Kunst-, Medien und Designgeschichte Folien PDF
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Hochschule Macromedia
Prof. Dr. Christof Breidenich
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This document is a set of lecture notes for a Design course covering Kunst-, Medien and Designgeschichte (Art, Media and Design History). It includes information on different units, topics, and learning goals. The document focuses on various historical periods, including the Antiquity, Renaissance, Barock, Enlightenment and modern periods.
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Kunst-, Medien und Designgeschichte Foliensatz mit 11 Units Prof. Dr. Christof Breidenich Studiengang Design | 1./2. Semester Units Agenda » Unit 01 – Grundbegriffe Hi...
Kunst-, Medien und Designgeschichte Foliensatz mit 11 Units Prof. Dr. Christof Breidenich Studiengang Design | 1./2. Semester Units Agenda » Unit 01 – Grundbegriffe Hier finden Sie Links oder Die Aufgaben sollen das gelernte Wissen Hinweise zur eigenen Recherche. » Unit 02 – Kunst in der Antike und im Mittelalter vertiefen und als praktische Beispiele zum Erreichen der Lernziele dienen. » Unit 03 – Kunst und Medien in Renaissance » Unit 04 – Kunst und Medien im Barock Hier stehen Lernziele mit Bezug » Unit 05 – Kunst und Medien in der Aufklärung und im 19 Jh. zum jeweiligen Inhalt. Alle Lernziele Hier gibt es Definition zu wichtigen findet man auf Blackboard unter Begriffen. » Unit 06 – Kunst und Medien in der Moderne Modulinformationen » Unit 07 – Design in der Industrialisierung » Unit 08 – Design und Kommerzialisierung im 20. Jh. Hier finden Sie den Link zu einem Hier werden wichtige Informationen interessanten Video. auf einen Blick für Sie hervorgehoben. » Unit 09 – Kunst und Medien in der Postmoderne » Unit 10 – System Design, Methoden und Prozesse in der zweiten Hälfte des 20. Jh. » Unit 11 – Design und Medien in der Digitalisierung Links zum interaktiven Webglossar Relevante Literatur: bitte lesen! Hyper Aesthetics https://t.ly/UHCk2 Kunst,- Medien und Designgeschichte 2 Kunst- und Designgeschichte ist ein Pflichtmodul und wird mit einer Klausur abgeschlossen » Jedes Macromedia-Modul bildet Kompetenzen auf verschiedenen Ebenen (Levels) aus aktuelle Level 6 Erstellen Fragestellungen Formalia Details ableiten Moduldauer 1 Semester Werke Level 5 Beurteilen Turnus Mind. 1 x pro Studienjahr klassifizieren Art des Moduls Pflichtmodul Level 4 Repertoires Analysieren Studiensemester 1 vergleichen ECTS 5 Level 3 Anwenden Praktiken anwenden Workload 150 h [45 LVS / 105 SSZ] Lehrsprache Deutsch Entwicklungen Level 2 Verstehen Prüfungsform Klausur darstellen Lehr- und Lernmethoden des Vorlesung (2 SWS) mit Seminar (1 SWS) Epochen u. Stile Moduls Erinnern Level 1 kennen Voraussetzungen Keine Kunst,- Medien und Designgeschichte 3 Kunst,- Medien und Designgeschichte Unit 01: Grundbegriffe Prof. Dr. Christof Breidenich Studiengang Design | 1./ 2. Semester Materialübersicht Lernziel 01: Sie kennen die grundlegenden Begriffe: Geschichte, Medien, Design und Kunst Unit 01: Grundbegriffe Lernziel 02: Sie interpretieren die Entwicklungsschritte innerhalb der Kunst-, Medien-, Designgeschichte Diese Unit enthält folgende Inhalte und Materialien: » Begriff Geschichte bzw. Einführung in den Themenkomplex und das Verständnis für die Abfolge und Entwicklung von Werken, Personen, Gattungen, Gesellschaften und Stilen. » Begriff Kunst und die Unterscheidung von historischer und moderner Kunst im Kontext der jeweiligen Zeiten, Epochen und Stile. » Begriff Medien und und die Wirkung von Medien auf Menschen oder von Menschen auf die Medien. » Begriff Design und die Unterscheidung von Kunst und ökonomisch motivierten ästhetischen Strategien zur Identitätsbildung von Produkten und Marken im Laufe der Zeit. » Übungen zu Geschichte, Kunst, Medien und Design. Kunst,- Medien und Designgeschichte 5 Begriff Geschichte Unit 01: Grundbegriffe Video-Tipp: Hier finden » Johann Joachim Winckelmann (1717-68): Begründer der wissenschaftlichen Archäologie und der Sie den Link zu einem interessanten Video: Der Kunstgeschichte, seine Formel lautete „Edle Einfalt und stille Größe“, erster Wissenschaftler, der Siegeszug der Archäologie die Antike anhand von ästhetischen Artefakten (nicht nur Schriften) untersuchte - Auferstehung am Vesuv https://youtu.be/NV2F1oJk » Neue Form der Kunst: Klassizismus (lehnt sich an die Antike an und löst sich vom Barock ab) aQI » Seit Winckelmann werden antike Stätten ausgegraben → Rekonstruktion der Vergangenheit » Bauten auf der ganzen Welt, die antike Bauformen nachahmen, sollen auch bestärken an die Kern des Interesses an Geschichte für neue Freiheit der Aufklärung zu glauben. Geschichte sollte Abfolge und Entwicklung von Designer:innen, deren Werken, Personen, Gattungen, Gemeinschaft und Stilen für eine freie und aufgeklärte Aufgabe es ja ist, Innovationen und Gesellschaft darstellen. Verbesserungen zu denken, » Geschichte wird erfunden/erzählt/erforscht um bestehende Ästhetiken abzulösen und zu konzipieren und umzusetzen. Neues infolgedessen Innovationen bzw. Veränderungen in der Gesellschaft (erfunden meint die entsteht nur, wenn es sich Erforschung von Geschehnissen nach aktuellem Interesse) vom Alten unterscheidet. Der Kern der Innovationskraft » Kunstgeschichte lässt sich in den Geisteswissenschaften verorten und ist bis heute offen und liegt also in der Geschichte. wird permanent erweitert Kunst,- Medien und Designgeschichte 6 Begriff Geschichte Grundverständnis und Umgang mit Geschichte Hyper Aesthetics https://t.ly/UHCk2 Online Recherche, Suchwort: Geschichte Blick auf das Forum Romanum von den Kapitolinischen Museen aus (2012), https://de.wikipedia.org/wiki/Forum_Romanum#/media/Datei:Foru m_romanum_6k_(5760x2097).jpg Das Colosseum und der Konstantinsbogen in Rom (l.), Forum Romanum (r), Giovanni Paolo Panini, 1740, Nationalmuseum Kunst,- Medien und TitelDesigngeschichte der Präsentation 7 Irland, Dublin, Aufnahmen des Autors Laokoon Gruppe 1506 in Rom ausgegraben » Beispiel für die Interpretation von Kunstwerken anhand von geschriebenen Geschichten. » Für die Zeiten als es noch keine schriftlichen Überlieferungen gab, ist die konkrete Interpretation der bildnerischen Bedeutung nicht möglich. » Geschichte funktioniert nur über Texte. Die Zeiten, wo es noch keine Schrift gab, nennt man Prähistorie (Vor-Geschichte). Die Bedeutung der Laokoon Gruppe kennen wir, weil die Geschichte des Priesters Laokoon, seinen Söhnen und dem Kampf mit der Schlange in den Erzählungen des Trojanischen Krieges überliefert sind. Wären diese Texte unbekannt, könnte man wohl nicht verstehen, was hinter diesem ungewöhnlichen Skulpturenmotiv liegt. Hyper Aesthetics https://t.ly/UHCk2 Online Recherche, Suchwort: Antike Laokoon-Gruppe aus Marmor in den Vatikanischen Museen. Kunst,- Medien und Designgeschichte 8 https://de.wikipedia.org/wiki/Laokoon#/media/Datei:Laocoon_Pio-Clementino_Inv1059-1064-1067.jpg Begriff Kunst Unit 01: Grundbegriffe Lesen Sie die Seiten 10-11 » Unterscheidung zwischen historischer (bis Mitte des 19. Jhs) und moderner (Ende 19. Jh Von der Designgeschichte bis 2. Weltkrieg) bzw. zeitgenössischer Kunst. lernen in: Bühler, P., Schlaich, P., Sinner, D., » Historische Kunst ist immer an Referenzsysteme gekoppelt. Moderne Kunst ist immer Stauss, A. & Stauss, T. innovativ und neu: subjektive Perspektiven und Erfahrungen. (2019). Designgeschichte: Epochen – Stile – » Der Kunstbegriff definiert sich mittels der Kontexte und Diskurse, die von Kunstinstitutionen, Designtendenzen. Springer- der Kunstkritik oder der Gesellschaft geführt werden: Verlag. Was ist mit syntaktischer, semantischer » Nur das, was diskutiert und rezipiert wird zählt zur Kunst! und pragmatischer Analyse gemeint? » Design und Kunst unterscheiden sich dahingehend, dass Design zweckgebunden ist. In der Kunst spricht auch vom autonomen Kunstbegriff, da Kunst sich im modernen Sinne seitens der Künstler, der Kritik und des Diskurses selbst definiert und festlegt. Lesen Sie die Seiten 111- 113 Methode Blick in die » Einordnungen in der Kunstgeschichte vollziehen sich nach Herstellungstechniken und Geschichte in: Breidenich, Entstehungszeiten. C. (2010). @Design: Ästhetik, Kommunikation, » Bildende Kunst (traditionell): Malerei, Grafik, Skulptur und Plastik. Bildende Kunst (modern / Interaktion (X.media.press). postmodern): Performance, Medien, Internet, Street-Art, Konzeptkunst… Angrenzende Springer. Benennen Sie Bereiche sind: Kunstgewerbe, Angewandte Kunst, Architektur, Theater, Literatur oder Musik. dazu beispielhaft ein oder mehrere historische Laokoon-Gruppe aus Marmor in den Vatikanischen Museen. Gemeinfrei Ereignisse. https://de.wikipedia.org/wiki/Laokoon#/media/Datei:Laocoon_Pio-Clementino_Inv1059-1064-1067.jpg Kunst,- Medien und Designgeschichte 9 Begriff Kunst Unit 01: Grundbegriffe » Unterscheidung zwischen historischer und moderner bzw. zeitgenössischer Als Rezipient bezeichnet man eine Kunst. Person, die ein Objekt oder eine » Der Begriff Kunst kann nicht eindeutig verwendet werden, sondern setzt Situation welche durch ein Medium (Theater, Ausstellung, Event) oder Kontexte (z.B. Epochen, Stile, gesellschaftliches und politisches Kunstwerk vermittelt wird, Zeitgeschehen) voraus. wahrnimmt. Im Fokus dabei sind die Bedingungen und kommunikativen » Der Kunstbegriff definiert sich mittels der Kontexte und Diskurse, die von Leistungen der Wahrnehmung und Kunstinstitutionen, der Kunstkritik oder der Gesellschaft geführt werden: der Vermittlung. Rezipienten können » Voraussetzung ist folglich eine aktive Rezipientenschaft. Betrachter, Zuhörer, Leser oder Besucher sein. » Design und Kunst unterscheiden sich dahingehend, dass Design zweckgebunden ist. Man spricht auch vom autonomen Kunstbegriff, da Kunst sich im modernen Sinne selbst definiert und festlegt. Kunst,- Medien und Designgeschichte 10 Begriff Kunst Unit 01: Grundbegriffe » Historische Kunst hatte ihre Zweckgebundenheit als Kommunikationsmittel der Absichten und Schauen Sie sich die Machtansprüche von privilegierten Gesellschaftsteilen. Digitale Sammlung des » Bei der Einordnung und Analyse von Kunstwerken muss folglich der politische, wirtschaftliche Städel Museums in und gesellschaftliche Kontext zur Zeit der Entstehung des Kunstwerks beachtet werden. Frankfurt (https://sammlung.staedel » Einordnungen in der Kunstgeschichte vollziehen sich nach Herstellungstechniken und museum.de/de) an. Entstehungszeiten. Sie werden in den musealen Abteilungen für Malerei (Pinakothek) oder Suchen Sie jeweils ein Werk aus dem Mittelalter Skulptur (Glyptothek) ausgestellt. (11. bis 15. Jh.), aus der » Die Werke werden nach Alter chronologisch oder nach den Entstehungsorten systematisiert. Renaissance (15. bis 16. Jh.), und aus dem Barock » Die Bildende Kunst befasst sich mit Malerei, Grafik, Skulptur und Plastik. Später kamen noch (17. bis 18. Jh.). Was Darstellungsarten wie Performance, Medien, Internet, Street-Art oder Konzeptkunst hinzu. erkennen Sie für Unterschiede in den » Raumgestaltung, Gebrauchsgegenstände und Architektur werden in Kunstgewerbe, Angewandte Inhalten aber auch im Kunst und Architekturgeschichte zusammengefasst. ästhetischen (formalen) Ausdruck? » weitere Formen und Ausdrucksweisen der Kunst sind Theater, Literatur oder Musik. Kunst,- Medien und Designgeschichte 11 Kunst im traditionellen historischen Sinne Unit 01: Grundbegriffe Die ästhetischen und inhaltlichen Aufgaben der historischen bildenden Kunst können in vier Bereiche gegliedert werden. Aus ihnen geht hervor, dass Kunst vor dem 20. Die Herausforderung die Natur Jahrhundert die Wirklichkeit repräsentiert und interpretiert (nach Schmidt 1971, S.20): so echt wie möglich darzustellen, bildet das » Von den Sinnen erschlossene Wirklichkeit. Exakte Wiedergabe durch die Kunst. hervorragende ästhetische Kriterium in der traditionellen » Idealistische Wirklichkeitskonzeption: Kunst interpretiert und vervollständigt durch Kunst seit der Antike, welches eine idealisierte Wirklichkeit man Mimesis nennt. Mimesis bedeutet den Anspruch die » Darstellung und Kenntlichmachung als Symbol für die göttliche Wahrheit. Realität so täuschend wie Bedeutung liegt nicht in den Dingen, sondern in der Schöpfung. möglich wiederzugeben, wie sie von den Sinnen erfasst wird » Subjektive Auffassung der Wirklichkeit. Ausdruck individueller Anschauung sollen (siehe Schanze / Pütz, 2002, Vorstellungen und Empfindungen wecken. Eintrag Mimesis). Schmidt, S. (1971). Ästhetische Prozesse. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln. Kunst,- Medien und Designgeschichte 12 Kunst im traditionellen historischen Sinne Unit 01: Grundbegriffe » Kunst koppelt sich in der Geschichte an sogenannte Referenzsysteme. Diese Referenzsysteme sind definieren ausschlaggebende Impulse und Notwendigkeiten, warum die Kunstwerke gesellschaftliche und politische entstanden sind. Stifter oder Auftraggeber können aus religiösen, Bezüge, in denen und durch die gesellschaftlichen und identitätsstiftenden Motivationen handeln, um Kunstwerke in Auftrag gegeben werden und die dadurch den Machtansprüche zu legitimieren. Machtanspruch der Auftraggeber manifestieren. Dies kann z.B. die » Stilistische und ästhetische Ausdrucksformen im Mittelalter sollten Geschichten als katholische Kirche gewesen sein Glaubensanleitung illustrieren auch für die, die nicht lesen konnten. oder aber die Herrscher und Höfe im 17. Jahrhundert. Im 19 » In der Renaissance und dem Barock waren die Auftraggeber neben dem Klerus auch Jahrhundert wird die Referenz Höfe und Adelige. Deren Ausdrucksformen sollten viel eher die Scheinwelt künstlerischen Ausdrucks immer aristokratischen Machtanspruchs darstellen. mehr individueller Natur, wodurch sich die Künstler selbst ihren Auftrag geben und so ihre eigene Weltwahrnehmung thematisieren. Kunst,- Medien und Designgeschichte 13 Jan van Eyck Genter Altar: Maße in geöffnetem Zustand (ohne Rahmen): 375 × 520 cm » Die Kunst vor dem 19. Jahrhundert bezieht sich immer auf Machtinhaber, Auftraggeber oder historische Programme, wie beispielsweise die Kirche oder den Adel. Hyper Aesthetics https://t.ly/UHCk2 Online Recherche, Suchwort: Kunst (autonome, westliche) Jan van Eyck und Hubert van Eyck, 1432 oder 1435 Kathedrale Sint-Jans (St. Johannes), Gent, Agnus Dei - Verkündigung des Herrn https://de.wikipedia.org/wiki/Genter_Altar#/media Kunst,- Medien und Designgeschichte 14 /Datei:Retable_de_l'Agneau_mystique.jpg Kunst im Sinne der Moderne Unit 01: Grundbegriffe » In der Moderne galt es Neues und Innovatives zu schaffen. Dies stand unter dem Die Moderne ist geprägt von Risiko des Scheiterns und der Ablehnung. der Notwendigkeit zu permanenter Innovation, » Die Wissenschaft, z.B. Relativitätstheorie und Quantenphysik, beeinflussen stark und dargestellt in Kunstwerken. Die eröffnen neue Wirklichkeitsräume. künstlerische Intention, die sich nach der Radikalität der » Während der Jahrhundertwende (zwischen 19. und 20. Jahrhundert) kommt es zu Neuerung ausrichtet, nennt man Avantgarde (= vor der vielen Reformen in den Lebens- und Arbeitsweisen. Truppe). Dieser militärische » Die Fotografie und andere technische Medien geben der Abbildhaftigkeit eine neue Begriff zeichnet sich durch