Einführung in die Soziale Arbeit (A. Grundlagen Sozialer Arbeit als Wissenschaft) PDF

Summary

This textbook, Introduction to Social Work (edited by Mennemann and Dummann), provides an overview of social work as a field of study, exploring its content and different dimensions. The text covers the subject's breadth and aims to familiarize the readers with fundamental concepts in the context of social work education.

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Mennemann, H. & Dummann, J. (2020): Einführung in die Soziale Arbeit. NOMOS. S. 13-27 Bitte lesen Sie den Text und bearbeiten die Aufgaben auf S. 27....

Mennemann, H. & Dummann, J. (2020): Einführung in die Soziale Arbeit. NOMOS. S. 13-27 Bitte lesen Sie den Text und bearbeiten die Aufgaben auf S. 27. A. Grundlagen Sozialer Arbeit als Wissenschaft I. Soziale Arbeit als Studium Soziale Arbeit ist ein spannendes und vielfältiges Studium. Mit einem ersten Blick in unterschiedliche Handbücher zu Bachelorstudiengängen (BA) in der Sozialen Arbeit fällt auf, dass Studierende dieses Faches viele unterschiedliche Disziplinen im Laufe ihres Studiums kennenlernen und sowohl an der Hochschule als auch in der Praxis Teile ihres Studiums absolvieren. Dabei richtet sich unser Blick auf Stu- diengänge, in denen Soziale Arbeit der alleinige Studieninhalt ist und nicht aus- schließlich ein Schwerpunkt, der im Rahmen einer anderen Disziplin studiert wird, wie es z. B. in der Erziehungswissenschaft oder der Soziologie der Fall ist. Diese Studiengänge werden vor allem an (Fach-)Hochschulen angeboten (vgl. Kap. A.II, Geschichte der Sozialen Arbeit). Hier wird im Diskurs der Lehrenden, Studierenden sowie Vertreter*innen der Praxis, die häufig an den Hochschulen als Lehrbeauftragte oder Referent*innen in Vorlesungen und Seminaren tätig sind, eine eigene wissenschaftliche Sprache Sozialer Arbeit mit eigenen Fachbegriffen ausgebildet und im steten Prozess weiterentwickelt sowie vermittelt. Die Entwick- lungen im Hochschulbereich, die die Bachelor- und Master-Abschlüsse unabhän- gig von ihrem Erwerb an einer Universität oder (Fach-)Hochschule als gleichwer- tig erachten, sind für die Ausbildung einer eigenen wissenschaftlichen Sprache för- derlich. Damit werden die Möglichkeiten erweitert, in der Sozialen Arbeit auch den eigenen wissenschaftlichen Nachwuchs im Fachdiskurs auszubilden (s. Kap. A.II). Im ersten Kapitel dieses Buches stellen wir uns die Frage, ob es angesichts der Vielfältigkeit der Lehrinhalte zentrale, fachspezifische Inhaltsbereiche Sozialer Ar- beit gibt, die sie von anderen Berufen und Wissenschaften unterscheiden. Wir um- kreisen die relevanten Inhalte Sozialer Arbeit in mehreren spiralförmigen Bahnen Copyright © 2020. Nomos Verlagsgesellschaft. All rights reserved. wie eine Kugel, die in einem Trichter am oberen Rand beginnend zunächst häufig um das Zentrum kreist, und wollen erste Antworten finden, um uns dem Inhalt, über den wir sprechen, Soziale Arbeit als Wissenschaft, vom Rande her Schritt für Schritt anzunähern. Danach definieren wir erste Fachbegriffe, um uns eine ge- meinsame Grundlage des Verstehens zu erarbeiten, und wenden uns im Anschluss der Sozialen Arbeit als Studium, dem Studieren sowie dem Aufbau und den Zielen des Studiums zu, um schließlich erste inhaltliche Beschreibungsversuche vorzuneh- men, die im weiteren Verlauf des Buches konkretisiert werden. Diese vorsichtige Herangehensweise ermöglicht den Studierenden, sich vielen unterschiedlichen Zu- gangswegen, Beschreibungen und Erklärungen Sozialer Arbeit zuzuwenden. Stu- dierende sind aufgefordert, Anknüpfungspunkte für sich herauszuarbeiten bezie- hungsweise „gedankliche Anker“ zu werfen, um ein eigenes Verständnis von dem aufzubauen, was Soziale Arbeit letztendlich ausmacht. Auf diese Weise können vorhandene Definitionen besser begriffen, mit Inhalt gefüllt werden. Die Vielfäl- tigkeit möglicher Zugänge macht Soziale Arbeit zu einem interessanten und in- haltsreichen Studium. Mennemann, Hugo, and Jörn Dummann. Einführung in die Soziale Arbeit, Nomos Verlagsgesellschaft, 2020. ProQuest Ebook 13 Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/bsp/detail.action?docID=6405207. Created from bsp on 2024-10-17 10:31:00. A. Grundlagen Sozialer Arbeit als Wissenschaft 1. Inhalte Sozialer Arbeit In den zwei Worten „Soziale Arbeit“, die wir als Zusammenschluss der Inhaltsberei- che und früheren Diplomstudiengänge Sozialpädagogik und Sozialarbeit verstehen, steckt bereits der Hinweis, dass wir es in dieser Wissenschaft mit dem Bemühen um bewusste Gestaltungsmöglichkeiten des Zusammenlebens von Menschen zu tun ha- ben. Das Adjektiv „sozial“ (lat. socialis) hat zwei Bedeutungsebenen − eine beschrei- bende (deskriptive) und eine wertende (evaluative), die beide im heutigen allgemei- nen Sprachgebrauch und auch für Soziale Arbeit im wissenschaftlichen Kontext von Bedeutung sind. „Sozial“ beschreibt, wie mehrere Menschen sich aufeinander bezie- hen, miteinander verbunden sind und zusammenleben. Bewertend bezeichnet es, dass Menschen grundsätzlich in der Lage und bereit sind, ihren Blick auf andere Menschen zu richten, ihnen hilfsbereit und barmherzig zu begegnen. Während im wissenschaftlichen Kontext das Miteinander von Menschen in unmittelbarer Begeg- nung (Mikroebene), in Organisationen (Mesoebene) und angesichts gesellschaftli- cher Strukturen (Makroebene) beschrieben und erklärt wird, spiegelt sich in der um- gangssprachlichen Redewendung „Du bist sozial eingestellt“ die positiv besetzte, be- wertende Wortbedeutung wieder, die den Blick für Mitmenschen, die Bereitschaft zur Gestaltung des sozialen Miteinanders und der Hilfe für Andere (Hilfsbereit- schaft) meint. Und in der Tat: Helfen wollen ist häufig eine der Hauptmotivationen, Soziale Arbeit zu studieren. Was dies allerdings in einem professionellen Kontext be- deutet und inwiefern sich professionelle Hilfe grundlegend von einem Alltagsver- ständnis von Hilfsbereitschaft unterscheidet, wird noch zu erläutern sein (s. Kap. A.IV, Charakteristika und Handlungsparadoxien). Das Wort „Arbeit“ deutet darauf hin, dass es um aktives Handeln − hier im sozia- len Kontext − geht. Soziale Arbeit ist auch als Wissenschaft auf die Frage nach Handlungsmöglichkeiten ausgerichtet. Spezielle Handlungsformen Sozialer