Summary

Dieser Text behandelt die Grundlagen der linguistischen Semantik. Er beschreibt Teilgebiete wie Wortsemantik, Wortbildungssemantik, Satzsemantik und Textsemantik sowie verschiedene Theorien zur Wortsemantik wie Strukturalismus, Konzeptualismus und Merkmalssemantik. Es werden auch wichtige Aspekte wie Synsemantik, Syntagmatische Relationen und Paradigmatische Relationen behandelt.

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**Uvod** - Linguistische Semantik = Untersuchung der Bedeutung sprachlicher Einheiten (značenje) - Ziel der Semantik: Beschreibung des Wissens über die Bedeutung von Wörtern und Sätzen - ➔ Teilgebiete der Semantik: - Wortsemantik (lexikalische Semantik) - Wortbildungssemantik...

**Uvod** - Linguistische Semantik = Untersuchung der Bedeutung sprachlicher Einheiten (značenje) - Ziel der Semantik: Beschreibung des Wissens über die Bedeutung von Wörtern und Sätzen - ➔ Teilgebiete der Semantik: - Wortsemantik (lexikalische Semantik) - Wortbildungssemantik - Satzsemantik - Textsemantik ---------------------------------------------------------------------- **Autosemantika** **Synsemantika** ----------------------------------- ---------------------------------- Wörter mit eigener vollständiger\ Wörter ohne eigene vollständige\ Bedeutung Bedeutung Nomen, Verben, Adjektive Funktionswörter Bedeutung beschreibbar durch\ Beeinflussen der Bedeutung in\ Eigenschaften Satzsemantik ---------------------------------------------------------------------- - Syntagmatische Relationen - Beziehungen zwischen einzelnen Zeichen einer Zeichenkette (z.B. Kongruenz und Rektion) - Kollokationen = Wörter, die oft zusammen vorkommen - Paradigmatische Relationen - Beziehungen zwischen Wörtern auf Bedeutungsebene (razlike u značenju) - Verschiedene Arten von paradigmatischen Relationen: - Homonymie: zwei Lexeme mit gleicher Form aber unterschiedlicher Bedeutung - Synonymie: zwei Lexeme mit unterschiedlicher Form aber gleicher Bedeutung - Hyponymie/Hyperonymie: Unter-/ Überordnung - Oppositionen: Gegenteilsbeziehungen (Kontradiktion/Komplementarität, Kontrarität,Konversheit) (suprotni odnos) - Meronymie: Teil-Ganzes Beziehungen - Assoziative Relationen - Konnotative Bedeutungen / Nebenbedeutungen in vielen Theorien ausgeklammert (sekundarna značenja) - Beispiele für konnotative Bedeutungen: - emotionale Bedeutungen - Bewertungen - kulturelle Assoziationen - kontextuelle Bedeutungsunterschied - Semantische Kompetenz - Bedeutungszuordnung (dodjela značenja) - ermöglicht Produktion und Rezeption sprachlicher Äußerungen(izrazi) - wird ermöglicht durch im Gedächtnis gespeichertes Wissen - Erkennen und Einordnen von Bedeutungsrelationen - Sprachliche Bezugnahme auf die Welt (jezična referenca) - Beurteilung des Wahrheitsgehalts von Äußerungen (istinitost iskaza) - Lexikalische Semantik -- Konzepte - Mentale Informationseinheiten mit Bedeutungsinformation - Bedeutungsinformation setzt sich zusammen aus kategorialem Wissen, Erfahrungen und individuell-episodischem Wissen **Achtung: Nicht alle Konzepte sind mit sprachlichen Ausdrücken belegbar** 2. **Theorien der Wortsemantik:** a. **Strukturalismus nach Sassure:** - Sprachliches Zeichen besteht aus zwei Komponenten, die arbiträr miteinander verknüpft sind (povezane komponente) - Grundprinzipien: Linearität, Arbitrarität, Konventionalität - Repräsentation eines Zeichens als kognitive Entität ![](media/image2.png) b. Konzeptualismus: - Begriff = natürliche Zeichen der Dinge im Bewusstsein, die durch Wörter bezeichnet werden(znakovi koji su oznaceni riječima) - Vorstellung im Bewusstsein der Sprecher(prezentacija svjesti govornika): - Abbild des Gegenstands(slika predmeta) - Assoziierte Gefühle(povezani ojecaj) - Subjektives Abbild(subjektivna slika) c. Logische Semantik: - sinnvolle Anwendung auf abstrakte Begriffe fraglich - Extension ist an Intension gebunden (Zirkularität) ![](media/image4.png) d. Merkmalssemantik: - Anfänge in Martinets These der „double articulation": doppelte Gliederung der Sprache: - Phonologische Gliederung: Lautebene ( zvučna razina) - Semantische Gliederung: Inhaltsebene (semantisches Merkmal als kleinste semantische Einheit) (sadržajna razina) - Grundidee der Merkmalssemantik: Zerlegen von Wortbedeutungen in elementare Bestandteile (semantische Merkmale) (rastavljanje na komponente) - Bedeutung = Komplex semantischer Merkmale - **Binäre Merkmalssemantik** - Bedeutungsdefinition durch notwendige und hinreichende Merkmale - Darstellung mittels einer Merkmalsmatrix und binärer Markierung einzelner Merkmale (+/-) (nach dem Vorbild der Phonologie) - Merkmale sollen elementar und generell sein - Distinktive Funktion von Merkmalen - **KRITIK:** 1\. Was sind notwendige Merkmale? 