Einführung in die Volkswirtschaftslehre PDF Wintersemester 2023/2024

Summary

Diese Zusammenfassung der Vorlesung 'Einführung in die Volkswirtschaftslehre' von Prof. Dr. Wolfgang Maennig und Prof. Dr. Armin Rott im Wintersemester 2023/2024 behandelt Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, einschließlich Themen wie ökonomisches Denken, Angebot und Nachfrage, Marktstruktur und Marktverhalten sowie Marktversagen.

Full Transcript

Prof. Dr. Wolfgang Maennig Prof. Dr. Armin Rott Wintersemester 2023 / 2024 Einführung in die Volkswirtschaftslehre INHALTSÜBERSICHT Teil I: Mikroökonomik (Prof. Dr. Armin Rott) Einführung Produktion und Kosten 1 Volkswirtschafts...

Prof. Dr. Wolfgang Maennig Prof. Dr. Armin Rott Wintersemester 2023 / 2024 Einführung in die Volkswirtschaftslehre INHALTSÜBERSICHT Teil I: Mikroökonomik (Prof. Dr. Armin Rott) Einführung Produktion und Kosten 1 Volkswirtschaftslehre 11 Produktion 2 Ökonomisches Denken 12 Kosten Angebot und Nachfrage Marktstruktur und Marktverhalten 3 Nachfrage 13 Wettbewerbsmarkt 4 Angebot 14 Monopol 5 Gleichgewicht 6 Wohlfahrt 7 Elastizitäten Markteingriffe 8 Preiskontrollen 9 Steuern 10 Marktversagen 2 1 Volkswirtschaftslehre 1 VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE Begleitende Lehrbuchlektüre ▪ N. Gregory Mankiw/ Mark P. Taylor (2021): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Auflage, Stuttgart. ▪ Kapitel 1: Was ist Volkswirtschaftslehre? ▪ Seiten 1-17 4 1.1 Volkswirtschaftslehre 1 VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE - DEFINITION VWL: Die Wissenschaft von der Bewirtschaftung knapper gesellschaftlicher Ressourcen ▪ Ökonomische Entscheidungen ergeben sich aus der Knappheit Boden Knappheit der Güter in einer Volkswirtschaft Die begrenzte Natur Alle natürlichen Ressourcen der gesellschaftlicher Ressourcen Welt − Was wird produziert? Arbeit − Wie wird produziert? (Welche Ressourcen werden Volkswirtschaftslehre Die – geistige und körperliche – eingesetzt: Boden/Natürliche Ressourcen, Arbeit, Die Wissenschaft von der menschliche Leistung, die in die Kapital) Bewirtschaftung knapper Produktion einfließt gesellschaftlicher Ressourcen − Für wen wird produziert (Verteilung)? (Real-) Kapital Ausrüstung und Anlagen, die genutzt werden, um Waren und Dienstleistungen zu produzieren 6 1.2 Wie Menschen Entscheidungen treffen 1 VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE - WIE MENSCHEN ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN Zielkonflikte (Trade-offs) ▪ Menschen stehen vor abzuwägenden Alternativen Trade-off Der Verzicht auf die Vorteile aus ▪ „There is no such thing as a free lunch“: „Alles hat seinen einer entgangenen oder Preis“ aufgegebenen Option im ▪ Menschen stehen vor dem Abwägen von Alternativen Vergleich zu den Vorteilen aus (Zielkonflikten, „trade-offs“) der getroffenen Wahl ▪ Um etwas zu erhalten, muss meist etwas anderes Verteilungsgerechtigkeit aufgegeben werden: Die Fähigkeit einer Gesellschaft, − Freizeit oder Einkommen? die wirtschaftliche Wohlfahrt fair auf die Mitglieder zu − Landesverteidigung (Kanonen) oder Konsum (Butter)? verteilen − Saubere Umwelt oder mehr Wachstum? − Effizienz oder (Verteilungs-)Gerechtigkeit? ▪ Wissen um Alternativen bzw. Zielkonflikte ermöglicht bessere Entscheidungen 8 1 VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE - WIE MENSCHEN ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN Opportunitätskosten ▪ Entscheidungen sind Vergleiche von Kosten und Nutzen Opportunitätskosten unterschiedlicher Alternativen Was aufgegeben werden muss, um etwas anderes zu erlangen − Auf die Uni gehen oder arbeiten? − Klausurvorbereitung oder Ersti-Party? − Sparen oder Konsumieren? ▪ Rationale Entscheidungen sollten Opportunitätskosten berücksichtigen 9 1 VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE - WIE MENSCHEN ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN Marginalprinzip ▪ Menschen fällen Entscheidungen, indem sie Kosten und Marginale Veränderungen Nutzen marginaler (inkrementeller) Veränderungen Kleine, schrittweise Änderungen abwägen einer geplanten Aktivität − Soll ich eine weitere Stunde für die Klausur lernen? Wirtschaftssubjekt − Trinke ich eine weitere Tasse Kaffee? Ein Individuum, ein ▪ Rationale Entscheider vergleichen den marginalen Nutzen Unternehmen oder eine Organisation, das oder die in (Grenznutzen) und die marginalen Kosten (Grenzkosten) irgendeiner Weise Einfluss auf einer Alternative die Wirtschaft hat ▪ Z.B.: Wie verhält sich der zusätzliche Nutzen eines anschließenden Masterstudiums zum bisher erreichten Rational Bachelorabschluss? Die Annahme, dass Entscheidungsträger konsistent ▪ Entscheidung für die jeweilige Aktivität, deren zwischen Alternativen wählen Grenznutzen die Grenzkosten übersteigt 10 1 VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE - WIE MENSCHEN ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN Rationales Verhalten, Anreize ▪ „Menschen reagieren auf Anreize“ Marginale Veränderungen ▪ Eine häufige Annahme in der Volkswirtschaftslehre ist, Kleine, schrittweise Änderungen dass Akteure rational, d.h. vernünftig und konsistent einer geplanten Aktivität handeln ▪ Anreize beeinflussen dann über veränderte Grenzkosten Wirtschaftssubjekt und Grenznutzen das Entscheidungsverhalten Ein Individuum, ein − Steuer auf Tabakprodukte Unternehmen oder eine − Einführung von Studiengebühren Organisation, das oder die in irgendeiner Weise Einfluss auf ▪ Häufig sind die Wirkungen von Anreizen nicht eindeutig die Wirtschaft hat − Einfluss von einer Anschnallpflicht auf die Anzahl der Verkehrstoten Rational − Wirkung von Studiengebühren auf die Studienleistung Die Annahme, dass Entscheidungsträger konsistent zwischen Alternativen wählen 11 1.3 Wie Menschen zusammenwirken 1 VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE - WIE MENSCHEN ZUSAMMENWIRKEN Arbeitsteilung, Spezialisierung, Handel ▪ „Durch Handel kann es jedem besser gehen“ ▪ Alle Beteiligten profitieren von den Möglichkeiten, die Handel bietet ▪ Handel zwischen zwei Ländern führt meist dazu, dass es jedem Land wirtschaftlich besser geht ▪ Handel erlaubt es, sich auf Tätigkeiten zu spezialisieren, die die jeweiligen Handelspartner am besten beherrschen 13 1 VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE - WIE MENSCHEN ZUSAMMENWIRKEN Wirtschaftsordnungen ▪ Eine Wirtschaftsordnung ist ein Rahmen, in dem Wirtschaftsordnung