Der Übergang vom Kindes- zum Jugendalter PDF
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Charlotte Fresenius Hochschule
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Diese Folien präsentieren einen Überblick über den Übergang vom Kindes- zum Jugendalter. Der Fokus liegt auf verschiedenen Aspekten wie biologischen, sozialen und kognitiven Veränderungen während der Pubertät, sowie auf den Herausforderungen und Bewältigungsstrategien.
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DER ÜBERGANG VOM KINDES- ZUM JUGENDALTER 1 ADOLESZENZ FRÜHE SICHTWEISEN 18. Jahrhundert – Rousseau: Erhöhte Emotionalität und Konflikte mit Erwachsenen als natürliche Folgen des biologischen Umbruchs in der Adoleszenz 20. Jahrhundert – Stanley Hall:...
DER ÜBERGANG VOM KINDES- ZUM JUGENDALTER 1 ADOLESZENZ FRÜHE SICHTWEISEN 18. Jahrhundert – Rousseau: Erhöhte Emotionalität und Konflikte mit Erwachsenen als natürliche Folgen des biologischen Umbruchs in der Adoleszenz 20. Jahrhundert – Stanley Hall: Evolutionsbiologischer Vergleich: Adoleszenz als Umbruchphase; vergleichbar mit der Entwicklung vom “Wilden“ zum “zivilisierten Menschen“ Freud: Adoleszenz: Genitale Phase → Wiedererwachen instinktabhängiger Triebe, was zu psychosozialen Konflikten und rücksichtslosem Verhalten führt 2 ADOLESZENZ SOZIOKULTURELLE & AKTUELLE SICHTWEISE Soziokulturelle Sichtweise: Aktuelle Sichtweise: Annahme einer biologisch determinierten „Sturm und Psychische Veränderungen in der Adoleszenz Drang“ Periode nicht haltbar: Nur leichter Anstieg werden bestimmt durch biologische, soziale und psychischer Auffälligkeiten von der Kindheit zur kulturelle Faktoren Adoleszenz (2%) „Emotionaler Aufruhr“ ist nicht zwangsläufig ein Merkmal der Adoleszenz Margaret Mead (1928) - kulturanthropologische Studien zeigen, dass in anderen Kulturen (Samoa) die Adoleszenz äußerst entspannt durchlebt wird. Konzept der (psychosozialen) Entwicklungsaufgaben (e.g., Havighurst, Erikson) 3 ADOLESZENZ ENTWICKLUNGSAUFGABEN NACH HAVIGHURST Eine Entwicklungsaufgabe ist eine Aufgabe, die sich in einer bestimmten Lebensperiode des Individuums stellt. Ihre erfolgreiche Bewältigung führt zu Glück und Erfolg, während Versagen das Individuum unglücklich macht, auf Ablehnung durch die Gesellschaft stößt und zu Schwierigkeiten bei der Bewältigung späterer Aufgaben führt. Entwicklungsaufgaben können sich im Laufe historischer Wandlungen verändern (z.B. Beruf, Selbstkonzept, Partnerschaft) Beinhaltet auch: historischen Wandel spezifischer Entwicklungsaufgaben (z.B. Verlängerte Ausbildungszeiten, mehr Übergangzeiten zw. Schule und Erwerbstätigkeit https://halloffame.outreach.ou.edu/Portals/1415/EasyDNNnews/36015/5.jpg 4 ENTWICKLUNGSAUFGABEN DES JUGENDALTERS NACH HAVIGHURST Globale Aufgabe in der Adoleszenz: Identitätsentwicklung 5 PHYSISCHE VERÄNDERUNGEN Eintritt der Pubertät: bei Mädchen mit 11 ca Jahren, bei Jungen mit ca 13 Jahren Aber: Große Unterschiede/Range (Eintritt in d. Pubertät) auch innerhalb der Geschlechter Gründe: Genetische und hormonelle Faktoren, Ernährung, Extremsport, Erkrankungen,… Rolle des Körperfetts für den Pubertätseintritt Verbesserte Ernährung und med. Versorgung (Variation zwischen Land und Stadt) “Säkulare (= über längere Zeiträume wirkende) Akzeleration (Beschleunigung)“: In Europa und den USA ist der Zeitpunkt des Pubertätseintritts in den letzten 120 Jahren stetig gesunken (z.B: Eintritt Menarche: vom 17. bis zum https://encrypted-tbn1.