TUHH Vorlesung Grundlagen der Verkehrswirtschaft 2024 PDF

Summary

This document is a lecture for a course on transportation economics at Hamburg University of Technology in the summer semester of 2024. It covers literature recommendations, various aspects of transportation, and defines different kinds of transportation and logistics concepts. It's focused on graduate-level transportation-related principles and concepts including an overview of topics like transport economics, logistics, and mobility.

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Vorlesung Grundlagen der Verkehrswirtschaft im Studiengang Logistik und Mobilität (B.Sc.) Technische Universität Hamburg Im Sommersemester 2024 Dipl.- Kfm. Karl Michael Probst Teil 1.1 Literaturempfehlungen Aberle, G. (2009): Transportwirtschaft - Einzelwirtschaftliche und gesamtwirtschaftlic...

Vorlesung Grundlagen der Verkehrswirtschaft im Studiengang Logistik und Mobilität (B.Sc.) Technische Universität Hamburg Im Sommersemester 2024 Dipl.- Kfm. Karl Michael Probst Teil 1.1 Literaturempfehlungen Aberle, G. (2009): Transportwirtschaft - Einzelwirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche Grundlagen, 5. Aufl., München. Bretzke, W.-R. (2014): Nachhaltige Logistik – Zukunftsfähige Netzwerk- und Prozessmodelle, 3. Aufl., Berlin Frerich, J./Müller, G. (2004): Europäische Verkehrspolitik, Band 1, München. Frerich, J./Müller, G. (2004): Europäische Verkehrspolitik, Band 2, München. Frerich, J./Müller, G. (2006): Europäische Verkehrspolitik, Band 3, München. Gleißner, H./Femerling, J.C. (2012): Logistik, 2. Aufl., Wiesbaden. Grandjot, H.H./Bernecker, T. (2014): Verkehrspolitik, Grundlagen, Funktionen und Perspektiven für Wissenschaft und Praxis, 2., kompl. überarb. Aufl., Hamburg. Hölser, T. (2012): Lorenz 1: Leitfaden für Spediteure und Logistiker in Ausbildung und Beruf, Hamburg. Hölser, T. (2013): Lorenz 2: Leitfaden für Spediteure und Logistiker in Ausbildung und Beruf, Hamburg. Stiewe, M. (2012): Mobilitätsmanagement: Wissenschaftliche Grundlagen und Wirkungen in der Praxis, Essen. Stölzle, W./Fagagnini, H.-P. (2010): Güterverkehr kompakt (Betriebswirtschaftslehre Kompakt), Wiesbaden. Wimmer, T. et.al. (2011): Grünbuch der Nachhaltigen Logistik, Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V., Bremen. Wintzer, E. (2007): Regionalpolitik und New Economic Geography: Grundlagen, Modelle, Entwicklungen, Saarbrücken. Einordnung Verkehr(system) dient der Umsetzung der Mobilität und ist Transport ist ein Mobilität als Potenzial (Wunsch) bildet den Ursache- dafür Voraussetzung Teil des Verkehrs und Dienstleistung zur Schaffung von Ausgangspunkt Wirkungs- zusätzlicher (Transport und) Verkehr (potenzieller) Zusammenhang erzeugt Verkehr(skosten), Mobilität wirkt – ggf. negativ – auf die Mobilität Was sind die Ziele? - Wer ist verantwortlich ? – Was kann/muss „korrigiert“ werden ? Mobilität und Verkehr Eine Einordnung von Mobilität und Verkehr Unter den Mobilitätsdefinitionen des Brockhaus (1993) kommt die so genannte horizontale oder auch geographische oder räumliche Mobilität dem Verständnis von Verkehr am nächsten - Verkehr als Überlagerung, als Summe der Fortbewegungen von Individuen im Raum oder Verkehr als "Ortsveränderungen von Personen, Gütern und Nachrichten" Pirath (1949). (Man beachte jeweils den