Zusammenfassung Bofinger - Juristische Wirtschaftskompetenz VWL (PDF)

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Volkswirtschaftslehre Wirtschaftswissenschaft VWL Zusammenfassung

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Diese Zusammenfassung des Textes "Bofinger - Grundzüge der Volkswirtschaftslehre" liefert einen Überblick über die wichtigsten Kapitel. Der Fokus liegt auf der Erklärung von Marktmechanismen, Arbeitsteilung und makroökonomischen Aspekten. Es werden grundlegende Konzepte wie Angebot und Nachfrage, die "unsichtbare Hand", sowie die Rolle des Staates in der Wirtschaft behandelt.

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lOMoARcPSD|46388183 Zusammenfassung bofinger Juristische Wirtschaftskompetenz VWL (Universität Wien) Scan to open on Studocu Studocu is not sponsored or endorsed by any college or university Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Bofinger – Grundzüge der Volkswirtschaftslehre Stoffabgrenzung KU Finanzwissenschaften (Schulmeister) Kapitel 1: Volkswirtschaftslehre zeigt, wie Märkte funktionieren und warum sie auch immer wieder nicht funktionieren......................................................................................................2 Kapitel 2: Die „unsichtbare Hand“ des Marktes: Wie kommt der Aktienkurs für die Hyper­Tec AG zustande?.........................................................................................................................2 Kapitel 3: Die Arbeitsteilung ist die Mutter unseres Wohlstandes..........................................3 Kapitel 5: Der Markt in Aktion..............................................................................................................5 Kapitel 10: Auch auf dem Arbeitsmarkt gelten die Prinzipien von Angebot und Nachfrage.....................................................................................................................................................6 Kapitel 11: Das Finanzsystem...............................................................................................................8 Kapitel 12: Trotz der hohen Effizienz des Marktes geht es nicht ohne den Staat............. 10 Kapitel 13: Die Distributionsfunktion des Staates sorgt für den „sozialen Ausgleich“ in einer Marktwirtschaft........................................................................................................................... 11 Kapitel 14: Sozialversicherungssysteme und die Allokationsfunktion des Staates........ 13 Kapitel 15: Umweltpolitik und die Allokationsfunktion des Staates.................................... 15 Kapitel 16: Ziele der Makroökonomie: magische Vierecke und Dreiecke, Zielscheiben und Ziellinien........................................................................................................................................... 16 Das magische Viereck...........................................................................................................................................17 Zweidimensionale Zielscheibe und eindimensionale Ziellinien........................................................18 Kapitel 17: Volkswirtschaftliche Daten und Rechenwerke...................................................... 18 Kapitel 18: Wie kommen das gesamtwirtschaftliche Angebot und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ins Gleichgewicht?................................................................ 22 Kapitel 19: Die Stabilisierungsaufgabe des Staates.................................................................... 24 Kapitel 20: Wie der Wirtschaftsprozess durch die Notenbank stabilisiert werden kann....................................................................................................................................................................... 25 Lernziele.................................................................................................................................................... 28 © MT, WS 13/14 1 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Kapitel 1: Volkswirtschaftslehre zeigt, wie Märkte funktionieren und warum sie auch immer wieder nicht funktionieren Die VWL wird in 2 große Teilbereiche untergliedert: Mikroökonomie: es steht die Analyse individueller Märkte im Vordergrund o zB Entwicklung des Preises für Bier, Rohöl oder Strom Makroökonomie: starke gesamtwirtschaftliche Ausrichtung o wie das Wirtschaftswachstum insgesamt ausfällt, o wie hoch die Arbeitslosenrate sein wird und o wie sich das Preisniveau entwickelt Rationalitätenfalle („Konkurrenzparadoxon“): einzelwirtschaftliche Entscheidungen führen häufig zu gesamtwirtschaftlichen Ergebnissen, die von den individuellen Entscheidungsträgern überhaupt nicht beabsichtigt worden sind. Ein Einzelner ist bestrebt seine Lage zu verbessern – das führt dazu, dass sich alle Beteiligten verschlechtern. Die anderen Beteiligten ziehen nach – wodurch der vorherige Status ist wieder erreicht wird. Kapitel 2: Die „unsichtbare Hand“ des Marktes: Wie kommt der Aktienkurs für die Hyper‐Tec AG zustande? Grundsätzlich ist ein Markt dadurch gekennzeichnet, dass er die Anbieter und Nachfrager eines bestimmten Gutes zusammenführt. Die Funktion eines Marktes besteht darin, dass er die Verkaufspläne der Anbieter und die Kaufpläne der Nachfrager eines Gutes möglichst weitgehend in Deckung bringt. Kennzeichnend für den Aktienmarkt ist, dass die einzelnen Anleger unterschiedliche Einschätzungen über die Entwicklung der Kurse haben. Hier kommt die „unsichtbare Hand“ ins Spiel: der Preismechanismus. o Preismechanismus sorgt dafür, dass sich ein Markt im Gleichgewicht befindet. o „Gleichgewicht“ bezeichnet die Situation, in der die unabhängig gebildeten Pläne von Anbietern und Nachfragern zueinander passen. Der Markt ermöglicht Handel und sorgt dafür, dass sich Käufer und Verkäufer besserstellen können, als in einer Situation ohne einen Austausch von Gütern. o Entscheidend für Marktprozesse ist daher, dass Käufer und Verkäufer den Wert eines Gutes unterschiedlich einschätzen. o keinen objektiven Wertbegriff – der Wert eines Gutes wird immer durch die Einschätzung eines Anbieters oder eines Nachfragers bestimmt. „Markträumender Preis“ („Gleichgewichtspreis“): Zu diesem Kurs ist es für alle Anbieter und Nachfrager möglich, ihre Verkaufs‐ und Kaufpläne zu realisieren. © MT, WS 13/14 2 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Die unabhängig voneinander gebildeten Kauf‐ und Verkaufspläne entsprechen einander. Bei irgendeinem Punkt schneiden sich die ansteigende Angebots‐ und die fallende Nachfragekurve. o Eine Nachfragekurve beschreibt den Zusammenhang zwischen der Menge, die von einem Gut nachgefragt wird, und dem Preis, der dafür bezahlt werden muss. o Gesetz des abnehmenden Grenznutzens: „je niedriger der Preis, desto mehr wird gekauft“. Warum schwanken die Aktienkurse so stark? Aktien werden häufig deshalb gekauft, um sie nach einer relativ kurzen Zeit wieder – zu einem hoffentlich höheren Preis – verkaufen zu können. o Solche Transaktionen bezeichnet man als „Spekulation“. o Wie wird diese Aktie in Zukunft von den anderen Marktteilnehmern beurteilt werden? o „spekulative Blasen“  Aktien werden nur deshalb gekauft, da die Marktteilnehmer darauf vertrauen, dass sich der Kursanstieg fortsetzt.  Blase platzt, wenn deutlich wird, dass sich die Preise von einer realistischen Bewertung eines Unternehmens entfernt haben.  „Erwartung dritten Grades“ – es kommt zu einer kollektiven Bewertung von Gütern, die der einzelne Marktteilnehmer als völlig unrealistisch sieht. Versuch das vorherzusehen, von dem die durchschnittliche Meinung erwartet, dass es die durchschnittliche Meinung ist. Vergleich: Güter des täglichen Bedarfs werden für den eigenen Gebrauch erworben und sind nicht für den Weiterverkauf bestimmt. o zB Wertschätzung von einem Kilo Nudeln ist relativ konstant – man ist nicht bereit mehr zu bezahlen, als es einem selbst wert ist. Kapitel 3: Die Arbeitsteilung ist die Mutter unseres Wohlstandes Die Wirtschaft ist durch ein enormes Maß an Arbeitsteilung geprägt. Arbeitsteilung bedeutet, dass wir sehr viele Güter konsumieren, die andere für uns produziert haben. Vorteil: Menschen, Unternehmen, Regionen und Nationen können sich auf solche Tätigkeiten spezialisieren, für die sie – relativ zu anderen Aufgaben – am besten qualifiziert sind. Steigerung der Produktivität und damit des Wohlstandes. Das Gegenstück der Arbeitsteilung ist der Zustand der Selbstversorgung (Autarkie). Globalisierung steht dafür, dass die Arbeitsteilung in zunehmendem Maße weit über die Grenzen eines einzelnen Staates hinausgeht Außenhandel (zB Automobile) – wird auch „intra industrieller Handel“ genannt Macht den größten Teil des Außenhandels zwischen Industrieländern aus. © MT, WS 13/14 3 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Adam Smith: „Die enorme Steigerung der Arbeit, die die gleiche Anzahl Menschen infolge der Arbeitsteilung zu leisten vermag, hängt von drei verschiedenen Faktoren ab: (1) der größeren Geschicklichkeit jedes einzelnen Arbeiters, (2) der Ersparnis der Zeit, die gewöhnlich beim Wechsel von einer Tätigkeit zur anderen verloren geht und (3) die Erfindung einer Reihe von Maschinen, welche die Arbeit erleichtern, die Arbeitszeit verkürzen und den Einzelnen in den Stand versetzen, die Arbeit vieler zu leisten.“ Steigende „Skalenerträgen“ („econmies of scale“) Liegen immer dann vor, wenn eine Verdopplung aller Inputs zu einer Erhöhung des Outputs um mehr als 100% führt. Erhöhung der Arbeitsproduktivität, dh des pro Arbeitsstunde erzielten Outputs. Arbeitsabläufe werden in immer kleinere Einheiten zerlegt, um damit die Produktivität der Arbeiter auf ein Maximum zu steigern („Taylorismus“). o Gefahr der Abstumpfung der Arbeitnehmer aufgrund Monotonie und somit Produktivitätsminderung.  „Kaizen“: größere Arbeitsabläufe werden in einem Team gefertigt. Theorie der Arbeitsteilung Eine „Transformationskurve“ (=„Produktionsmöglichkeitenkurve“) gibt allgemein an, wie viele Endprodukte bei einem gegebenen Bestand an Input erzeugt werden können. Prinzip der komparativen Kostenvorteile: jeder soll das Gut herstellen, das er relativ am billigsten produzieren kann. o Wer muss auf weniger von einem anderen Gut verzichten, um dieses Gut herstellen zu können? o Jeder soll das Gut produzieren, bei dem er einen komparativen Kostenvorteil aufweist. Konzept der Opportunitätskosten: die Kosten einer bestimmten Entscheidung werden immer durch die entgangenen Erträge der nächstbesten Alternative bestimmt. o Entscheidend für die „versunkenen Kosten“ ist, dass die Kosten des Guts für eine Entscheidung nicht mehr entscheidungsrelevant sind. Grundprinzipien der Arbeitsteilung Arbeitsteilung ist immer möglich, wenn komparative Kostenvorteile bestehen. Dadurch kann der Wohlstand gegenüber einer Autarkiesituation verbessert werden (win‐win‐ Situation). Absolute Kostenvorteile spielen keine Rolle für die Arbeitsteilung. Auch absolut weniger leistungsfähige Produzenten profitieren davon, wenn sie sich auf die Produktion solcher Güter spezialisieren, die sie mit den geringsten komparativen Kosten herstelle können. Arbeitsteilung führt dazu, dass das, was einer konsumiert, nicht mehr identisch ist, mit dem, was von ihm produziert wird. Ein hohes Maß an Arbeitsteilung setzt also eine effiziente Koordination der Konsum‐ und Produktionspläne voraus. Länder mit geringerem Entwicklungsstand spezialisieren sich auf diejenigen Güter, welche sie relativ am billigsten herstellen können. Dabei handelt es sich insb um Güter, deren Herstellung relativ wenig Kapital und dafür vor allem weniger qualifizierte Arbeitskräfte eingesetzt werden. Eine wichtige Rolle beim Handel spielt somit das unterschiedliche Lohnniveau. © MT, WS 13/14 4 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Niedriglohn‐Länder, die in Hochlohn‐Länder exportieren, üben massiven Durch auf die Löhne der dort beschäftigten gering qualifizierten Arbeitnehmer aus. o Selbe Effekt, wie die direkte Zuwanderer von billigen Arbeitsnehmern. Weiterer Nachteil der Globalisierung: Umweltverschmutzung (da es keine internationalen Umweltstandards gibt). Kapitel 5: Der Markt in Aktion Ein Wettbewerbsmarkt („Polypol“) ist dadurch gekennzeichnet, dass es viele Anbieter gibt. Anbieter auf einem solchen Markt sind in der Regel nicht in der Lage, eine eigenständige Preispolitik zu verfolgen. Dies ist anders auf Märkten mit nur wenigen Anbietern („Oligopol“) oder nur einem einzigen Produzenten („Monopol“). Sättigungsmenge: das Gut wird nicht mehr nachgefragt, selbst wenn es nichts kostet. Prohibitivpreis: das Gut wird überhaupt nicht mehr nachgefragt, da es zuviel kostet. Eine Angebotskurve beschreibt den Zusammenhang zwischen dem Preis, der für ein Gut bezahlt wird, und der Menge, die davon angeboten wird. Negative Steigung: zB Bier – umso billiger weniger, umso mehr (zumindest bereichsweise) Positive Steigung: zB Luxusgüter – scheint für manche Konsumenten attraktiver, je teurer sie sind (zB Rolex) Gesetz des abnehmenden Grenzertrags: man geht davon aus, dass – zumindest kurzfristig – eine Ausweitung des Angebots mit einem Bedarf an Inputs und damit steigenden zusätzlichen Kosten verbunden ist. Das Prinzip der Konsumentensouveränität: Die Produktion wird durch die Nachfrage gesteuert. Verschiebungen der Angebots‐ oder der Nachfragekurve werden als „Schocks“ bezeichnet. zB Veränderung des Preises eines subsitutiven Gutes o ein Gut, das aus Konsumentensicht als Ersatz für das in der Nachfragekurve abgebildete Gut angesehen wird. zB Veränderung des Preises eines komplementären Gutes o Gut wird in der Regel zusammen mit dem abgebildeten Gut konsumiert zB Veränderung der Präferenzen o es wird ein gänzlich anderes Gut bevorzugt nachgefragt. Aufgrund des Gleichgewichtspreises kommt es bei einem Schock stets zu einer Veränderung der angebotenen und der nachgefragten Menge – die eine Kurve sinkt, während die andere steigt und umgekehrt. o Angebotsschocks verschieben die Angebotskurve; o Nachfrageschocks verschieben die Nachfragekurve; Eine geringere Nachfrage führt zu einer Preissenkung und einem Rückgang der angebotenen Menge. Wenn die Verbraucher mehr als bisher von einem Gut konsumieren möchten, wird dies vom Preismechanismus über eine höhere Nachfrage und einen steigenden Preis so verarbeitet, dass durch eine höhere angebotene Menge weiterhin ein Gleichgewicht zwischen Angebots‐ und Nachfrageplänen möglich ist. © MT, WS 13/14 5 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Wie die Verbraucher über Veränderungen auf der Angebotsseite informiert werden Der Preismechanismus informiert auch Verbraucher, wenn sich wesentliche Veränderungen bei der Erstellung eines Gutes ergeben haben (zB durch Schocks – Kostensteigerung des Inputfaktors) Steigerung des Verkaufpreises Da die Zahlungsbereitschaft ein Ausdruck der Wertschätzung für ein Gut ist, werden zunächst jene Konsumenten verdrängt, denen dieses Gut es nicht wert ist. Auch die Zahl der Anbieter für auf einem Markt ist von Bedeutung. Die Angebotskurve verschiebt sich also nach unten, wenn (1) der Inputspreis sinkt, (2) sich die Produktionstechnologie verbessert („technischer Fortschritt“), (3) staatliche Regulierungen abgebaut werden, (4) die Zahl der Anbieter steigt. Der Gleichgewichtspreis sinkt, die Verbraucher werden ermuntert, die verbesserten Angebotsbedingungen für sich nutzbar zu machen. Der Begriff „ Angebot“ ist eine Kurzform für den Begriff „Angebotskurve“, dh für den gesamten funktionalen Zusammenhang zwischen dem Preis und der angebotenen Menge. Die „angebotene Menge“ ist immer nur ein Punkt auf einer Angebotskurve. In der Regel fallen für die einzelnen Marktteilnehmer der Wert und der Preis eines Gutes auseinander. Wenn es über den Markt zu einem Austausch eines Gutes kommt, liegt für den Nachfrager der Wert, den er einem Gut beimisst, über dem Preis, den er dafür bezahlt: er wird somit höchstens einen Preis zu zahlen bereit sein, der gerade seiner Wertschätzung des Gutes entspricht (=Beschaffungspreis‐ Obergrenze); für einen Anbieter der Wert, den er einem Gut beimisst, unter dem Preis, den er dafür fordert: er wird somit mindestens einen Preis fordern, der seiner Wertschätzung des Gutes entspricht (=Abgabepreis‐Untergrenze bzw „Reservationspreis des Anbieters“). Somit kann man von den Angebots‐ und Nachfragekurven die individuelle Wertschätzung ablesen – welchen Preis die Nachfrager zu zahlen und die Anbieter zu akzeptieren bereit sind. o „Konsumentenrente“: Differenz zwischen der individuellen Wertschätzung und dem Marktpreis  kann für den einzelnen Konsumenten aber auch für den Markt insgesamt ermittelt werden. o „Produzentenrente“: Differenz zwischen dem Gleichgewichtspreis und de Wert eines Gutes. Kapitel 10: Auch auf dem Arbeitsmarkt gelten die Prinzipien von Angebot und Nachfrage Bei den Fragen nach den Ursachen von Arbeitslosigkeit geht es vor allem um die Frage, ob Arbeitslosigkeit verursacht wird durch © MT, WS 13/14 6 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 einen zu hohen Preis für die Arbeit, dh zu hohe Löhne und/oder zu großzügige Sozialleistungen für Menschen, die nicht arbeiten, („mikroökonomische“ oder „klassische“ Erklärung von Arbeitslosigkeit) oder eine zu geringe gesamtwirtschaftliche Nachfrage („makroökonomische“ oder „keynesianische Erklärung von Arbeitslosigkeit). In der VWL geht man davon aus, dass die Arbeit von den Arbeitnehmern angeboten und von den Unternehmen nachgefragt wird. Die nachgefragte Menge nimmt mit dem Preis (Lohnsatz) ab – aufgrund des Gesetzes des abnehmenden Grenzertrages. Bei Personalplanung wird genau gefragt, wie hoch der zusätzliche Umsatz ist, den man mit einer weiteren Arbeitskraft erzielen kann. Insgesamt kann man davon ausgehen, dass die nachfrage nach Arbeit einen negativen Verlauf aufweist. o Der zweite macht / bringt nicht so viel Umsatz wie der Erste; der Dritte nicht wie der Zweite, usw. o Zusätzliche Arbeit wird somit nur nachgefragt, wenn der damit geschaffene zusätzliche Output größer als der Lohnsatz ist.  Die Arbeitsnachfrage eines Unternehmens wird umso größer sein, umso geringer der Lohnsatz liegt. o Aufgrund der Grenzproduktivität kommt es früher oder später zu dem Punkt, bei dem der bewertete zusätzliche Output gerade gleich dem Lohnsatz ist – danach wird keine zusätzliche Arbeitskraft nachgefragt. Auch für den Arbeitseinsatz gilt das Gesetz eines zunehmenden „Grenzleids“ – zu hoher täglicher Arbeitsbelastung wird man nur dann bereits sein, wenn der Job sehr gut bezahlt ist oder man ziemlich große Schulden hat. Andererseits kann ein steigender Lohnsatz dazu führen, dass dieser mit der Freizeit abgewogen wird – der Mehrverdienst reizt weniger als die Minderarbeit. Auf diesem Markt wird nun der Produktionsfaktor, Arbeit, gehandelt, der zur Erstellung des Outputs eingesetzt wird. Man bezeichnet solche Märkte auch als Faktormärkte. Auch hier schlagen sich im Gleichgewichtspreis alle Informationen nieder, die für den Markt relevant sind: Der Preis des Endprodukts Die Produktionstechnologie der Arbeitsstätte Die Präferenz der Arbeitnehmer für Einkommen auf der einen und Freizeit auf der anderen Seite Wie es durch zu hohe Löhne zu Arbeitslosigkeit kommen kann Durch Störungen des Preismechanismus, zB durch Tarifverträge in denen höhere Löhne vereinbart werden als der Gleichgewichtslohn, wird der perfekte Ausgleich der Pläne von Anbietern und Nachfragern verhindert. Die von den Arbeitnehmern zum höheren Stundenlohn angebotene Menge steigt über die nachgefragte Menge hinaus – Angebotsüberschuss an Arbeit. o Folge: nicht alle finden mehr Arbeit © MT, WS 13/14 7 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Für viele Ökonomen sind daher die durch Gewerkschaften in Tarifverträgen festgelegten Löhne die wichtigste Ursache von Arbeitslosigkeit. Man sprich hierbei von „Mindestlohnarbeitslosigkeit“ oder auch von „klassischer Arbeitslosigkeit“. Lohnuntergrenzen können auch dadurch fixiert werden, dass der Staat Tarifverträge für allgemeinverbindlich erklärt, sodass sie für alle Arbeitnehmer verbindlich sind und nicht nur für die Unternehmen, die einem Arbeitgeberverband angehören. Wozu braucht man eigentlich Gewerkschaften? Die Gewerkschaft vereinbart für ihre Mitglieder kollektiv die Löhne mit den Unternehmen. Sie ist daher in der Lage, einen höheren Lohnsatz zu realisieren, als dies bei individuellen Lohnverhandlungen der einzelnen Arbeitnehmer möglich wäre. Wie bei jedem Kartell ist es auch hier wichtig, dass es nicht durch einzelne Anbieter unterlaufen wird, die bereits sind, zu einem niedrigeren Lohn zu arbeiten. Da die meisten Gewerkschaftsmitglieder dem Risiko des Arbeitsplatzverlustes ausgesetzt sind, sind die Gewerkschaften somit gezwungen, eine Lohnpolitik zu verfolgen, die sich sehr stark am Ziel der Beschäftigungssicherung orientiert. Die entscheidende Funktion der Gewerkschaften besteht somit vor allem im Prozess der Lohnfindung und der Gestaltung von Arbeitsverträgen. Ohne Gewerkschaften wäre es erforderlich, dass das Management eines jeden Unternehmens individuell gestaltete Arbeitsverträge mit seinen Mitarbeitern schließt – dies führt zur Situation, dass der Arbeitnehmer „asymmetrische Informationen“ besitzt o Unternehmen schließt häufig Verträge und ist über die Vertragsbedingungen aller anderen Arbeitnehmer gut informiert. o Kann dadurch Arbeitnehmer ausbeuten. o Arbeitnehmer kommt nur relativ selten in die Situation und seine Informationen über die am Markt herrschenden Bedingungen sind sehr begrenzt. o Arbeitnehmer werden sich zusammenschließen, um einen vergleichbaren Informationsstand zu schaffen – „Koalitionsfreiheit“. o Überregionale Arbeitgeberverbände führen zu überregionalen Gewerkschaften, die somit „Flächentarifverträge“ abschließen.  