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5 Der Begriff der Verantwortung 5 Der Begriff der Verantwortung Textgrundlage: Piaget, J.: Das moralische Urteil beim Kinde. Stuttgart 1983: S. 119-122 (Zwang und moralischer Realismus), S. 133- 140 (Geschichte von den zerbrochenen Tassen), S. 142-144...

5 Der Begriff der Verantwortung 5 Der Begriff der Verantwortung Textgrundlage: Piaget, J.: Das moralische Urteil beim Kinde. Stuttgart 1983: S. 119-122 (Zwang und moralischer Realismus), S. 133- 140 (Geschichte von den zerbrochenen Tassen), S. 142-144 (zerbrochene Tassen), S. 155-171 (die Lüge) Wie entwickelt dieser Begriff bei Kindern → Veränderung des begrifflichen Verständnis (kindliches Verantwortungsverständnis vs. erwachsenes Verantwortungsverständnis) → logisches Denken von Kindern ist anders organisiert und folgt anderen Kriterien als bei Erwachsene Begriff der Verantwortung ist eng verbunden mit Schuld → beides steht in enger Verbindung zu den Regeln (Warum ziehe ich jemanden zur Rechenschaft?) 5.0 Zusammenfassung Der Begriff der Verantwortung bezieht sich auf die moralische Pflicht nach geltenden Normen zu handeln. o Wird Verantwortung nicht übernommen, so liegt eine Pflichtverletzung vor Die Entwicklung des Begriffs der Verantwortung verläuft in Phasen. Die Entwicklung bemisst sich an der Verwendung und Gewichtung bestimmter Kriterien, die im Denken herangezogen werden, um zu beurteilen (moralisches Urteil), ob jemand zur Verantwortung zu ziehen ist. Mögliche Kriterien sind o Mündigkeit o Zurechnungsfähigkeit o Not (Notwehr, Mundraub) o Objektive Folgen eines Regelverstoßes (materiell: Schadenshöhe, ideell: Vertrauensbruch) o Subjektives Kriterium: Absicht Piaget hat vor allem untersucht, wie sich die kognitive Handhabung der Kriterien Schadenshöhe (objektive Folgen eines Regelverstoßes) und Absicht (subjektive Voraussetzungen eines Regelverstoßes) entwickelt. o Andere Punkte wurden nicht untersicht o Wie werden diese Punkte kognitiv gehandhabt? Wie denken Kinder darüber? Die Befundlage ist eindeutig: o Verantwortung wird zunächst nach objektiven, später nach subjektiven Kriterien zugeschrieben. ▪ Der Schaden ist groß = schlimm ▪ Der Schaden ist klein = nicht so schlimm ▪ Kinder wissen, dass Handlungen unabsichtlich durchgeführt wurden → Wissen über Absichten spielen keine Rolle o Die Zuschreibung nach objektiven Kriterien ist unabhängig vom Wissen über die Absichten eines vermeintlichen Täters. o Dass Absichten erst später zum entscheidenden Kriterium werden, zeigt sich auch an der Entwicklung des Begriffs der Lüge. ▪ Lüge = hässliches Wort = darf man nicht sagen ▪ Wissen über Irrtum spielt zu beginn keine Rolle 32 5 Der Begriff der Verantwortung 5.1 Objektive und subjektive Verantwortlichkeit Verantwortung eingehen = Risiko eingehen Wer ist zur Verantwortung zu ziehen? → Für Kinder schwer zu verorten viele Faktoren spiele in Schuld ein (Zurechnungsfähigkeit, ideeller und materieller Wert (zerstörter Besitztümer)) Die Befunde Piagets im Überblick ab etwa vier Jahren schreiben Kinder Verantwortung nach objektiven Kriterien zu (Schadenshöhe) ab 7-9 Jahren spielt die Absicht eine Rolle Kriterien der Einsicht verändern sich Fragestellung Nach welchen Kriterien wird einem vermeintlichen Täter Verantwortung für die Beschädigung oder Zerstörung eines bestimmten Gutes zugeschrieben? o