2\. Fehlen relationaler Merkmale aufgrund der binären Merkmalszuordnung 3\. Keine allgemein gültigen „vollständigen" Merkmalsbeschreibungen 4\. Paraphrase von Bedeutungen mit sprachlichen Ausdrücken - **In Psycholinguistik kein Folgen der strikten binären Merkmalssemantik, da viele Bedeutungsbeziehungen nicht dargestellt werden können** e. Prototypensemantik: - Notwendige und hinreichende Merkmale durch Prototypentheorie in Frage gestellt (klare Kategorie-Grenzen in binärer Merkmalssemantik) - Merkmalssemantik: gleicher Status aller Vertreter innerhalb einer Kategorie - Prototypensemantik: unterschiedliche Gewichtung der Vertreter einer Kategorie bzgl. Typikalität - Merkmale oft nicht binär zuzuordnen, sondern graduelles Zutreffen bei Definition von Wörtern (postupno dodavanje karakteristika) - **ACHTUNG: Merkmale, die den Prototyp definieren, müssen nicht automatisch auf andere Kategorievertreter zutreffen** - **Ziel der Prototypensemantik: Bildung einer prototypischen Vorstellung von Kategorievertreter** - **Charakteristika eines Prototyps** - Typischer Vertreter einer Kategorie: „bestes Beispiel" - Kategoriezugehörigkeit durch Ähnlichkeit zum Prototyp → graduelle Struktur innerhalb der Kategorien - Default Annahme im spontanen Sprachgebrauch - Unscharfe Grenzen zwischen Kategorien - Kritik - Statt konzeptuellem Prototyp eher prototypische Merkmale? - Vertrautheit als Aspekt von Prototypikalität - Kritik an der Familienähnlichkeit: Tendenz zum Fokus auf äußeren Erscheinungsmerkmalen(fokusiranje na vanjski izgled) - Kategorisierung funktioniert nicht immer über Vergleich mit dem Prototyp - **Exkurs: Wichtiges Maß in Zusammenhang mit Merkmals- und Prototypensemantik** - **Kategorisierung:** - Repräsentation von Kategorien auf Basis von Wahrnehmungserfahrungen (perceptivna iskustva) - Einordnung von Konzepten in Kategorien - Bei Wahrnehmung eines Objekts: Erstellung einer mentalen Repräsentation bestehend aus Information aus den Sinnesorganen (Aussehen/Form, Geruch, Geschmack, Oberfläche,...) (mentalni prikaz) - Abgleich mit vorhandenen Konzeptrepräsentationen - **Verbalisierungsproblem: viele Konzepte sind schwer verbalisierbar -- sie existieren als mentale Repräsentation, aber ohne zugeordnetes Lexem** ![](media/image6.png) f. **Kognitivne Semantik (proučavanje mozga i načina kako info dolazi, obrađuje se\...)** - Kognitionswissenschaft: Erforschen des Gehirns und der Funktionsweise von Informationsaufnahme, -verarbeitung, -abgleich und -speicherung - Psycholinguistik: Erforschen von Sprachproduktion und -rezeption, Struktur des mentalen Lexikons (proučavanje struktura, recepcije i jezičnu produkciju leksikona) - Kognitive Semantik: Erforschen von Konzeptbedeutungen und mentaler Repräsentation von Konzepten - Merkmalstypen - Visuell: Aussehen/Form, gesehene Bewegung - Taktil: Tastempfindung - Auditiv: Geräusch/Ton/Klang - Gustatorisch: Geruch/Geschmack - Enzyklopädisch: Faktenwissen - Relational: Hyper- und Hyponymie - Meronymie: Teil-Ganzes Beziehungen ![](media/image8.png) g. Framesemantik - Frames = kognitive Strukturen, die Wissen in einem Bereich bündeln - Frames nach Fillmore: eng verknüpft mit sprachlichen Ausdrücken: - Bündelung von Information über syntaktische und semantische Valenz, thematische Rollen - Frames nach Barsalou: Format für die kognitive Repräsentation von Kategorien (= Attribut-WertFrames) - Grundprinzip der Framesemantik: - automatische Aktivierung von Wissensbereichen bei der Verarbeitung von Ausdrücken - Unterteilung von Frames in Subframes - Attribut-Wert-Frames (nach Barsalou) - Darstellung einer Kategorie in einem Attribut-Wert-Frame durch unterschiedliche Eigenschaften der Gegenstände durch Attribut-Wert-Paare ( atribut-vrijednost parovi) - Relation zwischen den Attributen und Werten (odnos) - Relationen (strukturelle Invarianten) zwischen Attributen des Frames - Constraints: Beschränkungen zwischen den Werten verschiedener Attribute - Rekursive Struktur von Frames 3. **Kognitive Linguistik (proučavanje ment. lesikona i jez. produkcije s drugim kogn. funkcijama)** - Ziel der kognitiven Linguistik: Erforschung des mentalen Lexikons und von Sprachproduktion und -rezeption in Zusammenhang mit anderen kognitiven Funktionen - Entwicklung formaler Theorien auf Basis empirischer Untersuchungen - Teildisziplin der Kognitionswissenschaften (Cognitive Science) - Empirischer Ansatz der kognitiven Linguistik: - Untersuchung von Einflussfaktoren auf die Sprachverarbeitung (istr. čimbenika) - Interaktion der einzelnen kognitiven Module - Kognitive Funktionen mit Einfluss auf die Sprachverarbeitung: - Wahrnehmung: Aufnahme von Information (primanje informacija) - Gedächtnis: Speichern von Information; Abruf von Information als Voraussetzung für Kommunikation ( memorija -- pohranjivanje/dohvaćanje informacija) - Episodisches vs. semantisches Gedächtnis im LZG - Lernen: Speichern neuer Informationen und Regeln ( pohrana novih info. I pravila) - Kognitive Informationsverarbeitung (obrada informacija) - Transformation von Information (transformacija) - Zerlegen von Information (raščlanjivanje) - Zusammenfassen von Information (sažimanje) - Generierung neuer Information (generiranje) - **Im menschlichen Gehirn: Kommunikation (Informationsaustausch) über Nervenzellen in Netzwerken, die über das gesamte Gehirn verteilt sind** **Mentale Schemata nach Bartlett (1932**) - kognitive Repräsentation relevanter Charakteristika von Gegenständen oder Handlungen - Sukzessive Abstraktion immer wieder auftretender Handlungsschritte - Informationsverarbeitungsprozesse: Selektion, Abstraktion, Interpretation, Integration - Verschiedene Arten von Schemata: - Objektschemata - Merkmalsschemata - Handlungsschemata - Ablaufschemata - Meta-linguistische Schemata **Mentale Modelle (nach Johnson-Laird, 1983)** - Ganzheitliche interne Repräsentation externer Objekte/Ereignisse in Form von Tokens - Unterscheidung von: - Propositionale Repräsentation: sprachnahe Transformation einer Äußerung in eine mentale Repräsentation (probrazba iskaza u mentalni prikaz) - Mentales Modell: Integration der Äußerung in Weltwissen (iskazi u svjetsko znanje) - Mentales Modell als dynamische Repräsentation: Sukzessive Veränderung der mentalen Modelle durch Konstruktion, Erweiterung, Integration, Validierung und Anreicherung 4. **Allgemeines zum mentalen Lexikon und Sprachproduktionsmodellen** - Unterscheidung von zwei Informationsarten: ![](media/image10.png) - **Allgemeine Unterscheidung** 1. **Serielle Modelle: z.B.