8 Regulation gesundheitsbezogenen Verhaltens PDF

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This document discusses self-regulation and its role in health-related behavior. It details various theories related to self-regulation and explains how understanding these concepts can aid in effective interventions for health behavior change. The text also touches on individual differences and the importance of personal goals.

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B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 1, Kapitel 8 1 8 Regulation gesundheitsbezogenen Verhaltens Lernziele Nach der Lektüre dieses Kapitels  ist Ihnen der Stellenwert von Zielen und deren Bedeutsamkeit für selbstregulatives Verhalten bekannt,  ke...

B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 1, Kapitel 8 1 8 Regulation gesundheitsbezogenen Verhaltens Lernziele Nach der Lektüre dieses Kapitels  ist Ihnen der Stellenwert von Zielen und deren Bedeutsamkeit für selbstregulatives Verhalten bekannt,  kennen Sie zwei wesentliche Theorien zur Selbstregulation,  können Sie Selbstregulation und Selbstkontrolle voneinander abgrenzen,  wissen Sie, wie reflektive und impulsive Prozesse bei der Verhaltenssteuerung zusammenwirken,  können Sie die Bedeutsamkeit von Gewohnheiten für gesundheitsbezogenes Verhalten erklären,  besitzen Sie Kenntnisse über das Common-Sense-Modell der Selbstregulation und über subjektive Krankheitstheorien. Menschen unterscheiden sich erheblich in dem Verhalten, das sie in Bezug auf Gesundheit und Krankheit zeigen. Viele Menschen praktizieren wider besseres Wissen gesundheitsschädigendes Verhalten, wie Rauchen und eine fett- und zuckerlastige Ernährung, oder haben Probleme damit, Verhaltensveränderungen in Richtung auf ein gesünderes Verhalten zu initiieren und aufrechtzuerhalten. Andere Menschen hingegen joggen scheinbar ohne Selbstüberwindung regelmäßig am frühen Morgen oder können mühelos süßen Versuchungen widerstehen. Diese interindividuellen Unterschiede im Verhalten werden unter anderem durch Prozesse der Verhaltenssteuerung erklärt. Solche Prozesse, die der Auswahl und dem Ausüben gesundheitsbezogenen Verhaltens zugrunde liegen sowie Ansatzpunkte für wirksame Interventionen darstellen, sind in der Gesundheitspsychologie von großer Bedeutung. Je nachdem, welche Art von Prozessen als maßgeblich für die Verhaltenssteuerung angenommen wird, resultieren andere gesundheitsfördernde Strategien, um Verhalten zu verändern, zu implementieren oder aufrechtzuerhalten. Seit einigen Jahrzehnten wird die Selbststeuerung oder Selbstregulation als wesentlich für die Ausübung gesundheitsbezogenen Verhaltens betrachtet und untersucht – zumindest in individualisierten, westlichen Gesellschaften. Dieser Ansatz betont auf der einen Seite die Autonomie und den Gestaltungsspielraum von Menschen, kann auf der anderen Seite aber auch mit einer eventuell übertrieben hohen Verantwortungszuschreibung für die eigene Gesundheit einhergehen (Kuhn & Trojan, 2010). Neben dem anhaltenden Interesse an der Nutzung der Fähigkeit von Menschen, selbst Einfluss auf ihr Handeln zu nehmen, berücksichtigt die (gesundheits-)psychologische Forschung und Anwendung jedoch auch zunehmend die Bedeutung von nicht direkt willentlich gesteuerten Prozessen zur Erklärung gesundheitsbezogenen Verhaltens, und dabei vor allem automatisierte Reaktionen und Gewohnheiten. Für ein umfassendes Verständnis der Prozesse, die gesundheits- und krankheitsbezogenem Verhalten zugrunde liegen, müssen alle relevanten bewussten sowie nicht-intentionalen (nicht- bewussten, automatisierten) Steuerungsmechanismen berücksichtigt werden. B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 1, Kapitel 8 2 8.1 Selbstregulation Selbstregulation ist kein genuin gesundheitspsychologisches Konstrukt, sondern spielt in der Psychologie immer dann eine Rolle, wenn es ganz allgemein um Fragen der Verhaltenssteuerung geht, so etwa bei der Erklärung von Entwicklungs- und Lernprozessen (z. B. Haase et al., 2013; Zimmerman, 2008). Eine sehr globale Definition von Selbstregulation wurde von Vohs und Baumeister (2004) vorgelegt, die darunter die Fähigkeit einer Person verstehen, auf eine Vielzahl von Stimuli hin ihre eigenen kognitiven, verhaltensbezogenen und emotionalen Reaktionen zu verändern, zu aktivieren oder auch zu unterdrücken. Diese Steuerung der eigenen Reaktionen ist dabei auf einen Zweck gerichtet, und zwar soll sie die Erreichung selbstgesetzter, individuell relevanter Ziele ermöglichen. Bei Maes und Karoly (2005) wird daher, ähnlich wie in anderen entsprechenden Definitionen, Selbstregulation als Prozess der Hinführung auf persönliche Ziele verstanden, der schrittweise und gegebenenfalls wiederholt stattfindet. Dieser Prozess erfordert die eigenständige Initiierung, Überwachung und Steuerung zielführender Kognitionen, Emotionen und Verhaltensakte, um so eine Annäherung an und letztlich die Realisierung der angestrebten Ziele zu ermöglichen. 