertragbar o Könnte als Urvater der antiautoritären Erziehung bezeichnet werden (relevante Frage: inwieweit benötigen Kinder die direkte Einflussnahme von Erwachsenen/Erziehung/kultureller Vermittlung?) o Rousseaus Erziehung nicht natürlich, sondern „väterlich“ (spricht nie wirklich Kritik aus; i.S.v. partnerschaftlich, mit dem Kind gemeinsam) - Kritik an Rousseau: o Keine genaue Definition der Natur (Interpretation nötig) Annahme: sein Werk eigentlich Kritik an Erziehung seiner Zeit Seine Ablehnung evtl. Züchtigung? Immanuel Kant (1724-1804) - Biografie: Deutscher (einer der bedeutendsten) Philosoph; Aufklärung; „Kritik der reinen Vernunft“, Erkenntnistheorie; Anregung einer neuen Denkweise; Vordenker der Aufklärung; jeder soll Verantwortung für eigenes Handeln übernehmen → kategorischer Imperativ: Handle nur nach der Maxime, von der du wollen würdest, dass sie eine allgemeingültige Regel wird. Handeln muss vernunftbegründet sein; in Vernunft alle Grundsätze der Erziehung; Vernunft = Produkt aus (Bildung, Erziehung, Sozialisation, Lernen) + (Entwicklung, Moral, Ethik) Sapere aude!: Habe Mut, dich deinen eigenen Verstandes zu bedienen Vier zentrale Fragen: Was kann ich wissen? - Möglichkeiten und Bedingungen der Erkenntnis (Erkenntnistheorie) - Mensch kann Wirklichkeit nicht erkennen → subjektiver Eindruck (Konstruktivismus) + Konstruktion seiner Wahrheitsdefinition → keine Grundlage für Wissen - Anschauung = gedachte/erdachte Welt → darin: Freiheit (freie Entfaltung, Ablehnung von Obrigkeitshörung) ➔ Wissensbezug (in Bezug auf Metaphysik) → Wie können wir zu Erkenntnis gelangen und wie sind diese Erkenntnisse einzuschätzen? → Reflexion von Bedingungen und Grenzen des Wissens Was soll ich tun? - Menschliches Handeln - Gestaltung des Lebens nach vernünftigem Maßstab (Vernunft als Maßstab) ➔ Kategorischer Imperativ ➔ Handlungsbezug → Wie sollen wir handeln? → Ethik/Moralwissenschaft: Frage nach ethischen und moralischen Grundsätzen des eigenen Handelns Was darf ich hoffen? (nicht hoffen im eigentlichen Sinne) - Das Sinnvolle setzt sich durch - Zunächst aber Sinnergründung nötig (Sinnhaftigkeit des Tuns) - Richtet sich auch auf menschlichen Glauben → z.B. Bestehen einer höheren Macht? Mensch in seinem Willen frei oder unfrei? ➔ Transzendenz- und Grenzbezug → Was ist die Welt? Warum gibt es überhaupt etwas und „nicht vielmehr nichts“? Gibt es einen Gott? Steuert die Geschichte auf ein Ziel zu und wenn ja auf welches? → Verhältnis zu dem, was von der Rationalität nicht erfasst werden kann Was ist der Mensch? (Lehre des Menschen: Anthropologie) - Betonung des Individuums - Mensch ist frei + Bedienung des eigenen Verstandes möglich - Ausgang aus selbstverschuldeter Unmündigkeit ist Aufklärung o Ermutigung zum Selbstdenken o Menschen Herausforderungen anvertrauen ➔ Biographiebezug → Was sind wir für Wesen? In welchem Verhältnis stehen wir zu der Welt, die wir vorfinden? → Frage nach eigener Identität und biografischen Bedingungen (Reflexion) Menschliche Anlagen - Mensch nur durch Erziehung zum Menschen - Tierheit/Wildheit (Mensch kommt roh/wild auf die Welt) = überlebensfähig → muss diszipliniert werden - Menschheit = Nutzung