ZUWI Zusammenfassung 2. Auflage PDF
Document Details
Uploaded by EnjoyableDubnium
WU Wirtschaftsuniversität Wien
Tags
Summary
This document provides a summary on the future of economics and societal challenges.
Full Transcript
Zusammenfassung Zukunftsfähiges Wirtschaften Einleitung Covid-19, Ukraine Russland —> Homeoffice, Lieferkettenprobleme —> Umbruch in Politik und Wirtschaft. Ziel ist es einen historisch argumentierten Zugang, welcher aus der Vergangenheit lernt und die Gegenwart nicht als naturgegeben hinnimmt. Kri...
Zusammenfassung Zukunftsfähiges Wirtschaften Einleitung Covid-19, Ukraine Russland —> Homeoffice, Lieferkettenprobleme —> Umbruch in Politik und Wirtschaft. Ziel ist es einen historisch argumentierten Zugang, welcher aus der Vergangenheit lernt und die Gegenwart nicht als naturgegeben hinnimmt. Kritik gegenüber westlicher Modernisierungstheorien und -Modellen. Westen sollte sich mehr Teil der Welt als absolutes Oberhaupt und letzte Instanz eingliedern. Sozioökonomik: Herausforderung durch Umweltwissenschaften. Zwar analysiert Soziökonomik als interdisziplinäre Wissenschaft Wirtschaft und Gesellschaft als verwoben. —> Max Weber, andere Denker des 19. Jhd. Sozialökologische Ökonomik der passendere Begriff für eine integrierte, systematische und interdisziplinäre Wirtschaftswissenschaft. Konzepte wie Belastungsgrenzen, Suffizienz, Grundversorgung, sozioökologische Infrastrukturen und Alltagsökonomie werden wichtiger, um Wirtschaft im Umbruch zu verstehen. —> Herausforderung für Wirtschaftswissenschaften, weil fast nur Fokus auf Ertrag und produktiven Teil aber unter ökologischen Bereich auf destruktiven Teil des Systems fokussieren. Menschen sind immer abhängig von einem funktionierendem Wirtschafts- und Ökosystem, Hyperindividualismus (je selbstbestimmter, desto besser) Wirtschaften ist mehr als Marktwirtschaften. z.B. altes Griechenland (Oikos) Ökonomik ist Wirtschaften im privaten Haushalt zur Befriedigung der Grundbedürfnisse. Ökonomik (Haushalt) vs Chermatistik (Handeln auf Märkten) Allgemeiner Fokus: Organisation auf Bereitstellung der Lebensgrundlagen. Teil 1: Multiperspektivität und Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft 1: Gegenwärtige Transformationen: Transformationen sind grundlegende Veränderungen. Für Transformation ist immer das Bewusstsein über den Ist-Zustand und das angestrebte Ziel der Transformation wichtig. Aktuelle Umbruchssituation hat nur zwei gleichwertige Vorläufer: Neolithische Revolution vor 7000-12000 Jahre (Von Nomaden zu sesshaften Menschen —> Urbanisierung und die industrielle Revolution von landwirtschaftlich dominierten Feudalgesellschaft zu einer industriell-städtischen Gesellschaft und einer kapitalistischen Wirtschaftsweise. Geopolitische Transformationen: Prozesse zur Glo- bzw. Deglobalisierung, vom Westen dominierte Weltordnung, Aufstieg von China. Gesellschaftspolitische Transformationen: Veränderungen des Arbeitsmarktes, des Sozialstaates, Sozialstruktur sowie die Krise der Demokratie. Ökologische Transformationen: verändernde Mensch-Natur-Beziehungen ist für die Zukunft der menschlichen Zivilisation entscheidend. Nachhaltigkeit: Schwach: drei Säulen Modell, Ökologie auf einer Stufe mit sozialem und wirtschaftlichem (Naturkapital, Sachkapital, Humankapital). Einzelne Säulen können gegeneinander aufgerechnet werden. Nachhaltig zu wirtschaften bedeutet demnach, die Summe aller Kapitalsorten konstant zu halten und wenn möglich zu erhöhen. Stark: Wirtschaft und Gesellschaft sind in ökologische Prozesse eingebettet. Bestimmte ökologische Gegebenheiten sind nicht in Geld aufwertbar und können daher auch nicht ersetzt werden. Alles greift ineinander und keines kann ohne das andere existieren. Nachhaltig wirtschaften bedeutet demnach, Ökosysteme möglichst weitgehend zu erhalten. Verhalten: Individuelles Handeln innerhalb gegebener Rahmenbedingungen. Gestalten: Zusammenarbeiten, um die Rahmenbedingungen zu verändern. Negative Freiheit: durch ein Ausschlusskriterium definiert, Freiheit bedeutet die Abwesenheit von Zwang (vor allem staatlicher), Bsp. Fahrradfahren, wenn der Staat Fahrradfahren nicht verboten hat. Positive Freiheit: Tatsächliche Freiheit, Bestimmte Grundvoraussetzungen müssen gegeben sein, gemeinsame Veränderungen der Rahmenbedingungen ermögliche größere Handlungsspielräume, Bsp. Kompetenz Fahrrad zu fahren + Radwege + Verkehrsregeln. 3 Formen von Rahmenbedingungen: Institutionen: Ordnungs- und Regelsysteme (staatlich- rechtliche Ordnungen (Gesetze), soziale Normen (gutes/schlechtes Essen), kulturelle Werte (Familie, Erfolg, …)) Infrastrukturen: sozialräumliche Strukturen, Orte wo Austausch stattfindet, kritische Infrastruktur (Krisenzeiten kritisch, weil besonders schützenswert, weil sonst Versorgung und Sicherheit gefährdet sind). Materielle Infrastrukturen: u.a. Netzversorgung für Energie-, Strom-, Wasserversorgung, Telekommunikationsversorgung Wohlfahrtsstaatliche Infrastrukturen: u.a. Bildungseinrichtungen, Pflege- und Gesundheitsversorgung. Infrastrukturen interagieren immer mit Institutionen, weil sie diesen Unterliegen. Entweder mit Fokus auf Profitmaximierung oder zur Gemeinnützigkeit verpflichtet. Diskurse: sprachliche Praktiken der Sinnstiftung. Diskurse beeinflussen, wie Wirklichkeit wahrgenommen wird. Gestaltende Akteure: Öffentliche Entscheidungstragende: Inhaber von Kompetenzen, welche ihnen von der Verfassung zugesprochen wurden. Politische Rahmenbedingungen, Verordnungen und Budgets festlegen. Ob EU, Staat, Land oder Gemeinde: Alle legen Rahmenbedingungen für private Akteure fest. Private Unternehmen: Organisationen welche Güter oder Dienstleistungen bereitstellen. Agieren innerhalb des rechtlichen Rahmens und gestalten mit Geschäftsmodellen, Preisgestaltung usw. selbst gewisse Rahmenbedingungen. Wichtige Privatunternehmen sind auch kommerzielle Medien, die die öffentlichen Diskurse beeinflussen. Haushalte: Raum der privat definierten Lebensgestaltung, Haushaltsmitglieder gestalten hier ihr alltägliches Handeln. Sie sind die Basiseinheiten des Wirtschaftens und der Handlungsspielraum hängt stark von politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Zivilgesellschaft: Zusammenschlüsse von Personen, welche weder dem Staat, dem Markt oder einem Haushalt zugeordnet werden können. Ziel sind meistens mehrere, miteinander konkurrierende Ziele zu erreichen. Bsp.: NPO, Vereine und soziale Bewegungen. Zivilgesellschaft ist eine Säule der liberalen Demokratie und die Stärke ist es innovative Lösungen zu finden, wenn der Staat und der Markt nach Ihrem Ermessen versagen und die öffentlichen Diskurse zu beeinflussen. „Die Möglichkeit andere zu einem bestimmten Handeln zu bewegen, wird als Macht definiert.“ Somit ist Macht die Voraussetzung für eine bestimmte Handlungsfähigkeit. 