Entwicklung moralischer Kompetenzen PDF

Summary

This document discusses the development of moral competencies. It explores various theoretical perspectives and examines the relationship between intelligence and morality, as well as the role of social interaction in shaping moral development. The text also touches on gender-specific aspects of moral development.

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7 Wie ist die Entwicklung moralischer Kompetenzen zu erklären? 7 Wie ist die Entwicklung moralischer Kompetenzen zu erklären? Textgrundlage: Krappmann, L. (2001). Die Sozialwelt der Kinder und ihre Moralentwicklung. In Edelstein et al., S. 158-166. Nunner-Winkler, G. (2001). Weibliche M...

7 Wie ist die Entwicklung moralischer Kompetenzen zu erklären? 7 Wie ist die Entwicklung moralischer Kompetenzen zu erklären? Textgrundlage: Krappmann, L. (2001). Die Sozialwelt der Kinder und ihre Moralentwicklung. In Edelstein et al., S. 158-166. Nunner-Winkler, G. (2001). Weibliche Moralentwicklung? In W. Edelstein, F. Oser & P. Schuster (Hrsg.), Moralische Erziehung in Schule und Unterricht. Entwicklungspsychologie und pädagogische Praxis (S. 35-50). Weinheim: Beltz Wissen über Regeln, Wissen, warum Regeln gelten, Regelpraxis Erklärung der moralischen Entwicklung durch zwei mögliche Hypothesen o Zusammenhand zwischen Intelligenz- und Moralentwicklung o Zusammenhang mit Sozialverhalten unter Gleichaltrigen → bestimmte Dinge gelingen Kindern besser, wenn sie miteinander kommunizieren 7.0 Zusammenfassung Abschluss der Behandlung von Piagets Untersuchungen Erklärungen für die Entwicklung moralischer Kompetenzen o Regelwissen (Was wissen Kinder?) o Regelverständnis (Welchen Verständnis haben Kinder für Regeln? Woher kommen sie? Was muss ich tun?) o Regelanwendung Hypothese 1: Die Bedeutung der Intelligenz o Parallelität von Intelligenz und Moralentwicklung (Phasen) Hypothese 2: Die Bedeutung der Zusammenarbeit (Ko-Konstruktion) unter Gleichaltrigen o Kinder entwickeln sich nur im Spiel mit Gleichaltrigen in ihrem moralischen Fähigkeiten o bei Erwachsenen besteht einseitige Achtung → Kinder bestätigen Eltern und es kann kaum Moralentwicklung sattfinden Geschlechtsspezifische Moral? o Kontextbezogen, flexibel, fürsorglich (weiblich) o Abstrakt, prinzipienorientiert, rigide (männlich) o Studien zufolge gibt es keine geschlechtsspezifische Moral Stattdessen: Moralische Argumente und die Vertrautheit mit Themen 7.1 Wiederholung Wie kann soziales Verhalten gelernt werden? o Behaviorismus → passives Lernen o Sozial-kognitive Lerntheorie → aktives Lernen → Lernen durch Beobachtung / Belehrung → Auswertung der eigenen Erfahrungen o Kognitivismus/Konstruktivismus = Piaget → aktives Lernen → man muss sich mit seiner Umwelt auseinandersetzen, um sich moralisch zu entwickeln ▪ Angabe von Niveaustufen zur Unterscheidung der Verarbeitung von Erfahrungen Piagets Untersuchung zur Entwicklung des moralischen Urteils o Ziele: Wie verändert sich das Urteil? Sind die Veränderungen abhängig vom Wissen? o Methoden: Beobachtungs- und Befragungsstudien (Murmelspiel, Einschätzung von Fallgeschichten durch inhaltliche Aussagen der Kinder) 41 7 Wie ist die Entwicklung moralischer Kompetenzen zu erklären? o Befunde ▪ Regelpraxis ▪ Regelverständnis ▪ Objektive u. subjektive Verantwortlichkeit objektiv: jemand ist schuldig bei großem Schaden (kleinere Kinder) subjektiv: Schadenshöhe im Hintergrund / Absicht im Vordergrund ▪ Vergeltende und austeilende Gerechtigkeit Kleinere: Sühnestrafe Ältere: Wiedergutmachung o Hypothesen ▪ Entwicklung der Intelligenz ▪ Zusammenarbeit mit Gleichaltrigem führt zu anderem Verständnis von Regeln → Kommunikation mit Gleichaltrigen hat eine enorme Bedeutung für das Durchdringen von regeln 7.2 Die Bedeutung der Intelligenzentwicklung