VL_4_HS24_Depression+und+Suizidalitat+im+Alter_HANDOUT_c PDF

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Dr. phil. Myriam V. Thoma

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depression suicidal thoughts elderly mental health

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This document provides lecture notes and outlines for a course on depression and suicidal ideation in older adults. It covers various aspects of the topic, such as the prevalence of depression in older adults, reasons for underdiagnosis, risk factors associated with the development of depression in older adults, factors that protect against depression in older adults, various tests and evaluations, and treatments.

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Depression und Suizidalität im Alter Bildquelle: https://steamc ommunity.co m/sharedfiles/ filedetails/?l=g erman&id=12 73281815 Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 1 Gliederung der Vorlesung (I) 16.09.2024 Einführung Klinische Gerontopsychologie (Präsenzformat) 23.09.2024 Demenz I (Präsenzformat) 30.09.2024 Demenz II (Präsenzformat) 07.10.2024 Depression und Suizidalität im Alter (Präsenzformat) 14.10.2024 Sucht im Alter (via Zoom) 21.10.2024 Schlafveränderungen und Schlafstörungen im Alter* 28.10.2024 Selbststudium (à keine Präsenzveranstaltung) * Keine Live Veranstaltung à Video auf OLAT hochgeschaltet Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 2 Gliederung der Vorlesung (II) 04.11.2024 Angst und somatoforme Störungen im Alter (Präsenzformat) 11.11.2024 Traumafolgestörungen im Alter (via Zoom) 18.11.2024 Resilienz im Alter (Präsenzformat) 25.11.2024 Healthy Aging* 02.12.2024 Innovationen und Interventionen im Alter (Präsenzformat) 09.12.2024 Wiederholung und Prüfungsvorschau (via Zoom) 16.12.2024 Prüfung (à 20.12.2024) * Keine Live Veranstaltung à Video auf OLAT hochgeschaltet Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 3 Lernziele der Veranstaltung Nach dem regelmässigen Besuch der Vorlesung und nach dem Studium des vorgegebenen Lernstoffes … … kenne ich mich bezüglich der Häufigkeit von Depressionen im Alter gut aus. … kenne ich die unterschiedlichen Formen, Risikofaktoren und Besonderheiten von Depressionen im Alter. … weiss ich, welche psychometrischen Instrumente geeignet sind, eine Depression im Alter zu screenen, und kenne die diagnostischen Besonderheiten.... kann ich konkrete Aussagen zum Thema Suizidalität im Alter tätigen. Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 4 Bildquelle: https://www.pinterest.ch/pin/270004940132615624/?d Fallbeispiel =t&mt=login Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 5 Fallbeispiel (https://nea-wis.de/fallbeispiel/herr-mueller-ist-antriebslos-depression, 17.08.2021) Herr M. ist 80 Jahre alt. Seinen Haushalt meistere er noch selbstständig. Einsamkeit präge seinen Alltag: Seine Angehörigen leben 30 km entfernt und würden nur gelegentlich anrufen. Vor einigen Jahren seien seine Frau und sein bester Freund verstorben. Er habe immer weniger Energie, um rauszugehen oder sich mit Freunden zu treffen. Oft sässe er stundenlang einfach nur so da und schwelge in Erinnerungen. Er grüble über seine Zukunft nach und könne deshalb kaum noch schlafen. Was soll aus ihm werden? Er verliere immer mehr den Kontakt zur Aussenwelt, empfinge immer weniger Besuch und habe keine Hobbys mehr. Er nehme immer weniger Anteil am Leben der Angehörigen. Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 6 einzelne Symptome können normal sein aber Kombination von Symptomen weissen auf mittel- bis schwergradige Depression hin Fallbeispiel Erhöhte Ermüdbarkeit (https://nea-wis.de/fallbeispiel/herr-mueller-ist-antriebslos-depression, 17.08.2021) Aktivitätseinschränkung … immer weniger Energie, um rauszugehen oder sich mit Freunden zu treffen Antriebslosigkeit … er sässe stundenlang einfach nur so da... schwelge in Erinnerungen Konzentration und Aufmerksamkeit … er grüble über Zukunft nach («Was soll aus ihm werden?) Negative und pessimistische Zukunftsperspektive … könne deshalb kaum noch schlafen Schlafstörungen Sozialer … er verliere immer mehr den Kontakt zur Aussenwelt, empfinge immer weniger Besuch Rückzug (Folge von) … er habe keine Hobbys mehr Interessenverlust Freudlosigkeit … nehme immer weniger Anteil am Leben der Angehörigen. Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 7 Depression by Jacob Lawrence at the Whitney Museum Bildquelle: https://www.sartle.com/blog/post/mental-health-art- history-5-artists-with-depression Klinische Kriterien einer Depression (im Alter) Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 8 Klinische Kriterien einer Depression (im Alter) gemäss ICD-11 (World Health Organization, 2018 ) 😢 😣 😴 Kognitiv-behavioraler Cluster Affektiver Cluster Neurovegetativer Cluster Verminderte Depressive Konzentrationsfähigkeit Gestörter Schlaf Stimmung Geringer Selbstwert, übermässige u. Appetitveränderung Deutlich vermindertes unangemessene Schuldgefühle Interesse oder Vergnügen Psychomotorische Unruhe an Aktivitäten Hoffnungslosigkeit in Bezug auf die oder Verlangsamung Zukunft. Verminderte Energie oder Wiederkehrende Gedanken an den ausgeprägte Müdigkeit Tod, Suizidgedanken nach geringer Anstrengung Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 9 Unterschiedliche Verlaufsformen von Depressionen (Wittchen & Hoyer, 2011) „Double Depression“ (Dysthyme Störung & depressive Episode) Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 10 Wie häufig sind Bildquelle: https://www.quora.com/How-is-depression-symbolized-in-art Depressionen im Alter? Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 11 Prävalenz depressiver Störungen bei Personen 60+ (Fiske, Wetherell, & Gatz, 2009; Hu et al., 2022; Jacobi et al., 2014; Kok, & Reynolds, 2017; Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression, 2022; Sjöberg et al., 2017; WHO, 2023) Global massive Unterschiede in der Prävalenz von Depressionen im Alter Globale Punktprävalenz (inkl. präklinische Depression): 28.4 % Punktprävalenz (für klinische Depression) gemäß WHO: 5.7 % Epidemiologische Studien: Prävalenz von Depressionen im Alter tiefer als bei jüngeren Personen Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 12 Unterschätzung der Prävalenz von Depressionen im Alter? (Gundersen & Bensadon, 2023; Kvalbein-Olsen et al., 2023; Mühlig et al., 2015; Sjöberg et al., 2017) In Epidemiologischen Studien Ältere (v.a. hochbetagte) Menschen, die schwer krank, behindert, bettlägerig, antriebsgemindert oder im Alten- oder Pflegeheim wohnhaft sind, werden mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit berücksichtigt à (Stark) erhöhte Prävalenz bei Personen ≥ 85 Jahre und bei Personen, welche in stationären Einrichtungen der Altenpflege leben (Schätzung: 50 %) Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 13 Bildquelle: https://www.nicepng.com/ourpic/u2q8t4r5 u2a9e6q8_free-mental-health- screenings-during-mental-illness- journey/#google_vignette (Früh-)Diagnostik Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 14 Depression im Alter ist unterdiagnostiziert (I) (Gundersen & Bensadon, 2023; Kok, & Reynolds, 2017; Kvalbein-Olsen et al., 2023) Viele depressive Störungen im Alter werden nicht erkannt oder wenn erkannt, nicht adäquat behandelt (z.B. nur medikamentös, mit einer zu geringen Dosierung, zu kurz), obwohl in hausärztlicher Behandlung à Schätzungsweise 30–60 % der Fälle bleiben unerkannt Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 15 Depression im Alter ist unterdiagnostiziert (I) (Gundersen & Bensadon, 2023; Kvalbein-Olsen et al., 2023) Besonders kritisch, da Depressionen … … zu starken Einbussen in der Lebensqualität führen, … mit einer erhöhten Mortalität, … mit stärkerer Beeinträchtigung/Verschlechterung durch chronische Erkrankungen, … mit einer Über- und Unterbeanspruchung des Gesundheitssystems und … mit einer erhöhten Suizidalität im Zusammenhang stehen. Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 16 Mögliche Gründe für Unterdiagnose von Depressionen im Alter (Gundersen & Bensadon, 2023; Kok, & Reynolds, 2017; Kvalbein-Olsen et al., 2023; Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression, 2022) Nur ungefähr 1/3 der älteren Menschen, welche an moderaten depressiven Symptomen leiden, erwähnen diese bei ihren hausärztlichen Konsultationen. Bei Hausärzt*innen: Fokus auf somatische Beschwerden / körperliche Erkrankungen Bei Behandler*innen, Angehörigen und Betroffenen: Negative Altersstereotypien (depressives Zustandsbild wird dem natürlichem Alterungsprozess zugeschrieben), (Selbst-)Stigmatisierungsgefahr, depressive Symptome werden nicht als solche wahrgenommen Besondere klinische Präsentation der Symptomatik Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 17 Klinische Präsentation einer Depression (im Alter) (Fiske, Wetherell, & Gatz, 2009; Kok, & Reynolds, 2017; Kvalbein-Olsen et al., 2023; Mühlig et al., 2015) Weniger affektive Symptomatik (wird von den Betroffenen angegeben) Symptomatik mutet eher wie kognitiver Abbau an (à Pseudodemenz) Veränderung von Interesse / Interessenverlust / sozialer Rückzug Angst (Ungeklärte) somatische Beschwerden: diffuser Schmerz, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden, Gewichtsverlust Weigerung zu trinken, essen, Medikamente einzunehmen Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 18 Klinische Präsentation einer Depression (im Alter) (Hautzinger, 2015) Pseudodemenz (➤ Depression) Demenz Depressionen in Vergangenheit Kein Hinweis auf frühere Depressionen Neuropsychologische Symptomatik ohne Befund Neuropsychologische Auffälligkeiten Dysphorische, ängstlich-hilflose Stimmung Fluktuierende Stimmungsschwankungen Frühmorgendliches Erwachen Umkehr des Schlaf-Wach-Rhythmus Klagsam, Herausstellung der kognitiven Defizite Bemühungen, kognitive Defizite zu vermeiden Bei Tests variierende Leistungen Konsistent schlechte Leistungen in Tests Suizidgedanken Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 19 Bildquelle: https://www.nicepng.com/ourpic/u2q8t4r5 u2a9e6q8_free-mental-health- screenings-during-mental-illness- journey/#google_vignette Screening für Depressionen im Alter Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 20 Screening-Instrumente für Depression Bereich Instrument Items Selbst- Beck-Depressions-Inventar (BDI) 21 Items beurteilung Geriatrische Depressionsskala (GDS) 30 Items, Kurzform 15 Items Allgemeine Depressionsskala (ADS) 20 Items, Kurzform 15 Items Patient Health Questionnaire (PHQ-9) 9 Items Fremd- Hamilton Depression Ratingskala (HAMD) 21 Items beurteilung Inventar Depressiver Symptome (IDS) 28 Items Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 21 Screening – Beck Depressionsinventar (BDI) (BDI–II; Beck, Steer & Brown, 2009) Potenziell problematische Items bei älteren Menschen: Ergebnisinterpretation 0–13 Minimale Depression 14–19 Leichte Depression 20–28 Moderate Depression 29–63 Schwere Depression Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 22 Screening – Geriatrische Depressionsskala (GDS-15) (Yesavage et al., 1986) Ergebnisinterpretation 0–5 normal 5–10 leicht bis mittelmässig 11–15 schwere Depression https://www.kcgeriatrie.de/fileadmin/ Kcgeriatrie/Assessments/gds.pdf Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 23 Differenzialdiagnostik (Gundersen & Bensadon, 2023; Kok, & Reynolds, 2017) Ausschluss von Konditionen, die depressionsartige Symptome verursachen können: Körperliche Erkrankungen: z.B. Schilddrüsenunterfunktion, virale Infektion, Krebs Mangelerscheinungen: z.B. Vitamin D, Vitamin B12 und Eisenmangel, Fehlernährung Medikamente: z.B. Benzodiazepine, Beta-Blocker, Diuretika, Kortikosteroide Alkohol, Drogen Abgrenzung einer beginnenden Demenz (à Pseudodemenz) u. Gebrechlichkeit Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 