VWL_Skript PDF - Einführung in die Volkswirtschaftslehre Wintersemester 2024/2025
Document Details
Uploaded by ExultantConnemara577
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
2024
Toni Richter
Tags
Related
- Zusammenfassung Bofinger - Juristische Wirtschaftskompetenz VWL (PDF)
- Volkswirtschaftslehre für Bankfachwirte PDF
- Einführung VWL Teil 1 (VWA WS 2024/25) PDF
- Einführung in die Volkswirtschaftslehre HS20 PDF
- Einführung in die Volkswirtschaftslehre PDF Wintersemester 2023/2024
- Grundlagen der Volkswirtschaftslehre WiSe 24-25 PDF
Summary
This document is an introductory script for Volkswirtschaftslehre (Economics) for the winter semester 2024/2025. It covers topics like basic principles, the role of the state, markets, demand, supply, competition, and government interventions in both microeconomics and macroeconomics. The document provides an overview of Microeconomics and Macroeconomics, economic policies, and the economy as a cycle.
Full Transcript
Einführung in die Volkswirtschaftslehre Wintersemester 2024/2025 PD Dr. habil. Toni Richter (Akademischer Leiter des Prüfungsamtes) Vilfredo Pareto...
Einführung in die Volkswirtschaftslehre Wintersemester 2024/2025 PD Dr. habil. Toni Richter (Akademischer Leiter des Prüfungsamtes) Vilfredo Pareto (1848 – 1923) Organisation Reguläre Vorlesungs-/: Dienstags, 07.30 – 09.00 Uhr G26 – H1 Übungszeiten: Freitags, 15.00 – 16.30 Uhr G26 – H1 (ab KW 44) Zusatz-/Ersatztermine: nach Vorankündigung (nach Bedarf) https://elearning.ovgu.de/course/view.php?id=15842 Kontakt: [email protected] Tel. 0391 – 67 58442 Gebäude 22, Raum D-303 PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2 2 Literatur Basisliteratur Baßeler, U./Heinrich, J./Utecht, B.: „Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft“, 19. Aufl., Berlin, 2010 Sekundärliteratur Bofinger, P.: „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“, 3. aktualisierte Auflage, München, 2011 Mankiw, N.G. / Taylor, M.P.: „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“, 8. Auflage, Heidelberg, 2021 PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 3 Gliederung I. Grundlagen II. Aufgaben des Staates und Konjunkturzyklus III. Austausch über Märkte IV. Grundlagen der Nachfrage V. Grundlagen des Angebots VI. Wettbewerb vs. Monopol VII. Staatseingriffe: mikroökonomisch VIII. Staatseingriffe: makroökonomisch PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 4 Kapitel 1: Grundlagen 5 Kapitel 1: Grundlagen BWL und VWL in Kurzvorstellung Die Einheit der Methode 1. Die Einheit der Wirtschaftswissenschaft Diese Idee bedeutet, dass die Effizienz wirtschaftlichen Handelns (verstanden als Verfügung über knappe Ressourcen) und seiner organisatorischen Regelung im Vordergrund des Interesses von Forschung und Lehre steht, dass kein Graben zwischen der Wirtschaftstheorie einerseits und der Management-Wissenschaft andererseits entstehen soll. (Zitat aus dem Leitbild der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Universität Magdeburg) 6 PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 7 Kapitel 1: Grundlagen BWL und VWL in Kurzvorstellung Wirtschaftliches Handeln = Verfügung über knappe Ressourcen Warum ist „wirtschaftliches Handeln“ so definiert? Weil die Knappheit der Ressourcen bzw. das daraus resultierende Knappheitsproblem das zentrale ökonomische Problem ist Ressourcen sind in dem Sinne knapp, als es nicht möglich ist, alle auf sie gerichteten Verwendungsansprüche gleichzeitig zu befriedigen Knappheit ist eine immanente Eigenschaft aller Ressourcen. Ökonomen versuchen die jeweils besten Verwendungen für Ressourcen zu finden (Effizienz) 8 PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre Kapitel 1: Grundlagen BWL und VWL in Kurzvorstellung BWL: Innenansicht der Unternehmung Das Knappheitsproblem eines Unternehmens wird aus der Sicht des Unternehmens thematisiert. Das Kooperationsproblem stellt sich auch innerhalb von Unternehmen Wie organisiere ich ein Unternehmen so, dass es sein Ziel mit geringstmöglichem Ressourceneinsatz verfolgen kann? Wie stelle ich sicher, dass innerhalb des Unternehmens kooperiert wird? 9 PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre Kapitel 1: Grundlagen BWL und VWL in Kurzvorstellung VWL: Sicht auf die gesamte Ökonomie Wie müssen Wirtschaftssysteme organisiert werden, damit es zu einer effizienten Ressourcenallokation kommt? Wie erreicht man die Kooperationsvorteile, die Tausch und Arbeitsteilung versprechen? Reicht es, wenn Märkte die Allokation übernehmen? Oder braucht man den Staat? Was passiert, wenn der Staat in die Wirtschaft eingreift? Zum Beispiel um die Einkommensverteilung zu ändern. Wie können solche Eingriffe gestaltet werden, ohne dass es zu allzu großen Effizienzeinbußen kommt? etc. etc. …. 10 PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre Kapitel 1: Grundlagen Der VWL-Überblick Mikroökonomische Fragestellungen Makroökonomische Fragestellungen Ausgangspunkt: einzelnes Ausgangspunkt: aggregierte Wirtschaftssubjekt (Haushalt, Größen (Haushaltssektor, Unternehmen, Staat) Unternehmenssektor) Analyse von Individuen Verhalten der Sektoren basiert auf der mikroökonomischen (auf Grundlage von Präferenzen) Entscheidungen sucht Gründe für individuelles Analyse der Gesamtwirtschaft Angebots- und Nachfrageverhalten zieht volkswirtschaftliche Schlüsse typische Problemkreise: aus der Interaktion von Mikroeinheiten Wachstum, Preisstabilität und Beschäftigung PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 11 Kapitel 1: Grundlagen Der VWL-Überblick Wirtschaftspolitik Finanzwissenschaft Ordnungs- und Stabilisierungspolitik Arten der Besteuerung und Verteilungspolitik Bewertung hinsichtlich Effizienz Marktversagen: Subventionsausgestaltungen Natürliche Monopole Staatsverschuldung Externe Effekte Sozialversicherung öffentliche Güter Arbeitsmarktökonomik Informationsassymetrien Ziel: Instrumente mit Ziel: Ableitung ordnungspolitischer geringstmöglichen Schaden zur Handlungsempfehlungen Umsetzung der Wirtschaftspolitik Ziel des Volkswirts: Versuche den zu verteilenden „Kuchen“ zunächst so groß wie möglich zu machen und schließe erst dann Verteilungsfragen an. Maß hierfür ist regelmäßig das Bruttoinlandsprodukt PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 12 Kapitel 1: Grundlagen Die Volkswirtschaft als Kreislauf Grundphänomen im Wirtschaftsprozess: der Tausch Geld Güter Person 1 Person 2 Güter Geld Zwei äquivalente Kreisläufe – beide notwendig? Eliminierung des Güterkreislaufs Geldkreislauf mit Wertsummen der Transaktionen PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 13 Kapitel 1: Grundlagen Der einfache Wirtschaftskreislauf PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 14 Kapitel 1: Grundlagen 2 PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 15 Kapitel 1: Grundlagen PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 16 Kapitel 1: Grundlagen Europäische Union: Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den Mitgliedstaaten¹ ² ³ der EU im Jahr 2023 (in Milliarden Euro und jeweiligen Preisen) 2 PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 17 Kapitel 1: Grundlagen Hinweis(e): Deutschland; preisbereingt Weitere Angaben zu dieser Statistik, sowie Erläuterungen zu Fußnoten, sind auf Seite 8 zu finden. Quelle(n): Statistisches Bundesamt; DIW Berlin; ID 74644 PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 18 Kapitel 1: Grundlagen Deutschland: Export/Import PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre Kapitel 1: Grundlagen PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 20 Kapitel 1: Grundlagen Inflationsraten im Juli 2024 PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 21 Kapitel 1: Grundlagen Inflationsraten in Deutschland: 2022: 6,9 % 2023: 5,9 % PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 