die Ablehnung von ästhetischen Bedeutung, weshalb Maler nicht mehr die Wirklichkeit abbilden müssen. Konventionen aus. Auf eventuelle Verluste von » Neue ästhetische Programme, die subjektive Perspektiven und Erfahrungen künstlerischer Anerkennung thematisieren (Impressionismus, Kubismus, Futurismus, Expressionismus, u.a.), geben oder gesellschaftlicher die Möglichkeit, Werke zu schaffen, die der wahrgenommenen Welt nicht entsprechen. Akzeptanz wird keine Rücksicht genommen. Kunst,- Medien und Designgeschichte 15 Die Moderne Duchamp, Malewitch, Mondrian » In der Moderne geht es nicht mehr um fest definierte Techniken (Malerei, Skulptur, Grafik oder Motive), Abbildung, Fertigkeiten, Können oder Verweise auf die Historie. » Das neue, nie Dagewesene, das Experiment, die Kontexte, das Autonome und das Risiko Ablehnung auf sich nehmen zu müssen, charakterisieren moderne Kunstwerke. Hyper Aesthetics https://t.ly/UHCk2 Online Recherche, Suchwort: Moderne / Avantgarde Kazimir Malewitch, 1915, Das schwarze Quadrat, Öl auf Leinwand, 79.5 x 79.5 cm, Tretyakov Gallery, Moscow Kunst,- Medien und Designgeschichte 16 Marcel Duchamp, 1917, Fountain Piet Mondrian, Tableau I oil on canvas 103 x 100 cm, Gemeentemuseum Den Haag Wie analysiert man ein Kunstwerk? Unit 01: Grundbegriffe » Kunsthistoriker Erwin Panofsky (1892-1968) erschafft ein neues Werkzeug zur Analyse von Kunstwerken und unterscheidet zwischen den Begriffen Ikonografie (eikón Bild und gráphein schreiben) und Ikonologie (eikōn, Bild und λόγος lógos Lehre). » In seinem Drei-Stufen-Modell wird unterschieden zwischen der rein sachlich und der phänomenologischen Analyse, der Bedeutungsanalyse und dem Wesen des Bildes (Kopp-Schmidt, 2004, S.51): » präikonografische Analyse, Semantik: Was ist dargestellt? » ikonografische Analyse, Syntax: Wie ist es dargestellt? » ikonologische Interpretation, Pragmatik: Was bedeutet es? Kopp-Schmidt, G. (2004). Ikonographie und Ikonologie: eine Einführung, Köln. Abbildung nach eigener Darstellung in Anlehnung an: https://bildinterpretation.weebly.com/erwin-panofskys-interpretationsmodell.html Kunst,- Medien und Designgeschichte 17 Begriff Medien Unit 01: Grundbegriffe » Der Begriff leitet sich vom lateinischen medius (= in der Mitte stehend) ab. Dies Herausragende Erfindungen in der Mediengeschichte sind: spiegelt den vermittelnden Charakter wider. Bild, Schrift, Buchdruck, Fotografie, Film, Fernsehen und Internet. Diese Medien bestimmen die menschliche Wahrnehmung indem sie die Welt repräsentieren und » Medien sind Kommunikationsmittel und -kanäle, die Informationen bereitstellen, zugänglich machen. die an einen Zweck oder an eine Intention gebunden sind. Menschen erfinden die Medien zwar, aber die Medien „machen“ im Gegenzug auch die Menschen, indem sie ihnen die Welt eröffnen. » Sie können informell sein (Sprache, Gestik), oder auch an öffentliche Institutionen oder technische Apparaturen (Internet, Radio) gebunden sein. » Medien erweitern die menschlichen Sinne und machen die Inhalte durch Speicherung haltbar. » Auch Menschen, Objekte, Räume, Bilder oder Schriften können als Medien verstanden werden. » Mediengeschichte ist eine relativ neue Geschichte, da diese auf das steigende Interesse an Mechanismen der Massenmedien und der Digitalisierung (20. Jahrhundert) zurückgeht. http://iziefrao.blogspot.com/2017/08/the-evolution-of-media.html Kunst,- Medien und Designgeschichte 18 Begriff Medien Unit 01: Grundbegriffe 5 Unterscheidungen medialer Ebenen » Materielle Träger kommunikativer Botschaften (Malereien, Skulpturen, Tonträger, etc.). Subjektive Auffassung der Wirklichkeit. Ausdruck individueller Anschauung sollen Vorstellungen und Empfindungen wecken » Zeichensysteme der Kommunikation (Sprache, Texte, Töne, etc.) » Technische Instrumente zur audiovisuellen Kommunikation (Kamera, VR -Brille, Mikrofon, etc.) » Institutionen der Massenkommunikation (Verlage, Medienhäuser, Rundfunk, etc.) » Sparten der Massenkommunikation (Internet, Fernsehen, Zeitungen, etc.) (Beck/Bentele, in Schweppenhäuser, 2016, S.93) Beck/Bentele in Schweppenhäuser, G. (2016). Medien - Geschichte und Theorie für Designer, S.93. Kunst,- Medien und Designgeschichte 19 Magrittes Paradox Dies ist keine Pfeife » Medien repräsentieren die Welt und damit unsere Wirklichkeit. » Der belgische Maler Rene Magritte (1898-1967) erschafft 1929 mit seinem weltbekannten Bild La trahison des images (Der Verrat der Bilder) ein Paradox, da er die Medien Text und Bild gegeneinander ausspielt. » Warum ist die gemalte Pfeife keine Pfeife? Wenn geschrieben stünde „Das ist eine Pfeife“, handelte es sich dann eher eine Pfeife? Ist ein Foto einer Pfeife „eine Pfeife“? Hyper Aesthetics https://t.ly/UHCk2 Online Recherche, Suchwort: Medien La Trahison des Images https://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/b/b9/MagrittePipe.jpg Los Angeles County Museum of Art (LACMA) Kunst,- Medien und Designgeschichte 20 Illustration: Jean-Charles Breyer: Primäre, sekundäre und tertiäre Medien Unit 01: Grundbegriffe » Medien werden in primäre (Sprache, Gestik, Mimik), sekundäre (Buch, Zeitung) und tertiäre (Film, Internet) unterschieden (Schweppenhäuser, 2016, Medien vermitteln die Wirklichkeit S.96). im Kontext ihrer Bedingungen. Medien verkleinern die » Medien erweitern die menschlichen Sinne und machen die Inhalte durch Wahrnehmung auf bestimmte Speicherung haltbar. Sinne. Die ästhetische Betrachtung von Medien zeigt, wie diese die » Auch Menschen, Objekte, Räume, Bilder oder Schriften können als Medien Wahrnehmung, das Verhalten, verstanden werden. Umweltbezüge, Urteile und Werte der Menschen beeinflussen. » Sie unterscheiden sich allerdings in Bedeutung, Qualität und Immersionsgrad. » Die Funktion der alten Medien wird mittlerweile von den neuen, digitalen Medien übernommen. Bestimmte technologische Konfigurationen, wie Schreibmaschine oder MP3-Player verschwinden. Schweppenhäuser, G. (2016). Medien: Theorie und Geschichte für Designer (Bibliothek für Designer). Avedition Kunst,- Medien und Designgeschichte 21 Marshall McLuhan, Medientheoretiker (1911-1980) Video Tip: Here is the link to an interesting video: The Unit 01: Grundbegriffe Medium is the Message https://www.youtube.com/wa tch?v=Ko6J9v1C9zE » Für ihn können auch Werkzeuge, Gegenstände und Technologien Medien sein. » Einige seiner Aussagen bilden die Basis zum Verständnis von Kunst und Design: Das Medium ist die Botschaft: Die Botschaft des Mediums geht über den Inhalt hinaus, denn jedes Medium 1 setzt bestimmte z.B. zeitliche und gesellschaftliche Bedingungen voraus (z.B. Sprache setzt voraus, dass beide Partner am gleichen Ort sind). Das Medium bestimmt die Botschaft immer mit. Medien sind Erweiterungen des Körpers: Medien und die Kommunikation, die dadurch entstehen, sind 2 immer Erweiterungen des Körpers, z.B. Brille, Mikroskop sind Erweiterungen des Auges oder Rad, Eisenbahn sind Erweiterungen der Beine. Heiße und kalte Medien: Heiße Medien haben einen hohen Informationsgehalt und erfordern eine immersive 3 Bindung der Wahrnehmung (z.B. Filme, Fotografie). Kalte Medien erfordern mehr Aktivität, Aufmerksamkeit und Interpretation seitens der Rezipienten (z.B. Telefonat, Sprache) (Siehe Metzler Lexikon Medientheorie, Eintrag: McLuhan, Herbert Marshall) Kunst,- Medien und Designgeschichte 22 Mediengeschichte Unit 01: Grundbegriffe » Beschäftigt sich mit der Veränderung der Herausragende Erfindungen in der Lesen Sie die Seiten 90 bis menschlichen Wahrnehmung durch die Medien. 