LV-Sozialpsychiatrie-2024-Past Paper PDF

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2024

Stefanie Schmid

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social psychiatry psychiatry history mental health social sciences

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This document is a past paper for a social psychiatry lecture, 3rd semester 2024. It covers topics like definitions, historical developments, dimensions of social psychiatry, and current offers. The document includes questions, expected performance components, and historical context.

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1 Sozialpsychiatrie BA, 3. Semester 2024 @ Stefanie Schmid, BA BA 2 Themen 1. Begriffsdefinition 2. Wandel in der Psychiatrie – geschichtliche Entwicklung (Schwerpunkt Sozialpsychiatrie) 3. Dimensionen der...

1 Sozialpsychiatrie BA, 3. Semester 2024 @ Stefanie Schmid, BA BA 2 Themen 1. Begriffsdefinition 2. Wandel in der Psychiatrie – geschichtliche Entwicklung (Schwerpunkt Sozialpsychiatrie) 3. Dimensionen der Sozialpsychiatrie 4. Spannungsfeld: Schutz / Hilfe / Gesetze / Kontrolle 5. Aktuelle Angebote in Tirol 6. Vorstellung PSZ / PSP 7. Zukunft der Sozialpsychiatrie 3 Leistungsbeurteilung Kompensa4on (im Falle von Abwesenheit bei Präsenta4on): Schri@liche Arbeit zum zugeteilten Klausur findet am Präsenta4onsthema Präsentation Klausur Ende der letzten LV (Umfang = 2,5 Seiten 50% 50% am 28.11.2024 statt Hausarbeit/Reflexion der asynchronen Lehreinheit) 4 1. Definition - Sozialpsychiatrie Gruppendiskussion (6 Personen – 15 Minuten) Was fällt Ihnen spontan (ohne nachzulesen J ) zum Begriff „Sozialpsychiatrie“ ein? Schreiben Sie ihre Begriffe / Gedanken auf ein Flipchart 5 Sozialpsychiatrie – Hans Strotzka „...jene Wissenscha-, die sich systema3sch mit der Bedeutung von sozialen, kulturellen sowie Umgebungsfaktoren in weitestem Sinn für seelische Gesundheit und Krankheit befasst. Sie bezieht dabei soziologische, sozialpsychologische und kulturanthropologische Momente sowohl in Bezug auf die allgemeine Beeinflussung der Auffassungen von Gesundheit und Krankheit als auch deren Bedeutung für den einzelnen in ihre Betrachtung ein. Sie beschä-igt sich im Besonderen mit der Diagnose, Prognose, Therapie und Vorbeugung psychischer Krankheiten in und für Gruppen von Menschen.“ (Strozka 1972) 6 Sozialpsychiatrie – Priebe und Hoffmann „...der Bedeutung sozialer Faktoren für psychische Gesundheit und Krankheit und für deren Präven?on und Veränderung“ (Priebe und Hoffmann 2002) 7 Sozialpsychiatrie – Schmitt „Sozialpsychiatrie ist [...] die Wissenscha7 von den Erscheinungsweisen des seelisch Abnormen in seinen vielfälBgen Wechselbeziehungen zur menschlichen Gesellscha7 – sowohl auf ihre Gesamtheit wie auch auf in ihr exisBerende Individuen bezogen – und zugleich Nutzanwendung der aus sozialpsychiatrischen Analysen gewonnenen Einsichten bei Maßnahmen zur Vorbeugung, Behandlung und Nachsorge seelischer Störungen.“ (SchmiP 1997) 8 Sozialpsychiatrie Ätiologie (Ursache von Erkrankungen und ihren auslösenden Faktoren) Soziale Faktoren in Zusammenhang mit psychischer Erkrankung Epidemiologie (Verbreitung von psychischer Erkrankung) Versorgung / Versorgungsstruktur Konkretere Formen der Behandlung / Therapie / Unterstützung Sozialen, gesellschaftlichen, kulturellen Rahmenbedingungen Prävention und Gesundheitsförderung 9 2. Geschichtliche Entwicklung d. Sozialpsychiatrie Warum geschichtliche Betrachtung? Zeigt Veränderungen auf, die in der Psychiatrie stattgefunden haben Psychiatrie hat eine lange und bewegte Vergangenheit