22 Kapitel 1: Grundlagen PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 23 Kapitel 1: Grundlagen Erdgaspreis/kwh: 11,87cent (30.09.2024) 28 Cent (in 2022) PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 24 Kapitel 1: Grundlagen Strompreis/kwh: 41,02 cent (30.09.2024) 32 Cent (in 2022) PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 25 Kapitel 1: Grundlagen Aufgaben des Staates - Theorie Fundamentale Frage: Wann und wie überhaupt soll der Staat eingreifen? Musgravesche Dreiteilung der Staatsaufgaben (Richard Musgrave – ein Begründer der Finanzwissenschaft) 1. Allokationsfunktion: Staat unterstützt effiziente Ressourcenverwendung im Falle des Marktversagens (Rechtsrahmen) 2. Distributionsfunktion: Staat unterstützt eine „gerechte“ Verteilung von Einkommen und Vermögen 3. Stabilisierungsfunktion: Staat unterstützt durch Geld- und Fiskalpolitik Vollbeschäftigung und Preisniveaustabilität PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 26 Kapitel 1: Grundlagen Aufgaben des Staates - Praxis „Bund und Länder haben bei ihren wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen die Erfordernisse des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts zu beachten. Die Maßnahmen sind so zu treffen, daß sie im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung gleichzeitig zur Stabilität des Preisniveaus, zu einem hohem Beschäftigungsstand und außen- wirtschaftlichen Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem Wirtschafts- wachstum beitragen.“ Ziele sind gleichrangig und sollen nach Möglichkeit auch gleichzeitig erreicht werden §1 Stabilitäts- und Wachstumsgesetz vom 8. Juni 1967 „Magisches Viereck“ unscharfe Formulierung Zielkonflikte PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 27 Kapitel 1: Grundlagen Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 28 Kapitel 1: Grundlagen Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik Begründung der Zielsetzung „stetiges Wachstum“ Kosten bei Über-/Unterauslastungen und Einstellungen/Entlassungen vereinfachte Kalkulation zukünftiger Steuereinnahmen Vermeidung negativer Auswirkungen auf Beschäftigung und Preisstabilität Verstärkung der Krise über „Multiplikatorprozesse“ Rückgang Produktion, Einkommen, Beschäftigung Rückgang des Konsums Rückgang Produktion, Einkommen, Beschäftigung ... Staatliche Aktivität kann diesen Prozess dämpfen PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 29 Kapitel 1: Grundlagen Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik Fiskalpolitik: alle finanzpolitischen Möglichkeiten des Staates zur Stärkung der Gesamtnachfrage (keynesianischer Ansatz) antizyklische Fiskalpolitik: Staat gestaltet seine Einnahmen und Ausgabenpolitik entgegengesetzt zum Konjunkturverlauf PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 30 Kapitel 1: Grundlagen Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik Automatische Stabilisatoren: tw. schwanken Staatsausgaben/-einnahmen automatisch mit der Konjunktur z.B. Arbeitslosenversicherung und Rezession: Zahlungen an Arbeitslose steigen gleichzeitig sinkende Beiträge zur Arbeitslosenversicherung Folge: Stützung der Konsumnachfrage z.B. Einkommenssteuerbelastung und Rezession sinkende Einkommen im Abschwung wegen Progression Senkung der Einkommenssteuerbelastung Folge: Stützung der Konsumnachfrage PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 31 Kapitel 1: Grundlagen Wirkung von Konjunkturmaßnahmen Ansatzpunkte zur Beeinflussung der Gesamtnachfrage: 1. Nachfrage des Staates nach Gütern und Dienstleistungen 2. Nachfrage der privaten Haushalte nach Konsumgütern 3. Nachfrage der Unternehmen nach Investitionsgütern Angenommene Multiplikatorwirkungen (Bsp.): steigende Investitionen der Unternehmen neue Arbeitsplätze und zusätzliches Einkommen Konsumnachfrage der Arbeitskräfte steigt weitere Investitionsausgaben der Unternehmen ... PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 32 Kapitel 1: Grundlagen Wirkung von Konjunkturmaßnahmen Direkte Beeinflussung durch höhere Staatsausgaben: fehlende private Nachfrage durch staatliche Nachfrage ersetzen (Infrastrukturinvestitionen) z.B. Konjunkturpakete jeglicher Art: Umfangreiches öffentliches Infrastruktur-programm (Sanierung von Schulen, Hochschulen, Straßen, …) Staat (Länder und Gemeinden) direkt als Investor auftritt Vorteil: Umsetzung durch heimische Wirtschaft (Bauhandwerk) Erfahrung: Direkte staatliche Investitionen relativ erfolgreich (i.d.R. relativ großer BIP-Effekt pro investiertem Euro) PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 33 Kapitel 1: Grundlagen Wirkung von Konjunkturmaßnahmen Indirekte Beeinflussung durch höhere Konsumausgaben: Anreize für höhere private Nachfrage z.B. Konjunkturpakete: Absenkung der Mehrwertsteuer in 2020 Höhere steuerliche Absetzbarkeit von Handwerkerleistungen bei Instandhaltungs- und Modernisierungs-maßnahmen (Verdopplung des Steuerbonus) „Energiebonus“, erhöhtes Kindergeld Gefahr von Mitnahmeeffekten (ohnehin geplante Investitions- vorhaben werden vorverlegt) Die Konjunkturwirkung ungewiss (Sparen?) PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 34 Kapitel 1: Grundlagen Wirkung von Konjunkturmaßnahmen Indirekte Beeinflussung der Investitionsgüternachfrage: Anreize für höhere Investitionsausgaben der Unternehmen z.B. Konjunkturpaket (2020): Wiedereinführung der degressiven Abschreibung für bewegliche Güter des Anlagevermögens i.H.v. 25 Prozent und erhöhte Sonderabschreibungen für kleine und mittlere Unternehmen Unternehmen sollen ihre Investitionen vorziehen, da die Abschreibungen in den ersten Jahren höher ausfallen Wegen der Befristung könnte eine Wirkung erzielt werden Abschreibungsvergünstigungen führen nicht zwangsläufig zu neuen Investitionen (Zukunftserwartungen entscheiden) PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 35 Kapitel 1: Grundlagen Wirkung von Konjunkturmaßnahmen Problemfelder der Fiskalpolitik… Multiplikator-Optimismus: Wirkungen von Konjunkturprogrammen fallen in der Realität oftmals geringer aus als vorhergesagt (Gefahr kurzfristiger „Strohfeuereffekte“) Zeitliche Verzögerungen zwischen Beschlussfassung und Realisierung: Gefahr einer destabilisierenden Wirkung Erfolg erfordert Vertrauen (Zukunftserwartungen) Verdrängungseffekte: z.B. „Abwrackprämie“ auch im Handwerk haben einige Bereiche auf Kosten anderer profitiert PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 36 Kapitel 1: Grundlagen Genauigkeit des BIP Konzeptionelle Fehler: - es gibt keine Primärstatistik unterschiedliche Abgrenzungen der Sekundärstatistiken (Einkommens- und Umsatzsteuerstatistik) Erfassungsfehler: bspw. durch falsche Angaben der Befragten bei der Einkommenssteuererklärung Schattenwirtschaft: „ohne Rechnung“ Nichterfassung legaler Tätigkeiten außerhalb des Marktes: z.B. Hausfrau PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 37 Kapitel 1: Grundlagen Genauigkeit des BIP Kritik am BIP als Wohlstandsindikator: - geeignet, wenn Wohlfahrt als optimale Befriedigung der materiellen Bedürfnisse interpretiert - aber keine Berücksichtigung des subjektiven Wohlbefindens bzw. der empfundenen Lebensqualität (Kriminalitätsrate, Ausbildung, Ärztedichte) Kritik an Aussagefähigkeit der Höhe des BIP: - für internationale Vergleiche BIP pro Kopf aussagekräftiger (Vgl. D-CHN) - bei Beurteilung der Wachstumsraten ist Basiseffekt zu berücksichtigen BIP wird zu niedrig ausgewiesen, da bestimmte Leistungen unberücksichtigt BIP wird zu hoch ausgewiesen, da Umweltschäden nicht berücksichtigt bzw. Beseitigung von Umweltschäden einbezogen werden (dies erhöht Wohlfahrt aber nicht…) PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 38 Kapitel 3: Austausch über Märkte 40 Kapitel 3: Austausch über Märkte Angebot und Nachfrage Merkmale eines marktwirtschaftlichen Systems: sämtliche Akteure