Zentralverwaltungs- Ressourcen in einer Gesellschaft organisiert und aufgeteilt Ein Rahmen, in dem wirtschaften werden, um Bedürfnisse zu erfüllen Ressourcen organisiert und Kommunistische Systeme aufgeteilt werden, um die oder Befehlswirtschaften ▪ Eine kapitalistische Wirtschaftsordnung wie die Bedürfnisse zu erfüllen Marktwirtschaft beinhaltet das Prinzip des Privateigentums an Produktionsfaktoren, um Waren und Kapitalistische Dienstleistungen zu produzieren, die mittels eines Wirtschaftsordnung Preismechanismus ausgetauscht werden; die Produktion Sie beinhaltet das Prinzip des wird dabei vor allem zu Gewinnzwecken ausgeführt Privateigentums an ▪ Belegte Vorteile der kapitalistischen Wirtschaftsordnung Produktionsfaktoren, um Waren und Dienstleistungen liegen u.a. in der Steigerung des Lebensstandards in zu produzieren, die mittels vielen Ländern. Kritiker weisen auf die Ungleichverteilung eines Preismechanismus von Reichtum und die Gefahr der Ausbeutung z.B. von ausgetauscht werden; die Arbeitern, abhängigen Ländern und natürlicher Produktion wird dabei vor Ressourcen hin allem zu Gewinnzwecken ▪ Zentralverwaltungswirtschaften organisieren die ausgeführt Entscheidungen über Produktion, Distribution und Verteilung dagegen zentral 14 1 VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE - WIE MENSCHEN ZUSAMMENWIRKEN Märkte, Marktwirtschaft ▪ Märkte sind gewöhnlich gut geeignet, um die Marktwirtschaft Wirtschaftstätigkeit zu organisieren Eine Volkswirtschaft, die ihre ▪ In einer Marktwirtschaft entscheiden Haushalte dezentral Ressourcen durch die dezentralisierten über ihren Konsum und über ihre Arbeitsleistung Entscheidungen vieler ▪ Gleichzeitig entscheiden Unternehmen über Unternehmen und Haushalte Arbeitskräfteeinsatz und Produktion zuteilt, die diese bei ihrem Zusammenwirken auf den ▪ Adam Smith stellte (1776) fest, dass Unternehmen und Märkten für Waren und Haushalte interagieren, als ob sie durch eine „unsichtbare Dienstleistungen fällen Hand“ gelenkt würden ▪ Wettbewerb, Preismechanismen und funktionsfähige Märkte führen zu einer effizienten Allokation (Zuordnung, Platzierung) der knappen Ressourcen 15 1 VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE - WIE MENSCHEN ZUSAMMENWIRKEN Marktversagen ▪ Regierungen können manchmal die Marktergebnisse verbessern Marktversagen Eine Situation, in der es einem ▪ Die Funktionsfähigkeit von Märkten ist an bestimmte Bedingungen geknüpft sich selbst überlassenen Markt ▪ Märkte sind z.B. nur dann funktionsfähig, wenn Eigentumsrechte durchgesetzt nicht gelingt, die Ressourcen werden können effizient zuzuteilen ▪ Weitere Gründe für politische Eingriffe sind u.a. Steigerung der Effizienz, Externer Effekt, Externalität Förderung der Gerechtigkeit, Korrektur unerwünschte Folgen marktlicher Kosten oder Nutzen der Organisation (z.B. soziale oder moralische Wirkungen) Entscheidung einer Person, die ▪ Marktversagen kann u.a. verursacht werden durch von dieser nicht berücksichtigt wurden und die das − Externalitäten (externe Effekte) ökonomische Wohlergehen − Marktmacht eines unbeteiligten Dritten beeinflussen ▪ Nicht-marktliche Lösungen müssen aber die Möglichkeit ineffizienten und eigennutzorientierten Handelns von Politik und Bürokratie berücksichtigen Marktmacht („Staatsversagen“) Die Fähigkeit eines Einzelnen oder einer kleinen Gruppe, den Marktpreis maßgeblich zu beeinflussen 16 1.4 Wie die Volkswirtschaft insgesamt funktioniert 1 VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE - WIE DIE VOLKSWIRTSCHAFT INSGESAMT FUNKTIONIERT Mikroökonomik und Makroökonomik Mikroökonomik Makroökonomik Mikroökonomik Die Analyse, wie Haushalte und ▪ Untersuchung von ▪ Untersuchung von Unternehmen Entscheidungen Einzelentscheidungen gesamtwirtschaftlichen Phänomen treffen und auf den Märkten ▪ Analyseobjekt: Haushalte ▪ Analyseobjekt: Aggregate interagieren (Konsumenten) und Unternehmen (Lohnniveau, gesamtwirtschaftliche Produktion, …) Makroökonomik ▪ Beispiele: Die Untersuchung – Auswirkung von Mietpreisbindung ▪ Beispiele: gesamtwirtschaftlicher auf Wohnraum – Auswirkung von Phänomene einschließlich – Wirkung von Steuern auf die Staatsverschuldung auf das Inflation, Arbeitslosigkeit und Nachfrage von Zigaretten Preisniveau Wirtschaftswachstum – Ursachen für Veränderungen der Arbeitslosenquote 18 1 VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE - WIE DIE VOLKSWIRTSCHAFT INSGESAMT FUNKTIONIERT Wirtschaftswachstum ▪ Der Lebensstandard einer Volkswirtschaft hängt von Wirtschaftswachstum Lebensstandard ihrer Fähigkeit ab, Waren und Dienstleistungen Die prozentuale Veränderung Bezieht sich auf die Menge herzustellen der Menge an Waren und an Waren und Dienstleistungen, die in einer Dienstleistungen, die von ▪ Der Lebensstandard kann u.a. gemessen werden Volkswirtschaft innerhalb der Bevölkerung eines – durch den Vergleich persönlicher Einkommen, eines bestimmten Zeitraums Landes gekauft werden produziert wurden kann – durch den Vergleich des Marktwerts der Gesamt- produktion eines Landes Bruttoinlandsprodukt (BIP) Produktivität ▪ Nahezu alle Unterschiede in den Lebensstandards von pro Kopf Die Menge der pro Ländern können durch deren Das Durchschnitts- Arbeitsstunde einkommen pro Kopf einer produzierten Güter Produktivitätsunterschiede erklärt werden Population ▪ Strittig ist, ob angesichts begrenzter natürlicher Ressourcen eine auf kontinuierliches Wachstum ausgerichtete Volkswirtschaft nachhaltig sein kann 19 1 VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE - WIE DIE VOLKSWIRTSCHAFT INSGESAMT FUNKTIONIERT Inflation ▪ Die Preise steigen (u.a.), wenn die Regierung Inflation zu viel Geld in Umlauf bringt Ein Anstieg sämtlicher Preise der Volkswirtschaft ▪ Inflation entsteht u.a. durch ein rasches Wachstum der Geldmenge ▪ Wenn die Zentralbank große Mengen von Geld in Umlauf bringt, sinkt der Wert des Geldes und es entsteht Inflation ▪ Inflation kann (gleichzeitig) auch andere Ursachen haben: – Nachfrageinflation – Angebotsinflation – Staatsverschuldung – Importierte Inflation 20 2 Ökonomisches Denken 2 ÖKONOMISCHES DENKEN Begleitende Lehrbuchlektüre ▪ N. Gregory Mankiw/ Mark P. Taylor (2021): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Auflage, Stuttgart. ▪ Kapitel 2: Denken wie ein Volkswirt ▪ Seiten 21-43 2 2.1 Ökonomische Methodologie 2 ÖKONOMISCHES DENKEN - ÖKONOMISCHE METHODOLOGIE Volkswirtschaftslehre als Wissenschaft ▪ Die wissenschaftliche Methode ist ein Wechselspiel Wissenschaftliche Methode Hypothese zwischen Beobachtung, Theorie und erneuter Entwickeln und Überprüfen Eine Annahme, vorläufige Beobachtung von Theorien darüber, wie Vorhersage, Erklärung die Welt funktioniert oder Vermutung für etwas ▪ Ökonominnen und Ökonomen verwenden abstrakte Modelle, die die Komplexität der Realität erklären Modell Annahmen helfen Eine Vereinfachung der Vereinfachen ein Problem, Realität, um sie besser zu ohne dass die Antwort ▪ Sie entwickeln Theorien, sammeln Daten und verstehen wesentlich darunter leidet evaluieren diese Theorien ▪ Sie verwenden Hypothesen, um die Erklärung der Realität einfacher zu gestalten. Die Herausforderung besteht darin, die geeigneten Annahmen für die Beantwortung der jeweiligen Frage zu wählen 4 2 ÖKONOMISCHES DENKEN - ÖKONOMISCHE METHODOLOGIE Modelle ▪ Aufbauend auf Hypothesen werden Modelle entwickelt. Endogene Variable Eine Variable, deren Wert ▪ Ziel der Modelle ist ein besseres Verständnis der Realität durch durch die Lösung des Vereinfachung. Überprüft werden Modelle und Annahmen durch Modells bestimmt wird Natürliche und Laborexperimente Exogene Variable ▪ Ein ökonomisches Modell besteht aus endogenen und exogenen Eine Variable, deren Wert Variablen und funktionalen Beziehungen außerhalb des Modells ▪ Eine Herausforderung bei der Beobachtung von ökonomischen bestimmt wird Phänomenen in der Realität besteht in der Unterscheidung von ceteris paribus (unter Ursache-Wirkungsbeziehungen und bloßen Korrelationen sonst gleichen ▪ Für mehr analytische Klarheit werden in Modellen meist nur Bedingungen) Ein Begriff, der zur einzelne Variablen verändert, während alle anderen Einflüsse Beschreibung von konstant gehalten werden (ceteris paribus) Analysen verwendet wird, ▪ Modelle werden häufig in mathematische Formeln dargestellt. Den bei denen eine Variable im Modell variiert wird, Vorteilen der Präzision solcher Darstellungen stehen die Gefahren während andere konstant der Simplifizierung gegenüber, wenn die Modelle nicht ausreichend gehalten werden treffend konstruiert sind. 5 2 ÖKONOMISCHES DENKEN - ÖKONOMISCHE METHODOLOGIE Arten der Erkenntnisgewinnung ▪ Vorgehen: Sammlung von Informationen, Formulieren einer Deduktiv Hypothese, Überprüfung der Hypothese Aus der allgemeinen Theorie auf das Einzelne ▪ Ergebnis: Hypothese wird bestätigt, widerlegt oder weder bestätigt, schließen noch widerlegt Induktiv ▪ Mittel, um Hypothesen zu überprüfen: Induktive oder deduktive Vom Einzelnen zum Argumentation Allgemeinen hinführend Deduktive Argumentation Verallgemeinerung Theorie Hypothese Muster Beobachtung Eine Handlung, allgemeine Konzepte oder Erklärungen zu formulieren, indem aus Induktive Argumentation bestimmten Fällen eines Ereignisses oder Beobachtung Muster Hypothese, Theorie Verhaltens gefolgert wird 6 2.2 Theorieschulen 2 ÖKONOMISCHES DENKEN - THEORIESCHULEN Neoklassik und alternative Ansätze in der VWL ▪ Verschiedene Methodologien haben ihre eigenen Annahmen und Interpretationen, die die Sichtweise auf Probleme und Folgerungen für die Politik beeinflussen ▪ Die wohl dominanteste Methodologie in den Wirtschaftswissenschaften ist der neoklassische Ansatz („mainstream“) ▪ Kritiker und Initiativen wie z.B. das Netzwerk Plurale Ökonomik (www.plurale-oekonomik.de) werfen der Volkswirtschaftslehre vor, sich zu einseitig auf die Methodologie des mainstreams zu fokussieren und bemühen sich um eine methodologische Öffnung des Fachs ▪ Alternative „heterodoxe“ Ansätze sind z.B. – Feministische Ökonomik – Marxistische Ökonomie – Österreichische Schule 8 2.3 Volkswirtinnen und Volkswirte als politische Beraterinnen und Berater 2 ÖKONOMISCHES DENKEN - VOLKWIRTINNEN UND VOLKWIRTE ALS BERATERINNEN UND BERATER Positive versus normative Analyse Positive Aussagen Positive Aussagen Normative Aussagen (auch: deskriptive Aussagen) Behauptungen, die versuchen, die Welt so zu ▪ Beschreibung und Erklärung ▪ Aussagen dazu, wie Märkte, beschreiben, wie sie ist ökonomischer Strukturen und Unternehmen und Wirkungsbeziehungen Volkswirtschaften organisiert Normative Aussagen sein sollten Behauptungen, die ▪ Empirisch überprüfbar, versuchen vorzuschreiben, weitgehend werturteilsfrei ▪ Empirisch nicht überprüfbar, in wie die Welt sein sollten der Regel werturteilsbehaftet Erkenntnisgewinn Unternehmerische Grundlage für Vorhersagen sowie Handlungsempfehlungen unternehmens- und Wirtschaftspolitische wirtschaftspolitische Empfehlung Empfehlungen 10 2.4 Warum unter Volkwirtinnen und Volkswirten Dissens herrscht 2 ÖKONOMISCHES DENKEN - WARUM UNTER VOLKSWIRTINNEN UND VOLKSWIRTEN DISSENS HERRSCHT Unterschiede in wissenschaftlichen Urteilen ▪ Ökonominnen und Ökonomen können uneins sein Zehn Vorschläge, denen die meisten Ökonomen zustimmen über 1. Eine Deckelung der Mietpreise mindert Quantität und Qualität des − positive Theorien und damit über das Funktionieren Wohnangebots. (93 %) 2. Zölle und Importquoten reduzieren den allgemeinen ökonomischen der Wirtschaft (Unterschiede in den Wohlstand. (93 %) wissenschaftlichen Meinungen) 3. Flexible oder frei bewegliche Wechselkurse führen zu einer wirksamen Regelung der internationalen Finanzströme. (90 %) − normative Wertvorstellungen und damit über die 4. Fiskalpolitik (d. h. Steuersenkung und/oder Staatsausgabensteigerung) hat in der unterbeschäftigten Ziele von wirtschaftspolitischen Maßnahmen Volkswirtschaft eine signifikante stimulierende Wirkung. (90 %) (Unterschiede in den Werturteilen) 5. Wenn der Staatshaushalt ausgeglichen wird, so sollte dies über einen Konjunkturzyklus hinweg und nicht für jedes einzelne Jahr ▪ Unter Volkswirtinnen und Volkswirten gibt es also angestrebt werden. (85 %) 6. Geldzahlungen steigern die Wohlfahrt der Empfänger mehr als auch Dissens. Gleichzeitig gibt es einen hohen Grad an finanziell äquivalente Naturalleistungen. (84 %) Übereinstimmung in wichtigen Fragen 7. Ein großes Defizit des Staatshaushalts hat eine dämpfende Wirkung auf die Volkswirtschaft. (83 %) ▪ Vgl. aktuell z.B. https://www.ifo.de/fakten/2022-10- 8. Mindestlöhne erhöhen die Arbeitslosigkeit der jugendlichen und unqualifizierten Arbeitskräfte. (79 %) 07/energiepreiskrise 9. Die Regierung sollte die Sozialhilfen nach den Grundsätzen einer ▪ Neuere Untersuchungen deuten darauf, dass sich die negativen Einkommenssteuer umgestalten. (79 %) 10. Steuern und marktfähige Emissionszertifikate