Demonstriert, dass es nicht statisch ist Damit wir nicht vergessen Psychiatrie als Spiegel der Gesellschaft 10 Anfänge der Sozialpsychiatrie Beginn 19 Jhd. Errichtung von Anstalten für „Geisteskranke“ = die Geburtsstunde der Psychiatrie (eigenständige medizinische Disziplin) Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jhd. Gegenstimmen zur Anstaltspflege „ohne soziale Psychiatrie keine Psychiatrie“ Gemeindenahe Psychiatrie konnte sich damals nicht durchsetzen Beginn des 20 Jhd. tauchte der Begriff soziale Psychiatrie erstmals auf „(d)ie Lehre von den für die Gesundheit der Gesamtheit verderbliche Umständen und den zu deren Abwehr nützliche Maßregeln (…)“ (Schöny, 2018) 11 1. Weltkrieg / Nationalsozialismus Durch den 1. Weltkrieg rissen die reformerischen Ansätze aus folgenden Gründen ab: „Mit der Zahl der Kriegstoten minderte sich der Wert des menschlichen Lebens.“ „Gefechtsbereitschaft“ – dadurch wären geistig kranke Menschen „nutzlos“ „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“ Rassenhygiene / Eugenik (Schöny, 2018) 12 Nachkriegszeit – Zeit der Psychopharmaka In den 1950er Jahren wurde der Gedanke „soziale Psychiatrie“ wieder aufgenommen Auf- und Ausbau von Versorgungseinrichtungen IntegraEon von Menschen mit psychischer Erkrankung Viele Psychiatrien überfüllt – InsEtuEon der Verwahrung Psychopharmaka wurden zur „Ruhigstellung“ genützt 1953 Erstes NeurolepEkum 1958 AnEdepressivum 1960 Tranquilizers (Schöny, 2018) 13 1968er- Bewegung 60er – 70er Jahre: soziale und psychiatriekritische Bewegung; 68er Bewegung und politisches Aufbegehren führt zu Umbruch in Psychiatrie - Zielsetzungen: Beseitigung von Missständen in stationären Versorgungseinrichtungen Aufhebung der rechtlich-sozialen Benachteiligung von psychisch Kranken Menschen Aufgabe des vorwiegend verwahrenden Charakters und Entwicklung zu einer rehabilitativen und therapeutischen Psychiatrie (Schöny, 2018) 14 An%psychiatrie bes%mmt durch…...die Kritik an der sozialpsychiatrischen Praxis als „verdoppelte Psychiatrie“ und „versteckter Bevormundung“... die Forderung von mehr Betroffenenbeteiligung, mehr Selbstbestimmung, Ablehnung der Psychopharmakologie und Zwangsbehandlung...weniger akademische Orientierung...Integration von eher neuen Ideen (Schöny, 2018) 15 Das Weglaufhaus „Villa Stöckle“ Weglau'aus „Villa Stöckle“ = an5psychiatrisch orien5erte Kriseneinrichtung, bietet Möglichkeit sich dem psychiatrischem System zu entziehen und Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Interview: Weglau'aus hJps://soundcloud.com/weglau'aus/vorstellung 16 Enthospitalisierung – warum? Wissenschaftliche Untersuchungen, die Einflüsse von Lebensraum und Kultur auf psychische Erkrankungen nachweisen Erfindung/ Entwicklung moderner Psychopharmaka Entwicklung von soziotherapeutischen / rehabilitativen Interventionen Daraus ergab sich eine starke Psychiatriekritik (Schöny, 2018) 17 Zusammenfassung: Geschichte Sozialpsychiatrie Beginn 19. Jahrhunderts Erste Hälfte des 19. 1. Weltkrieg und Erste sozialpsychiatrische Jahrhunderts Nationalsozialismus Ansätze Anstalt für Erste Gegenstimmen zur Verengung des Begriffes „geisteskranke“ Anstaltspflege soziale Psychiatrie Menschen Wiedereingliederung ins „Rassenhygiene“ Geburtsstunde d. soziale Umfeld gefordert Eugenik klinischen Psychiatrie Bedeutung des sozialen „der Staat habe die Umfeldes Pflicht, sich um Umsetzung Menschen in Not zu gemeindenähere kümmern“ Psychiatrie scheiterte häufig 18 Nachkriegszeit / 1968er Bewegung / Psychiatriereform / Psychopharmaka AnKpsychiatrie Enthospitalisierung 1950er Soziale und Wiederaufnahme psychiatriekritische Beginn in den 1960- „soziale Psychiatrie“ Bewegung erJahren Auf- und Ausbau Antipsychiatrie InÖsterreich1979 ambulanter Ziel: Unterstützung Enthospitalisierung und Einführung Eingliederung in Psychopharmaka gemeindenahem Kontext 19 Gruppendiskussion (20 min.) Diskutieren Sie in der Gruppe in welcher Zeit wir uns aktuell befinden? Gibt es nach wie vor Einstellungen / Haltungen etc. die aus der Vergangenheit wirken? Hat es in den letzten Jahren auch Zeiten gegeben wo wir „Rückschritte“ gemacht haben? 