agieren im Rahmen gesetzlicher Grenzen nach ihren eigenen Maßstäben folglich kommt (Faktor‐)Gütertausch grundsätzlich nur freiwillig zustande d. h. nur im Falle eines Zusatznutzens für alle Akteure auf Märkten kommt es also zur Koordination von Entscheidungen mehrerer Akteure (Haushalten und Unternehmen / grundsätzlich Individuen) über den Preis Haushalte: Nachfrager auf Gütermärkten/Anbieter auf Faktormärkten Unternehmen: Anbieter auf Gütermärkten/Nachfrager auf Faktormärkten PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 41 Kapitel 3: Austausch über Märkte Angebot und Nachfrage Voraussetzungen für funktionsfähige Märkte Kern eines jeden Tauschgeschäfts ist die Übereignung von Eigentums‐ und Verfügungsrechten bei gleichzeitiger Vertragsfreiheit dem liegt die Vorstellung zugrunde, dass Güter nicht an sich einen Nutzen stiften, sondern erst durch bestimmte Rechte, die mit diesem Gut verbunden sind diese Rechte können gebündelt sein beim Eigentümer, aber auch getrennt in den Händen mehrerer Parteien liegen Eigentums‐ und Verfügungsrechte müssen durchsetzbar sein – hierzu benötigen wir zwingend den Staat funktionierendes Rechtssystem PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 42 Kapitel 3: Austausch über Märkte Angebot und Nachfrage Differenzierung von Verfügungsrechten (am Bsp. einer Wiese) 1. Recht zum Gebrauch Wiese kann von Sonnenanbetern genutzt werden 2. Recht zur Aneignung von Erträgen kann beim Bauern liegen, der Heuerzeugung 3. Recht zur Veränderung nur landwirtschaftl. Nutzung erlaubt keine Schaffung von Bauland 4. Recht zum Verkauf liegt nur beim Landeigentümer PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 43 Kapitel 3: Austausch über Märkte Angebot und Nachfrage Verletzung von Eigentums‐ und Verfügungsrechten Instabiles Rechtssystem Für die wirtschaftliche Entwicklung extrem schädlich! Würden Sie in Afghanistan investieren? Eigentumsrechte müssen langfristig und glaubhaft gesichert sein Problem auch für die Transformationsländer! Externe Effekte Fehlende oder nicht durchsetzbare Eigentumsrechte führen dazu, dass knappe Ressourcen in Anspruch genommen werden können, ohne dass dafür ein Preis zu entrichten ist. Beispiele: Umweltgüter (Atmosphäre, Meere etc.) Führt zu ineffizienter Allokation der Güter (Volkswirtschaftslehre) PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 44 Kapitel 3: Austausch über Märkte Angebot und Nachfrage Preis (€ pro Karte) Die inverse Nachfragefunktion 20 19 18 Die Konsumentenrente des Kaufs 17 von 6 Konzertkarten ist 16 die Summe der aus jeder einzelnen Karte erzielten Konsumentenrente. 15 Konsumentenrente 6 + 5 + 4 + 3 + 2 + 1 = 21 14 Marktpreis 13 0 1 2 3 4 5 6 Eintrittskarten für Rockkonzert PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 45 Kapitel 3: Austausch über Märkte Angebot und Nachfrage Preis Die inverse Nachfragefunktion (€ pro Karte) Die (inverse) Nachfragekurve in 20 Treppenform kann durch eine 19 Verkleinerung der Einheiten des 18 Gutes in eine gerade (inverse) 17 Nachfragekurve umgewandelt 16 Konsumenten- rente werden. 15 1/2x(20 14)x6.500 €19.500 14 Marktpreis 13 Tatsächliche Ausgaben 0 1 2 3 4 5 6 Eintrittskarten für Rockkonzert PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 46 Kapitel 4: Austausch über Märkte Angebot und Nachfrage Konsumentenrente (KR) das Gleichgewicht auf einem Gütermarkt liefert unterschiedliche Informationen: – Gleichgewichtspreis und Gleichgewichtsmenge – die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten – den tatsächlichen Umsatz die Differenz zwischen (hypothetischer) Zahlungsbereitschaft und tatsächlichen Ausgaben wird als Konsumentenrente bezeichnet grafisch entspricht die KR der Fläche unterhalb der Funktion der (Grenz‐ )Zahlungsbereitschaft und dem Preisniveau PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 47 Kapitel 4: Austausch über Märkte Angebot und Nachfrage Determinanten der Nachfrage nach einem Gut Präferenzen der Nachfrager Preis des Gutes Wenn der Preis steigt, sinkt die nachgefragte Menge Einkommen Preise anderer Güter (Substitutions‐ oder Komplementärgüter) Erwartungen P PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 48 Kapitel 4: Austausch über Märkte Angebot und Nachfrage Preis (€ pro Karte) Die inverse Angebotsfunktion 20 19 18 … 14 Marktpreis Produzentenrente … 2 1 0 1 2 3 4 5 6 Eintrittskarten für Rockkonzert PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 49 Kapitel 3: Austausch über Märkte Angebot und Nachfrage Produzententenrente (PR) die Differenz zwischen dem erzielten Erlös und den variablen Kosten wird als Produzentenrente bezeichnet grafisch entspricht die PR der Fläche unterhalb des erzielten Preises und der Grenzkostenfunktion nach Abzug der Fixkosten von der Produzentenrente erhält man den Gewinn des Unternehmens PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 50 Kapitel 3: Austausch über Märkte Angebot und Nachfrage Determinanten des Angebots nach einem Gut Preis des Gutes Wenn der Preis steigt, steigt die angebotene Menge Produktionstechnik Preise anderer Güter Preise der Produktionsfaktoren P Erwartungen Q PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 51 Kapitel 3: Austausch über Märkte Angebot und Nachfrage die Konsumentenrente kann u.a. als Maß für die relative Vorteilhaftigkeit unterschiedlicher Marktgleichgewichte aus der Sicht der Nachfrager verwendet werden Durch die Verbindung der Konsumentenrente mit den von den Produzenten erzielten Gesamtgewinnen können wir Folgendes bewerten: 1) Kosten und Vorteile verschiedener Marktstrukturen 2) Staatliche Maßnahmen, die das Verhalten von Konsumenten und Unternehmen ändern. PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 52 Kapitel 3: Austausch über Märkte Angebot und Nachfrage als Messkonzept wird allgemein die Aggregation im Marktergebnis realisierter Renten verwendet Summe aller Nettovorteile der Konsumenten und Produzenten als Oberbegriff ist der Ausdruck „Sozialer Überschuss“ gebräuchlich Sozialer Überschuss = Konsumentenrente + Produzentenrente der soziale Überschuss in einem vollkommenen Wettbewerbsmarkt dient als Referenzmaßstab für die Beurteilung staatlicher Eingriffe Ableitung der Wohlfahrtswirkungen PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 53 Kapitel 3: Austausch über Märkte Der (Wettbewerbs‐)Markt Die Summe aus KR + PR ist die sogenannte Wohlfahrt des Marktes P inverses Angebot = Funktion der (Grenz-)Kosten KR inverse Nachfrage = P* PR Preis-Absatz-Funktion = Funktion der (Grenz-)Zahlungsbereitschaft Menge PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 54 Kapitel 3: Austausch über Märkte Der (Wettbewerbs‐)Markt freier Tausch und freie Preisbildung führen in einem perfekten Markt dazu, dass die Wohlfahrt (KR + PR) maximiert wird Das Streben des einzelnen Marktteilnehmers, seinen eigenen Vorteil (Nutzen/Gewinn) zu maximieren, führt auch zu dem kollektiv besten Ergebnis Der Grund für diese Effizienzeigenschaft der Märkte liegt darin, dass alle Aktivitäten und Transaktionen den Kompensationstest bestehen: Wer ein Gut herstellt, wird dies nur tun, wenn der Preis, den er erzielt, ihn für seine Nachteile (Arbeitsleid, Kosten für Inputs,...) kompensiert Wer ein Gut konsumieren will, wird dies nur tun, wenn der geforderte Preis seinen Vorteil nicht übersteigt PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 55 Kapitel 3: Austausch über Märkte Marktabgrenzung Ziel ist die Einschätzung des Bereichs wirksamer Konkurrenz sachliche Marktabgrenzung o Güter/Anbieter werden zu einem Markt gezählt, sobald die Produkte (weitgehend) identische Eigenschaften aufweisen Konzept der funktionalen Austauschbarkeit o je engere Substitute, je eher gehören diese zu einem Markt (Bahn/Auto) räumliche Marktabgrenzung o Berücksichtigung von Transport‐ und Entfernungskosten o Physische Nähe zwischen den Anbietern selbst und zwischen den Anbietern und den Konsumenten zeitliche Marktabgrenzung saisonale Effekte, gesetzliche Regelungen (Patente), usw. PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 56 Kapitel 3: Austausch über Märkte Angebot und Nachfrage Voraussetzungen: für einen vollkommenen Wettbewerbsmarkt Homogenität des Gutes Punktmarkt Staat muss Vollständige Information aller Marktteilnehmer nur Ordnungs- Keine Unteilbarkeit der Produktion rahmen vorgeben Vollständige Eigentumsrechte (Rechtssicherheit) Große Anzahl an Anbietern und Nachfragern (Polypol) Produzenten und Konsumenten sind Preisnehmer (keine Marktmacht) PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 57 Kapitel 3: Austausch über Märkte Der (Wettbewerbs)‐Markt – ein Beispiel Rechenbeispiel: Auf einem Markt sei die Angebotsfunktion beschrieben durch QS 1 P 4 Des Weiteren sei bekannt, dass die Nachfragefunktion folgendem Verlauf folgt. QD 60 1 P 2 1. Bestimmen Sie das Marktgleichgewicht (Preis und Menge). 