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This document provides a historical overview of social psychiatry, covering its development, key figures, and influential movements. It discusses the evolution of social psychiatry from its early roots to contemporary approaches in mental health. The text highlights different perspectives and key aspects of this field.

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Begriffsdefinition „...jene Wissenschaft, die sich systematisch mit der Bedeutung von sozialen, kulturellen sowie Umgebungsfaktoren in weitestem Sinn für seelische Gesundheit und Krankheit befasst. Sie bezieht dabei soziologische, sozialpsychologische und kulturanthropologische Momente sowohl in Bez...

Begriffsdefinition „...jene Wissenschaft, die sich systematisch mit der Bedeutung von sozialen, kulturellen sowie Umgebungsfaktoren in weitestem Sinn für seelische Gesundheit und Krankheit befasst. Sie bezieht dabei soziologische, sozialpsychologische und kulturanthropologische Momente sowohl in Bezug auf die allgemeine Beeinflussung der Auffassungen von Gesundheit und Krankheit als auch deren Bedeutung für den einzelnen in ihre Betrachtung ein. Sie beschäftigt sich im Besonderen mit der Diagnose, Prognose, Therapie und Vorbeugung psychischer Krankheiten in und für Gruppen von Menschen.“ (Strozka 1972) „...der Bedeutung sozialer Faktoren für psychische Gesundheit und Krankheit und für deren Prävention und Veränderung“ (Priebe und Hoffmann 2002) „Sozialpsychiatrie ist [...] die Wissenschaft von den Erscheinungsweisen des seelisch Abnormen in seinen vielfältigen Wechselbeziehungen zur menschlichen Gesellschaft – sowohl auf ihre Gesamtheit wie auch auf in ihr existierende Individuen bezogen – und zugleich Nutzanwendung der aus sozialpsychiatrischen Analysen gewonnenen Einsichten bei Maßnahmen zur Vorbeugung, Behandlung und Nachsorge seelischer Störungen.“ (Schmitt 1997) Sozialpsychiatrie Ätiologie (Ursache von Erkrankungen und ihren auslösenden Faktoren) Soziale Faktoren in Zusammenhang mit psychischer Erkrankung Epidemiologie (Verbreitung von psychischer Erkrankung) Versorgung/Versorgungsstruktur Konkretere Formen der Behandlung/Therapie/Unterstützung Sozialen, gesellschaftlichen, kulturellen Rahmenbedingungen Prävention und Gesundheitsförderung Wandel in der Psychiatrie – geschichtliche Entwicklung (Schwerpunkt Sozialpsychiatrie) Warum geschichtliche Betrachtung? Zeigt Veränderungen auf, die in der Psychiatrie stattgefunden haben Psychiatrie hat eine lange und bewegte Vergangenheit Demonstriert, dass es nicht statisch ist Damit wir nicht vergessen Psychiatrie als Spiegel der Gesellschaft Anfänge der Sozialpsychiatrie Beginn 19 Jhd. Errichtung von Anstalten für „Geisteskranke“ = die Geburtsstunde der Psychiatrie (eigenständige medizinische Disziplin) Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jhd. Gegenstimmen zur Anstaltspflege „ohne soziale Psychiatrie keine Psychiatrie“ Gemeindenahe Psychiatrie konnte sich damals nicht durchsetzen Beginn des 20 Jhd. tauchte der Begriff soziale Psychiatrie erstmals auf 2 „(d)ie Lehre von den für die Gesundheit der Gesamtheit verderbliche Umständen und den zu deren Abwehr nützliche Maßregeln (...)