Plural!) Verkehr als Kommunikation (das Gespräch, der Versand eines Briefes oder Paketes oder das Bezahlen einer Rechnung ("Rechnungsverkehr") leitet dabei auf eine spezielle Ausformung dieses Begriffs über, die heute im Zusammenhang mit den Wechselbeziehungen zwischen (physischem) Verkehr und (virtueller) Telekommunikation, d. h. der Übermittlung von Informationen mit Hilfe moderner Informations- und Kommunikationssysteme, neues Gewicht erhält. Mobilität und Verkehr Cerwenka (2000) erweitert den Mobilitätsbegriff im Personenverkehr durch eine Gegenüberstellung der Begriffe Mobilität und Verkehr im allgemeinen Sprachgebrauch bzw. im verkehrsplanerischen Aussagebezug (Abb. 2). Basiskenngrößen der individuellen Mobilität im Personenverkehr sind demnach die Mobilitätsrate, Wegehäufigkeit oder Intensität als Anzahl der Wege außer Haus je Person und Zeiteinheit (üblicherweise Tag), - das Mobilitätsstreckenbudget oder Mobilitäts(wege)längenbudget als zurückgelegte Wegelänge (Anzahl zurückgelegter Wegekilometer) je Person und Zeiteinheit (üblicherweise Tag) sowie das Mobilitätszeitbudget, die Verkehrsbeteiligungsdauer oder Unterwegszeit als für Ortsveränderungen aufgewendete Zeit (Anzahl aufgewendeter Wegestunden) je Person und Zeiteinheit (üblicherweise Tag) (vgl. auch FGSV 1987). Mobilität und Verkehr Gegenüberstellung der Begriffe Mobilität und Verkehr. (Cerwenka2000) Mobilität eine eher ein Potenzial repräsentierende, abstrakte, latente, mögliche Ortsveränderung von Personen personenbezogen (auf ein Individuum bezogen) Verkehrsaufkommen als Zahl der Ortsveränderungen (Wege) von Personen oder (Gewicht von beförderten) Gütern je Zeiteinheit (z.B. je Tag) in einem definierten Gebiet oder am Querschnitt eines Verkehrsweges und Verkehrsleistung in der Dimension Personen- oder Tonnenkilometer je Zeiteinheit als Produkt des Verkehrsaufkommens und der zurückgelegten Entfernungen in einem definierten Gebiet oder auf den Abschnitt eines Verkehrsweges bezogen. In verkehrswirtschaftlichem Zusammenhang werden Verkehrsaufkommen und Verkehrsleistung als Maßgrößen eingeführt (Aberle 1996): Das Verkehrsaufkommen (Transportaufkommen) misst im Personenverkehr beförderte Personen (Beförderungsfälle) bzw. im Güterverkehr transportierte Tonnen (Tonnen, t). Die Verkehrsleistung (Transportleistung) ergibt sich durch Multiplikation der Verkehrsaufkommenswerte mit den jeweils zurückgelegten Entfernungen (Personenkilometer: Pkm bzw. Tonnenkilometer: tkm). Strukturierung von Formen der Mobilität Technik als kritisches Element Mit der industriellen Revolution beginnt eine neue Phase der Mobilität Bis zur Erfindung der Eisenbahn im 19. Jahrhundert blieb das Tempo des Verkehrs das des alten Rom. Straßenbau im modernen Sinn begann erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Erst mit der industriellen Revolution beginnt eine neue Phase der Mobilität, gekennzeichnet durch einen Sprung in der Geschwindigkeit, die plötzlich innerhalb eines Jahrhunderts auf das 10- bis 20-fache ansteigt. Der Aktionsradius weitet sich aus. Den energetischen Aufwand zur Überwindung des Raumes übernimmt nun die Maschine. Der Umweg wird damit unter Umständen der schnellste Weg und bietet die Möglichkeit, Städte oder sensible Wohnbereiche zu umgehen. Mit der größeren Entfernung verbunden ist aber eine wesentliche Erhöhung des