2: Perspektiven als Brillen: Multiperspektivisches Denken und kein Dogmatismus ist eine Kernkompetenz zukunftsfähigen Wirtschaftens. Menschliche Wahrnehmung hat aufgrund von jeder einzelnen Erfahrung jedes einzelnen Menschen nicht die Möglichkeit komplett subjektiv zu sein. —> Brille Wissenschaft: Perspektiven werden als Paradigmen oder Denkkollektive bezeichnet. (Thomas Kuhn und Ludwik Fleck) Ludwik Fleck: Impfstoff gegen Typhus im KZ, These: Produktion und Verwertung von Wissen finden in bestimmten Umgebungen statt, was ihre jeweilige Bedeutung, Bewertung und Wirksamkeit beeinflusst. Wissen und Anwendung sind immer eingebettet in Institutionen und Machtstrukturen. Ein Denkstil wird innerhalb einer größeren Gruppe erlernt und angepasst. Menschen, die unterschiedlichen Denkkollektiven angehören, fällt es oftmals schwer die Gedankengänge anderer zu verstehen. DAHER KEIN PATENTREZEPT FÜR ZUKUNFTSFÄHIGES WIRTSCHAFTEN. Theorieschulen in der Ökonomik: Wirtschaftswissenschaft (Ökonomik) liefert Theorien, um Wirtschaft (Ökonomie) zu verstehen und zu erklären. Wirtschaftliche Entwicklungstheorien: Kontextbezogen, heißt für einen Sachverhalt entwickelt und keine allgemein gültige Lösung. Konzentrieren sich auf Unterschiede zwischen Ländern aber auch den Unterschieden zwischen Stadt und Land. Heißt konkret: In der Industrie können wegen sinkender Fixkosten und einer höheren Auslastung der Maschinen größere Stückzahlen billiger produziert werden (Skalenertrag). Durch Kolonialpolitik (Industrialisierter Norden und Landwirtschaftlicher Süden) bleiben Afrika und Südamerika vorläufig unterentwickelt. Ziel sollte eine eigenständige Wirtschaftspolitik sein. Klassische Nationalökonomik als politische Ökonomik: Untersucht Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Politik. Mensch ist soziales Wesen und durch Arbeitsteilung (auch zwischen Staaten) entsteht das größte Wirtschaftswachstum. Aristoteles = „Gebrauchs- und Tauschwert von Waren“ Wirtschaftskrisen entstehen demnach nur durch außerwirtschaftliche Ereignisse wie Kriege und Pandemien. Laissez-faire (liberal) ohne jegliche Einmischung sei die beste Wirtschaftspolitik. Marxistische politische Ökonomik: Auseinandersetzung von Produktionsweisen (Produktivkräften wie Technologie und Infrastruktur versus Produktionsverhältnissen (z.b. Gesetze)) Nicht der Arbeiter, sondern seine Arbeitskraft wird verkauft und ausgebeutet, weil er nicht angemessen für den Ertrag seiner Arbeit entschädigt wird. Der Mehrwert wird von den Kapitalisten angeeignet. Ziel des Kapitalismus ist es nicht Grundbedürfnisse zu decken, sondern sie zu verkaufen. Krisen wie Überproduktion oder ähnliches können im Kapitalismus nicht vermieden, aber nach hinten verschoben werden. Neoklassik: Zuteilung knapper Ressourcen, Ziel ist die Optimierung. Tauschwirtschaften, Wirtschaften reduziert sich hier auf Marktwirtschaften. Jeder Bereich, egal ob IT oder Bildungsberufe, alles ist auf der gleichen Stufe angesiedelt. Gefahr hierbei sind Externalitäten (positiv: private Grundstücksaufwertung durch Anbindung an neue U-Bahn, negativ: Umweltverschmutzung) Fokus ist das Zur-Ware-machen. Österreichische Schule: Durch Evolutionsprozess wird ein Kosmos geschaffen, der sehr westlich orientiert ist. Ab jetzt gilt die freie Marktwirtschaft und staatliche Verbote werden minimiert und individuelle Freiheit wird maximiert. Der Markt ist die effizienteste Informationsverarbeitungsmaschine. Neoliberalismus Keynesianismus: Kapitalismus durch Reformen retten, Mainstream Keynesianismus soll in der Nachkriegszeit hohes Wirtschaftswachstum (Massenkonsum) bescheren und im Post- Keynesianismus mit öffentlichen Investitionen die Grundversorgung mit z.b. Vollbeschäftigung zu sichern. Bei einer antizyklischen Fiskalpolitik investiert der Staat in einen Wirtschaftsabschwung. Wirtscha ftliche Entwickl ungstheo rien Klassisch e National ökonomi k Marxistis Neoklassi Österreic Keynesia che k hische nismus politisch Schule e Ökonomi k Feministi Umwelt sche Ökonomi Ökonomi k k Ökologis che Ökonomi k Kontexts pezifisch e und interdiszi plinäre Erfahrun gswissens chaft Politisch e Ökonomi k Politisch e Ökonomi k Formales Verständ nis von Ökonomi k (mathem atische Modellbi ldung) Politisch e Ökonomi k Politisch e Ökonomi k Politisch e Ökonomi k Formales Verständ nis von Ökonomi k Politisch e Ökonomi k Zentrale Erhöhun Problems g des tellung gesellsch aftlichen Wohlsta nds Erhöhun g des gesellsch aftlichen Wohlsta nds Produkti vkraftent faltung basierend auf Ausbeutu ng von Arbeitskr aft durch Kapital Optimier ung von Allokatio n knapper Ressourc en Selbstorg anisierte Koordina tion zwischen Individu en über Märkte Umgang mit gesamtwi rtschaftli che Instabilit äten Unsichtb arkeit eines Teils der Wirtscha ft, ungleich e Geschlec hterverh ältnisse Allokatio n knapper Umweltr essource n unter der Annahm e schwach er Nachhalt igkeit Absolute biophysis che Grenzen unter der Annahm e starker Nachhalt igkeit Verständ nis der Ökonomi k Ziele Wirtscha ftliche Entwickl ungstheo rien Klassisch e National ökonomi k Marxistis Neoklassi Österreic Keynesia che k hische nismus politisch Schule e Ökonomi k Feministi Umwelt sche Ökonomi Ökonomi k k Ökologis che Ökonomi k Eigenstä ndige nationale Wirtscha ft und Industrie politik Laissezfaire, Besteuer ung von Grundbe sitzern (Rentiers ) Überwin dung des Kapitalis mus, der notwendi gerweise auf Ausbeutu ng beruht und Krisen produzie rt Geschlec htergerec htigkeit, Geschlec hterverh ältnisse veränder n, Erwerbsa rbeitszeit verkürzu ng, Arbeit umvertei len Steady state economi es Laissezfaire aber Behebun g von Markvers agen Staat schafft Märkte und schützt sie vor Mehrheit sentschei dungen und Expertise Regulier ung der Finanzm ärkte „sanfter Tod der Rentiers“ , antizykli sche Wirtscha ftspolitik Staatlich e Intervent ionen zur Internali sierung externer Kosten Sozioökonomik: Ist die interdisziplinäre Wirtschaftswissenschaft. Es werden ökonomische Theorieschulen verwendet und diese mit anderen Disziplinen wie der Soziologie, Politikwissenschaft und anderen verbunden. Ökonominnen beschäftigen sich mit dem Zusammenhang mit Kursen, die sich aus Schwankungen von Angebot und Nachfrage ergeben. Wirtschaftssoziologen mit Fragen: „Wer macht was mit wem zu welchem Zweck?“ Sowohl Ökonomen als auch Wirtschaftssoziologen untersuchen die Börse als Marktplatz, formulieren beide Theorien, aber aus unterschiedlichen Blickwinkeln. —> Sozioökonomik greift beide Perspektiven auf, die der Ökonomik und der Soziologie, um die Börse als sozioökonomisches Phänomen zu verstehen. Nicht Harmonie und Gleichgewicht, sondern Konflikt und Transformation sind Merkmale aktueller Dynamiken. Sozioökonomik ist im Gegensatz zur neoklassischen Denkschule mit der Stärke in Umbruchszeiten durch eine multiperspektivische Herangehensweise offen für neue Lösungen zu sein. Die aktuell bedeutsamste Weiterentwicklung der Sozioökonomik ergibt sich aus dem wachsenden Bewusstsein über die Gefährdung menschlicher Zivilisationen durch ökologische Veränderungen. Bereitstellungsformen: Laut Karl Polanyi gibt es zwei Definitionen von Wirtschaft: formale und inhaltliche. Formal: Wirtschaften ist zweckrationale und nutzermaximierende Tätigkeit auf Märkten unter Knappheitsbedingungen. Grundlegende, nicht-marktliche Institutionen werden nur unter der Ansicht untersucht, wie auch diese Bereiche unter dem menschlichen Leben optimiert werden können. Inhaltlich: Wirtschaften bedeutet Lebensgrundlagen bereitzustellen. Nicht immer und für alle Wirtschaftsbereiche sind Märkte geeignet, um menschliche Lebensgrundlagen zu sichern. —> 4 sozioökonomische Organisationsprinzipien bzw. Bereitstellungsformen Haushaltung: Formen der Selbstversorgung und gründet in Haushalten und Familien. (Griechenland: Selbstversorgende Wirtschaftseinheit) Heute: unbezahlte Sorge-, Pflege-, Betreuungs- und Hausarbeit Gegenseitigkeit: Geben und Nehmen- Prinzip, Austausch von Waren und Diensten jenseits von Markt und Staat. (Vereine, Gemeinwesenarbeit in der Nachbarschaft) Wie Haushaltung ist Gegenseitigkeit lokal verankert. Umverteilung: systematischer Fluss von Ressourcen aus unterschiedlichen Quellen zu einem administrativen Zentrum, welches dann für die Umverteilung sorgt. (Steuern, um öffentliche Bildungseinrichtungen zu finanzieren) Findet innerhalb politischer Territorien, insbesondere Nationalstaaten statt. Markthandel: Tausch von Waren und Dienstleistungen zu Marktpreisen. Die Logik des individuellen Gewinns und der Zahlungsfähigkeit ist in Marktbeziehungen vorherrschend. —> Real existierende Ökonomien sind immer gemischte Wirtschaften. Wirtschaftsbereiche: Tabelle, S. 46 Marktlicher Wirtschaftsbereich ist nur die Spitze des Eisbergs. (Soziales Aufwachsen mit funktionierendem Gesundheits-, und Bildungssystem ist die Grundlage für gebildete und gesunde Arbeitskräfte) 4 Wirtschaftsbereiche Unbezahlter Sektor: Bereitstellung unbezahlter Sorgearbeit, Hausarbeit, ehrenamtliche Tätigkeiten. An Arbeitszeit gemessen der größte Wirtschaftsbereich. Frauen sind hier die zentralen Leistungsträgerinnen und haben deshalb oft eine Doppel-, bzw. Überbelastung. Grundversorgungsökonomie: In Österreich gleich groß, wie alle anderen bezahlten Wirtschaftsbereiche, territorial und binnenwirtschaftlich organisiert und zu großen Teilen öffentlich reguliert. Basiert auf materiellen Infrastrukturen (Versorgung über Filialsysteme und Netzwerke) und wohlfahrtsstaatlichen Infrastrukturen. Schutz vor Krisenzeiten —> Pufferbildung Versorgungssicherheit muss gegeben sein, langfristige Planung und Kooperationen sind unerlässlich. Daseinsvorsorge: Bereitstellung für lebensnotwendige Güter und Dienstleistungen (Strom, Wasser), Befriedigt Bedürfnisse über Infrastrukturen und öffentliche Konsumgüter meistens über öffentliche Einrichtungen. Grundlegende Nahversorgung: Lebensmittelproduktion und Lebensmittelhandel, Drogerien und Apotheken. Während Pandemie: weder unbezahlte Sorgearbeit noch Grundversorgungsökonomie wurden eingestellt, weil menschliches Überleben gesichert werden musste. Erweiterte Nahversorgung: binnenwirtschaftlich orientierter marktwirtschaftlicher Bereich, Handel von individuellen Komfortgütern und Leistungen. (Handwerk, Reperaturökonomie, Kultureinrichtungen, Gastronomie) Bloßes Überleben reicht nicht, jedoch kulturell gesellschaftlich bedeutsam. Konkrete Zuordnungen deshalb ambivalent. Unbezahlter Sektor + Grundversorgungsökonomie + erweiterte Nahversorgung = Alltagsökonomie Weltmarktorientierte Ökonomie: Produktion und Erbringung von international handelbaren Gütern und Dienstleistungen. Kernbereich der kapitalistischen Wirtschaftsweise —> hohe Emissionen und Ressourcenverbrauch Umsatzwachstum und Profitmaximierung sind in aller Regel notwendig Globale Produktionsnetze sind marktherrschend, Klein und Mittelbetriebe übernehmen wichtige Zuliefer- und Nischenfunktionen Renten sind Markteinkommen, für die es keine adäquate Gegenleistung gibt. (Bsp. Abschöpfung von Gewinnen durch Bodenwertsteigerungen —> Leistungsloses Einkommen) Value Makers vs. Value Takers Theorien und Messungen eines guten Lebens: Bis heute der gebräuchlichste Wohlstandsindikator: BIP BIP: Alle in einem Land hergestellten Waren und Dienstleistungen BNE: Bruttonationaleinkommen, Geldwert der von Bewohnenden eines Landes im In- oder Ausland hergestellten Waren und Dienstleistungen. Für Wohlstandsberechnungen früher: BIP pro Kopf, später BNE pro Kopf Kontra: Wohlfahrtsschaffende Aktivitäten ohne Zahlungsaktivitäten bleiben unberücksichtigt, Wohlstandsmindernde Aktivitäten (Wiederaufbauarbeiten nach Naturkatastrophen) werden als positiv aufgenommen. Außerdem gibt Angabe pro Kopf keine Auskunft über Verteilung innerhalb des Landes. Residualeinkommen: misst verfügbares Haushaltseinkommen nach Steuern zuzüglich Förderungen und abzüglich Kosten für lebensnotwendige Ausgaben. Wert hat ein umfassenderes Verständnis für gutes Leben als BIP oder BNE Human Development Index (HDI): Indikator Einkommen (BNE) + Indikator Gesundheit (Lebenserwartung bei Geburt) + Indikator Ausbildung (durchschnittliche Schulbesuchsdauer) Zeitverwendungsstudien: Wie verbringen Menschen ihre Zeit? Wie viel Arbeitszeit, unbezahlte Sorgearbeit, Freizeit? Sie relativieren den Fokus auf Geld als Voraussetzung für Bedürfnisbefriedigung. Arbeitsleistung wird nicht mittels Geldströmen, sondern mittels zeitlicher Belastung gemessen. Frauen: Großteil der unbezahlten Sorgearbeit: Gender Care Gap—> Gender Pay Gap—> Gender Pension Gap. Ökologische Indikatoren: Unterschied zw. Produktions- und konsumbasierten Emissionsindikatoren: 1: Treibhausgase (CO2, Methan), produktionsbasierte THG-Emissionen = Emissionen, die sich aus der Produktion von Gütern und Dienstleistungen innerhalb eines Territoriums ergeben. Konsumbasierte THG-Emissionen = Konsum von Gütern und Dienstleistungen innerhalb eines Territoriums, importierte Produkte inkludiert. Um die produktionsbasierten Emissionen im globalen Norden zu reduzieren, wird die Produktion in den globalen Süden ausgelagert. Gegenreaktion—> Klimaforscher wollen konsumbasierte Emissionen zur Grundlage der Klimapolitik machen. 2: Ökologischer Fußabdruck: konsumbasierter Ressourcenverbrauch. Er misst wie viele natürliche Ressourcen Einzelpersonen, Nationen oder die Weltbevölkerung benötigen, um sich mit den Dingen des alltäglichen Lebens zu versorgen. (Energie, Bauland, Ernährung, Abfallentsorgung). Hier wird Benutzung in Bezug auf die Biokapazität des Planeten gemessen und ein Defizit liegt dann vor, wenn der jeweilige ökologische Fußabdruck die zur Verfügung stehende Biokapazität überschreitet. 3: Naturwissenschaftliches Konzept: —der planetaren Grenzen: beschreibt verschiedene Belastungsgrenzen des Erdsystems. Dürfen nicht überschritten werden, sofern die Erde noch weiter ein lebensfreundliches Leben anbieten soll. Erfasst werden 9 biophysische Prozesse, die miteinander in Wechselwirkung stehen. Wichtig: zeigt nur globale Grenzen auf (Unterschied Niederlande, Bangladesch) Um spezifische sozioökologische Kontexte besser zu erfassen, spricht man von ökologischen Belastungsgrenzen. Modelle mit integrierten ökologischen Zielen: Brundtland Bericht (1987): Konzept der nachhaltigen Entwicklung (Bedürfnisse der Gegenwart befriedigen, ohne das künftige Generationen auf ihre dann verzichten müssen) Folgende sozioökologische Faktoren messen, ob und wie ökologisch nachhaltig Wohlstand und Wohlbefinden bereitgestellt werden können. 1: Sustainable Development Goals (SDG): wichtigste Strategie der Weltgemeinschaft (UNO), um Zusammenleben auf Planeten möglichst global gerecht zu regeln. Umfassen Ziele wie Beendigung von Armut und Hunger, Förderung der Gesundheit etc. Nichterreichung der Ziele ist jedoch folgenlos (keine Sanktionen) und zudem findet sich oft ein Zielkonflikt (die Erreichung eines Ziels, behindert das Erreichen eines anderen) 2: Donut Modell: sicherer und gerechter Raum, in welchem sich die Menschheit bewegen sollte. Die verwendeten Indikatoren messen die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse unter Einhaltung der planetaren Grenzen. —> Kein Land kann das aktuell bewerkstelligen. 3: Kein Land bietet einen HDI (Human Development Index) unter 0,8 und hat dabei einen kleinen biologischen Fußabdruck. In der derzeitigen Lebens- und Produktionsweise ist es bis heute nicht gelungen den Zielkonflikt zwischen soziökonomischen Fortschritt und ökologischen Grenzen zu lösen. 