“ (Schöny, 2018) 1. Weltkrieg/Nationalsozialismus Durch den 1. Weltkrieg rissen die reformerischen Ansätze aus folgenden Gründen ab: „Mit der Zahl der Kriegstoten minderte sich der Wert des menschlichen Lebens.“ „Gefechtsbereitschaft“ – dadurch wären geistig kranke Menschen „nutzlos“ „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“ Rassenhygiene/Eugenik Nachkriegszeit – Zeit der Psychopharmaka In den 1950er Jahren wurde der Gedanke „soziale Psychiatrie“ wieder aufgenommen Auf- und Ausbau von Versorgungseinrichtungen Integration von Menschen mit psychischer Erkrankung Viele Psychiatrien überfüllt – Institution der Verwahrung Psychopharmaka wurden zur „Ruhigstellung“ genützt (1953 Erstes Neuroleptikum, 1958 Antidepressivum, 1960 Tranquilizers) 1968er- Bewegung 60er – 70er Jahre: soziale und psychiatriekritische Bewegung; 68er Bewegung und politisches Aufbegehren führt zu Umbruch in Psychiatrie – Zielsetzungen: Beseitigung von Missständen in stationären Versorgungseinrichtungen Aufhebung der rechtlich-sozialen Benachteiligung von psychisch Kranken Menschen Aufgabe des vorwiegend verwahrenden Charakters und Entwicklung zu einer rehabilitativen und therapeutischen Psychiatrie Antipsychiatrie bestimmt durch...... die Kritik an der sozialpsychiatrischen Praxis als „verdoppelte Psychiatrie“ und „versteckter Bevormundung“... die Forderung von mehr Betroffenenbeteiligung, mehr Selbstbestimmung, Ablehnung der Psychopharmakologie und Zwangsbehandlung... weniger akademische Orientierung... Integration von eher neuen Ideen Das Weglaufhaus „Villa Stöckle“ Weglaufhaus „Villa Stöckle“ = antipsychiatrisch orientierte Kriseneinrichtung, bietet Möglichkeit sich dem psychiatrischem System zu entziehen und Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen Enthospitalisierung – warum? Wissenschaftliche Untersuchungen, die Einflüsse von Lebensraum und Kultur auf psychische Erkrankungen nachweisen Erfindung/Entwicklung moderner Psychopharmaka Entwicklung von soziotherapeutischen/rehabilitativen Interventionen Daraus ergab sich eine starke Psychiatriekritik 3 Zusammenfassung: Geschichte der Sozialpsychiatrie Sozialpsychiatrie und Verhältnis zur Psychiatrie Oppositionelle Position: Gesellschaftliche und soziale Rahmenbedingungen psychische Gesundheit ist auch im Zusammenhang mit sozialen Ungerechtigkeiten, Umweltbedingungen und zwischenmenschlichen Beziehungen zu verstehen Keine reinen medizinisch-biologischen Faktoren Vereinnahmende Position: Sozialpsychiatrie keine separate Disziplin, sondern Teil der klassischen Psychiatrie Soziale Aspekte und biologische Sichtweise vereinen, indem soziale, psychologische und biologische Faktoren als gleichwertig betrachtet und integriert Keine klare Trennung zwischen den Ansätzen Integrierende/komplementäre Position: Unterschiedliche, aber sich ergänzende Ansätze Beide Disziplinen sollten zusammenwirken für ganzheitlichere Sicht auf psychische Erkrankungen Verstehen und Behandeln von individuellen sowie gesellschaftlichen Faktoren, die zur Entstehung von psychischen Erkrankungen beitragen 4 Dimensionen der Sozialpsychiatrie Sozialpsychiatrie als wissenschaftliche Disziplin Krankheitsursachen, Epidemiologie, Versorgung, Prävention und Gesundheitsförderung, Sozialer und gesellschaftlicher Kontext Krankheitsursachen Bio-psycho-soziales Modell Epidemiologie = Verteilung