Soziale Arbeit in der Industrialisierung PDF

Summary

Dieses Dokument behandelt die soziale Arbeit in der Industrialisierung und verschiedene Aspekte wie die Industrielle Revolution, die Sozialpolitik, und die Gründung von Spitzenverbänden. Es gibt eine Diskussion über das Elberfelder und das Straßburger System und die Bismarcksche Sozialgesetzgebung. Es beinhaltet auch ein Kapitel über die Reformpädagogik sowie Biographien von Pädagogen der Neuzeit

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soziale Arbeit in der Industrialisierung ausgewählte Aspekte Industrielle Revolution „Industrielle Revolution bezeichnet den rapiden und sozial spannungsreichen Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft. Dieser Prozess ging Ende des 18. Jh. von GBR...

soziale Arbeit in der Industrialisierung ausgewählte Aspekte Industrielle Revolution „Industrielle Revolution bezeichnet den rapiden und sozial spannungsreichen Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft. Dieser Prozess ging Ende des 18. Jh. von GBR aus, wurde ermöglicht durch zahlreiche technische Erfindungen (Dampfmaschine, Verfahren zur Eisen- und Stahlgewinnung etc.) und wurde vorangetrieben durch den rasch zunehmenden Export industriell gefertigter Güter. Bevor diese Entwicklungen eine allgemeine Anhebung des Lebensstandards bewirkten, vergrößerte sich zunächst die Kluft zwischen einer besitzlosen Arbeiterschaft und den über Produktionsmittel und -kapital verfügenden Fabrikanten (Kapitalisten). Die unkontrollierte Ausbeutung der Arbeitskraft (Kinderarbeit, fehlende Absicherung bei Unfällen, überlange Arbeitszeiten etc.) sowie die soziale Verelendung (Entwurzelung, Krankheit, Not) führten schließlich zu politisch erfolgreichen Gegenbewegungen (Gewerkschaften, Arbeiterparteien), die bei allen Veränderungen bis heute prägenden Einfluss auf das politische Leben haben.“ (Schubert/Klein 2020) Soziale Frage und Soziale Bewegungen  „Im 19. Jh. entstandener Begriff für die Verelendung der arbeitenden Klasse und insb. der Industriearbeiterschaft. Die unterschiedlichen (sozialkonservativen, christlichen, sozialistischen) Lösungsversuche zur sozialen Frage führten zur Entwicklung der modernen Sozialpolitik und trugen zum Aufbau des sozialen Wohlfahrtsstaates bei.“ (Schubert/Klein 2020)  „Soziale Bewegungen entstehen aufgrund (gravierender) gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Veränderungen, reagieren auf Missstände und propagieren oft eigene (gesellschaftliche, wirtschaftliche, politische) Gegenentwürfe.“ (ebd.)  Als wichtige Bewegungen gelten beispielsweise die Arbeiterbewegung, Frauenbewegung, Jugendbewegung oder Sozialdemokratie und die damit verbundenen Interessengruppen (z.B. Gewerkschaften), Parteien (z.B. Sozialdemokratische Arbeiterpartei) und Vereine (z.B. Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein) Das Elberfelder System  Ein Beispiel für städtisch organisierte Armenhilfe im Zeitalter der Industrialisierung war das Elberfelder System. Elberfeld (heute ein Stadtbezirk in Wuppertal) war ein Standort der Textilproduktion und daher vom Pauperismus (laut Duden: „Massenarmut des 19. Jahrhunderts, die zu Verelendung und sozialen Unruhen führt“) besonders betroffen.  Das Elberfelder System (1853) war u.a. charakterisiert durch:  Dezentralisierung (z.B. Einteilung in Bezirke und Quartiere)  Individualisierung (z.B. Ermittlung des Hilfebedarfs)  Einsatz von ehrenamtlichen Armenpflegern  Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe, denn die Hilfeleistungen wurden zunächst auf zwei Wochen begrenzt und mussten dann erneut beantragt werden Das Straßburger System  Das eben genannte Elberfelder System war Vorbild für andere Städte. Ein Beispiel für eine Weiterentwicklung dieses Modells ist das Straßburger System.  