Vorlesung VT - Konzepte / Methoden der modernen Verhaltenstherapie
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Prof. Dr. Christoph Flückiger
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Summary
Diese Vorlesungsnotizen behandeln Konzepte und Methoden der modernen Verhaltenstherapie. Sie enthalten Prüfungsfragen und Beispiele, sowie verschiedene Strategien im Zusammenhang mit der Verhaltenstherapie.
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Prof. Dr. Christoph Flückiger Konzepte / Methoden Moderne Verhaltenstherapie Prüfungsfragen: Format Single Choice Fragen: 1 Frage – 5 Antworten Beispiel: Der aktuelle, empirische Stand des Dodobird-Verdikts kann folgendermaßen zusammengefasst werden: Legitime Psychotherapien sind in ihrer...
Prof. Dr. Christoph Flückiger Konzepte / Methoden Moderne Verhaltenstherapie Prüfungsfragen: Format Single Choice Fragen: 1 Frage – 5 Antworten Beispiel: Der aktuelle, empirische Stand des Dodobird-Verdikts kann folgendermaßen zusammengefasst werden: Legitime Psychotherapien sind in ihrer durchschnittlichen Wirksamkeit identisch (g <.05). Legitime Psychotherapien unterscheiden sich spürbar, mittlere Wirksamkeitsunterschiede sind üblich (g ≈.40). Legitime Psychotherapien unterscheiden sich in ihrer Wirksamkeit nicht spürbar; kleinere zumeist nicht signifi kante Wirksamkeitsunterschiede sind üblich (g <.25). Therapeuteneff ekte klären weniger Varianz auf als die Eff ekte zwischen den Verfahren. Innerhalb eines bestimmten Verfahrens (z.B. KVT) sind alle untergeordneten Ansätze vergleichbar wirksam (g <.25). Breites Verständnis von Kognition - Hierarchisch gegliederte motivationale, emotionale Schema - Kognitionen als Annahmen, Erwartungen für die Zukunft - Kognitionen als mentales Probehandeln (Imagery) - Metakognitionen: deklarative Ebene (Wissen über Handlungsorganisation), exekutive Ebene (Annahmen über eigene Steuerungsprozesse) - Austesten der Erwartungen als empirischer Anpassungsprozess Irrationale Gedanken und psychische Gesundheit Visla et al., 2015 Kognitive Umstrukturierung mittels 8-Spalten Protokoll Fahrplan heute: Operante Methoden - Aufmerksamkeits-Teufelskreis - Invalidierung - Kontingente Verstärkung - Verhaltensaufbau - Verhaltensabbau - Stimuluskontrolle Aufmerksamkeits-Teufelskreis (in Gruppen) Patient: Andere: Lautes Leiden (z.B. external. Störung) Es brennt, erhöhte Aufmerksamkeit Patient: Andere: Stilles Leiden (z.B. intern. Störung) Wenig Wahrnehmung, verminderte Aufmerksamkeit Andere Patient:innen (werden lauter oder Abwendung) Invalidierung & Verstärkung nach Carl Rogers Invalidierung von eigenen Bedürfnissen - Invalidierung 1: Off ensichtliche direkte Bestrafung (z.B. bestraftes Kind) - Physische Gewalt (Schlagen, Schmerz) - Psychische Gewalt (Zusammenschiss) - Soziale Gewalt (Auslachen) - Invalidierung 2: Absenz von positiven Verstärkern und Wertschätzung (z.B. vernachlässigtes Kind) - Nicht beachten & ignorieren - Desinteresse - Keine Zeit - Invalidierung 3: Übernahme von Erwartungen (z.B. braves Kind) - Person nimmt die Wünsche der andern (Bezugs-)Person vorne weg (z.B. in Musik & Sport) - Langfristige Lebensaufträge (z.B. vererbtes Geschäft / Berufe / Lebensstil) - Vorwegnahme von Wertvorstellungen, Motiven und Bedürfnissen Verhaltensaufbau Kurzfristige Strategien: - Shaping: Verhalten an Situation anpassen - Chaining: Gesamtablauf in kleinere Schritte aufteilen - Prompting: Kleine Mithilfe / Erinnerungsstütze - Fading: Hilfestellungen wegnehmen - Diskriminationslernen: Fein und klein unterscheiden Beispiel: Diskriminationslernen - Laut werden - Vater schlägt mich - Mutter ist unzufrieden - Bruder schiebt mich vor Kontingente Verstärkung: Klingt „technischer“ als es ist Hilfreiches fördern - Steigerung der Auftretensrate (Belohnung) - Primäre Belohnung (z.B. an