Arbeit werden später erläutert (s. Kap. C.I, Leitbegriffe und Kap. C.2, Methoden Sozialer Copyright © 2020. Nomos Verlagsgesellschaft. All rights reserved. Arbeit). So können wir bereits an dieser Stelle festhalten: „ Soziale Arbeit als Wissenschaft beschäftigt sich mit Menschen, denen Hilfe zu- kommen soll. „ Soziale Arbeit hält handlungsorientiert Ausschau nach bewussten und gezielten Unterstützungsmöglichkeiten für andere Menschen. „ Der primäre Blickwinkel Sozialer Arbeit bezieht sich auf die Beschreibung, Er- klärung und die Gestaltung des sozialen Miteinanders, der Verbundenheit der Menschen oder ihres Zusammenlebens. Bereits an dieser Stelle der Ausführungen zeichnen sich besondere Herausforde- rungen für Soziale Arbeit als Wissenschaft ab. Denn was sollte komplexer sein, als die Lebenswirklichkeit nicht nur eines Menschen, sondern mehrerer Menschen zu beschreiben und zudem noch gezielt und begründet in ihr handeln zu wollen? Aus der Betrachtung der eigenen Lebenswirklichkeit – etwa dem Zusammenleben mit den Eltern sowie den Erfahrungen in Freundeskreisen und anderen sozialen Kon- texten – wird schnell deutlich, dass kausales (lat. causa, Ursache, Grund) Denken, 14 and Jörn Dummann. Einführung in die Soziale Arbeit, Nomos Verlagsgesellschaft, 2020. ProQuest Ebook Mennemann, Hugo, Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/bsp/detail.action?docID=6405207. Created from bsp on 2024-10-17 10:31:00. I. Soziale Arbeit als Studium also der Versuch, eine Aktion (z. B. ein gezieltes Eingreifen von Eltern) als Ursache für eine bestimmte und nach Möglichkeit vorhersagbare Reaktion (z. B. ein be- stimmtes, dauerhaftes Verhalten bei den Kindern) zu begreifen, allerhöchstens einen sehr begrenzten Vorhersage- und Erklärungswert haben. Das Verhalten von Menschen hat vielfältige Ursachen und kann nur im Zusammenwirken unter- schiedlicher Faktoren verstanden werden. Dieser Umstand beziehungsweise diese Grundbedingung Sozialer Arbeit wird noch ausführlich erläutert (Kap. A.IV, Cha- rakteristika und Handlungsparadoxien) und bei den theoretischen Zugängen be- rücksichtigt (Kap. B.I, Funktionen und Ebenen von Theorien). Die Anforderung möglichst zielorientiert, präzise und nachvollziehbar im sozialen Kontext zu han- deln, ist extrem hoch. Sie gleicht einem generalistischen Anspruch, das Gesamte der Lebenswirklichkeit erfassen und gezielt (mit-)gestalten zu wollen. Es ist ein für Soziale Arbeit notwendiges und doch zugleich unmögliches Unterfangen. Dieser Umstand führt zu der Rede von einer positiv bewerteten, „generalistischen“ oder negativ konnotierten, „unscharfen“ Disziplin. Dabei steht Soziale Arbeit nicht allein mit dem Anspruch, sich dem Menschen zu- wenden zu wollen. Es gibt vielfältige wissenschaftliche Zugangswege zur Lebens- wirklichkeit von Menschen. Diese sind für die Soziale Arbeit grundsätzlich relevant. Diese unterschiedlichen disziplinären Bezüge sind im Studium der Sozialen Arbeit vertreten und werden in der Regel von Kolleg*innen gelehrt, die diese Disziplinen studiert und dort ihre wissenschaftliche Identität ausgebildet haben. Häufig sind dies die Erziehungswissenschaft, die Medienwissenschaft, die Medizin, die Politik, die Philosophie, die Psychologie, die Rechtswissenschaft, die Soziologie sowie − an Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft − die Theologie. Wurden in den früheren Diplomstudiengängen Grundlagen dieser Disziplinen für die Soziale Arbeit fächer- bezogen gelehrt, so finden sich in den Bachelorstudiengängen die verschiedenen Zu- gänge themenbezogen in unterschiedlichen Inhaltsbereichen wieder, die in Vorlesun- gen und Seminaren studiert werden. Viele Stellen für Lehrende werden heute in Teil- Copyright © 2020. Nomos Verlagsgesellschaft. All rights reserved. bereichen der Disziplinen ausgeschrieben oder sie decken für die Soziale Arbeit rele- vante, z. B. methodische Teilbereiche ab, wie z. B. Ethik (als Teilbereich der Philoso- phie oder Theologie) oder Gruppenarbeit (als methodisch relevanter Teilbereich So- zialer Arbeit). Daneben haben die (Fach-)Hochschulen zusehends den Bereich der Theorien und Konzepte der Sozialen Arbeit ausgebildet, einen Inhaltsbereich, der den „Kern“ Sozialer Arbeit und folglich eine eigene Identität ausdrücken soll – so- wohl in der Lehre, im Curriculum der Studiengänge als auch in der Besetzung von Professor*innenstellen. Häufig wurde dieser Kernbereich Sozialer Arbeit zunächst praxisnah mit „Lehrenden mit besonderen Aufgaben“ besetzt, die weniger im wis- senschaftlichen Kontext ausgewiesen waren, beispielsweise in Form einer Promoti- on, sondern vielmehr umfangreiche Praxiserfahrung mitbrachten und eine praxisbe- zogene Identität vermitteln konnten. Diese Kolleg*innen hatten keine Stelle als Pro- fessor*in inne. Dies führte in vielen Fachbereichen zu fachlichen Ungleichgewichten und Benachteiligungen der Lehrenden mit besonderen Aufgaben. Die meisten Hoch- schulen sind konsequent dazu übergegangen, auslaufende Stellen von Lehrenden mit besonderen Aufgaben bei Neubesetzungen in Professor*innenstellen zu überführen. Damit gibt es eine immer größer werdende Anzahl an Kolleg*innen, die eingestellt sind, um Soziale Arbeit zu lehren und weiterzuentwickeln. Dies führt zu einem ver- Mennemann, Hugo, and Jörn Dummann. Einführung in die Soziale Arbeit, Nomos Verlagsgesellschaft, 2020. ProQuest Ebook 15 Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/bsp/detail.action?docID=6405207. Created from bsp on 2024-10-17 10:31:00. A. Grundlagen Sozialer Arbeit als Wissenschaft stärkten, wissenschaftlichen Selbstverständnis Sozialer Arbeit, das sich in der Viel- zahl von Forschungsaktivitäten (Kap. B.IV, Forschung in der Sozialen Arbeit) und in der Lehre ausdrückt. Der Weg von praxisnaher Lehre hin zu einem stärker theorie- und forschungsorientiertem Selbstverständnis an den (Fach-)Hochschulen wird da- mit spürbar beschritten. Im Ergebnis zeigt sich für Studierende ein „buntes Bild“ im Kollegium der Dozie- renden, die im Studiengang Soziale Arbeit hauptberuflich lehren: Es kommen Pro- fessor*innen mit unterschiedlicher disziplinärer Herkunft und Identität zusam- men. Dadurch ergeben sich vielfältige Blickwinkel auf Soziale Arbeit − aus der Perspektive anderer (Bezugs-)Disziplinen sowie aus dem Selbstverständnis Sozialer