Trabantenstädte vs. Eigenheim im Grünen (PDF)

Summary

This document examines contrasting urban planning approaches of the 19th century, particularly the garden city movement and satellite cities. It delves into the works of prominent architects like Ebenezer Howard and Otto Wagner, examining their ideologies and impacts on urban development. The document analyzes the challenges and issues associated with these approaches.

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435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Trabantenstädte – vs. Eigenheim im Grünen Das 19Jhdt Stadtplanung - Gartenstadtbewegung ….Stadtplanung- diese orientierte sich in zwei grundsätzliche Richtungen: a) Ablehnung der Großstadt– Großstadtkr...

435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Trabantenstädte – vs. Eigenheim im Grünen Das 19Jhdt Stadtplanung - Gartenstadtbewegung ….Stadtplanung- diese orientierte sich in zwei grundsätzliche Richtungen: a) Ablehnung der Großstadt– Großstadtkritik: Nicht-großstädtische Siedlungsformen Gartenstadtidee………… Ebenezer Howard… b) Akzeptanz der Großstadt als Lebensform: Basierend auf rechtliche Rahmenbedingungen, Zonenpläne, Verbesserung der technischen und sozialen Infrastruktur……… Camillo Sitte, Otto Wagner… Otto Wagner: Architekt u. Stadtplaner 1841-1918 Von der Voraussetzung einer ständig wachsenden Stadt ausgehend, sah Wagner die Lösung in der „Fixierung von Ring- und Radiallinien“, wobei selbstverständlich die Ringstraße und die Innere Stadt das Zentrum bilden sollten. Bild: Otto Wagner, Plan für Wien, Doppelseite aus Ebenezer Howard, Gartenstadtkonzept 1902 „Die Großstadt, eine Studie über diese, 1911“..um Städte und Vororte zu entlasten, wurde an den Bau von Satellitenstädten gedacht Trabantenstadt- wirtschaftlich relativ selbständige Ansiedelung in der Umgebung einer größeren Stadt, mit höhere Arbeitsplatzdichte und eine eigene Infrastruktur. Wohnen+ Arbeiten vor Ort, hohe Urbanität Satellitenstadt- baulich in sich geschlossene Stadt mittlerer Größe, mit überwiegend Wohnfunktion in der Nachbarschaft einer Großstadt, mit der sie durch leistungsfähige Verkehrsmittel eng verbunden ist, umgangssprachlich- abwertend Schlafstadt mit wenig Möglichkeiten zu gesellschaftlichem Leben, zur Freizeitgestaltung o. Ä. Problem: Pendlerbewegung, Ressourcenverbrauch: Zeit/ Geld/ Immission. (Puchenau, Pichling, - Masterplan: Roland Rainer) NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen HOWARD- SMIGIELSKI- SATELLIT TRABANT Zentralstadt 58.000 EW Zentralstadt 58.000 6x Satellitenstädte EW EW a 32.000 Autofreie Stadt… Zentralstadt Zentralstadt 58.000 EW = 250.000 EW +6x Satelitenstädte Gartenstadt Autobahn Zentralstadt/Verwaltung… Fußweg Frizeit/ Erholung Idealplan- Zentralstadt+ Satelliten nach Arch E.Howard Leicester 1960- Autofreie Stadt nach Arch Smigielski Schon im Jahre 1922 tauchte ein neuer Begriff auf, der dem der Gartenstadt Konkurrenz machte und ihn dann in den Jahren nach 1945 fast völlig verdrängte. Ernst May (dt. Architekt, Stadtplaner 1886-1970) entwickelte im Wettbewerb für den Bebauungsplan der Stadt Breslau eine Lösung für die Stadterweiterung im Sinne der Howardschen Dezentralisierungsgedanken, nannte aber die neuen Einheiten nicht Garten-, sondern „Trabanten“städte. May: „Diese Bezeichnung wurde gewählt, um zum Ausdruck zu bringen, dass sich die neuen Organismen der Vergrößerung um den alten Kern gruppieren sollen, wie Planeten um die Sonne schweben; als freie Körper, die doch in vielen Funktionen abhängig sind vom Zentralgestirn. Die Zentralstadt wird nach der Abrundung auf ihren bisherigen Raum beschränkt. Das sie umgebende Freiland wird von der Zentralgemeinde erworben und als Ackerfläche und Erholungsgrün ausgewertet.