Vorlesung VT: Konzepte und Methoden der modernen Verhaltenstherapie PDF

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Universität Kassel

Christoph Flückiger

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Verhaltenstherapie Kognitiven Verhaltenstherapie Psychologie therapeutische Konzepte

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Diese Datei beinhaltet eine Vorlesung über Konzepte und Methoden der modernen Verhaltenstherapie. Die Präsentation behandelt allgemeine und störungsspezifische Erklärungsmodelle sowie Beziehungsgestaltungstechniken. Der Fokus liegt auf dem Verständnis und der Anwendung kognitiver und verhaltensbezogener Ansätze in der Therapie.

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Prof. Dr. Christoph Flückiger Konzepte / Methoden Moderne Verhaltenstherapie Allgemeine und störungsspezifische Erklärungsmodelle Zentrale Erklärungsmodelle der KVT kennen: – Allgemeine Modelle - Störungsspezifi sche Modelle - Symptomspezifi sche Modelle Display rules in A&O Psychotherapeut*...

Prof. Dr. Christoph Flückiger Konzepte / Methoden Moderne Verhaltenstherapie Allgemeine und störungsspezifische Erklärungsmodelle Zentrale Erklärungsmodelle der KVT kennen: – Allgemeine Modelle - Störungsspezifi sche Modelle - Symptomspezifi sche Modelle Display rules in A&O Psychotherapeut*innen? - Echte Emotionen produzieren, echte Beziehungen gestalten - Am Abend dementsprechend müde! Grundprinzipien der Beziehungsgestaltung der modernen KVT Pantheoretisches Tripartite Model von Gelso (2014): - Arbeitsallianz (Alliance) - Übereinstimmung der Therapieziele (goals) - Übereinstimmung der Interventionen (tasks) Ressourcen- - Vertrauen (bond) orientierung & - Reale Beziehung (real relationship) professioneller Rahmen - Bedürfnisorientierung & Positivität - Sympathie & Gemeinsamkeiten - Attraktivität & Abgrenzung - Therapiebeziehung als Beziehungsschwierigkeit - Motivorientierte Beziehungsgestaltung - Funny games: Passiv-Aktiv Test / Übertragungstest / Spiele - Tears / Ruptures Grundprinzipien Motivorientierte Beziehungsgestaltung = komplementäre Beziehungsgestaltung Grundprinzipien Motivorientierte Beziehungsgestaltung Grundprinzipien Motivorientierte Beziehungsgestaltung Im Abstraktionsniveau so hoch gehen bis therapeutisch akzeptierbar Motivationales Ziel mit alternativen Wegen befriedigen Werde wahrgenommen „komplementär“ zum Annäherungsziel Vermeide vergessen zu gehen - Möglichkeit wo Person sich Verdresche Mädchen auf Schulhof positiv darstellen kann - Gib Raum, suche Interesse Konkretes Vorgehen Was würde der Person gut tun? Lass Deinen spontanen Einfällen freien, unkontrollierten Lauf: Annäherungsschema Welche Äusserungen würde d. P. ganz besonders wohl tun? Wie könnte man ihm/ihr am besten schmeicheln? In was für einer Situation würde sich d. P. extrem wohlfühlen, was täte ihm/ihr besonders gut? Auf welche latenten, unerfüllten Wünsche lässt das schliessen? Stell Dir folgende Fragen, vor allem für das nonverbale Verhalten und 1) das pragmatische Kommunikationsverhalten des Patienten: Was 2) versucht d.P. mit seinem/ihrem Beziehungsverhalten zu bewirken? 