3: Wirtschaftspolitische Leitbilder: Marktgerechtigkeit: Leistungen anhand vom Marktpreis bewerten, der dafür gezahlt wird. —> Neoklassik: Immer anhand der Grenzproduktivität gemessen (Produktionsfaktor Arbeit wird immer mit dem Ziel der Gewinnmaximierung eingesetzt) Leistungsgerechtigkeit: Entlohnung richtet sich anhand des Beitrages, den Einzelne leisten. Unterschiedliche Leistung gerechtfertigt unterschiedliche Entlohnung (Investmentbanker versus Pflegekraft) Chancengerechtigkeit: gleiche Startchancen schaffen, um am Markt für die eigene Arbeit gerecht entlohnt zu werden. (Antidiskriminierungsgesetze, Geschlecht, Hautfarbe etc.) Bedürfnisgerechtigkeit: Deckung von Grundbedürfnissen. Bsp. Kinder sammeln Beeren im Wald. Teilhabegerechtigkeit: erweitertes Konzept von Chancen- und Bedürfnisgerechtigkeit. Bestrebt ungleiche Ausgangsbedingungen auszugleichen, sowie gleiche Teilhabemöglichkeiten zu schaffen. Teilhabegerechtigkeit gewährleistet universelle, für alle in guter Qualität bereitgestellte Möglichkeiten, Bedürfnisse zu befriedigen, insbesondere Güter, Dienstleistungen und Infrastrukturen der Grundversorgung und der Alltagsökonomie. Geschlechtergerechtigkeit: Form von Chancen- und Teilhabegerechtigkeit, die bestrebt ist, ungleiche Ausgangsbedingungen und Teilhabemöglichkeiten der Geschlechter auszugleichen (Quote für Frauen am Arbeitsmarkt) Umweltgerechtigkeit: sozialökologisches Gerechtigkeitsverständnis. Umweltgerechtigkeit behandelt Fragen zur gerechten Verteilung von Umweltbelastungen und gesundheitsfördernden Umweltressourcen. Brundtland Bericht: Intergenerationelle Gerechtigkeit und globale Gerechtigkeit (Globaler Norden mehr Verantwortung als globaler Süden) Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Materialverbrauch: Essenzieller Bestandteil von Theorien grünen Wachstums, kann relativ oder absolut erfolgen. Relative Entkoppelung: Abnahme von Material- bzw. Emissionsintensität pro Einheit Absolute Entkoppelung: trotz fortgesetzten Wirtschaftswachstum sollen Emissionen nicht weiter steigen oder sinken. Marktliberalis Marktliberalis Wohlfahrtska mus mus pitalismus Wohlfahrtska pitalismus Postwachstum Postwachstum Radikale Variante Moderate Variante Traditionelle Variante Grüne Variante Zivilgesellsch Pragmatischaftlichinstitutionelle anarchistische Variante Variante Entfaltung Individueller Freiheiten (negative Freiheit) Entfaltung Individueller Freiheiten (negative Freiheit) Absicherung und Steigerung materiellen Wohlstands (positive Freiheit) Absicherung und Steigerung materiellen Wohlstands (positive Freiheit) Freiheit als Voraussetzun g für ein gutes Leben unter neuen MenschNatur Verhältnissen Freiheit als Voraussetzun g für ein gutes Leben unter neuen MenschNatur Verhältnissen Prägende Österreichisc ökonomische he Schule Theorieschule n Neoklassik, neoklassische Umweltökono mie Mainstream Keynesianism us Entwicklungs ökonomik, Sozioökonomi k Mainstream Keynesianism us, neoklassische Umweltökono mik, Entwicklungs ökonomik, Sozioökonomi k Ökologische Ökonomik, Marxistische Politische Ökonomik, feministische Ökonomik, Sozioökonomi k, teilweise PostKeynesianism us Ökologische Ökonomik, Marxistische Politische Ökonomik, feministische Ökonomik, Sozioökonomi k, teilweise PostKeynesianism us Wirtschaftspo Märkte und litische Privateigentu Ansätze m sichern und ausweiten, Technologien eutralität, Wachstum fördern Wie radikale Variante + Marktversage n beheben und grünes Wachstum fördern Wachstum fördern, Märkte regulieren und beschränken, Gestaltung gemischtwirts chaftlicher Ordnungen, Umverteilung von Einkommen/ Vermögen Wie traditionelle Variante, jedoch mit Fokus auf grünes Wachstum und ökologischer Modernisieru ng Selektives Schrumpfen bestimmter Wirtschaftsbe reiche, kollektive Bereitstellung der Grundversorg ungsökonomi e, Zeitwohlstand und Suffizienz * Selektives Schrumpfen bestimmter Wirtschaftsbe reiche, kollektive Bereitstellung der Grundversorg ungsökonomi e, Zeitwohlstand und Suffizienz * Teilhabegerec htigkeit (mit Schwerpunkts etzung auf Zugang zu Daseinsvorsor ge) Teilhabegerec htigkeit (Mit Schwerpunkts etzung auf Mitbestimmu ng) Umweltgerec htigkeit Teilhabegerec htigkeit (Mit Schwerpunkts etzung auf Mitbestimmu ng) Umweltgerec htigkeit Präanalytisch e Vision Dominantes Gerechtigkeit sverständnis Marktgerechti Marktgerechti Teilhabegerec gkeit gkeit htigkeit (mit Schwerpunkts etzung auf Zugang zu Daseinsvorsor ge) Marktliberalis Marktliberalis Wohlfahrtska mus mus pitalismus Wohlfahrtska pitalismus Postwachstum Postwachstum Radikale Variante Moderate Variante Traditionelle Variante Grüne Variante Zivilgesellsch Pragmatischaftlichinstitutionelle anarchistische Variante Variante Dominantes Verständnis unternehmeri scher Verantwortun g Gewinnmaxi mierung, Shareholder Value Gewinnmaxi mierung, Shareholder Value Verantwortun g gegenüber allen Stakeholdern Verantwortun g gegenüber allen Stakeholdern Verantwortun g gegenüber Umwelt, Gesellschaft und zukünftigen Generationen, Fokus auf nachhaltige Bereitstellung der Lebensgrundl agen Verantwortun g gegenüber Umwelt, Gesellschaft und zukünftigen Generationen, Fokus auf nachhaltige Bereitstellung der Lebensgrundl agen Verständnis von Nachhaltigkei t Ablehnung des Konzepts als nicht operationalisi erbar in der radikalen Version, Schwache Nachhaltigkei t in der moderaten Version Ablehnung des Konzepts als nicht operationalisi erbar in der radikalen Version, Schwache Nachhaltigkei t in der moderaten Version Schwache Nachhaltigkei t Schwache Nachhaltigkei t Starke Nachhaltigkei t Starke Nachhaltigkei t * Wirtschaftspolitische Ansätze Zusatz Zivilgesellschaftlich- anarchistische Variante: Aktivistischer Widerstand, Experimente in Nischen, Vorleben von Alternativen Pragmatisch Institutionelle Variante: Transformation zu einem Postwachtumsstaat mit radikalem Zielhorizont 4: Gesellschaft und Macht: Gesellschaften sind Zusammenschlüsse von Individuen. Sie sind politische und sozioökonomische Systeme, basierend auf einer funktionalen Arbeitsteilung und gemeinsamen Infrastrukturen, Institutionen und Diskursen. Daraus ergeben sich Ungleichheiten und Hierarchien zwischen sozialen Gruppen, seien dies Klassen, Geschlechter oder Ethnien. Diese Verhältnisse eröffnen für Einzelne unterschiedliche Freiheiten. Wohnort, Vermögen, Einkommen und Bildungsstand bestimmen wesentlich über Lebenschancen. Klassen und Milieus: Früher laut Marx: Grundbesitzer, Kapitalbesitzer, Arbeiterschaft Heute laut Weber: Oberschicht (Besitzende und Gebildete), Mittelschicht (Kleinbürgertum und Arbeiterkraft), Unterschicht (schlecht abgesicherte Teil der Arbeiterschaft) Ansicht: Klassen sind soziale Gruppen mit Gemeinsamkeiten bezüglich Herkunft, Bildungsstand, Einkommen und Lebensführung —> Milieus Sinus- Milieus Kurzbeschreibung Milieus der Oberschicht bzw. obere Mittelschicht Konservativ etablierte Die alte strukturkonservative Elite Postmaterielle Die weltoffenen Kritiker von Gesellschaft und Zeitgeist Performer Die global orientierte und fortschrittsoptimistische moderne Elite Milieus der Mitte Zukunftsmilieus Kosmopolitische Individualisten Die individualistische Lifestyle Avantgarde Progressive Realisten Die Treiber gesellschaftlicher Veränderungen Die aktuelle und ehemalige Mitte Adaptiv Pragmatische Mitte Der flexible und nutzenorientierte Mainstream Nostalgisch bürgerliche Die systemkritische ehemalige Mitte Milieus der unteren Mitte bzw. Unterschicht Traditionelle Die Sicherheit und ordnungsliebende Generation Konsumorientierte Basis Die um Orientierung und