Wissenschaft - Definition und Ziele (PDF)
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Otto-Friedrich-Universität Bamberg
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Dieses Dokument beleuchtet die Definition und die Ziele der Wissenschaft. Es betrachtet zudem die Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens an Hochschulen und die Bedeutung wissenschaftlicher Qualitätskriterien.
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**2. Wissenschaft** **Definition von Wissenschaft** - „Eine jede Lehre, wenn sie ein System, d.h. ein nach Prinzipien geordnetes Ganzes der Erkenntnis sein soll, heißt Wissenschaft.\" (Immanuel Kant) - Arbeitsdefinition (Schülein & Reitze 2005, Kap. 1) - Institutionalisierte Re...
**2. Wissenschaft** **Definition von Wissenschaft** - „Eine jede Lehre, wenn sie ein System, d.h. ein nach Prinzipien geordnetes Ganzes der Erkenntnis sein soll, heißt Wissenschaft.\" (Immanuel Kant) - Arbeitsdefinition (Schülein & Reitze 2005, Kap. 1) - Institutionalisierte Reflexion (Nachdenken) und Wissensproduktion - größtmögliche Ablösung von den Handlungszwängen des Alltags - Systematisierung der Reflexion sowie deren Weiterentwicklung **Ziele von Wissenschaft** Zwei interdependente Ziele nach Friedrichs (1990, 14): 1. \"ein theoretisches: die *Realität *nach einem *System von Regeln* nachprüfbar in einem geschlossenen *Modell *zu rekonstruieren \[\...\]\" sowie 2. \"ein praktisches: mit Hilfe ihrer *Ergebnisse* ein rationales und humaneres *Leben *der Menschen zu *ermöglichen*\" Unter \"System von Regeln\" versteht man in der Regel eine oder mehrere Methoden. **2.1. Wissenschaft & Praxis** Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Diagramm enthält. Automatisch generierte Beschreibung **2.2. Außen- und Binnenlegitimation von Wissenschaft** ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Design enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image2.png) In der Feinheit untergliedert sich dabei ein Forschungsprozess in weitere Teilschritte, die wiederum zur Außen- und Binnenlegitimation zurückkoppeln: Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Diagramm enthält. Automatisch generierte Beschreibung - Die *Methodologie: \"was genau gemacht wurde\"*. Welcher Ansatz wurde gewählt? in welchem Rahmen finden das Projekt statt? **Design-Based-Research** = zyklische Erhebung der Daten, bei der die Materialien in Abstimmung mit Fachexperten immer wieder überarbeitet werden. - Die *Methode: \"wie es gemacht wurde\"*. Welche Methode wurde verwendet, um Daten zu erheben, diese aufzubereiten und auszuwerten? Datenformate beschreiben das verwendete Datenmaterial. Vor allem digitale Medien erweitern dabei die Möglichkeit an Datenformaten. **2.3. Wissenschaft in der Hochschule** ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Diagramm, Reihe enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image4.png) - steigende Anforderung der Komplexität wissenschaftlicher Arbeiten, - Hochschule in einem dauerhaften Kreislauf der Selbstlegitimation **2.4. Wissenschaftliches Arbeiten in der studentischen Praxis** Vom \"wissenschaftlichen Arbeiten\" spricht man dann, wenn Studierende in der Lage sind - sich auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und des Standes der wissenschaftlichen Diskussion auf einem bestimmten Fachgebiet und - in Auseinandersetzung mit den wissenschaftlichen Auffassungen anderer - eigene Gedanken zu machen und - diese in einer für andere verständlichen Form darzustellen. **Idealtypischer Ablauf einer wissenschaftlichen Arbeit **(Berger-Grabner 2016, 16 f.) Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Electric Blue (Farbe) enthält. Automatisch generierte Beschreibung **2.5. Ansprüche an wissenschaftliches Arbeiten** Durch Wissenschaft kann jeder weltweit auf systematisch geordnetes Wissen zugreifen - Gefahr besteht, dass durch wissenschaftliches Fehlverhalten (wie z.B. Täuschungen) die Qualität des Weltwissens dezimiert wird. Entgegenwirken durch wissenschaftlichen Qualitätskriterien **Wissenschaftliche Qualitätskriterien** ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Kreis, Schrift enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image6.png) ***Wissenschaftsethik*** Die Befolgung wissenschaftlicher Qualitätskriterien ist Bestandteil der Wissenschaftsethik: - **Definition**: WE legt die sittlichen und moralischen Grundsätze für Wissenschaftler fest. Wann ist Forschung ethnisch vertretbar, wann nicht? (PLACEBO) - Insbesondere Experimente (bei Lebewesen), wie das Verabreichen von Medikamenten stellt die Forschung vor Herausforderungen. **3. Forschung** **Allgemein** Forschung = eine systematische und zielgerichtete Erkenntnisgewinnung - Ausgangspunkt liegt in Praxisproblem, aus dem eine konkrete Forschungsfrage hergeleitet. - folgend der eigentliche Forschungsprozess (Durchführung empirische Untersuchungen) - Ergebnis dessen = Antwort auf die Forschungsfrage - (Gute Wissenschaftler: - belegen eigene Aussagen durch überprüfbare Tatsachen, - begründen nachvollziehbare Argumente - untermauern zwingende Beweise - Beantwortung der Fragestellung erfolgt anhand: Nutzung von Ressourcen, Phänomenen und Fachliteratur/Beobachtung/anderen Quellen. **3.1. Studentische Forschung** eines der wichtigsten Profilelemente von Hochschulen = die Kopplung von Forschung und Lehre; soll den Wissenstransfer sicherstellen & damit die Innovationsfähigkeit des Gesamtsystems erhalten (Hanft, Zawacki-Richter, Gierke). **Studentische Forschung nach Spoun & Domnik (2004, 71 ff.)** \"studentisches Forschen\" gleich wissenschaftlichem Schreiben. Darunter fallen insbesondere folgende Teilaktivitäten (Spoun & Domnik 2004, 71ff.): 1. **Beschreiben:** Sachverhalt möglichst genau und wertfrei dargestellen 2. **Zusammentragen und Kompilieren:** Quellen zusammentragen, -fassen, umformulieren 3. **Systematisieren:** Material herausgesuchen; Zsmhänge zwischen einzelnen Quellen herausgearbeiten, um sie zu kategorisieren. 4. **Vergleichen und Kontrastieren: **Gemeinsamkeiten und Gegensätze 5. **Analysieren** 6. **Interpretieren =** Versuch, die „wahre" Aussage z.B. eines Textes zu verstehen (siehe Hermeneutik), (gerade auch unter Berücksichtigung übergeordneter Merkmale wie der Biografie der Autorinnen oder Autoren.) 7. **Bewerten:** Sachverhalte evaluieren anhand Kriterienkatalogs, aufgrund dessen Aussagen getroffen werden, ob etwas „gut" oder „schlecht" ist. 8. **Vorschreiben:** Handlungsanleitungen oder Regeln aufgestellen, die bspw. darlegen sollen, wie Prozesse verbessert werden können. 9. **Modell- und Theoriebildung:** systematische Darstellung und Erklärung von Sachverhalten **3.2. Konstruktion und Ablauf von Forschungsprozessen** Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Diagramm enthält. Automatisch generierte Beschreibung Wie genau konstruiert sich Forschung und wie ist ein idealtypsicher Ablaufprozess? 1. Start: Problemkonkretisierung durch Problemstellung (Saft auf Markt) 2. Dann steht das **Erkenntnisinteresse**: ergibt sich aus der Problemstellung und beschreibt kurz, welche Ergebnisse von der Forschung erhofft werden. 