Vorteil für Unternehmen: statt vielen einzelnen Verhandlungen nur eine einzige – somit erhebliche Kostenersparnis  Nachteil: Flächentarifvertrag kann grds nicht spezifische Verhältnisse eines jeden einzelnen Unternehmens gerecht werden. Kapitel 11: Das Finanzsystem Intertemporaler Handel – ein Optimierungsproblem – verzichtet man jetzt auf einen Teil, den man dann später mit einer Rendite zurückbekommt oder verbraucht man diesen Teil sogleich? Für welche der Varianten man sich entscheidet, hängt davon ab, welchen Nutzen man dem Konsum für die Gegenwart und für die Zukunft beimisst. Die Indifferenzkurzve bildet die Zeitpräferenz‐Rate ab, welche angibt, wie viele Gütereinheiten ein Individuum in der Zukunft beansprucht, wenn es in der Gegenwart auf eine Gütereinheit verzichten soll. Indem in der Gegenwart gespart wird, wird erhöht sich der Konsum in der Zukunft. Die Möglichkeit, intertemporalen Handel zu betreiben, dh in der Gegenwart sparen (oder auch sich verschulden) zu können, erhöht den Nutzen eines Wirtschaftssubjekts. © MT, WS 13/14 8 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Der Nutzgewinn ergibt sich aus den Zinsen, die man für die Ersparnis erhält. Ohne einer Verzinsung wäre der intertemporale Handel sinnlos. Der Zins kann dabei auch als Entgelt für den Konsumverzicht („Preis des Wartens“) oder aber auch als Preis für einen besonders hohen Gegenwartkonsum angesehen werden. Banken erleichtern Finanztransaktionen Ohne Banken muss man sich selbst auf die Suche nach potentiellen Investoren machen. Des Weiteren ist nicht klar, ob der Schuldner zuverlässig ist – somit besteht das Problem der „asymetrischen Informationen“. Der Schuldner weiß genau, was er will und kann, für den Gläubiger ist es schwierig, die wahren Intentionen und Fähigkeiten des Schuldners herauszufinden. Auch kann es sein, dass der Schuldner insolvent wird, wodurch der Gläubiger auf die Rückzahlung verzichten muss. All diese Probleme können durch eine Bank reduziert werden, die zwischen Sparern und Kreditnehmern schaltet. Da sie professionell ständig mit vielen Kreditnehmern zu tun hat, kann sie mit geringeren Informationskosten herausfinden, welche Schuldner kreditwürdig sind und welche nicht. Ebenso schließt sie ständig Kreditverträge ab und überwacht zahlreiche Kreditnehmer – ihre Transaktionskosten sind somit niedriger, weshalb Banken als „delegated monitors“ für ihre Einleger tätig sind. Dadurch, dass die Bank ihre Kredite auf viele unterschiedliche Schuldner verteilt, ist der Ausfall eines Kreditnehmers für die Bank weitaus weniger problematisch als für einen einzelnen Gläubiger – Risikotransformation – aus einer große Zahl unsicherer Kredite wird eine relativ sichere Einlage generiert. Ebenso sammelt die Banke viele kleine Ersparnisse, wodurch sie einen großen Betrag zur Verfügung stellen kann – Losgrößentransformation – reduziert die Transaktionskosten großer Kreditnehmer und gleichzeitig die Informationskosten kleiner Sparer. Größere Investitionen werden üblicherweise über Jahre hinweg zurückgezahlt, während kleine Sparer oft auch kurzfristig auf ihr Guthaben zugreifen – Fristentransformation – die durchschnittliche Laufzeit der Kredite ist länger als die der Einlagen. Da die Zinsen für die kurzfristigen Einlagen meistens unter dem Niveau für der langfristigen Kredite liegen, ist die Fristentransformation eine wichtige Einnahmequelle der Banken. Der Kapitalmarkt als Alternative zur Finanzierung über Banken Neben direkten Kredite von Banken kann man auch versuchen, sich über Anleihen oder Aktien zu finanzieren, die an Börsen gehandelt werden. Durch die jederzeitige Handelbarkeit und eine idR kleine Stückelung von Aktien und Anleihen kann der Kapitalmarkt ähnliche Funktionen wie die Banken wahrnehmen – Losgrößentransformation, Risikotransformation und Fristentransformation. Obwohl diese drei Funktionen im Prinzip auch gut vom Kapitalmarkt wahrgenommen werden können, lässt sich die Funktion der Banken als „delegated monitor“ nicht ersetzen, da der einzelne Anleger wieder auf sich selbst gestellt ist, wenn es darum geht, die Bonität eines Schuldners zu prüfen. Was ist Liquidität? Unterscheidung zwischen Liquidität von Wirtschaftssubjekten sowie von Vermögensgegenstände Selbstliquidationsperiode © MT, WS 13/14 9 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 o Frist, die verstreicht, bis ein Gegenstand in Bargeld oder ein Bankguthaben transformiert wird. Abtretbarkeit o Möglichkeit, eine Forderung vor Ablauf der Fälligkeit an einen Akteur zu verkaufen. Derivate als Absicherungs‐ und Spekualtionsinstrument Die Funktion von Finanzmärkten beschränkt sich jedoch nicht allein darauf, Finanzmittel von Sparern zu Investoren zu leiten und Wirtschaftssubjekte einen intertemporalen Handel zu ermöglichen. Durch Termingeschäfte kann das Risiko der Preisschwankung ausgeschaltet werden, indem der Verkauf zu einem Fixpreis zu einem festen Termin im vorhinein vereinbart wird. Da das damit gehandelte Produkt auch bereits vor dem Termin weiterverkauft werden kann, zB auch als Termingeschäft, löst sich das Geschäft von der realwirtschaftlichen Transaktion – man spricht von Derivaten – diese können auch völlig unabhängig von realwirtschaftlichen Transaktionen existieren. Diese sind sodann im Grunde Wetten, da darauf gesetzt wird, dass der Preis zum Fälligkeitstermin unter den Terminpreis fällt bzw darüber steigt. Kapitel 12: Trotz der hohen Effizienz des Marktes geht es nicht ohne den Staat Das „Pareto‐Kriterium“ ist sowohl für die Effizenz des Tausches wie auch die Effizienz der Produktion formuliert. Ein in einem Wettbewerbsprozess erzieltes Marktergebnis ist in der Regel nicht mehr verbesserungsfähig: eine Situation wird als effizient angesehen, wenn es zwei Menschen durch Handel nicht mehr möglich ist, ihre Lage zu verbessern, ohne dass einer der beiden schlechtergestellt wird. Die Effizienz der Produktion besagt, dass wir uns bei Wettbewerb und damit einer freien Preisbildung immer auf einer Transformationskurve befinden und somit ineffiziente Lösungen, die unterhalb dieser Kurve leigen, verhindert werden können. Durch den Wettbewerb werden die vorhanden Ressourcen stets effizient genutzt. Weshalb Ökonomen vor Markteingriffen durch Politiker eher abraten Da Politiker idR an ihrer Wiederwahl interessiert sind, treffen sie Entscheidungen, welche kurzfristig Erfolge verbucht, jedoch nicht langfristig. Warum es aber ohne den Staat nicht geht Es ist unstrittig, dass ein Wirtschaftssystem nicht funktionsfähig wäre, wenn man es gänzlich der privatwirtschaftlichen Initiative überließe. Der Marktmechanismus kann nicht ohne eine vom Staat bereitgestellte und überwachte Rechtsordnung funktionieren. o Zentrale Funktion des Staates: Gewährleistung der inneren Sicherheit o Insb Eigentumsrechte; gerichtliche Durchsetzung Gewährleistung der äußeren Sicherheit gegenüber Feinde aus dem Ausland. Bereitstellung eines allgemein anerkannten Zahlungsmittels. Die ökonomischen Staatsfunktionen lassen sich in drei große Bereiche unterteilen: 1. Distributionsfunktion © MT, WS 13/14 10 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 a. Mit ihr greift der Staat in die Verteilung der Einkommen ein – zB Arbeitslosengeld – wird finanziert durch Bezieher höherer Einkommen (idR über Steuern). b. Bildungspolitik – auch Kinder aus einem Elternhaus mit wenig Einkommen soll die Möglichkeit einer guten Ausbildung und eines hoch qualifizierten Arbeitsplatzes eröffnet werden. 2. Allokationsfunktion a. Unterschiedliche Störungen und Defekte des Marktprozesses sollen durch staatliche Eingriffe korrigiert werden. b. zB Störungen des Wettbewerbes sollen mittels Wettbewerbspolitik verhindert werden. c. Bereitstellung öffentlicher Güter wie zB Rechtssicherheit. d. Umweltpolitik zur Verhinderung von Umweltschäden. e. Im Schnittpunkt zur Distributionspolitik – große sozialen Versicherungssysteme (Gesetzliche Kranken‐, Pension‐, Arbeitslosenversicherung, Soziale Pflegeversicherung). 3. Stabilisierungsfunktion a. Marktwirtschaftlich organisierte Wirtschaftssysteme neigen immer wieder zu größeren konjunkturellen Schwankungen welche zur politischer Instabilität führen können. b. Der Staat muss daher mit den Mitteln der Geld‐ und Fiskalpolitik stabilisierend in den Wirtschaftsprozess eingreifen um unerwünschte gesamtwirtschaftliche Störungen auszugleichen. Wie viel Staat braucht die Wirtschaft? Die Rolle des Staates, die konkret wahrzunehmenden Funktionen sowie die Intensität seines Einflusses sind umstritten. Für viele Ökonomen ist es offensichtlich, dass sich die Wirtscahft umso dynamische entwickelt, je geringer der Staatsanteil ist. Es gibt keine Formel für die optimale Staatstätigkeit, entscheidend ist, dass staatliche Mittel effizient eingesetzt werden müssen. Kapitel 13: Die Distributionsfunktion des Staates sorgt für den „sozialen Ausgleich“ in einer Marktwirtschaft Die Entlohnung eines Arbeitnehmers hängt zum einen davon ab, wie leistungsfähig er ist („Grenzproduktivität eines Arbeitnehmers“). Das Entgelt wird aber auch davon bestimmt, wie hoch der Preis für das Produkt ist, das er mit seiner Arbeitskraft herstellt. Dies hängt auch von der Gunst der Konsumenten ab. Würde man ganz auf die Distributionsfunktion des Staates verzichten, könnten viele Menschen entweder überhaupt kein Einkommen erzielen oder sie würden so geringe Löhne erhalten, dass sie davon ihre Existenz nicht bestreiten könnten. Trotzdem leben viele Menschen in „Armut“ – wobei „Armut“ ein relatives Konzept ist (grds weniger als 60% des durchschnittlichen Bevölkerungseinkommens). Regelmäßig taucht die Frage auf, ob sich reguläre Beschäftigung lohnt oder es nicht besser ist, es sich in der „sozialen Hängematte“ bequem zu machen. Berechnungen folgen lohnt es sich einigermaßen, einer regulären Beschäftigung anstatt Hartz IV nachzugehen, da diese Erwerbstätigen Anspruch auf weitere Sozialleistungen haben. Wie soll der Staat die Umverteilung vornehmen? © MT, WS 13/14 11 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Aus der Sicht der Ökonomie ist es nicht möglich, das für eine Gesellschaft optimale Maß der Umverteilung zu bestimmen – das Pareto‐Kriterium geht nur davon aus, ob eine gegebene Verteilung effizient ist – ob es noch eine Verbesserungsmöglichkeit gibt. Aus volkswirtschaftlicher Sicht kommt es bei der Umverteilung von Einkommen zum grundsätzlichen Problem, dass es dabei fast zwangsläufig zu einer Beeinträchtigung der Marktprozesse kommt. Gesucht sind also Formen der Distributionspolitik, bei denen diese Nebeneffekte möglichst geringt sind. Direkte Eingriffe in den Preismechanismus Die Grundidee, sozial Schwachen dadurch zu helfen, dass man für lebensnotwendige Güter staatliche Höchstpreise festlegt, gab es vor allem für Mietwohnungen. Mit der Preisbindung kommt es jedoch dazu, dass die nachgefragte Menge deutlich höher wäre, als die angebotene Menge. Es entsteht daher ein Ungleichgewicht. Während bisher der Preismechanismus die Verteilung steuerte, ist das bei Preiskontrollen nicht mehr der Fall. Damit stellt sich das Problem, das andere Zuteilsverfahren benötigt werden. „Windhund‐Verfahren“ – Prinzip: „First come, first served“. „Türsteher‐Verfahren“ – Konsumenten werden vom Produzenten ausgesucht. Rationierung durch den Staat – bestimmte Menge wird staatlich zugeteilt. Aufgrund Preiskontrolle kommt es zu einer Machtposition der Verkäufer gegenüber den Käufern. Dies steht in diametralem Gegensatz zum „Käufer‐Markt“ einer funktionsfähigen Marktwirtschaft. Charakteristisch für „Käufer‐Markt“ ist die Frage des Verkäufers, „darf es ein bisschen mehr sein?