97 in: Schweppenhäuser, Mediengeschichte sind: Bild, Schrift, Buchdruck, Fotografie, » Neuerfindungen von Medien spielen in ihren G. (2016). Medien - Film, Fernsehen und Internet. Geschichte und Theorie für Diese Medien bestimmen die historischen Kontexten eine wichtige Rolle. Designer. menschliche Wahrnehmung indem » Mediengeschichte ist eine relativ “neue” sie die Welt repräsentieren und zugänglich machen. Geschichte, da diese auf das steigende Interesse Menschen erfinden die Medien an Mechanismen der Massenmedien und der zwar, aber die Medien „machen“ im Digitalisierung (20. Jahrhundert) zurückgeht. Gegenzug auch die Menschen, indem sie ihnen die Welt eröffnen. Kunst,- Medien und Designgeschichte 23 Begriff Design Unit 01: Grundbegriffe » Mit dem Begriff Design meint man die Bezeichnung der Gestaltung von Produkten, Medien, Kommunikationen, Räumen, Objekten, Bekleidung oder Dienstleistungen. » Herbert Simon sagt, dass Gestaltung immer eine bestehende Situation in eine gewünschte verwandeln soll (Simon, 1996, S. 111). » Ansprüche an einen zeitgenössischen Designbegriff nach Richard Buchanan Symbolische und visuelle Kommunikation, » Materielle Objekte, » Aktivitäten und Dienstleistungen, » Komplexe Umgebungen zum Leben, Arbeiten und Lernen. » Wichtige historische Entwicklungsstränge sind die Industrialisierung, das Bauhaus, die Hochschule für Gestaltung in Ulm und das Design-Methods- Movement Bauhaus Dessau, eigenen Aufnahme Ulmer Hocker, frühes Exemplar, entwickelt 1954 u.a. von Max Bill und Hans Gugelot an der HfG Ulm. https://de.wikipedia.org/wiki/Ulmer_Hocker CC BY-SA 3.0 Simon, Herbert A. (1996), The Sciences of the Artificial, 3rd edition, Massachusetts Institute of Technology. Breidenich, C. / Pohl, H. N. (2016). Creating Innovation: Worte, Bilder, Werkzeuge: Der neue Gestaltungsprozess für Unternehmen, Organisationen und Marken. Stiebner Verlag Gmbh. Kunst,- Medien und Designgeschichte 24 Krippendorffs Trajectory Hyper Aesthetics https://t.ly/UHCk2 Online Recherche, Suchwort: Dimensionen des Designs Gestaltung / Design Krippendorff, K. (2005). The Semantic Turn: A New Foundation » Medien repräsentieren die Welt und damit unsere for Design. CRC Press. https://dimensiva.com/3dmodels/juic » In seiner Publikation Die semantische Wende y-salif-citrus-squeezer-by-alessi/ https://blogs.uoregon.edu/swyer/curri Wirklichkeit. culum/fall-2015/aad-610-marketing- beschreibt Klaus Krippendorff media-and-communication/brand- awareness/ https://www.bluemind.tv/politik- » Der belgische (*1932) Maler Reneder die Entwicklung Magritte (1898-1967) wirtschaft/wirtschaft/9-logos-und- ihre-bedeutung-576578/ https://kare.com/apple-icons/ erschafft 1929von Bedeutung mitDesign. seinem weltbekannten Bild La https://www.kickstarter.com/ https://politicalbeauty.de/ https://www.amazon.de/Culture-Map- trahison des images (Der Verrat der Bilder) ein Decoding-People- Cultures/dp/1610392760/ref=sr_1_1 4?__mk_de_DE=%C3%85M%C3% 8 Paradox, da er die Medien Text und Bild 5%C5%BD% C3%95%C3%91&dchil d=1&keywords=design+diversity&qid =1605029567&sr=8-14 gegeneinander ausspielt. https://www.amazon.de/What-Works- English-Iris-Bohnet- ebook/dp/B01C5MZGS6/ref=sr_1_13 ?__mk_de_DE=%C3%85M% C3%85 %C5%BD%C3% 95%C3%91&dchild =1&keywords=design+diversity&qid= 1605029631&sr=8-13 https://www.amazon.de/Building- Everyone-Practices-Googles- Inclusion- ebook/dp/B08GH3CLP1/ref=sr_1_4? __mk_de_DE=%C3%85M%C3% 85 %C5%BD%C3% 95%C3%91&dchild =1&keywords=design+diversity&qid= 1605029654&sr=8-4 https://www.amazon.de/Diversity- Design-Understanding- Consequences-English- ebook/dp/B014KS6PGK/ref=sr_1_2? __mk_de_DE=%C3%85M%C3% 85 %C5%BD%C3% 95%C3%91&dchild =1&keywords=design+diversity&qid= 1605029697&sr=8-2 https://www.amazon.de/Are-Not- Users-Dialogues- Diversity/dp/026204336X/ref=sr_1_1 ?__mk_de_DE=%C3%85M% C3%85 %C5%BD%C3% 95%C3%91&dchild =1&keywords=design+diversity&qid= 1605029718&sr=8-1 Kunst,- Medien und Designgeschichte 25 Die wichtigsten Entwicklungen im 20. Jahrhundert Unit 01: Grundbegriffe » Das Bauhaus entwickelte eine Unterscheidung Seit den 1960er Jahren wird Design Lesen Sie die Einleitung als breiter Begriff verwendet. zwischen Kunst und Gestaltung. Die erarbeitete (S.2-7) in: Bühler, P., Integriertes Design meint Designer, die Gestaltungssprache referierte weder auf Schlaich, P., Sinner, D., in verschiedene Schritte in Management-, Produktinnovation-, gesellschaftliche noch herrschaftliche Konventionen. Stauss, A. & Stauss, T. Marketing-, Service- oder (2019). Designgeschichte: Raumplanungsprozessen » In der Nachkriegszeit nennt die Hochschule für Epochen – Stile – miteingebunden sind. Ein Designer ist Gestaltung in Ulm Gestaltung Visuelle Kommunikation Designtendenzen. nun ein wesentlich Beteiligter und Springer-Verlag. nicht mehr nur ein „Verschönerer“. und setzt diese so in einen multidisziplinären Kontext. Dadurch sind viele Tätigkeitsfelder und Disziplinen wie Bauen, Film Ingenieurwissen, Soziologie Kombinationen von Hauptwörtern + Design entstanden, z.B. Social und Psychologie wurden von Gestaltern aufgenommen, Design, Game Design, Designmanagement etc. um sie für die Massenkultur tauglich zu machen. » Das Design-Methods-Movement prägt die Forschung und neue Formen der Generierung von Wissen und Lernen aus (Breidenich, 2016, S. 28). Breidenich, C. / Pohl, H. N. (2016). Creating Innovation: Worte, Bilder, Werkzeuge: Der neue Gestaltungsprozess für Unternehmen, Organisationen und Marken. Stiebner Verlag Gmbh. Kunst,- Medien und Designgeschichte 26 Übungen zu den Begriffen: Geschichte, Kunst, Medien und Design. Unit 01 » Vergleichen Sie die die beiden Kunstbegriffe Kunst im traditionellen und Kunst im modernen Sinn. Erstellen Sie eine Tabelle mit Argumenten. » Welche Rolle spielt Design (oder dessen Vorläufer) unter den Aspekten der Einführung der Dampfmaschine und der industriellen Produktion? » Interpretieren Sie diesen Satz: „Mediengeschichte beschäftigt sich mit der Veränderung der menschlichen Wahrnehmung durch die Medien.” » Schauen Sie sich in Hyper Aesthetics https://bra.in/3pJkag den Eintrag Geschichte und dessen Verbindungen zu den einzelnen Epochen und Stilen an (braune Etiketten). Die braun etikettierten Einträge und deren Verbindungen zu Geschichte enthalten jeweils eine Definition auf der Verbindungslinie, klickt man die Einträge an, dann erscheint eine ausführlichere Definition. Hier geht es nicht darum alle Einträge im Detail zu lernen, sondern mehr darum sich einen Überblick zu verschaffen. Erweitern Sie Ihr Wissen und schauen Sie sich gerne weitere Verbindungen der Einträge an. » Schauen Sie sich in Hyper Aesthetics https://bra.in/3pJkag den Eintrag Kunst (autonome/westliche) und dessen Verbindungen zu den Einträgen Geschichte und Moderne/Avantgarde an. Die Einträge und deren Verbindungen enthalten jeweils eine Definition auf der Verbindungslinie, klickt man die Einträge an, dann erscheint eine ausführlichere Definition. Erweitern Sie Ihr Wissen und schauen Sie sich gerne weitere Verbindungen der Einträge an. » Schauen Sie sich in Hyper Aesthetics https://bra.in/3pJkag den Eintrag Medien und dessen Verbindungen zu den Einträgen Geschichte und Kommunikation an. Die Einträge und deren Verbindungen enthalten jeweils eine Definition auf der Verbindungslinie, klickt man die Einträge an, dann erscheint eine ausführlichere Definition. Erweitern Sie Ihr Wissen und schauen Sie sich gerne weitere Verbindungen der Einträge an. Kunst,- Medien und Designgeschichte 27 Kunst,- Medien und Designgeschichte Unit 02: Kunst in der Antike und im Mittelalter Prof. Dr. Christof Breidenich Studiengang Design | 1./ 2. Semester Materialübersicht Unit 02: Kunst in der Antike und im Mittelalter Diese Unit enthält folgende Inhalte und Materialien: » Auf