Die Schlagkraft des heiligen Nikolaus PDF
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Die Schlagkraft des heiligen Nikolaus ist eine wissenschaftliche Arbeit, die die Geschichte, die Legenden und die Bedeutung des heiligen Nikolaus untersucht. Die Arbeit beleuchtet das Leben des Heiligen und die Debatten um seine Person. Es wird ein historischer Überblick über den Heiligen gegeben, mit einem Fokus auf die theologischen Fragen seiner Zeit.
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**Die Schlagkraft des heiligen Nikolaus** **Mildtätig, lieb und großzügig: So ist das Image des heiligen Nikolaus, eines der beliebtesten Heiligen der römisch-katholischen wie auch der orthodoxen Kirche. Weniger bekannt ist seine härtere Seite. Auf dem Ersten Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) soll er...
**Die Schlagkraft des heiligen Nikolaus** **Mildtätig, lieb und großzügig: So ist das Image des heiligen Nikolaus, eines der beliebtesten Heiligen der römisch-katholischen wie auch der orthodoxen Kirche. Weniger bekannt ist seine härtere Seite. Auf dem Ersten Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) soll er sogar in eine Schlägerei verwickelt gewesen sein.** Dabei ging es natürlich um eine wichtige theologische Frage. Nikolaus (die Lebensdaten schwanken je nach Quelle stark und liegen zwischen 270 und 365) war im vierten Jahrhundert Bischof von Myra (Demre) in der Provinz Lykien in der heutigen Türkei. Viele Geschichten um den Heiligen verwischen sich mit Legenden um einen im sechsten Jahrhundert lebenden Abt namens Nikolaus von Sion (nahe Myra) und auch mit der Vita eines anderen Bischofs mit Namen Nikolaus aus dem nahen Pinara, dem heutigen Minare bei Fethiye. Über das wirkliche Leben des heiligen Nikolaus existieren kaum belastbare Fakten. Übrig bleiben bis heute wirkmächtige und die Fantasie anregende Geschichten und Bräuche. Zur Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Galerius soll er eine Zeitlang gefangen gehalten und gefoltert worden sein. Überliefert ist auch die Teilnahme des Nikolaus von Myra am Konzil von Nicäa, das für die christlichen Kirchen von immenser Bedeutung ist. Kaiser Konstantin I. hatte das ökumenische Konzil einberufen, um die verschiedenen christlichen Strömungen, die sich bis zum vierten Jahrhundert gebildet hatten, dogmatisch zu vereinigen. **Eine Ohrfeige für Arius** Der wichtigste Punkt der theologischen Debatten war die „Natur" Christi zwischen Göttlichkeit und Menschlichkeit beziehungsweise seine Stellung als Sohn Gottes und innerhalb der Dreifaltigkeit (Trinität). Der nach dem Theologen Arius (ca. 270--327) benannte Arianismus sprach sich gegen eine Wesensgleichheit von Gottvater und Sohn und für einen „menschlicheren" Jesus aus. Im Zuge der Auseinandersetzungen mit Arius (der in der Debatte gegen die Anhänger der Trinitätslehre unterlag) soll Nikolas diesen sogar geohrfeigt haben und dafür kurzfristig eingesperrt worden sein. Diese nicäanische Schlägerei ist freilich durch nichts belegt -- Nikolaus von Myra scheint auch auf der (allerdings unvollständigen) Liste der Teilnehmer nicht auf, und die Quellen für diese und viele andere Geschichten sind wesentlich jünger. Auch zu anderen Gelegenheiten gab sich der historische Nikolaus Legenden zufolge alles andere als sanftmütig: Drei zu Unrecht gefangen gehaltene Feldherren soll er gerettet haben, indem er dem Henker in den Arm fiel. Einer anderen Lesart zufolge erschien der Bischof dem Kaiser im Traum, um ihn zur Freilassung der Männer zu veranlassen: das Stratelatenwunder. Drei Knaben, die von Kannibalen zerstückelt worden waren, soll der Heilige wieder zum Leben erweckt haben. **Nikolaus als „Überheiliger"** In der griechisch-orthodoxen Kirche gilt Nikolaus als „Hyperhagios", als „Überheiliger", und er ist auch in der katholischen Kirche überaus populär. Die Verehrung des streitbaren Bischofs entwickelte sich ab dem sechsten Jahrhundert im byzantinischen Reich. Im Westen wurde er vermutlich durch Kaiserin Theophanu verbreitet, die anlässlich ihrer Hochzeit mit Kaiser Otto II. Reliquien aus Byzanz mitbrachte, und erlebte seit dem Hochmittelalter einen großen Aufschwung. Seit damals ist Nikolaus traditionell am 6. Dezember unterwegs, um den Kindern Geschenke zu bringen. Der Legende nach soll er drei armen, unverheirateten jungen Frauen Gold geschenkt haben, um sie vor dem Schicksal als Prostituierte zu retten. Er wird daher oft mit drei goldenen Kugeln oder auch Äpfeln dargestellt. Geschichten wie diesen verdankt er wohl seinen Ruf als einer, der heimlich Geschenke bringt -- früher eben gerne Äpfel, Nüsse und andere damals begehrte und seltene Naschereien. Der Krampus und andere sinistre Gestalten in Begleitung des Nikolaus entstanden seit dem 17. Jahrhundert -- sie kommen in ihrer Funktion als Kinderschreck aber derzeit gerade ein wenig aus der Mode. **Reliquienraub** Die Reliquien des mutmaßlich historischen Nikolaus von Myra befinden sich seit dem 11. Jahrhundert im süditalienischen Bari in der eigens erbauten Basilika San Nicola. Der Sarkophag in Myra wurde im Jahr 1087 aufgebrochen und die Gebeine nach Bari in Italien gebracht, wo sie in der eigens errichteten Basilika San Nicola ruhen. Hier wird jedes Jahr im Mai ein dreitägiges Fest zu Ehren des Heiligen gefeiert. Niederländische Auswanderer brachten Nikolaus (holländisch: Sinterklaas) im 17. Jahrhundert nach Amerika. Hier entwickelte sich aus der Figur des Heiligen der amerikanische Santa Claus, der seit einigen Jahrzehnten dem autochthonen Christkind Konkurrenz macht.