24 Bildquell e: https://w ww.psyc hological science.o rg/public ations/ob server/ob sonline/s ome- people- can- thrive- after- depressi on-study- finds.htm l Behandlungsempfehlungen Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 25 Behandlungsempfehlungen – Generelle Aspekte (Kok, & Reynolds, 2017) Die Behandlung kann aufgrund von der Komplexität der Gesamtsituation (z.B. Multimorbidität, Polypharmazie, kognitive Einbussen, soziale Isolation, Gebrechlichkeit) eine Herausforderung darstellen. Ältere Menschen mit Depressionen haben sehr wahrscheinlich auch früher depressive Episoden erlebt und haben ihr gesamtes Leben wohl mehr oder weniger unter Depressionen gelitten à langer Leidensweg Empfehlung: Multidisziplinäres klinisches Team und Einbindung von Familie/nahen Bezugspersonen Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 26 Depression – Behandlung im Alter – Übersicht 💊 Antidepressiva 🗣👤 Psychotherapie 🚶🚶 Bewegungstherapie 💡 Lichttherapie 😳 Wachtherapie 🧠 Elektrokonvulsionstherapie Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 27 💊 Antidepressiva, die am besten untersuchte Behandlungsoption (Kok, & Reynolds, 2017; Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression, 2022) Vergleichbare Wirksamkeit wie bei Jüngeren (CAVE à uneindeutige Befundlage) Für die Behandlung von schwereren Depressionen (à SSRI) Unterschiedliche Befunde bezüglich Dosierung: gleich? weniger als bei Jüngeren? Längere Wirklatenz gemäss klinischer Erfahrung (bis zu 6 Wochen) Grösseres Risiko für unerwünschte Wirkungen (à Multimorbidität; Polypharmazie) Effekt der Wirkung «bescheiden» (~ 1/3 der Behandelten à Remission) Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 28 🗣 👤 Psychotherapie (PT) bei Depressionen im Alter (Cuijpers et al., 2014; Kok, & Reynolds, 2017; Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression, 2022) Moderate bis hohe Effekte (CAVE à mögliche Überschätzungsgefahr) Empfohlen bei leicht- bis mittelgradiger Depressionen als Monotherapie Bei mittelgradig- bis schwergradiger Depression in Kombination mit medikamentöser Therapie Wirksame PT: KVT, Problemlösetherapie (und Lebensrückblicktherapie) Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 29 🚶🚶 Bewegungstherapie (Kok, & Reynolds, 2017; Mura, & Carta, 2013) Es gibt nur wenige gut konzipierte, qualitativ hochstehende Studien Aktuelle Befundlage - die grosse Mehrheit der Studien zeigt signifikante positive Ergebnisse in Bezug auf die Verringerung der depressiven Symptome bei älteren Menschen (Trainierende vs. Kontrollpersonen). Körperliche Betätigung (z.B. 3 x Woche à 45‘-60‘) kann bei der Vorbeugung oder Verringerung von depressiven Symptomen bei älteren Menschen, als unterstützendes Angebot, wirksam sein. Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 30 💡 Lichttherapie (I) (Kok, & Reynolds, 2017; Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression, 2022; WHO, 2023) Bei saisonabhängigen Depressionen (engl. seasonal affective disorder, SAD, „Winterdepressionen“); jedoch auch bei Depressionen mit anderer Ursache. Empfehlung: Ältere Menschen profitieren von Lichttherapie, zusätzlich und unterstützend zu anderen Interventionen CAVE à fortschreitende Makuladegeneration Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 31 💡 Lichttherapie (II) Licht (2‘000–10‘000 Lux) wird über Augen aufgenommen und gelangt...... über den Sehnerv zur „inneren Uhr“ (nucleus suprachiamaticus, SCN), was zur...... Ausschüttung von verschiedenen Gehirnbotenstoffen (u. a. Serotonin) führt, was wiederum zur... Bildquelle: https://www.femelle.ch/life/tageslichtlampen-und-lichttherapie- fuer-stimmung-und-schlaf-femelle-3652... Stimmungsaufhellung (nach etwa 4 Tagen) https://www.promegaconnections.com/light-a-happy-pill-for-dark-days/ führt. Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 32 😳 Wachtherapie = partieller Schlafentzug als effektives Mittel zur vorübergehenden Stimmungsaufhellung bei schweren Formen von Depressionen; bei 60–70 % der Patienten*innen erfolgreich. Anwendung Gruppe von Patienten*innen ab 01:30 Uhr geweckt, ab 02:00 Uhr wach bis zum nächsten Abend (20:00 Uhr); Kein „Mittagsschläfchen“ à Effekt würde verloren gehen; Wirkung, d.h. Stimmungsaufhellung, hält an bis zum Schlafengehen; Wirkung belegt à Wirkmechanismus noch unklar (REM-Phase?); CAVE à Suizidgefahr (wegen Antriebssteigerung) Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 33 🧠 Elektrokonvulsionstherapie (Kok, & Reynolds, 2017; Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression, 2022; Pfaff et al., 2013; WHO, 2023) Nachweislich das (älteste [von 1937] biologische und auch) wirksamste Therapieverfahren bei schweren depressiven Störungen. Von verschiedenen Leitlinien zur Behandlung von therapieresistenten Depressionen empfohlen „Die Indikationsstellung ist komplex und erschwert, da noch keine hinreichende Definition von ‚Therapieresistenz’ im Rahmen der Depressionsbehandlung vorliegt.“ (Pfaff et al., Psychiatrische Praxis, 2013, S. 390) In Deutschland: 4‘000 Patienten*innen / Jahr; in der Schweiz: 50 Patienten*innen / Jahr Kritische Haltung der Betroffenen; wenig Expertise bei Fachärzt*innen Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 34 🧠 Elektrokonvulsionstherapie (Pace & Blundell, 2018) Bildquelle: https://www.researchgate.net/figure/Typical- set-up-of-an-ECT-session- 36_fig2_327956940 Bildquelle: https://bipolarnews.org/?p=2132 Kurze kontrollierte Stromimpulse unter Narkose à Nicht sichtbare epileptische Krampfanfälle à Bio- chemische Veränderungen; 2–3 Mal wöchentlich / insgesamt 6–15 Sitzungen; Auch bei schwangeren Frauen induziert (!). Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 35 Nachsorge Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 36 Nachsorge (Gundersen & Bensadon, 2023; Kok, & Reynolds, 2017) Bei Remission mit einer medikamentösen Behandlung mit Antidepressiva: es ist nicht bekannt, wie lange die Therapie fortgesetzt werden sollte, da es nur wenige Studien gibt, die dieses klinische Problem untersucht haben Empfehlung: Wiederholte Termine auch nach Beendigung der akuten Behandlung aufgrund von empirischen Hinweisen einer erhöhten Rückfallquote nach Behandlung bei älteren Patient*innen Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 37 Vorsorge – Prävention Pablo Picasso, 1902-03, Femme assise (Melancholy Woman) Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Bildquelle: https://www.journal21.ch/artikel/picasso-blau- Seite 38 und-rosa ♀ Prävention von Depression im Alter (Almeida, 2014) «Die erfolgreiche Prävention von Depressionen im späteren Leben ist ein lebenslanger Prozess, der in der Kindheit beginnt und bis ins hohe Alter reicht.» (Almeida, 2014, S. 140) Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 39 ♀ Risikofaktoren für die Entwicklung einer Depression im Alter (Ahmed et al., 2023; Fiske, Wetherell, & Gatz, 2009; Gundersen & Bensadon, 2023; Handing et al., 2022; Kok, & Reynolds, 2017; Kvalbein-Olsen et al., 2023; Maier et al., 2021; Mayerl, Stolz & Freidl, 2023; Sjöberg et al., 2017; Qiu et al., 2023) In einer Institution leben Schlechte körperliche Keine*n Sehschwäche Partner*in Subjektive Funktionsfähigkeit ♂: Schwierigkeiten mit instrumentellen Hör- haben soziale Aktivitäten des täglichen Lebens Subjektive schwäche Einsamkeit ♀ Isolation schlechte ♀: erhöhte Belastung Einschränkung der täglichen Aktivitäten Gesundheit durch familiäre Pflichten Kognitive Luftverschmutzung Insomnie Stressreiche Beeinträchtigung Unbehandelte Tieferes Lebensereignisse Tiefes Depression in Anämie Bildungsniveau (z.B. Verlust) Einkommen der Anamnese Demenz Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 40 Schutzfaktoren für die Entwicklung einer Depression im Alter (Almeida, 2014; Fiske, Wetherell, & Gatz, 2009; Maier et al., 2021; Makhoul & Bartley, 2023; Mamalaki et al., 2023; WHO, 2023) Mediterrane Diät Körperliche