die griechische und römische Antike folgen die kunsthistorischen Epochen » Eine grobe zeitliche Einordnung der Kunst von der Spätantike bis ins hohe Mittelalter » Entwicklung romanischer und gotischer Formensprache in Architektur, Skulptur und bildnerischer Gestaltung » Erkenntnisse durch Vergleichen und Analyse von ästhetischen Merkmalen und Elementen in der mittelalterlichen Kunst Lernziel 01: Sie kennen wichtige Kunstwerke, Architekturen, Bildformen der Antike und des Mittelalters Lernziel 02: Sie interpretieren die Entwicklungsschritte antiker Kunst, des Vakuums zwischen Antike und MA Kunst,- Medien und Designgeschichte 29 Griechische und römische Antike Unit 02: Kunst in der Antike und im Mittelalter » Griechische Antike gliedert man in den Geometrischen (1100-700 v. Chr.), den Archaischen (700-500 v. Chr.), den Klassischen (500-330 v. Chr.) und den Hellenistischen Stil (330-30 v. Video-Tipp: Hier finden Sie den Link zu einem Chr.) interessanten Video: Stil Epochen 01 - Antike - Griechenland (um 800 v. Chr. » Entwicklung von statischen, einfachen und wenig differenzierten Darstellungsformen hin zu sehr bis 100 v. Chr.), BR 2009: https://youtu.be/m-ZlKJgxAQc beindruckenden großen Tempelbauten und zur großartigen realistischen Bildhauerei. » Die griechische Antike dient der römischen Antike als kulturelles Vorbild. Es werden z.B. Bau- und Bildformen teilweise kopiert. » Eigenständige römische Kunst wendet sich um die Jahrtausendwende von dem tektonischen Prinzip des Griechischen (tragende und lastende Bauteile) ab. Lese-Tipp: Lesen Sie die Seiten 14-15 Die Antike – Griechenland in: Bühler, » Archäologie beschäftigt sich mit der Kunst der Antike. P., Schlaich, P., Sinner, D., Stauss, A. & Stauss, T. (2019). Designgeschichte: » Ab dem 4. Jh. beginnt die Einteilung in kunsthistorische Epochen. Epochen – Stile – Designtendenzen. Springer-Verlag. » Epocheneinteilung ist wertvolle Orientierungshilfe für die jeweilige Formsprache und die Stile, die Kunstgattungen und deren gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung. » Erster Forschungsgegenstand der Kunstgeschichte: Anerkennung des christlichen Glaubens 313 n. Chr. (durch Kaiser Konstantin) legt den Grundstein für den christlichen Kirchenbau. Kunst,- Medien und Designgeschichte 30 Entwicklung antiker Skulptur Unit 02: Kunst in der Antike und im Mittelalter » Von der Hochkultur zur Antike: Zunahme von Details der Anatomie und des Gesichtsausdrucks und somit der Identität der Figuren. » Ab dem 4. Jh. v. Chr. Entwickeln die antiken Hochkulturen eine enorme Realitätsnähe. » Kykladische Kleinplastik, (ca. 27. und dem 24. Jahrhundert v. Chr.): sehr schematische und statische Darstellung, kein Gesichtsausdruck. » Archaischer Kuroi, (ca. 530 v. Chr): Deutliche Ausformung von Anatomie aber mit starrem Gesichtsausdruck, Gewicht verteilt sich auf beide Beine, Körperhaltung wirkt sehr starr und steif. » Klassischer Poseidon, (5. Jahrhundert v. Chr): Sehr differenzierte Details bei der kompletten Figur, sehr naturalistisch und realitätsgetreu. Betonung des linken Standbeins im Gegensatz zum Spielbein Hyper Aesthetics https://t.ly/UHCk2 Online Recherche, Suchwort: Antike (Kontrapost). Fotos des Autors Kunst,- Medien und Designgeschichte 31 Architektur und Kunst des Mittelalters – Romanik Unit 02: Kunst in der Antike und im Mittelalter » Begriff Romanik kommt von den Römern. Die Epoche folgte auf die römische Antike. » Übergangszeit zwischen römischer Antike und Romanik nennt man Spätantike, im Osten Europas Byzantinik. » Die ersten christlichen Kirchen bzw. Basiliken, bestehend aus einem länglichen rechteckigen Bau, wurden gebaut. » Rom wurde immer unbedeutender, während die Ostkirche um Konstantinopel (heute Istanbul) maßgebliche Akzente für den Kirchenbau (mittels Zentralbauten) setzte. » Kunstproduktion erfolgte in Form von Wandmalereien, Mosaiken, Ikonen und Buchmalereien » Das Mittelalter beginnt 500 n. Chr. Mit der Frühromantk (massive Kirchenbauten mit Rundbogenfenstern). » Im Reich Karl des Großen (800 n. Chr.) entsteht ein Netz von Orden und Klöstern, das zur Ausdifferenzierung von Eliten führt, welche Wissen und Kunstwerke sammelten. » Wichtigste Kirchenbauten: Aachener Dom, Kirche St. Vitale (Italien) und Hagia Sophia (Türkei). » Neo-Romanik: Die Wiederentdeckung des Stils im Historismus im 19. Jh. Kunst,- Medien und Designgeschichte 32 Wichtige architektonische Formelemente der Romanik Unit 02: Kunst in der Antike und im Mittelalter » Gesamteindruck romanischer Bauten: von außen sehr klotzhaft, häufig klare Grundformen, innen sehr Video-Tipp: Hier finden Sie den Link zu einem schlicht mit wenigen Skulpturen, teilweise Wandmalereien interessanten Video: Stil Epochen 04 - Frühes Mittelalter » Ostkirche: Innenräume sind manchmal komplett mit Mosaiken ausgestattet und Romanik (750-1250) [BR 2009]: https://youtu.be/68cC4AO0Bgw » Wände und Wandgliederung: Massive Wände mit kleinen rundbogigen Fenstern ohne Schmuck, rundbogige Raumgliederung und Portale. » Flache Holzdecken oder runde Tonnengewölbe » Ornamentfriese: An den Außenwänden » Kapitelle: Teilweise sehr einfach (Würfelkapitell), teilweise sehr aufwendig ornamentiert, zum Teil auch mit Figuren versehen Lese-Tipp: Lesen Sie die Seiten 149-159 über Frühes Mittelalter, Romanik und Gotik in: Partsch (2022). Einführung in das Studium der Kunstgeschichte. Reclam- Verlag. Kunst,- Medien und Designgeschichte 33 Elemente der Romanik Elemente des romanischen Raums » Romanische Raumelemente in der Speyerer Unterkirche (Krypta): massive Pfeiler, Rundsäulen mit Würfelkapitellen, Rundbögen » Außenansicht des Ostbaus des Speyerer Dom mit typischen Rundbogenfenstern, umlaufender Zwerggalerie, Querschiff, Flankentürme und Apsis. Hyper Aesthetics https://t.ly/UHCk2 Online Recherche, Suchwort: Mittelalter Romanik Krypta des Doms zu Speyer und Außenansicht des Querhauses und der Apsis, Foto des Autors Kunst,- Medien und Designgeschichte 34 Gotik Unit 02: Kunst in der Antike und im Mittelalter Die Gotik vereint Malerei, Skulptur und Architektur » Dauer und Entstehung der Gotik variiert in Europa in ihren Kirchenbauten. » Keine Klosterkultur wie in der Romanik, sondern eine städtische Kultur mit Handwerkern, Zünften Malerei ist vor allem auch in der Buchillustration und die und Händlern, die ihre Stadt mit großen und beeindruckenden Gotteshäusern für Pilger gestalten Skulptur in Schnitzaltären » Begriff Gotik entstand im Nachhinein im 16. Jh. (Renaissance) und Steinbildnissen zu » Neo-Gotik: Wiederentdeckung des Stils im Historismus im 19. Jh. finden. Private Andachts- bilder und Goldschmiede- » Wichtige Neuerung in der Gotik: Skelettbauweise, die hohe und schlanke Bauweise ermöglicht kunst erlebten ebenfalls eine » Durch die großen Fenster in den Kirchen wurde man der christlichen Programmatik Gott ist Licht Blütezeit. gerecht » riesigen Kathedralen mit Ihren Pfeilern, Säulen, Spitzgewölben und -fenstern, Strebepfeilern und reichen Figurenschmuck lockten Reisende bzw. Pilger » Markantesten Ausstattungsstücke gotische Kathedralen: große buntgeglasten und mit Bildszenen versehenen Fenster innen und außen Figurenfelder über den Portalen » Weitere Ausstattung: große Klappaltäre mit Figurenschnitzereien und Malereien » Berühmtesten Kathedralen in Nordfrankreich in Chartres, Amiens, Paris und Reims, und in Straßburg, Wells (Großbritannien), Magdeburg, Trier, Freiburg und Prag Kunst,- Medien und Designgeschichte 35 Wichtige architektonische Formelemente der Gotik Die Grundrisse romanischer und gotischer Kirchen Unit 02: Kunst in der Antike und im Mittelalter sind sehr ähnlich. Sie bestehen jeweils aus