3) Wie tut er/sie das? Wie reagiere ich darauf, was möchte ich am liebsten tun, welche Gefühle steigen in mir auf? Was kann ich daraus für Schlüsse auf die vom Patienten angestrebten Ziele ziehen? Dienen diese noch weiter übergeordneten intentionalen Zielen oder Vermeidungszielen? Konkretes Vorgehen Was würde sie verletzen? Lass Deinen spontanen Einfällen freien, unkontrollierten Vermeidungschema Lauf: Mit welchen Äusserungen könnte man d. P. am schlimmsten verletzen? Was wäre das Ärgste, was ihm/ihr widerfahren könnte? Auf welche wunden Punkte lässt das schliessen? Was versucht d.P. mit seinem/ihrem Beziehungsverhalten zu 1) vermeiden? Wie tut er/sie das? Was lässt er/sie nicht 2) zustande kommen? Was macht er/sie mir schwer? Was kann 3) ich mir ihm/ihr gegenüber nicht vorstellen? Was kann ich daraus für Schlüsse ziehen, was für Situationen und Erfahrungen d.P. aktiv vermeidet? Dient dieses Vermeiden weiter übergeordneten intentionalen oder Vermeidungszielen? Konkretes Vorgehen Motivorientierte Beziehungsgestaltung Vom Allgemeinen zum Spezifi schen: 1) Orientierung an Grundbedürfnisse 2) Orientierung an individuellen Annäherungs- und Vermeidungsschema 3) Orientierung an Konfl iktschema – Erkennen von Tests und Spielen  Achtung: Hypothesen nicht Wahrheit!! Grundprinzipien Motivorientierte Beziehungsgestaltung Konfliktschema ! Konfliktschema kann von beiden Seiten aktiviert werden! Grundprinzipien Motivorientierte Beziehungsgestaltung Suche Zuwendung Vermeide Verletzung Konfliktschema kann von beiden Seiten aktiviert werden! Grundprinzipien – „Funny games“ Tests & Spiele Pathogenetic beliefs: Übertragungstests & Passiv-Aktiv tests (Silberschatz, 2005) Grundprinzipien – „Funny games“ Tests & Spiele Pathogenetic beliefs: Übertragungstests & Passiv-Aktiv tests (Silberschatz, 2005) – Geschichtlich gelernte Fettnäpfe – Gemeinsame Aktivierung von Annäherungs- und Vermeidungssystem! z. B.: Suche Geborgenheit vs. Vermeide Verletzung Konfliktschema Passiv-Aktiv Test (Täter-Test): Verletze Hoff nung - Zur Wehr setzen Übertragungstest: Zeige dich schwach Hoff nung: Erhalte Wertschätzung & Freiheit JEDOCH: Keine Angst – Patient*innen passen Tests an (Patient*in als “Coach”)!! Grundprinzipien - Funny games Tests & Spiele Doppelte Handlungsregulation Spiele bei Persönlichkeitsstörungen (Sachse, 2020) Grundprinzipien – Rupture-Repaire (Muran & Eubanks, 2020) Grundprinzipien – Rupture-Repaire (Muran & Eubanks, 2020) Grenzen setzen & Bedürfnisse erfragen Vorgehen (Beispiel) - Ansprechen des Verhaltens („Mir ist aufgefallen, dass Sie...) - Ich-Statement wie es mir dabei ergeht („Ich merke, dass das was Sie mir soeben gesagt haben, bei mir...“ - Absicht explorieren („Ich stelle mir vor – so wie ich sie kenne - dass es nicht ihre Absicht war, mich zu...“) - Bedürfnis explorieren („Was möchten Sie?“) Paraverbales Verhalten: - Augenkontakt/Präsenz - Sprachstil: Was es bei mir auslöste: Klar, direkt - Persönliche Verletzbarkeit off enlegen Grundprinzipien der Beziehungsgestaltung der modernen KVT Pantheoretisches Tripartite Model von Gelso (2014): - Arbeitsallianz (Alliance) - Übereinstimmung der Therapieziele (goals) - Übereinstimmung der Interventionen (tasks) Ressourcen- - Vertrauen (bond) orientierung & - Reale Beziehung (real relationship) professioneller Rahmen - Bedürfnisorientierung & Positivität - Sympathie & Gemeinsamkeiten - Attraktivität & Abgrenzung - Therapiebeziehung als Beziehungsschwierigkeit - Motivorientierte Beziehungsgestaltung - Funny games: Passiv-Aktiv