14. Vorlesung VT PDF - Konzepte und Methoden der Verhaltenstherapie

Summary

Diese Vorlesung von Prof. Dr. Christoph Flückiger an der UNIKASSEL VERSITÄT behandelt moderne Konzepte und Methoden der Verhaltenstherapie. Es werden Themen wie Hausaufgaben, Verhaltensexperimente, sowie die Wirksamkeit von Therapien im Detail erörtert.

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Prof. Dr. Christoph Flückiger Konzepte / Methoden Moderne Verhaltenstherapie Graduierte vs. massierte Exposition Graduiert: 1) Erstellen einer Liste angstauslösender Situationen 2) Evaluation, wie angstauslösend die Situation ist (0-100) 3) Start mit einer Situation zwischen 50-70, danach steiger...

Prof. Dr. Christoph Flückiger Konzepte / Methoden Moderne Verhaltenstherapie Graduierte vs. massierte Exposition Graduiert: 1) Erstellen einer Liste angstauslösender Situationen 2) Evaluation, wie angstauslösend die Situation ist (0-100) 3) Start mit einer Situation zwischen 50-70, danach steigern zumeist im 50 Minuten-Format ambulant Massiert: 1) Erstellen einer Liste angstauslösender Situationen 2) Aufsuchen verschiedener angstauslösender Situationen im Verlauf eines Tages teilweise stationär bzw. intensiv Wochen Inhibitionslernen (Craske) Heute: Hausaufgaben und Verhaltensexperimente - Was sind „Hausaufgaben“ - Anwendungen - Schwierigkeiten - Wirksamkeit Hausaufgaben: Ziele - „Hausaufgaben“ ist u.U. ein heikles Wort z.B. bei Schulversagern (Alternativen: Wochenziele, Training, Transfer, Übung, Auftrag) - Hausaufgaben sind auf die Phase der Therapie bezogen - Hausaufgaben sind nur so gut, wie sie auch in der nächsten Sitzung besprochen werden! - Ziele: Selbstmanagement! Hausaufgaben: Ziele Apps nutzen! Prototypische Hausaufgaben im Verlauf Nach telefonischem Erstkontakt: – Systematische Information über die Psychotherapie vor Ort (Art, Umfang, Kosten etc.) Abklärung: – Fragebogen ausfüllen, – Andere für Gespräche einladen Erste Stunden: – Reflexion der Therapieziele / des Therapie-Auftrags, Vor- und Nachteile einer Therapie reflektieren (4-Felder Schema). – Regel: Substantielle Entscheide immer eine Reflexionszeit geben. – Allgemeine Psychoedukation über das Störungsbild. Erste Schritte: – Therapiemotivation durch kleine Veränderungen fördern und nicht zu schwierige Aufgaben geben. Ressourcen stärken! – Klassisch: Verhaltensbeobachtung (z.B. Symptome, Verhalten, Emotionen), angenehme Tätigkeiten, Entspannungsübungen (je nach Therapieauftrag) Während der Therapie: – Aufgaben zu Entspannung, Verhaltensexperimenten, kognitiver Umstrukturierung, Exposition, Problemlöse-Strategien (falls möglich mit Begleittexten) – Geleitete Reflexion: Video ansehen, Tagebücher zu vorbesprochenen Themen Therapieabschluss: – Rückfall & Notfallpläne; die wichtigsten Punkte der Therapie; weitere Ziele Therapiebezogene Psychoedukation Verhaltensbeobachtung Verhaltensexperimente machen Spass! Ziele: – Befürchtete Erwartungen (Gedanken) wiederlegen. Treffen befürchtete Erwartungen ein? – Verhaltenhaltensexperimente nicht zu schwierig ansetzen: Sie sollen nicht zu emotional aktivierend sein (Exposition), sondern Befürchtungen widerlegen Zentrale Teile: – Vorbesprechung: Was ist die Situation? Was ist die Befürchtung/Erwartung? Welche Chance, dass Befürchtung eintritt? (Film machen: Vor, Während, Nach) – Abschlussfrage: Werden Sie es machen? Falls nein, was brauchen Sie noch – Verhaltensexperiment selbständig durchführen – Nachbesprechung: Ist Befürchtung eingetreten? Was nehmen Sie mit / was lernen Sie daraus? Liste von Verhaltensexperimenten - Shame Attack (Soziale Phobie, gehemmt sein): Mit gehobenen Händen durch die Stadt laufen; sich vor Rolltreppe