8.1.1 Persönliche Ziele, Selbstregulation und Gesundheit Persönliche Ziele und Selbstregulation sind nach der oben skizzierten Sichtweise auf das Engste miteinander verknüpft. Dementsprechend sind die Inhalte der kurz- und langfristigen persönlichen Ziele, der Erfolg bei der Zielerreichung, die Widersprüchlichkeit oder Kongruenz des gesamten Zielsystems und der Umgang mit unerreichbaren Zielen zentrale Voraussetzungen und Folgen der Selbstregulation menschlichen Verhaltens. Das Verständnis von Selbstregulation setzt somit Kenntnisse über die Struktur, Merkmale und Inhalte persönlicher Ziele voraus. Eine jahreszeitlich ausgelöste Beschäftigung mit Zielen ist das Fassen guter Vorsätze für das neue Jahr an Silvester. An solchen guten Vorsätzen beziehungsweise an deren häufigem Scheitern lässt sich auch erkennen, mit welchen Schwierigkeiten die Verfolgung persönlicher Ziele verbunden sein kann. Video 8.1 illustriert typische Neujahrsvorsätze: Video 8.1. Gute Vorsätze fürs neue Jahr? Verfügbar unter https://youtu.be/q1jIr_b30ME Hinsichtlich der Zielorganisation wird von einer hierarchischen Struktur des Zielsystems ausgegangen. Menschen verfolgen viele Ziele gleichzeitig, die sich in ihrer aktuellen Bedeutsamkeit und ihrem Abstraktionsgrad unterscheiden. Brunstein et al. (1999) differenzieren die Zielorganisation in die vertikale Differenzierung und die horizontale Kohärenz von Zielsystemen. Vertikale Differenzierung bezieht sich auf die Ableitung konkreter, untergeordneter Ziele („Ich möchte mich regelmäßig bewegen“) aus einem übergeordneten Ziel („Ich will gesund leben“). Abbildung 8.1 veranschaulicht vereinfacht einen Ausschnitt aus einer möglichen Zielhierarchie. Mit horizontaler Kohärenz ist die Widerspruchsfreiheit innerhalb des Zielsystems gemeint, die zum Beispiel durch konkurrierende Ziele gefährdet sein kann. Ein größtmöglicher beruflicher Erfolg und die regelmäßige Ausübung eines zeitintensiven Hobbies dürften im Allgemeinen nicht gleichzeitig zu realisieren sein, so dass es mit Blick auf die Selbstregulation zu schwierigen Entscheidungen kommen kann, auf welches Ziel hin die eigenen Kognitionen, Emotionen und Verhaltensweisen hin ausgerichtet werden sollen. B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 1, Kapitel 8 3 Abbildung 8.1 Hierarchische Struktur von Zielen Die einzelnen Ziele eines Zielsystems lassen sich anhand von Zieldimensionen oder -eigenschaften charakterisieren (Brunstein, 1993), zum Beispiel der Wichtigkeit eines Ziels: Je wichtiger ein Ziel ist, umso ausgeprägter werden die selbstregulativen Aktivitäten zu seiner Erreichung sein. Die Einschätzung der Umsetzbarkeit oder Realisierbarkeit eines Ziels, die eng mit der wahrgenommenen Schwierigkeit des Ziels zusammenhängt, ist eine weitere bedeutsame Zieldimension. Ziele lassen sich außerdem danach bewerten, welche Fortschritte in der Zielerreichung seit der Setzung eines Zieles erfolgt sind, das heißt, wie erfolgreich die selbstregulativen Anstrengungen bisher waren oder wie lang- oder kurzfristig ein Ziel angelegt ist. Wie konkret oder abstrakt ein Ziel beschrieben wird, ist ebenfalls eine wichtige Dimension. Je nach Kontext sind Ziele auf den untergeordneten Zielebenen konkreter formuliert, beispielsweise „regelmäßige Bewegung“ oder „jede Nacht acht Stunden schlafen“ für den Bereich des gesundheitsbezogenen Verhaltens (Okun & Karoly, 2007). Solche konkreten gesundheitsbezogenen Ziele oder Intentionen stehen im Mittelpunkt von Modellen des Gesundheitsverhaltens, die Faktoren beschreiben, die zu einer entsprechenden Ziel- oder Intentionsbildung führen und deren Umsetzung tatsächliches Verhalten beeinflussen (siehe Kurs 1, Kapitel 9 und 11 „Gesundheitsverhaltensmodelle I und II“). Die Zielinhalte beziehen sich auf die Themen der einzelnen Ziele. Ford und Nichols (Ford, 1992) unterscheiden dabei auf übergeordneter Ebene die Kategorien intrapersonale Ziele und Person- Umwelt-Ziele. In die erste Gruppe fallen Ziele, die affektbezogen sind (z. B. glücklich sein, ausgeglichen sein, körperliches Wohlbefinden), kognitionsbezogene Ziele (z. B. intellektuell kreativ sein) und Ziele hinsichtlich subjektiver Sinngebung. Person-Umwelt-Ziele beziehen sich auf verschiedene Aspekte sozialer Beziehungen (Autonomie ebenso wie soziale Eingebundenheit) und leistungs- oder aufgabenbezogene Ziele. Eine andere Kategorisierung von Zielinhalten unterscheidet zwischen Annäherungs- und Vermeidungszielen (z. B. Elliot & Thrash, 2002). Dabei handelt es sich um definierte Zielzustände, die aktiv angestrebt werden (z. B. „einen Halbmarathon laufen“ als Annäherungsziel) oder die vermieden werden sollen (z. B. „Grippeinfektion verhindern“ als Vermeidungsziel). Die bisherigen Ausführungen beziehen sich implizit auf eine erfolgreiche Zielerreichung. Allerdings ist nicht das letztendliche Erreichen, sondern auch der adaptive Umgang mit nicht erreichbaren Zielen ein wichtiger Aspekt erfolgreicher Selbstregulation. Ziele können aus unterschiedlichen Gründen nicht oder nicht mehr realisierbar sein. So kann das Eintreten eines B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 1, Kapitel 8 4 kritischen Lebensereignisses (z. B. Diagnose einer chronischen Krankheit) das Weiterverfolgen anderer Ziele (z. B. das Ausüben des Berufes) verhindern. Die Aufgabe eines Ziels erfolgt in einem mehrphasigen Prozess (wie etwa im Zielablösezyklus nach Klinger & Cox, 2011): zunächst werden die Anstrengungen zur Zielerreichung verstärkt, was in der nächsten Phase in negative Emotionen wie Wut sowie Beharren auf dem Ziel münden kann. Bei fortdauerndem Scheitern verändert sich die Gefühlslage hin zu Trauer und Niedergeschlagenheit. Als letzte Phase der Zielentbindung tritt ein allmählicher Bedeutungsverlust des Ziels ein. Für eine Neuanpassung und die Wiederherstellung des Wohlbefindens ist neben der Zielentbindung auch das Setzen neuer Ziele, also eine Zielneubindung, unbedingt erforderlich (Wrosch et al., 2003; siehe Kasten 