energetischen, vom Fahrzeug übernommenen Aufwandes. Der Energieverbrauch, der Flächenanspruch und auch die Emissionen nehmen zu, und zwar expotenziell mit wachsender Geschwindigkeit. Die Geschwindigkeit wird daher zu einem weiteren konstituierenden Merkmal im Rahmen der Mobilitätsdefinition. Raumdurchlässigkeit Aufgabe von Verkehr: Überwindung von Raum, Aufhebung von Raum (Entfernung) durch Zeit (Erreichbarkeit) (Raum- Zeit-Strukturen) Zeitbudget für Verkehr pro Tag: 74 Minuten (5 % von 24 Std.) Mobilität in Deutschland 2002, 50.000 HH mit 100.000 Personen http://www.kontiv2002.de/pdf/mid_projektpraesentation_2_september.pdf ähnlich KONTIV 1976, 1982, 1989 (kontinuierliche Erhebung zum Verkehrsverhalten Zeitaufwand (Geschwindigkeit) und Siedlungsraum Stundenradius der Großstadtregion (“Stundenraum“) 1.Fußgängerstadt: 4 - 5 km/h 1. 50-80 km² 2.Pferdebahnstadt: 8 km/h 2. 200 km² 3.Straßenbahnstadt: 20 km/h 4.S-Bahnstadt: 40 km/h 3. 1256 km² 5.Autostadt: 60 km/h (Stadtautobahnen) 4. 5024 km² 5. 11304 km² „Die Geschichte der Stadt ist die Geschichte des jeweils schnellsten Verkehrsmittels“ 10 Zeit und Raum 1820 - Tagesreise Postkutsche: 10 km/h (ausgebaute Chaussee) Tagesleistung: 75 - 100 km Fuhrwerk: 4 km/h Tagesleistung: ca. 20 - 30 km http://irpud.raumplanung.uni-dortmund.de/irpud/pro/expo/expo.htm 11 Zeit und Raum 1854 - Tagesreise Reisegeschwindigkeit: zwischen 30 und 40 km/h http://irpud.raumplanung.uni-dortmund.de/irpud/pro/expo/expo.htm 12 Zeit und Raum 1910 - Tagesreise Reisegeschwindigkeit: 60 km/h http://irpud.raumplanung.uni-dortmund.de/irpud/pro/expo/expo.htm 13 Zeit und Raum 2000 - Tagesreise Reisegeschwindigkeit: 120 km/h. http://irpud.raumplanung.uni-dortmund.de/irpud/pro/expo/expo.htm 14 Zeit und Raum 2020 - Tagesreise Reisegeschwindigkeit: 160 km/h http://irpud.raumplanung.uni-dortmund.de/irpud/pro/expo/expo.htm 15 Transport als verkehrswirtschaftliche Fragestellung Abgrenzung Transport und Verkehr Die DIN EN 12 777 versteht unter Transport „Die unterstützte Bewegung von Personen und/oder Gütern“, wobei nach DIN 30 781 dieser Begriff allgemeiner gefasst ist mit „Der Transport ist die Ortsveränderung von Personen und/oder Gütern mit manuellen oder mit technischen Mitteln“. „Eine Transportkette ist die Folge von technisch und organisatorisch miteinander verknüpften Vorgängen, bei denen Personen oder Güter von einer Quelle zu einem Ziel bewegt werden.“ Während eine Transportkette somit ein geschlossenes System darstellt, liegt die Besonderheit des Verkehrs darin, dass es sich um ein makrologistisches Phänomen handelt. DIN 30 781 definiert den Verkehr als „die Gesamtheit der Ortsveränderung von Fußgängern, der Fahrten und Reisen von Personen, des Versandes von Gütern und der damit zusammenhängenden Ortsveränderungen von Fahrzeugen.“ Der Verkehr ist somit die gesamtwirtschaftliche Verknüpfung von Transporten zuzüglich aller Ortsüberwindungen von Informationen. 