3. **Datenerhebung** (Methode): Wie genau wurden die Konsumenten angesprochen Welche Materialien wurden verwendet, um die Daten zu erheben 4. Die Datenauswertung umfasst dabei die Stichprobenbeschreibung (Wie viele Personen wurden befragt? Welche Geschlechter wurden befragt und wie alt waren die Befragten?) 5. Datenaufbereitung: wie genau wurden die erhobenen Daten dann gespeichert und aufbereitet wurden (Verschriftlichen der Audiodateien, Auszählen der Stimmen \"kaufe ich\" und \"kaufe ich nicht\".) 6. **Ergebnisse:** rein sachliche Darstellung der Ergebnisse, ohne jegliche Interpretation. 7. warum dem so ist, findet in der **Reflexion** statt. Dort werden die Ergebnisse kritisch gegenübergestellt und mit der Theorie verknüpft. **3.3. Qualitative und Quantitative Datenformate** **Qualitative Datenformate** Qualitative Datenformate sind vor allem dann sinnvoll, wenn zu einer Fragestellung wenig / kaum Erkenntnisse vorliegen. - daher oft auch \"Ursachenforschung\" genannt, da **Sinnstrukturen** aufgedeckt und **Zusammenhänge verständlich** dargestellt werden. inhaltsstarke Daten und **verbale Aussagen** (verstehen). ein induktives Verfahren, bei dem aus dem Material eine bestehende Fragestellung beantwortet wird, gleichzeitig aber auch weitere Fragestellungen generiert werden können. (auch deduktives verfahren möglich) Im Zuge des \"Verstehens\" sollen dabei vor allem soziale Phänomene durch Menschen konstituiert werden. Beispiele für qualitative Datenformate sind unter anderem Textdokumente, Beobachtungen, Protokolle, Interviews, etc.. **Quantitative Datenformate** - zeichnen sich durch die Operationalisierung von Merkmalen aus. So werden **numerische Äquivalente** gebildet, um **zahlenförmige Aussagen** zu treffen. eine Fragestellung anhand von numerischen Werten **überprüft** und dadurch entweder bestätigt oder widerlegt wird. Ziel der quantitativen Sozialforschung ist dabei das **Erklären bestehender Phänomene**. Man spricht in diesem Sinne auch vom Überprüfen von Konzepten, Theorien und Hypothesen im Sinne des **deduktiven Vorgehens.** Das bedeutet quantitative Forschung zeichnet sich durch eine starke Orientierung an (bestehenden) Theorien aus. ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Zahl enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image8.png) **3.4. Qualitative und Quantitative Forschungsprozesse** Ein Bild, das Text, Screenshot, Diagramm, Reihe enthält. Automatisch generierte Beschreibung 1. den qualitativen Prozess ein Forschungsthema fest 2. erörtert den Forschungsstand. Hierfür bietet sich eine Literaturrecherche an, um zu ermitteln, ob dieses Phänomen bereits erforscht wurde 3. stellt das Untersuchungsdesign dar. Wer wird befragt und wo? Damit findet eine Selektion der Stichprobe statt. Durch das Ansprechen und Aufschreiben der Informationen findet auch bereits Schritt 4 statt, die Datenerhebung. 5. Die handschriftlichen Notizen werden dann aufbereitet (Korrektur von z.B. Rechtschreibfehlern, Übertragen ins Digitale etc.), anonymisiert und sortiert -\> Datenaufbereitung. 6. Um eine generelle Aussage treffen zu können, analysieren wir daraufhin die Daten und generieren erste Ergebnisse. Nun stellt sich die Frage: Sind die Daten ausreichend und repräsentativ? Falls das Datenmaterial nicht ausreicht, findet erneut Schritt vier statt. 