“ Mays Trabantenstadt entsprach also Howards Gartenstadt. In Mitteleuropa sind die Begriffe Gartenstadt, Gartensiedlung, Wohnsiedlung, Wohnanlage, Großsiedlung, Trabantenstadt, Satellitenstadt, Neue Stadt, Entlastungsstadt, Grüne Mitte, Seestadt- Aspern und andere zu teils werbewirksamen, großteils aber zu lediglichen Schlagworten geworden. Alleine vom Namen her lassen die meistens keine Rückschlüsse auf die Qualität des Gebauten im Sinne der einstigen reformatorischen Ansprüche zu. Dies trifft besonders auf die oft genannten Satellitenstädte – (Großfeldsiedlung Wien, Märkisches Viertel Berlin u.a.) der zweiten Gründerzeit nach 1965 zu. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Grossfeldsiedlung.jpg bauwelt.de: Märkisches Viertel Berlin NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Gerd Albers 1980 dt Architekt, Stadtplaner 1919-2015: „Schon bald erwies die Ernüchterung um die Mitte der siebziger Jahre die Urbanitäts- und Verdichtungswelle als das, was sie war: als einen Ausbruchsversuch aus der Kontinuität der städtebaulichen Vernunft, als Reaktion vielleicht erklärbar, aber als Programm nicht fundiert und daher nicht tragfähig.“ Am stärksten haben sich Elemente des Gartenstadtgedankens in jener Strömung erhalten, die heute unter dem nüchternen Begriff „Verdichteter Flachbau“ zusammengefasst werden kann. In Österreich setzte lediglich Roland Rainer (österr. Architekt, Stadtplaner 1910-2004) mit der Gartenstadt Puchenau bei Linz, die in den Jahren 1964 bis 2000 in drei Abschnitten errichtet wurde, ein international vergleichbares größeres Zeichen. Sie ist eine rund eineinhalb Kilometer lange und einhundert Meter breite Fußgängerstadt, gebildet durch eine südorientierte Mischung von verdichtetem Flachbau und einer dreigeschossigen Randbebauung zur Ottensheimerstraße, eingebettet in lebensgerechte Außenräume. Städtebaulich wurden hier Bebauungsformen der Gartensiedlungen der ersten Republik in einzigartiger Weise neu durchdacht und verbessert. Die Siedlung hat rund 2.200 Einwohner. Die Gartenstadt Puchenau gilt heute, durch zwei Forschungsaufträge des Bundesministeriums für Bauten und Technik dokumentiert und durch die von zwei Meinungsforschungsinstituten erhobene Wohnzufriedenheit der Bewohner belegt, als die wirtschaftliche, soziale und lebensgerechte Alternative zum Hochhausbau und der Zersiedelung durch freistehende Einfamilienhäuser. Kollektivhauseinrichtungen..(sind Gebäudekomplexe mit erweiterten Servicefunktionen, wozu Restaurants, ein Reinmachedienst, Kinderbetreuung, Wäscherei usw. gehören – kurz gesagt eine Organisationsform, die den Bewohnern eine Bedienung wie in einem Hotel gibt) waren allerdings in Puchenau aus vielerlei Gründen nicht möglich, wenngleich sich rund um die neue Pfarrkirche mit Mehrzwecksaal, Jugendraum, Kindergarten und entsprechenden Freiräumen (Planung R.R.) ein beachtliches Gemeinschaftsleben entwickelte. Foto: Gartenstadt Rainersiedlung- Linz- Puchenau 1967-2000, © Gemeinde Puchenau NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen SolarCity- Pichling, Masterplan Arch. Roland Rainer Die Grundidee von R.R. war in der Fortsetzung seines Konzeptes zur Gartenstadt Puchenau zu sehen. Sie sah die Erschließung der Gebiete von einer Promenade aus vor. Diese Haupterschließungs-„Straße“ sollte vor allem Aufenthaltsfunktion bieten, in zweiter Linie ist sie auch Verkehrsknotenpunkt (S-Bahn..). Als mögliches Vorbild kann die Ringstraße in Wien dienen. Die Erschließung der einzelnen Quartiere, die vom Verkehr befreit werden, erfolgt von dieser Promenade. Fußläufig zumutbare Distanz wurde mit 100m angedacht. Im Stadterweiterungsgebiet der Solarcity soll eine Betriebsansiedelung geplant werden. Verkehrstechnische Anbindung an Pichling, weiterführend nach Linz. solarCity Foto: Masterplan für den Seenbezirk Linz- Pichling 1993, © Prof. Roland Rainer Umsetzungsplan TRABANT SATELLIT WOHNEN GEWERBE Foto: Ausführungsplan Solar-City Linz- Pichling 1993 Arch Herzog, © Bauwelt 18 2004 NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen In weiterer Folge wurde Roland Rainer durch Arch. Thomas Herzog (dt. Architekt- Erbauer Designcenter) abgelöst, der im Wege des damaligen Stadtplaners/Linz- FX. Goldner beigezogen wurde. Für die Planung der solarCity wurde eine Arge gegründet, die READ- Gruppe, aus internationalen Architekten und Planungsbüros (Norman Foster, Richard Rogers, Thomas Herzog, Renzo Piano Norbert Kaiser). Deren Entwurf sieht die gesamte solarCity als Teil einer Solararchitektur, welche sich- neben ökologischen und ökonomischen Zielen- am zyklischen Verlauf des Tages-, Monats, Jahreszeiten- und Jahresrhytmus orientiert (Besonnung, Verschattung…Lichtlenkung..). Roland Rainers Konzept wurde nicht übernommen. Architekt Herzog meinte, dass das Konzept stark zu modifizieren sei, da die neue Priorität eine weitgehende Versorgung mit Solarenergie für speziell zu entwickelnden Bautypen mit Freiräumen voraussetzt. Baudirektor Goldner sagte, sie wollen nicht die Gartenstadt Puchenau 15-mal größer verwirklicht sehen. Außerdem wäre der Energieverbrauch der Atriumhäuser ein Wahnsinn. Rainers Grundkonzept musste modifiziert werden. Eine Wiederentdeckung der Gartenstadt- und Siedlerbewegung, das Lernen aus der Geschichte, hat in den letzten Jahrzehnten auch in Österreich zur Gründung von neuen Selbsthilfegruppen geführt. Sie haben kleine Reihenhaussiedlungen errichtet, zum Teil mit tätiger Mitarbeit der späteren Bewohner. In diesem Zusammenhang ist vor allem der Linzer Architekt Fritz Matzinger zu nennen, der von 1975 bis 2000 zwanzig Wohngruppen verwirklicht hat, die sich dadurch auszeichnen, dass sich „Einfamilienhäuser“ um einen gemeinsamen Hof mit Glasdach (im Sommer zu öffnen) gruppieren. Damit ist baulich die Voraussetzung für ein Gemeinschaftsleben ebenso gegeben, wie eine ungestörte Privatheit im eigenen Haus und Garten. Die Bewohner der Wohn-Gruppe, je nach Projekt zwischen 16 und 35 Familien, waren anfangs in einem Verein zusammengeschlossen und es wurde mehrfach auch in Selbsthilfe mitgebaut. Die bekanntesten Anlagen sind Raaba (Stmk), Hallein (S), Linz Kapuzinerstraße (Guglmugl) und Niederreithstraße und Berlin Ibisstraße. Foto: Guglmugl Linz- Arch Fritz Matzinger, © Reinhard Seiß NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Roland Rainer: österr. Architekt, Stadtplaner 1910-2004 in Klagenfurt geboren übersiedelten seine Eltern 1912 nach Wien; Studium Architektur. 