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcRT29NM-y8H74gNRAyFinwiUBk639- 13. LJ) jQuiN67dzF9hG01ThDhss 6 PHYSISCHE VERÄNDERUNGEN Risiken sehr frühen oder sehr späten Pubertätseintritts: Früh Pubertierende haben oft mehr Kontakte zu älteren Peers Mehr Alkohol und Drogenkonsum, häufigeres delinquentes Verhalten Mädchen bei früh eintretender Pubertät zudem auch Auftreten internalisierender Symptome z.B. negative Stimmung, Selbstwertprobleme (z.B. Probleme mit dem Körperbild) Körperbildprobleme bei Jungen eher in Verbindung mit spät eintretender Pubertät 7 NEUROBIOLOGISCHE VERÄNDERUNGEN Zunahme der weißen Substanz, Abnahme der grauen Substanz Verstärkter Abbau überschüssiger Neuronen Nervenbahnen werden zunehmend myelinisiert → Beschleunigung der Informationsverarbeitung Umbau der Hirnregionen sukzessive (in den Bereichen der Sensorik und Motorik schnelle Anpassung, da überlebenswichtig) Langsamere Umstrukturierung: Bereich des limbischen Systems und präfrontaler Cortex Durch Umstrukturierung vorübergehenden Probleme in der Emotionsverarbeitung und der kognitiven Handlungssteuerung https://encrypted- tbn3.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcTuX9AYhJINT409tus1sHuByGUZLILxME3i1knRenJf-frV9mLC 8 NEUROBIOLOGISCHE VERÄNDERUNGEN VERÄNDERUNGEN IM NEUROTRANSMITTERHAUSHALT Abnahme der Serotoninausschüttung → negative Verstimmungen Nachlassender Einfluss von Dopamin im limbischen System geringere Stimulation des dopaminergen Hirnbelohnungssystems Vermehrt negative Gefühlszustände, mehr Aufwand für positive Gefühlszustände Plus: Probleme der Emotionskontrolle (durch noch nicht abgeschlossene Umstrukturierungsprozesse im präfrontalen Kortex) „Typischer“ emotionaler Reaktionsstil der Pubertät: https://encrypted- Erhöhte Risikobereitschaft tbn1.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcQq4J3ckeZgzeu4gIqPyiGmWO bMxSkNh4chLPMGQeb-wCtS30F8 Vermehrter Alkohol- und Drogenkonsum (zur Anregung des Belohnungssystems) 9 KOGNITIVE VERÄNDERUNGEN Durch Zunahme von Verarbeitungsgeschwindigkeit Zuwächse der fluiden Intelligenz Verbesserungen bei der Handlungsplanung und Handlungskontrolle Durch Reifung des präfrontalen Kortex zunehmende Verbesserung der Selbstregulationskompetenzen (Selbstkontrolle, Emotionsregulation) Zunahme des abstrakten und formal-logischen Denkens (siehe Piaget) Trotz kognitiver Entwicklungsfortschritte Aufmerksamkeitsfokus stark auf sich selbst gerichtet (Jugendegozentrismus) → Fähigkeit der Perspektivenübernahme aber vorhanden Typische Denkmuster: Glaube an die eigene Einzigartigkeit und von der sozialen Umgebung nicht verstanden werden https://encrypted- tbn3.