Teilhabe bemühte Unterschicht Sinus- Milieus Kurzbeschreibung Hedonisten Die momentbezogene, erlebnishungrige (untere) Mitte Performer, Kosmopolitische Individualisten: (Ober + Mitte) Marktliberalismus attraktiv, grenzlose Märkte mit Gütern und Dienstleistungen, Eigenverantwortung, keine Zwänge und Verbote. (Private Vorsorgekassen und Krankenversicherungen, Wohnungseigentum) Konservativ etablierte: (Ober) Marktliberalismus, Exklusivitäts- und Führungsanspruch, nehmen ökologische Ziele ernst, sind aber gegenüber den wirtschaftlichen Zielen, Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zweitrangig, Wunsch nach Ordnung Hedonisten: (Unter) Marktliberalismus, uneingeschränkte Wahlmöglichkeiten, momentbezogene Erlebnisse, Streben nach Spaß und Unterhaltung Nostalgisch Bürgerliche, Traditionellen: (Mitte + Unter) Wohlfahrtskapitalismus, stabile und geordnete Verhältnisse, soziale Absicherung + soziale Aufstiegsmöglichkeiten. Nost.: Sozialer Status und Lebensstandard erhalten, Trad.: Alles bleibt, wie es ist. Umwelt und Klimapolitik für keinen der beiden wichtig. Adaptiv - Pragmatische Mitte: (Mitte) Wohlfahrtskapitalismus, hauptsächlich junge Männer, Probleme mit dem Klima sind bewusst aber Vertrauen in Technologien und Führungskräfte. Kein Verständnis für Maßnahmen die eigenes Leben beschränken. Konsumorientierte Basis: (Unter) Wohlfahrtskapitalismus, niedrige Bildungsabschlüsse und geringes Einkommen, Arbeitsmarkt, Pensionssicherung, Migration, eigenes Auto hoher Stellenwert Postmaterielle, Progressive Realisten: (Ober + Mitte) Postwachstum, hohe Bildungsabschlüsse, gehobene Einkommen, Interesse an gesellschaftlichen und kulturellen Themen, Unabhängigkeit von Konventionen und Normen, Streben nach gesellschaftlicher Gerechtigkeit, Umwelt und Klimaschutz vorrangig Macht: Wer hat Macht und wie wirkt sie? „Macht haben Akteure, die anderen ihren Willen aufzwingen können, sei dies, weil sie über Geld, Netzwerke oder ganz allgemein Ressourcen verfügen oder weil sie die Regeln festlegen können, an die sich andere halten müssen.“ Macht wirkt in Strukturen und, z.B. in Verhältnissen oder Rahmenbedingungen Bsp. Tabakindustrie konnte durch ihre Macht Jahrzehnte lang die tödlichen Folgen des Rauches leugnen und somit die Unternehmensgewinne maximieren. Wirtschaftlich Mächtige schließen enge Bündnisse zum gegenseitigen Nutzen. Hier werden öffentliche Meinungen durch Spenden, Lobbying usw. beeinflusst, mit der Hoffnung das eigene Interesse durchzusetzen. Fossiler Machtkomplex: Öl, Gas, Kohleproduzenten, Automobil- und Luftfahrtindustrie, Gewerkschaften, Banken, Medien und die nahestehenden politischen Parteien. Fossile Industrie stellt die größte Delegation der Welt. Der fossile Machtkomplex behindert schon jahrzehntelang wirksame Maßnahmen von Umwelt- und Klimaschutz Machtkomplex der Finanzwirtschaft: Geschäfts- und Investmentbanken, private Vorsorgekassen, Zentralbanken und den damit verbundenen Vermögensbesitzenden. Ziel: langfristig die Gewinnmöglichkeiten der Finanzwirtschaft zu maximieren und Kosten auf die Allgemeinheit abzuwälzen Eng mit dem fossilen Machtkomplex verflochten und verhindert Maßnahmen der Umverteilung, allen voran von Vermögen Digitaler Machtkomplex: Große digitale Unternehmen, Politische Parteien, Regulierungsbehörden. Digitaler Machtkomplex vertritt das Recht, private menschliche Erfahrungen durch soziale Medien anzueignen, zu digitalisieren und zu verkaufen. —> Privatsphäre leidet. Digitale Plattformen versuchen jeweilige Systeme auf immer neue Lebens- und Erfahrungsbereiche auszuweiten. Teil 2: Sozioökonomische Grundkonzepte Konzepte sind in Theorieschulen eigebettete Begriffe, daher haben sie auch in unterschiedlichen Theorien unterschiedliche Bedeutungen und erschweren somit die Kommunikation unterschiedlicher Denkkollektive. Konzepte transformieren sich, da auch sie historisch spezifisch sind. 1: Staat Staaten sind formell souveräne, d.h. rechtlich selbstbestimmte, territorial abgegrenzte politische Einheiten. In modernen Staaten ist politische Macht, die vom Staat ausgeübt wird, von wirtschaftlicher Macht, die auf Privateigentumsrechten gründet, rechtlich klar getrennt. Moderne Staaten basieren auf der Trennung von Regierenden (demokratisch gewählt), Regierten (Wahlberechtigt) und der staatlichen Verwaltung (nicht unmittelbar von Machtwechsel der Regierenden betroffen). Staatliche Verwaltung entstand im Europa der Neuzeit, um Steuereinhebung zu systematisieren und die Steuereinnahmen zu erhöhen. —> Militär und Luxuskonsum am Hof. Wichtigste staatliche Verwaltungsorgane heute: Hoheitsverwaltung, Militär, Polizei, diplomatischer Dienst und öffentliche Daseinsvorsorge (Schulen, Spitäler). Unterscheidung zw.: Polity: Staatswesen—> auf Dauer angelegte politische institutionelle Strukturen (Demokratie/Monarchie) Politics: Politik—> Machtspiel, Zusammenwirken staatlicher und nicht-staatlicher Akteure Policies: Regelwerke—> konkretes staatliches Handeln mittels verschiedener Maßnahmen (Gesetzgebung) Macht, Ressourcen, Fähigkeiten und Kompetenzen machen öffentliche Akteure unterschiedlich durchsetzungsfähig. Territoriale Selbstbestimmung (Souveränität): Idee: Territorien können politische Entscheidungen treffen, ohne Einmischung von außen. (Nationalebene/EU) Praxis: durch wirtschaftliche und politische Verflechtungen eingeschränkt. Staatliches Gewaltmonopol begründet öffentliche Vorrechte: das Recht öffentlicher Akteure anhand gesetzlich vorgegebener Regeln und im öffentlichen Interesse für alle geltende Rahmenbedingungen zu setzen. Liberale Verfassungen sehen dementsprechende Grundrechte (private Vorrechte) vor, um die Individuen von willkürlichen Eingriffen des Staates zu schützen. 2: Demokratie Volksherrschaft, Demokratie ist Herrschaftsform, in der das Volk selbst die Legitimationsgrundlage für die Herrschaft bildet. —> übt Herrschaft aus, lässt sich aber gleichzeitig beherrschen, den mehrheitlich beschlossenen Gesetzen verpflichten alle zu deren Befolgung. Demokratie ist Spannungsverhältnis zwischen Freiheit, Gleichheit, Rechten und Pflichten. Das souveräne Recht demokratischer Staaten, Regeln für das gemeinsame Zusammenleben festzulegen, kann in Konflikt geraten mit dem Anspruch, souverän und autonom das eigene Leben zu bestimmen. Liberale Demokratien beruhen auf Mehrheitsentschlüssen, Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung etc... Oftmals sind liberale Demokratien auch repräsentative Demokratien, welche von Vertretungen (Präsident, Kanzler, …) regiert werden. Sie legitimieren Regierungen für alle verbindliche Entscheidungen zu treffen und somit das gemeinsame Zusammenleben zu regeln. Wettbewerb lernt hier auch die Opposition zu tolerieren. Elektorale Demokratie: Handlungsspielraum sind für Medien, Zivilgesellschaft und Opposition stark eingeschränkt (Ungarn, Russland) —> Vorteil: rasches autoritäres Handeln ist oft besser als langsame Demokratische Entscheidungsprozesse zu finden. 3: Geld Moderne Ökonomien sind keine Tausch-, sondern Geld- und Kreditwirtschaften. Wirtschaften waren schon Geld- und Kreditwirtschaften, bevor sie zu Marktwirtschaften wurden. Neoklassik: Ökonomien sind Tauschökonomien und Geld ist demnach nur eine Ware und vereinfacht den Warenaustausch. Quantitätstheorie des Geldes: je mehr Geld vorhanden ist, desto weniger ist es wert. —> Geldschöpfung von Zentralbanken ist daher eine wesentliche Ursache der Inflation. Zweite Ursache: Privater Bankensektor: Kreditvergaben durch Geld von Sparenden. —> zu niedriger Zinssatz —> zu viele Kredite werden vergeben.