8.1). Dass eine adaptive Zielanpassung sowohl die Entbindung von nicht mehr realisierbaren als auch die Setzung neuer Ziele erfordert, konnten Wrosch und Sabiston (2013) in einer Längsschnittuntersuchung an Frauen nach einer Brustkrebserkrankung zeigen. Die Fähigkeit zur Zielentbindung war mit einer geringeren Ausprägung an negativem Affekt zum ersten Messzeitpunkt assoziiert. Die Fähigkeit zur Zielneubindung ging mit einer positiveren Stimmungslage und weniger körperlichen Symptomen zum ersten Messzeitpunkt und einer deutlicheren Stimmungsverbesserung drei Monate später einher. Besonders starke Verbesserung der Stimmungslage zeigte sich aber bei denjenigen Frauen, bei denen beide Prozesse der Zielanpassung stark ausgeprägt waren. Der Zusammenhang dieser Interaktion mit der Stimmungslage wurde durch eine geringer ausgeprägte (schädliche) körperliche Inaktivität dieser Frauen zum ersten Messzeitpunkt mediiert. Kasten 8.1. Studie zu adaptiver Zielanpassung. Im Prozess der Zielverfolgung durch selbstregulative Steuerungsprozesse spielen Gesundheit und Krankheit eine vielschichtige Rolle. So kann Gesundheit ein eigenständiges wichtiges persönliches Ziel sein, für deren Erreichung und/oder Erhaltung selbstregulative Aktivitäten erforderlich sind. Je konkreter solche gesundheitsbezogenen Ziele formuliert sind (z. B. „Ich möchte mindestens zweimal pro Woche jeweils eine Stunde Sport machen“ anstatt „Ich möchte mich mehr bewegen“), desto besser kann die Zielerfüllung gelingen oder die Notwendigkeit einer Adjustierung des Verhaltens erkannt werden. Gesundheit kann zweitens eine Voraussetzung sein, um bedeutsame Ziele erreichen zu können. Umgekehrt kann ihre Beeinträchtigung beziehungsweise Abwesenheit eine hemmende Bedingung für die Erreichung persönlicher Ziele sein oder sie ganz verhindern, wenn etwa aufgrund von krankheitsbedingten Schmerzen bestimmte Tätigkeiten (z. B. berufliche Reisen), die zur Erreichung wichtiger Ziele (z. B. Karriere) notwendig sind, nicht ausgeführt werden können. Drittens können gesundheitsbezogene Ziele aber auch die Erreichung anderer Ziele befördern, wenn etwa durch die regelmäßige Nutzung des Fahrrads für den Arbeitsweg sowohl gesundheitsbezogene Ziele als auch das Ziel, umweltbewusst zu handeln, verwirklicht werden. 8.1.2 Theorien zur Selbstregulation Zur Beschreibung, Erklärung und Vorhersage selbstregulativen Verhaltens wurden verschiedene theoretische Konzeptionen vorgelegt, die zumeist in einem sozial-kognitiven Verständnis von Verhalten begründet sind. Die Selbstregulationstheorie von Carver und Scheier (z. B. 1998) stellt in diesem Zusammenhang einen sehr ausdifferenzierten Ansatz dar. B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 1, Kapitel 8 5 Sozial-kognitives Verständnis von Selbstregulation Dass menschliches Verhalten in weiten Teilen durch bewusste kognitive Prozesse gesteuert wird beziehungsweise werden kann, ist in der Psychologie ein noch (relativ) neuer Zugang. Ein wichtiger Meilenstein dieser Entwicklung stellt die sozial-kognitive Theorie von Bandura (z. B. 1991) dar, die eine Erweiterung der Lerntheorien durch kognitive und soziale Prozesskomponenten darstellt. Bandura ging bei der Formulierung seiner Theorie von verhaltenstherapeutischen Erkenntnissen aus, die zeigten, dass es nicht unbedingt direkte Verstärkung ist, die die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens erhöht, sondern dass vielmehr Erwartungen hinsichtlich eines Zusammenhangs zwischen dem eigenen Verhalten und einem Verstärker relevant sind. Laut der sozial-kognitiven Theorie sind Zielsetzungen und Selbstbewertungen weitere wichtige kognitive Antezedenzien von Verhalten. Das menschliche Verhalten ist darauf gerichtet, erhoffte Zielzustände zu erreichen und unerwünschte zu vermeiden. Welche Ziele sich eine Person setzt, hängt maßgeblich von der Einschätzung der eigenen Fähigkeit ab, das erforderliche zielführende Verhalten tatsächlich auch ausführen zu können. Diese Form der Selbstbewertung wird als Selbstwirksamkeit oder Selbstwirksamkeitserwartung bezeichnet. Die Komponenten und zentrale Theorieannahmen der sozial-kognitiven Theorie sowie die Bedeutung von Selbstwirksamkeitserwartungen im Kontext von Gesundheit und Krankheit werden ausführlicher in Kurs 1, Kapitel 9 „Gesundheitsverhaltensmodelle I“ erläutert. In Abhängigkeit von der Relevanz eines Ziels, den Selbstbewertungen und der Verfügbarkeit von Strategien, durch die eine Zielerreichung unterstützt werden kann, unterscheiden sich Menschen in ihrem Vermögen, auf eine kurzfristige positive Verhaltensfolge zugunsten einer längerfristigen bedeutsameren Verstärkung zu verzichten. Dies wird als Fähigkeit zum Belohnungsaufschub (engl.: delay of gratification) bezeichnet (Metcalfe & Mischel, 1999). Schon Kinder zeigen ausgeprägte Unterschiede bezüglich ihrer Fähigkeit zum Belohnungsaufschub (siehe Video 8.2). Video 8.2. Süßigkeiten-Experiment. Verfügbar unter https://youtu.be/P_xq2PCm0us Die Funktion von Belohnungsaufschub als unterstützender Faktor bei der Erreichung langfristiger gesundheitsbezogener Ziele ist unmittelbar einsichtig. Erwünschte positive Gesundheitsziele erfordern im Allgemeinen wiederholtes und nicht immer direkt belohnendes Verhalten (wie etwa den Verzicht von zucker- und fetthaltigen Nahrungsmitteln bei einer Diät zur Gewichtsabnahme). Andere kurzfristige Verstärkungen wie der Genuss von Schokolade oder Kuchen konkurrieren mit dem längerfristigen Ziel der Gewichtsreduktion, das