für die Moralentwicklung (Hypothese 1) Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen der kognitiven Entwicklung (Intelligenz) und der Entwicklung moralischer Urteile. o Je weiter die Intelligenz entwickelt ist, desto weiter ist auch die Moralentwicklung entwickelt Intelligenz- und Moralentwicklung Alter Stufe der Regelpraxis = Regelverständnis Verantwortlichkeit Vergeltende Austeilende Intelligenz- Regelbeachtung Gerechtigkeit (Strafe) Gerechtigkeit entwicklung 1 Senso- Motorisch, ohne 2 motorisch Regeln - 3 Prä-operational Äußerliche 4 (Egozentrismus) Nachahmung Heteronom Nach objektiven Sühnestrafen Gehorsam 5 (vorsozial) → Kriterien 6 Assimilation (Schadenshöhe) 7 Konkret- Regelkonformes 8 operational Verhalten 9 (sozial) Nach subjektiven Ausgleichs- und Gleichheit 10 Kriterien (Absicht) Wiedergutmachungs- 11… Formal- Konstruktiver Autonom strafen operational Umgang mit Gleichheit und Regeln Tadel Billigkeit Stufe der Intelligenz verläuft parallel zu Regelpraxis / Regelbeachtung → Stufen ab Regelverständnis sind keine klaren Altersgrenzen mehr zu erkennen → keine Stufen sondern Phasen Egozentrismus „Der kindliche Egozentrismus ist seinem Wesen nach ein Mangel an Unterscheidung zwischen Ich und gesellschaftlicher Umwelt. Das Ergebnis dieses Mangels an Unterscheidung ist, dass die eigenen Neigungen den Geist unbewusst beherrschen … o Beispiel: Versteckspiel → „Wenn ich dich nicht sehe, siehst du mich auch nicht.“ → Verwechslung der Perspektiven (kein Hineinversetzen in die Perspektive anderer) o Keine Kontrolle des eigenen Verhalten möglich o „Das, was ich denke, war schon immer da.“ (z.B. Erfinden einer Regel) → Verwechslung des eigenen Denkens mit dem Denken anderer Zugleich aber erscheinen alle Meinungen, alle Weisungen, welche entgegengenommen wurden, als transzendenten Ursprungs…. o Transzendent = göttlichen Ursprunges 42 7 Wie ist die Entwicklung moralischer Kompetenzen zu erklären? o Regeln wurden von höherer Macht geschaffen (Existenz der Regel kann nicht begründet werden) o Gehorsamszwang → „Ich muss es tun, weil die anderen (die höheren Instanzen) sonst böse werden.“ Dieser Glaube ist demjenigen der konformistischen Gesellschaften ähnlich, die alle ihre Gesetze und Gebräuche auf einen transzendenten Willen zurückführen.“ (Piaget, 1983, S. 117) 7.3 Die Bedeutung der Kommunikation unter Gleichaltrigen für die Moralentwicklung (Hypothese 2) Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen der Häufigkeit und der Qualität der Interaktionen unter Gleichaltrigen und der Entwicklung moralischer Urteile. o Gleichaltrige haben soziale/moralische Konflikte, die Verhandelt werden o Kinder verstehe Regel in der Kommunikation mit Gleichaltrigen und können diese erst daraufhin diese Regeln üben – verhilft schließlich zum Regelverständnis o Warum hat die Kommunikation mit Gleichaltrigen einen positiven Effekt auf die Moralentwicklung → Antwort Zusammenarbeit und gegenseitige Achtung Es gibt unter gleichaltrigen Kindern keine Autorität, die mit der elterlichen vergleichbar wäre, und keinen unüberwindlichen Erfahrungs- und Kompetenzvorsprung. Das Denken ist deshalb tendenziell von der Macht des Gehorsams (einseitige Achtung) befreit. o Autorität der Erwachsenen ist hinderlich um profundes (gründliches) Regelverständnis zu erwerben o Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern ist asymmetrisch (Eltern können nicht die Rolle der Kinder übernehmen und die Kinder können nicht die Rolle der Eltern übersetzen) o Beziehung zwischen Gleichaltrigen ist eher symmetrisch → es entstehen Freiheiten In der Zusammenarbeit weicht der Gehorsam der aktiven kognitiven Auseinandersetzung mit den Anforderungen der Umwelt (Kognitivsimus/Konstruktivismus). Regelverständnis und Regelbeachtung werden ausgehandelt, sodass die gegenseitige