Test / Übertragungstest / Spiele - Tears / Ruptures Beziehungsgestaltung & Techniken (Kazantzis & Dobson, Psy Res 2022) Grundprinzipien der Beziehungsgestaltung der modernen KVT Pantheoretisches Tripartite Model von Gelso (2014): - Arbeitsallianz (Alliance) - Übereinstimmung der Therapieziele (goals) - Übereinstimmung der Interventionen (tasks) Ressourcen- - Vertrauen (bond) orientierung & - Reale Beziehung (real relationship) professioneller Rahmen - Bedürfnisorientierung & Positivität - Sympathie & Gemeinsamkeiten - Attraktivität & Abgrenzung - Therapiebeziehung als Beziehungsschwierigkeit - Motivorientierte Beziehungsgestaltung - Funny games: Passiv-Aktiv Test / Übertragungstest / Spiele - Tears / Ruptures Allgemeine und störungsspezifische Erklärungsmodelle Zentrale Erklärungsmodelle der KVT kennen: – Allgemeine Modelle - Störungsspezifi sche Modelle - Symptomspezifi sche Modelle Allgemeine und störungsspezifische Erklärungsmodelle der modernen KVT - Allgemeine Modelle - Störungsspezifi sche Modelle - Symptomspezifi sche Modelle Allgemeine Erklärungsmodelle der modernen KVT - Horizontale (SORK) und Vertikale Verhaltensanalyse (Plananalyse) - Horizontale Modelle: Zeitlich linear & rekursive Prozesse Allgemeine Erklärungsmodelle der modernen KVT - Horizontale (SORK) und Vertikale Verhaltensanalyse (Plananalyse) - Horizontale Modelle: Linear & rekursive Prozesse C+ pos. Konsequenz / C- neg. Konsequenz / C+ Verlust pos. Konsequenz / C- Verlust neg. Konsequenz i = intern / e = extern Stages of Change (Prochaska, Norcross, DiClemente, 1998) Precontemplation: Ich weiss nicht, inwieweit ich mich verändern möchte Contemplation: Ich möchte Veränderung möglichst ohne Anstrengung Preparation, Action: Handlungsplanung und Durchführung Maintenance & Relapse: Neue Verhaltensmuster behalten & Rückschritte Allgemeine Erklärungsmodelle der modernen KVT - Horizontale (SORK) und Vertikale Verhaltensanalyse (Plananalyse) - Horizontale Modelle: Linear & rekursive Prozesse - Vertikale Modelle: Teilweise nach unten (Psychodynamisch), teilweise nach oben (Plananalyse) dargestellt Allgemeine Erklärungsmodelle der modernen KVT Oben: Bedürfnis-Schema (Humanistisch) Oben: Konkretes Verhalten Unten: Konkretes Verhalten Unten: Nichtbewusste Schema (PD) Allgemeine Erklärungsmodelle der modernen KVT - Horizontale (SORK) und Vertikale Verhaltensanalyse (Plananalyse) - Horizontale Modelle: Linear & rekursive Prozesse - Vertikale Modelle: Teilweise nach unten (Psychodynamisch), teilweise nach oben (Plananalyse) dargestellt - Psychosoziale Modelle: Lebensbereiche Spannung Psychosoziale Bereiche Spannung „Drogenidentität“ Zu Eltern zurück Arbeit und Familie haben Psychosoziale Bereiche Spannung „Drogenidentität“ Wunsch an die Therapie Arbeit und Familie haben Psychosoziale Bereiche Transgender & Nonbinary People (TNB) Tebbe & Budge, 2022 Allgemeine Erklärungsmodelle der modernen KVT - Horizontale (SORK) und Vertikale Verhaltensanalyse (Plananalyse) - Horizontale Modelle: Linear & rekursive Prozesse - Vertikale Modelle: Teilweise nach unten (Psychodynamisch), teilweise nach oben (Plananalyse) dargestellt - Psychosoziale Modelle: Lebensbereiche - Vereinfachte Patient*innenmodelle (z.B. Psychoedukation, individuelles Störungsmodell) Allgemeine Erklärungsmodelle der modernen KVT Beck (1979) Allgemeine