deshalb gegen die „Versuchungen“ abgeschirmt werden muss. Je stärker selbstregulative Kompetenzen ausgeprägt sind, desto eher sollte es, ebenso wie in anderen Verhaltensbereichen, möglich sein, ein angestrebtes langfristiges gesundheitsbezogenes Ziel zu realisieren. Die Selbstregulationstheorie von Carver und Scheier Weitere sehr einflussreiche theoretische Überlegungen wurden von Carver und Scheier (z. B. 1998) entwickelt. In ihrer Selbstregulationstheorie werden Erwartungen ebenfalls eine zentrale Bedeutung zugeschrieben. Diese Erwartungen beziehen sich auch auf die Wahrscheinlichkeit der Erreichung von Zielen: bei Zuversicht hinsichtlich der Zielerreichung ist die Aufrechterhaltung von Anstrengungen eher wahrscheinlich als bei Zweifeln, ob ein Ziel überhaupt erreicht werden kann. Die Zielinhalte können dabei auf die Annäherung an einen Zustand oder Situationsausgang gerichtet sein oder darauf, diesen zu vermeiden. B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 1, Kapitel 8 6 Die Selbstregulationstheorie von Carver und Scheier (z. B. 1998) berücksichtigt weiterhin, dass gerade die Verfolgung langfristiger und schwieriger, da komplexer Ziele durch einen Wechsel von Fort- und Rückschritten charakterisiert ist. Durch einen ständigen Abgleich des gewünschten Soll- Zustands (das angestrebte Ziel) mit dem aktuellen Ist-Zustand (dem momentanen Stand der Zielerreichung) können Abweichungen von dem angestrebten Zielzustand identifiziert werden, denen mit Modifikationen der Verhaltensstrategien begegnet werden kann. Dies erfordert den Einsatz verschiedener kognitiver Regulations- und Kontrollstrategien der Aufmerksamkeitslenkung, Wahrnehmung, Entscheidung, Handlungsplanung und Bewertung (siehe Abbildung 8.2). Abbildung 8.2 Feedbackschleifen im Prozess der Zielerreichung. Nach Carver und Scheier, 2002, S. 305 In Abbildung 8.2 wird der Feedbackprozess vereinfacht für ein Ziel dargestellt. Ziele sind jedoch, wie oben bereits ausgeführt, hierarchisch organisiert, wobei auf der obersten Ebene eher abstrakte Ziele angesiedelt sind, die für das Selbstbild relevant sind (z. B. glücklich, gesund oder erfolgreich sein) und auf den untergeordneten Ebenen konkretere Teilziele zur Erreichung der übergeordneten Ziele dienen (z. B. sich ausgewogen zu ernähren als eine Komponente des übergeordneten Ziels „gesund sein“). Die Überwachung der Erreichung untergeordneter Ziele wird daher auch durch die Vergleichsstandards hierarchisch höher stehender Ziele mitgesteuert. Die Bewertungsergebnisse im Prozess der Zielerreichung gehen nach der Selbstregulationstheorie mit spezifischen Gefühlslagen einher. Die Wahrnehmung der erfolgreichen Annäherung an ein erwünschtes Ziel oder der ebenfalls erfolgreichen Vermeidung eines unerwünschten Zustands resultiert in positiven Gefühlen, die Rückmeldung eines fehlenden Erfolgs bei der Zielerreichung in negativen Stimmungen. Für die Auswahl von Handlungen zum Beispiel zur Reduktion von Diskrepanzen zwischen dem erwünschten Ziel und dem aktuellen Ist- Zustand besitzen solche Gefühle eine wichtige Hinweisfunktion. B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 1, Kapitel 8 7 8.1.3 Selbstregulation und Selbstkontrolle Es gibt eine ganze Reihe weiterer Konzepte und Konstrukte, die im Zusammenhang mit Selbstregulation wichtig sind. Dazu gehören etwa Selbstkontrolle, Selbstdisziplin, Willenskraft und, wie bereits angeführt, Selbstwirksamkeitserwartungen (Schwarzer & Luszczynska, 2015). In der gesundheitspsychologischen Forschung spielen vor allem Selbstwirksamkeitserwartungen und Selbstkontrolle eine wichtige Rolle. Auf Selbstwirksamkeitserwartungen und ihre Bedeutung in der Gesundheitspsychologie wird im Kontext von Gesundheitsverhaltensmodellen ausführlich eingegangen (siehe Kurs 1, Kapitel 9 „Gesundheitsverhaltensmodelle I“), daher werden hier im Folgenden Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Selbstregulation und Selbstkontrolle dargestellt. Während in manchen gesundheitspsychologischen Kontexten Selbstregulation und Selbstkontrolle synonym verwendet werden, wird Selbstkontrolle von Baumeister und Heatherton (1996) als Fähigkeit einer Person verstanden, eigenen Impulsen, Wünschen und gewohnheitsmäßigen Reaktionen zu widerstehen oder sie zu verändern, indem sie zum Beispiel abgeschwächt werden – was naturgemäß Anstrengungen erfordert. Es wird weiter angenommen, dass diese Fähigkeit nicht bereichsspezifisch ist, sondern eine globale individuelle Ressource darstellt. Dies sind zwei zentrale Annahmen des Strength Model of Self-Control (Baumeister et al., 2007). Dieser Name ist kaum direkt ins Deutsche übertragbar; inhaltlich lässt er sich als „Ressourcenmodell der Selbstkontrolle“ übersetzen. Die Ressource Selbstkontrolle ist nach diesem Verständnis die Voraussetzung, um Verhalten in eine gewünschte Richtung steuern zu können. Allerdings wird Selbstkontrolle als eine nur begrenzt vorhandene Energie betrachtet; dies ist die dritte wichtige Annahme des Ansatzes. Wird Selbstkontrolle in einer Situation benötigt, so braucht sie sich laut des Strength Model of Self-Control auf und steht für eine andere Situation, deren Bewältigung ebenfalls Anstrengungen erfordert, nicht mehr oder in einem geringeren Ausmaß zur Verfügung. Als Analogie wird dafür das Bild eines Muskels verwendet, dessen Kraft durch Beanspruchung abnimmt und dann erst nach einer Erholungsphase wieder vollständig belastbar ist. Da viele gesundheitsbezogene Verhaltensweisen