** **Zwei-Stufen Modell nach Levelt et al. (1999)** - Zeitliche Trennung der Verarbeitungsschritte → unabhängige Teilprozesse - Auswahl des Lemmas, dann Abruf der phonologischen Form - seriell: schrittweise/hierarchische Informationsverarbeitung (obrada korak po korak) - autonom: unabhängige Verarbeitung auf den einzelnen Stufen - Aber: höhere Stufen sind auf den Output niedrigerer Stufen angewiesen (više razine ovise o nižima) - inkrementell (Satzebene): Weiterleitung von semantisch-pragmatischer Information des Satzanfangs an syntaktisch-morphologische Bereiche vor Fertigstellung der Planung auf erster Ebene - Parallele Aktivierung der Stufen möglich ![](media/image12.png) ![](media/image14.png) - KRITIK: - Zweifel an strikter Trennung der Planungsphasen - Annahme einer komplexeren Struktur des mentalen Lexikons - Einige Komponenten im Modell nicht auf alle Sprachen anwendbar (besonders phonologische Komposition) 2. **Interaktive Modelle: z.B.** **interaktives Aktivierungsmodell nach Dell (1986)** - Zeitliche Überlappung der Verarbeitungsschritte → gegenseitige Beeinflussung der Teilprozesse (vremensko preklapanje koraka) - Rückkopplung von Wortform- auf Lemma-Ebene möglich - Zugrundeliegende linguistische Annahmen - organisation des sprachlichen Wissens in separate Komponenten: semantisch, syntaktisch, morphologisch, phonologisch - Kombination der Inhalte der Komponenten auf Basis von generativen Regeln - Elemente der Frame-Theorie: generative Regeln eröffnen Slots auf jeder Ebene, die mit Inhalten aus dem Lexikon gefüllt werden - Zugrundeliegende Annahmen zur Informationsverarbeitung - Spreading-activation: Aktivierung breitet sich sukzessive auf die Ebenen aus (širenje aktivacije po razinama) - Alle Verbindungen im Modell sind bidirektional (bottom-up, top-down) (dvosmjerne veze) - Inhalte aus den Ebenen werden in geöffnete Strukturen eingebettet (Frame-Theorie) ![](media/image16.png) - **Grundlegende Annahmen** a. **Gemeinsamkeiten mit Sprachproduktionsmodell nach Levelt:** - Getrennte Repräsentation von Lemma-Information und phonologischer Information ( odvojen prikaz info. o lemi i fonološke info.) - **Gleiche Komponenten** -- iste komponente b. **Unterschiede:** - Art und Weise der Spezifikation der Wortform (phonologische Information) -- način određivanja oblika riječi - Informationsfluss zwischen den Verarbeitungsebenen -- tijek info. između razina obrade **Einflussfaktoren auf den Wortabruf** i. **Arten:** 1. **Semantische Einflussfaktoren (semantički čimbenici utjecaja)** 1. **Distinktivität -- posebnost/distinktivnost** - Konzepte, die insbesondere über distinktive Merkmale definiert werden (pojmovi definirani posebnim obilježjima) - Unterschiede je nach Kategorie: - Belebte Kategorie: mehr geteilte Merkmale (Cree & McRae, 2003) -- više podjeljenih znacajki - Unbelebte Kategorie: mehr distinktive Merkmale (Zannino et al., 2006) -- više različitih obilježja - Modelltheoretische Vermutungen über Einfluss auf den Wortabruf: - Eindeutigere Identifikation eines Konzepts bei hoher Distinktivität (JASNIJE poznavanje\...) - Weniger Aufmerksamkeit/exekutive Kontrolle zur Unterdrückung ähnlicher Konzepte 2. **Typikalität - tipičnost** - Typische Vertreter = viele geteilte Merkmale mit anderen Konzepten der gleichen Kategorie (zajedničke karakteristike s drugim pojmovima u istoj kategoriji) - Zusammenhang mit lexikalischem Parameter Wortfrequenz (povezanost s frekvencijom leks. Parametra) - Modelltheoretische Vermutungen über Einfluss auf den Wortabruf (prepostavke o utjecaju na pronalaženju riječi) - Fazilitierender Effekt: schnellere Verarbeitung typischer Vertreter (Piai, Roelofs & Maris, 2014) - Atypische Vertreter haben viele distinktive Merkmale (Griffin & Bock, 1998) 3. **Semantische Reichhaltigkeit:** a. **Art und Anzahl der Merkmale** - Merkmale = Attribute und Charakteristika, die die Bedeutung eines Konzepts beschreiben - Modelltheoretische Vermutungen über Einfluss auf den Wortabruf (pretpostavke): - Fazilitierender Effekt vieler Merkmale (McRae et al., 1997) → „number-of-feature" Effekt in zahlreichen Studien nachgewiesen (z.B. Pexman et al., 2002; Recchia & Jones, 2012) - Art der Merkmale: diskutiert b. **semantische Nachbarschaftsdichte (gustoća)** - Maß für Anzahl an Wörtern, die mit dem Konzept im Sprachgebrauch gemeinsam auftreten (Shaoul & Westbury, 2010) -- mjera broja riječi koje se pojavljuju zajedno s konceptom u jezičnoj uporabi - Lexikalische Kookurrenz in einem Korpus -- supojavljivanje u korpusu - Modelltheoretische Vermutungen über Einfluss auf den Wortabruf: - Fazilitierender Effekt (Gould, Cummine & Borowsky, 2012) c. **Konkretheit (konkretnost)** - Anzahl an sensorischen und motorischen Erfahrungen mit dem Konzept (Brysbaert, Warriner & Kuperman, 2014) -- broj osjetilnih i motoričkih iskustava s konceptom - Konkrete vs. abstrakte Konzepte - Modelltheoretische Vermutungen über Einfluss auf den Wortabruf: - Fazilitierender Effekt (Goh et al., 2016) -- pretpostavke o utjecaju na pronalaženje riječi 2. **Lexikalische Einflussfaktoren** 1. **Frequenz (učestalost)** - Häufigkeit in der gesprochenen und geschriebenen Sprache (Goh et al., 2016) (učestalost u govornom i pisanom jeziku) - Hochfrequente vs. niedrigfrequente Wörter - Modelltheoretische Vermutungen über Einfluss auf den Wortabruf(pretpostavke o utjecaju na pronalaženje riječi) - Fazilitierender Effekt hochfrequenter Wörter (Thompson et al., 2018) 2. **Familiarität (poznatost)** - Menge an Umgang mit einem Konzept im Alltag (Snodgrass & Vanderwart, 1980) - Beeinflusst durch persönliche Erfahrungen (osobna iskustva) - Modelltheoretische Vermutungen über Einfluss auf den Wortabruf: - Fazilitierender Effekt von Familiarität (olakšani učinak familijarnosti) 3. **Erwerbsalter (dob)** - Alter, mit dem Wörter erlernt werden (dob u kojoj se uče riječi) - Zusammenhang mit Familiarität und Typikalität - Modelltheoretische Vermutungen über Einfluss auf den Wortabruf: - Fazilitierender Effekt von frühem Erwerbsalter (Ellis & Morrison, 1998) (rana dob) 4. **Phonologische/orthographische Nachbarschaftsdichte (gustoća)** - ähnlich klingende/ähnlich geschriebene Wörter (Vitevitch, 2002) -- slične riječi - Levenshtein-Distanz - Modelltheoretische Vermutungen über Einfluss auf den Wortabruf: - Fazilitierender Effekt einer hohen PND (Baus, Costa & Carreiras, 2008; Vitevitch & Sommers, 2003) 5. **Wortlänge (duljina riječi)** - Anzahl an Silben und Phonemen -- broj slogova i fonema - Starke Korrelation mit OND - Modelltheoretische Vermutungen über Einfluss auf den Wortabruf: - Hemmender Effekt von langen Wörtern (Roelofs, 2002) ii. **Zusammenhänge ausgewählter semantischer Einflussfaktoren bei neurologischen Krankheiten** a. Distinktivität bei Aphasie: - Leichterer Wortabruf nach Umschreibung des Konzepts mit distinktiven Merkmalen (Antonucci, 2014) -- lakše pronalaženje riječi nakon opisa koncepta s razl. značajkama - Beschreibung von Konzepten durch den Aphasiker v.a. mit geteilten Eigenschaften: Störung des Wissens und Zugriffs auf distinktive Eigenschaften (Mason-Baughman & Wallace, 2013) b. Typikalität bei Semantischer Demenz: - Starke Typikalitätseffekte beim Benennen von Bildern (Rogers et al., 2015; Woollams, 2012) -- značni učinci tipičnosti pri imenovanju slika - Prototypische Eigenschaften länger erhalten (Woollams et al., 2008) -- dulje sadržavanje prototipskih svojstava c. Aber Atypikalität in Aphasietherapie als Ressource zur Verbesserung des Wortabrufs (Kiran, 2007) -- atipičnost(različito) kao izvor za poboljšanje pronalaženja riječi d. Frequenz bei Aphasie und semantischer Demenz: - Hochfrequente Konzepte sind resistenter gegen Schädigung (Aphasie: Mason-Baughman & Wallace,2013; SD: Jefferies, Rogers & Lambon Ralph, 2011) -- visokofrekventni koncepti otporniji na oštećenja e. Familiarität bei semantischer Demenz: - Positiver Einfluss von Familiarität (Rogers et al., 2015) -- pozitivan utjecaj familijarnosti iii. **Swinging lexical network model (SLN)** a. **Grundlegendes - osnove** - Fazilitierung = Effekte, die den Wortabruf erleichtern (auf Konzeptebene) -- učinci koji olakšavaju pronalaženje riječi - Interferenz = Hemmung → Effekte, die den Wortabruf erschweren/verlangsamen (auf lexikalischer Ebene) -- otežavaju\... b. **Ziel des Modells:** - Erklärung des Zusammenwirkens von semantischen Fazilitierungseffekten und lexikalischen Interferenzeffekten -- objašnjenje interakcije učinaka među efektima - Kernfrage: Wie beeinflussen der semantische Kontext und lexikalische Selektionsmechanismen die Wortproduktion? c. **Untersuchungsmethodik (Bild-Wort-Interferenz Paradigma) - istraživanje** - Ziel: selektive Verstärkung oder Hemmung einzelner Einflüsse auf den Wortabruf (einzelner semantischer oder lexikalischer Parameter) -- selektivno pojačavanje ili inhibicija pojedinačnij utjecaja na pronalaženje riječi - Kontrolle der Einflüsse in Experimentalbedingungen d. **Variation der Ablenker-Wörter im PWI und deren Auswirkung** 1. **Charakteristika Ablenker-Wort:** - Konzeptebene: Zugehörigkeit zur gleichen Kategorie (TIER) -- pripadnost iste kategorije - ![](media/image18.png)Lemma-/Lexemebene: keine Ähnlichkeit mit dem Zielwort -- nema sličnnosti s ciljnom riječi - **Variation der Ablenker-Wörter im PWI und deren Auswirkung** ![](media/image20.png) 2. **Charakteristika Ablenker-Wort:** - Konzeptebene: assoziative Relation mit dem Zielwort - Lemma-/Lexemebene: keine Ähnlichkeit mit dem Zielwort 3. **Charakteristika Ablenker-Wort:** - ![](media/image22.png)Konzeptebene: Zugehörigkeit zur gleichen Kategorie (große semantische Ähnlichkeit von Ziel- und Ablenkerwort) - Lemma-/Lexemebene: keine Ähnlichkeit mit dem Zielwort 4. ![](media/image24.png)**Charakteristika Ablenker-Wort:** - Konzeptebene: Teil-Ganzes Relation mit dem Zielwort - Lemma-/Lexemebene: keine Ähnlichkeit mit dem Zielwort 5. ![](media/image26.png)**Charakteristika Ablenker-Wort:** - Konzeptebene: keine Relation mit dem Zielwort - Lemma-/Lexemebene: phonologische/orthographische Ähnlichkeit mit dem Zielwort (Vertauschung eines Buchstaben) 6. ![](media/image28.png)**Charakteristika Ablenker-Wort:** - Konzeptebene: keine Zusammengehörigkeit mit dem Zielwort (verschiedene Kategorien: TIER, KLEIDUNG) - Lemma-/Lexemebene: keine Ähnlichkeit mit dem Zielwort 7. **Zusammenfassung** - Effekte, die