7. Falls genug Datenmaterial vorliegt, geht der Prozess über in Schritt 7: Dem Ableiten von Erkenntnissen / Erklärversuchen anhand der Daten. Daraus können dann wiederum Hypothesen entstehen, die in einem quantitativen Forschungsprozess überprüft werden (Frische der Bananen versus Wocheneinkauf). Nun könnte eine Ergebnisdarstellung stattfinden und der Qualitative Prozess ist damit abgeschlossen. Alternativ wird **quantitativ** an den Forschungsprozess angeknüpft. Der Schritt 1-3 ist von der Herangehensweise in beiden Forschungsabläufen ähnlich. Basierend auf den formulierten Hypothesen wird dann in Schritt 3 das Untersuchungsdesign erklärt (Fragebogen für alle Bananenkaufenden). Das Untersuchungsdesign wird dann operationalisiert (Fragebogen, ob sie die Bananen a) wegen der Frische b) wegen einer Rabattaktion oder c) wegen des Wocheneinkaufs kaufen). Schritt 5 stellt die Stichprobenziehung dar (Wie viele Personen wurden befragt? Wann wurden diese befragt? Welches Alter haben sie? Wie viele Bananen haben sie gekauft?). Im nächsten Schritt findet dann eine Aufbereitung der Daten statt (fehlerhafte Daten werden entfernt, Daten werden in ein Auswertungstool überführt, etc.) um die Daten im nächsten Schritt zu analysieren / auszuwerten. **3.5. Hypothesen** **Wissenschaftliche Hypothesen** Sind zentraler Bestandteil aller empirisch orientierten Fachdisziplinen. Eigenschaften: 1. Empirische Untersuchbarkeit: Sie beziehen sich auf reale Sachverhalte 2\. Generalisierbarkeit: Sie sind allgemeingültige, also über den Einzelfall hinausgehende Behauptungen („Allsätze"). 3\. Konditionalsatz: Sie besitzen zumindest implizit die Formalstruktur eines sinnvollen Konditionalsatzes, also z.B. \"wenn \[...\] dann\" oder \"je \[...\] desto\" 4\. Falsifizierbarkeit: Es ist möglich, sie durch Erfahrungsdaten zu widerlegen. Wissenschaftliche Hypothesen, die aus gut begründeten Vorannahmen oder aus Theorien abgeleitet sind, stellen also verbale Behauptungen über kausale oder nicht kausale Beziehungen zwischen Variablen dar **Statistische Hypothesen** Um wissenschaftliche Hypothesen durch statistische Testverfahren überprüfen zu können (d.h. die angesprochenen Variablenbeziehungen in eine quantitative Form zu bringen), werden sie zu statistischen Hypothesen konkretisiert. Diese beschreiben das zu erwartendes Ergebnis in quantitativer Form. Bezugspunkt ist dabei nicht die Stichprobe, sondern die Population. Das bedeutet, dass man bestimmte Prüfkriterien festlegen muss, die entscheiden, ab wann eine Hypothese angenommen oder abgelehnt wird. Eines der wichtigsten Kriterien ist die statistische Signifikanz, die mittels Signifikanztests ermittelt wird. ***Hypothesenarten*** - Zusammenhangshypothesen · Es besteht ein Zusammenhang zwischen zwei oder mehreren Merkmalen. - **Unterschiedshypothesen** - Zwei oder mehrere Gruppen unterscheiden sich bezüglich einer oder mehrerer abhängiger Variablen. - **Veränderungshypothesen** - Die Ausprägung einer oder mehrerer Variablen verändert sich über einen Zeitraum oder mehrerer Messzeitpunkte hinweg. **„Stärke" und „Effekt-Richtung" von Hypothesen** - unspezifische vs. spezifisch (schwache / starke Effekte) - ungerichtet vs. gerichtet **3.6. Forschungsdesign** **Definition** - Allgemeine methodische Vorgehensweise bei einer Studie (\"Gerüst\") - unterschiedliche Stichprobenarten, Datenerhebungs- sowie Analyseverfahren möglich - Alternative Bez.: Untersuchungsdesign, Studiendesign, Untersuchungsplan **Klassifikationskriterien** 1\. Wissenschaftstheoretischer Ansatz / Untersuchungsablauf 2\. Erkenntnisziel der Studie 3\. Gegenstand der Studie 4.Datengrundlage 5.Erkenntnisinteresse 6.Untersuchungsgruppen 7.Untersuchungsort 8.Anzahl der Messzeitpunkte 9.Anzahl der Untersuchungsobjekte