Das Straßburger System (1905) war u.a. charakterisiert durch:  Zentralisierung der Sozialadministration  Einsatz von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Armenpflegern  Administrative Kontrolle von Bedürftigkeit und Berechtigung (z.B. Hilfe und Kontrolle)  Die Trennung von der Ermittlung des Hilfebedarfs und der Hilfeleistung vor Ort (durch ehrenamtliche Armenpfleger) sowie der Entscheidung über eben jene Hilfeleistungen (durch hauptamtliche Armenpfleger in der Verwaltung ) Bismarcksche Sozialgesetzgebung Als Reaktion auf die Kaiserliche Botschaft von 1881, in welcher die Einführung einer Sozialversicherung gefordert wurde, und als Antwort auf die soziale Not der Arbeiter, den politischen Einfluss der Arbeiterbewegung, aber auch aus Angst vor sozialen Unruhen (z.B. Revolution) führte Reichskanzler Otto von Bismarck 1883 die Kranken-, 1884 die Unfall-, 1889 die Alters- und Invaliditäts- sowie 1891 die Rentenversicherung ein. Diese gilt als Grundlage des heutigen Sozialstaats. Gründung der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege „Ab Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte die Gründung der Spitzenverbände, die auch heute noch die Strukturen der Freien Wohlfahrtspflege bestimmen. Diese organisatorische Zusammenfassung von privaten Einzelhilfen geschah in einer Zeit, die auch geprägt war durch Massennotstände und Kriege, vor allem aber durch die negativen sozialen Folgen der ersten Industrialisierungsphase. In dieser Zeit entwickelte sich die staatliche Armenpflege (kein Rechtsanspruch) hin zur Fürsorge (gesetzlich geregelt). Auch die Freie Wohlfahrtspflege wurde nunmehr nachhaltig geprägt durch Impulse aus den sozialen Reformbewegungen jener Zeit: Arbeiterbewegung - beginnende Frauenbewegung - Jugendbewegung - Reformpädagogik - Erneuerungsbewegungen in den Kirchen.“ (BAGFW) Gründung der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege  Im 19. und 20. Jahrhundert werden Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege gegründet, die bis heute bestehen:  Central-Ausschuß für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche (1848) als Vorläufer des Diakonischen Werks der EKD (1957, heute Diakonie Deutschland  Deutscher Caritasverband (1897)  Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden (1917)  Arbeiterwohlfahrt (1919)  Die Vaterländischen Frauenvereine vom Roten Kreuz (1866) als Vorläufer des Deutschen Roten Kreuzes (1921)  Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband (1924) Reformpädagogik „Die sog. Reformpädagogik (auch „Reformpädagogische Bewegung“ oder „Pädagogische Bewegung“) entwickelte sich aus einem kritischen Blick auf eine bestehende Erziehungs- und Bildungskultur, die von der patriarchalisch-autoritären Gesellschaft der Zeit um 1900 geprägt war. Den aus dem Bürgertum stammenden Reformern ging es um neue Erziehungsformen, die sich an den Bedürfnissen und den Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen ausrichteten. […] Die aus dem Bürgertum kommenden Reformer waren sich weitgehend einig in ihrer Distanz gegenüber bestimmten Erscheinungsformen der Gesellschaft (Repression, Vermassung, Überorganisation, Technisierung) und der Wissenschaft (Lebensferne, Rationalismus, Intellektualismus).“ (Hierdies 2020) Pädagogen der Neuzeit Friedrich Fröbel (1782-1852) war Erzieher und gilt als Erfinder des Kindergartens. Dort stellte er Spiel und Bewegung in den Mittelpunkt seiner Pädagogik und entwickelte Spielmaterialien für Kinder (z.B. Ball, Kugel, Würfel). Johann Hinrich Wichern (1808-1881) war Theologe und Sozialpädagoge. Er gilt als einer der Väter der deutschen Rettungshausbewegung und gründete das Rauhe Haus in Hamburg zur „Rettung verwahrloster und schwer erziehbarer Kinder“, ein Vorläufer der Heimerziehung

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