“; für Verkäufer‐Markt sind es Warteschlangen, unfreundliche Bedienung, etc. Nimmt man den Markt als Ganzen, erkennt man, dass die Preiskontrolle zu einer klaren Effizienzeinbuße führt. Aufgrund ihrer hohen Wohlfahrtsverluste werden direkte Preiskontrollen heute kaum noch in der Distributionspolitik eingesetzt – außer in der europäischen Agrarpolitik (Versuch der EU den Bauern ein bestimmtes Einkommen zu sichern). Als Ergebnis dieser Politik bilden sich große Lagerbestände der subventionierten Produkte, welche nicht mehr dem Markt zugeführt werden können. Wiederum entstehen erhebliche Wohlfahrtseinbußen – die Bauern (Primärziel) werden zwar unterstützt, die Konsumenten müssen aber einen künstlich hoch gehaltenen Preis zahlen. Daher stützt sich die Agrarpolitik der EU immer mehr auf direkte Beihilfen als auf Marktinterventionen. Vor billigen Importen schützt sich die EU durch hohe Zölle. Eine Umverteilung durch Steuern ist sinnvoller, aber auch nicht ohne Nebenwirkungen. Aufgrund der hohen Effizienzeinbußen findet die Umverteilung mittels Distributionspolitik heute vor allem in der Form direkter Transfers statt, die durch das Steuersystem finanziert werden. Direkte Steuern – auf das Einkommen oder den Etrag eines Wirtschaftssubjekts o Insb Lohnsteuer Indirekte Steuern – Abgaben auf Ausgaben für bestimmte Güter o Insb Mehrwertsteuer Das Grundproblem einer Umverteilung durch Steuern besteht darin, dass im Prinzip jede Form der Bestuerung mit gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrtseinbußen verbunden ist. © MT, WS 13/14 12 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Die Umverteilung durch eine indirekte Steuer beeinträchtigt Konsumenten und Produzenten Die indirekte Steuer muss vom Verkäufer an den Staat abgeführt werden. Da der Verkäufer die Mehrwertsteuer, die in den von ihm bezogenen Inputs enthalten ist, als Vorsteuer abziehen kann, wird somit nur der in seinem Betrieb erwirtscahftete „Mehrwert“ (iSe Wertschöpfung) besteuert. Bezieht sich die Steuer auf eine fixe Abgabe je Einheit, bezeichnet man sie als Mengensteuer (zB 1 € je Glas). Üblich sind heute „Wertsteuern“, die eine prozentuale Besteuerung auf den Preis eines Gutes vorsehen. Obwohl die indirekte Steuer vom Produzenten an den Staat abgeführt werden muss, führt sie auch zu einer Wohlfahrtseinbuße der Konsumenten. Allgemein kann man sagen, dass der Nutzenverlust der Verbraucher umso stärker ausfällt, je unelastischer ihre Nachfrage nach einem Produkt ist. Auch die Umverteilung über die Einkommensteuer ist nicht ohne Probleme Neben der MwSt ist dies die EKSt die wichtigste Einnahmequelel der öffentlichen Hand. Die Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Effizienz sind ganz ähnlich wie im Fall der MwSt. Es kommt wieder zu einem Verlust an Konsumenten‐ sowie Produzentenrente. Man erkennt deutlich, dass eine Steuer, die von einem der beiden Marktteilnehmer gezahlt werden muss, sich auf beiden Marktseiten gleichermaßen auswirkt. Degressive Besteuerung: die prozentuale Steuerlast ist umso geringer, je höher das Einkommen wird. Progressive Besteuerung: mit steigendem Einkommen steigt der Steuersatz. Proportionale Besteuerung: konstanter Prozentsatz wird auf den Lohn gefordert. „kalte Progression“: jährliche Inflationsrate, wodurch die Progression automatisch zunimmt. „regressive Steuer“: Menschen mit höheren Einkommen zahlen prozentuell auf ihr Einkommen weniger Mehrwertsteuer da ihre Konsumquote mit zunehmenden Einkommen abnimmt. Sozialer Ausgleich: eine schwierige Gratwanderung Es ist unstrittig, dass der Staat durch Transfers von den Gut‐ und Besserverdienenden zu den sozial Schwächeren für einen Ausgleich zu sorgen hat. Es besteht auch Einigkeit darüber, dass diese Transfers am besten durch Steuern zu finanzieren sind, nicht jedoch durch direkte Eingriffe in den Preismechanismus. Kontrovers diskutiert wird, ob das Verhältnis zwischen den Erwerbseinkommen und den Sozialhilfeleistungen angemessen ist. Massive Kürzungen des Arbeitslosengelds und der Sozialhilfe würde vor allem Menschen treffen, die nicht zu einer Erwerbstätigkeit in der Lage sind. Ihre soziale Situation würde sich verschlechtern, ohne dass sie dafür aus eigener Kraft einen Ausgleich leisten könnten. Die Erfahrungen aus der USA zeigen, dass es bei einem zu geringen sozialen Ausgleich zu erheblichen gesellschaftlichen Problemen kommen kann. Kapitel 14: Sozialversicherungssysteme und die Allokationsfunktion des Staates Die großen sozialen Sicherungssysteme der gesetzlichen Pensions‐, Kranken‐ und Arbeitslosenversicherung und der Sozialen Pflegeversicherung spielen im Leben fast aller Menschen eine wichtige Rolle und werden durch den Staat angeboten. © MT, WS 13/14 13 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Bei Pension‐, Arbeitslosen‐, Pflege‐ sowie Krankenversicherung und bestehen Beitragsbemessungsgrenzen. Übersteigt das Einkommen diese, ist nicht mehr beitragspflichtig. Bei diesen Abgaben handelt es sich um sogenannte Lohnnebenkosten, wobei diese je zur Hälfte durch den Arbeitnehmer und Arbeitgeber getragen werden. Das Grundprinzip einer jeden Versicherung besteht in einer Risikentransformation für den Einzelnen und in einer Risikodiversifiaktion für die Versicherungsgesellschaft. Somit entsprechen die laufenden Ausgaben der Versicherung für zB schwere Erkrankungen relativ genau dem geringen statistischen Risiko eines Individuums. Die gesetzliche Pensionsversicherung Für ältere Menschen ist es aufgrund abnehmender Leistungsfähigkeit schwierig, sich am Markt ein angemessenes Einkommen zu verschaffen. Daher wird in jüngeren Jahren für das Alter vorgesorgt. Früher geschah dies über Unterstützung durch Kinder, dies ist auch heute noch in vielen Entwicklungsländern die einzig mögliche Form, im Alter versorgt zu sein. Daraus resultiert eine enorm hohe Geburtenrate und Überbevölkerung in besonders armen Regionen. Der Versicherungsfall ist ein möglichst hohes Lebensalter. Ohne Versicherung könnte man in die Situation kommen, dass die Ersparnisse aufgebraucht sind („Langlebigkeitsrisiko“). Das Problem ist, dass viele in der Jugend überhaupt nicht an das Alter denken. Um eine wirklich gute Absicherung zu erlangen muss man jedoch früh mit dem Sparen beginnen. Die gesetzliche Pensionsversicherung lässt sich somit mit dem „Subsidiaritätsprinzip“ rechtfertigen, wonach der Staat nur dann in den Markt eingreifen soll, wenn die Privaten es aus eigener Kraft nicht schaffen (wollen) bestimmte Leisutngen zu erbringen. Die Pensionsversicherung ist nach dem Umlagesystem organisiert – die jeweiligen Erwerbstätigen stellen mit ihren Beiträgen die Zahlungen für die Pensionisten bereit. Gleichzeitig erwirbt der Erwerbstätige mit seinen Beiträgen einen Anspruch darauf, später selbst als Pensionist von den dann Aktiven ein bestimmtes Einkommen zu erhalten („Generationenvertrag“). Die gesetzliche Krankenversicherung Grds gilt das Gleiche wie für die Pensionsversicherung – es gäbe immer wieder Menschen, die darauf gänzlich verzichten würden und im Fall einer schweren Erkrankung dem Staat zur Last fallen würden. Wiederum ist ein externer Effekt zu erkennen, der im Rahmen der Allokationsfunktion des Staates durch eine allgmeine Versicherungspflicht aus der Welt geschaffen werden kann. Aufgrund Umverteilung innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung ergibt sich, dass bei dieser alle Familienmitglieder kostenlos mitversichert sind, während bei der privaten Krankenversicherung für jedes Familienmitglied einzeln bezahlt werden muss. Zudem sind die Leistungen für alle Versicherten gleich, die Beiträge hängen jedoch vom Einkommen ab, nicht vom Gesundheitszustand der Mitglieder – bei privaten Versicherungen werden die Prämien aus dem Gesundheitszustand der Versicherten differenziert. Man spricht daher auch vom „Solidarprinzip“ der gesetzlichen Krankenversicherung. Es besteht somit ein Nebeneinander von allokations‐ und distributionspolitischen Zielen, wodurch das gesamte System der sozialen Sicherung sehr intransparent wird. Die Arbeitslosenversicherung © MT, WS 13/14 14 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Sie sorgt dafür, dass Personen, die ihren Arbeitsplatz verlieren, nicht unvermittelt ohne Einkommen dastehen. Arbeitslose werden durch Arbeitslosengeld sowie Notstandshilfe unterstützt. Diese orientieren sich an den früheren Arbeitseinkommen des Arbeitssuchenden, wobei es zusätzliche Leistungen geben kann. Kapitel 15: Umweltpolitik und die Allokationsfunktion des Staates Das Preissystem des Marktes versagt, wenn es Güter gibt, für die sich kein Preis durchsetzen lässt – zB Nutzung natürlicher Ressourcen (Luft, Wasser, Boden). Ein Fluggast muss für die entstandene Luftverschmutzung nichts zahlen; Länder leiten Abgase in die Luft und Abwässer in die Meere, ohne dafür einen Preis zu zahlen. Der Konsum wird bis zur Sättigungsmenge ausgedehnt, er ist also auf jeden Fall höher, als wenn für das betreffende Gut ein Preis existieren würde – zu hohe Nutzung eines Gutes. Es gibt keinen Deckungsbeitrag da der Preis gleich Null ist – somit wird das Produkt überhaupt nicht angeboten, auch wenn es der Gesellschaft einen Nutzen stiftet, der höher ist als die Produktionskosten. Warum haben manche Güter keinen Preis? zB Innere und Äußere Sicherheit, Seuchenschutz, natürliche Ressourcen – zentrale Voraussetzung für die kostenlose Nutzung von Gütern ist, dass das Ausschlussprinzip nicht praktiziert werden kann, denn der nicht zahlende Nachfrager wird am Konsum des Gutes nicht gehindert. Wenn dieses Prinzip bei manchen Gütern nicht zur Anwendung kommt, liegt das meist an den Kosten, die für die Durchsetzung des Auschlusses erforderlich wären oder der Auschluss ist einfach per se nicht durchsetzbar. Entscheidend dafür, dass ein Gut keinen Preis hat, ist die Tatsache, dass kein Ausschluss praktiziert wird – unabhängig davon, ob dies technisch möglich ist oder nicht. Solche Güter bezeichnet man als „öffentliche Güter“. Häufig wird auch die „Nicht‐Rivalität“ in der Nutzung von Gütern als Merkmal herangezogen. Darunter versteht man, dass ein Gut von zusätzlichen Konsumenten genutzt werden kann, ohne dass damit weitere Kosten anfallen (zB Rundfunk, Fernsehsender). Der Ausschluss kann aber in diesen Fällen wirksam praktiziert werden. Negative und positive externe Effekte Die privaten Kosten des zB Flugs sind geringer als die insgesamt anfallenden Kosten, zu denen neben den Kosten der Fluggesellschaft auch die damit verbundenen Umweltbelastungen zählen. Die gesamten Kosten, die mit wirtschaftlichem Handeln verbunden sind, werden als soziale Kosten bezeichnet. Wenn die sozialen Kosten höher sind als die privaten Kosten, spricht man davon, dass externe Effekte entstehen. Probleme mit negativen externen Effekten treten vor allem bei der Nutzung natürlicher Ressourcen auf, für die (noch) kein Ausschluss praktiziert wird. Zu positiven externen Effekten kommt es, wenn die privaten Erträge geringer sind als die sozialen Erträge – zB innerbetriebliche Ausbildung, die einem Lehrling kostenlos angeboten wird, sollte dieser wechseln kann nder Unternehmer nicht von seinen Ausbildungskosten profitieren – das Auschlussprinzip kann nicht angewendet werden. Externe Effekte stellen somit einen fundamentalen