einer Krankheit in Zeit und Raum Statistik in Deutschland zeigt: Kontinuierliche Steigerung der Krankschreibungen wg. psychischer Erkrankung seit 2006 Zwischen 2011 und 2021 eine Steigerung von 53 Prozent Im Jahr 2022 rund 15 % aller Krankschreibungen wg. psychischen Problemen Im Jahr 2021 wurden deutschlandweit rund 1,02 Millionen Menschen aufgrund von psychischen oder Verhaltensstörungen (ICD-10 F00-F99) vollstationär behandelt. Im Jahr 2022 waren rund 22,6 Prozent aller Krankenhausaufenthalte von DAK-versicherten Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren Folge einer psychischen Erkrankung oder Verhaltensstörung1. Vier Jahre zuvor belief sich diese Anteile an allen Krankenhausfällen in dieser Altersgruppe noch auf rund 20,6 Prozent. Versorgung Bedarfs- und Entwicklungsplan Tirol (BEP) BEP – den Bedarfs- und Entwicklungsplan für Angebote der Behindertenhilfe 2025– 2030 Der BEP ist keine neue Idee, sondern im Teilhabegesetz als Kontroll- und Weiterentwicklungsmechanismus vorgeschrieben. Jetzt wird die Bedarfserhebung endlich angegangen. 5 Prävention und Gesundheitsförderung Vorausschauende Krankheits- und Problemvermeidung (z.B. Weiterbildung auf Ebene der Individuen, Gesetzesänderungen auf gesellschaftlicher, struktureller Ebene) Gesundheitsförderung (Erhaltung und Stabilisierung von Gesundheit und den individuellen Ressourcen) Ottawa-Charta (1986): Die Charta (internationale Konferenz zur Gesundheitsförderung) ruft Staaten dazu auf, Strategien und Programme zur Gesundheitsförderung umzusetzen. Gesundheitsziele Österreich: Bis zum Jahr 2032 bilden sie den Handlungsrahmen für eine gesundheitsförderliche Gesamtpolitik. Bsp.: Psychosoziale Gesundheit fördern „Psychosoziale Gesundheit ist wich4g für die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen. Psychosoziale Belastungen können zur Entstehung von akuten und chronischen Erkrankungen beitragen oder durch diese ausgelöst werden.“ „Daher sollen die Lebens- und Arbeitsbedingungen so gestaltet werden, dass sie die psychosoziale Gesundheit in allen Lebensphasen fördern. Psychosoziale Belastungen und Stress sollen möglichst verringert werden. Das Bewusstsein für psychische Gesundheit und Erkrankungen soll erhöht werden, um Vorurteile abzubauen und Ausgrenzung vorzubeugen.“ „Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Angehörige brauchen umfassende und bedarfsgerechte Versorgung, damit sie Teil der Gesellschaft bleiben und wieder in diese eingebunden werden können.“ Beispiel Kampagnen/Projekte: − Gesundheitskompetenz psychische Gesundheit im Betrieb - Unterstützungsangebote für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (über Krankenkassen) − PsyBel Expert: Analyse von psychosozialen Belastungen am Arbeitsplatz – Ziel: nachhaltig gesunden Gestaltung der Arbeitsbedingungen − Förderung qualitätsvoller Elternbildung – Fortbildung für Elternbildnerinnen und Elternbildner − Mobile Kinderpsychologinnen und -psychologen in Kindergärten − Kinder psychisch kranker Eltern (Tirol: Projekt „kinderleicht“) Sozialer und gesellschaftlicher Kontext Gesellschaft, wo Leistungsorientierung stark ausgeprägt tritt Stigmatisierung im Allgemeinen stärker auf 6 Sozialpsychiatrie als politisch-normativer Standpunkt Inklusion Was versteh man unter dem Begriff