des Verstandes (große Rolle bei Menschwerdung) → muss kultiviert (Kulturtechniken lernen) und zivilisiert (Sozialisation) werden - Moralisieren (nicht durch Belehrung sd. Eigener Verstand) = Mündigkeit → muss selbst erzielt werden - Kategorischer Imperativ Was ist Aufklärung? - Ausgang des Menschen aus selbstverschuldeter Unmündigkeit - Unmündigkeit = man kann sich nicht ohne Leitung anderer am eigenen Verstand bedienen (bspw. Nicht eingesetzt wegen „nicht-wollen“ oder psychischen Faktoren) - Selbstverschuldet: Ursache von Unmündigkeit nicht Mangel des Verstandes, sondern an Entschließung und Mut - Sapere aude! = Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! → Wahlspruch der Aufklärung Kants Erziehungsbegriff: - Anthropologische Grundlage: Mensch ist einziges zu erziehendes Geschöpf - An Stelle der Instinktarmut des Menschen tritt Erziehung (Erziehungsbedürftig- und - fähigkeit): Mensch kann nur durch Erziehung Mensch werden; ist nichts, als was Erziehung aus ihm macht - Zwei verschiedene Metaphern: o Erziehung als herstellendes Machen; Erzieher als „Handwerker“: aktives, produktives Tun des Erziehers o Erziehung als beschützendes Wachsenlassen; Erzieher als „Gärtner“: Eigengesetzlichkeit, Autonomie der Entwicklung des „Zögling“/Kindes (in keinem Falle Anlagen von alleine: Erziehung als eigentümliches Tun, ohne das Anlagen nicht zu Entfaltung kommen; Gegensatz zu Rousseau: Natur als wichtigster Erzieher) Vier Stufen des Erziehungsprozesses: 1. Disziplinierung: „tierische Natur“ darf „Vervollkommnung der Menschheit“ nicht im Wege stehen ➔ Tierische Natur/Triebe des Menschen sollen Ausbildung seiner spezifisch menschlichen Anlagen nicht im Weg stehen (Zügelung des Willens; erst dann Freiheit, Autonomie etc. möglich ! nicht gleich negative Erziehung nach Rousseau → negativ in dem Sinne, dass noch oft starke Zwänge ausgeübt werden müssen) ➔ Beherrschung der Triebe 2. Kultivierung: Entwicklung von „Geschicklichkeit“: Entwicklung von Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten zur Erreichung von allerlei Zwecken (Entwicklung instrumenteller Kompetenzen) ➔ Z.B. lesen, schreiben, rechnen oder schwimmen lernen (immer abhängig von zeitlichen und gesellschaftlichen Gegebenheiten; heutzutage evtl. noch Umgang mit digitalen Medien) ➔ Erlernen von Kulturtechniken 3. Zivilisierung: Mensch soll klug werden, in menschliche Gesellschaft passen, bliebt sein und Einfluss haben ➔ Vermittlung von sozialen Kompetenzen und Haltungen, die für gesellschaftliches Zusammenleben erforderlich sind (z.B. Manieren) ➔ Erwerb von sozialen Kompetenzen (angemessener Umgang mit anderen) 4. Moralisierung: Gesinnung, nur lauter gute Zwecke zu wählen ➔ „Kategorischer Imperativ“ → Mensch soll nicht nur Fähigkeiten für bestimmte Zwecke besitzen, sondern von sich aus auch nur gute Zwecke wählen; nicht durch bloße Dressur möglich, setzt Denken des Menschen voraus (Mensch soll selbstbestimmt werden und gleichzeitig an Vorgaben der Gesellschaft orientieren → sittlich vernünftig Handeln Nähe zur Aufklärung) ➔ Handlung nach vernunftgesteuerten Gesetzen - Zentrale Erziehungsfrage Wie können Kinder zur Einsicht, d.h. zum selbstständigen Gebrauch ihres Verstandes gebracht werden? ➔ Doppelte Antwort: Durch „Freiheit“ und „Zwang“: „Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Zwange?