1953 Lehrstuhl in Hannover- Professor für Wohnungswesen, Städtebau und Landesplanung, weitere Professuren folgten in Graz-TH und Wien-Bildende, 1958 bis 1963 Stadtplaner von Wien (Wiener Stadthalle, ORF Zentrum Wien-Küniglberg; OÖ- Siedlung Linz-Auwiesen 1990-1995, Gartenstadt Attnang-Puchheim, 1980-1982…..) Er wurde stark durch seine Studienreisen in den Osten (Iran, China…) geprägt. Vor allem die anonyme Architektur floss in seine Bauten ein. Sein Planungsansatz war stets GANZHEITLICH und MENSCHBEZOGEN. LEBENSWERK- GARTENSTADT PUCHENAU Foto: Bauwelt 44-45.15, Lageplan der Gesamtanlage Puchenau: Roland Rainer/Archiv Johanna Rainer Planungsbeginn war 1964, endgültiger Bauschluss im Jahr 2000. Er vereinte die Effizienz von Wohnblock und das „menschengerechtere Einfamilienhaus“ Merkmale Puchenau I, 235 Wohneinheiten Nord-Süd-Ausrichtung Günstige Verkehrsanbindung, Parken an der Peripherie Erholungszone Donauauen Nördl. Mehrfamilienhäuser dienen als Schallschutz Privatheit und Ausblick Verdichtete Flachbauten Grundstücke umgeben hohe Mauern Gärten, dichtes Wegenetz Autofreie Zone Unterschiede von Puchenau II & III , 760 Wohneinheiten Aufgelockerter Grundriss, Wege  Platzbildung Tiefgaragen Mauern wurden auf 2 m begrenzt Vorteile gegenüber „normalen“ Einfamilienhaus ¼ weniger Baufläche 85m² zu 115m²(EFH Grund~600m²; Puchenau ~150m² ¼ weniger Erschließungskosten (EFH ~20%; Puchenau ~5% Fußläufigkeit, teilw. gedeckt NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Grundfläche max. 105-270 m²(Garten 50-150m²) Erschließungskosten 5 % der Gesamtbaukosten Heizkostensparend weil kompakt- Verband Solaranlagen, ökologisch Umweltschonend weil fußläufig Art/lebensgerecht für Menschen weil NATURverband Foto: Reihenhaus 85m² P/I Foto: P/II+III, Schnitt Tiefgarage- Boulevard Das „Einfamilien-Reihenhaus mit Garten“ entspreche „allen Anforderungen in biologischer und städtebaulicher Hinsicht am besten“, schrieb Rainer bereits 1944. Er hätte es auch 30 Jahre später schreiben können. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Foto: Wege P/I, eng-hohe Mauern Foto: Wege P/II+III, Platzbildung möglich, Gartenmauern 2m Foto: Reihen-Atriumhaus Nutzung heute Foto: Blick auf Gärten und Bungalows, Bild: Eveline Mayer/Karl Pree- IG Puchenau NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen 2- Geschosser Freitreppe zentral Schmaler Garten 1- Geschosser, L- Form Abgewinkelt Wohn/ Abstellraum Trennhecke NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen 1- Geschosser, L- Form, Atriumhaus Abgewinkelt Schlafbereich 1- Geschosser, L- Form, Atriumhaus Eingang- Effizienter Freibereich gedeckt NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Ca 85m² Garten Bungalow- kein Kinderzimmer NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen „Ich will nichts Neues, sondern das Richtige. Das Neue wird morgen sowieso schon alt sein – unsere Häuser aber halten unter Umständen bis übermorgen“. – Roland Rainer SIEDLUNG MAURERBERG- LIESING/Wien Auf der Südseite des Maurer Bergs im 23. Wiener Gemeindebezirk gelegen ist die 1958 eröffnete Bungalow Siedlung ein Design Juwel, konzipiert & erbaut von Architektur- Legende Roland Rainer. Die Siedlung am Maurerberg befindet sich im Südwesten Wiens auf einem steilen Hang mit Fernsicht. Sie besteht aus 43 ebenerdigen sowie drei zweistöckigen Einfamilienhäusern, die so errichtet worden sind, dass jedes der parallel angeordneten, aber gegeneinander versetzten und gestaffelten Häuser volle Aussicht erhält, ohne seine Nachbargebäude zu beeinträchtigen. Um die Erdarbeiten zu minimieren, wurde das Gelände maximal ausgenutzt und nur teilweise durch Terrassen und Stützmauern, sonst mittels Böschungen, gestaltet. Alle Häuser sind möglichst sparsam ausgeführt, mit sichtbaren Holzbalken überspannt und öffnen sich nach Süden über 6m breite raumhohe Fenster. Die Siedlung ist die Verkörperung von Rainers Idee eines humanen Wohnens im verdichteten Flachbau. Rainers Diktat, das ein Haus nach den menschlichen Proportionen auszulegen ist, sein Experiment mit der Nutzung von passiver