Arbeit heraus. Alle Lehrenden tragen zum wissenschaftlichen Diskurs bei. Ob die jeweilige Perspektive auf das Fach von innen (intrinsisch) eingenommen wird, d. h. aus einer begriffenen und gelebten Identität und einem definierten Verständnis von Sozialer Arbeit, oder von außen (extrinsisch), d. h. aus dem Blickwinkel einer Bezugsdisziplin auf die Soziale Arbeit, hängt von den jeweilig Lehrenden ab und ist sehr unterschiedlich. Alle Lehrenden sehen sich der vielfältigen Aufgabe gegen- übergestellt, nicht die Grundlagen einer Bezugsdisziplin, sondern für die Soziale Arbeit relevante Inhalte aus der Perspektive einer bestimmten Disziplin zu lehren. Unabhängig von der disziplinären Herkunft benötigen alle Lehrenden ein Ver- ständnis von Sozialer Arbeit. Für Studierende ist es hilfreich, sich zu informieren, welche disziplinäre und handlungsfeldbezogene Herkunft sowie welche (z. B. ver- öffentlichten) Themenschwerpunkte Lehrende haben, um den jeweiligen, spezifi- schen Zugang zur Sozialen Arbeit besser verstehen zu können. Bereits an dieser Stelle können wir feststellen, dass es offensichtlich viele unter- schiedliche Theorien und Konzepte der Sozialen Arbeit gibt. Diese haben zum Teil ihren Ursprung in unterschiedlichen Disziplinen und haben von dort ihren Weg in den wissenschaftlichen Diskurs Sozialer Arbeit gefunden. Diese Bezugstheorien Copyright © 2020. Nomos Verlagsgesellschaft. All rights reserved. sind wiederum in unterschiedlichen Grundannahmen von Zugangsmöglichkeiten zur Wirklichkeit (Erkenntnistheorien, s. Kap. B.I, Ebenen von Theorien) verortet und lassen sich nicht innerhalb eines Verständnisses von Wirklichkeit oder einer Theorie zusammenführen. Die unterschiedlichen Fachbegriffe, die den Diskurs der Sozialen Arbeit prägen, greifen nicht ineinander, vielmehr stehen sie häufig neben- einander und bezeichnen auf unterschiedliche Art und Weise denselben Inhalt. Ein erster identitätsstiftender „Kern“ Sozialer Arbeit lässt sich zwar weder aus einer Zusammenführung aller Theorien noch logisch ableitend aus dem „Gegen- stand“ herausarbeiten. Dazu ist dieser, die Wirklichkeit von Menschen, die Hilfe benötigen, zu vielfältig. Ein „Kern“ lässt sich aber mit Blick auf zentrale Inhalts- bereiche Sozialer Arbeit formulieren. Die Bereiche, zu denen Theorien Sozialer Ar- beit etwas sagen, ließen sich über eine ausführliche Betrachtung unterschiedlicher Theorien Sozialer Arbeit ausfindig machen. Wir gehen jedoch einen kürzeren Weg und versuchen über eine Ordnung von Fachbegriffen, die im wissenschaftlichen Diskurs den Studierenden schnell begegnen, die zentralen Inhaltsbereiche Sozialer Arbeit ausfindig zu machen. 16 and Jörn Dummann. Einführung in die Soziale Arbeit, Nomos Verlagsgesellschaft, 2020. ProQuest Ebook Mennemann, Hugo, Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/bsp/detail.action?docID=6405207. Created from bsp on 2024-10-17 10:31:00. I. Soziale Arbeit als Studium Eine erste, assoziative Sammlung häufig verwandter Fachbegriffe ist Folgende: Helfen, komplexe, psycho-soziale Hilfesituation, Lebenswelt, Individuum, soziale Umwelt, Gesellschaft, System, Subjekt, psycho-soziale Krise, Biographie und Ent- wicklung, soziales Problem, sozialpädagogischer Ort, Sozialplanung, Menschen- rechte, professionelle Beziehung, Ressourcen, Empowerment, Hilfe zur Selbsthilfe, Armut, Teilhabe, Integration und Inklusion, Fallverstehen, soziale Diagnose, Ein- zelfallarbeit, Gruppenarbeit, Gemeinwesenarbeit, Theorien, Konzepte, Methoden und Verfahren. Diese Liste ließe sich schnell erweitern. An dieser Stelle soll sie ausreichen, um sie mit Blick auf bezeichnete Gegenstandsbereiche zu ordnen. Es fällt auf, dass es Begriffe gibt, die Aussagen über die Zielgruppe beziehungsweise Adressat*innen Sozialer Arbeit treffen. Andere Begriffe erörtern den (gesellschaft- lichen) Auftrag beziehungsweise die Zielsetzung oder sie treffen Aussagen über Handlungsweisen Sozialer Arbeit (diese Einteilung ist zumindest eine sinnvoll mögliche): „ komplexe, psycho-soziale Hilfesituation, Individuum und seine soziale Umwelt, Subjekt, psycho-soziale Krise, Ressourcen, Biographie und Entwicklung sind Begriffe, die Aussagen über den „Gegenstand“, die Zielgruppe oder Adres- sat*innen Sozialer Arbeit beinhalten; „ soziales Problem, Armut, Teilhabe, Integration, Inklusion zielen schwerpunkt- mäßig auf Aufgabenbeschreibungen Sozialer Arbeit im gesellschaftlichen Kon- text; „ professionelle Beziehung, Hilfe zur Selbsthilfe, Fallverstehen, soziale Diagnose, Einzelfallarbeit, Gruppenarbeit, Gemeinwesenarbeit, sozialpädagogischer Ort, Sozialplanung kennzeichnen Handlungsmöglichkeiten Sozialer Arbeit. Einige Begriffe lassen sich allen drei Inhaltsbereichen als Grundverständnis zuord- nen: Lebenswelt, System, Menschenrechte und auch Empowerment. Sie haben Grundhaltungen, Verständnisweisen von der Zielgruppe Sozialer Arbeit, dem Auf- Copyright © 2020. Nomos Verlagsgesellschaft. All rights reserved. trag und Formen von Handlungen zur Folge. Zudem lassen sich wissenschaftliche Unterscheidungsbegriffe ausfindig machen: Theorien, Konzepte, Methoden, Verfahren, Praxis beziehungsweise Forschung. Ein erster „Kern“ Sozialer Arbeit, so können wir festhalten, lässt sich zwar nicht über ein einziges Theorieverständnis, wohl aber über Inhaltsbereiche be- nennen, zu denen Theorien Sozialer Arbeit in unterschiedlicher Weise Aussagen treffen. Die Inhaltsbereiche umfassen Aussagen über „ das Verständnis von Adressat*in beziehungsweise der Adressat*innengruppe und dem sozialen Umfeld, „ den Auftrag und die Zielsetzung Sozialer Arbeit im gesellschaftlichen Kon- text, sowie „ Handlungsweisen Sozialer Arbeit, ihre (ethischen) Voraussetzungen, For- men, Begrenzungen und die Professionalisierung Sozialer Arbeit. Mennemann, Hugo, and Jörn Dummann. Einführung in die Soziale Arbeit, Nomos Verlagsgesellschaft, 2020. ProQuest Ebook 17 Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/bsp/detail.action?docID=6405207. Created from bsp on 2024-10-17 10:31:00. A. Grundlagen Sozialer Arbeit als Wissenschaft Die für die Soziale Arbeit relevanten Inhalte, wie die Frage nach dem Verständnis vom Menschen, sind nicht exklusiv: Auch andere Disziplinen widmen sich, wie bereits ausgeführt, denselben Fragen. Dies führt dazu, dass die Inhaltsbereiche der