“ Was ist Freiheit? - „Unabhängigkeit von Gesetzen“ (Willkürlichkeit); eigenen „Laune“ folgen - Zustand zur praktischen Selbstständigkeit (keine Abhängigkeit von anderen) - Voraussetzung der Aufklärung: Vernunft als Voraussetzung von Mündigkeit - Kultivieren der Freiheit ist o „negativ“: „Einschränkung von Freiheit“ o „positiv“: „Anleitung zum guten Gebrauch der Freiheit“ (Hilfestellung, Fehler erlaubt) Zwang notwendig weil… - Zögling tun muss, was ihm vorgeschrieben wird - Kind (noch) nicht selbst urteilen kann - Zögling tun muss, was andere wollen, wenn er will, dass andere ihm wieder etwas zu Gefallen tun sollen - Kind unvermeidlichen Widerstand der Gesellschaft fühlen müsse; Zwang hier im Interesse späterer Selbstständigkeit Kants zentrale Erziehungsregel: Einschränkung der Freiheit (= Zwang) ist nur in dem Maße gerechtfertigt, wie sie sich im Interesse zukünftiger Freiheit (= Selbstständigkeit) als erforderlich erweist. „Mensch ist das einzige Geschöpf, das erzogen werden muss.“ Zusammenfassung Ziel: Mündigkeit und Aufklärung Aufklärung: Ausgang des Menschen aus selbst verschuldeter Unmündigkeit Mensch unmündig, wenn… - Er nicht selbst denkt - Er nicht reflektiert - Unmündigkeit selbstverschuldet ist - Mensch durch Zwang und Autorität in Unmündigkeit gehalten wird Erziehung: - Durch Erziehung: Entfaltung von Anlage und Entwicklung von Fähigkeiten - Mensch kann immer aufgeklärt und somit mündig werden - Erfolgt über Generationen - Mensch muss sich zur Vernunft entwickeln - Negative Erziehung → Schüler vor Schaden schützen - Positive Erziehung → Weitergabe von Wissen und Fähigkeiten Platon (428-347 v. Chr.) - Biografie: griechischer Philosoph; wahrscheinlich einflussreichste Denker der abendländischen Philosophie; Schüler von Sokrates → Bekennung zur erkenntnistheoretischen Philosophie, insb. zu ethischen Ansätzen und speziellen Lehrmethoden; „Ideenlehre“; Visionen vom „idealen Staat“; „Akademia“ als erste philosophische Universität Europas; seine Lehren entfalteten ihre Wirkung über Jahrhunderte hinweg - Allgemeines: o Schüler von Sokrates o Sein Schüler Aristoteles o Durchbruch des literarischen Dialogs (Dialektik) Verlauf einer gemeinsamen Untersuchung nachvollziehbar Für ihn die einzig angemessene Form der Aufarbeitung des philosophischen Bemühens um die Wahrheit (Alternative zu Lehrschrift und Rhetorik) o Zentrale Frage: Wie kann gesichertes Wissen von „Meinen“ und „Glauben“ unterschieden werden? (Wissen vs. Nichtwissen) - Das gesellschaftliche Ideal Platons: Stufenmodell ➔ Hierarchie in der Gesellschaft ➔ Unterteilung nach Bildung - Gebildeten regieren (Herrschende → Philosophen) - Unterhalb: „Krieger“ → Erzieher - Danach: Arbeiter → alle Dienstleistungsberufe (auch Ärzte) Klassenunterteilung der Gesellschaft durch Bildung und Erziehung ➔ Vorläufer eines Schulsystems, welches auf dem Prozess der Selektion basiert (Kinder in Geburtshaus geboren → direkt in Erziehungsstelle (Bildung und Erziehung für alle gleich; unabhängig von Eltern) → Unterteilung je nach Fähigkeiten & Wissen; auch für Mädchen) - Vision vom „idealen Staat“ o Gemeinwesen hat Zweck, Idee des Guten zu realisieren (Gerechtigkeit) o Aufgabe: Bürger zum Guten erziehen ▪ Jeder bekommt, was ihm zusteht, nicht mehr ▪ Jeder soll seiner Arbeit nachkommen, nicht mehr ▪ → Herrscher regieren o Gegen Volksherrschaft (niemand soll in Geschäfte der Herrschenden eingreifen) o Grundfehler der Demokratie = Übermaß an Freiheit zu Lasten des Gemeinwesens o Deutliche Züge eines bevormundenden Geistes, der das Individuum zu seinem Glück zwingen will (Aufhebung der Privatsphäre, Abschaffung des Privateigentums) o Unterteilung des Staates in drei Teile (Nährstand, Wächterstand, Regentenstand) → unabhängig von Herkunft o Drei Stände entsprechen drei Teilen der menschlichen Seele (das Absolute → gottähnlich (Vernunft); das Muthafte (Mut); die Mäßigung (Begehren)) ➔ Zuteilung der Staatsbürger in einen Stand gemäß dem Schwerpunkt ihrer Persönlichkeit o Platon als einer der Vordenker einer biologistischen Eugenik o Kritik: unrealistische Utopie; positiv: gleiche Bildungschancen für alle - Der ideale/gerechte Staat o Erst: Auflösung der Familie und Abschaffung des Privateigentums o Dann: Errichtung eines 3-Stände-Staates - Höhengleichnis Alle wohnen in einer Höhle und kennen nur sie als Wirklichkeit. Einer geht aus der Höhle und sieht die wirkliche Welt. Die anderen in der Höhle wollen von der wirklichen Welt nichts wissen. So entsteht Bildung und Erkenntnis. Wenn einer die Ideen und kritische Reflektion lernt und anderen lehrt. Bildung = kritisch-skeptische Reflexion o Höhleninneres steht für Bereich des Sichtbaren o Gegend außerhalb des Denkbaren o Feuer in Höhle steht für Sonne o Sehen in der Höhle entspricht Meinungsbild aufgrund von Sinneswahrnehmungen o Sehen außerhalb der Höhle entspricht Tätigkeit des erweiterten, abstrakten Denkens o Menschen stehen nicht für Menschen selbst, sondern für Seelen der Menschen, die ihren Grad der Erkenntnis innerhalb des Gleichnisses selbst wählen können o Höhle zeigt Zustand der Unbildung o Entfesselung = Schritt zur Bildung (für jeden Menschen möglich) o Aufstieg = Bildungsweg = schmerzhafter Prozess (Mensch muss selbst tätig werden; evtl. Hilfestellung nötig) o Befreiter = gebildet o Rückkehr = Erkenntnisweitergabe (evtl. völlig konträre Ansicht zu sonst vorherrschender Meinung in Gesellschaft; möglicherweise Ausgrenzung) Zusammenfassung: o Bildung ist schmerzhafter Prozess o Mensch hat Lust auf Wissen - Lern- & Bildungsprozesse ohne eigene Erfahrung möglich? o Kann nicht abschließend geklärt werden o Nachahmung (benötigt eigene Erfahrung? Geeignet eigene Erfahrung?) o Bildung durch eigenes Erforschen o Lernen als reine Wissensaneignung (Großteil schnell wieder vergessen, wenn nicht intensive Auseinandersetzung; gemerktes mit Erfahrung verknüpfen) o Vorerfahrungen, z.B. Lerntyp, Lesen & Schreiben ➔ Vorerfahrung und Übung nötig (siehe Zitat Aristoteles) Bezug Höhlengleichnis zu Sozialer Arbeit - Kind = Gefangener; hat eigene Realität, sieht diese als Wahrheit an - Sozialarbeiter soll Kind erziehen - Zwang nicht zielführend - Eher unterstützende Rolle auf dem Weg aus der Höhle (zur Erkenntnis) - Keine