nebeneinander stehen: Konzeptuelles Priming, lexikalische Konkurrenz - Auswirkungen: - Fazilitierender Effekt dominiert, wenn wenige Konkurrenten mitaktiviert werden (normalerweise bei assoziativen Beziehungen) -- učinak olakšavanja dominira kad se aktivira nekoliko konkurenata - Interferenz Effekt dominiert, wenn eine ganze lexikalische Kohorte aktiv ist (viele Konkurrenten mitaktiviert werden) (bei kategorialen Beziehungen) -- aktivacija kada je cijela leksička kohorta aktivna 8. **Grundnnahmen des SNL -- temeljna načela** - Einzelne aktivierte Einheiten stehen auf lexikalischer Ebene miteinander in Konkurrenz (→ Interferenz) -- natjecanje na leksičkoj razini - Einfluss des semantischen Kontexts wirkt sich auf beide Verarbeitungsebenen aus: - Konzeptuelle Ebene: semantisches Priming des Ziel-Konzepts -- semantička priprema - Lemma-Ebene: Konkurrenz zwischen lexikalischen Einheiten - konkurencija - Gegenseitige Beeinflussung der Effekte auf beiden Verarbeitungsebenen -- međusobni utjecaj učinaka na obje razine - Trade-off zwischen Fazilitierung und Interferenz -- kompromis između olakšavanja i ometanja ![](media/image30.png)**GRUNDLAGEN NEUROLOGIE** ![](media/image32.png) ![](media/image34.png) **Großhirn -- Funktionen der einzelnen Lappen** a. Frontallappen - Planen, Antrieb, Problemlösen (Exekutivfunktionen); Motorik (z.B. Initiieren von Bewegungen); Emotionsregulation -- planiranje, rjeüavanje problema, motorika, regulacija emocija b. Temporallappen - Verarbeitung auditiver Eindrücke, Semantik, Syntax -- obrada slusnih dojmova\... c. Parietallappen - Sensorik; räumliches Denken, Orientierung im Raum; Lesen, Rechnen -- prostorna orjentacija, citanje, aritmetika\... d. Okzipitallappen - ![](media/image36.png)Visuelle Verarbeitung -- vizualna obrada ![](media/image38.png) **GRUNDLAGEN APHASIOLOGIE** **Aphasie** = erworbene Sprachstörung nach Abschluss des Spracherwerbs durch neurologische Läsionen ➔ Verschiedene ätiologische Ursachen ➔ Verschiedene Ausprägungsformen je nach Läsionslokalisation **Schlaganfall** ➔ Schlagartig auftretende Funktionsstörungen im Gehirn durch Störung der Hirndurchblutung ➔ Verantwortlich für 80% der Aphasien **1. Ischamischer Infarkt:** **2. Hämorrhagischer Infarkt: (Hirnblutung)** - Schädel-Hirn Trauma - Hirntumoren - Entzündliche Erkrankungen - Dementielle Erkrankungen 1. **Broca Aphasie** - Läsion im Bereich des linken Gyrus frontalis inferior (Pars triangularis) - Schädigung des vorderen Versorgungsgebiets der A. cerebri media - Erstmals Beobachtung durch Paul Broca: Patient „tan" - Symptome: 1. **Wortfindungsstörung** 2. **Agrammatismus** 3. **Störungen der Lautbildung / Sprachplanung** ![](media/image43.png) 2. **Wernicke Aphasie** - Läsion im Bereich des linken Gyrus temporalis superior - Schädigung des hinteren Versorgungsgebiets der A. cerebri media - Erstmals Beobachtung durch Carl Wernicke - Symptome: 1. **Störungen der Lautbildung** - Phonematische Paraphasien bis hin zu Neologismen - Häufig Kombination mit semantischen Paraphasien - Z.B.: Basane (statt Banane), Spille (statt Spinne), Urine (statt Ruine) 2. **Paragrammatismus:** - Komplexer Satzbau mit Satzverschränkungen, Satzabbrüchen und Satzteilverdoppelungen 3. **Sprachverständnis** - Häufig besonders anfangs schwer beeinträchtigt, reduzierte auditive Merkspanne ![](media/image45.png) 3. ![](media/image47.png)Globale Aphasie - Ausgedehnte Schädigung des Versorgungsgebiets der A. cerebri media - Schwerste Form der Aphasie, da alle sprachlichen Zentren betroffen sind ![](media/image49.png)![](media/image51.png) 4. **Amnetische Aphasie** - Symptome: ➔ Wortfindungsstörungen bei überwiegend intaktem Satzbau ➔ Sprachanstrengung mit vielen Pausen oder inhaltlichen Umschreibungen ➔ Häufig inhatsarme Sprache ➔ Geht oft aus Wernicke- oder Broca-Aphasien hervor, die sich im Therapieverlauf deutlich gebessert haben ➔ Aber auch akut möglich: dann häufig gut remittierend ![](media/image53.png) **HISTORISCHE ENTWICKLUNG** ![](media/image55.png) ![](media/image57.png) **WISSENBASIERTE ANSÄTZE** **DIE ROLLE DES EMBODIMENTS** **Embodiment:** Skalierung möglicher Zusammenhänge der konzeptuellen und perzeptuellen Repräsentation → Einordnung bestehender Theorien je nach Grad des Embodiments ![](media/image59.png) ![](media/image61.png) ![](media/image63.png) **HUB-AND-SPOKE MODELL** ![](media/image65.png) 1. **Rolle der spokes** 2. **Rolle des hub** ![](media/image67.png) **ZUSAMMENFASSUNG** a. **Hub-and-spoke Modell** b. **CSC-Modell (Controlled-semantic-cognition) (Hoffman et al., 2018)** ![](media/image69.png) **METHODOLOGIE PSZCHOLINGUISTICHER EXPERIMENTE** **Allgemeines** ➔ Theoretische, empirische und simulative Ansätze - prisupi ➔ Schwerpunkt: empirische Forschung unterstützt mit Daten aus Korpora -- empirijsko istrazivanje potkrjepljeno podacima iz korpusa ➔ Konzeption von Experimenten: - Untersuchen einzelner Einflussfaktoren auf die Sprache - Untersuchen einzelner sprachlicher Aspekte - Kontrolle von weiteren Einflüssen und Variablen - Ausschalten von Störfaktoren -- uklanjanje smetnji **Methoden der Sprachproduktionsforschung:** 1. **Analyse von Sprech- und Schreibfehlern:** ➔ Ursprünge schon Ende des 19. Jh: Erstellung von Sammlungen von Versprechern; Analyse ➔ Zweck: Analyse der Fehlertypen liefert Erkenntnisse über beteiligte kognitive Prozesse ➔ Fehlerarten: phonologische Fehler, semantische