Sozialen Arbeit nicht definitorisch abgegrenzt werden können zu denen anderer Disziplinen, vielmehr handelt es sich um Bereiche, die sich bezüglich ihrer Zustän- digkeit (im interdisziplinären Sinne) überschneiden. Es gibt beispielsweise The- menbereiche der Philosophie, die sehr weit weg sind von dem Interesse Sozialer Arbeit sowie Themenbereiche, die unmittelbar relevant sind. Unmittelbar relevant sind etwa das Verständnis vom Menschen, also anthropologische Erörterungen, oder Fragen nach gutem Handeln, also ethische Fragestellungen. Stellen wir uns nun vor, dass es einen Kernbereich Sozialer Arbeit gibt, in dem Theorien Aussagen treffen über Adressat*innen, den gesellschaftlichen Zusam- menhang beziehungsweise Auftrag und die Zielsetzung sowie über Handlungswei- sen, dann liefern die Bezugswissenschaften zu diesen Bereichen mit unterschiedli- cher Reichweite relevante Wissensbestände. Wissen über soziale Wirklichkeit erhält Soziale Arbeit außerdem über empirische, also erfahrungsbezogene, forschungsorientierte Zugänge. Die Relevanz der Theo- rien muss sich jeweils in der Praxis der unterschiedlichen Handlungsfelder erwei- sen. Zudem ist zu berücksichtigen, dass sich der Diskurs der Sozialen Arbeit im Laufe der Zeit verändert: Er hat eine Geschichte, einen derzeitigen Entwicklungsstand und bereits jetzt zeichnen sich neue Perspektiven, zentrale Inhalte und Fachbegrif- fe ab, die intensiv aufgegriffen und diskutiert werden. Je nachdem, welchen inhaltlichen Zugang die Theorien wählen, welche Akzente sie setzen, erhält Soziale Arbeit bildlich gesprochen ein spezifisches Gesicht. Dieses verändert sich und stellt sich unterschiedlich dar. Copyright © 2020. Nomos Verlagsgesellschaft. All rights reserved. Sozialmedizin Poli kwissenscha Theologie Soziologie Adressat Adressat Au rag, Ziel Umfeld, (Wer?) (Wer?) (Was? Wann?) Philosophie Psychologie Grundstruktur (spezifischer Diskurs) Theorien und Konzepte Sozialer Arbeit Geschichte Ͳ> Entwicklungsstand Ͳ> Perspek ven RechtsͲ wissenscha ErziehungsͲ Handlung, HandlungEthik wissenscha (Wie?Wo?) (Wie? Wo?) VerwaltungsͲ KulturͲ, MedienͲ wissenscha pädagogik Praxisforschung Supervision Praxis Sozialer Arbeit: vielfäl ge Handlungsfelder, Theorien und Konzepte 18 and Jörn Dummann. Einführung in die Soziale Arbeit, Nomos Verlagsgesellschaft, 2020. ProQuest Ebook Mennemann, Hugo, Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/bsp/detail.action?docID=6405207. Created from bsp on 2024-10-17 10:31:00. I. Soziale Arbeit als Studium Studierende lernen im Laufe ihres Studiums unterschiedliche Teilaspekte und auch verschiedene Gesichter der Sozialen Arbeit aufgrund der unterschiedlichen Zugän- ge und Schwerpunkte der Lehrenden kennen. Am Ende des Studiums steht dann in der Auseinandersetzung mit den Studieninhalten jeweils ein eigenes „Gesicht“ beziehungsweise ein eigenes Verständnis von Sozialer Arbeit, je nachdem welche Vertiefungen und Schwerpunkte die Studierenden wählen, welche theoretischen Zugänge ihnen liegen, welche Fragen sie mit Blick auf welche Handlungsfelder verfolgen … Wir können festhalten: Soziale Arbeit hat viele Bezugswissenschaften. Der Gegenstandsbereich Sozialer Arbeit lässt sich nicht über eine fachliche Definition eindeutig abgrenzen von den Inhalten anderer Disziplinen. Vielmehr sind diese notwendig für ein eigenes Verständnis Sozialer Arbeit. Es gibt viele unterschiedliche Theorien und Konzepte Sozialer Arbeit. Diese las- sen sich nicht in einer Theorie zusammenfassen, weil sie auf unterschiedliche Disziplinen und Erkenntnisweisen von der Wirklichkeit zurückgreifen, die mit- einander nicht vereinbar sind. So kommt es, dass Soziale Arbeit „viele Gesichter“ hat. Aber alle Theorien, die das Gesamt Sozialer Arbeit ausdrücken wollen, geben Antworten auf die Fra- gen: Wer ist der Adressat Sozialer Arbeit? Welchen Auftrag verfolgt Soziale Ar- beit mit welcher Zielsetzung? Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es? In dieser Zusammensetzung der Fragen beziehungsweise der aufeinander bezo- genen, relevanten Inhaltsbereiche erfährt Soziale Arbeit ihren eigenständigen disziplinären Kern, eine eigene Ordnung der Gedanken. Das Gegenstandsfeld kann beschrieben werden. Soziale Arbeit ist eine an der Unterstützung für Menschen orientierte Hand- Copyright © 2020. Nomos Verlagsgesellschaft. All rights reserved. lungswissenschaft, deren Blickwinkel auf das soziale Miteinander, „auf Bezie- hungen, in denen Menschen zu anderen Menschen stehen“ (Bendel 2015, S. 16), ausgerichtet ist. Wie sich der Mensch in seinem sozialen Umfeld begreifen lässt und in diesem han- deln kann, ist, wie bereits ausgeführt, je nach theoretischem Zugang unterschied- lich. Am Ende des ersten Teils dieses Buches unternehmen wir den Versuch, einige Theorien Sozialer Arbeit zusammenzuführen und ein mögliches, identitätsstiften- des Selbstverständnis Sozialer Arbeit in fachlicher Hinsicht eindeutig, nicht nur in Form von Inhaltsbereichen, zu benennen (s. Kap. A.6, Kern Sozialer Arbeit). 2. Erste Begriffsklärungen Im Folgenden sollen die benannten wissenschaftlichen Unterscheidungsbegriffe ge- klärt werden. Zu den bereits aufgezählten Begriffen − Theorien, Konzepte, Me- thoden und Verfahren – sind insbesondere die Begriffe Disziplin und Profession sowie auch der Begriff Empirie zu klären, um den Inhaltsbereich der Wissenschaft Sozialer Arbeit zu beschreiben. Schließlich beginnt die Definition Sozialer Arbeit der IASSW (International Association of schools of Social Work) und der IFSW Mennemann, Hugo, and Jörn Dummann. Einführung in die Soziale Arbeit, Nomos Verlagsgesellschaft, 2020. ProQuest Ebook 19 Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/bsp/detail.action?docID=6405207. Created from bsp on 2024-10-17 10:31:00. A. Grundlagen Sozialer Arbeit als Wissenschaft (International Federation of Social Workers, bei der auch der deutsche Berufsver- band für Soziale Arbeit (DBSH) Mitglied ist) mit der Feststellung: „Social work is a practice-based profession and an academic discipline...