Sonnenenergie und seine zeitlos moderne, funktionalistische Formensprache machen die Häuser nicht nur extrem wohnlich! Einfamilienhäuser ohne Wohnlocks- Struktur/ Ensembleidee Maurerberg - Rainer Genossenschaften Foto: https://www.google.at/maps_Maurerberg NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Foto: Naturnahes Wohnen in der Mauerbergsiedlung von Roland Rainer © Foto: Christoph Panzer Foto: Verein Interessengemeinschaft Mauerberg © NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen SIEDLUNG OBERFELD- ATTNANG/Puchheim Grundfläche minimal 234/261m²(Garten ~50%) WFL 115-130m² L-Hofsituation generiert Fassadenlänge für Sichtbezug Umfeld; Topografie nach Südost Foto:https://www.doris.at/viewer_Grundstückskataster;https://www.google.at/maps_Puchheim Quellen: Roland Rainer –Arbeiten aus 65 Jahre, Hrsg. Akademie der bildenden Künste Wien, 1990 Lebensgerechtes Bauen, Roland Rainer, 1978 Häuser für Menschen –Humaner Wohnbau in Österreich, Reinhard Seiß, 2013 Verein Interessengemeinschaft Mauerberg | Lechthalergasse 49 | A 1230 Wien Roland Rainer: Kriterien der Wohnlichen Stadt, Roland Rainer: Das Werk des Architekten 1927 - 2003. Vom Sessel zum Stadtraum: geplant, errichtet, verändert, vernichtet. Wien [u.a.]: Springer 2003 Linzer Planungsinstitut: Altstadterhaltung-Stadterneuerung-Stadtentwicklung © 2000 Bilder: Austria-Forum Dtv-Atlas zur Baukunst, Band 2, 7. Auflage © 1992 Empfohlene Fachliteratur: Roland Rainer: Kriterien der Wohnlichen Stadt, Akademische Druck- u. Verlagsanstalt Graz Renate Schweitzer: Der Generalregulierungsplan für Wien (1893-1920) Wolfgang Mayer: Die städtebauliche Entwicklung Wiens bis 1945 Rudolf Wurzer. Eugen G. B. Faßbenders Beitrag zur Entwicklung der Stadtplanung in Österreich NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Fritz Matzinger – Linzer Architekt 1941- …..Fritz Matzinger wurde 1941 in Michaelnbach, in Oberösterreich, bei Grieskirchen geboren. Er studierte an der TU, danach arbeitete er als Büroleiter im Architekturbüro Donau in Wien. 1971 gründete er sein eigenes Büro in Linz. In dieser Zeit machte er auch seine ersten Studienreisen nach Afrika und Asien. Dort erforschte er die Wohnformen der dritten Welt, auf welche er in seinen zukünftigen Wohnprojekten aufbaut. Schon 1974 entstand sein erstes “Les Palétuviers” in Linz-Leonding. Dieses erste Projekt entstand noch völlig auf Eigeninitiative und Eigenkosten der Mitbewohner. Seitdem folgten viele Projekte in Österreich und Deutschland und er gewann unterschiedliche Preise. Heute ist er 83 Jahre alt und betreibt sein Büro mit seiner Tochter Cosima und lebt in seinem ersten “Les Palétuviers”-Projekt in Leonding. Seine Philosophie: Fritz Matzinger machte wie erwähnt nach seinem Studium einige Reisen nach Afrika und Asien. In einem Interview mit architektur-text erklärt er: “Wenn man in Westafrika in ein Dorf kommt, sieht man die zentrale Feuerstelle, den sogenannten Schattenbaum und rundum die Hütten der einzelnen Bewohner. Die Kleinkinder sind nicht – wie bei uns – alleine von den Eltern abhängig. Sie werden mit den anderen Kindern sozusagen ins soziale Leben hineingezogen. Da entsteht eine ganz natürliche, selbstverständliche Sozialisation. Ich habe dort sofort das starke, intakte soziale Gefüge gespürt. Dort braucht es keinen Kindergarten, kein Altersheim..., die ganze Segregation, die wir bei uns kultivieren, gibt es dort nicht“. Ich habe 14 Tage später den Entwurf fertig gehabt und ein Monat später habe ich mittels einer Zeitungsannonce die mögliche Zustimmung Gleichgesinnter abgecheckt und