—> Inflation —> zu hoher Zinssatz—> keine/kaum Kredite werden vergeben—> Deflation Ziel: gleich viel sparen wie investiert wird. Zwecke von neu geschöpftem Geld: -> kann in Realwirtschaft investiert werden -> Kauf von bereits produzierten Gütern und Dienstleistungen -> Spekulation In den letzten Jahrzehnten wurde neu geschöpftes Geld spekulativ am Finanz- und Immobilienmarkt angelegt und führte dort zu starken Preissteigerungen von Vermögenswerten. Geschäftsbanken sind Kreditgeber in normalen Zeiten, Zentralbanken sind Geldgeber in letzter Instanz, die auch Geld schöpfen, um Banken zu retten. Geldwertstabilität beruht auf Vertrauen von Geldnutzenden in die Fähigkeit der Zentralbank, Preisstabilität sicherzustellen. 4: Markt Orte an denen Waren und Dienstleitungen gehandelt werden. 16-18. Jhd. Merkantilismus, Binnenhandel innerhalb des politischen Territoriums forcieren. Ähnliche Waren wurden aus unterschiedlichen Quellen angeboten und Handelstreibende konkurrierten miteinander. Die Förderung der inländischen Produktion stärkte politische Souveränität. Doch selbst die Schaffung des Binnenmarktes unterlag immer noch der Haushaltung, Gegenseitigkeit und Umverteilung. Erst im 19. Jhd. erlangten Märkte eine dominante Rolle und prägen seitdem menschliches Zusammenleben. Minimale Kriterien von Märkte laut Hodgson: -> mehrere Marktteilnehmer und -> allgemein akzeptierte Regeln -> Regeln ermöglichen bindende Vereinbarungen zwischen Akteuren -> Vereinbarungen werden verstanden als Verpflichtungen zur Lieferungen von Waren und Dienstleistungen im Gegenzug zu einer Bezahlung. -> wechselseitige Rechte bezogen auf Waren und Dienstleistungen sowie damit verbundene Verpflichtungen Grundlage von Märkten sind jene Regeln und Institutionen, die Marktgeschehen überhaupt erst ermöglichen. Diese liegen immer außerhalb des Marktes. Märkte sind beschränkt, eingebettet in funktionierende soziale Beziehungen und institutionelle Gefüge. Daher insistiert die Sozioökonomik, dass Märkte sozial konstruiert, politisch geschaffen und von Machtverhältnissen geprägt sind. 5: Unternehmen Unternehmen (hierarchisch) produzieren Güter und stellen Dienstleistungen bereit. Einzelunternehmen: Person ist Eigentümer produktiver Vermögenswerte. Ihr stehen Gewinne zu und sie haftet für Verluste unbeschränkt. Kapitalgesellschaft: Vorstand oder Geschäftsführung leiten operatives Geschäft, sind aber nicht Eigentümer —> Beschränkte Haftung 80% des Welthandels wird innerhalb von Unternehmen abgewickelt. Es geht darum den Shareholder Value zu maximieren, gegebenenfalls durch Monopolbildung. Zulieferfirmen sind entweder ganz (Tochtergesellschaft) oder teilweise (über Laufzeitverträge) in das Unternehmen integriert. Mit Anteilsscheinen entstand eine neue Form von Finanzeigentum. —> Kein Anrecht auf Vermögenswerte, sondern Anrecht auf Auszahlung. Kapitalgesellschaften entstanden im 19. Jhd. Mit der Idee öffentlichen Zwecken zu dienen. Privileg der beschränkten Haftung rechtfertigt sich mit den Verpflichtungen gegenüber der Allgemeinheit. Heute: transnationale Unternehmen, die Ähnlichkeiten mit Staaten aufweisen. Üben souveräne Rechte aus (als Private für alle gültige Regeln festlegen und setzen diese durch). Eigentumsrechte ermöglichen es ihnen, Regeln in Bezug auf ihr Eigentum zu setzen. Jüngste Zeit -> Entwicklung von Plattformunternehmen (Amazon, Ebay, Tinder usw.) Sammlung privater Daten, deren Umwandlung in Privateigentum des Unternehmens und des anschließenden Verkaufs für kommerzielle oder politische Zwecke. 6: Innovation Früher Innovation als Drang zur Veränderung angesehen (Revolutionäre Ketzer) Während Industrialisierung (Unternehmerische Innovation) neue Produkte und Methoden, Innovation war erstrebenswert. Nach dem zweiten Weltkrieg Fokus auf technologische Innovation Fixierung auf technologische und unternehmerische Innovationen, beeinflusst die Innovationspolitik bis heute. Marktliberale Innovationspolitik: setzt auf Steuererleichterungen, v.a. für Forschungsförderungen. Nicht die Entwicklung bestimmter Technologien wird gefördert, sondern Unternehmen und deren Unternehmergeist. Wohlfahrtskapitalistische Innovationspolitik: Innovationen für gesellschaftliche Herausforderungen nutzbar machen. Öffentlich gesteuerte Innovationsentwicklung soll die systematische Effizienz erhöhen. Öffentliche Unterstützung durch Geld, Wissen und Vernetzung sind entscheidend, da private Unternehmen allein oftmals vor grundlegenden Veränderungen zurückscheuen. Postwachstum Innovationspolitik: Konviviale Technologien (Wie wollen wir leben und welche Technik brauchen wir dafür?) sowie soziale Innovationen. Stärkere Auseinandersetzung mit Exnovation: Beenden bzw. Einschränken von Praktiken die mit gewünschten Strategien nicht übereinstimmen. Erster Schritt der Exnovation oftmals Verbote bestimmter Produkte und den Rückbau bestimmter Technologien und Infrastrukturen. 7: Arbeit Griechenland: Körperliche Arbeit ist minderwertig Industrielle Revolution: Körperliche Arbeit wir zumal durch Maschinen ersetzt Arbeitsteilung im Kolonialismus: Für die Industrialisierung des globalen Nordens müssen genügend Rohstoffe des globalen Südens vorhanden sein. Im 20. Jhd. Arbeitsteilung: Erwerbsarbeit für Männer, Hausarbeit für Frauen Industriekapitalismus: Arbeit dient nicht mehr der Selbstversorgung, sondern wird zur Lohnarbeit. Heißt unselbständige Erwerbsarbeit, zur Grundlage kapitalistischer Mehrwertproduktion Neoklassik: Ist Arbeit ein Produktionsfaktor und eine Ware mit eigenem Markt -> Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage. Sozioökonomik: menschliche Tätigkeit die zum Leben dazugehört Ansicht der Erwerbsarbeit bleibt die Norm. Unbezahlte Arbeiten und politische Teilhabe werden ignoriert und bleiben kulturell und materiell abgewertet (Umgang mit Haus- und Sorgearbeit). 8: Gesellschaftliches Naturverhältnis Trennung einer nicht-menschlichen Sphäre von derjenigen der Gesellschaft. Mensch und Natur erscheinen als verschieden. Naturschutz: Seltene Tierarten schützen, obwohl diese für Mensch keinen Einfluss haben. Klima- und Umweltschutz: Menschen und dessen Umwelt in den Mittelpunkt stellen. Maßnahmen des Klima- und Umweltschutzes versuchen Gefahren für menschliche Gesundheit zu vermeiden. CO2 Emissionen zu reduzieren, um ein menschengerechtes Klima aufrechtzuerhalten. Konzept des gesellschaftlichen Naturverhältnis problematisiert die Trennung von Natur und Gesellschaft, denn beispielsweise ist die Industrialisierung nicht allein auf die Erfindungskraft des Menschen, sondern auch auf die naturgegebenen Ressourcen wie Öl oder Kohle zurückzuführen. Das menschliche Streben, die Zwänge der Natur zu überwinden, ist Kernelement sozialen Fortschrittsdenkens. Teil 3: Die Welt im Umbruch- eine Vielfachkrise 7: Globalisierung im Umbruch Globalisierung ist die weltweite Vernetzung. Heißt zunehmende Verwobenheit und gegenseitige Abhängigkeit, menschlicher Aktivitäten auf dem Planeten Erde. Sie ist ein langfristiger Prozess, in dem sich Räume, Gesellschaften und Wirtschaftssysteme näher kommen. Globalisierung läuft in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Formen ab und wird immer wieder von Phasen der Deglobalisierung unterbrochen. Ökonomische Globalisierung: Ausweitung des Außenhandels, int. Arbeitsteilung, globale Arbeitsmärkte und ausländische Direktinvestitionen. Politische