“ (vgl. ausführlicher Kap. A.2, Geschichte). Diese Feststellung, dass Soziale Arbeit nicht nur eine Profession, sondern auch eine eigenständige akademische Disziplin ist, ist für das Selbstver- ständnis Sozialer Arbeit und ihre zukünftige Entwicklung von zentraler Bedeu- tung. Dieser 2014 formulierte Selbstanspruch ist die unhintergehbare Basis Sozia- ler Arbeit als Wissenschaft und zugleich der formulierte Auftrag, der in der Zu- kunft immer weiter ausgefüllt und vertieft werden muss. Theorien (gr. theorein: anschauen, beobachten, betrachten; gr. theoria: Anschau- ung, Überlegung, Einsicht, wissenschaftliche Betrachtung) sind Anschauungsmög- lichkeiten von der Wirklichkeit. Sie beschreiben und begründen in sich logisch und stringent einen inhaltlichen Zusammenhang, der es erlaubt, Wirklichkeit zu erkennen. Dabei werden Fachbegriffe hergeleitet und verwandt, um den Inhalt möglichst klar und präzise für alle am Diskurs Teilnehmenden nachvollziehbar zu bezeichnen. Theorien klären den Zuständigkeits- und Aufgabenbereich einer Dis- ziplin sowie die Anforderungen an die Praxis. Konzepte (lat. concipere: erfassen) sind im Gegensatz zu Theorien immer hand- lungsbezogen. Sie beinhalten ein Anwendungswissen für praktisches, professionel- les Handeln. Für die Unterscheidung zwischen Konzepten, Methoden und Verfah- ren/Techniken schließen wir uns der Unterteilung von Geißler und Hege an: „Un- ter Konzepte verstehen wir ein Handlungsmodell, in welchem die Ziele, die Inhal- te, die Methoden und die Verfahren in einen sinnhaften Zusammenhang gebracht sind. Dieser Sinn stellt sich im Ausweis der Begründung und der Rechtfertigung dar“ (Geißler/Hege (11) 2006). Da disziplinbezogene Theorien der Sozialen Arbeit immer auch handlungsbezogen sind, werden sie in der Literatur sowohl als Theo- rien als auch als Konzepte bezeichnet. Konzepte beinhalten Methoden. Copyright © 2020. Nomos Verlagsgesellschaft. All rights reserved. Eine Methode (gr. methodos: Weg oder Gang einer Untersuchung) ist ein voraus- gedachter Plan beziehungsweise ein systematischer Komplex von Vorgehenswei- sen. Die klassischen drei Methoden der Sozialen Arbeit sind die Einzelfallhilfe, die Gruppenarbeit und die Gemeinwesenarbeit. Sie bedürfen jeweils einer konzeptuel- len bzw. theoretischen Verortung. Die drei klassischen Methoden sind in der Zwi- schenzeit erweitert worden, vor allem um organisationsbezogene und selbstreflexi- ve Methoden. Zudem gibt es immer mehr Methoden, die quer zu den drei klassi- schen Methoden liegen. Methoden beinhalten Techniken beziehungsweise Verfah- ren. Verfahren oder Techniken sind Einzelelemente von Methoden, z. B. Gesprächsfüh- rungsmethoden. Diese kommen im Rahmen der Methoden je nach konzeptuellem Hintergrund zum Einsatz. Beispielsweise ist die Psychoanalyse ein Konzept, das unter anderem die Methode der Konfliktanalyse kennt. Diese wiederum beinhaltet die Technik der Deutung. Oder: Die Feedback-Technik, die bestimmte Regeln kennt, wird innerhalb der Methode des Sensitivity Trainings im gruppendynamischen Konzept verwandt (vgl. Geißler/Hege (11) 2006). 20 and Jörn Dummann. Einführung in die Soziale Arbeit, Nomos Verlagsgesellschaft, 2020. ProQuest Ebook Mennemann, Hugo, Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/bsp/detail.action?docID=6405207. Created from bsp on 2024-10-17 10:31:00. I. Soziale Arbeit als Studium Zu beachten ist, dass dieselben Techniken in unterschiedlichen Methoden und die- se auch in unterschiedlichen Konzepten relevant sein können. Es ergeben sich kei- ne abgeschlossenen, ausschließlich aufeinander bezogenen Handlungsweisen von Konzepten über Methoden bis hin zu Verfahren. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass Handlungsformen nicht immer eindeutig beispielsweise als Konzept oder Methode ausgewiesen werden können und die Be- griffe Konzept und Methode in der Fachliteratur unterschiedlich, häufig inhalts- gleich (synonym) verwandt werden. Trotzdem macht die Unterscheidung der Be- griffe Sinn, um Handlungsformen in ihrer jeweiligen Bedeutung und Reichweite voneinander trennen zu können. Die Empirie (gr. empeiria: Erfahrung, Erfahrungswissen) bezeichnet schließlich die systematische, transparente und begründete Erhebung von Wissen, das aus der Er- fahrung – z. B. durch Beobachtung, Befragung oder Experimente – gewonnen wird. Ein besonderes Augenmerk richtet sich dabei auf die angewandten wissen- schaftlichen Methoden (Achtung: hier wird der Begriff der Methode nicht für Handlungsmethoden Sozialer Arbeit verwandt, sondern für wissenschaftliche „Wege“ bzw. Vorgehensweisen, also Forschungsmethoden, um verlässlich Er- kenntnisse über soziale Wirklichkeit zu erhalten). Diese sind einer wissenschaftli- chen Theorie zugeordnet und folgen bestimmten Kriterien, die ausgewiesen wer- den müssen, um das Ergebnis nachvollziehbar zu erläutern. Theorie und Empirie werden in der Regel als Begriffspaar verwandt, um sowohl die Unterschiedlichkeit als auch die Bezogenheit aufeinander deutlich zu machen: Empirische Untersu- chungen fußen im aktuellen Theoriediskurs der Disziplin und bereichern diesen mit ihren Ergebnissen. Und Theorien sind auf empirische Ergebnisse angewiesen, um ihre Gültigkeit für praktisches Handeln belegen zu können. Das Wort Disziplin (lat. disciplina: Lehre, Zucht, Schule) kennen wir auch aus dem Alltag: Diszipliniert etwas durchzuführen, bedeutet, sich in eine Ordnung Copyright © 2020. Nomos Verlagsgesellschaft. All rights reserved. hineinzubegeben und in dieser zu handeln. Disziplinen im wissenschaftlichen Kon- text meinen etwas Vergleichbares. Sie geben dem wissenschaftlichen Diskurs eine Ordnung. Sie grenzen diesen von anderen Disziplinen ab (wenn auch immer weni- ger ausschließend und klar definitorisch). Eine wissenschaftliche Disziplin besteht aus Theorien und diese entwickeln und erläutern Fachbegriffe. Die Fachbegriffe sind damit − eingelassen in Theorien − gleichsam die Säulen der Disziplin. Die Disziplin ist der Ort der Identität, der Herausbildung des Selbstverständnisses So- zialer Arbeit. Die Profession (lat. professio: Bekenntnis, Gewerbe, Beruf) meint hingegen den handlungs- und berufsbezogenen Teil Sozialer Arbeit. Der Wortstamm taucht auch in den Begriffen Professor*in und professionell auf. Er meint, in der Öffent- lichkeit zu dem zu stehen, was man sagt und tut, ein Bekenntnis abzulegen, und in einer spezifischen Bedeutung, einen Beruf auszuüben, also aufgrund eines Zertifi- kats anerkannt tätig sein zu dürfen. Die Profession der Sozialen Arbeit bezeichnet das Wissen über ihre Handlungsvollzüge. Sie