Qualitative Sozialforschung Methoden

Qualitative Sozialforschung

• Qualitative Methoden unterscheiden sich von quantitativen Methoden durch ihre spezifischen Methoden und Ziele.
• Es gibt zwei Ansätze: einer integriert qualitative Methoden in quantitative Prozesse, der andere betrachtet qualitative Forschung als eigenständiges Gebiet.
• Qualitative Forschung ist spezialisiert auf spezifische Fragestellungen, die von quantitativen Methoden nicht abgedeckt werden.
• Sie schließt Forschungslücken, in denen quantitative Methoden an ihre Grenzen stoßen.
• Qualitative Forschung baut auf der Annahme auf, dass Menschen ihr Handeln nicht instinktiv, sondern sinnorientiert gestalten.
• Sinn und Interpretationen entstehen situativ und sozial. Sie sind nicht endgültig und können sich ändern.
• Der Prozess der Sinnfindung ist ein flexibler, reflexiver Prozess der ständigen Überprüfung.
• Das interpretative Paradigma betrachtet Handeln als Ausdruck der Weltdeutung.
• Pragmatismus (Dewey) sieht die Welt als Problemfeld, Handeln als Problemlösungsprozess.
• Symbolischer Interaktionismus (Mead) betont die Rolle sozialer Symbole bei der Gestaltung von Identität und Rollenverständnis.
• Wissenssoziologischer Konstruktivismus (Schütz, Berger) betrachtet Wissen als sozial konstruiert.
• Ethnomethodologie (Garfinkel, Goffman) konzentriert sich auf die methodische Konstruktion sozialer Phänomene.

Ziele und Merkmale

• Qualitative Forschung zielt auf ein tieferes Verständnis sozialer Phänomene, die Entdeckung neuer Zusammenhänge, und die Erforschung der Regeln und Lösungen von Akteuren.
• Qualitative Forschung ist offen und flexibel, ermöglicht neue Entdeckungen und ist reflexiv.
• Forschungsprozesse prüfen laufend die eigenen Interpretationen.

Anforderungen an qualitative Forschungsprojekte

• Feldforschung generiert Daten in natürlichen Umgebungen zur Erfassung der sozialen Realität.
• Datentypen: Natürliche Daten (Beobachtungen alltäglicher Situationen) und Interviews (können extra inszeniert werden, um spezifische Fragen zu vertiefen, finden aber in der natürlichen Umgebung statt).
• Offenheit für Unbestimmtheit und flexible Problemstellungen:
• Problemstellungen sind anfänglich oft unklar, werden im Laufe der Forschung präzisiert.
• Explorative Untersuchungen helfen, Problem und Fragestellung besser zu verstehen und anzupassen.

Fallauswahl und Theoretisches Sampling

• Theoretisches Sampling: Fallauswahl passt sich an die Fragestellung an, in einem kontinuierlichen Prozess, der Theorie und Empirie verbindet.
• Die Auswahl umfasst unterschiedliche Fälle, ähnlich und abweichend, zur Bestätigung der Theorie.
• Theoretische Sättigung stellt den Punkt dar, an dem keine neuen Informationen mehr gewonnen werden können.
• Das Verfahren sucht nach Kontrasten und Übereinstimmungen, um Erkenntnisse und Verfeinerungen zu gewinnen.

Konstruktion zweiter Ordnung

• Konstruktion erster Ordnung = alltägliches Denken
• Konstruktion zweiter Ordnung = wissenschaftliche Interpretation und theoretische Verarbeitung der Perspektiven der Beforschten.
• Ergebnisse der Forschung werden in die Theorie eingearbeitet, um sie zu verstärken und den Theoriediskurs anzureichern. Dies beinhaltet die Interpretationsarbeit von Forschungsergebnissen, nicht nur die reine Paraphrasierung der Aussagen der Teilnehmer.

Gütekriterien

• Gegenstandsangemessenheit: Passen Frage, Methode und theoretische Perspektive zueinander?
• Empirische Sättigung: Ist das Feld ausreichend erschlossen und wurden theoretische Konzepte an konkreten Fällen getestet, gegebenenfalls verfeinert oder revidiert?
• Theoretische Durchdringung: Sind die Perspektiven der Teilnehmer theoretisch-begrifflich konzeptualisiert, oder wurden nur persönliche Aussagen der Forscher übernommen?
• Textuelle Performanz: Wurde die empirische Erfahrung im Feld wissenschaftlich verarbeitet und in eine theoretische Argumentation überführt?
• Originalität: Wurden neue Erkenntnisse gewonnen oder wurde bestehendes Wissen verdoppelt?