Materielle Güter: Eigentum (im Interview: häusliche Gegenstände (Möbel, wichtige Unterlagen, Spielzeug, etc.) die beschädigt werden) Ideelle Güter: Aufrichtigkeit, Vertrauen, Hilfsbereitschaft, Freundschaft, Solidarität … Untersuchungsmethode Gelegenheitsstichprobe (um die 100 Kinder im Alter zwischen 5 und 14 Jahren) Es werden paarweise Geschichten erzählt, in denen materielle Güter (Tassen, Spielsachen) oder ideelle Güter (Vertrauen) in deutlich unterscheidbaren Ausmaßen Schaden nehmen, und zwar o durch ungeschicktes, unabsichtliches Handeln → möglicherweise zu entschuldigen? o durch absichtliches Handeln → nicht zu entschuldigen? Verständnisprüfung (Geschichten nacherzählen lassen) Informationsdefizite sollen nicht zu fehlerhaften Ergebnissen/Entscheidungen führen Interview (Verantwortung für materielle Schäden) → Informationsdefizite sollen nicht zu fehlerhaften Ergebnissen/Entscheidungen führen o Wer von den beiden war der Schlimmere? (Inhalt) ▪ beide gleich schlimm → aber Strafe nur für den, der 15 Tassen zerbrochen hat ▪ Kind mit 7: Kind, welches nur eine Tasse beim Marmelade nehmen zerbrach ist schlimmer, da es von der Tasse wusste o Warum ist das … schlimmer? (Struktur) Interview (Verantwortung für ideelle Schäden) o Was ist eine Lüge? (Begriff der Lüge) o Warum darf man nicht lügen? (Gründe für das Lügenverbot) o Welche von den beiden Lügen war die schlimmere? (Inhalt) o Warum ist das … die schlimmere Lüge? (Struktur) 33 5 Der Begriff der Verantwortung Befunde zur Verantwortlichkeit bei materiellen Schäden Es gibt zwei Arten der Verantwortlichkeit: o Die „objektive Verantwortlichkeit“ ist dadurch charakterisiert, dass die Absichten der Personen, die einen Schaden verursacht haben, bei der Beurteilung der Schwere des Vergehens bzw. des Ausmaßes der Schuld nicht in Rechnung gestellt werden. ▪ objektiv ≠ sachlich, objektiv = an sichtbaren / überprüfbaren Umweltfaktoren orientiert (Größe des materiellen Schadens) o Die „subjektive Verantwortlichkeit“ ist dadurch charakterisiert, dass sie vom materiellen Schaden absieht und allein die Frage der Absichtlichkeit bzw. Unabsichtlichkeit bei der Bemessung der Schuld als relevant erachtet. ▪ Absichten sind nicht sichtbar (bleiben verborgen) → ich brauche ein Verständnis, dass es verschiedene Absichten gibt und ich muss wissen, wer welche Absichten in der Situation hat ▪ Ca. mit 3 Jahren (manchmal etwas früher oder später) wissen Kinder, was Absichten sind und beginnen allem Absichten zu unterstellen (Natur ist für die Kinder zunächst belebt (Geister die dahinter stehen) → Bsp. Warum scheint der Mond? – Weil er uns den Weg zeigt.) ▪ Kinder müssen erst Lernen das Natur, Naturvorgängen folgt und keine Absichten verfolgt Befunde zum Begriff der Lüge (ideele Güter) → Was ist eine Lüge Es lassen sich drei Vorstellungen unterscheiden: o Eine Lüge ist „ein hässliches Wort“. → Lüge als ein verbotenes Wort (1. Stufe der Entwicklung) → Kinder assimilieren (Lügen ist falsch, genauso wie das Sagen von hässlichen Worten → also ist Lügen ein hässliches Wort) o Eine Lüge ist etwas, was nicht wahr ist. → (2. Stufe) Begriff ist noch ungenau → Was ist mit Unwissenheit? o Eine Lüge ist eine absichtlich falsche Behauptung. → (3. Stufe der Entwicklung) Befunde zu den Geltungsgründen des Lügenverbots Lügen ist verboten, weil es bestraft wird. Man darf nicht lügen, auch wenn es