20 Sozialpsychiatrie und Verhältnis zur Psychiatrie Opposi9onelle Posi9on Vereinnahmende Position Integrierende / komplementäre Position Lesen Sie: „Sozialpsychiatrie und ihr Verhältnis zur Psychiatrie“ in Sozialpsychiatrie – theore;sche Grundlagen und prak;sche Einblicke (Schöny W., S. 9-12) 21 3. Dimensionen der Sozialpsychiatrie 1. Sozialpsychiatrie als wissenschaftliche Disziplin 2. Sozialpsychiatrie als politisch-normativer Standpunkt 3. Sozialpsychiatrie als therapeutische Praxis 22 3.1 Sozialpsychiatrie als wissenscha6liche Disziplin Krankheitsursachen Epidemiologie Versorgung Prävention und Gesundheitsförderung Sozialer und gesellschaftlicher Kontext 23 Krankheitsursachen: Bio-psycho-soziales Modell Universität Augsburg, 2024) 24 Epidemiologie = Verteilung einer Krankheit in Zeit und Raum Statistik in Deutschland zeigt: Kontinuierliche Steigerung der Krankschreibungen wg. psychischer Erkrankung seit 2006 Zwischen 2011 und 2021 eine Steigerung von 53 Prozent Im Jahr 2022 rund 15 % aller Krankschreibungen wg. psychischen Problemen (Statista GmbH, 2024) 25 Arbeitsunfähigkeits-Tag bzw. Arbeitsunfähigkeits-Fälle Sta;s;k Deutschland (Statista GmbH, 2024) Anteil der Arbeitsunfähigkeitstage von DAK- 26 Versicherten aufgrund von psychischen Erkrankungen nach Altersgruppen in den Jahren 2021 bis 2023 27 Weitere Zahlen (Deutschland) Im Jahr 2021 wurden deutschlandweit rund 1,02 Millionen Menschen aufgrund von psychischen oder Verhaltensstörungen (ICD-10 F00-F99) vollstationär behandelt. Im Jahr 2022 waren rund 22,6 Prozent aller Krankenhausaufenthalte von DAK-versicherten Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren Folge einer psychische Erkrankung oder Verhaltensstörung¹. Vier Jahre zuvor belief sich diese Anteil an allen Krankenhausfällen in dieser Altersgruppe noch auf rund 20,6 Prozent. 28 Versorgung Welche Leistungen gibt es? Welche Standards? Kann der Bedarf gedeckt werden? Zur Studie (Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP), 2020) 29 Bedarfs- und Entwicklungsplan Tirol (BEP) BEP – den Bedarfs- und Entwicklungsplan für Angebote der Behindertenhilfe 2025–2030 Der BEP ist keine neue Idee, sondern im Teilhabegesetz als Kontroll- und Weiterentwicklungsmechanismus vorgeschrieben. Jetzt wird die Bedarfserhebung endlich angegangen. (Land Tirol, 2024) 30 Bedarfs- und Entwicklungsplan Tirol (BEP) (Land Tirol, 2024) 31 Prävention und Gesundheitsförderung Vorausschauende Krankheits- und Problemvermeidung (z.B. Weiterbildung auf Ebene der Individuen, Gesetzesänderungen auf gesellschaClicher, struktureller Ebene) Gesundheitsförderung (Erhaltung und Stabilisierung von Gesundheit und den individuellen Ressourcen) OIawa-Charta (1986): Die Charta (internaRonale Konferenz zur Gesundheitsförderung) ruC Staaten dazu auf, Strategien und Programme zur Gesundheitsförderung umzusetzen. (Schöny 2018) 32 Gesundheitsziele Österreich Bis zum Jahr 2032 bilden sie den Handlungsrahmen für eine gesundheitsförderliche Gesamtpolitik. Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz (2019) 33 „Psychosoziale Gesundheit ist wich4g für die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen. Psychosoziale Belastungen können zur Entstehung von akuten und chronischen Erkrankungen beitragen oder durch diese ausgelöst werden.“ „Daher sollen die Lebens- und Arbeitsbedingungen so gestaltet werden, dass sie die psychosoziale Gesundheit in allen Lebensphasen fördern. Psychosoziale Belastungen und Stress sollen möglichst verringert werden. Das Bewusstsein für psychische Gesundheit und Erkrankungen soll erhöht werden, um Vorurteile abzubauen und Ausgrenzung vorzubeugen.“ „Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Angehörige brauchen umfassende und bedarfsgerechte Versorgung, damit sie Teil der GesellschaP bleiben und wieder in diese eingebunden werden können.“ Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz (2019) 34 Beispiele Kampagnen/ Projekte Gesundheitskompetenz psychische Gesundheit im Betrieb - Unterstützungsangebote für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (über Krankenkassen) PsyBel Expert: Analyse von psychosozialen Belastungen am Arbeitsplatz – Ziel: nachhaltig gesunden Gestaltung der Arbeitsbedingungen Förderung qualitätsvoller Elternbildung – Fortbildung für Elternbildnerinnen und Elternbildner Mobile Kinderpsychologinnen und -psychologen in Kindergärten Kinder psychisch kranker Eltern (Tirol: Projekt „kinderleicht“) Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz (2019) 35 10 Schri)e für psychische Gesundheit (pro mente Austria, 2024) 36 Sozialer und gesellscha3licher Kontext Gesellscha(, wo Leistungsorien4erung stark ausgeprägt tri8 S4gma4sierung im Allgemeinen stärker auf. (Schöny, 2018) 37 3.2 Sozialpsychiatrie als poli4sch-norma4ver Standpunkt Inklusion Empowerment Recovery 38 Inklusion Was versteh man unter dem Begriff Inklusion genau? (Schöny, 2018) 39 Übung – Inklusion Fokus Institution De-Institutionalisierung Leben mit Unterstützung (Entspricht den Begriff (Entspricht dem Begriff (Entspricht dem Begriff Exklusion / Segregation) Integration) Inklusion) Person Patient*in Klient*in Bürger*in Rahmen von Dienstleistungen In Wohngruppe, Werkstä=e, Sonderschule Dienstleistung Pflege/Betreuung Planungsmodelle Gemeinsame persönliche Zukunftsplanung Kontrolle durch… Interdisziplinäre Teams Priorität bei… Grundbedürfnissen Problemdefinition Umwelthindernisse der Teilhabe Problemlösung Förderung der am wenigsten eingeschränkten Umwelt (Schöny, 2018) 40 Empowerment Meist wird der Begriff im Sinne von Selbstbefähigung oder Selbstbemächtigung übersetzt Dimensionen von Empowerment Unterstützungsmaßnahmen (Beispiele) Empowerment nicht behindern Bevormundende Therapien vermeiden Dem Entstehen erlernter Hilflosigkeit vorbeugen Traumatisierungen vermeiden Selbsthilfe / Selbstbestimmung fördern Selbstwirksamkeit fördern Die Verantwortung beim Betroffenen belassen Behandlungs- und Unterstützungsformen beratschlagen Gemeinschaftliches Empowerment fördern Räume für Selbstorganisation zur Verfügung stellen Betroffenenbeteiligung in allen Bereichen: Peer-Beratung Organisationen enthierarchisieren Kompetenzen stärken Kritisches Denken fördern Das Wissen über die eigenen Rechte stärken Das Gefühl, etwas verändern zu können, stärken (Schöny, 2018) 41 Recovery Der Begriff ist aus einer Bewegung von Betroffenen entstanden. 