Selbstüberschätzung des Sozialarbeiters; auch hier Selbstreflexion nötig - Theorie und Methoden unterliegen Wandel der Zeit - Erkenntnisgewinn für Klienten verbunden mit Schmerz und Widerstand - Sozialarbeiter zur Selbstreflexion fähig und zur Akzeptanz der Lebensrealität der Klient:innen - Kenntnisse über Prozess des Erkenntnisgewinns - Menschen häufiger Symptomträger - Anleitung zur Reflexion bei Betroffenen - Theorie, Modelle, aber auch uns selbst kritisch hinterfragen (Gegebenes nicht unbedingt als solches hinnehmen) - Wie sind in der Lage, Veränderungsprozesse anzustoßen - Soziale Arbeit soll Wege zur Selbstständigkeit erarbeiten und aufzeigen und Anleiten, dass Menschen Verstand gebrauchen - Doppeltes Mandat der Sozialen Arbeit (Hilfe und Kontrolle/ Individuum und Gesellschaft); aber nicht über andere stellen, obwohl evtl. Macht, über Hilfeleistungen zu entscheiden Wilhelm von Humboldt (1767-1835) Biografie: Großer Gelehrter der deutschen Geschichte; Miturheber der Uni Bonn; Studium Naturwissenschaften, Sprachen, Staatswissenschaften, Philosophie, klassische Philologie; setzt sich mit Werk von Kant auseinander; in Jena kritischer Berater und Mitarbeiter Schillers, später auch Goethes; preußischer Ministerresident in Rom am Hl. Stuhl; nach Zusammenbruch Preußens nach Deutschland zurück, übernimmt Sektion für Kultus und Unterricht im Preußischen Innenministerium; leitet dort grundlegende Reformen → allgemeines und durchgehendes Erziehungssystem Überwiegend geprägt durch Klerus und private Einrichtung; Neuorganisation des Bildungssystems; Kontakt mit mehreren bedeutenden Persönlichkeiten (Schiller, Goethe); Sprache, Literatur, Kunst → Zusammenhang Sprache und Kultur Zweck der Bildung: 1. Mensch soll über sich selbst bestimmen Bildung setzt nicht bei Erzieher, sondern bei zu Erziehenden an (ist Mittelpunkt) ➔ Freiheit und Selbstständigkeit durch Mündigkeit 2. Mensch soll Kräfte ausbilden ➔ Was im einzelnen Individuum schlummert (Anlagen entfalten) 3. Mensch soll sich vielseitig bilden – Allgemeinbildung ➔ Kenntnisse und Fähigkeiten, die notwendig sind, um aktiv und kritisch an der Gestaltung moderner Gesellschaft teilnehmen zu können 4. Kein bestimmtes Ziel = allgemeine Menschenbildung ➔ Nicht zweckgebunden Voraussetzungen für Bildung: 1. Freiheit → i.S.v. Selbstbestimmung/ Selbstständigkeit 2. Wille → Mensch muss lernen wollen 3. Sozialität → Zusammenwirken von Menschen (Mensch orientiert sich an anderen; Bildung als gesellschaftlicher Prozess) 4. Sprache → Wechselwirkung zwischen Mensch und Welt (äußerliche Erscheinung des Geistes der Völker; elementar für Austausch → Erkenntniszuwachs; aber auch ohne Sprache Kommunikation möglich) 5. Förderung durch Staat → i.S. kostenloses Schulsystem 6. Wechselwirkung zwischen Welt und Ich (sich-fremdwerden) → z.B. Reflexion: in Bezug auf Vergangenes Bildung und Sprache: Jeder Sprechende, Sie und ich, hat ein begrenztes System von Regeln verinnerlicht, mit dem er Sätze bilden kann. - Dient zur Erfassung der Welt - Verständigung - Produktive Tätigkeit des menschlichen Geistes - Wechselwirkung von Mensch und Welt - Sprache ist Meinung Zum Bildungsbegriff: 1. Um einer Nation