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PatientBandoneon

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Iran University of Science and Technology, Tehran

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second language acquisition german language multilingualism language learning

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lOMoARcPSD|46070701 Einführung in das Fach Deutsch als Zweitsprache Einführung in das Fach Deutsch als Zweitsprache (Universität Paderborn) Scan to open on Studocu Studocu is not sponsored or endorsed by any college or university...

lOMoARcPSD|46070701 Einführung in das Fach Deutsch als Zweitsprache Einführung in das Fach Deutsch als Zweitsprache (Universität Paderborn) Scan to open on Studocu Studocu is not sponsored or endorsed by any college or university Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Hinführung und Grundbegriffe Mehrsprachigkeit:  bezieht sich auf alle Formen multipler Sprachkompetenz Typen von Mehrsprachigkeit: - Gesellschaftliche Mehrsprachigkeit  Existenz mehrerer Sprachen in einer Gesellschaft - Soziale Mehrsprachigkeit  gesellschaftliche Funktionen von verschiedenen Sprachen - Institutionelle Mehrsprachigkeit  mehrsprachig aufgestellte und agierende Institutionen - Individuelle Mehrsprachigkeit  Mehrsprachigkeit des Individuums - Simultane Mehrsprachigkeit  wenn gleichzeitig mehrere Sprachen im Kleinkindalter natürlich, d.h. ohne formalen Unterricht, erworben werden - Sukzessive Mehrsprachigkeit  wenn mehrere Sprachen hintereinander erlernt werden, was sowohl natürlich als auch gesteuert erfolgen kann - Funktionale/rezeptive Mehrsprachigkeit:  Beherrschung von Teilkompetenzen einer Sprache, deren Einsatz sich nach Kommunikationspartner, -zweck und -ort richtet - Innere Mehrsprachigkeit:  „Sprachen in der Sprache“  verschiedene Sprachvarietäten einer Sprache (Soziolekte, Dialekte)  unterschiedliche Sprachregister innerhalb einer Sprache Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 - Äußere Mehrsprachigkeit:  sprachenübergreifend  historisch bedingt in Grenzgebieten  gesellschaftlich bedingt durch Migration  institutionell bedingt durch Fremdsprachenunterricht - Lebensweltliche Mehrsprachigkeit:  ein Mensch lebt im Alltag in mehr als einer Sprache  Spracherwerb erfolgt genauso wie bei einsprachig aufwachsenden Kindern - Fremdsprachliche Mehrsprachigkeit:  im Alltag wird nur eine Sprache gebraucht  Fremdsprachen werden im Unterricht erlernt Weite Begriffsauffassung: Jeder Mensch ist mehrsprachig, da er schon in seiner Muttersprache über mehrere Varietäten verfügt (muttersprachliche Mehrsprachigkeit) Erstsprache: - wird oft mit dem Begriff Muttersprache gleichgesetzt - meint die erste Sprache, die ein Mensch erwirbt - bezeichnet die Sprache, die man von Bezugspersonen lernt - die jeweiligen Lebensumstände sowie die Unterrichtsgestaltung und schulorganisatorischen Faktoren beeinflussen, ob eine weitere Förderung der L1 bei DaZ Lernern stattfindet Zweitsprache: - wird im Zielland erworben - wird ab dem 3./4. Lebensjahr erworben - unterscheidet sich im Erwerb bei Kindern und Erwachsenen Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 - da das sprachliche Lernen im Rahmen der schulischen Bildung oder Zweitsprachenförderung gezielt unterstützt werden sollte, ist der Spracherwerb in diesen Situationen gesteuert Fremdsprache: - wird gesteuert durch Unterricht erlernt - ist oft wenig identitätsrelevant für eine Person Mehrsprachigkeit in der Schule der Migrationsgesellschaft: - Mehrsprachigkeit als erstrebenswertes Ziel schulischer Bildung - Aber: Mehrsprachigkeit eines Großteils der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund wird gesellschaftlich anders bewertet (Sprachprestige) - in manchen Bildungseinrichtungen ist der Gebrauch anderer Sprachen untersagt  beschämende und verunsichernde Erfahrung für die betroffenen SuS - es ist wichtig, die Mehrsprachigkeit der SuS wahrzunehmen, einzubeziehen und zu wertschätzen Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Migration und Bildungsgerechtigkeit Migration:  Wanderungsbewegung, die durch politische, soziale oder wirtschaftliche Not der Migrant*innen hervorgerufen wurde Gründe von Migration:  man unterscheidet zwischen Push & Pull Faktoren Push Faktoren: Umstände im Herkunftsland, die Auswanderung sinnvoll erscheinen lassen z.B.: Armut, Krieg, Umweltkatastrophen Pull Faktoren: Umstände im Zielland, die eine Einwanderung attraktiv erscheinen lassen z.B.: Hoffnung auf wirtschaftliche Chancen oder politische Freiheiten Formen von Migration: - Arbeitsmigration - Illegale Migration - Migration von gut ausgebildetem Fachpersonal  von einem Entwicklungs- in ein Industrieland oder zwischen den Industrieländern Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Migrationshintergrund:  Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde Geschichte der Bildungsbenachteiligung: Migrationsbezogene Bildungspolitik der BRD von 1973 bis zur Gegenwart: 0. Phase: Gastarbeiteranwerbung - vor 1970: keine flächendeckende Beschulung von Migrant*innen an deutschen Schulen 1. Phase: Eingliederung durch Segregation - seit den 1970er Jahren: Beschulung von Kindern nicht-deutscher Herkunft im deutschen Bildungssystem, aber getrennt von den deutschen Kindern 2. Phase: Eingliederung durch Assimilation - Ende der 1970er Jahre: sprachliche und kulturelle Heterogenität ausländischer Kinder sollte durch kompensatorische Bildungsmaßnahmen behoben werden 3. Phase: Interkulturelle Pädagogik - ab Mitte der 1980er Jahre: individuelle Zwei- oder Mehrsprachigkeit von Migrantenkindern sollte gefördert werden, aber Ansätze konnten nicht in die Tat umgesetzt werden 4. Phase: PISA, IGLU & CO - seit 2000: kontinuierliche Evaluationen