Organisationsdefekt des Marktes dar, der nur durch Eingriffe des Staates im Rahmen der Allokationspolitik korrigiert werden kann. © MT, WS 13/14 15 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Im Fall positiver externer Effekte besteht häufig das Problem, dass ein Gut überhaupt nicht hergestellt wird, weil keiner der Nachfrager bereit ist, den dafür erforderlichen Deckungsbeitrag zu leisten – da eine Nicht‐Ausschließbarkeit gegeben ist. Sie verleiten somit zum „Trittbrettfahrer‐Verhalten“, man hofft, dass andere das Gut erstellen und man selbst kostenlos davon profitieren kann. Sowohl bei positiven wie auch bei negativen externen Effekten kommt es also zu einem Marktversagen. Negative externe Effekte führen zu einem übermäßig hohen Verbrauch Positive externe Effekte führen zu einem völligen Unterbleiben des Angebots Umweltpolitik Beim Umweltverbrauch werden Unternehmen und Konsumenten idR nicht mit den Kosten belastet, die sie unmittelbar hervorrufen (zB Lärm), noch mit denen, die sie für spätere Generation erzeugen (zB Ozonloch). Ziel ist nicht die Reduktion der Umweltverschmutzung auf Null, sondern eine Vermeidung externer Effekte, sodass externe Kosten von den Verursachern übernommenw erden müssen und damit in ihren Entscheidungsprozessn berücksichtigt werden – „Internationalisierung externer Effekte“. Die gesamtwirtschaftlich „optimale“ Umweltbelastung ergibt sich, wenn die privaten Erträge aus der Umweltbelastung den sozialen Grenzkosten entsprechen – ein erheblich geringeres Emissionsniveau als das einzelwirtschaftlich optimale, das der Sättigungsmenge entspricht. „Pigou‐Steuer“ – eine Abgabe als wirksamer Ersatz für den Marktpreis der Umweltnutzung. Alternative Lösung – Versteigerung von Umweltverschmutzungszertifikaten o zB Handelbare CO2‐Zertifikate o Man darf die Umwelt nur in dem Ausmaß verschmutzen, wie man über entsprechende Zertifikate verfügt – darüber hinaus muss man Strafzahlungen leisten. Daneben gibt es in der Umweltpolitik auch staatliche Auflagen – zB Emissionsauflagen, Produktionsauflagen, Prozessauflagen. Aus ökonomischer Sicht liegt der Nachteil von Auflagen darin, dass jeder einzelne Produzent über spezifische Grenzkosten der Emissionsvermeidung verfügt. Ein für alle Unternehmen identisches Emissionsniveau garantiert also nicht, dass die privaten und die sozialen Kosten übereinstimmen. Bei der Abgabenlösung werden die Unternehmen bestrebt sein, die Steuerzahlung durch Vermeidung von Emissionen zu reduzieren. Bei der Auflagenlösung ist dies nur garantiert, wenn der Staat die Auflagen ständig an den Stand der Technik anpasst. Kapitel 16: Ziele der Makroökonomie: magische Vierecke und Dreiecke, Zielscheiben und Ziellinien In der Makroökonomie geht es um die Frage, ob die auf einzelnen Märkten zu beobachtende Effizienz des Preismechanismus auch für die Wirtschaft im Ganzen gilt – ob der Preismechanismus in der Lage ist, die Summe aller Angebotspläne (gesamtwirtschaftlichen Angebot) mit der Summe aller Nachfragepläne (gesamtwirtschaftliche Nachfrage) in optimaler Wiese in Übereinstimmung zu bringen? Soll die Stabilisierungsfunktion des Staates in einer Marktwirtschaft für die Steuerung © MT, WS 13/14 16 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 des gesamtenwirtschaftlichen Prozesses zuständig oder zumindest mitverantwortlich sein und wenn ja, mit wlechen Instrumenten? Das magische Viereck Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum Hoher Beschäftigungsgrad Stabiles Preisniveau Außenwirtschaftliches Gleichgewicht Es ist ziemlich schwierig und oft nahezu unmöglich, diese vier Ziele gleichzeitig zu erreichen. Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum Als Indikator für wirtschaftliches Wachstum wird weltweit das BIP verwendet. Es bildet den gesamtwirtschaftlichen Output ab, der in einer Periode von den Unternehmen produziert und von den Konsumenten und Investoren nachgefragt wurde. Man muss aber dabei aber die Inflation herausrechnen, sodass ein bereinigtes BIP errechnet wird. Durch ein angemessenes Wachstum soll der Wohlstand eines Landes allgemein erhöht werden. Schon mit relativ geringen Zuwachsraten können mittel‐ und langfristig starke Veränderungen erzielt werden (exponentieller Verlauf). Es gibt dafür keine Definition – ca 2 % sollte das durchschnittliche Wachstum des BIP jährlich schon sein. Unstrittig ist, dass es über die reine Stabilisierungsfunktion hinausgehen soll. Extreme Schwankungen des Wirtschaftswachstums sollen vermieden werden. Durch ein stetiges Wachstum sollen starke Ausschläge in der wirtschaftlichen Entwicklung vermieden werden. Diese sind vor allem deshalb problematisch, weil sie in der Regel mit entsprechenden Schwankungen der Beschäftigung und damit auch der Arbeitslosenzahlen einhergehen. Die Schwankungen des BIP sollen um seinen Trend möglichst gering gehalten werden. Es gibt dafür keine quantitativen Zielwerte – dass es insgesamt für eine Volkswirtschaft vorteilhaft ist, starke Schwankungen des gesamtwirtschaftlichen Outputs zu vermeiden, ergibt sich daraus, dass dies in der Regel mit einer inflationären Überhitzung oder steigender Arbeitslosigkeit einhergeht. Hoher Beschäftigungsgrad Die Arbeitslosigkeit wird häufig nicht mit der tatsächlichen Zahl der Arbeitslosen abgebildet, sondern in Form der Arbeitslosenquote. Eine Arbeitslosenquote von etwa 4% liegt im Bereich der Vollbeschäftigung. Ein relativ geringer Rückgang des realen BIP führt schon zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Stabiles Preisniveau Aus einer hohen Inflationsrate ergeben sich nachteilige Effekte für eine Marktwirtschaft – Geld kann nur dann seine Funktionen erfüllen, wenn sein Wert über die Zeit hinweg stabil ist. Geld als Tauschmittel o ist der Wert nicht mehr stabil, fällt die Wirtschaft in den Zustand des Naturaltausches zurück o hohe Such‐ und Transaktionskosten © MT, WS 13/14 17 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Geld als Wertspeicher o Ersparnisse können längerfristig angelegt werden; ansonsten Flucht in Sachvermögen o Unternehmen fehlen längerfristige Finanzierungsmittel Geld als Recheneinheit o Preismechanismus als zentrale Signalsysteme einer Marktwirtschaft o Bei Inflationen ist es schwer zu erkennen, ob nur das Produkt gegenüber anderen Produkten teuerer wurde oder ob das Preisniveau insgesamt gestiegen ist. IdR betrachtet man bei diesem makroökonomischen Ziel nicht das absolute Preisniveau, sondern dessen Veränderung über die Zeit, die Inflationsrate. Üblicherweise wird diese im Vorjahresvergleich errechnet, um auf diese Weise saisonale Schwankungen auszuschließen. In der Wirtschaft wird das Ziel des stabilen Preisniveaus idR mit einer jährlichen Inflationsrate von (unter, aber nahe bei) 2% gleichgesetzt (EZB). Außenwirtschaftliches Gleichgewicht Im Betracht des früheren Systems der festen Wechselkurse gegenüber dem Dollar war mit „außenwirtschafltichen Gleichgewicht“ primär gemeint, das wirtschaftliche Entwicklungen vermieden werden sollten, die die Teilnahme an diesem System gefährdet hätten. Später folgte ein Übergang zum System flexibler Wechselkurse, welche weitgehend dem freien Spiel der Märkte überlassen wurden. Das für feste Kurse definierte Ziel des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts ist für die Verhältnisse unter flexiblen Wechselkursen nie neu bestimmt worden. Eine Volkswirtscahft die aber über viele Jahre erheblich mehr ausgibt als sie einnimmt, belastet in erheblichen Maß ihre zukünftigen Generationen und führt zu einem hohen außenwirtschaftlichen Ungleichgewicht, da zukünftig ein wachsender Anteil des BIP als Zinszahlung geleistet werden muss. Zweidimensionale Zielscheibe und eindimensionale Ziellinien Zur Vereinfachung werden häufig nur noch zweidimensionale Zielekataloge verwendet: Misery‐Index – bildet die Inflationsrate und die Arbeitslosenquote ab o Addition der Inflationsrate und der Arbeitslosenrate Gesellschaftliche Verlustfunktionen – Darstellung der o relativer Output‐Lücke: Abweichung des BIP bei Vollauslastung aller Kapazitäten o relativen Inflations‐Lücke: Abweichung der aktuellen Inflationsrate von einem Zielwert (idR 2%). Die einfachste Abbildung der makroökonomischen Ziele besteht darin, dass man sich nur noch auf die Output‐Lücke konzentriet. Bei einer solchen „Ziellinie“ wird also die Optimalität der makroökonomischen Politik nur noch daran gemessen, ob eine positive oder negative Output‐Lücke vorliegt oder nicht. Die einzige Rechtfertigung für ein solch eindimensionales Vorgehen ist die Didaktik – da die Preisentwicklung vernachlässigt wird. Kapitel 17: Volkswirtschaftliche Daten und Rechenwerke Das wichtigste volkswirtschaftliche Rechenwerk ist die Volskwirtschaftliche Gesamtrechnung. Es handelt sich dabei um eine rückblickende Betrachtung (ex post) © MT, WS 13/14 18 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 des wirtschaftlichen Geschehens. Sie ermittelt ex post, wie hoch das gesamtwirtschaftliche Angebot bzw die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in einer Periode war – somit müssen Angebot und Nachfrage identisch sein, man kann den Gleichheitswert, den man als BIP bezeichnet, über die Angebtosseite (Entstehungsrechnung) wie über die Nachfrageseite (Verwendungsrechnung) ermitteln. Auftretende Divergenzen bei dem Berechungsverfahrens sind ein Zeichen dafür, dass bei den Berechungsmethoden Fehler aufgetreten sind. Am Ende sind Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen stets ausgeglichen (Art Bilanz). Es gibt 3 Grundformen der Berechung des BIP: Entstehungsrechnung o Aus den verfügbaren Daten über die Produktion von Gütern und Dienstleistungen wird ermittelt, wie hoch das gesamtwirtschaftliche Angebot in einer Periode war. Verwendungsrechnung o Aggregierung der vorhandenen Inforamtionen über die einzelnen Nachfragekomponenten zur gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Verteilungsrechnung o Der Wert der produzierten Güter wird aus den Informationen über die bei der Produktion entstandenen Einkommen errechnet, die sich auf das Abreitnehmerentgelt sowie die Unternehmens‐ und Vermögenseinkommen aufteilen. Die Berechnung des BIP über die Angebotsseite Produktionswert = Verkäufe von Waren und Dienstleistungen + Wert der Bestandsveränderung an Halb‐ und Fertigwaren aus eigener Produktion + Wert der selbst erstellten Anlagen Wichtig ist dabei, dass die in den Umsätzen enthaltene MwSt zunächst nichtberücksichtigt wird. Erhaltene Vorleistungen sind nun abzuziehen: Bruttowertschöpfung = Produktionswert ‐ Vorleistungen (Rohstoffe, Vorprodukte anderer, etc) Da jeder Anbieter für die von ihm bezogenen Inputs MwSt bezahlt hat, kann er diese von der Steuerzahlung für seine Verkäfue als „Vorsteuer“ abziehen. Der verbliebene Saldo wird nun abzüglich der Subventionen auf die Bruttowertschöpfung addiert. BIP = Bruttowertschöpfung + Gütersteuern ‐ Gütersubventionen Die relative Bedeutung des Industriesektors hat kontinuierlich gegenüber der Land‐, Forst‐ und Fischereiwirtschaft sowie gegenüber dem Handel, Gastgewerbe, Verkehr zugenommen. Die Berechnung des BIP über die Nachfrageseite Dafür addiert man alle Komponenten der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage auf: + privaten Konsumausgaben (alle Käufe der privaten Haushalte, Ausgaben von privaten Organisationen ohne Erwerbszweck). © MT, WS 13/14 19 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 + staatliche Konsumausgaben (Wert der Güter, die vom Staat selbst produziert werden aber auch alle laufenden Ausgaben des Staates) + Brutto‐Anlageinvestitionen (Ausrüstungen wie Maschinen, Geräte und Fahrzeuge; Bauten wie Wohnbauten, Nichtwohnbauten; sonstige Anlagen wie zB Computersoftware und Urheberrechte) + Vorratsveränderungen (Veränderungen der Vorratsbestände anhand jahresdurschnittlichen Preisen) + Exporte (von Waren und Dienstleistungen ins Ausland) ‐ alle Importe!! Die Berechung des Volkseinkommens über die Verteilungsrechnung IdR ist jede Produktion eines Gutes mit einer Bruttowertschöpfung verbunden. Die Produktion ist also unmittelbar mit der Schaffung von Einkommen verbunden, die den dabei eingesetzten Produktionsfaktoren, dh Arbeit und Kapital, zufließen. Ausgehend vom bereits ermittelten BIP versucht die Verteilungsrechnung zu ermitteln, wie die in einem Jahr entstandenen Einkommen auf diese beiden Faktoren verteilt wurden. Dabei stellt sich zunächst das Problem, dass sich das BIP auf die in einem Land erwirtschaftete Wertschöpfung bezieht, ohne dabei zu berücksichtigen, welcher Anteil davon auf Ausländer entfällt oder von Inländern im Ausland erbracht wurde. Beides wird im Saldo der Primäreinkommen mit der übrigen Welt berücksichtigt: Bruttonationalprodukt = BIP ‐ Saldo der Primäreinkommen Da ein Teil der Produktion zum Erhalt des status quo dient (Reparatur von Maschinen), steht er nicht als Einkommen zur Verfügung: Nettonationaleinkommen = Bruttonationaleinkommen ‐ Abschreibungen Für die Verteilungsrechnung müssen nun noch die indirekten Steuern zur Bruttowertschöpfung addiert und die Subventionen subtrahiert werden: Volkseinkommen = Nettonationaleinkommen ‐ Produktions‐ und Importabgaben an den Staat + Subventionen vom Staat Das Volkseinkommen fließt den Arbeitnehmern, Unternehmern und Vermögensbesitzern zu. Da die Arbeitnehmerentgelte statistisch recht gut zu erfassen sind, zieht man diese vom Volkseinkommen ab und gelangt so zu den Unternehmens‐ und Vermögenseinkommen. Diese stellen also eine Residualgröße der Volkswirtschaftlichen Gesamtbetrachtung dar. Unternehmens‐ und Vermögenseinkommen = Volkseinkommen ‐ Arbeitnehmerentgelte Der Zusammenhang zwischen Strom‐ und Bestandsrechnungen Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung wird somit von einer rein güterwirtschaftlichen Betrachtungsweise bestimmt. Von Interesse ist aber auch die Finanzierungsseite. © MT, WS 13/14 20 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Als Ausgangspunkt ist es hilfreich, zwischen Strom‐ und Bestandsgrößen zu unterscheiden: Bestand am Ende einer Periode = Bestand zu Beginn einer Periode + Zustrom in einer Periode ‐ Abstrom in einer Periode Wichtig ist dabei, dass Stromgrößen immer für eine Periode definiert sind, während sich Bestandsgrößen immer auf einen Zeitpunkt beziehen. So ist die Bilanz eines Unternehmens eine Betandsrechnung, die Gewinn‐ und Verlustrechnung eine typische Stromrechnung. Bestand an Zahlungsmittel (Summe der „Strommittel“ Bargeld und Sichteinlagen) o Der Zahlungsmittelbestand verändert sich dadurch, dass Einzahlungen oder Auszahlungen stattfinden Bestand an Geldvermögen (Differenz zwischen den gesamten Forderungen und Verbindlichkeiten) o das Geldvermögen verändert sich durch die vorgenommenen Einnahmen und Ausgaben. Vermögensbestand insgesamt (dh Reinvermögen) o Differenz zwischen Einkommen und Konsum oder Differenz zwischen Erträge und Aufwendungen eines Unternehmens – „Ersparnis“. Die Zahlungsbilanz Die Zahlungsbilanz zeichnet alle Leistungs‐ und Finanztransaktionen auf, die in einem Zeitabschnitt zwischen Inland und Ausland stattgefunden haben – es bildet somit ausschließlich volkswirtschaftliche Stromgrößen ab. Vereinfacht kann man die Zahlungsbilanz (die entgegen dem Wortlaut „Bilanz“ nicht nur Bestandgrößen aufführt) in zwei Teile aufgliedern: Leistungsbilanz o Zeichnet alle Leistungstransaktionen auf, die zwischen dem Inland und dem Ausland in einem bestimmten Zeitraum vorgenommen wurden. o Setzt sich aus 5 Teilbilanzen zusammen  Handelsbilanz  Dienstleistungsbilanz  Bilanz der Erwerbs‐ und Vermögenseinkommen  Bilanz der Übertragungen (aller unentgeltlichen Leistungen)  Einmalige Vermögensübertragungen (Erbschaft, Schenkung) Kapitalbilanz o Bildet ab, wie die Leistungstransaktionen finanziert wurden und welche reinen Finanztransaktionen zwischen Inländern und Ausländern stattgefunden haben. o Setzt sich aus 4 Unterbilanzen zusammen  Bilanz der Direktinvestitionen (direkte Unternehmen‐Beiteiligung)  Bilanz der Wertpapieranlagen (alle Aktien)  Grenzüberschreitende Transaktionen mit Derivaten  Direkte Kredite durch Banken, Staat, Unternehmen, Private o Außerdem wird aufgeführt, wie sich die Netto‐Auslandsaktiva der Notenbank, insb Währungsreserven, verändert haben. © MT, WS 13/14 21 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Kapitel 18: Wie kommen das gesamtwirtschaftliche Angebot und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ins Gleichgewicht? Bei der gesamtwirtschaftlichen Betrachtungsweise ist stets auch der Arbeitsmarkt zu beachten – Blickwinkel: was bedeutet ein bestimmtes Gleichgewicht am Gütermarkt für das Ziel der Vollbeschäftigung? Die gesamtwirtschaftlichen Angebotspläne Für das gesamtwirtschaftliche Angebot, das von den Unternehmen bereitgestellt wird, gibt es in der Makroökonomie zwei divergierende Erklärungsansätze: Vollbeschäftigungsangebot bzw Produktionspotenzial o Wie hoch würde das Angebot bei den gegebenen technischen Möglichkeiten und bei Vollbeschäftigung am Arbeitsmarkt ausfallen? Kurzfristiges Angebot o Unternehmen richten ihre Angebotsentscheidungen vor allem an der aktuellen Nachfragesituation aus. o Sie werden nicht mehr Güter anbieten, als von den Nachfragern vorausichtlich gekauft werden. Das gesamtwirtschaftliche Angebot bei Vollbeschäftigung Zentrale Aussagen: mit steigendem Reallohn Nimmt die angebotene Beschäftigungsmenge durch die Arbeitnehmer zu, Geht die nachgefragte Beschäftigungsmenge durch die Unternehmen zurück. Bei Gleichgewicht herrscht Vollbeschäftigung. Zur Herleitung wird zunächst auf dem Arbeitsmarkt die gleichgewichtige Beschäftigungsmenge ermittelt. Der auf diese Weise hergeleitete Wert muss in die Produktionsfunktion eingesetzt werden, und mann kann dann ablesen, wie hoch das gesamtwirtschaftliche Angebot bei Vollbeschäftigung ist. Somit wird das Angebot bei Vollbeschäftigung von drei Faktoren bestimmt: Produktionstechnologie – sowohl die Arbeitsnachfrage der Unternehmen als auhc die gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion Präferenzen der Erwerbsfähigen für Freizeit‐ und Güterkonsum Der vorhandene Kapitalstock In der makroökonomischen Theorie ist das langfristige Angebot bei Vollbeschäftigung allein mikroökonomisch determiniert. Es bleibt daher völlig unbeeinflusst von zentralen makroökonomischen Größen wie zB Zinssatz, Preisniveau oder der aktuellen Nachfragesituation. Das kurzfristige Angebot Unternehmen lassen sich in der Realität jedoch sehr stark von aktuellen Absatzsituationen leiten. Die Erwartungen der Unternehmen über die zukünftige Nachfrage werden also stark von der momentanen Situation geprägt – „extrapolative Erwartungen“. Sehr vereinfacht kann man also für das kurzfristige Angebot unterstellen, dass es genauso hoch ist wie die von den Unternehmen erwartete gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Da das Vollbeschäftigngsangebot unter der Annahme der Ausnutzung aller Produktionsfaktoren hergeleitet wurde, kann man es als eine Obergrenze für das kurzfristige Angebot betrachten. Eine solche starre Obergrenze ist für das kurzfristige © MT, WS 13/14 22 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Angebot jedoch wenig realistisch. Bei einer sehr guten Nachfragesituation verfügen die Unternehmen stets über die Möglichkeit, das Angebot zusätzlich auszuweiten, nsb durch Überstunden und zusätzliche Maschinenlaufzeiten. Die gesamtwirtschaftlichen Nachfragepläne Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage setzt sich zusammen aus privaten Konsumausgaben + staatliche Konsumausgaben + Investitionen + Vorratsveränderungen + Exporte – Importe. Fiktion – Reduktion der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage auf 2 Komponenten: private Konsumausgaben und Investitionen. Es liegt somit nahe, das das laufende Einkommen der Haushalte eine entscheidende Determinante ihres Konsums ist. Außerdem kann man davon ausgehen, dass es auch eine vom laufenden Konsum unabhängige, „autonome“, Komponente des Konsums gibt. Das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht Unter einem Gleichgewicht versteht man immer eine Situation, in der die Pläne von Anbietern und Nachfragern so zusammenpassen, dass weder ein Angebots‐ noch ein Nachfrageüberschuss bestehen. Determinanten sind hier die autonomen Konsumausgaben, die Investitionen, die Konsumneigung und der Vollbeschäftigungs‐ Output. Da die Determinanten des Vollbeschäftigungsoutputs vollständig unabhängig von den Bestimmungsgründen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage sind, hängt es weitgehend vom Konsum und den Investitionen ab, in welcher der drei denkbaren Situationen sich eine Volkswirtschaft befindet: Unterbeschäftigungsgleichgewicht – „deflationären Lücke“ – Nachfrage zu gering um die vorhandenen Kapazitäten und insb das vorhandene Arbeitsangebot voll auszulasten. Überhitzungsgleichgewicht – „inflationäre Lücke“ – Gegenteil – Investoren fragen mehr Güter nach als produziert werden können. Vollbeschäftigungsgleichgewicht – alles passt zusammen – Nachfrage deckt exakt Angebot. Da in guten wirtschaftlichen Zeiten die Unternehmen auch die Zukunft positiv einschätzen, werden sie hohe Investitionen vornehmen – dabei entsteht die Gefahr einer deflationären Lücke wodurch die Schwankung zur inflationären Lücke entsteht. Diese Volatilität (Auf‐ und Ab) der Investitionen lässt sich gut an der Wirtschaftsentwicklung beobachten. Auswirkungen einer Erhöhung des Reallohns Immer wieder hört man, dass höhere Löhne für mehr Konsum‐Nachfrage sorgen, wodurch die Output‐Lücke und somit die Arbeitslosigkeit abgebaut wird. Von den Arbeitgebern wird hingegen vertreten, dass bei einer zu hohen Arbeitslosigkeit selbstverständlich die Löhne gesenkt werden müssen. Um das Einkommen der Arbeitnehmer sinkt der Gewinn der Unternehmer. Die Erhöhung des Reallohns an Arbeitnehmer hat daher einen positiven Effekt auf den gesamten Konsum und damit die geamtwirtschaftliche Nachfrage, wenn die marginale Konsumneigung der Arbeitnehmerhaushalte höher ist als die der Unternehmerhaushalte. Problematisch ist, dass eine dann nachfragebedingte © MT, WS 13/14 23 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Lohnerhöhung nur schwer reversibel ist. Ebenso muss der Effekt der Lohnpolitik auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit berücksichtigt werden. Kapitel 19: Die Stabilisierungsaufgabe des Staates Da es zu Arbeitslosigkeit