16 Beispiel: Versenden einer Nachricht, Taxi-/Kurierfahrt Eine Nachricht soll vom Versender A zum Empfänger B übermittelt werden; 1.) hierfür wird ein Telefonat genutzt, es entsteht kein Verkehr, 2.) hierfür bewegt sich der Versender zu Fuß zum Empfänger, er nutzt Mobilität und verursacht Verkehr 3.) hierfür wird ein Taxi bestellt, das den Versender (samt der Nachricht) zum Empfänger transportiert, nutzt Mobilität und es entsteht Verkehr bei Anreise; Parken (warten), Transport und Rückfahrt Verkehr Verkehr Verkehr Verkehr A Transport B Verkehr Während somit viele Bereiche des Transports und Verkehrs identisch sind und die Unterscheidung nur nach dem Blickwinkel des Betrachters getroffen werden kann, so gibt es auch deutliche Unterscheidungsmerkmale. Die wichtigsten sind: Die Menge der Ortsveränderungen: Während ein Transport nur eine einzelne Ortsveränderung umfasst, betrachtet der Verkehr die Gesamtheit der Ortsveränderungen z.B. in einer Region oder zwischen zwei Regionen Passive oder aktive Ortsveränderungen: Transport betrachtet nur passive Ortsveränderungen mit manuellen oder technischen Mitteln, Verkehr auch aktive Ortsveränderungen (Fußgänger) Ortsveränderungen leerer Fahrzeuge: Diese stellen keinen Transport dar, wohl aber Verkehr 18 Ordnungsmerkmale des Verkehrs I Gegenstand: Personen-, Güter-, Telekommunikations-, Energieverkehr Raum: Stadt, Stadt-Umland, Regionalverkehr; binnenländischer Verkehr, grenzüberschreitender Verkehr, Durchgangsverkehr (Transit-) Entfernung: Nah- und Fernverkehr Gebiet: Quell-, Ziel-, Durchgangs-, Binnenverkehr Einstrahlender, ausstrahlender Verkehr Zeit: (Spitzen) Stunden-, Tages-, Nacht-, werktäglicher -, Sonn- und Feiertagsverkehr, saisonaler Verkehr, DTV, Ganglinien (Tag, Woche, Jahr) 19 Ordnungsmerkmale des Verkehrs II Verkehrsweg: Straße, Schiene, Wasserstraße (Binnenwasserstraße, Seeweg) (Luftkorridor), Leitungstrasse, Funktrasse Verkehrsmittel Fuß, Pferd, Rad, Kraftfahrzeug; Bahn, Bus, Schiff; Flugzeug; Leitung, Welle, Zustand (Straßenverkehr) ruhender Verkehr, fließender Verkehr, arbeitender Verkehr Motiv/Zweck Berufs-; Wirtschafts-, Dienstleistungs-, Lieferverkehr; Schüler-, Ausbildungsverkehr; Einkaufs-; Begleitverkehr; Freizeit-, Naherholungs-, Wochenenderholungs-, Urlaubsverkehr; Eigentum, Zugänglichkeit: IV, ÖV, gewerblicher Verkehr, Werkverkehr Müller Städtebau; Handwörterbuch der Raumordnung, ARL; Verkehr in Zahlen 20 Verkehrswirtschaftliche Fragestellungen Angebote machen Alternativen (potentieller Mobilität) darstellen Transport optimieren Auslastung erhöhen Verkehrsmitteleinsatz optimieren /Allokation Mathematische Verkehr reduzieren Optimierung Strecken optimieren (Savings) (unnötige) Wege reduzieren Verkehrsmittelbestand verringern Befriedigung von allgemeinen Mobilitätsbedürfnissen Integration von Staat und Gesellschaft Funktionen des Grundlage für Arbeitsteilung und wirtschaftliche Entwicklung Verkehrs Raumerschließung Mittel für Rationalisierung und Wachstum Funktionen des Verkehrs Integration von Staat und Gesellschaft Einheitliches Staatsgefüge / gleichwertige Lebensbedingungen Gesellschaftliche Teilhabe Basis für Chancengleichheit Daseinsvorsorge Quelle: Grandjot, H.-H., Bernecker, T. (2014),Verkehrspolitik, S. 36 23 Funktionen des Verkehrs Grundlage für Arbeitsteilung und wirtschaftliche Entwicklung Prinzip der Arbeitsteilung Produkt muss zum Kunden, Arbeitnehmer zum Arbeitsplatz 24 www.nrw.pendlernetz.de Funktionen des Verkehrs Raumerschließung / Teilhabe von Unternehmen an der wirtschaftlichen Entwicklung Standortwahl (Faktorkosten) Outsourcing (Netzwerk) Globalisierung (Teilhabe) Quelle: Grandjot, H.-H., Bernecker, T. (2014),Verkehrspolitik, S. 36 25

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