physiologischen & psychologischen Grundbedürfnissen) - Gewohnheit - Essen wenn Aufgeräumt ist - Gewohnheit - Küche machen vor dem ins Bett gehen; Zähne putzen vor dem ins Bett gehen - Gewohnheit – Lernen/Hausaufgaben vor Hobbies - Sekundäre Belohnung (z.B. persönliche Vorlieben) - Gönnen – Schmuck nach Sieg (Sportlerin) - Gönnen – Eis nach gutem Lerntag - Gönnen – Reise nach intensivem Semester - Generalisierte Belohnung (z.B. Lohn) - Haben – Abschluss nach Studium - Haben – Prämie nach guter Leistung - Haben – Bonusprämie nach nicht in Anspruchsnahme (z.B. Versicherung) - Soziale Verstärker (z.B. Aufmerksamkeit) - Prestige – Hochschulabschluss, teures Auto - Zuwendung – Aufmerksamkeit, Liebe - Bindung - unbedingte Wertschätzung!! Verstärkung in der Therapiebeziehung Hier-Und-Jetzt - Aufmerksamkeitslenkung im Gespräch - Geeignetes als Erstes aufgreifen - Ungeeignetes später oder weniger detailliert ansprechen - Nonverbale Affi rmation - Aktive Affi rmation: Freude, Interesse, Nicken, Präsenz - Versus: Aktive Darstellung von Eckel, Verwunderung, Uneinigkeit - Versus: Aff ektive Enthaltsamkeit / still face - Emotionsregulation durchTherapeut:in (Mitgehen vs. gegen regulieren) - Positive Aspekte (mitgehen) - Anspannung (gegenregulieren) - Depressiv (eher neutral - nicht mitgehen, nicht gegen regulieren) - Maskierte Emotionen z.B. Weglächeln als sekundäre Emotion von Trauer (mitgehen mit primärer Emotion) Emotionsregulation durch Therapeut:innen Emotionales Verhalten in der Therapie Habituelles Therapeut:innen Niedergeschlagen – eher neutral Angespannt – gegenregulieren Begeistert – mitgehen Maskieren – gegenregulieren Beispiel: Übung – Validieren des Positiven Verhaltensabbau Kurzfristige Strategien - Direkte Bestrafung (Regeln durchsetzen; mogeln nicht mehr durchgehen lassen mit zuvor abgesprochenen Konsequenzen) - Indirekte Bestrafung / Response Cost (bei Rückfall Essen wieder auf Zimmer statt mit anderen) - Löschung/Verstärkerverlust (keine Aufmerksamkeit mehr auf negatives Verhalten mehr; keinen Trostpreis mehr) - Time out (z.B. Bedenkszeit mit Situationsveränderung auf bestimmte Zeit) - Sättigung (z.B., positive Reaktion auf negatives Verhalten wird langweilig) - Beschränkung (z.B. Festhalten; Fixierung) Bestrafungen und Beschränkungen sind im therapeutischen Kontext grundsätzlich ethisch heikel. Grundregel: Zuvor klar und einvernehmlich abgesprochen, Konsequenzen situations-angepasst, keine spontanen Alleinschüsse! Beispiele für Verhaltensabbau Essstörungen: Wägen ohne mogeln, sonst Konsequenzen Suizidalitätsvertrag: Therapieabbruch bei Suizidversuch (jedoch nicht bei Suizidalität) Sozialpsychiatrische Wohngruppen: Einhalten der Ruhezeiten, sonst Konsequenzen Entzugsstationen: Einhalten der Abstinenz, sonst Konsequenzen Delinquenz: Einhalten der Stationsregeln, sonst Konsequenzen Schizophrenie: Einnahme der Medikamente, sonst Konsequenzen Ist therapeutischer Balanceakt – Einsicht/Überforderung/Grenzen der Institution Zumeist basale Regeln zur Einhaltung der therapeutischen Rahmenbedingungen Exposition / Konfrontation mit Reaktionsverhinderung nächstes mal Stimuluskontrolle / Triggerkontrolle Beispiele: - Handyverbot (z.B. in Schule) - Essen nicht überall verfügbar, nicht naschen (z.B. Arbeitsplatz) - Taschenrechner nicht verfügbar (in Schule) - Separierung von Plappertaschen - Bettliegen fürs Schlafen (Schlafhygiene) - Soziale Medien am Arbeitsplatz - Emails während dem Wochenende - Alkohol und Rauchen nicht allgemein verfügbar (z.B. in Läden) - Messer- & Waffenverbot im Stadion - Privacy-Regeln (nicht anstarren, Kleideregeln, getrennte WCs und Umziehkabinen) Achtung: Aufmerksamkeit als Verstärker von negativem Verhalten! Heute: Prüfungsrelevant – Grundprinzipien der operanten Verfahren kennen. Texte: Junge-Hoffmeister & Pittig (KP 25)