Achtung und Bewunderung schenken zu könne, muss sie so gebildet wie möglich sein (reflektiv und kritisch nachdenken) ➔ Verstand bedienen können 2. Bildungsgedanken als Bekenntnis zur Idee der Menschenliebe, als allgemeine Menschenbildung ➔ Gesellschafts- und Bildungsideal, das jedem Menschen bestmögliche Persönlichkeitsentfaltung ermöglicht 3. Freiheit und Selbstbestimmung sind Grundsätze menschlicher Bildungsprozesse. Unabhängig vom sozialen Stand oder Beruf soll jeder sich um seiner selbst willen entwickeln und seine Individualität herausbilden ➔ Bildung sollte jedem zugänglich sein und den Menschen befähigen, seine wahre Bestimmung zu erkennen 4. Aufgabe des Staates: Bedingungen für Verwirklichung der Bildung zu schaffen. Zugleich bestimmt die Bildung des Menschen die Grenzen der Wirksamkeit des Staates ➔ Heute ist Bildung ein öffentliches Gut, für das der Staat die Gesamtverantwortung trägt. Bereitstellung eines leistungsfähigen Bildungssystems. 5. Um der menschlichen Neigung zur Einseitigkeit entgegenzuwirken, sind alle Kräfte gleichermaßen zu fördern, damit sie sich zu einem harmonisch-spannungsreichen Ganzen entwickeln ➔ Ganzheitliche Förderung (sowohl geistige, kulturelle und lebenspraktische Fähigkeiten, als auch seine personalen und sozialen Kompetenzen erweitern) ➔ Freiheit durch Selbstbestimmung und Mündigkeit; Anlagen entfalten; über Fähigkeiten verfügen, um aktiv und kritisch an der Gesellschaft teilhaben zu können Bildung und Sprache: 1. Sprache ist elementar für Wechselwirkung von Mensch und Welt, auch Selbstreflexion ist nur sprachlich möglich (+ öffnet Tor/Tür zur Welt + Filter, durch den wir die Welt wahrnehmen (Selektion); Denken auch in Sprache und Bildern) 2. Aber jeder Mensch hat „eigene Sprache“ (bestimmte Wörter/Ausdrücke; begrenzter Wortschatz → begrenzte Ausdrucksweise), deswegen ist sie auch etwas Unbegreifliches, das sich ständig verändert – Sprache in ihrer Vielfältigkeit ist für Humboldt Ausdruck unterschiedlicher Lebensformen und Weltansichten 3. Studium der Sprachen zeigt sich als „Weltgeschichte der Gedanken und Empfindungen der Menschheit“ (→ Kultur) 4. Erlernen einer neuen Sprache bedeutet „Gewinnung eines neuen Standpunktes in der bisherigen Weltansicht“ (→ Erweiterung des eigenen Standpunktes) 5. Sprache ist Ausdruck der Beziehung zum anderen (bildendes Organ der Gedanken; Unterscheidung zwischen Ich und Du → Verständnis von Individualität) 6. Da Sozialität Bedingung menschlicher Bildungsprozesse ist, sind Unterhaltung und Geselligkeit, aber auch Streit notwendig → als gemeinsame Arbeit an der Weltsicht bietet Streit die Möglichkeit zur Perspektiverweiterung (abhängig von sozialem Umfeld; deswegen Übernahme von Werten und Normen; Bildung beinhaltet u.a. gesellschaftliche Einstellungen; Globalisierung → Bildung muss sich anpassen) Bildung und Staat – das Bildungswesen: - Den staatlichen Bildungsinstitutionen (Grundlage) obliegt die allgemeine Bildung, die berufliche Bildung ist Aufgabe der speziellen Interessensgruppen - Staat und Gesellschaft gedeihen nur auf der Grundlage der allgemeinen Bildung (Voraussetzung für öffentliches Leben). Wichtiger als das berufliche Leben ist