Fehler, Akzentverschiebung, Tonhöhenbewegung ➔ Nachteile: - Mehrfache Zuordnung bei Klassifikation der Fehlertypen möglich - Früher: keine Berücksichtigung der Auftretenshäufigkeit - Situative Umstände der Versprecher sollten mit erfasst werden 2. **Lautes Denken/Assoziationen:** 3. **Pausenmessung:** ➔ Ableitung von Planungsprozessen auf Basis von Zeitpunkt und Dauer von Pausen ➔ Nachteil: unklare Ursachen der Pausen (kognitiver Natur, Sprachebene unklar 4. **Kontrollierte Elizitation:** ➔ Produktion einer vorher bestimmten Äußerung unter kontrollierten Bedingungen ➔ Anregung der Sprachproduktion durch abgebildete Objekte / Lückensätze ➔ Produktion einer Äußerung aus vorgegebenen Propositionen ➔ Reproduktion einer sprachlichen Struktur 5. **Priming Methoden:** ➔ Darbietung von Zusatzaufgaben/Zusatz-Stimuli (weitere sprachliche Information) während bestimmten Zeitpunkten bei der Durchführung einer Aufgabe ➔ Mögliche Manipulation des Zielworts und des Primes (semantisches vs. phonologisches Priming; Modalität des Primes) ➔ Information über zeitliche Abfolge von Sprachverarbeitungsprozessen ➔ Einbettung des Primings in sprachliche Experimentalaufgaben, z.B. lexikalisches Entscheiden, Bildbenennen, Kategorisierungsaufgaben ➔ Beispiel: lexikalische Entscheidungsaufgabe ➔ Ausmaß des Primingeffekts abhängig vom Ausmaß der Beziehung zwischen Prime- und Zielwort ➔ Schnellere Reaktionszeiten bei Präsentation von semantisch assoziierten Wörtern = semantisches Priming 6. **Messmethoden:** - Reaktionszeit = Zeit zwischen Darbietung des Stimulus/Aufgabe bis zum Geben der Antwort - Reaktionszeitmessung durch: - Tastendruck - Voice Key (Artikulation) ➔ Aufzeichnung von Blickbewegungen (Eye-Tracking) 7. **Eye-Tracking** ![](media/image71.png)Aufzeichnung der Blickbewegungen während eines Experiments ➔ Anwendung z.B. bei Beobachten von Bildern, Lesen ➔ Fovea = zentraler Punkt des Sehens (Fokus der Blickbewegung) ➔ Zeitliche und räumliche Vermessung der Blickbewegungen ➔ Relevante Maße: Fixationspunkte Fixationsdauer (Gaze duration) Sakkaden (Sprünge zwischen einzelnen Fixationspunkten) 8. **Elektrophysiologische Methoden -- EEG (Messung der elektrischen Gehirnaktivität)** ➔ Sensoren auf der Kopfoberfläche messen Aktivierung von Nervenzellen ➔ Messung der Summe der Potentialunterschiede der hirnelektrischen Aktivität ➔ Keine getrennte Erfassung einzelner kognitiver Vorgänge / einzelner neuronaler Regionen ➔ Visualisierung in Form von Wellen unterschiedlicher Frequenzbereiche ➔ Signal visualisiert als summierte Gehirnaktivität ➔ ERPs: (event-related potentials) Nachanalyse des EEGs Herausmitteln von Potentialen, die mit einer bestimmten Aufgabe zusammenhängen ![](media/image73.png) 9. ![](media/image75.png)**Funktionelle** **Bildgebung -- PET\ **➔ Aufnahmen des Gehirns (schlechte Auflösung)\ ➔ Messung regionaler Blutflussänderungen\ ➔ Abbilden von lokalen Unterschieden in der Stoffwechselintensität im Gehirn\ ➔ Bei Aktivität: Erhöhung der Blutversorgung in relevanten Arealen wegen höherem Stoffwechselumsatz\ ➔ Z.B. auch zur Tumordiagnostik gut einsetzbar 10. **Funktionelle Bildgebung -- fMRT\ **➔ Bildgebendes Verfahren mit starkem Magnetfeld\ ➔ MRT: Bildgebung des Kopfes mit Schnittbildern aus verschiedenen Achsen\ Sehr gute räumliche Auflösung\ Unterschiedliche Signale/Gewichtungen, mit denen unterschiedliche Strukturen dargestellt werden können ➔fMRT: Untersuchung der Arbeitsweise des Gehirns ➔ Zeitliche Messung von Änderungen des lokalen Sauerstoffverbrauchs ➔ Korrelation der durchgeführten kognitiven Aufgabe mit der jeweiligen Gehirnaktivität ➔ Intensitätskodierte Farbbereiche auf dem MRT-Scan 11. ![](media/image77.png)**TMS -- Transkranielle Magnetstimulation\ **➔ Positionierung lokaler Magnetfelder außen am Kopf\ ➔ Aussetzung der normalen Funktionsweise einzelner Areale\ ➔ **Einsatzfelder**:\ Grundlagenforschung (da reversible Funktionsstörung einzelner Bereiche)\ Behandlung starker Depressionen\ Experimente zur Sprachverarbeitung\ Erforschung für die Therapie von Sprachstörungen **Auftreten erworbener semantischer Störungen** **Vaskulären Erkrankungen (z.B. Schlaganfälle) mit Aphasien als Folge**\ Plötzlicher Verlust des Zugriffs auf semantisches Wissen\ Plötzlicher Verlust semantischen Wissens\ ➔ Neurodegenerative Erkrankungen (Demenzen): insbesondere Frontotemporale Demenzen: als\ Sonderform semantische Demenz\ Schleichender, sukzessiver Verlust semantischen Wissens\ Starke Typikalitätseffekte:\ → Benennen typischer Vertreter: semantische Paraphasien\ → Benennen atypischer Vertreter: Nullreaktion oder Reaktion ohne Kategoriebezug **Viralen Infektionen, die das Gehirn erreichen (Enzephalitis) zum Beispiel bei Herpes-Simplex-Virus\ ** Plötzlicher Verlust des Zugriffs auf semantisches Wissen\ Plötzlicher Verlust semantischen Wissens\ Häufig **kategoriespezifische semantische Störungen**:\ = Beeinträchtigung des semantischen Wissens (besonders distinktiver Merkmale) beschränkt sich\ auf eine semantische Kategorie\ Beispiel: Störung des Wissens über Obst (alle anderen Kategorien intakt)\ Beispiel: Störung des Wissens über belebte Konzepte\ Unterschiedlichste Ausprägungen denkbar (Schädigung von größeren oder untergeordneten\ Kategorien möglich) **Definition semantische Paraphasie:\ **➔ Ausweichen auf semantisch verwandte Wortreaktion:\ Kategoriale Verwandtschaft (auch paradigmatische Relation): *Känguru\ *→ koordinierte