im Bildungsbereich - Leistungsunterschiede zwischen deutschstämmigen und nicht- deutschstämmigen Schülern werden evident - vielfältige pädagogische Maßnahmen und finanzielle Ressourcen vor allem in Bezug auf die Erforschung der Bildungsungleichheit werden eingesetzt Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Aktuelle Tendenzen: - etablierte schulische Strukturen werden überdacht - Mehrsprachigkeit und Migrationspädagogik als verpflichtende Anteile der Lehrerbildung - Inklusion als wichtiges Stichwort Inklusion: - Gesellschaft, in der jeder Mensch akzeptiert wird und gleichberechtigt und selbstbestimmt an dieser teilhaben kann - Verankerung im Grundgesetz - Unterschiede als Bereicherung Akkulturation: - Anpassungsprozesse von Personen oder sozialen Gruppen an eine Kultur in Hinsicht auf Wertvorstellungen, Sitten, Brauchtum, Sprache, Religion, Technologie und anderes - Akkulturationsstrategien Perspektive der Einwanderer: Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 - Aber: Akkulturationsstrategien werden nicht nur von den Migrant*innen gewählt, auch die Aufnahmegesellschaft gibt eine bestimmte Strategie vor bzw. fordert eine bestimmte Strategie  Akkulturationsstrategien Perspektive der Aufnahmegesellschaft: Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Zweitspracherwerbsforschung: ZSEH inklusive Lernersprache Allgemeine Lerntheorien:  nehmen Einfluss auf die ZSEH Behavioristische Lerntheorie: - Lernen (und damit auch Sprachlernen) erfolgt durch Konditionierung - die gewünschte Reaktion auf einen spezifischen Reiz wird durch positives Feedback bei richtigem Verhalten antrainiert - Lernen ist ein imitativer Prozess  die Umgebung ist dafür verantwortlich, was gelernt wird - durch ständiges Wiederholen und Ãœben soll der Abruf von Satzmustern automatisiert werden - Fehler im Fremdsprachunterricht sollten sofort korrigiert werden, sodass andere Lernende den Fehler nicht wiederholen Nativistische Lerntheorie: - Menschen besitzen eine angeborene Spracherwerbsfähigkeit - die mentale Ausstattung steuert den Erwerb von L1 und L2 - es existieren vier ZSEH, die der angeborenen Spracherwerbsfähigkeit eine unterschiedlich hohe Bedeutung zuweisen Kognitive Lerntheorie: - Lernen ist ein entdeckender Prozess - Lernen erfolgt im Rahmen der selbstständigen Auseinandersetzung des lernenden Individuums mit seiner sozialen Umwelt - auf der Basis vorhandenen Wissens werden beim L2-Lernen neue Informationen über die Zielsprache verarbeitet - Lernende konstruieren Wissen über die Beschaffenheit der Fremdsprache, probieren diese aus und verändern sie, sollten sie unzulänglich sein Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Konstruktivistische Lerntheorie: - Weiterentwicklung der kognitiven Lerntheorie - Lernen ist ein autonom ablaufender Konstruktionsprozess auf Grundlage individuellen Wissens und Erfahrungen - Lernprozess erfolgt bei jedem Individuum unterschiedlich Gemeinsamkeiten:  Lernen erfolgt auf der Basis einer Befähigung zum Sprachenlernen  Lernen erfolgt innerhalb einer sozialen Umwelt Zweitspracherwerbshypothesen:  Verlaufen der Erst- und Zweit- bzw. Fremdsprachenerwerb gleich, unterschiedlich oder integriert? Identitäts-Hypothese: - folgt nativistischen und kognitiven Ansätzen - behauptet, dass der L1- und L2-Erwerb prinzipiell gleichartig verlaufen unabhängig vom Alter der Lernenden - Lernende aktivieren mentale Prozesse, wodurch die Elemente und Regeln der L2 in gleicher Abfolge wie bei der L1 erworben werden - starke Variante: Prozesse und Produkte des L1- und L2-Erwerbs sind identisch  mittlerweile widerlegt - schwache Variante: Ähnlichkeit im L1- und L2-Erwerb Kontrastiv-Hypothese: - nimmt Bezug auf die behavioristischen Ansätze - Unterschiede zwischen L2 und L1 führen oft zu Fehlern, während identische Bereiche leicht zu erlernen sind - Schwierigkeitsgrad der zu erlernenden Fremdsprache erhöht sich, je größer die Unterschiede zwischen L1 und L2 sind Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 - mittlerweile ist die starke Version der Hypothese widerlegt worden, aber eine schwache Version hat sich durchgesetzt Lernersprachen-Hypothese: - Lernende bilden beim Erlernen einer Zielsprache sog. „Lernersprachen“ aus  diese enthalten Merkmale der Erstsprache und Zielsprache sowie eigenständige, von L1 und L2 abweichende, Merkmale - Lernersprachen sind veränderbar und entwickeln sich im Lernprozess stets weiter - fünf psycholinguistische Prozesse spielen dabei eine Rolle  1. Transfer aus anderen Sprachen, 2. Transfer aus der Lernumgebung, 3. Lernstrategien, 4. Kommunikationsstrategien, 5. Ãœbergeneralisierung - wird die Lernersprache nicht weiterentwickelt, fossiliert sie, d.h. nicht normgerechte Formen bleiben erhalten, weil die Kommunikation trotzdem funktioniert Mehrsprachigkeits-Hypothese: - aus den verschiedenen Kompetenzen von Lernenden in unterschiedlichen Sprachen wird ein gemeinsames System gebildet - in diesem System stützen sich die Teilkompetenzen gegenseitig - beim Erwerb weiterer Sprachen können Teilkompetenzen gezielt eingesetzt werden  Lernen oder erwerben wir eine Zweit- oder Fremdsprache? Monitor-Hypothese: - es gibt zwei unterschiedliche Arten von Sprachaneignungsprozessen  den intuitiven Erwerb und das bewusste Lernen - der intuitive Erwerb gilt als erfolgreicher - Lernen beruht auf der bewussten Vermittlung von Regelwissen - das Anwenden und Kontrollieren der gelernten Regeln stellen eine sehr zeitintensive Tätigkeit für Lernende dar - sprachliches Wissen kann nicht automatisiert werden und bedarf ständiger Ãœberprüfung (monitoring) Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Lehrbarkeits-Hypothese: - Leitsatz: „Nicht alles ist lehrbar, nicht alles ist sofort immer auch lernbar“ - trotz