Selbstkontrolle erfordern (Diät halten, regelmäßig Sport treiben), soll es zu Selbstkontrollversagen in Bezug auf dieses Verhalten kommen, wenn die erforderliche Energie bei anderen Aufgaben bereits aufgebraucht wurde. Wenn jemand über das Problem berichtet, sich während einer anstrengenden Prüfungsphase, die viel Lernen erfordert, nicht gleichzeitig gesund ernähren zu können, dann würde dies im Kontext des Strength Model of Self-Control durch den Abbau von Selbstkontrolle aufgrund der Bewältigung der Prüfungsanforderungen erklärt. Für den Zustand verminderter, da aufgebrauchter Selbstkontrolle wurde der Begriff „Ego-Depletion“ (etwa: Ego-Erschöpfung) geprägt (Baumeister et al., 1998; siehe auch Video 8.3). Video 8.3. Psychology and ELT - Ego Depletion. Verfügbar unter https://youtu.be/cBDEJkKP2Jo Selbstregulation kann nach diesem Verständnis nur dann stattfinden, wenn ausreichend Selbstkontrolle zur Bewältigung von Anforderungen zur Verfügung steht. Während Selbstregulation somit den gesamten Prozess der Verhaltenssteuerung in Richtung persönlicher Ziele beschreibt, stellt Selbstkontrolle eine essenzielle Energieressource darin dar. Die Annahmen des Strength Model of Self-Control sind sowohl einfach als auch eingängig, und auf sie wird in vielen gesundheitspsychologischen Zusammenhängen verwiesen. Insgesamt wird in der Psychologie die Bedeutung dieses Ansatzes jedoch sehr unterschiedlich bewertet. So fanden Hagger et al. (2010) bei einer Meta-Analyse von 83 Studien vorläufige Bestätigungen B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 1, Kapitel 8 8 einiger Annahmen zur Ego-Erschöpfung, während andere Autor:innen wie etwa Lurquin und Miyake (2017) das Modell konzeptuell (z. B. hinsichtlich der unscharfen Definition von Selbstkontrolle) und methodisch (v. a. aufgrund des Vorherrschens von Laborexperimenten mit geringer ökologischer Validität) kritisieren. Es wird darüber hinaus ebenfalls diskutiert, ob das Strength Model of Self-Control tatsächlich dazu geeignet ist, die gesamte Bandbreite komplexer gesundheitsbezogener Verhaltensweisen zu erklären und vorherzusagen, oder ob seine Anwendungsmöglichkeiten auf solche Situationen begrenzt sind, in denen ein Versagen von Selbstkontrolle auftritt (de Ridder & de Wit, 2006). 8.2 Impulse, automatisierte Prozesse und Gewohnheiten Die bisher beschriebenen theoretischen Entwicklungen zu selbstregulativem Verhalten haben zu einem vertieften Verständnis derjenigen Verhaltensweisen beigetragen, die einer willentlichen Kontrolle unterliegen. Gerade bei gesundheitsbezogenem Verhalten ist es jedoch evident, dass häufig bewusst gesetzte Ziele nicht durch entsprechende Handlungen unterstützt werden oder wider besseres Wissen ein anderes Verhalten als das zielführende gezeigt wird (wie etwa bei dem Scheitern der guten Vorsätze am Jahresbeginn). Durch bewusste, selbstregulative Prozesse lassen sich somit viele, aber nicht alle gesundheitsbezogenen Verhaltensweisen erklären. Ebenso wichtig sind nicht-bewusste motivationale Systeme, wie Impulse, oder automatisierte Prozesse, wie die Ausübung von Verhaltensgewohnheiten (Hagger, 2016). 8.2.1 Duale Prozessmodelle Die Erkenntnis, dass Verhalten sowohl von reflektiven (rationalen, willensgesteuerten) als auch von impulsiven (spontanen, nicht-bewussten) Systemen gesteuert wird, die miteinander nicht immer kompatibel sind, hat in einer Reihe von Theorien zur Beschreibung, Erklärung und Vorhersage von Verhalten Eingang gefunden. Diese werden als duale Prozessmodelle bezeichnet, da sie beide Systeme berücksichtigen und mögliche Verhaltenskonflikte zwischen ihnen erklären. In der Zweisystem-Theorie von Hofmann et al. (2011) wird die Wirkweise beider Systeme sehr detailliert beschrieben (siehe Abbildung 8.3). Ausgehend von der Wahrnehmung externer oder interner Stimuli werden zum einen reflektive kognitive Aktivitäten angestoßen, die Planungs- und Bewertungsprozesse beinhalten, durch die eine Entscheidung für ein konkretes Verhalten vorbereitet wird. Im gleichzeitig aktivierten impulsiven System werden hedonistische (d. h. auf die Erlangung von Wohlbefinden sowie auf die Vermeidung von Unlust gerichtete) Affekte und assoziative Verknüpfungen angesprochen, die subjektives Verlangen nach einem Zustand auslösen, mit nicht willentlich gesteuerten Annäherungs- oder Vermeidungstendenzen einhergehen und gelernte Verhaltensschemata auslösen. Die Systeme operieren somit unterschiedlich. Das reflektive System erfordert ein hohes Maß an Gedächtniskapazität und Zeit, ist aber in der Lage, die Rahmenbedingungen einer verhaltensrelevanten Situation zu berücksichtigen und dadurch Flexibilität in der Verhaltenssteuerung zu ermöglichen. Das impulsive System ist demgegenüber durch eine automatisierte Informationsverarbeitung und Aktivierung von Affekten und Verhaltenstendenzen gekennzeichnet, die einerseits wenig kognitive Ressourcen in Anspruch nehmen, auf der anderen Seite unflexibel sind, da sie auf in der Vergangenheit stattgefundene Lernprozesse beschränkt sind. Beide Systeme können durch weitere äußere oder innere Einflussgrößen in ihren Verarbeitungsabläufen beeinflusst werden. Nach Hofman et al. (2011) wird das reflektive System zum Beispiel durch Ego-Erschöpfung geschwächt, was zu einer situativ verringerten Selbstkontrolle führen und dann auch in der Folge eine Stärkung des impulsgetriebenen B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 1, Kapitel 8 9 Verhaltens nach sich ziehen kann. Eine dispositional