Reaktion: *Giraffe\ *→ superordinierte Reaktion: *Tier\ *→ Meronymie-Beziehung: *Beutel\ * Assoziative Verwandtschaft (auch syntagmatische Relation): *Känguru* → *springen\ *➔ Inhaltlicher Zusammenhang zwischen Reaktion und Zielwort (Wichtigkeit semantischer Merkmale)\ ➔ Inhaltliche Distanz zwischen Reaktion und Zielwort kann Aufschluss über die Schwere der Störung\ liefern **Einflussfaktoren\ **➔ Konkrete vs. abstrakte Wörter:\ Konkrete Wörter besser verfügbar als abstrakte (z.B. Schule vs. Bildung)\ Selektive Störung abstrakter Begriffe Hinweis auf leichte semantische Störung\ ➔ Typische vs. untypische Vertreter:\ Typische Vertreter einer Kategorie besser intakt\ ➔ Berücksichtigung semantischer Felder: teils selektiver Erhalt/Schädigung einzelner semantischer\ Felder / sensomotorischer Modalitäten / sprachlicher Modalitäten **Zugang zum semantischen System** **Logogen-Modell\ **➔ Multimodales Modell der Sprachverarbeitung für die Einzelwortverarbeitung (Wortebene) -- modeel obrade jezika za jednu obradu rijeci\ ➔ Grundannahme: modalitätsspezifische Verarbeitungsrouten -- specifican put obrade\ ➔ Jedes Wort hat Ausdrucks- und Inhaltsseite (semantisches System) -- svaka rijec ima izraznu i sadrzajnu stranu\ ➔ 4 Modalitäten der Ausdrucksseite:\ Verstehen\ Sprechen\ Lesen\ Schreiben ![](media/image79.png) **Unterscheidung von Zugriffs- und Repräsentationsstörung** ![](media/image81.png) **Zugriffsstörung -- Symptomatik** Gestörte Verbindung von Wortformeintrag zu Bedeutungsrepräsentation führt zu: Intaktes Bedeutungswissen im semantischen System: **Zugriffsstörung -- Fehlermuster** **Repräsentations-/Speicherstörung** = Störung im semantischen System\ ➔ Störung des semantischen Netzwerks selbst\ ➔ Verlust des semantischen Wissens (häufig v.a.\ Verlust von distinktivem Wissen)\ ➔ = zentral-semantische Störung **Symptomatik** ➔ Schwierigkeiten bei Erfassung von semantischen Bezügen, Bedeutungsähnlichkeit, Gegensätzen ➔ Unterspezifizierte Merkmalsrepräsentationen (oft besonders distinktive Merkmale betroffen) ➔ Benennstörungen (semantische Paraphasien/Nullreaktionen), Sprachverständnisstörungen Schweregradabstufung bei rezeptiven Aufgaben (z.B. Bild-Bild Zuordnung): ➔ Semantisch-assoziative Differenzierung (situativer Kontext) oft einfacher als semantisch-kategoriale Differenzierung Schwierigkeiten bei semantisch-assoziativer Differenzierung/Zusammengehörigkeit sind Hinweis auf sehr schwere Störung **Erhalt/Schädigung von geteilten/distinktiven Merkmalen:** ➔ Schädigung des Wissens über distinktive Merkmale: Schwierigkeiten der Abgrenzung von Vertretern innerhalb einer semantischen Kategorie **➔ Erhalt des Wissens über geteilte Merkmale:** Meist Erhalt des Wissens über kategorielle Hauptmerkmale Abgrenzung weit entfernter semantisch unrelationierter Bilder möglich a. **Beispiel:** Erhalt geteilter und distinktiver Merkmale bei Patienten mit semantischer Demenz („The Duck with four legs") ![](media/image83.png)**Versuch:** Zeichnen von belebten und unbelebten Dingen durch einen sehr schwer betroffenen Patienten mit SD **➔ Ergebnisse:** **➔ Versuch:** Zeichnen von belebten und unbelebten Dingen durch den Patienten mit SD **➔ Ergebnisse belebt:** Verlust des Wissens über distinktive Merkmale Übergeneralisierung von prototypischen Merkmalen der Kategorie Erfolgreiche Zuordnung des Items zur Kategorie **➔ Ergebnisse unbelebt:** Verlust des Wissens über distinktive Merkmale Hinzufügen vollkommen unpassender Merkmale Annäherung an simple „box-ähnliche" Formen b. **Versuch**: Abzeichnen und Zeichnen nach Bildbetrachtung mit 10s Abstand von belebten und unbelebten Dingen durch einen mittelschwer betroffenen Patienten mit SD **➔ Ergebnisse:** **Fehlermuster** ![](media/image85.png)➔ Modalitätsübergreifend: Auswirkung der Störung auf alle Modalitäten, wenn semantisches Wissen erforderlich ist (Hören, Sprechen, Lesen, Schreiben) ➔ Fehlerkonstanz: konstantes Fehlermuster über sprachliche Modalitäten und Aufgabentypen hinweg **Semantische Störungen bei verschiedenen Aphasien** 1. **Wernicke-Aphasie\ ➔ Kernsymptome:**\ Beeinträchtigtes Sprachverständnis\ Beeinträchtigte Wahrnehmung semantischer Beziehungen zwischen assoziierten Wortpaaren\ **➔ Experiment:** *Unterschied je nach semantischer Beziehung des Wortpaars?\ * Überordnung: Schaf -- Tier\ Teil-Ganzes: Schaf -- Wolle\ Koordination: Schaf -- Kuh\ Funktionale Assoziation: Schaf -- scheren\ Funktioneller Kontext: Schaf -- Farm **Ergebnisse:** Koordinative Bedingung am schwierigsten (höhere Fehlerrate) (bei mittelgradiger Störung) Abgleich der semantischen Merkmale zweier Konzepte nötig Hinweis auf intakte semantische Basisverarbeitung bei mittelgradiger Störung Kein Unterschied bei den Bedingungen (bei schwerer Störung) Nutzen von prä-konzeptuellen automatischen Verarbeitungsprozessen ohne Spezifikation des genauen Zusammenhangs Frage nach Zufallsrate? **Aber:** auch Priming-Experimente lassen vermuten, dass ein Teil der semantischen Information verfügbar zu sein scheint Relationierte und unrelationierte Primes bei Wort-Nicht-Wort Entscheidung: Fazilitierungseffekte von relationierten Primes auch bei Wernicke-Aphasikern Hinweis auf intakte automatische semantische Verarbeitung, WENN semantische Information nicht manipuliert / angewandt werden muss (bewusst zugegriffen und verarbeitet werden muss) 2. **Broca-Aphasie** ➔ Kernsymptome: Wortfindungsstörungen