kommt, wenn die gesamtwirtschaftliche Nachfrage geringer ist als das Vollbeschäftigungsangebot und die Investitionen im Zeitablauf stark schwanken, kann man in allen Ländern immer wieder Situationen mit einem Unterbeschäftigungs‐ Gleichgewicht beobachten. Die Selbstheilungskräfte des Marktes reichen sodann nicht mehr aus, um die Arbeitslosigkeit zu reduzieren. Dies führt zurück auf die Stabilisierungsfunktion des Staates. Da Arbeitslosigkeit mit hohen sozialen Kosten verbunden sind, muss sich der Staat fragen, ob und wie er auf eine solche Störung reagieren soll. Dies gilt natürlich auch für den entgegengesetzten Fall einer positiven Output‐Lücke, die zu Inflation führt und auf dieser Weise soziale Kosten verursacht. Bund und Länder haben bei ihren wirtschafts‐ und finanzpolitischen Maßnahmen die Erfordernisse des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts zu beachten. Für diese Aufgabe verfügt der Staat über zwei wichtige Handlungsmöglichkeiten: Staatsausgaben und Steuersätze. Wie man mit Staatsausgaben für Vollbeschäftigung sorgen kann Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage wird um die Staatsausgaben ergänzt. Die Lage des Gleichgewichts kann also durch die Höhe der Staatsausgaben bestimmt werden. Durch die Staatsausgaben kommt es also dazu, dass beim Vollbeschäftigungseinkommen die Geldvermögensbildungspläne von privaten Haushalten und Staat in der Summe den Investitionsplänen der Unternehmen entsprechen. Somit ist es grundsätzlich ohne Bedeutung, welche Güter vom Staat gekauft werden. Auch mit Steuersenkungen kann man die Wirtschaft beleben Die Haushalte müssen bei ihrer Konsumentscheidung nicht vom Bruttoeinkommen sondern von ihrem Nettoeinkommen ausgehen. Somit wirken sich zusätzliche Staatsausgaben stets zu 100% nachfragewirksam aus, während die Haushalte bei einer Steuersenkung stets einen teil des so verfügbar gemachten Einkommens sparen werden. Daher ist dieser Effekt nicht so ausgeprägt. Dem Staat fehlen dann jedoch wieder Einnahmen um selbst Ausgaben zu tätigen. Die Wirkungen sind somit sehr gering, wenn man davon ausgeht, dass die privaten Haushalte bei ihren Konsumentscheidungen sehr stark vorausschauend, sprich sparend, agieren. Steuereinnahmen und Staatsausgaben hängen wesentlich von der konjunkturellen Entwicklung ab. Bei guter Konjunktur bestehen geringe Defizite oder Überschuss im Staatshaushalt; bei schlechter entstehen hohe Defizite. Neben dieser aktive Steuerung von Staatsausgaben und Steuern bilden auch diese (konjunkturbedingten) automatischen Stabilisatoren einen wichtigen stabilisierenden Einfluss. Probleme einer antizyklischen Fiskalpolitik © MT, WS 13/14 24 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Wenn sich die Konsumausgaben des Staates nicht mehr oder weniger parallel zur Wirtschaftsentwicklung verhalten, wird eine antizyklische statt einer prozyklischen Fiskalpolitik verfolgt. Ein Problem der antizyklischen Fiskalpolitik besteht darin, dass es im Voraus oft sehr schwierig ist, eine konjunkturelle Abschwächung zu prognostizieren. Die Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung ist mit hoher Unsicherheit behaftet. Da die Antizyklik in der Rezession leichter zu praktizieren ist, als in Boom Jahren, besteht die Gefahr der steigenden Staatsverschuldung. Kapitel 20: Wie der Wirtschaftsprozess durch die Notenbank stabilisiert werden kann Der Zins ist eine wichtige Steuerungsgröße für makroökonomische Prozesse. Fast jede Rezession wurde von einem deutlichen Anstieg des Zinsniveaus ausgelöst. Dieser starke Einfluss der Zinsen auf die wirtschaftliche Aktivität kann mit 2 Theoriansätzen erklärt werden: Der traditionellen Theorie der Investitionsnachfrage und Der neueren Theorie des Bilanzkanas („Balance sheet channel“). Die traditionelle Theorie der Investitionsnachfrage Um zu ermitteln, ob eine Investition rentabel ist oder nicht, werden die Unternehmen für alle ihrer Vorhaben den Zinssatz ermitteln, bei dem dem der Barwert (das damit erwirtschaftete zusätzliche Einkommen abzüglich den Zinsen) gerade noch der Anfangsauszahlung (Kreditsumme) entspricht – dies wird als „interner Zinsfuß“ bzw „Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals“ bezeichnet. Wenn man davon ausgeht, dass alle Projekte kreditfinanziert werden, hängt die tatsächliche Investitionsaktivität allein vom Kreditzins ab, somit hat dieser einen wichtigen Einfluss auf die Investitionstätigkeit. Mit steigendem Zinssatz geht daher die Investitionsmenge kontinuierlich zurück. Allerdings ist es für Investoren keinesfalls zwingend, bei temporären höheren Zinsen auf ein an sich rentables Investitionsprojekt zu verzichten – sie sind oftmals in der Lage, eine zeitweilige „Hochzinsphase zu untertunneln“. Hinzu kommt, dass Investitionen meist auch nur vorgenommen werden, wenn sie rentabel sind und nicht nur kostenneutral. Das Investitionsvermögen hängt daher davon ab, wie hoch die Notenbank den Zinssatz festlegt. Streng genommen hängen die Investitionen vom nicht von diesem Nominalzins sondern vom Realzins (Berücksichtigung der Inflation) ab. Der Einfluss der Zinsen auf die Unternehmensbilanzen Die Grundlage für die Theorie des „Bilanzkanals“ bietet der „Leverage‐Effekt“. Er besagt, dass es einem Unternehmen möglich ist, immer dann seine Eigenkapitalrendite durch die Aufnahme von Fremdkapital zu verbessern, wenn die Fremdkapitalrendite geringer ist als die Rendite des Gesamtkapitals. Der „Leverage‐Effekt“ zeigt sich also daran, dass ein Unternehmen die Möglichkeit hat, die Eigenkapitalrendite durch eine Ausweitung der Fremdfinanzierung „hochzuhebeln“. Der mit der kreditfinanzierten Investition erwirtschaftete Umsatz übersteigt nicht nur die Rückzahlungsquote samt Zinsen, sondern führt auch zu einer zusätzlichen Steigerung des der Gewinnquote ohne sontigem Zutun. © MT, WS 13/14 25 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Der Einfluss von Zinsänderungen ist daher auf Unternehmen umso größer, je stärker sie vom „Leverage‐Effekt“ Gebrauch machen. Die Auswirkungen des Bilanzkanals auf die Unternehmenspolitik sind direkter und umfassender als die der traditionellen Theorie der Investitionsnachfrage. Wenn ein Unternehmen Verluste ausweisen muss oder einen stark sinkenden Jahresüberschuss, wird es keine neuen Kredite aufnehmen oder bekommen wodurch eine „Untertunnelung“ von vornherein nicht mehr möglich ist. Gesamtwirtschaftliche Nachfrage in Abhängigkeit vom Zinssatz Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigt, wenn das Zinsniveau abnimmt. Die Kurve verläuft umso steiler, dh der Einfluss von Zinsänderungen auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ist umso geringer, je geringer der Einfluss von Zinsänderungen auf die Investitionen ausfällt. Die Geldpolitik der Notenbank Da die gesamtwirtschaftliche Nachfrage vom Zinsniveau bestimmt wird, komt der Geldpolitikeine entscheidende Rolle für die Makroökonomie zu. Die Notenbank kann mit ihren Instrumenten die Kreditzinsen der Banken recht gut beeinflussen und somit also das Niveau der zinsabhängigen Investitionen und das der Gesamtnachfrage insgesamt steuern. IdR werden die Zinsen von der EZB sehr behutsam angepasst. Insgesamt ist die Zinspolitik der EZB somit durchgängig bestrebt gewesen, eine antizyklische Funktion wahrzunehmen. Der Leitzins der EZB ist der zentrale Zinssatz für die 17 Staaten der Währungsgemeinschaft. Die EZB soll dabei das Ziel verfolgen, den Output mit ihrer Zinspolitik möglichst nahe am Produktionspotenzial zu halten – das Zinsniveau wird so festgelegt, dass Vollbeschäftigung und somit ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht erreicht wird. Die Praxis der Geldpolitik Für die EZB ist das Ziel der Geldwertstabilität wesentlich wichtiger als das der Vollbeschäftigung. In der Praxis stellen sich eine Reihe schwieriger Probleme. EZB stützt ihre geldpolitische Strategie in erster Linie auf die Inflationsrate. Für die EZB ist die genaue Lage der zinsabhängigen Nachfragekurve ebenso wenig bekannt wie ihre Steigung wodurch sie den Effekt ihrer Zinsänderungen nicht genau ermitteln kann – Diagnoseunsicherheit aufgrund Wirkungsverzögerung. Monetaristen („Geldtheoretiker“) empfehlen daher, dass die Notenbank anstelle einer aktivistischen Zinssteuerung eine Steuerung der Geldmenge vornehmen sollen um mittelfristig einen stabilen Wachstumspfad zu erreichen. Diese Geldmengenentwicklung hat in der Praxis jedoch nur geringe Entscheidungsrelevanz für die EZB. Die Entscheidung eines Haushalts zu sparen, bedeutet noch nicht, dass er bereit ist, seine Mittel auch langfristig am Kapitalmarkt anzulegen. Der Effekt einer zusätzlichen Ersparnis auf den Kapitalmarkt und das Zinsniveau ist gleich null. Dieser Effekt wird „Liquiditätsfalle“ (Keynes) genannt. Der Zins sollte somit in Abhängigkeit zur Anlegedauer steigen. Außerdem können niedrige Zinsen allein die Unternehmer nicht (immer) zu Ausweitung ihrer Investitionen veranlassen. © MT, WS 13/14 26 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Die EZB Leitet den Europäischen Währungunion o Ihrem Eurosystem unterstehen alle Notenbanken o Sitz in Frankfurt/Main o Entscheidungsgremium: EZB‐Rat o 6 Direktorumsmitglieder + Präsidenten der Notenbank o EZB ist politisch unabhängig o It dem Ziel der Geldwertstabilität verpflichtet o Verfolgt andere Ziele (Wachstum, Beschäftigung) nur dann, wenn sie dem Hauptziel nicht entgegenstehen Alle geldpolitischen Kompetenzen liegen bei der EZB Sie soll eine einheitliche Zinspolitik für den gesamten Währungsraum verfolgen © MT, WS 13/14 27 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Lernziele Die VWL ist die Wissenschaft des Marktes. Sie zeigt, dass Märkte sehr leistungsfähig sind, weil sie den Egoismus des Einzelnen so transferieren können, dass sich für die Gesellschaft insgesamt ein positiver Effekt ergibt. Zugleich kann der Markt dabei eine unglaubliche Vielzahl von Informationen in optimaler Weise verarbeiten und so den Wirtschaftsprozess in sehr effizienter Weise steuern. Die VWL setzt sich aber auch mit den Schattenseiten des Marktes zusammen. Es ist Aufgabe der Volkswirte, die Schwachpunkte des Marktes zu diagnostizieren und dafür erfolgreiche Therapien zu entwickeln. Konkret zeigen Volkswirte, wo und wie der Staat in Märkte eingreifen soll. Die VWL arbeitet aber auch klar heraus, wo sich die Politik aus dem Wirtschaftsprozess heraushalten sollte und wie die institutionellen Rahmenbedingungen beschaffen sein müssten, damit eine Volkswirtschaft möglichst „fit“ bleibt. Die Mikroökonomie befasst sich mit einzelnen Märkten, zB dem Markt für Bananen oder Wohnungen. Die Makroökonomie behandelt das wirtschaftliche Geschehen gleichsam aus der Vogelperspektive. Sie sieht die Ökonomie als einen riesigen Gesamtmarkt, wobei sie sich vor allem mit der Frage auseinander setzt, ob dabei wichtige gesamtwirtschaftliche Ziele (stetiges und angemessenes Wachstum, Vollbeschäftigung, staibles Preisniveau) erreicht werden und inwieweit der Staat dabei stabilisierend eingreifen muss. Häufig trifft man in der VWL auf Rationalitätenfallen: Sie bestehen darin, dass das, was jeder einzelne aus seinem Eigeninteresse heraus anstrebt, zu entgegengesetzen