niedrige Kontrollfähigkeit dagegen sollte mit einer generell stärkeren Aktivierung des impulsiven Systems einhergehen. Abbildung 8.3 Vereinfachte Darstellung der Zweisystem-Theorie. Nach Hofmann et al., 2011, S. 160 Zu Konflikten zwischen den beiden Systemen kann es kommen, wenn sie in unterschiedlichen Verhaltensschemata resultieren (z. B. zum Sport gehen vs. auf dem Sofa liegen). Nach Hofmann et al. (2011) hängt das letztendlich gezeigte Verhalten dann von der Aktivierungsstärke beider Systeme auf die Handlungssteuerung ab: Das stärker aktivierte Verhalten wird realisiert. Auch auf früheren Stufen des Gesamtprozesses kann es zu Störungen zwischen beiden Systemen kommen, indem zum Beispiel die reflektiven Verarbeitungsschritte durch starke hedonistisch motivierte Impulse gestört werden. Dies wäre etwa der Fall, wenn das Verlangen nach Schokolade so übermächtig wird, dass keine rationalen Abwägungen über die Auswahl einer gesunden Zwischenmahlzeit mehr möglich sind. Für gesundheitsfördernde Interventionen sind die Erklärungsansätze dualer Prozessmodelle bedeutsam, da sie vermitteln, warum überwiegend auf rationale Prozesse abzielende Maßnahmen (z. B. Informationsvermittlung, Erarbeitung alternativer Handlungsvorschläge) nicht immer zu einer Veränderung oder Aufrechterhaltung gesundheitsfördernden Verhaltens führen. Die Berücksichtigung und Adressierung impulsiver Handlungstendenzen könnte daher zu einer Erhöhung der Effektivität von Angeboten zur Gesundheitsförderung führen (Hollands et al., 2016). 8.2.2 Gewohnheiten Vielfach wird gesundheitsrelevantes Verhalten aufgrund von Gewohnheiten ausgeübt. Im positiven Fall sind diese Gewohnheiten gesundheitsfördernd (Zähneputzen, Anlegen eines Sicherheitsgurtes), im negativen Fall gesundheitsgefährdend (Konsum von Süßigkeiten oder Rauchen in Stresssituationen). Für die gesundheitspsychologische Grundlagenforschung und Anwendung sind Kenntnisse über diese spezifische Form nicht-bewussten Verhaltens hilfreich, um positive Gewohnheiten auf- und negative abbauen zu können. B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 1, Kapitel 8 10 Als Gewohnheit wird ein Verhalten bezeichnet, das durch situative Hinweisreize ausgelöst wird, automatisiert abläuft und auf erlernten Reiz-Reaktions-Mustern basiert (Gardner, 2015; siehe auch Kasten 8.2). Durch häufiges gemeinsames Auftreten von situativen Gegebenheiten und einem bestimmten Verhalten entstehen feste Assoziationen, die dazu führen, dass in einer zukünftigen gleichen Situation alternative Verhaltensweisen im Gedächtnis weniger verfügbar sind. Die Wahrnehmung der spezifischen Kontextreize führt dann zu einer Aktivierung des Verhaltensimpulses, ohne dass bewusste kognitive Steuerungsprozesse erforderlich sind (wenn etwa das Schließen der Autotür den Griff zum Sicherheitsgurt auslöst). Ob das Verhalten tatsächlich gezeigt wird, hängt von weiteren Bedingungen und Kontextfaktoren ab. Orbell und Verplanken (2010, Studie 2) demonstrierten in einer Felduntersuchung das Auftreten von Verhaltensimpulsen auch in einer Umgebung, die das Ausüben des Verhaltens verhindert. Nach Einführung des Rauchverbots in englischen Gaststätten untersuchten sie Personen, die regelmäßig Pubs besuchten und dabei sowohl Alkohol konsumierten und (vor dem Rauchverbot) Zigaretten rauchten. Sie befragten diese Personen danach, ob sie nach Einführung des Verbots in einem Pub während des Konsums von Alkohol eine Zigarette tatsächlich oder fast angezündet hatten. Ungefähr die Hälfte der Befragten (42 %) gab an, dass sie dieses Verhalten trotz des Wissens um das Rauchverbot gezeigt hatten, es ihnen also unwillentlich „passiert“ war. Kasten 8.2. Studie zur Verhaltenssteuerung durch Gewohnheiten. Für gesundheitspsychologische Interventionen lässt sich aus den Erkenntnissen zu Gewohnheiten ableiten, dass die Überführung von gesundheitsförderlichem Verhalten in Gewohnheiten ein wichtiges Anliegen ist, da das Verhalten dann ohne aufwändige kognitive Steuerungsprozesse ausgeführt werden kann. Dabei müssen Reiz-Reaktionsmuster erlernt und durch häufige Wiederholung fest verankert werden. Dass dies unter Umständen sehr zahlreiche Wiederholungen und intensive Unterstützung erfordert, zeigt sich zum Beispiel daran, wie lange es dauern kann, bis Kinder eigenständig und regelmäßig ihre Zähne putzen. Für den Abbau schädlicher Gewohnheiten lässt sich schlussfolgern, dass nicht in erster Linie das offene Verhalten, sondern die erlernten Assoziationen Gegenstand von gesundheitsfördernden Maßnahmen sein sollten. Diese gilt es aufzubrechen oder die Verhaltensimpulse zumindest abzuschwächen. Die Faktoren, die das Erlernen und Verlernen von Gewohnheiten beeinflussen können, sind jedoch noch nicht vollständig geklärt. So könnte auch die Tageszeit, zu der eine Gewohnheit erlernt wird, beziehungsweise die mit ihr einhergehenden Veränderungen des Hormonstatus bedeutsam sein; erste Befunde weisen darauf hin, dass der Aufbau von Gewohnheiten morgens, wenn der Cortisolspiegel hoch ist, besser gelingt als abends (Fournier et al., 2017). 