Mittelschiff (Langhaus), zwei (oder vier) Seitenschiffen, einem oder zwei Querschiffen, einem Westwerk, einem Chor und » Fialen: Spitz zulaufende, turmähnliche Bekrönungen von Giebeln und Strebebögen einer oder mehrerer Apsiden. Die Bauelemente Fenster, Pfeiler und Säulen, Wandgliederung und -aufbau, » Strebepfeiler und -bögen: Massive Pfeiler mit bogenartigen Stützen an der Außenseite Deckenwölbung, Grad der dekorativen Elemente und Figurenschmuck innen und außen sind jedoch sehr des Langhauses. Fangen den Druck der hohen Mauern nach außen ab. unterschiedlich. » Triforium: Zwischengeschoss mit bogenartigen Öffnungen und kleinen Säulen unter dem Obergaden (hochgelegene Fenster über den Seitenschiffen) und über dem Seitenschiff » Gewölberippen: Decken mit Kreuzgratgewölben und jeweils einem Schlussstein in der Mitte » Maßwerk: Strukturierung der Fenster mit Steinprofilen, vor allem oben im Spitzbogen oder in den Fensterrosetten. Zeitliche Einordnung der Kunst des Mittelalters beläuft sich auf ca. 500 bis 1500 nach Christus. (Partsch, S.149) Die Blütezeit der Romanik fand vom 11. Bis 13., die der Gotik vom 12. Bis Abbildung 6: Bauelemente der Gotik, Illustration, Jean-Charles Breyer 15. Jahrhundert statt. Kunst,- Medien und Designgeschichte 36 Elemente der Gotik Bauelemente außen » Außenwandelemente des Kölner Doms: hohe Spitzbogenfenster mit Maßwerk, Wimperg-Giebel mit Krabben » Dachbereich mit Türmen und Fialen Hyper Aesthetics https://t.ly/UHCk2 Online Recherche, Suchwort: Mittelalter Gotik Fotos des Autors Kunst,- Medien und Designgeschichte 37 Mittelalterliche Bildkompositionen Unit 02: Kunst in der Antike und im Mittelalter » Darstellung der Figuren in Nachantike und mittelalterlicher Malerei: sehr schematisch und statisch, Figuren immer auf einer Höhe, kein Lese-Tipp: Lesen Sie die Seiten 16-19 Das Mittelalter Gesichtsausdruck, Persönlichkeit und Emotionen zu sehen in: Bühler, P., Schlaich, P., Sinner, D., Stauss, A. & » Figuren: Könige, Heilige, Märtyrer oder Engel Stauss, T. (2019). Designgeschichte: Epochen » Gegenstände oder Attribute: Schlüssel (von Petrus), Engelsflügel, – Stile – Designtendenzen. Springer-Verlag. Heiligenschein » Dimensionen: Manche Figuren sind viel größer oder kleiner → Darstellung der Bedeutung der Figuren » Fehlende Tiefe des Bildraums wird mit Goldgrund als Fläche kompensiert Video-Tipp: Hier finden Sie » Bilder dienten lediglich den Absichten und Inhalten der christlichen den Link zu einem Heilsgeschichte und damit der Kirche interessanten Video: Stil Epochen 05 - Gotik (1130- » Um 1300 wird die Malerei der Flächigkeit einer Räumlichkeit erweitert 1500) [BR 2009]: https://youtu.be/ppV8TjeLR0 » Frührenaissance revolutioniert die Kunst mit innovativen Bildkonstruktionen E Codex Manesse (zwischen 1305 und 1315), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0737 Cod. Pal. germ. 848, fol. 371r, bottom panel shows Meister Johannes Hadlaub handing a Liederhandschrift to Elisabeth of Wetzikon Gemeinfrei Erstellt: zwischen 1305 und 1315 date Kunst,- Medien und Designgeschichte 38 Übungen zu Kunst in der Antike und im Mittelalter Unit 02 » Wenden Sie das Dreistufenschema von Panofsky auf mittelalterliche Malerei an. Was macht diese Kunstwerke für Sie interessant – oder auch nicht? » Benennen Sie jeweils drei Bauelemente der Romanik und der Gotik. Skizzieren Sie diese ganz grob. Wie wirken diese Bauelemente und die dementsprechenden Bauwerke? » Schauen Sie sich in Hyper Aesthetics https://bra.in/3pJkag den Eintrag Antike und dessen Verbindungen zu den Einträgen Klassizismus und Renaissance an. Die Einträge und deren Verbindungen enthalten jeweils eine Definition auf der Verbindungslinie, klickt man die Einträge a n, dann erscheint eine ausführlichere Definition. Hier erhalten Sie einen Ausblick auf folgende Units zu diesen Themen. Erweitern Sie Ihr Wissen und schauen Sie sich gerne weitere Verbindungen der Einträge an. Kunst,- Medien und Designgeschichte 39 Kunst,- Medien und Designgeschichte Unit 03: Kunst und Medien in der Renaissance Prof. Dr. Christof Breidenich Studiengang Design | 1./ 2. Semester Materialübersicht Unit 03: Kunst und Medien in der Renaissance Diese Unit enthält folgende Inhalte und Materialien: » Eine grobe zeitliche Einordnung der Kunst der Renaissance und deren Bezug zur Antike unter Abwendung vom Mittelalter » Neuerungen in der Bild- und Formensprache in Architektur, Skulptur und Malerei » Darstellung der Bedeutung der Perspektive in der Malerei » Die Medienrevolution Buchdruck » Die Erfindung des Künstlers und die individuelle Autorenschaft » Ableitung und Vergleich von ästhetischen Merkmalen des dreidimensionalen Bildraumes von der Renaissance bis heute Lernziel 01: Sie kennen wichtige Kunstwerke und Akteure des 15 & 16 Jhs. Lernziel 02: Sie bewerten die Epoche, zeitgenössische Techniken und Erfindungen Lernziel 03: Sie interpretieren die maßgeblichen Erfindungen der Renaissance im Kontext der damaligen Gesellschaft Lernziel 04: Sie wenden Motive und ästhetische Neuerungen der Renaissance auf aktuelle Herausforderungen (in ihrer Studienrichtung) an Kunst,- Medien und Designgeschichte 41 Bilddarstellung im Mittelalter Hyper Aesthetics https://t.ly/UHCk2 Bildästhetik vor dem 14. Jahrhundert Online Recherche, Suchwort: Mittelalter Gotik » Von. Teppich von Bayeux (zweiten Hälfte des 11. Jahrhundert): 68 m lang ist, aber nur 52 cm hoch![ © Wikimedia, gemeinfrei ] Chormosaiken in San Vitale in Ravenna, Szene: Kaiser Justinian und Bischof Maximianus und sein Hof (um 540) https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Justinian_mosaik_ravenna.jpg Kunst,- Medien und Designgeschichte 42 Die Kunst und der neue Geist der Renaissance Lese-Tipp: Lesen Sie die Seiten 160-166 über das Spätmittelalter Unit 03: Kunst und Medien in der Renaissance und Frührenaissance und Renaissance und Manierismus in: Partsch (2022). Einführung in das Studium der Kunstgeschichte. Reclam-Verlag. » 1300 n. Chr.: illusionistische Raumtiefe hält Einzug in zweidimensionale Definition: Der Begriff Renaissance leitet sich von Malerei → Figuren werden dreidimensional. rinascità ab und bedeutet Wiedergeburt. Man wollte die Kunst des zurückgebliebenen Mittelalters überwinden » Diese Malereien bilden Ausgangspunkt der Frührenaissance und wendete sich der antiken Kunst und vor allem auch der antiken Literatur zu, die nicht vom Christentum » Wichtige Orte: Florenz, Assisi, Siena, Padua und Rom. geprägt war. (Partsch, S.161) Die Blütezeit der Renaissance ging vom Beginn des 15. Jahrhunderts bis » Der Maler Giotto gilt als „Erfinder der realistischen Malerei“. Jedoch zum ausgehenden 16. Jahrhundert. Der Zeitraum war in funktionierte seine Perspektive noch nicht perfekt, da ein gemeinsamer Italien deutlich früher als in den nordeuropäischen Ländern angesetzt. Fluchtpunkt fehlte. Partsch, S. (2022). Einführung in das Studium der Kunstgeschichte: Reclams Universal-Bibliothek. Reclam Verlag. Giotto di Bondone, Fresko in der Cappella degli Scrovegni, Padua: Jesus vertreibt die Händler aus dem Tempel. (1303) Gemeinfrei Kunst,- Medien und Designgeschichte 43 Bilddarstellung in der Renaissance Hyper Aesthetics https://t.ly/UHCk2 Dreidimensionaler Bildraum Online Recherche, Suchwort: Renaissance Giotto di Bondone, Fresko in der Cappella degli Scrovegni, Padua: Jesus vertreibt die Händler aus dem Tempel. (1303) und Verkündigung an die hl. Anna. Gemeinfrei Kunst,- Medien und Designgeschichte 44 Die Kunst und der neue Geist der Renaissance Unit 03: Kunst und Medien in der Renaissance » Im Mittelalter waren naturnahe Darstellung und hohe Qualität von Skulpturen nicht mehr so