Achtung an die Stelle der einseitigen Achtung tritt. o Aushandlung ist wichtiger Punkt o Aushandeln hat den Effekt, dass Gehorsam infrage gestellt wird → Erfahrung der Autonomie Heteronomie vs. Autonomie Der große Unterschied zwischen der einseitigen Achtung und dem Zwang auf der einen Seite und der gegenseitigen Achtung und der Zusammenarbeit auf der anderen Seite ist, „dass die erste schon ausgearbeitete Glaubensformen oder Regeln aufzwingt, die als Gesamtheiten angenommen werden müssen, während die zweite nur eine Methode vorschlägt, und zwar eine Methode gegenseitiger Kontrolle und Nachprüfung auf intellektuellem, eine Methode der Diskussion und Rechtfertigung auf moralischen Gebiet“ (Piaget, 1983, S. 120) 43 7 Wie ist die Entwicklung moralischer Kompetenzen zu erklären? Befunde aus jüngeren Forschungen In Diskussionen über ein Moralproblem entwickeln Kinder besser begründete Einsichten, wenn sie mit anderen Kindern debattieren als wenn sie mit Erwachsenen sprechen (Damon/Killen 1982; Kruger 1992). Die Akzeptanz durch andere Kinder bzw. Jugendliche und eine gute Integration in die Sozialwelt der Gleichaltrigen stehen in Zusammenhang mit der Qualität des moralischen Urteils (Baer/Rys 1994; Schonert-Reichl 1999). o Kindergesellschaften müssen ausgeprägt sein (ein guter Freund kann schon reichen) Enge freundschaftliche Beziehungen sind der Entwicklung der moralischen Urteilsfähigkeit förderlich (Keller 1996; Bukowski/Sippola 1996). o Üben des moralischen Urteils nach bestimmten Kriterien 7.4 Eine kurze Ergänzung: geschlechtsspezifische Moral und die Bedeutung von Themen Ausgangspunkte Es gibt zwei Moralen: Eine weibliche Moral der Fürsorglichkeit und Verantwortlichkeit und eine männliche Moral der Gerechtigkeit und Pflichterfüllung (Gilligan 1982). Frauen schneiden in Kohlbergs Untersuchungen zur Moralentwicklung schlechter ab als Männer (Frauen auf Stufe 3, Männer auf Stufe 4). Frauen argumentieren flexibel, mit Bezug auf den jeweiligen Kontext; Männer argumentieren abstrakt und prinzipienorientiert (rigide). o Quelle: Gilligan, C. (1982). A different voice. Psychological theory and women‘s development. Cambridge, UK: Cambridge University Press. Befunde Empirische Befunde aus 130 Untersuchungen zeigen: Es gibt keine geschlechtsspezifischen Unterschiede hinsichtlich der moralischen Urteilsfähigkeit Unterschiede wie Prinzipienorientierung (Rigidität) und Kontextsensibilität (Flexibilität) sind abhängig von der Vertrautheit mit „Themen“ (Döbert/Nunner-Winkler 1986). Das Auftreten von Fürsorglichkeit ist stark an die Identifikation mit bestimmten Rollen gebunden (Nunner-Winkler 2001, S. 147 f.). Moralische Kompetenzen sind nicht geschlechtsspezifisch verteilt! 44 7 Mögliche Prüfungsfragen „Wie ist die Entwicklung moralischer Kompetenzen zu erklären?“ 7 Mögliche Prüfungsfragen „Wie ist die Entwicklung moralischer Kompetenzen zu erklären?“ Wie viele Untersuchungen zeigen, dass es keine geschlechtsspezifischen Untercshiede in der moralischen Urteilsfähigkeit gibt? 130 Was besagt die Theorie der geschlechtsspezifischen Moralen? Es gibt zwei Moralen: Eine weibliche Moral der Fürsorglichkeit und Verantwortlichkeit und eine männliche Moral der Gerechtigkeit und Pflichterfüllung (Gilligan 1982). Wie lauten die ursprünglichen Begründungsansätze für die Existenz einer weiblichen Moral? Evolutionsbiologische Erklärung – Frauen haben geringes Reproduktionspotential und nur fürsorgliche Mütter haben eine Chance ihre Gene in den Genpool einzubringen Objektbeziehungstheorie – beide Geschlechter identifizieren sich ursprünglich mit der Mutter als erste Bezugsperson. Die Mädchen übernehmen dabei die weibliche Moral. Die Jungen legen sie später wieder ab, weil sie richtige Männer sein wollen. 45

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