8.3 Das Common-Sense-Modell der Selbstregulation Den bisher beschriebenen theoretischen Zugängen zu selbstregulativem Verhalten ist gemeinsam, dass sie sich gut auf gesundheitsrelevantes Verhalten anwenden lassen, aber nicht spezifisch für diesen Verhaltensbereich entwickelt wurden. Es stellt sich jedoch die Frage, inwieweit allgemeine Prinzipien selbstregulativen Verhaltens auch im Fall von Krankheit und auf das mit Krankheit zusammenhängende Verhalten Gültigkeit besitzen (de Ridder & de Wit, 2006). Gerade chronische Krankheiten stellen andauernde Anforderungen an die betroffene Person und ihre Umgebung (siehe auch Kurs 3, Kapitel 5 „Gesundheitliche Beeinträchtigung und Partnerschaft“), gehen zeitweilig mit negativen Stimmungslagen einher, können sich einschränkend auf potenzielle Ziele auswirken und erfordern zumeist vielfältige Bewältigungsbemühungen. Diesen Besonderheiten versucht das Common-Sense-Modell der B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 1, Kapitel 8 11 Selbstregulation von Gesundheits- und Krankheitsverhalten (CSM; z. B. Leventhal et al., 2003) Rechnung zu tragen. In der englischsprachigen Forschungsliteratur ist es ein sehr häufig verwendetes Rahmenkonzept zur Untersuchung der Mechanismen, die bei der Auseinandersetzung mit Krankheit und gesundheitlicher Gefährdung wirksam werden. Es wird auch als Ansatzpunkt für Interventionen zur Unterstützung von Krankheitsbewältigung und für den Umgang mit gesundheitlichen Problemen verwendet. 8.3.1 Grundannahmen des Common-Sense-Modells Von seinem strukturellen Aufbau her ist das CSM ebenfalls ein duales Prozessmodell. Allerdings werden damit keine bewussten und nicht-bewussten Prozesse beschrieben; vielmehr beziehen sich die beiden parallelen Prozesse auf grundlegende kognitive und affektive Reaktionsmodalitäten im Angesicht von Krankheit und/oder gesundheitlicher Bedrohung (siehe Abbildung 8.4). Das CSM postuliert, dass durch gesundheitsrelevante interne oder externe Stimuli – zum Beispiel die Wahrnehmung von Symptomen, die Übermittlung einer Diagnose oder eine Information über eine Gesundheitsbedrohung in den Medien – zwei Reaktionswege aktiviert werden. Der kognitive Reaktionsarm besteht in der Herausbildung oder Aktivierung von Schemata oder kognitiven Repräsentationen, die das Wissen über die Krankheit oder Bedrohung enthalten und strukturieren. Diese werden auch als Krankheitstheorien (oder Krankheitskonzepte) bezeichnet. Das CSM beschreibt weiterhin einen zeitgleich aktivierten emotionalen Reaktionsarm, der die zumeist negativen gefühlsbezogenen Repräsentationen abbildet. Abbildung 8.4 Das Common-Sense-Modell der Selbstregulation von Gesundheits- und Krankheitsverhalten Die kognitiven und emotionalen Repräsentationen sind jeweils die Basis für die Ableitung konkreter Bewältigungshandlungen. Diese beziehen sich zum einen auf die gesundheitlichen Gefährdungen und zum anderen auf die negativen Gefühlszustände. Die Wirksamkeit der B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 1, Kapitel 8 12 Bewältigungsversuche wird bewertet und aus dem Resultat der Bewertung kann eine Veränderung in der Wahrnehmung des auslösenden Stimulus, der kognitiven und emotionalen Repräsentationen und der zukünftigen Bewältigungshandlungen resultieren (Leventhal et al., 2016). Das Bewältigungsverhalten hat wesentlichen Einfluss auf die Anpassung an die Krankheit oder gesundheitliche Bedrohung, da es den körperlichen und psychischen Zustand direkt und indirekt beeinflusst. Das Modell beschreibt weiterhin vielfältige Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Prozesselementen. Gesundheits- und krankheitsbezogene Regulationsprozesse werden laut CSM neben den internen Rückmeldeprozessen auch von äußeren Faktoren (v. a. Informationen durch Kommunikationsprozesse, kulturell geteilte Vorstellungen über ein Erkrankungsbild) sowie durch Personenmerkmale wie etwa Persönlichkeitseigenschaften beeinflusst. Zu der Wirkweise dieser externen Faktoren existiert jedoch bisher wenig Forschung. 8.3.2 Subjektive Krankheitstheorien Die kognitiven Repräsentationen beziehungsweise Krankheitstheorien sind ein zentraler Bestandteil des CSM und werden häufig auch als eigenständiges Konstrukt in der gesundheitspsychologischen Forschung untersucht. Eine Theorie über eine Krankheit zu haben bedeutet, sie als spezifischen Lebensbereich verstehen und als Teil des eigenen Lebens akzeptieren zu können. Krankheitsbezogene Erfahrungen können durch die subjektiven Theorien erklärt werden. Das ermöglicht Vorhersagen über Krankheitsverläufe sowie individuelle Entscheidungen über den Umgang und die Therapie der Krankheit. Subjektive Krankheitstheorien sind daher Konstrukte von hoher Bedeutsamkeit für den alltäglichen Umgang mit einer Erkrankung (Petrie & Weinman, 2006). Je nachdem, welche Annahmen eine chronisch kranke Person über das Funktionsgefüge ihrer Erkrankung gebildet hat, wird sie bestimmte Formen des Umgangs mit der Krankheit für besonders wirkungsvoll halten. Betroffene, die an der gleichen Krankheit leiden, können daher je nach den damit gemachten Erfahrungen und den verfügbaren Informationen große Unterschiede in den als effektiv erachteten Bewältigungsstrategien aufweisen. Wie im CSM beschrieben, lassen sich aber nicht nur konkrete krankheitsbezogene Handlungen, sondern auch die im Zusammenhang mit einer Krankheit entstehenden Emotionen und deren Regulation im Zusammenhang mit subjektiven Krankheitstheorien erklären. Eine Person beispielsweise, die verinnerlicht hat, dass ihr Krankheitsbild durch Alkohol und den Verzehr tierischer Fette verschlechtert wird, kann durch Verzicht auf diese Stoffe Einfluss auf den eigenen Gesundheitszustand ausüben. Dieses Gefühl subjektiver Kontrolle kann negativen emotionalen Begleiterscheinungen der Erkrankung wie Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Niedergeschlagenheit entgegenwirken. Die