gezielter Instruktion im Fremdsprachenunterricht können Lernende kerngrammatische Strukturen der L2 nur in der Abfolge der jeweiligen Erwerbssequenz erwerben (unabhängig von der L2) - erklärt, warum reine Grammatikübungen meist erfolglos bleiben Aufmerksamkeits-Hypothese: - beruht auf der kognitiven Lerntheorie - Wahrnehmung des Inputs durch den Lerner als notwendige Vorbedingung für dessen Verarbeitung und den Fremdsprachenerwerb - besonders bedeutend ist das „noticing“  Aufmerksamkeitsfokus auf Differenzen zwischen den eigenen sprachlichen Produkten und denen von Muttersprachlern Input-, Output- und Interaktions-Hypothese: - zielsprachigem Angebot, interaktiver Aushandlung und Sprachproduktion kommt eine Schlüsselrolle zu - Input-Hypothese führt die Art und Weise des Spracherwerbs auf Veränderungen des Inputs zurück - Output-Hypothese betont die Rolle des aktiven Gebrauchs der erlernenden Sprache - Interaktions-Hypothese hebt die Bedeutung der Interaktion zwischen Lehrendem und Lernendem auf den Spracherwerb hervor Relevanz des Wissens über die ZSEH für die Tätigkeit als Lehrkraft: - grundlegendes Verständnis für den Spracherwerb - reflektiertes Unterrichtshandeln - Voraussetzung für die individuelle Förderung der SuS - Lernprozess der SuS besser nachvollziehen können Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 - Probleme im Lernprozess diagnostizieren oder sogar vorbeugen - Anpassung und Optimierung des Fremdspracheunterrichts Fossilierung: - beschreibt das Phänomen des Stillstands in der lernersprachlichen Entwicklung (Stillstand der zielsprachigen grammatischen Kompetenz) - Phänomen im Rahmen des L2-Erwerbs  nicht für den L1-Erwerb belegt Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Zweitspracherwerbsforschung: Faktoren, die Sprachlernen beeinflussen Biologische Faktoren: 1. Alter - grundsätzlich unterscheidet sich der L2-Erwerb von Kindern und Erwachsenen nicht, da sie die gleichen Sprachentwicklungsstufen durchlaufen und die Art der Fehler die gleiche ist - Erwachsene haben in frühen Erwerbsphasen Vorteile, da sie auf ausgereiftere kognitive Fähigkeiten zurückgreifen können - Kinder machen schneller Fortschritte und haben eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit 2. Geschlecht - es handelt sich um ein Vorurteil, dass Mädchen und Frauen hinsichtlich des Fremdsprachenlernens begabter sind Affektive Faktoren: 1. Einstellungen - Einstellung, die Lernende gegenüber der Kultur und den Sprechern der zu erlernenden L2 haben als bedeutender Einflussfaktor - positive Einstellungen können jedoch auch mit negativen Sprachleistungen einhergehen  ausgeglichene Einstellung gilt als förderlich für den Spracherwerb 2. Motivation - lineares Verhältnis zwischen Motivation und Spracherfolg - extrinsische und intrinsische Motivation 3. Angst - starke Angst hat negative Affekte für das Sprachlernen Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 - fremdsprachenspezifische Angst kann Lernende in ihrer Leistungsfähigkeit einschränken Soziale Faktoren: 1. Kontakt zur L2 - Parameter der sozialen und psychologischen Distanz - durch kommunikativen Input mittels Kommunikationsquantität und Kommunikationsqualität beeinflusst Kognitive Faktoren: 1. Sprachlernaneignung - kann mithilfe eines Testverfahrens ermittelt werden - Wissen um die Sprachlernaneignung ermöglicht Prognose über individuellen Erfolg beim Erlernen lautlicher Unterscheidungen und schriftlicher Realisierungsformen 2. Lernstile - Feldunabhängigkeit - Ambiguitätstoleranz - Risikobereitschaft - Bevorzugung eines spezifischen Wahrnehmungskanals Erfahrungen mit dem Fremdsprachenlernen: - individuell erworbene Lernerfahrungen in einer gelernten Fremdsprache wirken sich auf bestimmte Einstellungen des Individuums aus, wenn eine weitere Sprache erlernt wird - Lernerfahrungen sind bedingt durch positive oder negative Erfahrungen hinsichtlich des Lernprozesses der zuvor erlernten Sprache Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 - Lernerfahrungen beeinflussen die Motivation des Individuums  das individuelle Sprachlernen wird jeweils durch spezifische Konstellationen und Wechselwirkungen der einzelnen Faktoren geprägt, welche dem L2-Lernen förderlich oder hinderlich sein können Relevanz des Wissens über die Einflussfaktoren für die Tätigkeit als Lehrkraft: - ermöglicht ganzheitlichen Blick auf die SuS - Perspektivwechsel - regelmäßiger Austausch mit den SuS - eigenes Unterrichtshandeln reflektieren - bestmögliche Unterstützung beim Prozess des Sprachlernens und der Integration Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Sitzung 5: Language Awareness Language Awareness: - sprachdidaktisches Konzept zur Sensibilisierung für Sprache und der Verbesserung der metalinguistischen Fähigkeiten - Konzept, welches die Einbindung von Sprachen in den Unterricht sowie Schulalltag vorsieht - Sprachbewusstheit der SuS fördern - Förderung und Bewusstmachung eines sprachaufmerksamen Umgangs mit Sprache(n) im Kontext sprachlicher Vielfalt - Wertschätzung der sprachlichen Vielfalt - kann auf den folgenden vier Ebenen ausgeübt werden: 1. Kognitive Ebene - bewusster Umgang mit Regeln, Strukturen und sprachlichen Mustern - von Einsichten in die Möglichkeiten des Sprachgebrauchs bis zur Sprachmanipulation 2. Soziale Ebene - Sprachgebrauch und dessen kritische Reflexion 3. Machtebene - Einsichten in die Möglichkeiten sprachlicher Machtausübungen im Sinne von Critical Language Awareness 4. Affektive Ebene - Einstellungen zu Sprache sowie Freude am Umgang mit Sprache  praktische Methoden s. Text Niederhaus & Havkic Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Plurilinguale Elemente im Unterricht: - bei Begrüßung und Verabschiedung werden die Erstsprachen der Kinder einbezogen - Erstsprachen sind optisch präsent, z. B. durch Grußformeln im Klassenzimmer in Verbindung mit Aussprachetraining - Mehrsprachigkeit wird in Rituale einbezogen, z.B. wöchentliches Witze erzählen - Leseecke enthält Angebote in verschiedenen Sprachen der SuS - Orte und Objekte im Schulhaus sind mehrsprachig beschriftet Was leistet die Integration mehrsprachiger Elemente in den Schulalltag in pädagogisch-psychologischer Hinsicht? - Spaß am Unterricht wird gefördert - Motivierender Effekt - identitätsstärkend - Erleben von Wertschätzung - Kompensation von Befindlichkeitsgefühlen - Positive Atmosphäre in der Klasse Was leistet die Integration mehrsprachiger Elemente in den Schulalltag mit Blick auf das sprachliche und sonstige Lernen der Schüler*innen? - Kennenlernen verschiedener Sprachen - Schrift- und Klangbild anderer Sprachen entdecken - Interesse an Sprachen steigern - Erweiterung des Allgemeinwissens Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Gibt es auch Risiken bei einzelnen oder allen dieser integrierten Elemente? Wenn ja, welche? Wie kann man ihnen vorbeugen? - Rassistische Inhalte in Kinderbüchern  Auswahl der Materialien sollte im Voraus von der Lehrkraft überprüft werden - Konkurrenz unter den SuS „Welche Sprache klingt schöner?“  Wertschätzung aller Sprachen - Reizüberflutung/Ãœberforderung  nicht zu viele Sprachen auf einmal thematisieren, sondern Elemente konkreter Sprachen abwechselnd einbeziehen Was kann die Integration plurilingualer Elemente im gesamten Schulalltag zur Beziehung der DaZ-Schüler/innen zu ihrer Erstsprache beitragen? - Festigung und Stärkung der Beziehung zur L1 - Gefühl von Stolz auf ihre Mehrsprachigkeit - Selbstsicheres Auftreten in Unterricht und Schule Freie Sprachwahl: - in Partner- und Gruppenarbeitsphasen ist es Lernenden freigestellt, welche Sprache sie nutzen  dies kann sich positiv auf die Erschließung und Lösung der Aufgaben auswirken, da die SuS das gesamte ihnen zur Verfügung stehende Sprachrepertoire verwenden können - mit einigen Befürchtungen seitens der Lehrkräfte verbunden - nur dann sinnvoll, wenn alle Mitglieder der jeweiligen Gruppe die gleiche Sprache sprechen Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Relevanz des Wissens über Language Awareness für die Tätigkeit als Lehrkraft: - Ausgrenzung und Diskriminierung vermeiden - alle Sprachen als gleichwertig ansehen und wertschätzen - Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Sprachen eigenständig entdecken - sprachenfreundliche Atmosphäre schaffen - alle Sprachen aktiv in den Unterricht einbinden - Konzept der freien Sprachwahl - Gemeinschaftsgefühl in der Klasse stärken - SuS für andere Sprachen in ihrer Umwelt sensibilisieren - Sprachenvielfalt und Kulturvielfalt vermitteln - Mehrsprachigkeit auf dem Schulhof nicht unterbinden Linguizismus: - besondere Form des Rassismus - Gegenüber Menschen, die eine andere Sprache sprechen - Sprache der Elite als Norm - Abwertung sprachlicher Merkmale der darunter platzierten Gruppen Doppelte Halbsprachigkeit: - Begriff deklariert lebensweltliche Mehrsprachigkeit in negativ wertender Weise als Problem - impliziert Norm der Einsprachigkeit - Bedingungen des mehrsprachigen Spracherwerbs werden vernachlässigt Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Sitzung 6: Stolpersteine und Lernersprachen Die deutsche Sprache: - plurizentrisch  es gibt eine deutsche, österreichische und schweizerische standardsprachliche Varietät - die drei Varietäten zeigen kaum Unterschiede in der Grammatik, dafür in Lexik und Phonetik - Dialekte stellen eine große Herausforderung für DaF- und DaZ-Lernende mit nur standardsprachlichen Kenntnissen dar - mit den Einwanderer*innen und im Zuge der Globalisierung sind zahlreiche neue Wörter eingewandert und umgekehrt - lateinische Schrift, Buchstabenschrift  jedem Buchstaben ist ein Laut zugeordnet Herausforderungen des Deutschen beim Sprachenlernen: Orthographie: - Phonem-Graphem-Zuordnung - Groß- und Kleinschreibung Phonologie: - Graphem-Phonem-Zuordnung - Zeichenkombinationen, wie z.B. sch, ohne Entsprechung in anderen Sprachen - Wechsel zwischen kurzen und langen Vokalen - Vokalphoneme ü und ö Grammatik: - Der Gebrauch von Artikeln  viele andere Sprachen haben keine bzw. weniger als drei Artikel  Artikel sind im Deutschen wenig regelhaft und müssen für Substantive mitgelernt werden Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701  die Artikel des Deutschen werden in sehr komplexer Weise dekliniert (am Artikel kann erkannt werden, in welchem Fall das zugehörige Substantiv steht) Morphologie: - Bildung des Plurals  in einigen Sprachen verändern sich Substantive im Plural nicht bzw. in weniger komplexer Weise  es existieren verschiedene Möglichkeiten den Plural zu bilden, die auswendig gelernt werden müssen: Anhänge unterschiedlicher Endungen, Wechsel des Stammvokals - Deklination Syntax: - Position des Verbs im Satz  Stellungsfeldermodell als Hilfestellung  das Wissen um Stolpersteine des Deutschen und anderer Sprachen ist wichtig, um Lernerprodukte und auftretende Fehler besser analysieren zu können  ermöglicht Maßnahmen in diagnostischer und fördernder Hinsicht anzuwenden und individuell abzustimmen Ebenen der Sprachbeschreibung: Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Phonologie (Laute, Laut-Buchstabenzuordnung) Orthographie (Rechtschreibung) Morphologie (Wortbildung, Wortzusammensetzung) Syntax (Satzbau, Wortstellung im Satz) Semantik (Bedeutung von Wörtern) Pragmatik (Gebrauch von Wörtern) Grammatik: Phonologie, Morphologie, Syntax, (Semantik)  betrifft die Funktion der Wörter zueinander im Satz Rechtschreibung: Orthographie  betrifft das korrekte Schreiben von Wörtern und das Setzen von Satzzeichen Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Register