wichtig. » Handel und wohlhabende Kaufleute machten Städte wie Florenz oder Siena zu innovativen Kunst-Metropolen. Sie förderten Künstler, wodurch sich Kunst vom Handwerk trennte. » Mittelalterliche Maler und Skulpteure galten als Handwerker. Sie arbeiteten im Auftrag der Kirche und des Klerus. Die Motive variierten wenig. » Es kommt zu einem Wettstreit der Maler um beeindruckende Innovationen und eigenständige Bilderfindungen, aufgrund der Vergabe von attraktiven Aufträgen durch Kaufleute und Adelsfamilien. » Neben Norditalien entstanden auch in den Niederlanden Kunstwerke von Malern (Jan van Eyck, Rogier van der Weyden), die durch ihre realistische, motivisch komplexe und illusionistische Darstellung begeistern. Kunst,- Medien und Designgeschichte 45 Bilddarstellung in der Renaissance Die Renaissance im Norden: Übergang vom Mittelalter zur Perfektionierung des dreidimensionalen Raums Hyper Aesthetics https://t.ly/UHCk2 Altar der Stadtpatrone (Stefan Lochner), zwischen 1440 und 1442 Die Madonna des Kanzlers Nicolaus Rolin von Jan van Eyck, um 1435, Öl auf Holz, 66 × 62 cm, Musée du Louvre, Paris. Yorck Project (2002) Online Recherche, Suchwort: 10.000 Meisterwerke der Malerei (DVD-ROM), distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH. ISBN: 3936122202. Gemeinfrei Perspektive Kunst,- Medien und Designgeschichte 46 Maler als Autoren Dürer und Rafael Hyper Aesthetics https://t.ly/UHCk2 Online Recherche, Suchwort: Autorenschaft Albrecht Dürer, 1500. Selbstbildnis im Pelzrock, Öl auf Holz, Alte Pinakothek München, https://en.wikipedia.org/wiki/Self-Portrait_(D%C3%BCrer,_Munich)#/media/File:Albrecht_D%C3%BCrer _-_1500_self-portrait_(High_resolution_and_detail).jpg Public Domain RAFAEL - Madonna Sixtina (Gemäldegalerie Alter Meister, Dresden, 1513-14) Kunst,- Medien und Designgeschichte 47 Wichtige Neuerungen in der Renaissance Unit 03: Kunst und Medien in der Renaissance » In der Malerei werden die Figuren in einen perspektivischen Raum, der wie ein Guckkasten wirkt, integriert. Diese geschlossene Form des Raums umschließt eine Szene. Die Figuren/Personen haben Gefühle und Persönlichkeit. » Christliche, aber auch antike und mythologische Themen » Berühmte Maler: Raffael, Michelangelo und Leonardo → sie werden Universalgelehrte genannt, da sie in der Literatur, der Naturwissenschaft, der Astronomie, der Malerei und der Skulptur geniale Werke lieferten » Trennung von Kunst und Handwerk stärkt das Bewusstsein der Künstler → Signatur der Werke: Autorisierung von Kunstwerken schafft unverwechselbare Identitäten der Künstler. Albrecht Dürer untermauert seine Autorenschaft mit Definition: Mit Autorität durch Autorenschaft einem selbsterfundenen Logo bezeichnet der Kunst- und Kulturtheoretiker Bazon Brock das weltweit einzigartige Vorgehen, der » Maler wenden sich offensiv aus der Anonymität der Handwerker ab. Renaissance Künstler ihre Werke zu signieren. Im » Autoren stehen im Mittelpunkt, schöpferische Kompetenz von Gott wird auf Gegensatz zu den Handwerkern des Mittelalters, den Künstler übertragen. die anonym blieben, erwachsen die Renaissance Künstler zu individuellen Urhebern und werden Albrecht Dürer, 1500. Selbstbildnis im Pelzrock, Öl auf Holz, Alte Pinakothek München, https://en.wikipedia.org/wiki/Self- damit zu „Stars” aus der Sicht ihrer Auftraggeber. Portrait_(D%C3%BCrer,_Munich)#/media/File:Albrecht_D%C3%BCrer _-_1500_self-portrait_(High_resolution_and_detail).jpg Public Domain Kunst,- Medien und Designgeschichte 48 Die Perspektive und der Bildraum Unit 03: Kunst und Medien in der Renaissance » Die neue dreidimensionale Perspektive, Geometrie und Optik bilden die Illusion des Bildraums in der Malerei durch Konstruktion einer Sehpyramide » Universalistischer Gedanke: Verbindung der Wissenschaft und der Künste (jenseits der Kirche) » Entstehung der Illusion einer alternativen Wirklichkeit im Bild. „Hiermit zeigt sich der radikale Paradigmenwechsel gegenüber den Bildtechniken des Mittelalters: das Bild Video-Tipp: Hier finden » Bildwelt der Renaissance fokussiert sich auf ist nicht länger Anbetungsobjekt, das auf einen Sie den Link zu einem interessanten Video zur Betrachter und bezieht ihn mit in das Bild ein. transzendentalen, ritualisierten Sinnzusammenhang Renaissance Perspektive: Beginn des Humanismus und der Neuzeit ausgerichtet ist, der normativ deutend durch Theologie Perspektive - Fluchtpunkt: und Kirche vermittelt wird. Vielmehr tritt nun das https://youtu.be/_CTFe_2I (Mensch im Zentrum) Subjekt in Gestalt von (zeigendem) Bildgestalter und oMo Die Schule von Athen von Raffael, 1510 bis 1511 Fresko in den vatikanischen Stanzen, (sehendem) Bildbetrachter in den Mittelpunkt der https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Schule_von_Athen#/media/Datei:La_scuola_di_Atene.jpg Komposition.” (Fahlenbrach, 2018, S.140) Gemeinfrei, Fahlenbrach, K. (2018). Medien, Geschichte und Wahrnehmung: Eine Einführung in die Mediengeschichte. Springer-Verlag. Kunst,- Medien und Designgeschichte 49 Druck mit beweglichen Lettern Unit 03: Kunst und Medien in der Renaissance » Buchdruck ist eine bahnbrechende mediale Erfindung der Lese-Tipp: Lesen Sie die Seiten 20-21 Die Neuzeit Renaissance, Mitte 15. Jh. Renaissance in: Bühler, P., Schlaich, P., Sinner, D., » Buch- oder Bild-Druck war vor dem 15. Jh. schon möglich Stauss, A. & Stauss, T. (2019). Designgeschichte: Epochen – » 1440: Erfindung bewegliche Lettern durch Gutenberg → Text Stile – Designtendenzen. wird in Buchstaben und Satzzeichen zerlegt Springer-Verlag. » Druck verbreitet sich explosionsartig über ganz Europa » Veränderung der Gesellschaft und Wirtschaft von Grund auf Video-Tipp: Hier finden Sie » Vermehrte Bildung, Zweifel an der Kirche, Befreiung vom den Link zu einem Lateinischen hin zu den jeweils regionalen Sprachen, interessanten Video: Stil Epochen 06 - Renaissance Anhäufung von Wissen und Voraussetzung für die späteren (1420-1600) [BR 2009]: Wissenschaften. https://youtu.be/QoAuXL8IHQI. Kunst,- Medien und Designgeschichte 50 Zusammenfassung der Neuerungen der Renaissance Unit 03: Kunst und Medien in der Renaissance Die Entwicklung von Bildelementen, Figuren und Räumen im späten Mittelalter und der frühen Renaissance zeugt von 1 der Notwendigkeit die Realität abbildhaft darzustellen. Dies war im Mittelalter nicht notwendig, da die Individualität der Menschen keine Rolle spielte, weil man davon ausging, dass die Welt und die Geschehnisse alle auf Gott zurückzuführen sind. Durch den Bezug auf die antiken Texte und die Erfindung der Drucktechnik konnten sich die Menschen ihre eigenen 2 Ansichten bilden. Reiche Bürger und Aristokraten brauchten individuell neue und erfinderische Künstler, um ihr Selbstverständnis ästhetisch zu untermauern. Immer wenn sich eine Medientechnik (hier Perspektivraum und Drucktechnik) entstehen, dann entwickeln sich die Bildinhalte und deren Ästhetik unter den Bedingungen und den Absichten der jeweiligen Gesellschaft und Kultur. 