Effekten führt, wenn sich alle Beteiligten so verhalten. Märkte führen Anbieter und Nachfrager so zusammen, dass sehr geringe Informations‐ und Transaktionskosten entstehen. Der Preismechanismus sorgt dabei für ein „Gleichgewicht“ von Angebot und Nachfrage, dh die Pläne von Anbietern und Nachfragern werden in optimaler Weise aufeinander abgestimmt. IdR ist der Austausch über den Markt für Anbieter und Nachfrager mit Vorteilen verbunden. Handel ist eine Win‐Win‐Situation. In der VWL gibt es nur einen subjektiven Wertbegriff. Der Handel lebt davon, dass die individuellen Wertschätzungen divergieren. Die einzige objektive Größe ist der Marktpreis. Die starken Schwankungen von Börsekursen sind darauf zurückzuführen, dass auf Aktien‐ und Devisenmärkten das Marktgeschehen überwiegend von „Spekulanten“ bestimmt wird, dh Menschen, die ein Gut nur erwerben, um es früher oder später weiterzuverkaufen. Arbeitsteilung ist die wichtigste Ursache für den Wohlstand, weil sie es allen Beteiligten erlaubt, Vorteile aus der Spezialisierung zu nutzen. Je intensiver die Arbeitsteilung ausfällt, desto mehr werden Märkte für den Güteraustausch benötigt. Arbeitsteilung kann zwischen einzenen Menschen in einem Unternehmen praktiziert werden, zwischen den Regionen eines Landes und zwischen autonomen Staaten. Das © MT, WS 13/14 28 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Schlagwort der Globalisierung steht für die heute sehr hoch entwickelte internationale Arbeitsteilung. Die Vorteile der Arbeitsteilung beruhen zum einen darauf, dass Lerneffekte realisiert werden und Produktionskosten eingespart werden. Hiervon ist vor allem der Handel zwischen den Industrieländern geprägt. Arbeitsteilung ist zum anderen auch deshalb vorteilhaft, weil sie es den Beteiligten (Menschen oder Ländern) erlaubt, sich auf die Produkte zu spezialisieren, die sie aufgrund ihrer individuellen Fähigkeiten mit den relativ geringsten Kosten herstellen können. Im internationalen Bereich kann man mit diesem Prinzip der „komparativen Kosten“ den Handel zwischen Industrie‐ und Entwicklungsländern erklären. Arbeitsteiung ist also auch zwischen Menschen oder Nationen mit insgesamt unterschiedlicher Leistungsfähigkeit möglich. Entscheidend sind nicht die darin zum Ausdruck kommenden „absoluten Kostenvorteile“, sondern die „komparativen Kostenvorteile“. IdR erhöht die Arbeitsteilung den Wohlstand der Nationen. Eine wichtige Nebenbedingung besteht dabei allerdings darin, dass die Unterschiede in der Leistungsfähigkeit durch entsprechende Unterschiede in den Lohnniveaus kompensiert werden. Der Markt ist ein perfektes Instrument zur Verarbeitung aller relevanten Informationen für ein bestimmtes Produkt und damit zur Koordination der individuell gebildeten Nachfrage und Angebotspläne. In der Nachfragekurve spiegeln sich alle marktrelevanten Informationen über die Nachfrage. In der Angebotskurve werden alle marktrelevanten Informationen über die Angebotsseite verdichtet. Im Schnittpunkt von Angebot und Nachfrage besteht ein Gleichgewicht, bei dem die Pläne der Konsumenten optimal auf die Pläne der Anbieter abgestimmt sind. Man spricht hierbei auch von Plan‐Kompatibilität. Jede Daten‐Änderung auf der Nachfrageseite führt dazu, dass die Produktion entsprechend angepasst wird (Prinzip der „Konsumenten‐Souveränität“). Über den Marktpreis werden gleichzeitig die Konsumenten üebr neue Angebotsbedingungen informiert, was sie veranlasst, ihr Konsumentenverhalten entsprechend zu verändern. Konsumentenrente und Produzentenrente zeigen, welche Vorteile Anbieter und Nachfrager aus dem Marktprozess ziehen. Auf dem Arbeitsmarkt gelten im Prinzip die gleichen Gesetze wie auf dem Gütermarkt. Die Nachfrage nach Arbeitskräften geht von den Unternehmen aus. Sie weist einen fallenden Verlauf auf. Wegen des abnehmenden Grenzertrags der Arbeit sind die Unternehmen umso eher bereit, zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen, je niedriger ihr Lohnsatz ist. Das Angebot von Arbeit geht von den Arbeitnehmern aus. In der VWL wird idR ein steigender Verlauf des Arbeitsangebots unterstellt. Dahinter steht die Intution, dass sich Mensche einem steigenden Grenzleid der Arbeit gegenüber sehen. Um sie also zu einer immer längeren Arbeitszeit zu veranlassen, muss man ihnen einen immer höheren Stundenlohn anbieten. © MT, WS 13/14 29 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Die hohe Arbeitslosigkeit zeigt, dass der Arbeitsmarkt nicht perfekt funktioniert. Eine wichtige Erklärung für die Arbeitslosigkeit sind zu hohe Löhne, die durch Tarifverträge festgelegt werden („klassische Arbeitslosigkeit“). Arbeitslosigkeit kann aber auch durch eine zu geringe gesamtwirtschaftliche Nachfrage hervorgerufen werden („keynesianische Arbeitslosigkeit“). Gewerkschaften stärken die Verhandlungsposition des einzelnen Arbeitnehmers gegenüber der Unternehmensleitung. Auerdem sorgen die Flächentarifverträge dafür, dass Transaktions‐ und Informationskosten eingespart werden und dass wir in Österreich ein sehr hohes Maß an „sozialem Frieden“ genießen. Die intertemporale Budgetbeschränkung signalisiert dem Haushalt, welche Konsummöglichkeiten er in der Gegenwart und der Zukunft hat. Das Austauschverhältnis von Gegenwarts‐ und Zukunftskonsum bezeichnet man als Zeitpräferenzrate. Die internationale Budgetgerade kann sich bei einer Zinsänderung der Notenban ändern. Ein steigendes Zinsniveau verteuert den Gegenwartskonsum und der Haushalt verlagert seinen Konsum in die Zukunft (Sparen). Je nachdem ob der Haushalt ein Nettosparer oder ein Nettogläubiger ist, verbessert bzw verschlechtert sich sein Nutzen. Banken übernehmen im Finanzsystem eine herausragende Stellung, da sie die Ressourcentransformation von der Gegenwart in die Zukunft übernehmen. Die drei wichtigsten Funktionen des Bankensystems sind die Fristentransformation, die Risikotransformation und die Losgrößentransformation. In der Finanzkrise wurde die Fristentransformation zum Problem für die Banken, da ihnen nur noch in begrenzten Maße kurzfristige Liquiditätsmittel zur Verfügung standen. Die Funktion von Banken kann im Prinzip auch der Kapitalmarkt übernehmen. Allerdings stellt sich dann das Problem der Bewertung von Krediten und Risiken, die von den Rating‐Agenturen vorgenommen werden. Die Bewertung hat sich während der Finanzkrise vielfach als fehlerhaft herausgestellt. Derivate können zur Absicherung von realwirtschaftlichen Risiken oder zur reinen Spekulation eingesetzt werden. Hierbei erhält der Vertragsnehmer das Recht, den hinter dem Derivat stehenden Vermögenstitel (Rohstoff, Aktien, etc) zu kaufen bzw verkaufen. Das Pareto‐Kriterum ist zentral für die Effizienz des Marktprozesses. Es lässt aber die Verteilung der Güter auf die Konsumenten unberücksichtigt. Ökonomen sind gegenüber Staatseingriffen grundsätzlich skeptisch eingestellt. Sie begründen dies damit, dass Politiker oft dem Druck von Interessensgruppen ausgesetzt sind, idR kurzfristig denken und oft auch mit der Lösung komplexer Fragen überfordert sind. Geleichwohl kann eine Marktwirtschaft nicht ohne umfassende staatliche Eingriffe funktionieren. Die wichtigsten Funktionen sind die Distributionsfunktion (dh die Umverteilung von Einkommen), die Allokationsfunktion (dh das Setzen von Rahmenbedingungen für den Markt und korrigierende Eingriffe bei einem Marktversagen) und die Stabilisierungsfunktion (dh eine makroökonomische Politik, um die Ziele des stetigen und angemessenen Wachstums, der Preisstabilität und eines hohen Beschäftigungsstandes zu realisieren). © MT, WS 13/14 30 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Die von Ludwig Erhard wesentlich geprägte Soziale Marktwirtschaft ist das Modell, mit dem Deutschland in der Nachkriegszeit sehr erfolgreich war. Es basiert auf einer umfassenden sozialen Absicherung bei einer gleichzeitig hohen Leistungsbereitschaft der Arbeitnehmer. Seit der Wiedervereinigung ist dieses Konzept jedoch erheblichen Spannungen ausgesetzt. Der Markt verteilt Einkommen auch nach dem Kriterium der Leistungsfähigkeit. Ohne eine staatliche Umverteilung wären daher viele Menschen nicht in der Lage, ihre Grundbedürfnisse zu sichern. Die am wenigsten effiziente Form der Umverteilung sind Höchstgrenzen (zugunsten von Konsumenten) und Mindespreise (zugunsten der Produzenten). Die Wohlfahrtsverluste sind bei solchen direkten Markteingriffen sehr hoch. Die gängigen Formen der Umverteilung durch indirekte und direkte Steuern haben aber ebenfalls nachteilige Effekte auf die gesellschaftliche Wohlfahrt. Sozialer Ausgleich ist daher stets eine schwierige Gratwanderung. Ein zu weitgehender Ausgleich reduziert die Leistungsanreize und verringert damit den insgesamt für die Verteilung vorhandenen Kuchen, ein zu geringer Ausgleich schafft große soziale Spannungen, die sich insb in einer hohen Kriminalität niederschlagen. Die Gesetzliche Pensionsversicherung, die Gesetzliche Krankenversicherung, die Arbeitslosenversicherung und die Soziale Pflegeversicherung stellen die wichtigsten Sicherungssysteme dar. Die zentrale Funktion einer Versicherung besteht in der Transformation von Risiken. Der Versicherte kann ein unsicheres Ergebnis, das mit kleiner Wahrscheinlichkeit zu hohen Verlusten führt, in eine sichere und relativ geringe laufende Zahlung an die Versicherung transformieren. Die gesetzliche Rentenversicherung ist nach dem Umlagesystem konzipiert. Dieses beruht auf einem Generationenvertrag zwischen den Erwerbstätigen und den Pensionisten sowie zwischen den Erbwerbstätigen und der nachfolgenden Generation. Bei einer zunehmenden Überalterung kommt dieses System ins Ungleichgewicht und müssen die Leistungen für die Rentner reduziert werden. Die gesetzliche Krankenversicherung nimmt neben ihrer Versicherungsfunktion auch eine ausgeprägte Umverteilung („Solidarprinzip“) vor. Im Vergleich zur Umverteilung über das Steuersystem ist diese Distributionspolitik wenig effizient und zudem intransparent. Bei der Arbeitslosenversicherung handelt es sich um einen wichtigen „automatischen Stabilisator“, der dafür sorgt, dass der Einfuss konjunktureller Schocks auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage gedämpft wird. Der Marktmechanismus versagt bei Gütern, für die es keinen Preis gibt. Diese werden entweder zu intensiv genutzt (natürliche Ressourcen) bzw überhaupt nicht oder in zu geringer Menge produziert. © MT, WS 13/14 31 Downloaded by Sir Adzki ([email protected]) lOMoARcPSD|46388183 Wenn bestimmte Güter keinen Preis haben, liegt das daran, dass es nur mit hohen Kosten oder überhaupt nicht möglich ist, nicht zahlende Nutzer auszuschließen. Solche Güter werden als öffentliche Güter bezeichnet. Bei der Erstellung von öffentlichen Gütern liegen idR positive externe Effekte vor. Bei der Nutzung von öffentlichen Gütern bestehen häufig negative externe Effekte. Die gesellschaftlichen („sozialen“) Erträge bzw Kosten sind höher als die privaten Kosten bzw Erträge. Diese sub‐optimale Situation kann nur durch staatliche Eingriffe gelöst werden. Der Staat muss öffentliche Güter produzieren und anbieten (zB Landesverteidigung) und der

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