Globalisierung: raumübergreifende Zusammenarbeit, aber auch geopolitische Konkurrenz. Soziokulturelle Globalisierung: weltweiter Austausch von Ideen, Kunst, Kultur, Religion Ökologische Globalisierung: Klima- und Umweltveränderungen. Ausbreitung gebietsfremder Pflanzen und Krankheitserreger. Geschichte: Europa Römisches Reich, Asien (Seidenstraße) Venedig, Genua, Niederlande, England (Kolonialisierung), Kalter Krieg —> USA, China als WTO-Luxuskonsum gesteigert, Menschenrechte verschlechtert, —> Wiederaufstieg Asiens, weil Konzept multilateralen Weltordnung (keine Führungsmacht, nur Regeln) von globalem Süden begrüßt wird. Weltwirtschaftsordnung: Erste Globalisierung (1850-1914): kolonial-liberale Regulationsweise Eingebettete Globalisierung (1945-1973): fordistische Regulationsweise Zweite Globalisierung: neoliberale Regulationsweise Eine Regulationsweise ist eine Anordnung von Rahmenbedingungen sozioökonomischer Organisations-, Produktions-, Kontroll- und Kooperationsbeziehungen, die Diskurse und Institutionen eine Zeit lang stabilisiert. Binnenorientierung: Ist auf Absatz an eigenem Wirtschaftsraum fokussiert. Binnenmarkt ist eingegrenztes Wirtschaftsgebiet mit einheitlicher Marktordnung. Außenorientierung: Fokus auf globale Finanzmärkte und den Export. Akkumulationsregime: bestimmte Organisationsweisen der Produktion mit unterschiedlichen Technologien, Geschäftsformen etc. Extensiv: Wachstum durch mehr Beschäftigung, Intensiv: Wachstum durch erhöhte Produktivität Ein Ende der Regulationsweisen kündigt sich an (oftmals durch das gezielte Handeln bestimmter Akteure). Internationale Geldordnung/Finanzmärkte + die drei Phasen der weltwirtschaftlichen Entwicklung Erste Globalisierung Eingebettete Globalisierung Zweite Globalisierung Zeitraum 1850-1914 1945-1973 Ab 1973 mit deutlichen Brüchen ab 2008 Regulationsweise Kolonial liberal Fordistisch Neoliberal Akkumulationsregime Extensiv Intensiv Extensiv Leitbild Marktliberal Wohlfahrtskapitalistisch Marktliberal Art der Globalisierung Goldstandard mit Rechtssicherheit für Investoren Kein globaler Finanzmarkt, nationale wirtschaftspolitische Handlungsspielräume Hyperglobalisierung, tiefe Integration mit supranationalen Institutionen Märkte Weitgehend unbeschränkte Finanzmärkte, vermehrte Schutzzölle Staatliche Marktregulation, schrittweise Reduktion von Zöllen Globalisierte Güter und Finanzmärkte Dominante Wirtschaftsform Finanzwirtschaft Realwirtschaft Finanzwirtschaft Wirtschaftspolitische Orientierung Außenorientierung: Löhne/Gehälter als Kostenfaktor Binnenorientierung: Löhne/Gehälter als Kaufkraft Außenorientierung: Löhne/Gehälter als Kostenfaktor Technologien und Leitindustrien Dampfmaschine, Petrochemie und Eisenbahn, Elektrotechnik Automobil Kommunikations- und Informationstechnologie Energieträger Wasserkraft und Holz, später Kohle Öl, Gas, Kohle, erneuerbare Energien gewinnen an Bedeutung Öl und Gas Erste Globalisierung Eingebettete Globalisierung Zweite Globalisierung Geldordnung und Finanzmärkte Pfund-Goldstandard Dollar-Goldstandard, (Goldene Zwangsjacke) Bretton-Woods System: deregulierte Finanzmärkte streng regulierte Finanzmärkte Deregulierte Finanzmärkte, Finanzialisierung Machtkomplexe Finanzwirtschaftlicher Machtkomplex Finanzwirtschaftlicher Machtkomplex, Fossiler Machtkomplex und digitaler Machtkomplex wirken zusammen Schwächung des finanzwirtschaftliche Machtkomplexes, Aufstieg des fossilen Machtkomplexes 8: Gesellschaft im Umbruch In Gesellschaften spielen Individuum und Kollektiv unterschiedlich zusammen. Zwei Menschenbilder: Unabhängiges Individuum und Mensch als soziales, politisches Wesen. Individualistisches Menschenbild: Gesellschaftsvertrag wird geschlossen, um Schutz von Vertrags- und Eigentumsrechten einem staatlichen Gewaltmonopol zu unterwerfen, das diese Rechte durchsetzt. Soziales, politisches Menschenbild: Mensch ist Teil von Familien, Freundeskreisen und Gemeinwesen. Der Mensch ist ein politisches Wesen, dessen Rechte und Pflichten sich aus der Mitgliedschaft in einem Gemeinwesen herleiten. —> Verletzlichkeit und Abhängigkeit sind dauerhafte Aspekte des Mensch-Seins. Die Stabilität von Zivilisationen waren immer von sozialer Ausbeutung, geschlechtlichen Hierarchien, Exklusion und wirtschaftlicher Ausbeutung geprägt. Ressourcenungleichheit: Umfasst materielle Ungleichheiten und Zugangsmöglichkeiten zu öffentlichen Infrastrukturen. Vitale Ungleichheit: Ungleichheiten im Gesundheitszustand/Lebenserwartungen Existenzielle Ungleichheit: Teilhabemöglichkeiten (Diskriminierung, Sexismus, etc.) Ungleiche Entwicklung verschiedener Weltregionen: Einkommensungleichheit zw. globalem Norden und globalem Süden (Kolonialismus, …) Ab zweiter Globalisierung nahm die Ungleichheit zwischen den Ländern ab, aber innerhalb der Länder zu. (Reichste 1% erhält 19% des Welteinkommens und besitzt 38% des Weltvermögens) Europäischer Kolonialismus wirkt bis heute fort: Lokales Unternehmertum, Gesundheitsversorgung und Ausbildung wurden in Kolonialstaaten vernachlässigt bzw. behindert. Nationale Institutionen und politische Maßnahmen beeinflussen Verteilung und gesellschaftliche Strukturen—> in von Kolonialismus und Rassismus geprägten Staaten bleibt die Ungleichverteilung besonders groß. In der ersten Globalisierungswelle wanderten verarmte Menschen in die USA aus und trugen dort wesentlich zum Wirtschaftswachstum des Kontinents bei. Heute werden Auswanderer an Arbeitsmärkten diskriminiert. Die Regulierung der Arbeitsmärkte verfestigt oftmals Hierarchien zwischen In- und Ausländischen Arbeitskräften. Teilhabe der Frauen am Arbeitsmarkt: Spanien, Brasilien, Costa Rica sind Spitzenreiter mit Frauen in Führungspositionen. Gleichheit und Emanzipation im globalen Norden: Früher Standesgesellschaften: Rechte und Privilegien von Geburt an Bürgerliche Gesellschaften: Rechte und Privilegien an Besitz und Vermögen gekoppelt. Nach 2. WK: Erkenntnis, dass liberale Demokratie nicht ohne sozialen Zusammenhalt und Vollbeschäftigung funktioniert. Individualismus der Gleichheit hebt in allen Menschen das Gemeinsame hervor und in nationalen Sozialstaaten die Erfüllung von Grundbedürfnissen (Bildung, Gesundheit, Wohnen) erleichtert. Im Zuge des Wohlfahrtskapitalismus entstand in den USA eine breite Mittelschicht mit einheitlichem Lebensstil. Diese Dynamiken änderten sich dann aber in Folge der neoliberalen Regulationsweise. Auf Jahrzehnte steigender Gleichheit folgten steigende Ungleichheiten innerhalb der Nationalstaaten. —> Spitzensteuersätze sanken—> Wirtschaftswachstum langsamer. Öffentliches Eigentum wurde privatisiert und Staaten verschuldeten sich zunehmend, um sozialen Verpflichtungen nachzukommen. Auf große Ungleichheiten der ersten Globalisierung folgte eine Angleichung im Zuge des Wohlfahrtskapitalismus, welcher wiederum im Zuge der zweiten Globalisierung vom Marktliberalismus abgelöst wurde. Starke Vemögenskonzentration führt zu Einkommensungleichheiten. Dies setzt sich auch in Form von Geschlechtsungleichheiten fort. Der GINI-Koeffizient ist ein statistisches Maß zwischen 0 und 1 welches die Ungleichheit einer Verteilung misst. Deutschland und Österreich sind an der Spitze in der Eurozone, was den GINI-Koeffizienten betrifft. Durch die Privatisierung und Liberalisierung ehemals öffentlicher Leistungen kam es zu einer sozialen und räumlichen Hierarchisierung in der Qualität und im Zugang zu Daseinsvorsorge und Nahversorgung. Im Zuge der Digitalisierung entstand auch eine wachsende Kluft zwischen digitalen Hotspots (Stadt) und teilweise nicht vernetzten Gebieten (Land). —> Abwanderung Gleichzeitig entstand eine Art Hyperindividualisierung: Abhängigkeit von anderen wird ignoriert oder geleugnet. Bsp.: Private Vorsorge und Krankenkassen, sowie Absicherungsmöglichkeiten wie Immobilien für die, die es sich leisten können. 