4 Elemente von Recovery: Rückkehr zum Normalzustand Prozesshaftigkeit Wiederherstellung / Gewinn Nützliches beibehalten, Unnützes vermeiden (Schöny, 2018) 42 3.3 Sozialpsychiatrie als therapeutische Praxis Gruppenangebote Psychotherapie Case-Management Sozialpsychiatrischer Betreutes Wohnen Dienst Netzwerkarbeit Persönliche Assistenz Tagesstruktur Krisenintervention Medikamentöse Peer - Beratung Therapie Beratung Selbsthilfegruppen Arbeitsintegration 43 Medikamentöse Therapie - Psychopharmaka Psychopharmaka wirken im zentralen Nervensystem Sie wirken somit auf die Wahrnehmung, das Befinden und folglich dem Verhalten Wirkung & Nebenwirkung Normalerweise langsames Ausdosieren, sowie langsames Ausschleichen Psychopharmaka haben ein Risiko von Abhängigkeit, sowie Missbrauchspotential (Thiel H., Traxler S. Niegot F. (Hrsg., 2021) 44 Psychopharmaka – Darreichungsformen Tabletten Schmelztabletten Tropfen Intramuskuläre Applikation Depotmedikation Subkutane Applikation Intravenöse Applikation (Thiel H., Traxler S. Niegot F. (Hrsg., 2021) 45 Psychopharmaka – Antidepressiva Stimmungsaufhellend, antriebssteigernd oder dämpfend Veränderung der Konzentration von Neurotransmittern (z.B. Noradrenalin und Serotonin) Indikationen: Nebenwirkungen: Depressiven Symptomen Mundtrockenheit Angsterkrankungen Vegetativ: Übelkeit, Erbrechen, Zwangserkrankungen Frösteln Chronische Schmerzsyndrome Kardiovaskulär Motorisch: Tremor Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen (Thiel H., Traxler S. Niegot F. (Hrsg., 2021) 46 Psychopharmaka – Antipsychotika Antipsychotisch, erregungshemmend, stimmungsstabilisierend U.a. auch antidepressive, sedierende, schlafanstoßende Wirkung Zentral wirksame Dopamin-, Histamin- und Serotoninantagonisten Indikationen: Nebenwirkungen: Psychotische Symptome Bewegungsstörungen Psychomotorische Erregtheit Vegetative Nebenwirkungen (RR, Div. Psychosen Puls, Atemfrequenz) Gewichtszunahme Libido- und Potenzstörungen Mundtrockenheit (Thiel H., Traxler S. Niegot F. (Hrsg., 2021) 47 Psychopharmaka – Beruhigungsmittel Sedierend, entspannend Muskelrelaxierend Indika3onen: Nebenwirkungen: Angsterkrankungen Müdigkeit Erregungszustände Appe3tsteigerung Akute Suizidalität Lipidoverlust Epilep3sche Anfälle Atemdepression Blutdruckabfall Abhängigkeitsentwicklung (Thiel H., Traxler S. Niegot F. (Hrsg., 2021) 48 Weitere Psychopharmaka Schlafmittel Phasenprophylaktika Medikamente zur Entgiftung / Entwöhnung Antidementiva (Thiel H., Traxler S. Niegot F. (Hrsg., 2021) 49 Psychotherapie “Psychotherapie ist die Behandlung psychisch kranker mit spezifischen psychologischen Methoden. Sie ist ein bewusster Prozess, um Verhaltensstörungen und Leidenszustände zu beeinflussen, die in Absprache zwischen Patient und Therapeuten für behandlungsbedürftig gehalten werden. “(Thiel H., Traxler S. Niegot F. (Hrsg., 2021) Änderungsansatz Psychotherapeutisches Verfahren Beraten Gesprächstherapien Überzeugen Kognitive Therapien Lernen, üben Verhaltenstherapien Entspannen Entspannungstherapien Konfrontieren Paradoxe Intervention Gruppenwirkung Gruppentherapien (Thiel H., Traxler S. Niegot F. (Hrsg., 2021) 50 Psychotherapie – Gemeinsamkeiten Therapieprozess: 1. Problem analysieren 2. Ziel bestimmen 3. Suche nach realistischen und angemessenen Veränderungsmöglichkeiten 4. Arbeitsbeziehung aufbauen 5. Therapie durchführen 6. Therapie beenden (Ziel erreicht?) 7. Beachten und Einsetzen therapeutischer Wirkfaktoren: Bewältigungskompetenz, Motivation, Problem- und Ressourcenaktualisierung (Thiel H., Traxler S. Niegot F. (Hrsg., 2021) 51 Finanzierung Psychotherapie Tirol 1. Zuschuss durch die Krankenkasse Es gibt die Möglichkeit von der Krankenkasse einen Zuschuss von derzeit € 33,70 (ÖGK) bzw. € 46,60 (BVAEB), € 45,00 (SVS) oder € 65,00 (KUF) pro Psychotherapiestunde zu beantragen, sofern eine Psychotherapeut:in feststellt, dass eine "krankheitswertige Störung" vorliegt. Es ist notwendig vor der zweiten Psychotherapiesitzung eine ärztliche Bestätigung (formlos oder über ein Formular von der Psychotherapeut:in) einzuholen, um den Zuschuss zu erhalten. 