bilden einen Unterschiede in der Übereinstimmung eher besseren Ansatz für die Beschränkung von Emissionen als die reduzieren Festlegung von Schadstoffobergrenzen. (78 %) https://doi.org/10.1080/00220485.2014.889963 Quelle: Alston et. al.: Is There Consensus among Economists in the 1990s, in: American Economic Review, May 1992, S. 203-209 12 3 Nachfrage 3 NACHFRAGE Begleitende Lehrbuchlektüre ▪ N. Gregory Mankiw/ Mark P. Taylor (2021): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Auflage, Stuttgart. ▪ Kapitel 3: Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage ▪ Seiten 63-73 2 3.1 Die Annahmen des Marktmodells 3 NACHFRAGE - DIE ANNAHMEN DES MARKTMODELLS Markt ▪ Ein Markt besteht aus Gruppen potenzieller Käufer und Markt Verkäufer einer bestimmten Ware oder Dienstleistung Gruppen potenzieller ▪ Die Gruppe der potenzieller Käufer bestimmt die Käufer und Verkäufer einer Nachfrage nach einem Gut bestimmten Ware oder Dienstleistung ▪ Die Gruppe der potenziellen Verkäufer bestimmt das Angebot eines Gutes ▪ Es werden unterschiedliche Marktformen mit unterschiedlichen Eigenschaften (z.B. Anbieterzahl, Homogenitätsgrad der gehandelten Güter) unterschieden, u.a. − Wettbewerbsmarkt (Polypol) − Monopol − monopolistische Konkurrenz − Oligopol 4 3 NACHFRAGE - DIE ANNAHMEN DES MARKTMODELLS Wettbewerbsmarkt Annahmen des Wettbewerbsmarkts (Polypol): Wettbewerbsmarkt Ein Markt mit sehr vielen 1. Vielzahl von Käufern und Verkäufern Anbietern und 2. Vollkommene Information Nachfragern, sodass der 3. Käufer und Verkäufer sind Preisnehmer und Einzelne einen verschwindend kleinen Mengenanpasser und ihm selbst 4. Freier Marktzutritt, freier Marktaustritt unbekannten Einfluss auf 5. Homogene (gleichartige) Güter den Marktpreis hat 6. Akteure handeln unabhängig voneinander Mengenanpasser oder (keine Kooperation) Preisnehmer 7. Eigentumsrechte sind vollständig definiert, es existieren Anbieter und Nachfrager keine externen Effekte müssen den Marktpreis akzeptieren Beispiel für Wettbewerbsmärkte: Agrarmärkte (Rapsöl, Milch) 5 3.2 Nachfrage 3 NACHFRAGE Gesetz der Nachfrage ▪ Das Gesetz der Nachfrage besagt, dass die Gesetz der Nachfrage Nachfragemenge sinkt, wenn der Preis steigt und Unter sonst gleichen umgekehrt Bedingungen (Ceteris- paribus-Annahme) sinkt ▪ Die Nachfragemenge ist die Menge eines Gutes, das die nachgefragte Menge Käufer erwerben wollen und können eines Gutes bei steigendem Preis des ▪ Dieses „Gesetz“ gilt ceteris paribus, d.h. unter sonst Gutes gleichen Bedingungen. Andere Determinanten der Nachfrage (Preise anderer Güter, Einkommen, … ) Nachfragemenge müssen unverändert bleiben Die Menge eins Gutes, welche die Käufer zu ▪ Gründe für diese Bewegung unterschiedlichen Preisen − Substitutionseffekt erwerben wollen und − Einkommenseffekt können − abnehmender Grenznutzen des Konsums 7 3 NACHFRAGE Nachfrageplan / Nachfragetabelle Milchpreis Nachfragemenge (€/Liter) (Liter/Monat) Nachfrageplan, Sättigungsmenge Nachfragetabelle P Q (demand schedule) (P=0) 0,00 20 Eine Tabelle für die zusammengehörigen 0,10 18 Wertepaare Güterpreis 0,20 16 und Nachfragemenge 0,30 14 0,40 12 0,50 10 0,60 8 0,70 6 0,80 4 0,90 2 1,00 0 Prohibitivpreis (Q = 0) 8 3 NACHFRAGE Nachfragekurve Milchpreis Nachfragekurve (€/Liter) P Grafische Darstellung der 1,00 Korrelation zwischen 0,90 Preisen und 0,80 Nachfragemengen eines 0,70 Gutes 0,60 1. Ein Preisrückgang… 0,50 0,40 0,30 0,20 0,10 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Q Nachfragemenge Milch (Liter) 2. … erhöht die Nachfragemenge 9 3 NACHFRAGE Nachfragefunktion ▪ Eine einfache Nachfragefunktion beschreibt die Milchpreis Nachfragemenge (QD) eines Gutes in (€/Liter) Abhängigkeit seines Preises (PD): P 1,00 PD = 1,00 – 0,05QD QD = f(PD) 0,90 ▪ Meist wird die Nachfragekurve mit vertauschten 0,80 Achsen gezeichnet. Die dazugehörige inverse 0,70 Nachfrage hat dann die Form 0,60 PD = f(QD) 0,50 0,40 ▪ Verläuft die Nachfragekurve linear lautet die 0,30 inverse Nachfragefunktion 0,20 PD = a – bQD 0,10 ▪ Und im Beispiel: 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Q Nachfragemenge Milch (Liter) PD = 1,00 – 0,05QD 10 3 NACHFRAGE Marktnachfrage und individuelle Nachfrage – tabellerisch ▪ Die Marktnachfrage besteht aus der Summe aller Milchpreis Nachfragemenge individuellen Nachfragemengen für ein bestimmtes Gut (€/ Liter) (Liter/ Monat) beim jeweiligen Preis Katrin Lars Markt ▪ Die Marktnachfragekurve ergibt sich grafisch aus der 0,00 20 + 10 = 30 horizontalen Addition aller individuellen 0,10 18 9 27 Nachfragekurven 0,20 16 8 24 0,30 14 7 21 0,40 12 6 18 0,50 10 5 15 0,60 8 4 12 0,70 6 3 9 0,80 4 2 6 0,90 2 1 3 1,00 0 0 0 11 3 NACHFRAGE Marktnachfrage und individuelle Nachfrage – graphisch Katrins Nachfrage + Lars′ Nachfrage = Marktnachfrage Milch- 1,00 P Milchpreis 1,00 P Milchpreis 1,00 P preis (€/Liter) (€/Liter) (€/Liter) 0,90 P 0,90 0,90 0,80 0,80 0,80 0,70 + 0,70 = 0,70 0,60 0,60 0,60 0,50 0,50 0,50 0,40 0,40 0,40 D Katrin D Lars D Markt 0,30 0,30 0,30 0,20 0,20 0,20 0,10 0,10 0,10 Q Q Q 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 0 2 5 8 10 0 2 4 6 8 10 12 15 18 20 22 24 26 28 30 Nachgefragte Nachgefragte Nachgefragte Milchmenge (Liter) Milchmenge (Liter) Milchmenge (Liter) 12 3 NACHFRAGE Marktnachfrage und individuelle Nachfrage – rechnerisch Katrins Nachfrage + Lars′ Nachfrage = Marktnachfrage Milch- 1,00 P Milchpreis 1,00 P Milchpreis 1,00 P preis 0,90 (€/Liter) (€/Liter) 0,90 0,90 (€/Liter) 0,80 0,70 + 0,80 0,70 = 0,80 0,70 0,60 0,60 0,60 0,50 0,50 0,50 0,40 0,40 0,40 D Katrin 0,30 0,30 D Lars 0,30 D Markt 0,20 0,20 0,20 0,10 0,10 0,10 Q Q Q 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 0 2 5 8 10 0 2 4 6 8 10 12 15 18 20 22 24 26 28 30 Nachgefragte Nachgefragte Nachgefragte Milchmenge (Liter) Milchmenge (Liter) Milchmenge (Liter) 1 𝐾 1 𝐿 1 𝐾+𝐿 Inverse Nachfrage: 𝑃𝐷 = 1 − 𝑄 𝑃𝐷 = 1 − 𝑄 𝑃 =1− 𝑄 20 𝐷 10 𝐷 30 𝐷 Nachfrage: 𝑄𝐷𝐾 = 20 − 20𝑃 + 𝑄𝐷𝐿 = 10 − 10𝑃 = 𝑄𝐷𝐾+𝐿 = 30 − 30𝑃 13 3 NACHFRAGE Bewegung entlang der Nachfragekurve durch Preisänderungen Milchpreis ▪ Die Preisänderung bewirkt eine Veränderung der (€/Liter) Nachfragemenge ▪ Preisänderungen bedeuten eine Bewegung entlang der Nachfragekurve B 0,70 A 0,50 Nachfrage 0 10 6 Nachfragemenge von Milch (Liter) 14 3 NACHFRAGE Verschiebungen der Nachfragekurve durch Veränderungen anderer Nachfragedeterminanten ▪ Die Nachfragekurve verschiebt sich bei Veränderungen − der Preise