und Bildungssprache Register: - individuelle Nutzung sprachlicher Varietäten - Äußerungen fallen in verschiedenen Konstellationen unterschiedlich aus - bildet soziale Beziehungen der Sprechenden ab - funktionsspezifische Ausdrucksweise - welches Register in welcher Situation verwendet wird, hängt von verschiedenen Umständen ab Bildungssprache: - sprachliches Register, was in Bildungskontexten zum Einsatz kommt - orientiert sich an den Regeln des Schriftgebrauchs - auch im Medium der Mündlichkeit an schriftsprachlichen Normen orientiert - wichtige Funktion der Bildungssprache für die Schulbildung und zugleich kommt der Schulbildung eine wichtige Funktion für die Aneignung des Registers zu - gekennzeichnet durch Entpersonalisierung, Dekontextualisierung, Informationsdichte, Komplexität und Genauigkeit - wird auch CALP genannt: Cognitive academic language proficiency Alltagssprache: - dialogische Alltagskommunikation - kontextgebunden: gemeinsame konkrete Situation - unpräzises, umgangssprachliches Vokabular - geringe Informationsdichte - kognitiv weniger anspruchsvoll - ungesteuerter Spracherwerb im Alltag Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 - konzeptionelle Mündlichkeit Warum ist es Verantwortung der Institution Schule und jedes einzelnen Faches eine Sprachförderung im Hinblick des bildungssprachlichen Registers vorzunehmen? - Schule ist der Ort, der für alle Kinder zugänglich ist - Für einige SuS ist die Schule der einzige Ort, an dem bildungssprachliche Kompetenzen erworben werden können - Vermittlung der Bildungssprache kann nur im authentischen Unterrichtskontext stattfinden Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Sprachdiagnostik Aufgaben und Ziele von Sprachdiagnostik: - Sprachkompetenz von SuS evidenzbasiert einschätzen - diagnostiziert werden sprachliche Merkmale, die stellvertretend für die Größe „Sprachkompetenz“ stehen - Zuweisung: Entscheidungen über den Sprachförderbedarf eines Kindes oder eines Jugendlichen treffen - förderdiagnostische Verfahren helfen bei Entscheidungen über die didaktische Art der Förderung - Evaluation von Fördermaßnahmen Sprachstandserhebung: - der Sprachstand ist keine feststehende Größe  es ist nicht möglich das gesamte sprachliche Wissen eines Individuums zu erfassen - für die Erhebung des Sprachstands muss eine Auswahl sprachlicher Erscheinungen getroffen werden, die als Indikatoren des Sprachstands dienen können - im monolingualen Erstspracherwerb kann Lebensalter als Anhaltspunkt für Normalerwartungen angenommen werden - in Bezug auf Sprachstand in einer L2 treten an die Stelle des Lebensalters die Dauer und die Intensität des Kontaktes mit der jeweiligen Sprache - bei mehrsprachigen SuS macht es Sinn, alle Sprachen des Kindes zu berücksichtigen, da ein zweisprachiges Kind, das in beiden Sprachen einen niedrigen Sprachstand aufweist, einer ganz anderen Förderbedarf hat, als eines, das in der Erstsprache einen altersgerechten Stand erreicht hat, aber noch dabei ist, seine L2 zu lernen Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Bedeutung der Sprachdiagnostik für die Tätigkeit als Lehrkraft: - Spracherwerbsstand deckt auf, ob die SuS Schwierigkeiten mit der Sprache oder mit den fachlichen Anforderungen haben - SuS gezielt in ihrem Spracherwerb fördern - SuS erhalten Wertschätzung, da ihr Sprachstand nicht als Defizit angesehen wird, sondern er gefördert und unterstützt werden soll - Weiterentwicklung des Unterrichts - wichtig aufgrund der heterogenen Schülerschaft - Ausgangspunkt für alle kommenden pädagogischen und didaktischen Maßnahmen Bezugsnormen: Sachnorm: - es wird überprüft, ob vorab definierte Lernziele erreicht werden konnten - wird durch Rahmenpläne und Bildungsstandards festgelegt - wird „Idealnorm“ genannt, da sie die Kompetenzen der SuS mit Idealleistungen vergleicht Sozialnorm: - vorab definierte Gruppe gilt als Maßstab (z.B. alle SuS der Jgs. 7 der Gymnasien in Berlin) - es ist problematisch bei SuS mit anderer L1 als Deutsch, das Alter als Bezugsnorm für den Vergleich von Leistungen anzuwenden Individualnorm: - Lernzuwachs eines Individuums in einem bestimmten Zeitraum wird betrachtet - man vergleicht die Ergebnisse eines Kindes mit den Ergebnissen, die es zu einem vorhergehenden Zeitraum erreicht hat - Bezugsnorm liegt innerhalb der Lernenden selbst Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Gütekriterien: Objektivität: Wenn verschiedene Personen auf die gleiche Art und Weise ein Verfahren durchführen, auswerten und interpretieren, sollten sie zu den gleichen Ergebnissen kommen. Reliabilität: Hiermit wird die Konsistenz des Verfahrens betrachtet. Bei wiederholter Durchführung des Tests sollte sich das gleiche Ergebnis zeigen. Validität: Dieses Gütekriterium gibt an, ob ein Verfahren tatsächlich das diagnostiziert, was es diagnostizieren soll. Praktikabilität: Ein Verfahren ist praktisch durchführbar, d.h. es darf nicht zu lange dauern oder zu viele Ressourcen in Anspruch nehmen. Authentizität: Das Verfahren bezieht sich auf Sprachhandlungen, die in der Realität gefordert sind. Fairness: Alle SuS haben die gleichen Chancen Washback: Der Unterricht wird gezielt entlang der Prüfungs- und Testformate gestaltet. „Teaching to the test“ sollte unbedingt vermieden werden. Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Sprachdiagnostische Verfahren: Profilanalyse: Dieses Verfahren stellt die nachträgliche Auswertung und Analyse gesprochener Sprache, wobei die Analysen sich auf unterschiedliche sprachliche Aspekte richten. Test: Hierbei handelt es sich um standardisierte Untersuchungsverfahren, die in stark kontrollierten Settings eingesetzt werden und eine ausschnittartige Momentaufnahme des Sprachstands bieten. Screening: Bei diesem Verfahren steht das Erreichen (oder Nicht-Erreichen) eines kritischen Werts, der als Leistungsgrenze definiert wird, steht im Mittelpunkt. Beobachtung: In natürlichen Handlungszusammenhängen wird der Sprachstand durch die Erfassung, Dokumentation und Interpretation beobachtbarer Merkmale erhoben. Schätzverfahren: Hierbei handelt es sich um Einordnungen von Sprachkenntnissen in bewertender Hinsicht. Grundlage ist der persönliche Eindruck des Sprechenden oder eines Kommunikationspartners/-partnerin. Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Konzepte des sprachbildenden Fachunterrichts (Teil 1): sprachsensibler Fachunterricht Content and Language Integrated Learning (CLIL): - verbindet Fremdsprachenunterricht mit Sach- oder Fachunterricht - Oberbegriff für Bildungs- bzw. Unterrichtskontexte, in denen zumindest partiell eine andere Sprache als die Erstsprache (L1) der Lerner als Arbeitssprache verwendet wird - schulische Unterrichtsform, in der gleichzeitig fachliche Inhalte und Sprachkenntnisse erworben werden - Dualfokus auf fachliches und sprachliches Lernen, integriertes Fach- und Sprachenlernen - relativ homogener Kenntnisstand in der zu lernenden Sprache gefordert - bei Bedarf kann auf die jeweilige gemeinsame L1 zurückgegriffen werden - Vorläufer für den sprachsensiblen und sprachaufmerksamen Fachunterricht, da ein Dualfokus auf fachliches und sprachliches Lernen gelegt wird  Aber: CLIL lässt sich anhand wesentlicher Unterschiede von den anderen Konzepten abgrenzen Sprachsensibler Fachunterricht: - bewusster Umgang mit Sprache - Sprache als Medium, das dazu dient, fachliches Lernen nicht durch vermeidbare sprachliche Schwierigkeiten zu verstellen - sprachbezogenes fachbezogenes Lernen - Sprachlernen im Fach ist untrennbar mit dem Fachlernen verbunden Prinzipien zur Gestaltung des sprachsensiblen Fachunterrichts: - Wechsel der Darstellungsformen: Aufgabenstellungen wechseln Darstellungsebenen und -formen Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 - Kalkulierte sprachliche und fachliche Herausforderung: Sprachanforderungen liegen knapp über dem individuellen Sprachvermögen - Methoden-Werkzeuge als Sprachhilfen: Lerner erhalten so viele Sprachhilfen, wie sie zum erfolgreichen Bewältigen der Sprachsituationen benötigen Sprachaufmerksamer Fachunterricht: - Ziel: Sprache zur Vermittlung von Inhalten im Unterricht bewusst verwenden und die schriftsprachlichen Kompetenzen der Lernenden fördern - nicht nur methodische Sprachhilfen werden berücksichtigt, sondern auch der Sprachgebrauch der Lehrkräfte - Leitlinien (s.u.) können die Lehrkräfte bei der Planung und Umsetzung des Fachunterrichts in sprachaufmerksamer Weise unterstützen Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Gemeinsamkeiten: - sprachsensibler und sprachaufmerksamer Fachunterricht zielen auf einen deutschsprachigen Unterricht und die sprachliche Unterstützung des Deutschen - es kann von sehr heterogenen Voraussetzungen ausgegangen werden - Rückgriff auf eine gemeinsame L1 ist in sprachlich heterogenen Klassen aufgrund von Zuwanderungshintergründen nicht möglich - wird häufig als zusätzliche Belastung empfunden, wohingegen CLIL als Bereicherung geschätzt wird Anwendungsmöglichkeiten für ihre Unterrichtsfächer Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Konzepte des sprachbildenden Fachunterrichts (Teil 2): Durchgängige Sprachbildung Durchgängige Sprachbildung: - beschreibt sprachliche Bildung als Querschnittsaufgabe von Schule und Unterricht - es wird auf die Kooperation und die Verbindung zwischen verschiedenen Beteiligten gesetzt (Schule, Ganztag, Eltern etc.) - dabei gibt es vertikale und horizontale Verbindungsstellen:  vertikale Verbindungsstellen: bildungsbiographischen Ãœbergänge vom Elementar- in der Primarbereich, vom Primar- in der Sekundarbereich und vom Sekundarbereich in den Beruf  horizontale Verbindungsstellen: Sprachbildung in allen Fächern, Beziehungen zwischen den Sprachen verschiedener Lehr-Lern-Situationen, Beziehungen zwischen den Sprachen (Erst-, Zweit- und Fremdsprachen) - Dauerhaftigkeit und Kontinuität der Bemühungen um das Register Bildungssprache - baut auf den Ansätzen und Konzepten Language across the curriculum (LAC), CLIL und Language Awareness auf - erfordert Auseinandersetzung mit sprachlichen Anforderungen der Lerngegenstände sowie den sprachlichen Voraussetzungen der SuS, um sprachliche Unterstützungsmittel differenziert zur Verfügung stellen zu können - es reicht nicht aus, Sprache nur innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu fördern, denn die Bildungssprache wird auf den einzelnen Stufen der Bildungsbiographie schrittweise entwickelt und ausgebaut  die sprachlichen Anforderungen steigen, weshalb eine durchgängige Unterstützung beim Erwerb bildungssprachlicher Kompetenzen unerlässlich ist. Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Q1 Von Relevanz ist eine bewusste Planung, wann Allgemeinsprache bei der Aneignung von Inhalten sinnvoll ist und wann bildungssprachliche Äußerungen erwartet werden können. Das Ziel der Unterrichtsplanung ist die Erweiterung bildungssprachlicher Kompetenzen. Bsp.: Das sprachliche Ziel des Unterrichts wird ausdrücklich bekannt gegeben (z.B. an der Tafel notiert). Q2 Die Lehrer*innen diagnostizieren den Sprachstand der SuS und dokumentieren die Entwicklung prozessbegleitend und kriteriengestützt. Bsp.: Die Lehrkräfte nutzen diagnostische Instrumente zu Erfassung des Sprachstands. Q3 Lehrer*innen unterstützen SuS aktiv bei der Ausbildung sprachlicher Kompetenzen und passen die notwendigen sprachlichen Mittel dem Entwicklungsstand der SuS an. Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Bsp.: Lehrkräfte unterstützen die SuS durch die Bereitstellung sprachlicher Mittel, indem sie beispielsweise Aufgabenstellungen in schriftlicher Form anbieten und den Fachwortschatz auf Lernplakaten visualisieren Q4 SuS erhalten ganzheitliche Gelegenheiten, um sprachliche Fähigkeiten zu entwickeln. Es wird ein Unterrichtsklima geschaffen, indem sich alle SuS als fähige Sprachlernende begreifen können. Herkunftssprachen wird Raum im Unterricht geboten. Bsp.: Absprachen legen fest, wann es um das Deutsche geht und wann der Einbezug weiterer Sprachen erwünscht ist. Q5 Auf der Grundlage zuvor durchgeführter diagnostischer Prozesse erhalten die SuS binnendifferenzierte Aufgaben und ein Angebot an sprachlichen Hilfsmitteln. Bsp.: Aufgrund unterschiedlicher Sprachkompetenzen formulieren Lehrer*innen differenzierte Aufgabenstellungen für die SuS. Formulierungshilfen in Form von Satzanfängen oder Textbausteinen sowie freie Aufgabenstellungen werden genutzt. Q6 Die sprachliche Bildung stellt eine gemeinsame Verantwortung der Lehrer*innen und SuS dar, konstruktive Korrekturen und Rückmeldungen sind Bestandteil dessen. Leistungen werden kriterienorientiert erfasst. Bsp.: Portfolios als Form der Selbstevaluation von Sprachfähigkeiten werden durch die SuS angelegt.  Die einzelnen Qualitätskriterien sind Teil eines Ganzen. Die bloße Betrachtung einzelner Merkmale verspricht daher noch keinen Erfolg. Die Anerkennung von Mehrsprachigkeit und das Ziel, diese zu fördern, stellen den roten Faden innerhalb der Qualitätsmerkmale dar. Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Zuordnung der Anregungen zur Gestaltung eines sprachsensiblen Fachunterrichts und der Leitlinien für einen sprachaufmerksamen Fachunterricht zu den sechs Qualitätsmerkmalen: Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Konzepte des sprachbildenden Fachunterrichts (Teil 3): Scaffolding Die soziokulturelle Theorie (Wygotski) - schreibt sozialen, historischen und kulturellen Erfahrungen einen bedeutenden Effekt auf menschliche Entwicklungen und Lernprozesse zu - Grundlage für Scaffolding dar Scaffolding: - didaktisch-methodische Unterrichtsstrukturierung sowie die Planung von Lehr- Lern-Prozessen - der aktuelle Entwicklungsstand sowie nächstmögliche, potenzielle Entwicklungsschritte der Lernenden werden berücksichtigt - temporäre Unterstützung im Lernprozess durch die Lehrkraft - SuS werden dabei unterstützt, aktuelle Aufgaben zu bewältigen, damit sie zukünftig in der Lage sind, dies selbstständig zu tun - kompetenter Partner hilft weniger kompetenten Partner - Scaffolding lässt sich in vier Bausteine unterteilen Makro-Scaffolding Baustein 1: Bedarfsanalyse Baustein 2: Lernstandsanalyse Baustein 3: Unterrichtsplanung Mikro-Scaffolding Baustein 4: Unterrichtsinteraktion - Prinzipien des Mikro-Scaffoldings: 1. Verlangsamung der Lehrer-Schüler-Interaktion 2. Gewährung von mehr Planungszeit für SuS 3. Variation der Interaktionsmuster 4. Aktives Zuhören durch die Lehrkraft 5. Re-Kodierung von Schüleräußerungen durch die Lehrkraft Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 6. Einbettung von Schüleräußerungen in größere konzeptuelle Zusammenhänge - häufige Reaktion von Lehrkräften: systematische Vereinfachung der Unterrichtssprache  wirkt der sprachlichen Entwicklung der SuS entgegen  SuS erhalten keinen Zugang zu komplexem Sprachgebrauch  Erwerb bildungssprachliche Kompetenzen erschwert Warum ist Scaffolding nicht einfach eine Methode oder ein anderes Wort für „Hilfe“? - Scaffolding bezieht sich auch eine spezielle Art der Hilfeleistung, die Lernende dabei unterstützt, ihre Fähigkeiten, Konzepte und ihr Verständnis zu erweitern - Förderung der Selbstständigkeit durch temporäre Unterstützung - das Wort „Hilfe“ umfasst sehr viele verschiedene Bedeutungen und es kann in vielen verschiedenen Kontexten Hilfe geleistet werden - es handelt sich um eine Hilfeleistung, die sich positiv auf den Lernprozess auswirkt und das Lernpotenzial der Lernenden anerkennt - geht über den gezielten Einsatz einer Unterrichtsmethode hinaus Zone der proximalen Entwicklung: - wird auch als magische Mitte bezeichnet - beschreibt einen Entwicklungsbereich, in dem das Kind durch Anleitung eines Anderen dazu in der Lage ist, Neues zu verstehen - Learning/engagement zone Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Lesekompetenz im (Fach-) Unterricht fördern - das Gehirn kann Sachverhalte, zu denen noch gar kein Vorwissen besteht, schlechter aufnehmen - Sachverhalte, die an vorhandenes Wissen andocken können, können besser aufgenommen werden, da schon mentale Vorstellungen zum Thema bestehen - da Wissen in vernetzten Strukturen gespeichert wird, ist die Aktivierung von Vorwissen bei Lernprozessen hilfreich Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Lesen als Text-Leser-Interaktion: - Zusammenspiel zweier Verarbeitungsprozesse:  Bottom-up: Hiermit ist das aufsteigende Herauslesen von Informationen aus einem Text gemeint.  