bezieht sich reflektierend auf die professionelle Praxis. Ihre Hauptbestandteile sind Konzepte, Methoden und Ver- fahren. Mennemann, Hugo, and Jörn Dummann. Einführung in die Soziale Arbeit, Nomos Verlagsgesellschaft, 2020. ProQuest Ebook 21 Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/bsp/detail.action?docID=6405207. Created from bsp on 2024-10-17 10:31:00. A. Grundlagen Sozialer Arbeit als Wissenschaft Die Wissenschaft der Sozialen Arbeit umfasst die Disziplin und die Profession der Sozialen Arbeit. Sie besteht damit aus Theorien und Fachbegriffen, die empirische Ergebnisse aufnehmen und die handlungsorientiert weitergeführt in Konzepten, Methoden und Verfahren münden können. Die Begriffe Disziplin und Profession zum einen sowie Empirie, Theorie, Konzep- te, Methoden und Verfahren zum anderen sind als Unterscheidungsbegriffe nicht definitorisch klar voneinander abzugrenzen. Disziplinäre Diskurse gehen in pro- fessionsbezogene über und innerhalb der Profession werden disziplinbezogene In- halte erörtert. Konzepte basieren auf theoretischem Wissen und Theorien beinhal- ten häufig Konzeptwissen. Zudem werden nicht alle Begriffe in der Fachliteratur einheitlich verwandt. Das gilt insbesondere für die Unterscheidung der Begriffe Konzept und Methode, die häufig synonym, also gleichbedeutend verwandt wer- den. Fassen wir die bisherigen Aussagen in einer Graphik zusammen, so kann diese wie folgt aussehen: HochschulbezogeneErörterungen Disziplin Profession Theorien Konzepte Mensch Methoden DisziplinͲ Gesellschaft theorien Verfahren/Techniken Haltung Erkenntnis Intervention:professionelleHandlung Empirie Praxis Copyright © 2020. Nomos Verlagsgesellschaft. All rights reserved. professioneller Forschungsmethoden SozialerArbeit Disziplin Profession Zu beachten ist allerdings, dass die genannten Inhaltsbereiche ineinander überge- hen und sich nicht so exakt voneinander abgrenzen lassen, wie die Graphik dies nahelegt. Zudem gibt es auch Veranstaltungen, die die berufliche Praxis in die Hochschule holen: Beratungen werden beispielsweise in Seminaren durchgeführt und besprochen. 22 and Jörn Dummann. Einführung in die Soziale Arbeit, Nomos Verlagsgesellschaft, 2020. ProQuest Ebook Mennemann, Hugo, Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/bsp/detail.action?docID=6405207. Created from bsp on 2024-10-17 10:31:00. I. Soziale Arbeit als Studium Wir können festhalten: Ausgangs- und Zielpunkt der wissenschaftlichen Bemühungen ist professionelles Handeln (Praxis). Damit zeichnet sich Soziale Arbeit als Handlungs-, auf Hilfe für Menschen im sozialen Kontext bezogene Wissenschaft aus. Disziplintheorien führen zu einer Ordnung des gesamten Gegenstandsbereiches Sozialer Arbeit, sie sichern die Identität. Das Wissen der Theorien speist sich aus dem sich stets fortentwickelnden Diskurs sowie aus Forschungsergebnissen. Soziale Arbeit be- nötigt als handlungsbezogene Wissenschaft ein eigenes Verständnis von For- schung. Konzepte sind im Gegensatz zu Theorien notwendigerweise handlungs- bezogen. Es macht Sinn, Techniken und Verfahren als Bestandteile von Metho- den und Methoden als Bestandteile von Konzepten zu verstehen, um ihre unter- schiedlichen Reichweiten unterscheiden zu können. Die Wissenschaft der Sozialen Arbeit umfasst die Disziplin und die Profession der Sozialen Arbeit. Die Disziplin beinhaltet im Kern fachbezogene Theorien und Forschung. Die Profession bezieht sich reflektierend auf professionelles Handeln. 3. Soziale Arbeit studieren In der Praxis nähern sich Fachkräfte der Sozialen Arbeit mit Hilfe von Theorien und Konzepten der komplexen Alltagswirklichkeit anderer Menschen an: Die je- weiligen Theorien und Konzepte gestatten einen spezifischen, gezielten Zugang, um die Lebenssituationen in Ausschnitten zu begreifen. In der Praxis bleiben Fachkräfte in der Verantwortung auszuwählen, welche Zugänge relevant sind und auf welche Weise in einer konkreten Situation adäquat, also möglichst angemes- sen und unterstützend, gehandelt werden kann. Von professionell Tätigen in der Sozialen Arbeit darf erwartet werden, dass sie vor dem Hintergrund von Theorien und Konzepten ihr Tun begründen können. Soziale Arbeit kann demnach nicht Copyright © 2020. Nomos Verlagsgesellschaft. All rights reserved. gelernt werden wie eine Technik, die auf einen Gegenstand anzuwenden ist. Viel- mehr bedarf es stets neu getroffener, verantwortungsvoller, begründeter Entschei- dungen der Fachkräfte. Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit sind also aufeinan- der bezogen, sie bedingen sich im professionellen Kontext gegenseitig, sie gehen aber nicht ineinander auf (s. ausführlicher Kap. B.1, Funktionen und Ebenen von Theorien): Aus einer Theorie alleine kann nicht gute Praxis abgeleitet werden und gute Praxis ist nicht alleiniges Kriterium, eine Theorie zu formulieren. Die Komplexität Sozialer Arbeit, das Erfordernis, vielfältige Theorien kennenzu- lernen, um in der Praxis verantwortungsvoll auswählen, handeln und reflektieren zu können, weist auf die Notwendigkeit eines Hochschulstudiums hin. Studierende haben die Verantwortung, sich möglichst viele Theorien und Konzep- te anzueignen sowie eigene zentrale Anknüpfungspunkte und Verstehensweisen zu entwickeln. Lehrende sind verantwortlich, den Bildungsrahmen auf dem aktuellen Diskursniveau darzustellen und Anknüpfungspunkte zu eröffnen. Im Zentrum steht die (Selbst-)Bildungsmöglichkeit der Studierenden über die vermittelte Sache: die Theorie und das Konzept. Studieren (studere, lat.: sich (eifrig) bemühen, ver- suchen, wollen, sich bilden) ist damit etwas anderes als das, was viele Studierende als Lernerfahrung in der Regel aus der Schule mitbringen. Studierende müssen an- Mennemann, Hugo, and Jörn Dummann. Einführung in die Soziale Arbeit, Nomos Verlagsgesellschaft, 2020. ProQuest Ebook 23 Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/bsp/detail.action?docID=6405207. Created from bsp on 2024-10-17 10:31:00. A. Grundlagen Sozialer Arbeit als Wissenschaft ders als Schüler*innen in der Schule auch den Lerngegenstand mitgestalten: ihre eigenen Fragen entwickeln, die Studier- und Gestaltungsfreiheiten nutzen, selbst entscheiden, wie viel und was sie lernen wollen, welche Bücher sie lesen und wel- chen Handlungsfeldern und Theorien