Inklusion genau? Inkludierende Exklusion: formell Teil des Systems, faktisch aber ausgeschlossen (eingeschränkten Zugang zu Vorteilen, Ressourcen oder Möglichkeiten des Systems) Exkludierende Exklusion: vollständig vom Zugang zu Vorteilen, Ressourcen oder Möglichkeiten ausgeschlossen = offene Ausgrenzung Inkludierende Inklusion: vollständige Gleichberechtigung (kein Ausschluss, Abbau von Barrieren, uneingeschränkter Zugang) Exkludierende Inklusion: formell inkludiert, erleben aber Diskriminierung oder Ungleichbehandlung die Position schwächt (oberflächlich integriert, strukturelle Hindernisse verhindern tatsächliche Partizipation) Empowerment Meist wird der Begriff im Sinne von Selbstbefähigung oder Selbstbemächtigung übersetzt Recovery Der Begriff ist aus einer Bewegung von Betroffenen entstanden. 4 Elemente von Recovery: (1) Rückkehr zum Normalzustand, (2) Prozesshaftigkeit, (3) Wiederherstellung/Gewinn, (4) Nützliches beibehalten, Unnützes vermeiden Sozialpsychiatrie als therapeutische Praxis Psychotherapie, Sozialpsychiatrischer Dienst, Persönliche Assistenz, Medikamentöse Therapie, Selbsthilfegruppen, Case-Management, Netzwerkarbeit, Krisenintervention, Beratung, Gruppenangebote, Betreutes Wohnen, Tagesstruktur, Peer-Beratung, Arbeitsintegration 7 Medikamentöse Therapie – Psychopharmaka Psychopharmaka wirken im zentralen Nervensystem Sie wirken somit auf die Wahrnehmung, das Befinden und folglich dem Verhalten Wirkung & Nebenwirkung Normalerweise langsames Ausdosieren, sowie langsames Ausschleichen Psychopharmaka haben ein Risiko von Abhängigkeit, sowie Missbrauchspotential Psychopharmaka – Darreichungsformen: Tabletten, Schmelztabletten, Tropfen, Intramuskuläre Applikation, Depotmedikation, Subkutane Applikation, Intravenöse Applikation Psychopharmaka – Antidepressiva Stimmungsaufhellend, antriebssteigernd oder dämpfend Veränderung der Konzentration von Neurotransmittern (z.B. Noradrenalin und Serotonin) Indikationen: Nebenwirkungen: Depressiven Symptomen Mundtrockenheit Angsterkrankungen Vegetativ: Übelkeit, Erbrechen, Frösteln Zwangserkrankungen Kardiovaskulär Chronische Schmerzsyndrome Motorisch: Tremor Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen Psychopharmaka – Antipsychotika Antipsychotisch, erregungshemmend, stimmungsstabilisierend U.a. auch antidepressive, sedierende, schlafanstoßende Wirkung Zentral wirksame Dopamin-, Histamin- und Serotoninantagonisten Indikationen: Nebenwirkungen: Psychotische Symptome Bewegungsstörungen Psychomotorische Erregtheit Vegetative Nebenwirkungen (RR, Puls, Div. Psychosen Atemfrequenz) Gewichtszunahme Libido- und Potenzstörungen Mundtrockenheit Psychopharmaka – Beruhigungsmittel Sedierend, entspannend, Muskelrelaxierend Indikationen: Nebenwirkungen: Angsterkrankungen Müdigkeit Erregungszustände Appetitsteigerung Akute Suizidalität Lipidoverlust Epileptische Anfälle Atemdepression Blutdruckabfall Abhängigkeitsentwicklung Weitere Psychopharmaka: Schlafmittel, Phasenprophylaktika, Medikamente zur Entgiftung/Entwöhnung, Antidementiva 8 Psychotherapie „Psychotherapie ist die Behandlung psychisch kranker mit spezifischen psychologischen Methoden. Sie ist ein bewusster Prozess, um Verhaltensstörungen und Leidenszustände zu beeinflussen, die in Absprache zwischen Patienten und Therapeuten für behandlungsbedürftig gehalten werden.