2. Bestimmen Sie die Konsumenten‐ und Produzentenrente im Marktgleichgewicht. 3. Bestimmen Sie die (aggregierten) variablen Produktionskosten der Anbieter im Marktgleichgewicht. PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 58 Kapitel 3: Grundlagen der Nachfrage 59 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Preisreagibilität Die Nachfragekurve sagt uns: Wenn der Preis steigt, fällt die Nachfragemenge Aber wie messen wir, wie stark sie fällt? Variante 1: Wir benutzen die Steigung, also absolute Größen: Steigt der Fahnenpreis um 1 € geht die Nachfrage um 10.000 Stück zurück. Nachteil: Maß ist abhängig von den gewählten Maßeinheiten und deshalb ist die Fahnennachfrage nur schwer mit z.B. der Biernachfrage zu vergleichen: Wenn der Preis für Bier um 1 € pro Liter steigt, sinkt die Nachfrage um 10.000 hl. Welche Nachfrage reagiert stärker? PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 60 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Preisreagibilität Ausweg: relative Größen: Wenn der Preis um 1 % steigt, fällt die Fahnennachfrage um 2%. Wenn der Bierpreis um 1 % steigt, dann fällt die Biernachfrage um 0,1%. Dann ist klar, welche Nachfrage stärker reagiert! Preiselastizität der Nachfrage: misst, um wie viel Prozent sich die Nachfragemenge pro Prozent Preisänderung verändert! Formal berechnet sich die Elastizität nach: delta Q ------------ Q relative Änderung der Wirkung (in %) ---------------- delta P relative Änderung der Ursache (in %) ------------ P PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 61 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Beispiel Preis für Lutscher steigt von 10 auf 14 Cent (also um 40%) p0 = 10, p1 = 14 → ∆p = 4 ∆p/p0 = 0,4 = 40% Nachgefragte Lutschermenge sinkt von 250 auf 225 Q0 = 250, Q1 = 225 → ∆Q = ‐25 ∆Q/ Q0 = ‐ 0,1 = ‐10% Preiselastizität: ‐10/40 = ‐0,25 Interpretation: pro Prozent Preiserhöhung geht die Nachfrage um 0,25% zurück PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 62 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Preis 14 (Bogen-)Elastizität 10 225 250 Nachfragemenge PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 63 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Da wir lineare – stetige – Nachfragefunktionen betrachten, wäre als lokales, richtungsunabhängiges Maß eigentlich die Punktpreiselastizität zu verwenden Dann ist die Preiselastizität der Nachfrage dQD D 1 unelastisch QD dQD P D dP dP QD D 1 elastisch P PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 64 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Preis D D 1 D/2 D 1 D/2 D PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 65 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Preissenkung im elastischen Bereich Preis D Erlösminderung durch Preiseffekt Erlössteigerung durch Mengeneffekt D 1 D/2 D 1 PD Dr. habil. Toni Richter D/2 Einführung in die Volkswirtschaftslehre D Menge 66 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Preis D Preissenkung im unelastischen Bereich Erlösminderung durch Preiseffekt D 1 D/2 D 1 Erlössteigerung durch Mengeneffekt D/2 D PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 67 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 68 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten es können zwei Sonderfälle auftreten – horizontale Nachfragekurve unendlich elastische Nachfrage – vertikale Nachfragekurve vollkommen unelastische Nachfrage am Beispiel einer linearen Nachfragekurve leicht nachvollziehbar: Q a b P oder speziell Q 8 2 P QD – man erkennt unmittelbar: 2 konstant P andererseits ist ebenfalls leicht ersichtlich, dass für P 4 QD 0 P D für P 0 QD 8 P 0 D PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 69 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Unendlich elastische Nachfrage Preis PD Menge PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 70 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Vollkommen unelastische Nachfrage Preis PD 0 Menge PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 71 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Preiselastizität der Nachfrage Hauptbestimmungsgröße die Verfügbarkeit von Substitutionsgütern. Viele Substitutionsgüter: Die Nachfrage ist preiselastisch. Wenige Substitutionsgüter: Die Nachfrage ist preisunelastisch. PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 72 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Einkommenselastizität der Nachfrage wie bereits gesehen, können Veränderungen der Nachfrage auch durch andere Variablen als den Preis verursacht werden, bspw. das Einkommen (I) Die Einkommenselastizität der Nachfrage misst die prozentuale Änderung der Nachfrage in Folge einer Erhöhung des Einkommens um ein Prozent Q Q I Q I für diskrete Änderungen I Q I I ist üblicherweise I positiv I dQ I für marginale Änderungen Q dI PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 73 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Kreuzpreiselastizität der Nachfrage analog lässt sich die Kreuzpreiselastizität der Nachfrage nach einem Gut A in Abhängigkeit des Preises eines Gutes B definieren als QA Q P QA Q A B A , PB PB QA PB für diskrete Änderungen PB Q A , PB kann sowohl positiv als auch negativ PB dQA ausfallen Q A , PB für marginale Änderungen QA dPB positiv bei Substituten negativ bei Komplementärgütern PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 74 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Preiselastizität des Angebots misst die prozentuale Änderung der angebotenen Menge eines Gutes oder einer Dienstleistung, die sich aus einer einprozentigen Änderung des Preises ergibt (ceteris paribus) Qs Qs Ps Qs für diskrete Änderungen: P S Ps Qs Ps Ps Ps dQs für marginale Änderungen s P Qs dPs PD 0 PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 75 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Angebotskurve für Weizen & Nachfragekurve für Weizen QS = 1.800 + 240P QD = 3.550 – 266P Gleichgewicht: QS = QD 1.800 + 240P = 3.550 – 266P 506P = 1.75 P = 3,46/[dz] Q = 1.800 + (240)(3,46) = 2.630 Mil. Doppelzentner langfristig sollte Preis steigen, P ΔQD 3,46 um in den elastischen Bereich PD ( 266 ) 0,35 unelastisch zu kommen Q ΔP 2.630 P ΔQS 3,46 PS ( 240 ) 0,32 unelastisch Q ΔP 2.630 PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 76 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Kurzfristige und langfristige Betrachtung Die Preiselastizität schwankt mit dem Zeitraum, der den Konsumenten zur Verfügung steht, um auf eine Änderung des Preises zu reagieren. bei den meisten Gütern/Dienstleistungen gilt, dass die langfristige Preiselastizität der Nachfrage höher als die kurzfristige Elastizität ist Verbrauchsgüter (z. B. Benzin) – Die langfristigen Preiselastizitäten sind höher als die kurzfristigen. Dauerhafte Güter (z. B. Automobile) – Die langfristigen Preiselastizitäten sind geringer als die kurzfristigen. PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 77 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Kreuzpreiselastizität der Nachfrage Komplementärprodukte: – Die Kreuzpreiselastizität der Nachfrage ist negativ. Beispiel: Die Preise für Autos steigen, die Nachfragemenge nach Reifen sinkt. Substitute: Die Kreuzpreiselastizität der Nachfrage ist positiv. Beispiel: Der Preis für Butter steigt, die Nachfragemenge nach Margarine steigt. PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 78 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Preis DSR Anpassung des Verbrauchs: Langfristig werden Konsumgut tendenziell kleinere (z.B. Benzin) und verbrauchsärmere Autos gefahren. DLR Menge PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 79 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten Preis DLR Der unmittelbare Kauf eines Autos kann aufgeschoben werden (hohe Dauerhafte Güter (z.B. Autos) Elastizität), aber schließlich müssen ältere Fahrzeuge ersetzt werden. DSR PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 80 Kapitel 4: Grundlagen der Nachfrage Elastizitäten kurzfristige und langfristige Angebotselastizitäten: Bsp.: Kupfer SSR Preis SLR Aufgrund der begrenzten Kapazitäten stoßen die Firmen kurzfristig an Produktionsschranken. Langfristig können sie expandieren. Menge PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 81 Kapitel 4: Grundlagen des Angebots 82 Kapitel 5: Grundlagen des Angebots Produktion nach der Analyse des Konsumentenverhaltens steht nun die Untersuchung der Anbieterseite an Theorie der Unternehmung die Ähnlichkeiten zwischen Verbraucher‐ und Unternehmenstheorie sind sehr groß, viele Fragestellungen können in Analogie zur Konsumentenanalyse bearbeitet werden: Wie fällt ein Betrieb eine kostenminimierende Produktionsentscheidung? PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 83 Kapitel 5: Grundlagen des Angebots Produktion Q(B, K, L) Produktionsfunktion im Produktionsprozess verwandeln Unternehmen Inputs (oder: Produktionsfaktoren) in Outputs (d.h. Güter und Dienstleistungen) Inputs können in die groben Kategorien Arbeit, Kapital (inklusive Rohstoffe) = Maschinen und Boden unterteilt werden innerhalb der Kategorien bestehen erhebliche (insbesondere qualitative) Unterschiede zwischen den letztendlich eingesetzten Produktionsfaktoren PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 84 Kapitel 5: Grundlagen des Angebots Produktion Produktionsfunktion – kurze Frist Frage: Wie verändert sich der Output einer Produktion, wenn ein Faktor fest vorgegeben ist, ein anderer hingegen (mehr oder weniger) beliebig variiert werden kann? L ist die einzige Variable, die sachlogisch variiert werden kann Boden und Kapital kurzfristig wir erhalten folgende grundlegende Zusammenhänge: sei nicht variabel Q Q K , L die Produktionsfunktion mit fixem Kapitalbestand und variablem Arbeitseinsatz L , Ertragsgesetzlichen Produktionsfunktion direkter Zusammenhang zw. Arbeitseinsatz und Unternehmenserlösen E = P * Q(L) PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 85 Kapitel 5: Grundlagen des Angebots Produktion Produktionsfunktion – kurze Frist AP_L MP_L konstant deltaQ=+20 in Folge der Einstellung eines zweiten Mitarbeiters, steigt der Output um 20 PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 86 Kapitel 5: Grundlagen des Angebots Produktion Produktionsfunktion – kurze Frist dann definieren wir als Durchschnittsprodukt der Arbeit Q Gesamtmenge APL durchschnittlicher Output pro Inputfaktor L Arbeitseinsatz dann definieren wir als Grenzprodukt der Arbeit eine weitere erzeugte Outmenge Q Q MPL bzw. MPL L L Outputänderung, wenn eine Einheit mehr eines Inputfaktors eingesetzt wird, wobei alle anderen Inputgüter konstant bleiben PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 87 Kapitel 5: Austausch über Märkte Produktion Produktionsfunktion – kurze Frist sowohl Durchschnitts‐ als auch Grenzprodukt der Arbeit lassen sich aus der grafischen Darstellung ermitteln: – das Durchschnittsprodukt der Arbeit entspricht der Steigung des Fahrstrahls vom Ursprung an den jeweiligen Punkt der tan alpha = Q_1/L_1 = AP_L Gesamtproduktkurve alpha Winkel am Ursprung Fahrstrahl: Stecke von Ursprung bis bel. Punkt – das Grenzprodukt der Arbeit wird durch die Steigung der Gesamtproduktkurve in dem jeweiligen Punkt wiedergegeben Tangenten vergleichen Steigung an bel. Punkten vergleichen die grafische Analyse der vorangegangenen Tabelle verdeutlicht die grundlegenden Zusammenhänge PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 88 Kapitel 5: Austausch über Märkte Produktion mit einem variablen Input PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 89 Kapitel 5: Austausch über Märkte Produktion mit einem variablen Input PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 90 max. Grenzproduktoutput bei 8 Kapitel 5: Austausch über Märkte Produktion mit einem variablen Input Produktionsfunktion – kurze Frist Bemerkungen: Ist der Arbeitskräfteeinsatz gering, steigt GP aufgrund der Spezialisierung. Ist der Arbeitskräfteeinsatz groß, sinkt GP aufgrund von Ineffizienzen. Wenn GP = 0, erreicht Q sein Maximum. Wenn GP > DP, steigt DP. Wenn GP < DP, sinkt DP. Wenn GP = DP, erreicht DP sein Maximum. PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 91 Kapitel 5: Austausch über Märkte Produktion Produktionsfunktion – kurze Frist in der langen Frist können sich die Produktionsmöglichkeiten bzw. die Technologie z.B. durch technischen Fortschritt verändern häufig verbunden mit einer Erhöhung der Arbeitsproduktivitäten der abnehmende Ertragszuwachs ist auch weiterhin zu beobachten Arbeitsproduktivität, technischer Fortschritt und Änderungen des Kapitalstocks sind auch makroökonomisch eng verzahnt – Orientierung der Löhne an der Arbeitsproduktivität – Steigerung der Arbeitsproduktivität durch technischen Fortschritt beim Kapitalstock (Maschinen) PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 92 Kapitel 5: Wettbewerb vs. Monopol 93 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Marktformen Anzahl Anbieter Anzahl Nachfrager einer wenige sehr viele beschränktes bilaterales Nachfrage- einer Nachfage- Monopol Monopol Monopol beschränktes bilaterales Nachfrage- wenige Angebots- Oligopol Oligopol Monopol Angebots- Angebots- vollkommene sehr viele Monopol Oligopol Konkurrenz PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 94 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Wettbewerbskalkül Definition: Gewinn ( ) = Gesamterlös (R) – Gesamtkosten (TC) Gesamterlös: R P(Q,) q ‐ mit Q als Gesamtabsatzmenge am Markt, q als Output eines Unternehmens und P dem Marktpreis pro Outputeinheit Gesamtkosten: TC = FC + VC Folglich gilt allgemein für jedes Unternehmen in jeder Marktform: (Q) R(Q) TC (q) P (Q ) q FC VC PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 95 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Wettbewerbskalkül Gesamterlös häufig wird ein Unternehmen eine größere Outputmenge nur durch Senkung des Preises absetzen können (negativ geneigte Nachfrage) Erlösfunktion verläuft konkav Grenzerlös: gibt an, um wie viel sich der Gesamterlös erhöht, wenn eine (marginale) Einheit mehr abgesetzt wird R MR q Anstieg der Erlösfunktion q PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 96 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Wettbewerbskalkül Gesamterlös E(q) Steigung von R(q) = MR 0 Output (Einheiten pro Jahr) PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 97 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Wettbewerbskalkül Gesamtkosten Hintergrund ist die ertragsgesetzliche Produktionsfunktion Gesamtkostenfunktion verläuft zunächst konkav, dann konvex Grenzkosten: geben an, um wie viel