anschließend in einer Veranstaltung anhand von Plänen, Modell und Kostenschätzung das Projekt präsentiert.” (https://www.architektur-text.at/interviews/fritz-matzinger 12.1.2020) Diese Philosophie, des gemeinschaftlichen Wohnens begleiten ihn bis heute. Auf seiner Webseite spricht er direkt an, dass die Architektur nicht als Kunst verstanden werden darf, denn dieses Verständnis lässt keinen fruchtbaren Dialog mit den zukünftigen NutzerInnen zu. „Meine Kritik richtet sich gegen eine Gesellschaft der Vereinzelung, der Abgrenzungen, der totalen Individualisierung. Gesellschaftlich wie architektonisch ist das Ensemble ein Fremdwort. Wenn nach Churchill gilt, dass wir unsere Häuser formen und dann die Häuser uns formen, wie kann man da kritiklos bleiben“. © Peter Reischer 2018: im Gespräch mit F.Matzinger NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Zitat Matzinger: „Wir haben heute Eine total abgeschlossene, individualistische Gesellschaft. Hohe Zäune, Videoüberwachung an jeder Ecke und Haustüren mit Spion“. © Peter Reischer 2018: im Gespräch mit F.Matzinger „Es muss auch endlich Schluss damit gemacht werden, das zu Stein gewordene Symbol der Individualisierung, das freistehende Einfamilienhaus steuerlich in jeder Hinsicht zu fördern, enorme Verkehrsströme damit zu verursachen und unsere Landschaft unwiederbringlich zu zerstören. Man muss den Menschen die Augen öffnen, sehen zu lernen, wie unendlich hässlich diese Einfamilienhauswüsten unserer Vorstädte sind, und wie sehr diese Siedlungsform unseren Kindern zu ihrem Nachteil gereicht“. © Peter Reischer 2018: im Gespräch mit F.Matzinger Les Palétuviers: Les Palétuvier bedeutet Mangrovenbaum auf französisch. Bei einem Mangrovenbaum verbinden sich die Wurzeln erst einige Meter über der Erde zu einem Stamm. (Vernetzung) Fritz Matzinger sagt, dass die Entstehung der ersten Projektidee bei einer Reise nach Westafrika, an die Elfenbeinküste bei einem solchen Baum entstand. Deshalb heißen seine Gemeinschaftswohnhäuser heute “Les Palétuviers”. Um ein Atrium (meist überdacht) gruppieren sich vernetzt Einzelhäuser. Foto: Guglmugl, © F. Matzinger (roland. [email protected]) NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen ZENTRUM GuglMugl- Linz PÄDAK Bild: bauwelt.de©/ bw_2009_45 STADION Das Wohnprojekt GuglMugl entstand 1999 bis 2000. Das Grundstück an der Kapuzinerstraße ist 8.767m² groß und die ausgebaute Wohnfläche 3.679,91m². Das heißt etwa 5000m² Garten! Bauträger war die GIWOG. Das Wohnprojekt an der Kapuzinerstraße besteht aus 32 Reihenhäusern, die sich um ein Atrium, das als Gemeinschaftsraum genutzt wird, gruppieren. Der längliche Baukörper zieht sich, bei 13m Höhenunterschied nordseitig einen Hang hinauf. Durch geschickte Abtreppung besitzt fast jede Wohnung eine Dachterrasse. Zur optimalen Nutzung der Sonneneinstrahlung wurde die Arkade (Doppelzeile: Reihenhaus-Arkade-Reihenhaus) senkrecht zum steilen Nordhang situiert. Durch verschiedene Bauhöhe der Ost- und Westzeile wurde für alle Häuser das Maximum an Besonnung trotz Nordhang erreicht. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Gemeinsamer Bereich: Die Arkade hat Richtung Süden eine große Glasfront mit Glasdach und ist daher sehr gut belichtet. Durch den Höhenunterschied von 13 Meter ist die getreppte Arkade und der Gemeinschaftsbereich in unterschiedliche Zonen unterteilt: Festplatz, Wintergarten, Bibliothek, Cafe, Kinderspielbereich. Insgesamt ist die Zone etwa 499 m2 groß. Ein Teil der Arkade ist zweigeschossig und beherbergt hier ein 132 m2 großes Hallenbad mit Sauna und Fitnessraum. Außerdem gibt es eine gemeinsame Kochnische, Vereinsarchiv, Tiefgarage, Fahrradräume im Erdgeschoss und einen Keller. Der bestehende, im 19 Jhdt. errichtete Zipfer-Bierstollen wurde abgetieft und zu einem Theater im Stollen mit Hinterbühne und Sanitärraum, Weinstollen, Jugendstollen, vielfach nutzbar gemacht. Wohnungen: Die Hausgrößen liegen zwischen 79,03 m2 und 149,88 m2, zu dem sind alle Häuser voll unterkellert. Fast alle Wohnungen besitzen Dachterrassen / Dachgärten die bis zu 100 m2 groß sind. Freiraum: Neben den privaten Hausgärten gibt es für die Gemeinschaft einen Volleyballplatz, Kinderspielplatz, Trampolinanlage, Gemüsegarten, Eingangs-Vorgarten. Der alte, attraktive Baumbestand (z.B. ein selten großer Feldahorn) wurde weitgehend erhalten. „EG-getreppt“ 1 Haupteingang 2 Gästewohnung 3 Fahrradraum 4 Veranstaltungsbereich 5 tropischer Garten 6 Aufzug zum „Theater im Berg“ 7 Café 8 Küche 9 Kinderzimmer 10 Schwimmbad 11 Saunagarten 12 Türkisches Bad/Sauna 13 Dachgarten 14 Kindergarten NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen „OG-getreppt“ 1 Haupteingang 2 Gästewohnung 3 Fahrradraum 4 Veranstaltungsbereich 5 tropischer Garten 6 Aufzug zum „Theater im Berg“ 7 Café 8 Küche 9 Kinderzimmer 10 Schwimmbad 11 Saunagarten 12 Türkisches Bad/Sauna 13 Dachgarten 14 Kindergarten Bild: bauwelt.de©/ bw_2009_45 Keller Die beiden Südhäuser: Grundstücksgröße: 2.054 m2 ausgebaute Wohnfläche: 600,37 m2 Freifläche, inkl Dachterrassen: 1.606 m2 Das Grundstück wurde ursprünglich für GuglMugl erworben, aber zufolge der ungünstigen Grundstücksfiguration und einer stadtbildbedeutenden Baumgruppe, für eine eigenständige Reihenhausbebauung genutzt. Diese besteht nun aus zwei Doppelhäusern, von denen jedes aus zwei, zueinander leicht versetzten, Gebäuden besteht. Die Häuser sind dreigeschossig, das 3.Geschoss ist zur Hälfte ausgebaut, die restliche Fläche ist als Dachterrasse mit konturenbildenden Rahmen genutzt. Auf tieferem Niveau vorgelagert befinden sich 4 Doppelgaragen. In das steile Gelände integrierte, naturnahe Stiegenanlagen bilden stimmungsvolle Hauszugänge. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Westansicht Foto: Guglmugl, © Gregor Graf Nordansicht Zugang überdacht Foto: Guglmugl, © F. Matzinger SÜD POOL TROP. GARTEN VERANSTALTUNG NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Atrium-tropischer Garten Foto: Guglmugl, © F. Matzinger Belichtung/Besonnung via Shed/Oberlichte- Atrium Dachterrasse Öffentlich- Atrium Foto: Guglmugl, © F. Matzinger- Dachterrassen Dachterrasse Privat Foto: Guglmugl, © F. Matzinger- Dachgartenn NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Filmverweis: https://www.youtube.com/watch?v=d0SjYJVBwhM =wohnen auf der Gugl-F.Matzinger Fachliteratur: Gutmann, Raimund/Havel, Margarete: 20 Jahre Atrium-Wohnhöfe Les Paletuviers. Dokumentation und Evaluation von 20 Jahren Wohnerfahrung in den Wohnhöfen von Arch. Fritz Matzinger. Forschungsprojekt im Auftrag des BM f. wirt. Angelegenheiten u. mehreren Bundesländern, Wien 1997 Quelle: http://matzinger.at/ (12.1.2020) https://www.architektur-text.at/interviews/fritz-matzinger (Remax-10.1.2020) https://www.nachrichten.at/meinung/menschen/fritz-matzinger-architekt-mit-sozialem-auftrag;art111731,3114627 (12.1.2020) https://www.bauwelt.de/dl/796745/bw_2009_45_0020-0023.pdf Hypobank. Die OÖ. Landesbank. (1987) Wohnbau in Oberösterreich Band 2. Neue Hausgruppen. Landesverlag Druck. Linz NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN

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