Weitgehend intaktes Sprachverständnis bei einfachen Sätzen ➔ Verdacht auf verlangsamte semantische Aktivierung bei Broca-Aphasikern a. **Experiment:** Unterschied je nach Zeitpunkt der Darbietung von Primes in Priming-Experimenten? **➔ Ergebnisse:** Fazilitierungseffekt bei später präsentierten Primes stärker → Hinweis auf verlangsamte semantische Verarbeitung b. **Experiment:** EEG-Messung während auditiver Darbietung von kurzen Sätzen: Variation des letzten Wortes (semantischer Bezug oder semantisch unpassend) **➔ Ergebnisse:** Verspätetes EEG-Signal bei Broca-Aphasikern im Vergleich zur gesunden Kontrolle ➔ Hinweis auf funktionierende, aber verlangsamte Verarbeitung ➔ Teilweise Schwierigkeiten bei der Integration semantischer Information auf höhere linguistische Kontexte (Fehlerrate) **LOGOGEN-MODELL** **Semantisch-lexikalischer Entwicklungsprozess im KINDESALTER** **1. Erwerb der Bedeutung (Konzept)** **2. Erwerb der Lautgestalt (phonologische Form):** Wortsegmentierungs-Prozesse Phonologische Bewusstheit Phonologisches Arbeitsgedächtnis Langzeitspeicher 3. **Verknüpfung von Bedeutung und Wortform** ![](media/image87.png) **Aufbau mentaler Repräsentationen** **1. Perzepte** mentale Repräsentation der modalitätsspezifischen Sinneswahrnehmung **2. Vorstellungen** Abstraktion der Perzepte durch Gedächtnisleistung **3. Prototypen** Verallgemeinerung der Vorstellungen, Wiedererkennung **4. Konzepte** Multimodale Repräsentation aller Merkmale aus den Sinnesmodalitäten Konkretere Spezifikation als Prototypen **Wahrnehmung** ➔ Erwerb des Welt- und Konzeptwissens über alle Sinnesmodalitäten unterstützen -- podrzava stjecanje znanja o svemu kroz sve osjetilne modalitete ➔ Angebote, die Umwelt und Konzepte über alle Sinnesmodalitäten wahrzunehmen -- percepcija okoline i pojmova kroz sve osjetilne modalitete ➔ Achtsamkeit für perzeptuelle Wahrnehmungsstörungen in einzelnen Sinnesmodalitäten -- paznja za perceptivne poremecaje u pojedinim senzornim modalitetima **Qualitativ-semantischer Ausbau des Lexikons** **1. Semantische Ausdifferenzierung von Einträgen:** Ausbau der Qualität eines semantischen Eintrags als lang andauernder Prozess Anreicherung semantischer und prototypischer Merkmale aus allen Modalitäten Entwicklung von distinktiven Merkmalen Im Erwerbsprozess: Über- und Untergeneralisierungen **2. Semantische Vernetzung des Eintrags, Entwicklung hierarchischer Ordnungsstrukturen:** Kleine Kinder: v.a. thematisch-assoziative Relationen Einbettung von Einträgen in semantisches Netzwerk, Verknüpfung Ab ca. 3. LJ: Lernen der Bildung taxonomischer Relationen (hierarchische Ordnung) Im Schulalter: syntagmatisch-paradigmatischer Shift Zunehmende Anreicherung der hierarchischen Ordnungsstruktur auch abseits der Basisebene **Physiologische Phänomene während des Lexikonaufbaus** ➔ **Übergeneralisierungen** Beispiel: Bezeichnung von Pferden und Katzen als „wau wau" Übergeneralisierung der prototypischen Merkmale (4 Beine, Fell) Erst sukzessive Ergänzung durch weitere, distinktive Merkmale ➔ **Untergeneralisierungen** Beispiel: nur Bezeichnung von schwarzen Dackeln als „wau wau" Zu starke Beschränkung der Bedeutung **➔ Neologismen** Beispiel: „Königsmütze" für Krone Füllen lexikalischer Lücken durch kreative Wortkombinationen **Entwicklung der Inhalte und Themen** ➔ Früher Wortschatz: Personen, Erlebnisse, Handlungen in der unmittelbaren Umgebung z.B. semantische Felder Personen, Tiere, Spielzeug, Kleidung, Lebensmittel, Körperteile, Haushalt, Fahrzeuge, Bewegungen, Orte, Ereignisse ➔ Floskeln, Routinen, Zustände, Zeitangaben ➔ Späterer Wortschatz: Emotionen, Abstrakta, innere Zustände (3. LJ) ➔ Ab 4. LJ: Hinzufügen von Über- und Unterordnungen abseits der Basisebene ➔ Schulalter: Metaphorik, höhere sprachliche Themenbereiche, Ausbalancierung der Wortarten **STÖRUNGEN** ![](media/image89.png) **Wortschatzauffälligkeiten ohne (S)SES -- abnormalnost vokabulara bez (S)SES** 1\. Anregungs-/reizarme Umwelt -- okolina s niskim poticajem 2\. Mehrsprachige Erziehung (Sprachvorliebe, Menge an sprachlichem Input in jeweiliger Sprache, Erwerbsalter) -- visejezicno obrazovanje 3\. Entwicklungsprobleme, Komorbiditäten -- problemi u razvoju ![](media/image91.png) ![](media/image93.png) **Untersuchungsmethoden rezeptiver Wortschatz -- Methodenbeispiele** ➔ Deuten auf richtiges Bild nach verbaler oder schriftlicher Vorgabe des Wortes (mit semantischen und phonologischen Ablenker-Bildern) ➔ **Satzplausibilität:** Erfragen des semantischen Sinns von Äußerungen (z.B. Können Bäume fliegen?) **➔ Nonverbal:** Beobachtung des Sprachverständnisses in Spielsituationen **Untersuchungsmethoden produktiver/aktiver Wortschatz -- Methodenbeispiele** **➔ Bildbenennung:** Wichtigkeit der qualitativen Auswertung von Fehlern (Fehlermuster: Fehlbenennungen, semantische/phonematische Paraphasien; Benenngenauigkeit: Oberbegriff) **➔ Doppeltes Benennen:** Benennkonsistenz → fluktuierender Wortabruf **➔ Benennen nach** Definitionsvorgabe, Benennen von Gegensätzen/Synonymen **➔ Benennen nach** phonologischen Vorgaben: reimen, Wörter mit gleichem Anlaut **➔ Sätze ergänzen:** Lückensätze mit semantischen und syntaktischen Cues **➔ Nennen von** Oberbegriffen, Hyperonymen/Kohyponymen **➔ Definieren** lassen, Assoziationen **➔ Nonverbale Aufgaben:** Kategorisieren Sortieren von Bildmaterial

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