sich die Gesamtkosten erhöhen, wenn eine (marginale) Einheit mehr produziert wird C MC q Anstieg der Gesamtkostenfunktion q PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 98 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Wettbewerbskalkül Gewinnoptimum im Gewinnmaximum entspricht die Steigung der Erlösfunktion der Steigung der Kostenfunktion, d.h. Grenzerlös und Grenzkosten sind gleich groß R C Gewinnmaximum: 0 q q q es gilt im (allgemeinen) Optimum: MR(q) MC (q) oder Grenzerlös Grenzkosten diese Regel gilt unabhängig vom Grad des Wettbewerbs auf dem jeweils betrachteten Markt PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 99 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Wettbewerbskalkül Definition: R Grenzerlös: MR q Anstieg der Erlösfunktion q C Grenzkosten: MC q Anstieg der Gesamtkostenfunktion q R C Gewinnmaximum: 0 q q q es gilt im (allgemeinen) Optimum: MR(q ) MC (q) oder Grenzerlös Grenzkosten PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 100 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Wettbewerbskalkül Kosten, Erlös, Gewinn (€ pro Jahr) C(q) A E(q) B Ist MR > MC verspricht ein höherer Output einen höheren Gewinn 0 q0 q* π(q) Output (Einheiten pro Jahr) PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 101 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Wettbewerbskalkül Gewinnoptimum auf dem Wettbewerbsmarkt grundsätzlich haben wir bislang eine fallende (inverse) Nachfrage des Gesamtmarktes unterstellt ( Funktion P(Q)) einzelwirtschaftlich kann ein Unternehmen im Falle der vollkommenen Konkurrenz den Marktpreis jedoch nicht beeinflussen Der Anbieter ist Preisnehmer ( P P ) die individuelle (inverse) Nachfrage ist vollkommen preiselastisch die individuelle (inverse) Nachfrage verläuft horizontal PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 102 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Wettbewerbskalkül Gewinnoptimum auf dem Wettbewerbsmarkt eine horizontale Nachfragekurve für das einzelne Unternehmen führt zu folgenden Konsequenzen: die Erlöskurve des UN verläuft linear steigend im Output der Grenzerlös ist konstant und entspricht dem Marktpreis der Durchschnittserlös und der Grenzerlös sind identisch die Gewinnmaximierungsregel eines Wettbewerbsunternehmens lautet demnach: MR q P MC q PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 103 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Monopol‐Kalkül Monopolist ist (definitionsgemäß) der alleinige Anbieter eines bestimmten Gutes uneingeschränkte Kontrolle über die Angebotsmenge allerdings: Preissetzung erfolgt nicht beliebig, sondern nachfrageabhängig grundsätzlich zwei (sich gegenseitig ausschließende) Alternativen: 1) Menge festlegen Preis wird durch Nachfragekurve bestimmt 2) Preis festlegen Menge wird durch Nachfragekurve bestimmt PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 104 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Monopol‐Kalkül Gewinnmaximierungskalkül: für gegebene Durchschnitts‐ bzw. Grenzkostenfunktionen kann der Gewinn des Monopolisten ermittelt werden Q R Q TC Q P(Q) Q TC (Q) das Maximum der Gewinnfunktion ist erreicht, wenn deren 1. Ableitung Null ist, d.h. d Q dR Q dTC Q 0 dQ dQ dQ dP Q P MC 0 MR MC dQ PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 105 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Monopol‐Kalkül Gewinnmaximierungskalkül: offenkundig ergibt sich der Erlöszuwachs aus der Produktion um eine weitere Einheit aus zwei Effekten: dem Produktionseffekt die angebotene Menge steigt dem Nachfrageeffekt bei fallender Nachfragekurve sinkt der Preis für alle Einheiten die im Unternehmens‐Optimum gewählte Preis‐Mengen‐Kombination wird als „COURNOTscher Punkt“ bezeichnet. PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 106 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Monopol‐Kalkül Beispiel‐Rechnung: gegeben sei: P (Q) 40 Q Durchschnittserlösfkt. bzw. PAF TC Q 50 Q 2 Kostenfunktion dann gelten folgende Zusammenhänge: TC Q 50 AC Q Durchschnittskosten Q Q PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 107 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Monopol‐Kalkül Beispiel‐Rechnung: dann gelten folgende Zusammenhänge: dTC Q MC 2Q Grenzkosten dQ R Q P Q Q 40 Q Q 40 Q Q 2 Erlös dR Q MR 40 2 Q Grenzerlös dQ PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 108 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Monopol‐Kalkül Beispiel‐Rechnung: für die notwendige Bedingung eines Gewinnmaximums erhält man demnach MR MC 40 2 Q 2 Q Q 10 aus der (inversen) Nachfragekurve ermitteln wir den Marktpreis P 10 40 10 30 der Erlös beträgt mithin R 10 30 10 300 PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 109 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Monopol‐Kalkül Beispiel‐Rechnung: Kosten entstehen in Höhe von TC (10) 50 102 150 folglich erzielt der Monopolist einen Gewinn von 10 300 150 150 PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 110 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Monopol‐Kalkül €/Q 40 GK 30 DK Gewinn 20 DE 15 10 GE 0 5 10 15 20 Menge PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 111 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Monopol‐Kalkül eine wesentliche Begründung für die Verhinderung oder nachhaltige Begrenzung von Monopolen liegt in der Ineffizienz der Allokation Realisierung von Nettowohlfahrtsverlusten Umverteilung von Renten von Konsumenten zum Monopolisten derartigen Umverteilungen stehen aber keine positiven Produktivitätszuwächse entgegen (quiet‐life) um unerwünschte Monopolrenten zu vermeiden, wird häufig die (Preis‐ )Regulierung des Monopols gefordert Probleme: hohe „Überwachungskosten“ ausgeprägter Informationsbedarf PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 112 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Preissetzungsmacht im Monopol Ausgangspunkt: Monopollösung Q R Q TC Q P(Q) Q TC (Q) d Q dP Q P MC 0 MR MC dQ dQ dQ P Ermittlung des Lerner‐Index (LI) unter D Verwendung der Nachfrageelastizität: dP Q dP Q P MC 0 dQ dP P MC dP Q P MC 1 P MC Q LI dQ P dQ P P D PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 113 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Preissetzungsmacht im Monopol um den Gewinn des Monopolisten zu maximieren, muss der prozentuale Aufschlag auf die Grenzkosten dem (negativen) Inversen der Nachfrageelastizität entsprechen je elastischer die Nachfrage, desto geringer der Preisaufschlag der Lerner‐Index: – nimmt den Wert Null an, wenn (wie im Wettbewerb) nur Grenzkostenpreise verlangt werden können – nimmt max. den Wert Eins an im Falle die Nachfrage sehr unelastisch reagiert der Monopolist wird damit immer im elastischen Bereich der Nachfrage anbieten PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 114 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Marktkonzentration Absolute Konzentration – „Anzahlaspekt“ Konzentration im wirtschaftl. Sinne stellt … Anzahl der Unternehmen, auf die ein bestimmter k auf die Ballung bzw. Anteil (CRi si) am gesamten Merkmalsbetrag (z. B. i 1 Zunahme von Umsatz) entfällt. Marktanteile in den Händen weniger Akteure Bsp.: Im relevanten Markt haben die drei größten UN zusammen einen Marktanteil von 90 % 3 CR3 sk k 1 Nach § 19 GWB besteht die Vermutung einer Sk= Marktanteil der k = 1,…,n größten Banken marktbeherrschenden Stellung, wenn: 0 < CR3 ≤ 1 CR1 2 / 5 oder CR2 1/ 2 oder CR3 2 / 3 PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 115 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Marktkonzentration Relative Konzentration – „Disparitätsaspekt“ Konzentration umfasst aber zugleich auch die … sowohl die Merkmalsträger (UN) als auch die entfallende Merkmalsbeträge (Anteile) werden relativiert (prozentual) Ungleichverteilung der bestimmt Hirschman-Herfindahl-Index (HHI) Marktanteile zwischen den Akteuren Bsp.: Im relevanten Markt vereinen 5 % der Unter- nehmen mehr als 70 % des Marktanteils auf sich N HHI sk2 k 1 Im Falle der „egalitären“ Verteilung – Verteilung der Merkmalssumme auf „n“ Einheiten zu gleichen Teilen: „1/n“ Sk= Marktanteil der k = 1,…,n größten Banken – wird der Unterschied besonders deutlich 1/N ≤ HHI ≤ 1 Relative Konzentration (bzw. Disparität) ist null Absolute Konzentration dagegen umso größer je kleiner „n“ ist PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 116 Kapitel 6: Wettbewerb vs. Monopol Marktkonzentration CR3 = 0,76 76 % Marktanteil der drei größten UN HHI = 0,28 Nichterfassung von sehr kleinen UN bei Berechnung durch das Quadrieren vernachlässigbar PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 117 Kapitel 7: Staatseingriffe 118 Kapitel 7: Staatseingriffe Aufgaben des Staates Fundamentale Frage: Wann und wie überhaupt soll der Staat eingreifen? Musgravesche Dreiteilung der Staatsaufgaben (Richard Musgrave – ein Begründer der Finanzwissenschaft) 1. Allokationsfunktion: Staat unterstützt effiziente Ressourcenverwendung im Falle des Marktversagens (Rechtsrahmen) 2. Distributionsfunktion: Staat unterstützt eine „gerechte“ Verteilung von Einkommen und Vermögen 3. Stabilisierungsfunktion: Staat unterstützt durch Geld‐ und Fiskalpolitik Vollbeschäftigung und Preisniveaustabilität PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 119 Kapitel 7: Staatseingriffe Aufgaben des Staates Staatseinnahmen und –ausgaben in Deutschland PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 120 Kapitel 7: Staatseingriffe Aufgaben des Staates PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 121 Kapitel 7: Staatseingriffe Höchst- und Mindestpreise Preisregulierung zur Marktstabilisierung staatlich festgelegte Preise können als Höchst‐ oder Mindestpreise wirken Ziele: Verteilungsgerechtigkeit / Verhinderung von zu starken Preisschwankungen Höchstpreise können einen dauerhaften Nachfrageüberhang induzieren Mindestpreise können zu einem Angebotsüberhang führen Häufig führt Preisregulierung daher zu weiteren Maßnahmen, die Angebots‐ und Nachfrageüberhänge verhindern sollen, z. B. staatliche An‐ oder Verkäufe (Interventionen) oder Mengenregulierungen (Rationierungen, Quotierungen) PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 122 Kapitel 7: Staatseingriffe Höchst‐ und Mindestpreise Preis Angebotsüberschuss 1) pM Marktgleichgewicht pi pH Nachfrageüberschuss 2) xi Angebotsmenge 1) bei einem Mindestpreis 2) bei einem Höchstpreis PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 123 Kapitel 7: Staatseingriffe Höchst‐ und Mindestpreise Der Mindestlohn als Beispiel der Preisregulierung Szenario A: sofern der Reallohn (Preis der Arbeit) oberhalb des Gleichgewichtsniveau liegt, kommt es zu unfreiwilliger Arbeitslosigkeit (Frage: Gibt es freiwillige Arbeitslosigkeit?) Der Angebotsüberhang muss durch ergänzende Maßnahmen aus dem Markt genommen werden (bspw. staatliche Beschäftigungsprogramme) Lösungsansätze: bessere Aus‐ und Weiterbildung Optimierung der Arbeitsvermittlung stärkere regionale Lohndifferenzierung Beschränkung der Macht der Gewerkschaften PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 124 Kapitel 7: Staatseingriffe Höchst‐ und Mindestpreise Der Mindestlohn als Beispiel der Preisregulierung Szenario B: sofern der Reallohn (Preis der Arbeit) unterhalb des Gleichgewichtsniveau liegt, kommt es zu einem Abbau an Arbeitslosigkeit Das Setzen des Mindestlohns führt zu einer Bewegung Richtung Gleichgewicht mehr Arbeit sinnvoll im Arbeitsmarktsegment der geringqualifizierten Arbeitskräfte, da hier häufig Arbeitgeber über Marktmacht verfügen Lösungsansätze: bessere Aus‐ und Weiterbildung Optimierung der Arbeitsvermittlung Kopplung an empirische Beobachtungen PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 125 Kapitel 7: Staatseingriffe Auswirkungen einer Steuer Allgemeine Rechtfertigung von Steuern Steuern werden (richtigerweise!) vom Staat erhoben, um staatliche Leistungen zu finanzieren Bereitstellung öffentlicher Güter = Güter, deren Erstellung zwar kollektiv erwünscht ist, aber nicht durch klassische (private) Märkte bereitgestellt werden: äußere Sicherheit, Schulen, Universitäten Krankenhäuser Polizei Rechtssystem … PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 126 Kapitel 7: Staatseingriffe Auswirkungen einer Steuer Steuern führen dazu, dass Konsumenten einen höheren Betrag bezahlen, als die Verkäufer (netto) erhalten Mengensteuer: für jede gekaufte Mengeneinheit muss ein bestimmter Betrag t an die Finanzbehörde abgeliefert werden: PD PS t Beispiele: Tabaksteuer, Mineralölsteuer Wertsteuer: ein Prozentsatz des Verkaufserlöses muss abgeliefert werden Beispiele: Mehrwertsteuer PD (1 t ) PS PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 127 Kapitel 7: Staatseingriffe Auswirkungen einer Steuer Ohne Steuern Mit Mengensteuer QD QD ( P) QD QD ( PD ) QS QS ( PS ) QS QS ( P) PD PS t QD QS T t Qt PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 128 Kapitel 7: Staatseingriffe Auswirkungen einer Steuer Inzidenz einer Stücksteuer PD ist der von den Käufern gezahlte Preis Preis (einschließlich der Steuer). PS ist der von den Verkäufern erzielte Preis nach Abzug der Steuer. Die Steuerlast wird hier gleichmäßig aufgeteilt. S PD Die Käufer verlieren A + B, A B P0 die Verkäufer verlieren D + C, t C D PS und der Staat erzielt Einnahmen von A + D. Der Nettowohlfahrtsverlust D ist gleich B + C. Q1 Q0 Menge PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 129 Kapitel 7: Staatseingriffe Auswirkungen einer Steuer man beachte, dass sowohl Käufer als auch Produzenten einen Teil der Steuerlast tragen, obwohl sehr häufig die Mengensteuer primär den Verbraucher treffen soll („Überwälzung“) Umweltargument bei Mineralölsteuer Gesundheitsargument bei Tabaksteuer die Verteilung der faktischen Steuerlast hängt vom Verlauf der Angebots‐ und Nachfragekurven ab, d. h. von der Reagibilität der beiden Marktseiten Elastizitätsverhältnis PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 130 Kapitel 7: Staatseingriffe Auswirkungen einer Steuer Steuerinzidenz Last bei Käufer Last bei Verkäufer Preis D Preis S PD S t PD P0 P0 PS t D PS Q1 Q0 Q1 Q0 Menge Menge PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 131 Kapitel 7: Staatseingriffe Auswirkungen einer Steuer der auf die Konsumenten entfallende Anteil der Steuerlast kann dargestellt werden als Überwälzungsanteil = S S D mit 𝜀 = Preiselastizität des Angebots (absolut) 𝜀 = Preiselastizität der Nachfrage (absolut) der Fall einer Mengensubvention in Höhe von s = Ps – PD kann vollkommen analog zur Steuererhebung analysiert werden „negative Steuer“ PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 132 Kapitel 7: Staatseingriffe Auswirkungen einer Steuer Rechenbeispiel: Auf einem Markt sei die Angebotsfunktion beschrieben durch QS 20 P Des weiteren sei bekannt, dass die inverse Nachfragefunktion folgendem Verlauf folgt QD 90 10 P. 1. Bestimmen Sie das Marktgleichgewicht (Preis und Menge). 2. Wie verändert sich das Marktgleichgewicht, wenn eine Mengensteuer von t 3 eingeführt wird. 3. Bestimmen Sie die Konsumenten‐ und Produzentenrente im Marktgleichgewicht – vor und nach Einführung der Steuer. 