3 Erklärungen hierfür: -> Ich-Wir-Ich-Kurve: politische Kompromissbereitschaft, ökonomische Gleichheit und sozialer Zusammenhalt nehmen Bsp. in den USA ab. -> Emanzipation zweiter Ordnung: Selbstbestimmung war Befreiung. Emanzipation zweiter Ordnung ist das unbeschränkte Streben nach Selbstverwirklichung und Selbstoptimierung. Ziel ist die Befreiung von möglichst allen Regeln und Verpflichtungen, die die Emanzipation erster Ordnung (strebe nach dem, was für alle Gesetz sein sollte) prägte. -> Streben nach radikaler Form der negativen Freiheit, der umfassenden Abwesenheit allen Zwangs. Demokratisch vereinbarte Regeln und das Setzen von Grenzen werden als Bevormundung und Einschränkung wahrgenommen. -> Zusammenhang von verschärften sozioökonomischen Ungleichheiten und kulturellen Auseinandersetzungen: Marktliberale Wirtschaftspolitik gepaart mit soziokulturellen Werterhaltungen Einkommenskluft zwischen Bildungsschichten —> Polarisierung am Arbeitsmarkt. Lebensmodell der liberalen akademisch gebildeten Bevölkerungsschicht gewinnt an Attraktivität: Individualismus, Diversität, Kosmopolitismus und Wunsch nach Selbstverwirklichung sind die neuen Leitwerte. Progressiver Neoliberalismus Politik gesellschaftlicher Umbrüche: Arbeitswelt: Ökonomien der Selbstversorgung (früher altes Griechenland gang und gebe, bis heute in Afrika) kaum Produktivitätssteigerungen. Plantagen, Minen, Fabriken (Leitbetriebe produktiven Wirtschaftens) waren Privatbetriebe. — > Produktionssteigerungen und hohe Gewinne, aber viele tote billige Arbeitskräfte. Aufkommen von Gegenbewegungen mit Schutzmaßnahmen im globalen Norden. Hausfrauisierung, männliches Ernährermodell—> Abhängigkeit der Frau vom Mann. Später Doppelverdienenden Modell (Mann Vollzeit-Frau Teilzeit) Bis heute sind hauptsächlich Frauen im unbezahlten Sektor tätig, Gender Pay Gap macht Frauen deutlich gefährdeter gegenüber Armut als Männer. Internationale Arbeitsteilung sorgt für günstige Lebensmittel und Rohstoffe aus dem globalen Süden und somit für eine Senkung der Lebenserhaltungskosten. Industriefertigung v.a. standardisierte Produktion wird in Billiglohnländer ausgelagert. -> Deindustrialisierung Digitalisierung wirkt hier transnational, denn Menschen nehmen Arbeitsverhältnisse über nationale Grenzen hinweg an. National unterschiedliche Arbeits- und Sozialgesetze können nur schwer mit den rasanten organisatorischen und technologischen Neuerungen mithalten. Im globalen Süden: Verbesserung der Lebensumstände, im Norden verstärkter Wettbewerb führt zu Lohndruck. Plattformbasierte Geschäftsmodelle (Foodora) profitieren durch Daten die angeeignet und verkauft werden + Umsatz, der Kunde durch Bequemlichkeit und schnelle Lieferzeiten. Sozialstaat: Wohlfahrtskapitalismus sorgte im globalen Norden dafür, dass ein progressives Steuersystem entstanden ist, welches den Sozialstaat finanziert hat. Die unterschiedlichen Wohlfahrtsregime bieten Schutz vor sozialen Risiken und deren Leistungen (z.B. Grundversorgung) gelten als soziales Recht und sind nicht käuflich. Liberales Wohlfahrtsregime Konservatives Wohlfahrtsregime Sozialdemokratisches Wohlfahrtsregime Länder (beispielhaft) UK und USA Kontinentaleuropa Skandinavien Verständnis des Sozialstaats Sozialhilfestaat für Bedürftige, gute Qualität für soziale Dienste wird privat angeboten Sozialleistungen sind mehrheitlich Versicherungsleistungen und gekoppelt an Beteiligung am Arbeitsmarkt Sozialstaat bietet öffentliche Dienstleistungen in guter Qualität für alle an Kommodifizierung Märkte für Daseinsvorsorge Dekommodifizierung der Daseinsvorsorge für Insider Dekommodifizierung der Daseinsvorsorge für alle Bsp. Ungarn: Früher konservatives Wohlfahrtsregime, nach 1989 Elemente des liberalen Wohlfahrtsregimes. Durch Orban konservatives Wohlfahrtsregime, welches vorwiegend die Mittelschicht absichert und neoliberale Züge hat. -> Roma und Sinti Anreiz zu arbeiten. Eine neue Sozialstruktur: Umstrukturierung des Sozialstaates in der neoliberalen Regulationsweise führte zu soziokulturellen Veränderungen und verstärkte politische Polarisierung. Laut Reckwitz gibt es 4 gesellschaftliche (Milieuübergreifende) Gruppierungen, die sich nicht immer konfliktfrei gegenüber stehen. 1: Neue Mittelschicht: 35% Österr. Bevölkerung, Hohe Bildungsabschlüsse, urbaner Lebensstil, räumliche Hypermobilität, kultureller Kosmopolitismus sowie die Hinwendung zu Diversität und Selbstverwirklichung. Ökologischer Lebensstil nach Form des marktliberalen Leitbildes (Tesla), Träger des progressiven Liberalismus 2: Traditionelle Mittelschicht: 40%, Werte des Wohlfahrtskapitalismus, Arbeits- und Familienethos, traditionelle Geschlechterrollen, Ordnung und Disziplin, oftmals Nationalistisch oder Rassistisch. Oftmals finanziell gut abgesichert. 3: Top 1% der Superreichen: Ansteigen von Kapitaleinkommen. Mit ihrem Vermögen können sie am einfachsten wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu ihren Gunsten beeinflussen. 4: prekäre Gesellschaftsschicht (Unterschicht): 25% besonders in Metropolregionen angesiedelt, schlecht bezahlt und sozial schwach abgesichert, kein Vermögen. Billigjobs Demokratie in der Krise: In einem demokratischen Gemeinwesen haben durch Wahlen legitimierte Entscheidungstragende die Aufgabe, das Zusammenleben so zu regeln, dass möglichst viele in möglichst vielen Belangen frei sein können. Österreich in der Zwischenkriegszeit: Spaltung zw. Chr. Sozial. und Sozialdemokraten. Heute: christdemokratische Parteien übernehmen rechte, nationalistische reaktionäre Elemente und sozialdemokratische Parteien tendieren zum progressiven Neoliberalismus. Währenddessen erleben elektorale Demokratien und Autokratien einen Aufschwung: politisch motivierte Gewalt wird toleriert, Macht der Opposition und der Medien wird eingeschränkt bzw. von parteinahen Personen gekauft. In der 2. Hälfte des 19. Jhd. wurde die Arbeiterbewegung zunehmend einflussreich. Aktuell droht eine Zweidritteldemokratie: Unteres Einkommensdrittel findet kein Gehör und keine Repräsentation in der politischen Entscheidungsfindung. Wählt auch nicht. Des Weiteren gibt es in Großstädten eine räumliche Ungleichheit im polit. Entscheidungsprozess: Stadtteile, in welchen hauptsächlich einkommensschwache Personen wohnen, sind politisch unterrepräsentiert. Einkommens- und Vermögenskonzentration verstärken die Konzentration wirtschaftlicher politischer und medialer Macht. Vermögende kaufen sich in Medienkonzerne ein und beeinflussen Wahlen, Lobbygruppen treiben die Privatisierung und Finanzialisierung der Daseinsvorsorge an. Auch kommerzielle Formen der Digitalisierung verschärfen soziale Polarisierung und Demokratiedefizite. Menschen verlernen Andersdenkende wahrzunehmen, geschweige denn zu verstehen und Argumente abzuwägen. Schließlich herrscht auch eine Krise der demokratischen Autorität. Laut Kelsen ist die Demokratische Autorität als das Recht und die Pflicht von demokratisch legitimierten Entscheidungstragenden, verbindliche Regeln für das Gemeinwesen festzulegen. —> Regeln, Verbote, Begrenzungen und Pflichten