3 Die Technik der Medien lässt sich nicht abkoppeln von kulturellen Entwicklungen. Am Beispiel der Entwicklung des Bildraumes im Gamedesign seit den 80er Jahren von der zweidimensionalen Pixelgrafik bis hin zum detaillierten Tiefenraum aktueller virtueller Welten kann man Parallelen zur kunsthistorischen Bildentwicklung ausmachen. Kunst,- Medien und Designgeschichte 51 Übungen zu: Aktuelle Bedeutung und Einsatz des dreidimensionalen Bildraums Unit 03 » Wenden Sie das Dreistufenschema von Panofsky auf die Malerei der Renaissance an. Was macht diese Kunstwerke für Sie interessant – oder auch nicht? » Bewerten Sie die Neuerungen der Renaissance (Buchdruck, Perspektive, bildnerische Darstellungen von individualisierten Personen). Welche Absichten liegen dem zugrunde? Wie verändert sich die Gesellschaft durch die (damals) neuen Medien? » Schauen Sie sich in Hyper Aesthetics https://bra.in/3pJkag den Eintrag Perspektive und dessen Verbindung zum Eintrag Renaissance an. Die Einträge und deren Verbindungen enthalten jeweils eine Definition auf der Verbindungslinie, klickt man die Einträge an, dann erscheint eine ausführlichere Definition. Erweitern Sie Ihr Wissen und schauen Sie sich gerne weitere Verbindungen der Einträge an. Kunst,- Medien und Designgeschichte 52 Kunst,- Medien und Designgeschichte Unit 04: Kunst und Medien im Barock Prof. Dr. Christof Breidenich Studiengang Design | 1./ 2. Semester Materialübersicht Unit 04: Kunst und Medien im Barock Diese Unit enthält folgende Inhalte und Materialien: » Eine grobe zeitliche Einordnung der Kunst des Barocks » Neuerungen in der Bild- und Formensprache in Architektur, Skulptur und Malerei, die Ausdifferenzierung von Bildgenres in der Malerei und die Erweiterung des Bildraumes » Höfische Repräsentation und Kunst- und Wunderkammern » Medienerfindungen und deren Auswirkungen (Camera Obskura, Fernrohr, Mikroskop, Seefahrt) » Ableitung und Vergleich von ästhetischen und medialen Innovationen des Barocks auf die heutige Zeit Lernziel 01: Sie kennen wichtige Kunstwerke und Akteure des 17 Jhs. Lernziel 02: Sie bewerten die Epoche, zeitgenössische Techniken und Erfindungen Lernziel 03: Sie interpretieren die maßgeblichen Erfindungen des Barocks im Kontext der damaligen Gesellschaft Lernziel 04: Sie wenden Motive und ästhetische Neuerungen des Barocks auf aktuelle Herausforderungen (in ihrer Studienrichtung) an Kunst,- Medien und Designgeschichte 54 Die Kunst des Barocks Unit 04: Kunst und Medien im Barock » Barocke Idee in Künstlern beginnt in der zweiten Hälfte Man verwendet den Begriff Gesamtkunstwerk für die des 16. Jh. Verschmelzung von unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen, wie bildende Kunst, Architektur, Theater, Musik, » Barocco (portugiesisch) steht für eine unregelmäßige etc. Im Barock wird die Kombination von Architektur- und Bildraum, Perle → Unregelmäßiges und Offenes im Raum und von Objekten, Bauelementen, illusionistischer Lichtführung und Musik thematisiert. Damals entstand nicht nur die Oper, sondern Bild ist wesentlich ebenso eine Vielzahl eigenständiger musikalischer Genres, theatralen Darstellungsformen und Kunst- und Wunderkammern. » Motor des Barocks war die Gegenreformation (sollte (siehe Trebeß, 2006, Eintrag Gesamtkunstwerk) katholische Kirche nach dem Erfolg der Reformation stärker machen) Man kann das Barock in folgende Phasen einteilen: Frühbarock (ca. » Neue Kirchen sollte mit einer Formsprache (entgegen 1600–1650), Hochbarock (ca. 1650–1720), Spätbarock oder Rokoko (ca. 1720–1770). Rokoko ist die verspielte Schluss-Variante des dem Purismus der Reformation) mit Gestaltfülle Barocks, welche durch die Aufklärung verschwindet. beeindrucken und die Menschen anziehen. Trebeß, A. (2006). Metzler Lexikon Ästhetik: Kunst, Medien, Design und Alltag. J.B. Metzler. Kunst,- Medien und Designgeschichte 55 Die Kunst des Barocks Unit 04: Kunst und Medien im Barock » Gigantische Wirkung von barocker Kunst wie Theater (theatrum mundi), das mit Lese-Tipp: Lesen Sie die Seiten 22-23 Die Neuzeit – Barock in: Bühler, P., Kulissen, Pracht und Requisiten arbeitete. Schlaich, P., Sinner, D., Stauss, A. & Stauss, T. (2019). Designgeschichte: » Tricks und Täuschungen: Holz wie Marmor anmalen, Effekte aus ineinander Epochen – Stile – Designtendenzen. Springer-Verlag. stürzenden Figurengruppen als theatralisch aufwendige Szenerien → Thema des Barocks: The show must go on. » Entstehung einer Scheinwelt aus ineinanderfließenden Illusionsräumen. Grenzen zwischen zweidimensionalem Bild und dreidimensionaler Architektur ist nicht mehr erkennbar. Kunst,- Medien und Designgeschichte 56 Die Kunst des Barocks Unit 04: Kunst und Medien im Barock In den Kunst- und Wunderkammern des Barocks sind die Ausstellungstücke nicht systematisch im Sinne » Trompe-l’œil (Eindruck, man könnte Dinge im Bild anfassen; Auge wird getäuscht) oder der Kunstgeschichte geordnet. Die Ordnung ergibt sich nach Vorlieben der Besitzer, die Hängung der Bilder Quodlibet Malerei (Alltagsgegenstände an der Wand aufgehangen) inszenierte teilweise erfolgte über die ganze Wand vom Boden bis zur völlig banale Gegenstände als Bild. Decke. (Partsch, 2022, S.180) Die Sammlung war das Mittel der Herrscher ihre Macht über ihren Besitz von » Ansprache aller Sinne → Theatralisch überhöhte Welt wird auch als Gesamtkunstwerk Kuriositäten und/oder Kunst. Es existierte noch bezeichnet keinerlei museale oder historische Systematik, dafür aber ein eigenes barockes Malereigenre, das des » Entstehung des Berufs des Hofmalers und des Kunst-Unternehmers, weil Kirche und Höfe Sammlungsbildes: der Herrscher ließ sich in seiner Künstler fest einstellten Sammlung malen.. » Erster freier Kunstmarkt in den Niederlanden → Freier Markt und Trennung von reformatorischem und katholischem Glauben kreiert neues Bildgenre. » Differenzierung der Zielgruppen nach unterschiedlichem Bildgenre in Höfen, Kirchen, Händler und Bürger. » Zeichen der Macht bei Adligen oder Herrschern: Sammlung von Kunst Kuriositäten » Diese Sammlungen waren weder öffentlich noch geordnet → Es wird deutlich: Kunstgeschichte als wissenschaftliches System gab es noch nicht! » Ordnung der Kunst- und Wunderkammern nach individuellem Geschmack Partsch, S. (2022). Einführung in das Studium der Kunstgeschichte: Reclams Universal-Bibliothek. Reclam Verlag. Abbildung: https://fr.m.wikipedia.org/wiki/Fichier:David_Teniers_d._J.,_,_Kunsthistorisches_Museum_Wien,_Gem%C3%A4ldegalerie_-_Erzherzog_Leopold_Wilhelm_in_seiner_Gem%C3%A4ldegalerie_-_GG_739_-_Kunsthistorisches_Museum.jpg Kunst,- Medien und Designgeschichte 57 Kunst- und Wunderkammern Hyper Aesthetics https://t.ly/UHCk2 Online Recherche, Suchwort: Kunst- Fürstliche Sammlungen ohne System und Wunderkammer Hyper Aesthetics https://t.ly/UHCk2 Online Recherche, Suchwort: Autorenschaft Das Museum Wormianum des Ole Worm, 17. Jahrhundert Die Galerie des Erzherzogs Leopold Wilhelm in Brüssel David Teniers der Jüngere, 1647 Kunst,- Medien und Designgeschichte 58 Die Kunst des Barocks Recherche-Tipp: Schauen Sie sich die älteste noch am Ursprungsort verbliebene Kunst- und Unit 04: Kunst und Medien im Barock Wunderkammer an: https://www.schlossambras-innsbruck.at/ausstellungen/wunderkammer » Mächtige errichten riesige Schlösser, z.B. in Berlin, Dresden, Würzburg und Wien, die architektonisch reich ausgestattet sind. » Schlösser werden mit unzähligen Bildwerken, Wand- und Deckenmalereien ausgestattet. Dabei erweitert sich der tatsächliche Raum in einen virtuellen Raum. » Parks und Städte (Karlsruhe, Mannheim) werden im barocken Stil angelegt » Symmetrie der Stadt mit Schloss im Zentrum » Machtdemonstration als Herrschaft über Gesellschaft und Natur. Giovanni Battista Tiepolos Deckenfresko (gefertigt 1752 bis 1753) in der Würzburger Residenz ist die größte zusammenhängende Malerei der Welt. Je nach Standpunkt wird der Betrachter in den sich öffnenden Himmel „eingesogen”. Foto von Myriam Thyes, CC BY-SA 4.0 Kunst,- Medien und Designgeschichte 59 Die Kunst des Barocks Unit 04: Kunst und Medien im Barock » Zweites Viertel des 18. Jh: Neue Form des Rokokos (Spätbarock) an den Höfen Frankreichs » Darstellung des verspielten und verniedlichten Schlusspunktes des Barocks in der Aufklärung » Unregelmäßigkeit der Ornamente und überladene Form der Kunst » Ro