stellen und in Augen schauen, sich beraten lassen und nichts kaufen - Interpersonelle Befürchtungen: In Arbeit, Freizeit, Familie, Freundeskreis interpersonelle Situationen austesten - Perfektionismus: Dinge vergessen, unvorbereitet sein - Sorgen und Ängste: Orte und Situationen aufsuchen, die leicht vermieden werden - Depression: automatisch-negative Gedanken (= Erwartungen!) austesten (z.B. Freundin anrufen um zu widerlegen „Sie bin langweilig für sie“) - Schlafstörung: Schlafentzug Achtung: Verhaltensexperiment soll keine Expo sein: Im Zentrum stehen die Befürchtungen/Erwartungen. Die Situationen sollen nicht zu schwierig / zu emotional aktivierend sein. Verhaltensexperimente – Vorbereitung Situation: Überzeugung, Wahrscheinlichkeit Was mache ich im Experiment? Vor, während, nach Was ist geschehen? Sind die Befürchtungen eingetroffen Was nehmen Sie kurzfristig raus? Was längerfristig? Verhaltensexperimente – Vorbereitung! Verhaltensexperimente – Vorbereitung! Detailliertere Alternative für schwerere Experimente: - Identifizierung der genauen Überzeugung/des Gedankens/des Gedankenprozesses, auf den das Experiment abzielt - Brainstorming von Ideen für das Experiment - Vorhersage des Ergebnisses; an was merken Sie, dass die Erwartungen nicht eintreffen? - Antizipieren von Herausforderungen und Brainstorming von Lösungen - Durchführung des Experiments - Überprüfung des Experiments und Ziehen von Schlussfolgerungen - Ermittlung von Folgeexperimenten, falls erforderlich Verhaltensexperimente – Durchführung! Verträge 1) Involvieren Sie die fallverantwortliche Person! 2) Involvieren Sie die fallverantwortliche Person wirklich! 3) Notieren Sie die Abmachungen die Sie mit der fallverantwortlichen Person besprochen haben! 4) Mündliche und schriftliche Verträge Zentral ist nicht die Unterschrift oder die Zustimmung, sondern die unmittelbare Präsenz und das Commitment im Gespräch zwischen zwei Menschen! Kriseninterventionen – Telefonate Ambulante Krisenintervention (während Sitzung vorbesprochen): Tägliche kurze Telefonate bei akuter Suizidalität nicht länger als 10 Minuten: 1) Was machen Sie bis zum nächsten Telefonat? Tagesstruktur und nicht alleine sein planen (inkl. Alternativen falls etwas nicht klappt) 3) Können Sie mir versichern, dass Sie mir morgen um XX Uhr wieder anrufen? Während vorangehender Besprechung vorbesprechen, was geschieht, wenn Patient:in sich nach 10 Minuten nicht meldet (z.B. Polizei Notruf) Wirksamkeit von Hausaufgaben Breil, 2012: Patient:innen berichten: - 54% Hausaufgaben wurden zur nächsten Sitzung vereinbart - 50% Hausaufgaben wurden zur heutigen Sitzung vereinbart Therapeut:innen berichten: - 41% Hausaufgaben wurden zur nächsten Sitzung vereinbart - 39% Hausaufgaben wurden zur heutigen Sitzung vereinbart Diskrepanz: In 13% bzw. 11% wissen die Therapeut:innen die Hausaufgaben nicht mehr! Wirksamkeit von Hausaufgaben Kazantzis, 2016: Association zwischen Hausaufgaben machen und Outcome: Therapieende: g =.78 (sehr große Effekte) Follow-up: g = 1.02 (sehr große Effekte) Wirksamkeit von Hausaufgaben Kazantzis, 2016: Association zwischen Hausaufgaben machen und Outcome: Therapieende: g =.78 (sehr große Effekte) Follow-up: g = 1.02 (sehr große Effekte) Wirksamkeit von Hausaufgaben Take home message – Hausaufgaben sind zentraler und wirksamer Bestandteil einer Therapie – Nutzen von Vorinformationen und Self-help-Tools! – Verhaltensexperimente machen Spaß! Heute: Prüfungsrelevant – Verschiedene Möglichkeiten von Hausaufgaben kennen – Wissen wie Verhaltensexperimente planen und durchführen – Wirksamkeit von Hausaufgaben kennen Text: Kapitel 34

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