2. Kostenübernahme durch die Krankenkasse "Psychotherapie auf Krankenschein" ist in Tirol Menschen mit schweren und schwersten Störungen vorbehalten. Die ÖGK begrenzt die freien Therapieplätze, wodurch Psychotherapeut:innen nur wenige dieser so genannten "Modellplätze" anbieten können. Je nach finanzieller Situation wird von der Gesellschaft für psychotherapeutische Versorgung Tirol ein Selbstkostenbeitrag in der Höhe von € 5,00 bis € 30,00 eingehoben. (Tiroler Landesverband für Psychotherapie (TLP), 2024) 52 Zusammenfassung: Dimensionen der Sozialpsychiatrie Wissenschaftliche Disziplin Politisch-normativer Standpunkt Therapeutische Praxis Krankheitsursache Inklusion Psychotherapie Epidemiologie Empowerment Medikamentöse Therapie Versorgung Recovery Sozialpsychiatrischer Dienst Prävention und Beratung Gesundheitsförderung Sozialer / gesellschaftlicher Tagesstruktur Kontext Peer-Beratung.... 53 Vorbereitung asynchrone Einheit Ausarbeitung der sozialpsychiatrischen Angebote (ausgenommen PSP – Gastvortrag am 18.11.2024) Themenbereiche Kindheit / Jugend Beratung (inkl. Peer-Beratung) Einzelbegleitung Tagesstrukturierende Angebote Arbeitsintegrative Angebote Gerontopsychiatrische Angebote Forensik Angehörigenarbeit Selbsthilfegruppen Telefonische Angebote Präsentation in den Lehrveranstaltungen am 15.11.2024 bzw. 18.11.2024 54 4. Spannungsfeld Sozialpsychiatrie Spannungsfeld zwischen Schutz & Schirm Rat & Hilfe Rechtsstaatliche Normen / Gesetze/ Verträge 55 Gesetze Gesetze sind allgemein gültige Gebote, nach denen Menschen handeln sollen Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich Wichtig ist ein klares Bewusstsein, dass auch Menschen mit psychischer Erkrankung die gleichen Rechte besitzen wie Gesunde „Mit Recht wird darauf hingewiesen, dass sich der sittliche und kulturelle Reifegrad einer Gesellschaft in ihrem Umgang mit Minderheiten zeigt“ Gesetze… können vor Willkür schützen können die Freiheit des Einzelnen einschränken können Freiheit gewährleisten (Dörner, 2019) 56 Welche Gesetze müssen wir kennen? Grundrechte (in Ö auf mehrere Gesetze verteilt) UN- Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung Teilhabegesetz (ehemaliges Rehabilitationsgesetz) Unterbringungsgesetz Erwachsenenschutzrecht Strafrecht / Maßnahmenvollzug 57 UN-Behindertenrechts-Konvention „ (…) ist ein interna-onaler Vertrag, in dem sich die Unterzeichnerstaaten verpflichten, die Menschenrechte von Menschen mit Behinderungen zu fördern, zu schützen und zu gewährleisten.“ (Bundesministerium Österreich) 58 UN-Behindertenrechts-Konvention 59 Wesentliche Inhalte - psychische Erkrankung Artikel 8: Bewusstseinsbildung Artikel 27: Recht auf Arbeit Artikel 25: Recht auf Gesundheit Artikel 26: Fähigkeiten lernen und Rehabilitation Artikel 19: Selbstbestimmtes Leben und Inklusion Artikel 28 – Recht auf ein gutes Leben und sozialen Schutz 60 Fallbeispiel – Existenzsicherung 61 Finanzielle Absicherung - bei Arbeitsunfähigkeit Krankenversicherung Krankenstand Pensionsversicherung Vorübergehende Invaliditätspension (=Rehabilitationsgeld) I-Pension Tiroler Mindestsicherung Elementare Existenzsicherung bei zu geringen Einkommen 62 Fallbeispiel – Suizidalität 63 Psychiatrischer Notfall Was ist ein No-all? Ein No'all ist eine plötzliche und unerwartete lebensbedrohliche Störung vitaler Funk

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