“ Psychotherapie – Gemeinsamkeiten Therapieprozess: 1. Problem analysieren 2. Ziel bestimmen 3. Suche nach realistischen und angemessenen Veränderungsmöglichkeiten 4. Arbeitsbeziehung aufbauen 5. Therapie durchführen 6. Therapie beenden (Ziel erreicht?) 7. Beachten und Einsetzen therapeutischer Wirkfaktoren: Bewältigungskompetenz, Motivation, Problem- und Ressourcenaktualisierung Finanzierung Psychotherapie Tirol 1. Zuschuss durch die Krankenkasse Es gibt die Möglichkeit von der Krankenkasse einen Zuschuss von derzeit € 33,70 (ÖGK) bzw. € 46,60 (BVAEB), € 45,00 (SVS) oder € 65,00 (KUF) pro Psychotherapiestunde zu beantragen, sofern eine Psychotherapeut:in feststellt, dass eine "krankheitswertige Störung" vorliegt. Es ist notwendig vor der zweiten Psychotherapiesitzung eine ärztliche Bestätigung (formlos oder über ein Formular von der Psychotherapeut:in) einzuholen, um den Zuschuss zu erhalten. 2. Kostenübernahme durch die Krankenkasse „Psychotherapie auf Krankenschein" ist in Tirol Menschen mit schweren und schwersten Störungen vorbehalten. Die ÖGK begrenzt die freien Therapieplätze, wodurch Psychotherapeut:innen nur wenige dieser so genannten "Modellplätze" anbieten können. Je nach finanzieller Situation wird von der Gesellschaft für psychotherapeutische Versorgung Tirol ein Selbstkostenbeitrag in der Höhe von € 5,00 bis € 30,00 eingehoben. 9 Zusammenfassung: Dimensionen der Sozialpsychiatrie Spannungsfeld: Schutz/Hilfe/Gesetze/Kontrolle Spannungsfeld zwischen Schutz & Schirm Rat & Hilfe Rechtsstaatliche Normen/Gesetze/Verträge Gesetze Gesetze sind allgemein gültige Gebote, nach denen Menschen handeln sollen Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich Wichtig ist ein klares Bewusstsein, dass auch Menschen mit psychischer Erkrankung die gleichen Rechte besitzen wie Gesunde „Mit Recht wird darauf hingewiesen, dass sich der sittliche und kulturelle Reifegrad einer Gesellschaft in ihrem Umgang mit Minderheiten zeigt“ Gesetze... können vor Willkür schützen können die Freiheit des Einzelnen einschränken können Freiheit gewährleisten Welche Gesetze müssen wir kennen? Grundrechte (in Österreich auf mehrere Gesetze verteilt) UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung Teilhabegesetz (ehemaliges Rehabilitationsgesetz) Unterbringungsgesetz Erwachsenenschutzrecht Strafrecht/Maßnahmenvollzug UN-Behindertenrechts-Konvention „(...) ist ein internationaler Vertrag, in dem sich die Unterzeichnerstaaten verpflichten, die Menschenrechte von Menschen mit Behinderungen zu fördern, zu schützen und zu gewährleisten.“ (Bundesministerium Österreich) 10 Wesentliche Inhalte – psychische Erkrankung Artikel 8: Bewusstseinsbildung Artikel 27: Recht auf Arbeit Artikel 25: Recht auf Gesundheit Artikel 26: Fähigkeiten lernen und Rehabilitation Artikel 19: Selbstbestimmtes Leben und Inklusion Artikel 28 – Recht auf ein gutes Leben und sozialen Schutz Fallbeispiel – Existenzsicherung Finanzielle Absicherung – bei Arbeitsunfähigkeit Krankenversicherung: Krankenstand Pensionsversicherung: Vorübergehende Invaliditätspension (=Rehabilitationsgeld), I- Pension Tiroler Mindestsicherung: Elementare Existenzsicherung bei zu geringen Einkommen Fallbeispiel – Suizidalität Psychiatrischer