Top-down: Dieser Prozess beschreibt das absteigende Hineinlesen von Vorstellungen in den Text. - Lesen ist nicht nur eine passive Bedeutungsentnahme der Textinformationen, sondern eine aktive (Neu-)Konstruktion des Textes durch den Leser - um Texte verstehend lesen zu können, ist es deshalb notwendig, dass sich Lesende mehrfach mit dem Text auseinandersetzen  infolgedessen sind im schulischen Kontext Aufgaben wichtig, die eine mehrfache Auseinandersetzung mit dem Text und eine schrittweise Erschließung der Inhalte ermöglichen (s. Phasen des Leseprozesses) Lesestrategien: - Handlungsplan, der hilft, einen Text gut zu verstehen - unterscheiden sich in Umfang, Anspruchsniveau und dem Unterstützungsgrad - zielen auf einen eigenständigen Umgang mit Texten - „Werkzeugcharakter“ Zuordnung von Lesestrategien zu den Phasen des Leseprozesses: Vor dem Lesen: - Vorwissen zum Thema aktivieren - Hypothesen zum Inhalt des Textes bilden - Textsorte und Herkunft des Textes erkennen - Ãœberlegungen zu Bildern, Grafiken und Ãœberschriften anstellen - Fragen an den Text formulieren Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Während dem Lesen: - Bekanntes markieren - Texte durch Beispiele anreichern - wichtige Textinformationen markieren Nach dem Lesen: - Texte grafisch veranschaulichen - Text in Abschnitte gliedern und Ãœberschriften dazu finden - Fragen zum Text beantworten - auf Texte reagieren (z.B. Stellungnahme schreiben) - Texte paraphrasieren - wichtige und weniger wichtige Textinformationen unterscheiden Lesestile: - wenn man einem Text Informationen entnehmen möchte, kann man verschiedene Absichten verfolgen - Lesestile sind Bündel von Lesestrategien  Ãœberfliegendes Lesen: grober Ãœberblick  Orientierendes Lesen: Eindruck erlangen über Wichtigkeit der Informationen  Suchendes Lesen: gezielte Suche nach Informationen  Kursorisches Lesen: Fokus auf wesentlichen Aussagen  Totales Lesen: gründliches Lesen - Bei der Lektüre eines längeren Textes werden in Abhängigkeit von Leseinteresse, Textinhalt und Textsorte meist mehrere Lesestile kombiniert  durch die Bewusstmachung von Lesezielen und damit einhergehenden Lesestilen sowie durch den Einsatz von Lesestrategien kann die Lehrkraft die SuS beim Lesen von Fachtexten unterstützen und Frustrationen beim Lesen vermeiden Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Lesekompetenz: - sowohl Verstehen als auch Nutzung schriftlicher Informationen für praktische Zwecke - Lesen besteht aus unterschiedlichen Schritten und Teilkompetenzen Lesekompetenzmatrix: Einflussfaktoren im Leseprozess: Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Leseschwierigkeiten: - aufgrund von wenig Ãœbung, wenig Lesevorbildern oder allgemeinen Sprachproblemen - Unterscheidung zwischen Schwierigkeiten bei den Basiskomponenten und Schwierigkeiten durch Rahmenbedingungen - spezifische Leseschwierigkeiten: z.B. verringerte Lesegeschwindigkeit, fehlender Wortschatz, Schwierigkeiten bei der Bildung von Inferenzen, unzureichendes Welt- und Fachwissen - Wichtig: Nicht alle SuS mit Migrationshintergrund haben Leseprobleme Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Schreibkompetenz im (Fach-) Unterricht fördern - Schreibkompetenz besteht aus unterschiedlichen Teilkompetenzen - Teilkompetenzen des Schreibens müssen gemeinsam agieren, damit Schreiben gelingt - kleinschrittige Schreibübungen und Feedback sind notwendig, um SuS zu unterstützen, die wenig schreiberfahren sind Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701  Lesen und Schreiben agieren immer gemeinsam und können nicht getrennt voneinander ablaufen oder erworben werden Schreibprozessmodell Hayes & Flower: - drei Schritte Planen, Formulieren und Ãœberarbeiten als Teil des Schreibprozesses - Schritte stehen in Verbindung zum Monitor  Fähigkeit zur Ãœberwachung des Schreibprozesses durch den Schreibenden - da der eigentliche Schreibprozess ungeübte Schreibende bereits sehr stark überlasten kann, ist die Fähigkeit zur Ãœberwachung des Schreibprozesses durch den Monitor bei diesen stark eingeschränkt Entzerrung des Schreibprozesses durch:  da der Schreibprozess sehr anforderungsreich ist, geht die moderne Schreibdidaktik davon aus, dass der Prozess des Schreibens entzerrt werden sollte Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 - Phasen vor dem Schreiben: Ideen sammeln und strukturieren … - Phasen während des Schreibens: sich an Mustern orientieren, Kriterienliste abhaken … - Phase nach dem Schreiben: sich gegenseitig Feedback geben, gemeinsam Texte überarbeiten … A) Planen B) Formulieren C) Ãœberarbeiten Schriftspracherwerb: - zwei Aufgabenbereiche: Verschriftlichen und Vertexten  Verschriftlichen: Festhalten von sprachlichen Einheiten mit den Mitteln der Schrift  Vertexten: Realisierung von sprachlichen Handlungen - Entwicklung von Lese- und Schreibfertigkeiten benötigt Zeit und stetige Ãœbung - Entwicklungsphasen: 1. Logographische Phase: Sofortige visuelle Wiedererkennung gut bekannter Wörter anhand bestimmter auffälliger Merkmale ohne phonologische Analyse (z.B. der eigene Name) 2. Alphabetische Phase: Buchstaben und Lautwert sind bekannt, so dass das Wort Laut für Lau erlesen/synthetisiert wird 3. Orthographische Phase: Prozesse der Synthese sind weitestgehend automatisiert, so dass auch größere Einheiten direkt erkannt werden Schreiben in der Zweitsprache: - Herausforderung: ein Phonem kann für mehrere Grapheme stehen - typische Inferenzfehler entstehen, wenn Lernende sprachliches Wissen mitbringen, für das es im Deutschen keine Entsprechung gibt Downloaded by Hamid Ebi ([email protected]) lOMoARcPSD|46070701 Schreibförderung: - Aufbau von Laut- und Schreibschemata - Input mit den bereits vorhandenen Strukturen vernetzen - Verwendung prototypischer, regelhafter Muster - literalitätsanbahnende Trainings zur phonologischen Bewusstheit - Wortschatztraining - Stärkung des Selbstvertrauens der Kinder - Kooperatives Schreiben  Schreibprozess wird entschleunigt, da die Texte gemeinsam von mehreren SuS geplant, formuliert und überarbeitet werden  Interaktion spielt große Rolle - Schreibkonferenz  SuS geben ein mündliches oder schriftliches Feedback zum Schreibprodukt, anhand dessen der Text überarbeitet werden kann - Schreibplan erstellen - Wörterbücher stellen kein gutes Hilfsmittel für lese- und schreibschwache SuS dar, da es sich um eine sehr komplexe und abstrakte Textsorte handelt, die lese- und schreibschwache SuS in ihrem Schreibprozess zusätzlich überfordern können Downloaded by Hamid Ebi ([email protected])

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