Humboldt die Teilnahme am öffentlichen Leben - Humboldt entwickelt die Vorstellung eines dreistufigen, aufeinanderfolgenden Bildungswesens: Elementarunterricht, Schulunterricht, universitärer Unterricht 1. Stufe: Elementarunterricht o Möglichst allgemeine Vermittlung der elementaren Kenntnisse – Lesen, Schreiben, Rechnen o Zudem geografischer, geschichtlicher und naturhistorischer Unterricht für die, denen nur eine kurze Schulbildung möglich ist 2. Stufe: Schulunterricht (humanistisches Gymnasium) o Ziel: „Überflüssig“-werden des Lehrers o Ausbildung des Geistes und Gemüts o Besuch des Gym soll jedoch nicht durch berufliche Interessen beeinflusst sein o Pestalozzisches Prinzip: Bildung von Kopf, Herz und Hand → sollte im Elementarunterricht und Gymnasium gelten o Einführung der Abiturprüfung 3. Stufe: Universitätsunterricht o Uni als gemeinsamer Ort des Forschens o Ermöglichung von Nachdenken und Austausch Émile Durkheim (1858-1917) (→Frankreich in tiefer Krise) Biografie: jüdische Familie; Gymnasiallehrer; 1887: Lehrauftrag für Sozialwissenschaft und Pädagogik an Uni Bordeaux; ab 1896: Professor an dieser Uni in Fächern EZW und Soziologie; ab 1902 auch Professor an Pariser Uni in Pädagogik und Soziologie; 1896: zsm. mit 40 anderen WissenschaftlerInnen Gründung der Schule „Épique durkheimienne“; einer der Begründer der Soziologie Der Begriff Sozialisation - 1896 erstmals im wissenschaftlichen Kontext verwendet (ursprünglich nicht von Durkheim) - Phänomen, dass Menschen in und mit Kultur, Sprache und Gesellschaft aufwachsen und diese Bereiche als normative Einstellungen hinterlassen - Schon immer Bestandteil pädagogischer Reflexion Was ist angemessen? Was beschäftigt Individuum? - Spannungsfelder: z.B. Frage nach Einfluss von Anlage und Umwelt (→ was hat größeren Einfluss) Einstellung Durkheims - Kritisiert Begriff der Erziehung seiner Zeit (Kant) - Würde voraussetzen, dass bei allen Menschen gleiche Grundlagen gegeben sind (Menschheit) → Erziehung würde und könnte bei allen gleich ablaufen - Kritisiert, dass hier die tatsächlichen Unterschiede zwischen Erziehungsrealität einzelner Staaten und auch einzelner Klassen nicht berücksichtigt würde - Kritik: Kants Bildungsbegriff Idee/Idealbild und keine Tatsache - Durkheims These: Erziehung ist an Anforderungen der jeweiligen Gesellschaft orientiert Sozialisation - Begriff o Beschreibt Sicht der Gesellschaft → Mensch soll sich integrieren; ohne Sozialisation Aufbau kultureller Identität nicht möglich o Versucht menschliches Verhalten zu beschreiben o Lebenslanger Prozess o Fließender Übergang 1. Primäre Sozialisation (Eltern) 2. Sekundäre Sozialisation (von Familie in Institution, bspw. Kita, Schule → Gruppe; Erlernen weiterführender Aspekte) 3. Tertiäre Sozialisation (Arbeit, Uni → Erlernen anderer/neuer Verhaltensweisen) 4. Alterssozialisation (Rente → Kennenlernen anderer Tagesstrukturen) - Rollentheorien o Vordefinierte Rolle = Gesellschaft bestimmt Rolle des Individuums zum Wohle aller, keine Entwicklung möglich ➔ Bspw.: Geschlecht, königliche Abstammung, indisches Kastensystem, früher: Rolle der Frau o Erworbene Rolle = Mensch bestimmt selbst, welche Rolle er einnimmt