Notfall Was ist ein Notfall? Ein Notfall ist eine plötzliche und unerwartete lebensbedrohliche Störung vitaler Funktionen. Was ist ein psychiatrischer Notfall? Eine „Exazerbation einer bestehenden psychiatrischen Störung mit unmittelbarer Gefährdung für Leben und Gesundheit“ von Betroffenen und deren Umgebung Psychiatrischer Notfall – Beispiele Suizidale Person Hochgradig psychotische Person Panikattacken Erregte/Aggressive Person Verwirrte/dilirante Person Bewusstseinsgestörte Person 11 Grundregel der psychiatrischen Krisenintervention Notfallsituation erkennen Hilfe herbeiholen Umgang mit der Notfallsituation Dokumentation Notfall besprechen Psychiatrischer Notfall – Umgang Elementare Bedürfnisse der betroffenen Person sollen in die Behandlungsentscheidung mit einfließen Genaue Erklärung des Ablaufes und der zu setzenden Maßnahmen Ruhige, klare Sprache Geduld, akzeptierende, wertschätzende Grundhaltung Provokation vermeiden Wahlmöglichkeiten anbieten sofern möglich Ehrlichkeit, keine unrealistischen Versprechungen Stufen der Suizidalität Unterbringungsgesetz „Unterbringung“ bedeutet, die betroffene Person gegen den eigenen Willen in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen wird. Folgende 3 Kriterien müssen vorliegen: Die Person ist psychisch erkrankt Es besteht eine erhebliche Gefahr für Leben oder Gesundheit der erkrankten Person oder anderer Personen Andere Behandlungs- oder Betreuungsmöglichkeiten, z.B. durch Angehörige, ambulante Dienste etc. kommen nicht in Frage. 12 Fallbeispiel – Erwachsenenvertretung Erwachsenenschutzgesetz „Ein volljähriger Mensch kann aufgrund einer psychischen Erkrankung oder einer vergleichbaren Einschränkung in seiner Entscheidungsfähigkeit bestimmte Angelegenheiten nicht mehr ohne die Gefahr eines Nachteils erledigen.“ (Vertretungsnetz, 2024) Fallbeispiel – Forensik Forensik/Strafrecht „In der forensischen Psychiatrie werden Patienten behandelt, die im Rahmen einer schweren psychischen Störung, im Zustand der Zurechnungsunfähigkeit ein Delikt begangen haben. Die Aufnahme an der Station A6 erfolgt auf Anordnung des Landesgericht Innsbruck.“ (Tirol Kliniken, 2024) Auftrag der Forensik: Medizinisches Ziel: optimale Behandlung schwer psychisch Erkrankter Juristisches Ziel: Abbau der Gefährlichkeit Gesetzlicher Rahmen: Strafgesetzbuch (§ 21/1 StGB, §§ 47-52 StGB) 13 Häufigkeit Straftaten nach Krankheitsbild Schuldunfähigkeit/Zurechnungsfähigkeit beurteilen §11 (StGB) Strafgesetzbuch: „Wer zur Zeit der Tat wegen einer Geisteskrankheit, wegen einer geistigen Behinderung, wegen einer tiefgreifenden Bewußtseinsstörung oder wegen einer anderen schweren, einem dieser Zustände gleichwertigen seelischen Störung unfähig ist, das Unrecht seiner Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln, handelt nicht schuldhaft.“ 14 Zukunft der Sozialpsychiatrie De-Institutionalisierung – UN-BRK Artikel 19 Mit gleichen Wahlmöglichkeiten... in einer Gemeinschaft leben Aufenthaltsort zu wählen und zu entscheiden, wo und mit wem sie leben Nicht verpflichtet... in besonderen Wohnformen zu leben Gemeindenahe Unterstützungsdienste zu Hause und in Einrichtungen Persönliche Assistenz... gemeindenahe Dienstleistungen Institutionelle Wohnform 15

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