4. Bestimmen Sie die Höhe des Steueraufkommens und den entstandenen Wohlfahrtsverlust. PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 133 Kapitel 7: Staatseingriffe Auswirkungen einer Subvention Definition: Subventionen sind einseitige Finanzhilfen (Geldleistungen) und Steuervergünstigungen des Staates an Unternehmen ohne marktliche Gegenleistung ‐ gewährt von Bund, Ländern und Gemeinden Anpassungssubventionen infolge eines Strukturwandels (z. B. Rückzug klassischer Bergbau) infolge von UN‐Investitionen aufgrund von Vertrauen auf langfristigen politischen Kurs (z.B. Energiewende?) Erhaltungs‐ bzw. Gestaltungssubventionen entgegen der Marktgesetze soll ein Wirtschaftszweig erhalten bzw. gefördert werden (Tabak, FCKW, Ökostrom, …) PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 134 Kapitel 7: Staatseingriffe Subventionen in Deutschland PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 135 Kapitel 7: Staatseingriffe Auswirkungen einer Subvention Erhaltungssubventionen mitunter sind neue Technologien zwar langfristig marktfähig (und ihre Produktion gesamtwirtschaftlich sinnvoll) aber kurzfristig aufgrund von Größeneffekten der etablierten Wettbewerber (noch nicht) konkurrenzfähig Bsp.: Die Produktionskosten eines etablierten Marktteilnehmer seien P, K 150 3Q. Aktuell werden 100 EH. hergestellt. Dementgegen DK operiere ein Newcomer mit folgender K 80 2Q Kostenfunktion – setzt zum Markteinstieg aber nur 10 EH. ab 10 Mithilfe einer 4, Subvention könnten DK DK etabl. 5 des Newcomers DK Newcomer (temporär) gesenkt werden 10 100 Q PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 136 Kapitel 7: Staatseingriffe Auswirkungen einer Subvention Die (möglichen) „Nebenwirkungen“ einer Subvention einzelwirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit wird langfristig nicht gestärkt Unternehmen werden kostentolerant (quiet life) mitunter in der Produktionstechnologie überlegene UN müssen langfristig den Markt verlassen Wettbewerbsverzerrung Subventionen müssen über Steuern finanziert werden und belasten dadurch andere Märkte Gewöhnungseffekt des empfangenden UN an die Subvention die Abschaffung politisch häufig schwierig Verzerrung der Güterpreise Nachfrageeffekte PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 137 Kapitel 7: Staatseingriffe Auswirkungen einer Subvention Ohne Subvention Mit Mengensubvention QD QD ( P ) QD QD ( PD ) QS QS ( PS ) QS QS ( P ) PD PS s QD QS S s Qs PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 138 Kapitel 7: Staatseingriffe Auswirkungen einer Subvention Inzidenz einer Stücksubvention PD ist der von den Käufern gezahlte Preis Preis (einschließlich der Steuer). PS ist der von den Verkäufern erzielte Preis nach Abzug der Steuer. Die Steuerlast wird hier gleichmäßig aufgeteilt. S PS Die Verkäufer gewinnen A, A B P0 die Käufer gewinnen D, D C PD und der Staat hat Ausgaben von A + B + C + D. Der Nettowohlfahrtsverlust D ist gleich B + C. Q0 Q1 Menge PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 139 Kapitel 7: Staatseingriffe Auswirkungen einer Subvention Rechenbeispiel: Auf einem Markt sei die Angebotsfunktion beschrieben durch QS 20 P Des weiteren sei bekannt, dass die inverse Nachfragefunktion folgendem Verlauf folgt QD 90 10 P. 1. Bestimmen Sie das Marktgleichgewicht (Preis und Menge). 2. Wie verändert sich das Marktgleichgewicht, wenn eine Mengensubvention von s 3 eingeführt wird. 3. Bestimmen Sie die Konsumenten‐ und Produzentenrente im Marktgleichgewicht – vor und nach Einführung der Subvention. 4. Bestimmen Sie die Höhe des Subventionsaufkommens und den entstandenen Wohlfahrtsverlust. PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 140 Kapitel 7: Verhaltensökonomik 140 Klassifikation von Güterarten Private Güter: Nahrungsmittel, Automobile, Kleidungsstücke ⇒ Ohne Zahlung eines Preises kann ein Individuum vom Konsum dieser Güter ausgeschlossen werden. ⇒ Konsum ist rival, da ein Kleidungsstück nicht von zwei Personen gleichzeitig getragen werden kann. Mautgüter: Brücke, Straße, die wenig befahren sind; Autobahnen, Zoo ⇒Ausschließbar von Nutzung aber keine (kaum) Rivalität im Konsum. Öffentlicher Güter: fehlende Ausschließbarkeit. Nach Grad der Rivalität unterscheidbar: reine öffentliche Güter: : Landesverteidigung, Umweltschutz, Landstraße bei Nacht, große Naturschutzgebiete, Turmuhr, Leuchtturm, Polizei Unreine öffentliche Güter: Wasserbestände, kleine Parks, Wälder PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 141 Klassifikation von Güterarten bei der Diskussion von (vollkommenen) Wettbewerbsmärkten sind wir implizit davon ausgegangen, dass der Konsum eines Gutes nur dem Käufer zugute kommt. Aber… PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 142 Unreine Öffentliche Güter (Allmende) Es droht Marktversagen, da die fehlende Ausschlussmöglichkeit faktisch ein Preisniveau von null impliziert, wodurch das Allmendegut übernutzt wird (bis zur Sättigungsmenge) Beispiel: Fischbestände können überfischt werden nachhaltige Bewirtschaftung von Forsten ist nicht gesichert Grundwasser wird im Übermaß gefördert Gegenmaßnahme wäre staatliches Einschreiten Vergabe von Eigentumsrechte Fischereiabkommen (Walfangmoratorium) besonders schwierig bei internationalen Allmenden, da Beitritt des einzelnen Staates (ohne Zwang) nicht rational PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 143 Reine Öffentliche Güter drohendes Marktversagen, da bei dezentraler Entscheidung das öffentliche Gut i.d.R. nicht bzw. nicht ausreichend bereitgestellt wird da keine Rivalität im Konsum besteht, muss bei der Entscheidung der Bereitstellung der aggregierte Vorteil/Nutzen für die Konsumenten mit dem Nachteil der Bereitstellung (Kosten) verglichen werden. Samuelson Regel für eine effiziente Allokation: Summe der (Grenz-)Zahlungsbereitschaften = Grenzkosten der Bereitstellung Liegt keine Rivalität in der Nutzung vor, sollte auch kein Ausschluss betrieben werden PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 144 Reine Öffentliche Güter: „Ein Feuerwerk“ Eine zusätzliche Rakete kostet 5€ Nicht rival im Konsum, d.h. die Freude von Person A über das Feuerwerk ist nicht geringer, wenn auch Person B das Feuerwerk sieht Nicht ausschließbar, d.h. es ist unmöglich für eine Person, die andere vom Konsum abzuhalten. Nehmen Sie an, dass beide Individuen ein großes einem kleinen Feuerwerk vorziehen. A (B) ist bereit, 6€ (4€) für eine zusätzliche Rakete zu zahlen: zusammen sind sie bereit, 10€ (=Grenznutzen einer zusätzlichen Einheit) zu zahlen. Effizienz erfordert, dass die Bereitstellung des Gutes in der Höhe erfolgt, bei der die Grenzkosten gleich der Summe der Grenznutzen (marginalen Zahlungsbereitschaft) ist. PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 145 Reine Öffentliche Güter P aggregierte Marktnachfrage (invers) Effiziente Bereitstellung GZBA GZBB Q* Menge des öfftl. Gutes PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 146 Öffentliche Güter: Trittbrettfahrertum (I) Beispiel: 2 Personen entscheiden sich, ob sie zur Bereitstellung eines ̈offentlichen Gutes beitragen (z.B: Straßenlaterne in der Straße, in der sie wohnen) Jede Person trägt ci mit ci ∈ {0, 1} und i = 1, 2 Jede Person hat eine Ausstattung von E = 1 Der Geldnutzen aus dem ̈offentlichen Gut beträgt G = 0.8(c1 + c2) ⇒ Auszahlung pro Person i: πi = E − ci + 0.8(c1 + c2) Diese Auszahlungsstruktur entspricht der eines Spiels: “public goods game”. Die Personen heißen auch Spieler (“players”) PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 147 Grundmodell/Grundbegriffe der Spieltheorie Spieler 1 hat die Strategiemenge Ai = {a1,…,am} (hier a1 und a2) Spieler 2 hat die Strategiemenge Bj = {b1,…,bn} (hier b1 und b2) Aus jeder Strategiekombination (ai,bj) ergibt sich eine Auszahlungskombination für Spieler 1 (u1) und Spieler 2 (u2). Eine solche Darstellung heißt Bimatrix. Die Funktionen, die die Konsequenzen der Strategien in Abhängigkeit von der Wahl der Spieler angeben heißen Auszahlungsfunktionen ui. Für Spieler 1 stehen die Auszahlungen für seine Strategie 1 in der 1. Zeile, für Spieler 2 stehen die Auszahlungen für seine Strategie 1 in der 1. Spalte der Bimatrix. PD Dr. habil. Toni Richter Einführung in die Volkswirtschaftslehre 148 Grundmodell/Grundbegriffe der Spieltheorie Die Ergebnisse der Entscheidungen eines Aktors hängen ab von den bewussten En