und wie er sich entwickelt (auch Inklusion/Exklusion) „Soziales kann nur durch Soziales erklärt werden“ - Gebiet der Soziologie, z.B. Händeschütteln als soziale Tatsache ➔ Kulturelle Normen/Regeln und gesellschaftlich geprägte, auf den Menschen einwirkende Zwänge - Der Mensch als „homo duplex“ o Natürlicher Teil: Triebe und Bedürfnisse o Sozialer Teil: kulturelle Normen/Regeln ➔ Durch gesellschaftliche Zwänge wird der natürliche Teil eingeengt bis zur totalen Verdrängung Moral ist: - Ein relativ stabiles System von Regeln zur Verhaltensregulierung - Gemeinsame Überzeugungen und Gefühle - Arbeitsteilung. Grundlage für Integration, Regelsystem, nicht wählbar, muss erzogen werden (aufgeklärte Zustimmung) (→ indigene Gesellschaftsformen) - Fragestellungen: Versuch Soziologie nach naturwissenschaftlichen Grundsätzen zu untersuchen o Wie ist die Ordnung in der Gesellschaft möglich? o Welche Gesetze liegen zugrunde? o Wie erhält sich diese Ordnung? (ursprünglich: Moral → heute staatliche Institutionen (Polizei, Politik, etc.) → kontrollierende Aufgaben) o Wie entstehen soziale Bindungen? Intention Durkheims: empirische Gesetzmäßigkeiten für die Gesellschaft aufstellen - Zwei Gesellschaftsformen abhängig soziale Bindungen: Segmentierte Gesellschaft Arbeitsteilige Gesellschaft - Niedrige Bevölkerungsdichte - Steigende Bevölkerungsdichte - Gemeinsame Überzeugungen - Individualisierung (Selbstverwirklichung) (Weitergabe über Generationen → - Kein Kollektivbewusstsein (gemeinsame Traditionen) Anschauungen treten in den - Gemeinsame Werte und Normen Hintergrund) - Ursprüngliche Form der Solidarität - Arbeitsteilung begründet die Solidarität - Mechanische Solidarität (langsam - Organische Solidarität gewachsen, immer da, von allen (anstelle von Moral: Arbeitsteilung → getragen) gegensätzliche Ergänzung (verschiedene (→ bei Regelverstoß: starke Sanktionen wie Spezialist:innen) → bei Regelverstoß Verstoß aus Gesellschaft → lebensunfähig) kein Verstoß, sondern Resozialisation im Vordergrund) Arbeitsteilung ist: - Individualisierung der Einzelbewusstseinsebenen - Differenzierung und funktionale Ausdifferenzierung (z.B. Berufsgruppen) - Kein allen gemeinsames Kollektivbewusstsein Zusammenfassung - Erster Soziologieprofessor (eigener Lehrstuhl; sein Verdienst: Soziologie als Profession) - Soziales kann nur durch Soziales erklärt werden - Geringe Ausprägung des Kollektivbewusstseins in modernen Gesellschaften - Anomie als Zustand der Regellosigkeit → fehlende oder schwache soziale Normen, Regeln und Ordnung - Arbeitsteilung als Weg in die Krise und als Weg aus der Krise Erziehung - Erziehung = Verankerung von Regeln der gängigen Moral (Verhaltensregulierung) - Zwei Wesen („homo duplex“): natürliches Wesen und soziales Wesen - Erziehung widmet sich sozialem Wesen → ist Bindeglied zwischen Individuum und Gesellschaft - Durkheim veränderte die Perspektive durch Fokus auf die Erziehung als gesellschaftliches Phänomen o Normativer und verbindlicher Charakter gesellschaftlicher Regeln/Zwänge o Irrelevanz des persönlichen menschlichen Willens o Verhaltensregulierender Zwang der Gesellschaft

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