nicht bestraft wird. → Lüge an sich ist verwerflich (Regel hat absolute Wirksamkeit) Lügen ist verwerflich, weil es das gegenseitige Vertrauen zerstört. → im Hintergrund steht die Wertvorstellung des Vertrauens (Aufrechterhalten der sozialen Beziehung) → Vertrauen wir zu einer essenziellen Wert Zurück zur objektiven und subjektiven Verantwortlichkeit Nach welchen Kriterien wird eine Person, die ein falsche Behauptung aufstellt, für einen daraus möglicherweise resultierenden Vertrauensbruch zur Verantwortung gezogen? Nach welchen Kriterien wird eine Person als Lügner identifiziert? Befunde zur Verantwortlichkeit bei ideellen Schäden am Beispiel der Lüge Es gibt zwei Arten der Verantwortlichkeit o Die „objektive Verantwortlichkeit“: Die Lüge ist umso schwerer, je mehr ihr Inhalt von der Wahrheit abweicht und je geringer die Wahrscheinlichkeit ist, mit ihr durchzukommen. → Entscheidend ist die Größe der Lüge (ihre Entfernung von der Wahrheit → äußerliches Kriterium) ▪ Absicht ist bekannt/bewusst wird aber nicht berücksichtig 34 5 Der Begriff der Verantwortung o Die „subjektive Verantwortlichkeit“: Jemand ist für seine unwahren Äußerungen zur Verantwortung zu ziehen, wenn er eine gezielte Täuschungsabsicht hatte. → Absicht ist entscheidend (inneres Kriterium) Moralischer Realismus „Wir werden als moralischen Realismus die Neigung des Kindes bezeichnen, die Pflichten und die sich auf sie beziehenden Werte als für sich, unabhängig vom Bewusstsein existierend und sich gleichsam obligatorisch aufzwingend, zu betrachten, welches auch immer die Umstände sein mögen, in denen das Individuum sich befindet.“ (S. 121) o Unabhängige vom Bewusstsein = heteronom, gesellschaftliche Regeln zwingen sich den Kindern auf o Gedankliche Durchdringung ist nicht möglich → gesell. Regeln zwingen sich den Kinder auf (ihr dürft nicht lügen, nicht kaputt machen, etc.) → Umstände sind irrelevant, nur die objektiven Schäden wird beachtet o Die Regeln werden wörtlich und nicht ihrem Geist nach befolgt … o Verantwortung bemisst sich an objektiven (äußerlichen) Kriterien … (vgl. S. 121-122) 35 5 Mögliche Prüfungsfragen „Der Begriff der Verantwortung“ 5 Mögliche Prüfungsfragen „Der Begriff der Verantwortung“ Was versteht Piaget unter objektiver Verantwortlichkeit? Objektive Verantwortlichkeit bedeutet das eine Person die einen Schaden verursacht hat: bei der Vermittlung der Verantwortlichkeit objektiv behandelt werden soll nach der Höhe des entstandenen Schadens zur Verantwortung zu ziehen ist objektiv = an sichtbaren / überprüfbaren Umweltfaktoren orientiert (Größe des materiellen Schadens) Tatsächlich für diesen Schaden verantwortlich ist Die Tat mit Absicht begangen hat Objektiv die Verantwortung zu tragen hat Nennen Sie zwei Kriterien der Verantwortung. Mündigkeit Zurechnungsfähigkeit Not (Notwehr, Mundraub) Objektive Folgen eines Regelverstoßes (materiell: Schadenshöhe, ideell: Vertrauensbruch) (objektive Verantwortlichkeit) Subjektives Kriterium: Absicht (subjektive Verantwortlichkeit) Treffen folgende Aussagen im Sinne des moralischen Realismus zu oder nicht? moralischer Realismus = egal, was dem Kind besagt wird, das Kind erachtet dies als befolgenswerte Regel (?) „Die Lüge ist verboten, weil sie verwerflich ist“ → ??? „Man darf lügen, wenn der andere gelogen hat“ ??? 36

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