von verwandten Gütern Milchpreis − des Einkommens der Konsumenten (€/Liter) − von Präferenzen Nachfrage- anstieg − der Bevölkerungsgröße und -struktur − der Werbung − von Erwartungen der Nachfrager Nachfragerückgang D2 D1 D3 0 Nachfragemenge von Milch (Liter) 15 3 NACHFRAGE Verschiebung der Nachfragekurve durch Preise verwandter Güter ▪ Preise verwandter Güter Substitute, Komplemente, substitutive Güter komplementäre − Substitute: Sinken des Preises eines Gutes verringert Zwei Güter, bei Güter die Nachfrage nach einem anderen Gut (Butterpreis denen der Zwei Güter, bei sinkt, Margarineabsatz geht zurück) Preisanstieg des denen der → Linksverschiebung der Margarinenachfrage einen Gutes einen Preisanstieg des Nachfrageanstieg Gutes einen − Komplemente: Sinken des Preises eines Gutes erhöht des anderen Gutes Nachfragerückgang die Nachfrage nach einem anderen Gut (Druckerpreis auslöst (auch) des anderen sinkt, Tonernachfrage steigt) Gutes bewirkt → Rechtsverschiebung der Tonernachfrage 16 3 NACHFRAGE Verschiebung der Nachfragekurve durch Einkommensänderungen ▪ Einkommensänderungen Normales Gut Inferiores Gut Ein Gut, dessen Ein Gut, dessen nachgefragte nachgefragte − Normale Güter: Bei steigendem Einkommen steigt die Menge bei einem Menge bei einem Nachfrage Einkommens- Einkommens- → Rechtsverschiebung der Nachfrage nach Sushi zuwachs ansteigt zuwachs sinkt (und (und andersherum) andersherum) − Inferiore Güter: Bei steigendem Einkommen sinkt die Nachfrage → Linksverschiebung der Nachfrage nach Sahnehering 17 3 NACHFRAGE Bestimmungsgrößen der Nachfrage – Überblick Determinante Eine Veränderung dieser Variablen... Preis ergibt eine Bewegung auf der Nachfragekurve Preise verwandter Güter verschiebt die Nachfragekurve Einkommen verschiebt die Nachfragekurve Präferenzen verschiebt die Nachfragekurve Bevölkerungsgröße und verschiebt die Nachfragekurve -struktur Werbung verschiebt die Nachfragekurve Erwartungen der Konsumenten verschiebt die Nachfragekurve 18 4 Angebot 4 ANGEBOT Begleitende Lehrbuchlektüre ▪ N. Gregory Mankiw/ Mark P. Taylor (2021): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Auflage, Stuttgart. ▪ Kapitel 3: Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage ▪ Seiten 74-81 2 4 ANGEBOT Gesetz des Angebots ▪ Gesetz des Angebots Gesetz des Angebots Nach dem Gesetz des Angebots steigt die Unter sonst gleichen Angebotsmenge mit dem Preis Bedingungen (Ceteris- paribus-Annahme) steigt ▪ Die Ursache für diesen Anstieg sind die Kostenverläufen die angebotene Menge bei der Produktion. In der Regel steigen die Kosten einer eines Gutes bei zusätzlichen Produkteinheit mit zunehmender steigendem Preis des Ausbringungsmenge an Gutes ▪ Bei steigenden Preisen können zusätzliche Einheiten Angebotsmenge kostendeckend angeboten werden. Die Angebotsmenge Die Gütermenge, die steigt Verkäufer veräußern wollen und können 3 4 ANGEBOT Angebotsplan / Angebotstabelle Milchpreis Angebotsmenge Angebotsplan, Angebotstabelle (€/Liter) (Liter/Monat) Eine Tabelle für die P Q zusammengehörigen 0,00 0 Wertepaare Güterpreis und Angebotsmenge 0,10 0 0,20 2 0,30 4 0,40 6 0,50 8 0,60 10 0,70 12 0,80 14 0,90 16 1,00 18 4 4 ANGEBOT Angebotskurve P Angebotskurve Milch- 1,00 preis Ein Graph für die (€/Liter) 0,90 Zuordnungen von 0,80 Güterpreisen und 0,70 Angebotsmengen 0,60 0,50 1. Ein Preisanstieg… 0,40 0,30 0,20 0,10 Q 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Angebotsmenge 2. … erhöht die an Milch (Liter) angebotene Menge Milch 5 4 ANGEBOT Angebotsfunktion ▪ Eine einfache Angebotsfunktion beschreibt die Angebotsmenge (QS) eines Gutes in P Abhängigkeit seines Preises (PS): Milch- 1,00 preis QS = f(PS) (€/Liter) 0,90 PS = 0,10 + 0,05QS S 0,80 ▪ Auch die Angebotsfunktion wird meist mit 0,70 vertauschten Achsen als inverses Angebot gezeichnet. Es hat dann die Form 0,60 PS = f(QS) 0,50 0,40 ▪ Verläuft die Nachfragekurve linear lautet die 0,30 einfache inverse Angebotsfunktion 0,20 PS = c + dQS 0,10 Q ▪ Und im Beispiel: 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Angebotsmenge PS = 0,10 + 0,05QS an Milch (Liter) 6 4 ANGEBOT Marktangebot und individuelles Angebot – tabellerisch ▪ Das Marktangebot besteht aus der Summe aller Milchpreis Nachfragemenge individuellen Angebotsmengen für ein bestimmtes Gut (€/ Liter) (Liter/ Monat) beim jeweiligen Preis Richard Markus Markt 0,00 0 + 0 = 0 0,10 0 1 1 0,20 2 2 4 0,30 4 3 7 0,40 6 4 10 0,50 8 5 13 0,60 10 6 16 0,70 12 7 19 0,80 14 8 22 0,90 16 9 25 1,00 18 10 28 7 4 ANGEBOT Marktangebot und individuelles Angebot – graphisch Richard Markus Markt Milchpreis 1,00 P Milchpreis 1,00 P Milchpreis 1,00 P (€/Liter) (€/Liter) (€/Liter) 0,90 0,90 0,90 0,80 0,80 0,80 0,70 + 0,70 = 0,70 0,60 0,60 0,60 SRichard SMarkus SMarkt 0,50 0,50 0,50 0,40 0,40 0,40 0,30 0,30 0,30 0,20 0,20 0,20 0,10 0,10 0,10 Q Q Q 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 0 2 5 8 10 0 2 4 6 8 10 15 16 18 20 22 24 26 28 30 Angebotsmenge Angebotsmenge Angebotsmenge an Milch (Liter) an Milch (Liter) an Milch (Liter) 8 4 ANGEBOT Bewegung entlang der Angebotskurve durch Preisänderungen ▪ Die Preisänderung bewirkt eine Veränderung der Milchpreis Angebotsmenge (€/Liter) ▪ Preisänderungen bedeuten eine Bewegung entlang der Angebotskurve 0,60 0,30 0 4 10 Angebotsmenge Milchmenge (Liter) 9 4 ANGEBOT Verschiebungen der Angebotskurve durch Veränderungen anderer Angebotsdeterminanten ▪ Die Angebotskurve verschiebt sich durch Veränderung S3 folgender Faktoren: Milchpreis (€/ Liter) Angebotskurve − Inputpreise, Preise der Produktionsfaktoren S1 S2 − Rentabilität der Produktion und Preise von Angebots- rückgang Kuppelprodukten − Technik − natürliche und gesellschaftliche Faktoren Angebots- − Erwartungen der Anbieter anstieg − Anzahl der Anbieter 0 Angebotsmenge von Milch (Liter) 10 5 Gleichgewicht 5 GLEICHGEWICHT Begleitende Lehrbuchlektüre ▪ N. Gregory Mankiw/ Mark P. Taylor (2021): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Auflage, Stuttgart. ▪ Kapitel 3: Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage ▪ Seiten 81-91 2 5 GLEICHGEWICHT Marktgleichgewicht ▪ Das Marktgleichgewicht liegt beim Schnittpunkt von Gleichgewicht Gleichgewichtspreis Angebots- und Nachfragekurve Eine Situation, in der Der Preis, bei dem die Angebot und Nachfrage Nachfragemenge gleich ▪ Zum Gleichgewichtspreis (auch: markträumender Preis) gleich sind der Angebotsmenge ist ist die nachgefragte Gütermenge gleich