sie sich zuwenden wollen. Vor allem müssen die unterschiedlichen Lerninhalte zur Sozialen Arbeit auch von den Studierenden aufeinander bezogen werden. Denn sie lassen sich nicht additiv in einem steten aufeinander aufbauenden Wachstum, wie etwa Vokabeln einer Fremdsprache, ler- nen. Vielmehr stehen die Inhalte auch konkurrierend zueinander, weil sie dasselbe nur anders beschreiben. Zudem will die Relevanz der Theorien mit der eigenen Person, dem eigenen Dasein verbunden werden, um begriffen zu werden. Die je- weilige Bedeutung der Theorien als Hilfsmittel muss eigenständig angeeignet wer- den, denn Theorien und Konzepte sind in der Praxis nicht als Checkliste verwend- bar, sondern müssen kreativ und verantwortungsvoll zum Einsatz kommen. Zwar müssen im Rahmen des Studiums die Wissensinhalte von Theorien und Konzepten auch abgeprüft werden, aber das praxisrelevante Wissen ist auch ein in die eigene Person eingelassenes beziehungsweise mit der eigenen Biographie verbundenes Wissen. Schließlich sind die Lerninhalte, die Lebenswirklichkeit von Menschen, mit dem Selbstverständnis verbunden, und Fachkräfte der Sozialen Arbeit sind in vielen Handlungsbereichen vor allem auch mit ihrem Dasein als Person in den professionellen Hilfeprozess einbezogen. Ein großer Lernanteil im Studium ist da- mit nicht rein wissens- und prüfungsbasiert abfragbar. Idealerweise gibt es im Stu- dium Zeiten, in denen selbstverantwortlich studiert wird, ohne eine Zweckratio- nalität, eine konkrete Prüfungsleistung damit in Verbindung bringen zu müssen. Die im Studium anzuleitende und zu erwerbende Grundhaltung der Selbstverant- wortlichkeit im Bildungsprozess ist die gleiche, die den Adressat*innen Sozialer Arbeit in der Praxis in aller Regel zugemutet wird, um diesen Hilfe zur Selbsthilfe geben zu können. Eine Anbindung der Lerninhalte an die eigene Person geschieht unter anderem Copyright © 2020. Nomos Verlagsgesellschaft. All rights reserved. durch eine bewusste Ausrichtung. Durch diese können Relevanzen von Theorien eingeordnet und erkannt werden. Studierende können sich immer wieder und im Laufe des Studiums immer präziser in der Auseinandersetzung mit den Lerninhal- ten die Frage stellen, was sie inhaltlich bewegt beziehungsweise motiviert, Soziale Arbeit und schließlich dieses Seminar oder diese Vorlesung zu besuchen jenseits der häufig gegebenen Notwendigkeit, eine Prüfungsleistung abzulegen, und schließlich, was Sie für sich benötigen, um das Studium gut beenden zu können. Die bewusste eigene Ausrichtung kann wohl durch Lehrende angeleitet, aber nur von den Studierenden immer wieder selbst geleistet werden. Gibt es ein persönli- ches Ausgangsinteresse, eine tiefer liegende Erfahrung oder Fragestellung, die mo- tiviert, Soziale Arbeit zu studieren? Was möchte ich für mich selbst lernen und be- greifen? Welche Bedeutung haben welche Theorien und Konzepte der Sozialen Ar- beit für mich? Wann ist das Studium, wann ist dieses Seminar für mich ein gutes? Was erwarte ich von dieser Veranstaltung? Die Aufgabe, der Sozialen Arbeit ein eigenes „Gesicht“ zu geben, über Theorien eine erste, eigene Identität als Fach- kraft in der Sozialen Arbeit auszubilden, kann nicht an die Professor*innen dele- giert werden. Sie ist das zentrale Ergebnis des Studiums. Ohne eine eigene Aus- richtung, eine Zielperspektive, können alle Wege richtig oder auch falsch sein. Es 24 and Jörn Dummann. Einführung in die Soziale Arbeit, Nomos Verlagsgesellschaft, 2020. ProQuest Ebook Mennemann, Hugo, Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/bsp/detail.action?docID=6405207. Created from bsp on 2024-10-17 10:31:00. I. Soziale Arbeit als Studium fehlt der Maßstab zu entscheiden. Die Benennung der eigenen Zielperspektive ist zugleich der beste (nicht der einzige) Motivator, den es gibt: Man konfrontiert sich leichter mit komplexen Inhalten, wenn man weiß wozu. Häufig ist wichtig, dass Studierende zunächst nüchtern erkennen, dass die Wirk- lichkeit nicht für andere Menschen gedacht, geschweige denn gelebt werden kann und dass das Studium vor allem eine denkerische Aufgabe darstellt. Um sich mög- lichst klar auf komplexe Wirklichkeitssituationen anderer Menschen zuzubewegen und in diesen begründet handeln zu können, müssen zunächst die eigene Sicht von der Wirklichkeit und unterschiedliche Handlungsweisen geschult werden. Studie- rende sind (noch) keine professionellen Praktiker*innen. Die Praxis wird an der Hochschule in der Regel selbst nur gedacht beziehungsweise simuliert. Erst im Verlauf von Praxisanteilen während des Studiums außerhalb der Hochschule oder Seminaren, in denen die Praxis in die Hochschule geholt und ausgeführt wird, werden die gelernten Wissensinhalte verbunden mit professionellem Handeln. Eine Identität als praktisch tätige Fachkraft kann sich anfänglich ausbilden. Studierende lernen, soziale Wirklichkeit in einem reflexiven Prozess, indem sie sich zunächst von der vertrauten Wirklichkeitswahrnehmung distanzieren, (anders als zuvor) zu verstehen. Für professionelles Helfen ist diese Distanz, dieser ge- dankliche, distanzierende, reflektierende Sprung aus der Wirklichkeit heraus, zen- tral. Begegnung verliert so an Normalität und Unmittelbarkeit. Sozialpädagog*in- nen und Sozialarbeiter*innen müssen lernen und sind in der Lage, sich gedanklich von der gelebten Wirklichkeit zu distanzieren, sich selbst als Teil der Wirklichkeit zu denken, die Situation bildlich gesprochen von oben oder aus einer anderer Per- spektive zu betrachten, um dann mit Techniken und Methoden begründet und ge- zielt in ihr zu handeln. Wirklichkeit wird damit zumindest zeitweise gedacht und nicht gelebt. Während Helfen in familiären, freundschaftlichen oder nachbarschaftlichen Bezie- Copyright © 2020. Nomos Verlagsgesellschaft. All rights reserved. hungen auf Gegenseitigkeit beruht und alle Parteien diese soziale Begegnung mit denselben Rechten und mit derselben Verantwortung gestalten und diese auch be- enden können, beruht die professionelle, helfende Begegnung auf Unterschiedlich- keit in der Führungsverantwortung und Gestaltung der Situation: es handelt sich bzgl. der Rollen und Kompetenzverteilung um eine asymmetrische Kommunikati- onssituation. Die Besonderheit professionellen Helfens in der Rollenwahrneh- mung und Verantwortung