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcSI4ghi5FB4hvrAExsho3oFhJ0AVgor3LX3o WWH7XTWMKN2KQIu 10 KOGNITIVE VERÄNDERUNGEN Ein Bild, das Comic, Zeichnung, Clipart, Darstellung enthält. Folgen abstrakten Denkens: Revision der Art und Weise Automatisch generierte Beschreibung wie Adoleszente sich selber, andere und die Welt sehen. Streitlust (Unifaktorielle Erklärungen der Eltern reichen nicht mehr) Befangenheit und Selbstbezug (Fähigkeit über eigene Gedanken zu reflektieren zusammen mit körperlichen und seelischen Veränderungen → Mehr Nachdenken über sich selbst) Idealismus (Abstraktes Denken ermöglicht es, über das Reale zum Möglichen hinauszugehen) Entscheidungen treffen (Verbesserte kognitive Selbstregulation, planvolleres Vorgehen, ABER: im Alltag anfänglich noch überfordert, wenn es darum geht, zwischen möglichen Alternativen zu wählen, deren Vielzahl nun erkannt wird) https://encrypted- tbn3.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcR2S7uQXRm4vKWbPSKn5ZYDdoNab4MiYbRgb7rtX4HMhB9Vez dn 11 KOGNITIVE VERÄNDERUNGEN BEFANGENHEIT UND SELBSTBEZUG Jugend-Egozentrismus (Elkind, 1967): Eigenes Erleben und Verhalten im Mittelpunkt, oft verbunden mit Selbstzweifeln Imaginary Audience (Elkind, 1985): Annahme, dass auch die Aufmerksamkeit der anderen auf die eigene Person gerichtet ist → Überschätzung des eigenen Denkens und Handels, Überdramatisierungen Personal Fable (Elkind, 1985): Glaube an die Einzigartigkeit des eigenen Denkens und Handelns („andere können mich gar nicht verstehen“…) https://stock.adobe.com/de/images/little-girl-cringe-face-vector-cartoon/457031957 12 EMOTIONALE VERÄNDERUNGEN Stimmungs- Gemütsschwankungen Vermehrt negative Gefühlszustände Allgemein: Erhöhte emotionale Reagibilität Erhöhte negative und verminderte positive Befindlichkeit Bedeutung von Emotionsregulationsmöglichkeiten und sozialer Unterstützung für die Bewältigung entsprechender emotionaler Charakteristika im Jugendalter https://www.elternbriefe.de/media/photos/eb45_alf_sim one-einsamkeit.jpg 13 SOZIALE VERÄNDERUNGEN Loslösung/Abnabelung der Eltern Vermehrte Konflikte zwischen Jugendlichen und ihren Eltern (Jugendliche streben nach Autonomie, Eltern verlieren ihre „Allmächtigkeit“) Zunehmend wichtige soziale Einflussgröße: Peers Positiv: Ausbau sozialer und kommunikativer Kompetenzen Negativ: Beeinflussbarkeit auch bei Alkohol/ Drogenkonsum, Gruppenzwänge/-druck, riskantes oder delinquentes Verhalten Vermehrtes Interesse am anderen Geschlecht / Intimpartner https://de.toonpool.com/user/976/files/pubertaet_ 707445.jpg 14 ANFORDERUNGEN UND ÜBERFORDERUNGEN Durch das mögliche Zusammentreffen von Entwicklungsaufgaben, kritischen Lebensereignissen und alltäglichen Problemen kann es zu einem erhöhten Stresserleben kommen Aber: noch wenig Erfahrung mit Stressbewältigungsstrategien → Gefahr von unangemessenen/schädlichen Bewältigungsmechanismen (z.B. Konsum) 15 16 ENTWICKLUNGSABWEICHUNGEN IM JUGENDALTER Jugendphase häufig labile und sensitive Phase, in der sich psychische Störungen oder Auffälligkeiten manifestieren können Geschlechterunterschiede Mädchen mehr internalisierendes, Jungen mehr externalisierendes Problemverhalten Störungsbilder, die in der Regel erst in der späten Kindheit oder im Jugendalter beginnen oder bei denen sich erst dann das volle und „klassische“ Symptombild zeigt: Essstörungen Depressionen (Suizidalität bei Jugendlichen zweithäufigste Todesursache) Substanzmissbrauch und Abhängigkeit Aggressives und delinquentes Verhalten 17