Struktur subjektiver Krankheitstheorien wird üblicherweise anhand einer Reihe von Dimensionen beschrieben. Diese beziehen sich auf Annahmen über die Symptomatik, die zeitliche Verlaufsgestalt, die Ursachen, die Konsequenzen und die Kontrollierbarkeit der Erkrankung. Der am häufigsten zur Erfassung von Krankheitstheorien verwendete Fragebogen IPQ-R (Illness Perception Questionnaire – Revised, Moss-Morris et al., 2002) erhebt zusätzlich noch zwei weitere Dimensionen: die der wahrgenommenen Verständlichkeit oder Kohärenz einer Krankheit und die emotionalen Repräsentationen. Die Funktionen von Krankheitstheorien wurden und werden bei einer Vielzahl von unterschiedlichen Erkrankungen wie zum Beispiel Asthma, Krebs, neurologische oder kardiovaskuläre Krankheiten untersucht (Hagger et al., 2017). Neben körperlichen werden dabei zunehmend auch psychische Erkrankungen betrachtet (Petrie et al., 2008). Weiterhin werden Krankheitstheorien in der neueren Forschung im Kontext von dyadischen oder größeren sozialen B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 1, Kapitel 8 13 Systemen betrachtet, etwa dahingehend, welche Auswirkungen die Krankheitstheorien von mitbetroffenen Partnern auf die Anpassung der Erkrankten haben oder ob sich in Familien mit einem kranken Familienmitglied eine geteilte Krankheitstheorie herausbildet (Quiles Marcos et al., 2009; Salewski, 2003; Sterba et al., 2008; siehe auch Kurs 3, Kapitel 5 „Gesundheitliche Beeinträchtigung und Partnerschaft“). Die Erkenntnisse über die Bedeutsamkeit von Krankheitstheorien werden auch bei der Entwicklung von Interventionen genutzt, die auf eine Veränderung einzelner Dimensionen der subjektiven Theorien abzielen und eine Verbesserung des Umgangs mit einer Erkrankung ermöglichen sollen (siehe Kasten 8.3). Während des Krankenhausaufenthalts von Patient:innen nach einem Herzinfarkt führten Broadbent et al. (2009) eine Kurzintervention durch (drei halbstündige Sitzungen mit den Betroffenen, eine halbstündige Sitzung mit den Betroffenen und ihren Partner:innen). Die Inhalte der Intervention zielten vor allem auf die Ursachenannahmen, den Zeitverlauf der Genesung und auf die Annahmen über die Unterstützung der Rekonvaleszenz durch eigenes Verhalten. Bei der Entlassung und auch noch sechs Monate später berichteten die Personen der Interventionsgruppe realistischere Ursachenannahmen, ein besseres Krankheitsverständnis und weniger Angst hinsichtlich der Wiederaufnahme der Arbeit als die Mitglieder einer Kontrollgruppe. Die Interventionsgruppe hatte ebenfalls nach drei und sechs Monaten eine höhere Rückkehrquote zur Arbeit. Kasten 8.3. Beispiel für eine Intervention zur Veränderung subjektiver Krankheitstheorien. 8.3.3 Weiterentwicklungen des Common-Sense-Modells Das CSM hat sich als nützliches Rahmenkonzept zur Beschreibung und Erklärung der Reaktionen auf die Konfrontation mit Krankheit, vor allem mit chronischer Krankheit, bei verschiedenen Krankheitsbildern und Gruppen von Betroffenen bewährt. Die mit seiner Hilfe gewonnenen Erkenntnisse sollten zukünftig noch stärker als bisher in Interventionen einfließen, durch die Erkrankte in ihrer Bewältigung unterstützt werden (McAndrew et al., 2008). Dazu würde auch gehören, dass die Funktion und Bedeutsamkeit der individuellen kognitiven und emotionalen Repräsentationen von erkrankten Personen stärker als bisher in der medizinischen Betreuung berücksichtigt werden. Hinsichtlich der konzeptuellen Weiterentwicklung des CSM schlagen Hagger et al. (2017) auf der Grundlage von metaanalytischen Befunden verschiedene Modifikationen vor. In der aktuellen Konzeption des CSM wird ausschließlich jeweils eine indirekte Beziehung zwischen den kognitiven Repräsentationen und der Anpassung (also dem körperlichen und psychischen Zustand) sowie den emotionalen Repräsentationen und der Anpassung angenommen. Da sich in einer Reihe von Untersuchungen gezeigt hat, dass auch unabhängig von Bewältigungsversuchen die Inhalte der Repräsentationen mit dem körperlichen und psychischen Befinden zusammenhängen können, gehen Hagger et al. (2017) auch von direkten Pfaden zwischen den kognitiven und emotionalen Repräsentationen und der Anpassung aus und halten eine diesbezügliche Erweiterung des CSM für sinnvoll. Außerdem plädieren sie dafür, die Prozesse, die zwischen den Repräsentationen und dem Bewältigungsverhalten liegen, zu konkretisieren und die Intentionsbildung sowie Handlungspläne als eigenständige Komponenten des Modells zu spezifizieren. Diese Komponenten sind aus bereits lange eingeführten Theorien des Gesundheitsverhaltens entlehnt (siehe Kurs 1, Kapitel 9 und 11 „Gesundheitsverhaltensmodelle I und II“). B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 1, Kapitel 8 14 Literaturverzeichnis Bandura, A. (1991). Social cognitive theory of self-regulation. Organizational Behavior and Human Decision Processes, 50(2), 248-287. https://doi.org/10.1016/0749-5978(91)90022-L Baumeister, R. F., Bratslavsky, E., Muraven, M., & Tice, D. M. (1998). Ego depletion: Is the active self a limited resource? Journal of Personality and Social Psychology, 74(5), 1252-1265. https://doi.org/10.1037//0022-3514.74.5.1252 Baumeister, R. F., & Heatherton, T. F. (1996). Self-regulation failures: An overview. Psychological Inquiry, 7(1), 1-15. https://doi.org/10.1207/s15327965pli0701_1 Baumeister, R. F., Vohs, K. D., & Tice, D. M. (2007). The Strength Model of Self-Control. 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