zu begreifen, ist eine zentrale Kompetenz, um eigene berufliche und private Wirklichkeitsbereiche voneinander unterscheiden zu kön- nen (s. Kap. A.4, Charakteristika und Handlungsparadoxien). Mennemann, Hugo, and Jörn Dummann. Einführung in die Soziale Arbeit, Nomos Verlagsgesellschaft, 2020. ProQuest Ebook 25 Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/bsp/detail.action?docID=6405207. Created from bsp on 2024-10-17 10:31:00. A. Grundlagen Sozialer Arbeit als Wissenschaft Wir können festhalten: Im Studium begegnen sich Professor*innen und Studierende. Professor*innen sind jedoch als Lehrende nicht automatisch professionelle Praktiker*innen. Im Zentrum des Studiums steht die Möglichkeit, Theorien und Konzepte zu begrei- fen, um selbst eine erste Identität innerhalb der Sozialen Arbeit ausbilden zu können. Die Verantwortung der Aneignung der Lehrinhalte im Rahmen einer persönlichen, gezielten Ausrichtung auf die Inhalte des Studiums obliegt den Studierenden. Die Lehrenden gestalten vor dem Hintergrund ihrer eigenen fach- lichen Schwerpunkte den jeweiligen Lehrrahmen und schaffen möglichst an- knüpfungsfähige, angemessene Lernbedingungen. Übliche Lehrformen an der Hochschule sind Vorlesungen, Seminare, Übungen und Tutorien. Vorlesungen zeichnen sich im Kern dadurch aus, dass von den Leh- renden zentrale Inhalte vorgetragen werden und die Studierenden zuhören und mitschreiben. Häufig gibt es begleitend Literatur, (Mit-)Schriften (Skripte) oder Übungsaufgaben. Manchmal werden Vorlesungen durch Seminare, Tutorien oder Übungen ergänzt. In Seminaren (lat. seminarum, „Pflanzschule“) steht das fachliche Gespräch im Zentrum. Das Seminar wird von der Seminarleitung verantwortet und geleitet. Die Inhalte sollen interaktiv, also zwischen allen Beteiligten besprochen werden, um angeeignet werden zu können. Die Lernformen in Seminaren sind vielseitig: Referate, Kurzimpulse, Gruppenarbeit, Präsentationen und Rollenspiele können beispielsweise Bestandteile sein. Übungen zeichnen sich dadurch aus, dass Studierende (häufig handlungsbezogen) grundsätzlich unter Anleitung, aber vorwiegend selbstverantwortlich alleine oder in Gruppen, Aufgaben bearbeiten, darstellen und diese besprechen. Tutorien sind von ausgewählten Studierenden angeleitete Gesprächsgruppen. Sie Copyright © 2020. Nomos Verlagsgesellschaft. All rights reserved. führen häufig in das Studium ein oder finden ergänzend zu Vorlesungen oder Se- minaren statt. Die unterschiedlichen Veranstaltungsformen können in Präsenz- oder e-learning- Form angeboten werden. Das Studium der Sozialen Arbeit beinhaltet in der Regel die folgenden Inhaltsbe- reiche (vgl. Beitrag zu einem Kerncurriculum Sozialer Arbeit. In: DGSA Newslet- ter 2/2015, S. 5-12) „ Einführung in das Studium „ Grundlagen aus den Bezugswissenschaften der Sozialen Arbeit: beispielsweise rechtliche, gesellschaftliche, interaktive, politische, institutionelle, erzieherische, medienpädagogische, das Erleben und Verhalten des Menschen betreffende, ethische und anthropologische Grundlagen „ Grundlagen der Fachwissenschaft der Sozialen Arbeit: Theorien, Konzepte, Methoden und Techniken der Sozialen Arbeit sowie Forschung in der Sozialen Arbeit 26 and Jörn Dummann. Einführung in die Soziale Arbeit, Nomos Verlagsgesellschaft, 2020. ProQuest Ebook Mennemann, Hugo, Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/bsp/detail.action?docID=6405207. Created from bsp on 2024-10-17 10:31:00. I. Soziale Arbeit als Studium „ Handlungsfelder sowie Praxisanteile und deren Reflexion (gegebenenfalls mit verpflichtender oder freiwilliger Supervision) „ Bachelorthesis „ praxisbezogene Vorbereitung auf die berufliche Tätigkeit sowie Hinführung auf Masterstudiengänge Die Studiengänge der Sozialen Arbeit sind kompetenzorientiert aufgebaut. Alle Lehreinheiten, sogenannte Module, haben das Ziel, die Aneignung von relevanten Kompetenzen zu ermöglichen. Die zu erwerbenden Kompetenzen im Studium können unterschiedlich eingeteilt werden. Viele Studiengänge nehmen eine Eintei- lung vor in die Bereiche: Wissen, Können und Haltung. Andere Einteilungsmög- lichkeiten sind: Fach- oder Sachkompetenz (Wissens- und Methodenkompetenz), personale Kompetenz und soziale Kompetenz. Darüber hinaus gibt es weitere Un- terscheidungsmöglichkeiten, Kompetenzen für praktisches Handeln zu ordnen: Entscheidungskompetenz, Kontingenzkompetenz (d. h. Umgang mit Unvorherge- sehenem und in der Situation Zusammenfallendem), Gesprächskompetenz, Bezie- hungskompetenz und Perspektiventwicklung (vgl. Herwig-Lempp, 2003, 11-14). Die zu erwerbenden Kompetenzen im Studium Sozialer Arbeit sind nicht nur wissensorientiert. Sie zielen auch auf das Können und die Haltung der zukünf- tigen Sozialpädagog*innen/Sozialarbeiter*innen. Der Bildungsprozess wird zwar vom Lehrenden bezüglich seiner Bildungsinhal- te, des methodischen Vorgehens und des Herstellens von Anknüpfungsmöglich- keiten an das Denken und Handeln der Studierenden im Prozess gestaltet und verantwortet, stellt sich aufseiten der Studierenden aber vor allem als selbstver- antworteter Selbstbildungsprozess dar. Copyright © 2020. Nomos Verlagsgesellschaft. All rights reserved. Aufgaben „ Wozu studiere ich Soziale Arbeit? Was möchte ich lernen? „ Welche gemeinsamen und unterschiedlichen Verantwortungen haben Lehren- de und Studierende im Rahmen des Studiums? „ Warum gibt es so viele Bezugswissenschaften für die Soziale Arbeit? „ Warum gibt es nicht die eine, von allen geteilte Theorie Sozialer Arbeit? Wel- che Konsequenzen hat dies für das Studium? „ Was ist der Unterschied zwischen Disziplin und Profession, Theorien und Konzepten, Methoden und Verfahren? „ Welche Lehrinhalte und zu erwerbenden Kompetenzen gibt es? Literatur Bendel, Klaus: Soziologie für die Soziale Arbeit. Baden-Baden 2015. Geißler, Karlheinz; Hege, Marianne: Konzepte Sozialpädagogischen Könnens. Weinheim (11) 2006. Herwig-Lempp: Johannes: Welche Theorie braucht Soziale Arbeit. In: Sozialmagazin 2, 12.21 2003, 12-21. Mennemann, Hugo, and Jörn Dummann. Einführung in die Soziale Arbeit, Nomos Verlagsgesellschaft, 2020. ProQuest Ebook 27 Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/bsp/detail.action?docID=6405207. Created from bsp on 2024-10-17 10:31:00.

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