der angebotenen Gütermenge (Gleichgewichtsmenge) Gleichgewichtsmenge Komparative Statik ▪ Das Gleichgewicht ergibt sich aus dem spontanen Vergleich eines Angebotene und Verhalten von Käufern und Verkäufern nachgefragte Menge zum ursprünglichen Gleichgewichtspreis Gleichgewichts-zustandes ▪ Angebots- und Nachfragekurve erlauben es, die mit einem anderen Auswirkungen verschiedenster Ereignisse auf Gleichgewichtsmenge und Preis zu untersuchen ▪ Der Vergleich unterschiedlicher Gleichgewichtszuständen heißt komparative Statik 3 5 GLEICHGEWICHT Marktgleichgewicht – graphisch Milchpreis Gesetz von Angebot und Nachfrageüberschuss (€/Liter) Nachfrage Eine Situation, in der die Preisanpassungen zur zum Marktpreis Angebot Angleichung angebotener nachgefragte Menge und nachgefragter größer ist als die Gütermengen auf Angebotsmenge Gleichgewichtspreis Gleichgewicht Märkten 0,40 Angebotsüberschuss Eine Situation, in der die zum Marktpreis Gleichgewichts- angebotene Menge menge Nachfrage größer ist als die Nachfragemenge 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Ge- und verkaufte Menge Milch (Tsd. Liter) 4 5 GLEICHGEWICHT Angebotsüberschuss ▪ Liegt der aktuelle Preis über dem Gleichgewichtspreis, Milchpreis ist die angebotene Menge größer als die nachgefragte (€/Liter) Menge Angebotsüberschuss Angebot ▪ Es entsteht ein Angebotsüberschuss 0,60 ▪ Anbieter werden ihre Preise verringern, die 0,40 Nachfragemenge steigen. Damit ergibt sich eine Bewegung in Richtung des Gleichgewichts Nachfrage 0 7 Menge Milch nachgefragte angebotene (Liter) Menge Menge 5 5 GLEICHGEWICHT Nachfrageüberschuss ▪ Liegt der aktuelle Preis unter dem Gleichgewichtspreis, Milchpreis dann ist die nachgefragte Menge größer als die (€/Liter) Angebot angebotene Menge ▪ Es entsteht ein Nachfrageüberschuss oder eine Güterknappheit 0,40 0,30 ▪ Die Anbieter werden ihre Preise erhöhen, Nachfrager weniger nachfragen und es entsteht eine Bewegung in Nachfrageüberschuss Richtung des Marktgleichgewichts Nachfrage 0 Menge Milch angebotene nachgefragte (Liter) Menge Menge 6 5 GLEICHGEWICHT Marktgleichgewicht – rechnerisch Wie lauten Gleichgewichtspreis (P*)und Gleichgewichts- P menge (Q*) für folgende inverse Nachfrage- (D) und Angebotsfunktion (S)? S 𝑃𝐷 (𝑄) = 𝑎 − 𝑏 𝑄𝐷 𝑃𝑆 𝑄 = 𝑐 + 𝑄𝑆 P* D Q Q* 7 5 GLEICHGEWICHT Wie lauten Gleichgewichtspreis (P*)und Gleichgewichts- Einsetzen in die Nachfragefunktion ergibt den menge (Q*) für folgende inverse Nachfrage- (D) und Gleichgewichtspreis P* Angebotsfunktion (S)? 𝑃∗ = 𝑎 − 𝑏𝑄 ∗ D: 𝑃𝐷 (𝑄) = 𝑎 − 𝑏 𝑄𝐷 S: 𝑃𝑆 𝑄 = 𝑐 + 𝑄𝑆 𝑎−𝑐 =𝑎−𝑏 𝑏+𝑑 𝑎 𝑏+𝑑 𝑏(𝑎 − 𝑐) = − Gleichgewichtspreis P* und -menge Q* erhält man durch 𝑏+𝑑 𝑏+𝑑 Ersetzen von QD und QS durch Q* bzw. PD und PS durch P*: ∗ ∗ 𝑎 𝑏 + 𝑑 − 𝑏(𝑎 − 𝑐) 𝑃 = 𝑎 − 𝑏𝑄 = 𝑏+𝑑 𝑃∗ = 𝑐 + 𝑑𝑄 ∗ 𝑎𝑏 + 𝑎𝑑 − 𝑏𝑎 + 𝑏𝑐 = 𝑏+𝑑 𝑎𝑑 + 𝑏𝑐 Gleichsetzen der Funktionen und Auflösen nach Q* = 𝑏+𝑑 ergibt die Gleichgewichtsmenge 𝑎 − 𝑏𝑄 ∗ = 𝑐 + 𝑑𝑄 ∗ Gleichgewichtspreis (P*) und Gleichgewichtsmenge 𝑏𝑄 ∗ + 𝑑𝑄 ∗ = 𝑎 − 𝑐 (Q*) lauten (𝑏+𝑑)𝑄 ∗ = 𝑎 − 𝑐 𝑎𝑑 + 𝑏𝑐 𝑎−𝑐 𝑃∗ = 𝑄∗ = 𝑎−𝑐 𝑏+𝑑 𝑏+𝑑 𝑄∗ = 𝑏+𝑑 8 5 GLEICHGEWICHT Marktgleichgewicht – Beispielaufgabe Die inverse Nachfrage ist gegeben durch 𝑃𝐷 (𝑄) = 100 − 2𝑄𝐷 Das inverse Angebot sei 𝑃𝑆 (𝑄) = 20 + 3𝑄𝑆 Ermitteln Sie den Gleichgewichtspreis P* und die Gleichgewichtsmenge Q* und illustrieren Sie Ihr Ergebnis durch eine Skizze. 9 5 GLEICHGEWICHT Marktgleichgewicht – Beispielaufgabe Die inverse Nachfrage (D) ist gegeben durch 𝑃𝐷 (𝑄) = 100 − 2𝑄𝐷 P Das inverse Angebot (S) sei 𝑃𝑆 (𝑄) = 20 + 3𝑄𝑆 100 S Gleichgewichtspreis P* und Gleichgewichts- menge Q* erhält man durch Ersetzen von QD und QS durch Q* sowie PD und PS durch P*: 𝑃∗ = 100 − 2𝑄 ∗ P* = 68 𝑃∗ = 20 + 3𝑄∗ Gleichsetzen der Funktionen und Auflösen nach Q* ergibt: D ∗ ∗ 100 − 2𝑄 = 20 + 3𝑄 80 = 5𝑄 ∗ 𝑄 ∗ = 16 20 Durch Einsetzen in die Nachfragefunktion erhält man den Gleichgewichtspreis P*: Q* = 16 50 Q 𝑃∗ = 100 − 2 16 = 68 10 5 GLEICHGEWICHT Komparativ-statische Analyse Entscheide, ob ein Ereignis die 1 Angebots- oder die Nachfragekurve beeinflusst (oder beide) 2 Entscheide über die Richtung der Kurvenverschiebungen Verwende das Angebots-Nachfrage-Diagramm, um die resultierende 3 Änderung des Marktgleichgewichts festzustellen 11 5 GLEICHGEWICHT Komparativ-statische Analyse – Beispiel 1 Ein ungewöhnlich heißer Sommer: Wie reagiert der Preis 1 Hitze lässt die Milchmarkt? Nachfrage steigen 2 Die Nachfragekurve verschiebt sich nach rechts … 3 mit höherem Angebot 1 Angebots- oder Nachfragekurve? Preis … P2 Neues Gleichgewicht P1 2 Richtung der Kurvenverschiebung? Ursprüngliches D2 Gleichgewicht D1 0 Q1 Q2 Ge- und 3 und höherer Menge verkaufte Menge 3 Resultierende Änderung? 12 5 GLEICHGEWICHT Komparativ-statische Analyse – Beispiel 2 Viehfutter wird teurer. Wie reagiert der Markt? Preis 1 Eine Erhöhung des z. B. Zuckerpreises. das Angebot S2 senkt Neues Gleichgewicht S1 3 mit höherem 2 Die Angebotskurve 1 Angebots- oder Nachfragekurve? Preis … verschiebt sich P2 nach links … P1 Ursprüngliches Gleichgewicht 2 Richtung der Kurvenverschiebung? Nachfrage 0 Q1 Q2 Ge- und 4 und niedriger Menge verkaufte Menge 3 Resultierende Änderung? 13 5 GLEICHGEWICHT Auswirkung von Angebots- und Nachfrageänderungen Keine Angebotsanstieg Angebotsrückgang Angebotsänderung Keine P unverändert P fällt P steigt Nachfrageänderung Q unverändert Q steigt Beispiel 2 Q fällt P steigt P (?) P steigt Nachfraganstieg Beispiel 1 Q steigt Q steigt Q (?) P fällt P fällt P (?) Nachfragerückgang Q fällt Q (?) Q fällt 14 5 GLEICHGEWICHT Signalwirkung von Preisen ▪ Die Hauptfunktion des Preises in einem freien Markt ist es, Käufern und Verkäufern ein Signal zu geben. ▪ Käufern zeigt der Preis, worauf sie verzichten müssen (Opportunitätskosten) beim Erwerb eines Gutes und damit welchen Nutzen das Gut stiftet ▪ Verkäufern liefert derBeispiel Preis1 Informationen über die Rentabilität der Produktion (Gewinne) ▪ Preise sind Knappheitsindikatoren, die anzeigen, wo Ressourcen Anbieter ihre Ressourcen gewinnbringend einsetzen können und sie dort eine besonders hohe Bedürfnisbefriedigung für die Nachfrager versprechen 15 6 Wohlfahrt 6 WOHLFAHRT - KONSUMENTENRENTE Begleitende Lehrbuchlektüre ▪ N. Gregory Mankiw/ Mark P. Taylor (2021): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Auflage, Stuttgart. ▪ Kapitel 6: Konsumenten, Produzenten und die Effizienz von Märkten ▪ Seiten 233-253 2 6.1 Konsumentenrente 3 6 WOHLFAHRT - KONSUMENTENRENTE Wohlfahrtsökonomik ▪ Wohlfahrtsökonomik ist die Lehre davon, wie die Wohlfahrtsökonomik Allokation der Ressourcen das wirtschaftliche Die Lehre davon, wie die Wohlbefinden beeinflusst Allokation der Ressourcen ▪ Das Wohlbefinden spiegelt wider, wie zufrieden ein die wirtschaftliche Einzelner mit seinem Leben ist Wohlfahrt beeinflusst ▪ Die Allokationseffizienz spiegelt die Zufriedenheit mit der Allokation der Ressourcen wider Wohlfahrt ▪ Allokationseffizienz liegt vor, wenn Verkäufer der Die subjektive Produktionsmenge genau den gleichen Nutzen beimessen Zufriedenheit der wie die Käufer dem Konsum der Produktionsmenge Individuen mit ihren Lebensumständen und die ▪ Die Konsumentenrente misst die ökonomische Wohlfahrt objektive Lebensqualität, der Käufer die mithilfe von Indikatoren ▪ Die Produzentenrente misst die ökonomische Wohlfahrt gemessen wird der Verkäufer 4 6 WOHLFAHRT - KONSUMENTENRENTE Zahlungsbereitschaft und Konsumentenrente P 90 Zahlungsbereitschaft 80 Der höchste Preis, den ein Käufer für ein Gut zu 70 zahlen bereit ist 60 Gebot ≙ Zahlungsbereitschaft: 35 EUR Konsumentenrente 50 Zahlungsbereitschaft Konsumentenrente 35 EUR – 10 EUR = 25 EUR 40 (persönlicher Höchstpreis) des Käufers 30 minus des tatsächlich 20 gezahlten Preises 10 P = 10 0 Q 0 20 40 60 80 100 120 5 6 WOHLFAHRT - KONSUMENTENRENTE Die Konsumentenrente auf einem Markt ist die Summe individueller Konsumentenrenten P A Individuelle Zahlungsbereitschaft Individuelle Konsumentenrenten (Aufsummierte) Gesamtkonsumentenrente P1 C B D Q Q1 6 6 WOHLFAHRT - KONSUMENTENRENTE Veränderung der Konsumentenrente bei Preisänderungen P P Grafisch ist die A A Konsumentenrente die Ursprüngliche Fläche unter der Konsumentenrente Nachfragekurve und über dem Preis Zusätzliche Konsumentenrente der Erstkäufer P1 C P1 C Konsumentenrente B B der zusätzlichen Käufer P2 F D E D D Q Q Q1 Q1 Q2 7 6.2 Produzentenrente 8 6 WOHLFAHRT - PRODUZENTENRENTE Kosten und Produzentenrente ▪ Die Produzentenrente entspricht dem Kosten Produzentenrente Verkaufspreis abzüglich der Produktionskosten Wert von allem, worauf Verkaufspreis minus ein Verkäufer bei der Kosten eines Gutes ▪ Die Produzentenrente misst den Nutzen eines Herstellung eines Gutes Verkäufers aus seiner Teilnahme am verzichten muss Marktgeschehen (explizite und implizite ▪ Die Fläche unter dem Preis und über der Kosten) Angebotskurve entspricht der Produzentenrente Verkaufsbereitschaft Minimumpreis, zu dem ein Verkäufer zum Verkauf eines Gutes bereit ist (entspricht den Kosten) 9 6 WOHLFAHRT - PRODUZENTENRENTE Veränderung der Produzentenrente bei Preisänderungen P P S Zusätzliche Produzenten- Grafisch ist die rente der ursprünglichen S Produzenten Produzentenrente die Fläche oberhalb der Angebotskurve und unter D E F Produzentenrente P2 dem Preis der zusätzlichen B Anbieter P1 B C P1 C Ursprüngliche Produzentenrente A Q A Q1 Q Q1 Q2 10 6.3 Markteffizienz 11 6 WOHLFAHRT - MARKTEFFIZIENZ Gesamtrente als Effizienzmaß der Ressourcenallokation ▪ Konsumenten- und Produzentenrente erlauben es, die Effizienz Pareto-Verbesserung Vorteilhaftigkeit einer Allokation von Ressourcen durch Eine Allokation der Wenn eine Märkte zu beurteilen Ressourcen, welche die Umverteilung der ▪ Konsumentenrente = Güterwert für Käufer – Bezahlung Gesamtrente aller Ressourcen durch Käufer Mitglieder der mindestens einen Gesellschaft maximiert ökonomischen Akteur ▪ Produzentenrente = Empfangene Bezahlung der besser stellt, ohne Verkäufer – Kosten der Verkäufer Allgemeines (und einen anderen simultanes) ▪ Gesamtrente = Konsumentenrente + Produzentenrente ökonomischen Akteur Gleichgewicht ▪ Die Ressourcenallokation ist effizient, wenn die schlechter zu stellen Die Vorstellung, dass die größtmögliche Gesamtrente aller Mitglieder erzielt wird Entscheidungen und Wahlmöglichkeiten der ökonomischen Akteure auf allen Teilmärkten der Volkswirtschaft aufeinander abgestimmt sind (Markträumung) 12 6 WOHLFAHRT - MARKTEFFIZIENZ Konsumentenrente und Produzentenrente im Marktgleichgewicht P A S Konsumen- tenrente P* E Produzenten- rente Nachfrage C Q Q* 13 6 WOHLFAHRT - MARKTEFFIZIENZ Markteffizienz und Verteilungsgerechtigkeit ▪ Es ergeben sich drei Erkenntnisse über Marktergebnisse: Verteilungsgerechtigkeit − Freie Märkte teilen das Güterangebot jenen Käufern zu, die es – ausgedrückt durch Die Fähigkeit einer die Zahlungsbereitschaft – am höchsten schätzen und bewerten Gesellschaft, die wirtschaftliche Wohlfahrt − Freie Märkte teilen die Güternachfrage jenen Verkäufern zu, welche die Güter zu den fair auf ihre Mitglieder geringsten Kosten produzieren können aufzuteilen − Freie Märkte führen zur Produktion jener Gütermenge, die mit einem Maximum an Produzenten- und Konsumentenrente verbunden ist ▪ Marktgleichgewichte entsprechen einer effizienten Allokation von Ressourcen Soziale Wohlfahrtsfunktion Der ▪ Der Effizienz gegenüber steht das Konzept der Verteilungsgerechtigkeit. Sie ist eine Gesamtnutzen einer Möglichkeit zu beurteilen, ob eine effiziente Allokation fair bzw. erstrebenswert ist oder Gesellschaft, der durch nicht Konsumenten- und Produzentenrente abgebildet wird 14 6 WOHLFAHRT Produzentenrente, Konsumentenrente – Beispielaufgabe Die inverse Nachfrage ist gegeben durch 𝑃𝐷 (𝑄) = 100 − 2𝑄𝐷 Das inverse Angebot sei 𝑃𝑆 (𝑄) = 20 + 3𝑄𝑆 Ermitteln Sie den Gleichgewichtspreis P* und die Gleichgewichtsmenge Q* und illustrieren Sie Ihr Ergebnis durch eine Skizze. Wie lauten Konsumenten- und Produzentenrente im Gleichgewicht? Wie hoch ist die Gesamtrente? 15 6 WOHLFAHRT Produzentenrente, Konsumentenrente – Beispielaufgabe Die inverse Nachfrage (D) ist gegeben durch 𝑃𝐷 (𝑄) = 100 − 2𝑄𝐷 * steht für P Gleichgewicht Das inverse Angebot (S) sei 𝑃𝑆 (𝑄) = 20 + 3𝑄𝑆 100 S Gleichgewichtspreis P* und Gleichgewichtsmenge Q* erhält man durch Ersetzen von QD und QS durch Q* sowie PD und PS durch P*: 𝑃∗ = 100 − 2𝑄∗ P* = 68 𝑃∗ = 20 + 3𝑄∗ Gleichsetzen der Funktionen und Auflösen nach Q* ergibt: D 𝑃𝐷 (𝑄) = 𝑃𝑆 (𝑄) 100 − 2𝑄 ∗ = 20 + 3𝑄∗ 80 = 5𝑄∗ 20 𝑄 ∗ = 16 Durch Einsetzen in die Nachfragefunktion erhält man den Gleichgewichtspreis P*: Q* = 16 50 Q ∗ 𝑃 = 100 − 2 16 = 68 16 6 WOHLFAHRT Produzentenrente, Konsumentenrente, Gesamtwohlfahrt Beispielaufgabe P Grafisch ist die Konsumentenrente KR die Fläche unter Flächenberechnung eines der Nachfragekurve oberhalb des Preises: Dreiecks Geldeinheiten, 1 100 S 1 also z.B. EUR 𝐴= 𝑔 ℎ 𝐾𝑅 = 16 (100 − 68) = 256 2 2 KR Die Produzentenrente PR ist die Fläche oberhalb der Angebotskurve und unterhalb des Preises: P* = 68 1 PR 𝑃𝑅 = 16 (68 − 20) = 384 2 D Die Gesamtwohlfahrt GW (auch: Gesamtrente) ist die Summe aus Konsumentenrente und Produzentenrente 20 𝐺𝑊 = 𝐾𝑅 + 𝑃𝑅 = 256 + 384 = 640 Q Q* = 16 50 17 7 Elastizitäten 7 ELASTIZITÄTEN Begleitende Lehrbuchlektüre ▪ N. Gregory Mankiw/ Mark P. Taylor (2021): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Auflage, Stuttgart. ▪ Kapitel 3: Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage ▪ Seiten 91-96, 97-106 Die Nummerierung dieses Foliensatzes entspricht der neuen Zählung. Die Zählung im Video folgt einer alten Nummerierung, die sich an den Buchkapiteln orientiert. Die Inhalte sind aber identisch und es sollte leicht möglich sein, dem Video mit diesem Foliensatz zu folgen. 