Erklärungsmodelle der modernen KVT Verhaltensdreiecke Situation / Verhalten Emotion / Kognition / Motivation Selbstverbalisation Allgemeine Erklärungsmodelle der modernen KVT Kognitive Verhaltenstherapie Körperliche Reaktionen Automatisch Negative Negative Emotion Gedanken Auslöser Vulnerabilität Stress Verhalten Zinbarg, Craske & Barlow (2006) Allgemeine und störungsspezifische Erklärungsmodelle Zentrale Erklärungsmodelle der KVT kennen: – Allgemeine Modelle - Störungsspezifi sche Modelle - Symptomspezifi sche Modelle Störungsspezifische Erklärungsmodelle Annahme: Es geht mir nicht gut, deshalb kann ich nicht aktiv sein Korrektive Erfahrung: Werde aktiv und es geht dir besser! Depression - Behavioral Activation (BA; Beck, 1979) Störungsspezifische Erklärungsmodelle Wahrgenommene Gefahr Körperempfindungen werden katastrophisiert Furcht Panik Modell Barlow (1992) Störungsspezifische Erklärungsmodelle Fairburn Essstörungen (2003) Störungsspezifische Erklärungsmodelle Ehlers & Clark (2000) Allgemeine und störungsspezifische Erklärungsmodelle Zentrale Erklärungsmodelle der KVT kennen: – Allgemeine Modelle - Störungsspezifi sche Modelle - Symptomspezifi sche Modelle Symptomspezifische Erklärungsmodelle - Allgemeine Modelle - Störungsspezifi sche Modelle - Symptomspezifi sche Modelle Symptomspezifische Erklärungsmodelle: Pathologische Sorgen Was ist pathologisches Sorgen: - Sorgenketten erkennen ist mind. die halbe Miete! - Übermäßig, unkontrollierbar, nicht auf Ereignisse bezogen, Patient*innen wissen, dass ihre Sorgenketten übermäßig sind Nicht erkannte Sorgenketten: - Zwangsgedanken - Panikstörung - Hypochondrische Ängste - Rumination Falsch diagnostizierte als Sorgenketten: - Hyperaktivität als Anspannung - Selbstunsichere Persönlichkeitsstörung Symptomspezifische Erklärungsmodelle: Pathologische Sorgen Erweitertes allgemeines KVT Modell Symptomspezifische Erklärungsmodelle: Pathologische Sorgen Symptomspezifische Erklärungsmodelle: Pathologische Sorgen Symptomspezifische Erklärungsmodelle: Pathologische Sorgen Craske et al., 2014 Healing Practice Übereinstimmung Erklärungsmodell - Vorgehen Demoralisierung zu Therapiebeginn: - Patienten leiden am Scheitern der eigenen Problemlöseversuche - Suche nach weiteren Lösungen aufgegeben Allgemeine Wirkfaktoren: - Therapiebeziehung zwischen Hilfeempfänger und sozial sanktioniertem Hilfegeber - Formalisiertes Behandlungsangebot - Behandlungsrational & -vorgehen - Durchführung des Behandlungsrituals Frank & Frank, 1991 Healing Practice Übereinstimmung Erklärungsmodell - Vorgehen Erweitertes allgemeines KVT Modell Healing Practice Übereinstimmung Erklärungsmodell - Vorgehen Take home message Allgemeine und Störungs-/Symptomspezifi sche Erklärungsmodellen – Allgemeine und Symptomspezifi sche Modelle schließen sich nicht aus – Erklärungsmodelle sind nur so gut, wie sie für Therapeut*innen hilfreich sind – Erklärungsmodelle für Patient*innen sind pragmatisch – Erklärungsmodell und Interventionen sind aufeinander bezogen! Heute: Prüfungsrelevant – Zentrale allgemeine Erklärungsmodelle kennen – Zentrale spezifi sche Erklärungsmodelle der KVT kennen (kein Schwerpunkt auf SORK) – Symptomspezifi sche Modelle am Beispiel der generalisierten Angststörung kennen Text: Flückiger & Hoyer, 2022

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