Altersassoziierte erhöhte Aktivität Höheres Bildungsniveau psychologische Resilienz Dankbarkeit (Wahrgenommene) Höherer sozio- soziale Aktivität Beschäftigung mit ökonomischer Status sinnstiftenden Aufgaben Religiöse oder spirituelle Beteiligung Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 41 Kurz und knapp 🔎 Depressionen im Alter werden häufig nicht erkannt und falls erkannt, nicht adäquat behandelt 👨🦳 Depressionen im Alter à weisen Besonderheiten in der klinischen Präsentation auf 🕸 Behandlung: Aktivierung eines Hilfsnetzwerks 😊 Soziale Bindungen, körperliche Gesundheit und Mobilität / Unabhängigkeit sind für die Aufrechterhaltung des emotionalen Wohlbefindens und die Minimierung des Depressionsrisikos im späteren Erwachsenenalter entscheidend. Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 42 Suizidalität im Alter Bildquelle: The Suicide is a painting by Octave Tassaer https://pixels.com/featur ed/the-suicide-octave- tassaert.html Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 43 Fallbeispiel Suizidalität im Alter (I) Die Pat., aktuell knapp 90 Jahre alt, habe eine sehr enge Beziehung zu ihrer Schwester. Beide Schwestern hätten nie geheiratet und hätten immer zusammen (`symbiotisch‘) gelebt. Es bestünden wenige enge Kontakte zu Aussenstehenden. Sie würden bereits seit über 50 Jahren zusammenleben. Die Pat. sei vielfältig interessiert (z.B.: lesen, reisen, Musik) und sei ausgeprägt gläubig. Die Pat. sei in ihrem gesamten Leben psychopathologisch unauffällig gewesen. Keine somatischen Erkrankungen. Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 44 Fallbeispiel Suizidalität im Alter (II) Bei der Schwester sei vor einem Jahr Krebs diagnostiziert worden, welcher anschliessend erfolgreich habe behandelt werden können. Die Pat. habe jedoch daraufhin eine Depression entwickelt (unbehandelt, jedoch unter Aufsicht der HA). Eine Woche vor Eintritt der Pat. seien bei der Schwester bei einem Nachuntersuch Metastasen entdeckt worden, angeblich mit einer schlechten Prognose. Die Pat. sei daraufhin dekompensiert, inkl. depressiver Stimmung, Hoffnungslosigkeit, Apathie, Schlafstörungen und akuter Suizidalität. So habe die Pat. die letzten Tage vor Einweisung nur noch im Bett verbracht. Die Einweisung per FU erfolgte auf Initiative der HA aufgrund einer akuten wichtig als Therapeutin: Licht sein, das die Patientin nicht mehr sieht, Suizidgefährdung bei fehlender Absprachefähigkeit. Hoffnung bringen Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 45 Suizidalität im Alter Die Suizidrate steigt mit dem Alter bei beiden Geschlechtern an à Exponentieller Anstieg bei Männern ab ca. 70 Jahren Suizidrate über alle Altersgruppen tiefer bei Frauen Quelle: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und- hilfe/depression-in-verschiedenen-facetten/suizidalitaet Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, www.gbe-bund.de, Zugriff 20.5.2020 Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 46 Fakten zu Suizidalität im Alter (I) (Mühlig et al., 2015) Im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen ist bei Älteren die Suizidrate deutlich höher und die Anzahl der Suizidversuche deutlich geringer (200:1 vs. 4:1) Häufigste Art der Selbsttötung unterscheidet sich bei den Geschlechtern: Männer ➤ Erhängen, Sturz aus Höhe, Erschiessen (sog. „harte“ Methoden) Frauen ➤ Selbstvergiftung (sog. „sanfte“ Methoden) Besondere Form des Suizids im Alter ist die Selbstaufgabe Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 47 Fakten zu Suizidalität im Alter (II) (Eisenwort et al., 2007; Minder & Harbauer, 2015) Wichtigste Risikofaktoren: Psychische Erkrankungen (v.a. affektive Störungen wie Depressionen) Vorhandensein von physischen Erkrankungen / gesundheitlichen Problemen Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 48 Suizidrisiko nach einer Demenzdiagnose (Alothman et al., 2022) Insgesamt kein signifikanter Zusammenhang zwischen Diagnose und Suizidrisiko Jedoch: Suizidrisiko signifikant erhöht bei: Patient*innen, bei denen die Demenz vor dem Alter von 65 Jahren diagnostiziert wurde In den ersten 3 Monaten nach der Diagnose Bei Patient*innen mit Demenz und psychiatrischer Komorbidität (z.B. Depression) Bei Patient*innen unter 65 Jahren und innerhalb von 3 Monaten nach der Diagnose war das Suizidrisiko 6,69-mal höher als bei Patient*innen ohne Demenz. Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 49 Fakten zu Suizidalität im Alter (III) (Eisenwort et al., 2007; Minder & Harbauer, 2015) Wichtigste Risikofaktoren: Psychische Erkrankungen (v.a. affektive Störungen wie Depressionen) Vorhandensein von physischen Erkrankungen / gesundheitlichen Problemen Familiäre Konflikte (à führt zu Rückzug und Vermeidung) Niederer sozio-ökonomischer Status Schwierige Lebensereignisse bzw. -bedingungen Soziale Isolation / Vereinsamung (z.B. durch Verlusterfahrungen) à Betroffene sind häufig Verwitwete, Geschiedene oder Ledige Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 50 Fakten zu Suizidalität im Alter (IV) (Müller-Pein & Lindner, 2020) Bilanzsuizid? Wird kritisch diskutiert... Im Hintergrund einer Suizidabsicht steht häufig eine eingeengte, ausweglos erscheinende Lebenssituation: „Suizidhandlungen entspringen... auch bei älteren Menschen praktisch immer einer Verzweiflung“ „Minder & Harbauer, Swiss Archives of Neurology and Psychiatry, 2015, S. 73) Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 51 Zusammenfassung Steigende Suizidrate mit dem Alter bei beiden Geschlechtern Aber: über alle Altersgruppen hinweg tiefere Suizidraten bei Frauen als bei Männern Art der Selbsttötung geschlechtsabhängig Soziale Isolation als Risikofaktor für Suizidalität im Alter (unter vielen anderen) Im Hintergrund einer Suizidabsicht steht häufig eine eingeengte, ausweglos erscheinende Lebenssituation Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 52 à Bitte ins Handy abspeichern! ⬇ à Siehe auch diverse Dokumente auf OLAT Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 53 Referenzen (I) – Ahmed, T., Lamoureux-Lamarche, C., Berbiche, D., & Vasiliadis, H. M. (2023). The association between anemia and depression in older adults and the role of treating anemia. Brain and Behavior, 13(5), e2973. – Almeida, O. P. (2014). Prevention of depression in older age. Maturitas, 79(2), 136–141. – Alothman, D., Card, T., Lewis, S., Tyrrell, E., Fogarty, A. W., & Marshall, C. R. (2022). Risk of suicide after dementia diagnosis. JAMA neurology, 79(11), 1148–1154. – Beck, A. T., Steer, R. A. & Brown, G. K. (2009). Beck-Depressions-Inventar (BDI–II, dt. Version: M. Hautzinger, F. Keller & C. Kühner, 2. Aufl.). Frankfurt: Pearson Assessment. – Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression – Langfassung, Version 3.2. 2022 [cited: 2023-08-07]. Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 54 Referenzen (II) – Cuijpers, P., Karyotaki, E., Pot, A. M., Park, M., & Reynolds III, C. F. (2014). Managing depression in older age: psychological interventions. Maturitas, 79(2), 160–169. – Eisenwort, B., Heinrich, M., Schuster, A., Willinger, U., & Berzlanovich, A. (2007). Suizide im Alter. Demographische Faktoren, Motive, Methoden und Abschiedsbriefe. Rechtsmedizin, 17, 359–362. – Fiske, A., Wetherell, J. L., & Gatz, M. (2009). Depression in older adults. Annual review of clinical psychology, 5, 363–389. – Gundersen, E., & Bensadon, B. (2023). Geriatric depression. Primary Care: Clinics in Office Practice, 50(1), 143–158. – Handing, E. P., Strobl, C., Jiao, Y., Feliciano, L., & Aichele, S. (2022). Predictors of depression among middle- aged and older men and women in Europe: a machine learning approach. The Lancet Regional Health– Europe, 18. Depression und Suizidalität im Alter – PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 55 Referenzen (III) – Hautzinger, M. (2015). 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