2 7 ELASTIZITÄTEN Elastizitäten ▪ Elastizitäten beschreiben, wie stark die Änderung einer bestimmten Größe eine zweite Größe beeinflusst ▪ Es gibt unterschiedliche Elastizitäten: – Preiselastizität – Einkommenselastizität – Elastizität des Angebots –… ▪ Elastizitäten – … erlauben eine genauere Analyse von Angebot und Nachfrage – … sind Maßgrößen, die Auskunft darüber geben, wie Anbieter und Nachfrager auf Veränderungen der Marktlage reagieren 3 7 ELASTIZITÄTEN Preiselastizität der Nachfrage ▪ Die Preiselastizität der Nachfrage Preiselastizität der Nachfrage – … misst, wie sich die Nachfragemenge verändert, wenn Ein Maß für die Stärke, sich der Preis eines Gutes erhöht mit der die – … ist, vereinfacht gesagt, die prozentuale Nachfragemenge eines Mengenänderung der Nachfrage bei einer Änderung des Gutes auf Änderungen Preises um ein Prozent seines Preises reagiert – berechnet als Quotient von prozentualer Änderung der Nachfragemenge und prozentualer Preisänderung 4 7 ELASTIZITÄTEN Einflussgrößen der Preiselastizität ▪ Die Preiselastizität der Nachfrage hängt ab ▪ Die Preiselastizität der Nachfrage ist umso geringer (Preisänderungen bewirken kleinere – von der Erhältlichkeit enger Substitute Mengenänderungen), je – von der Wertung, ob es sich um lebensnotwendige – geringer die Anzahl enger Substitute ist Güter oder um Luxusgüter handelt – stärker es sich um ein lebensnotwendiges Gut – von der Marktabgrenzung handelt – vom Anteil des Einkommens, das für ein Gut – weiter der Markt definiert ist ausgegeben wird – geringer der Anteil des Einkommens ist, den man für – vom Zeithorizont das Gut aufwendet – kürzer die betrachtete Periode ist 5 7 ELASTIZITÄTEN Berechnung der Preiselastizität Bogenelastizität, Basiswertmethode ▪ Die Preiselastizität der Nachfrage ergibt sich aus der ▪ Beispiel: Wenn der Preis eines Gutes von € 2,00 auf € prozentualen Mengenänderung, dividiert durch die 2,20 steigt und die nachgefragte Menge von 10 auf 8 prozentuale Preisänderung Einheiten fällt, dann würde die Nachfrageelastizität wie folgt berechnet: ▪ Nach einer weit verbreiteten Konvention wird die Preiselastizität oft als positiver Wert angegeben, obwohl ▪ Eine Preisänderung von 1 % verringert die ja Preis- und Mengenänderungen gegenläufig sind nachgefragte Menge um 2 % ▪ Beispiel: Wenn der Preis eines Gutes von € 2,00 auf € 2,20 steigt und die nachgefragte Menge von 10 auf 8 Einheiten fällt, dann würde die Nachfrageelastizität wie folgt berechnet: 10 − 8 10 0,20 20% 𝑃𝑟𝑒𝑖𝑠𝑒𝑙𝑎𝑠𝑡𝑖𝑧𝑖𝑡ä𝑡 𝑑𝑒𝑟 𝑁𝑎𝑐ℎ𝑓𝑟𝑎𝑔𝑒 = = = =2 2,20 − 2,00 0,10 10% 2,00 6 7 ELASTIZITÄTEN Berechnung der Preiselastizität Punktpreiselastizität Bogenpreiselastizität Variante 1: Basiswertmethode Variante 2: Mittelwertmethode Q2 − Q1 Q2 − Q1 ED = Q1 ED = (Q2 + Q1 ) / 2 P2 − P1 P2 − P1 P1 (P2 + P1 ) / 2 Punktpreiselastizität ▪ Die Punktpreiselastizität gibt die ▪ Anders als im Lehrbuch wird in relative Mengenänderung durch dieser Vorlesung ausschließlich Q eine relative Preisänderungen in mit der Punktpreiselastizität Q Q P einem Punkt an gearbeitet ED = =  P P Q ▪ Sie nutzt anstelle des P Differenzenquotienten den Differentialquotienten 7 7 ELASTIZITÄTEN Berechnung der Preiselastizität einer linearen inversen Nachfragefunktion 1 ▪ Ausgangspunkt für die Berechnung der Bspl.: Gegeben ist die lineare Nachfrage 𝑄𝐷 (𝑃) = 50 − 𝑃𝐷 2 Punktpreiselastizität ist eine Nachfragefunktion in ihrer „normalen Form“, d.h. die nachgefragte Menge ist Wie hoch ist die Punktpreiselastizität der Nachfrage abhängig vom Preis (QD steht „links“) bei einem Preis von 68? 1 𝑑𝑄𝐷 1 Erste Ableitung 𝑄𝐷 (𝑃) = 50 − 𝑃𝐷 =− der Nachfrage- 𝑑𝑃 2 funktion 2 ▪ Steht nur die inverse Nachfragefunktion zur Verfügung 𝑑𝑄 𝑃 P = 68 P ist gegeben (P steht „links“), so muss diese zunächst nach QD 𝐸𝐷 = ⋅ 𝑑𝑃 𝑄 umgestellt werden: 1 1 𝑄𝐷 = 50 − 68 = 16 2 𝑃 = 100 − 2𝑄𝐷 ⇔ 𝑄𝐷 = 50 − 𝑃 2 Q ergibt sich durch Einsetzen von P in die ▪ Anschließend wird in die Formel für die Nachfragefunktion Punktpreiselastizität eingesetzt 1 68 𝐸𝐷 = − ⋅ = −2,125 2 16 𝑑𝑄 𝑄 𝜕𝑄 𝑃 𝐸𝐷 = = ⋅ Die Punktpreiselastizität beträgt -2,125 𝑑𝑃 𝜕𝑃 𝑄 8 𝑃 7 ELASTIZITÄTEN Die Vielfalt der Nachfragefunktionen ▪ Die Elastizität ist eng mit der Steigung der Nachfragekurve verbunden: − je flacher die Nachfragekurve, die durch einen bestimmten Punkt verläuft, umso größer die Preiselastizität der Nachfrage (dem Betrag nach) − Je steiler die Nachfragekurve, die durch einen bestimmten Punkt verläuft, umso geringer die 𝑑𝑄 𝑃 Preiselastizität der Nachfrage (dem Betrag nach) 𝐸𝐷 = ⋅ 𝑑𝑃 𝑄 ▪ Die Elastizität ist aber auch abhängig vom Punkt (der Preis-Mengenkombination) auf der Nachfragekurve − je höher der Preis (und je geringer die Menge), umso größer die Preiselastizität dem Betrag nach − je geringer der Preis (und höher die Menge), umso geringer die Preiselastizität dem Betrag nach 9 7 ELASTIZITÄTEN Vollkommen unelastische Nachfrage Preiselastizität = 0 Preis ▪ Ein Anstieg des Preises … Nachfrage … verändert die nachgefragte Menge nicht €5 €4 0 100 Menge 10 7 ELASTIZITÄTEN Vollkommen unelastische Nachfrage Preiselastizität dem Betrag nach kleiner als eins Preis €5 ▪ Ein Anstieg des Preises führt zu einem €4 unterproportionalen Rückgang der Menge Nachfrage 0 90 100 Menge 11 7 ELASTIZITÄTEN Einheitselastische Nachfrage Preiselastizität dem Betrag nach gleich eins Preis €5 ▪ Ein Anstieg des Preises führt zu einem €4 proportionalen Sinken der Nachfragemenge Nachfrage 0 80 100 Menge 12 7 ELASTIZITÄTEN Elastische Nachfrage Preiselastizität dem Betrag nach größer als eins Preis ▪ Ein Anstieg des Preises führt zu einem überproportionalen Sinken der Nac

Use Quizgecko on...
Browser
Browser