Lernzettel für Sport-Theorie Klausur PDF
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Lukas Dukart
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Dieser Lernzettel behandelt die Bewegungslehre und Emotionen im Sport. Er erläutert personale, sozial-kommunikative und explorierend-erkundende Bedeutung von Bewegung. Der Text betont die Wichtigkeit von Koordinativen Fähigkeiten und Wahrnehmungsanalysatoren im Sport.
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Lernzettel für Sport-theorie Klausur Thema : Bewegungslehre t Emotionen Lukas Dukart 12c ...
Lernzettel für Sport-theorie Klausur Thema : Bewegungslehre t Emotionen Lukas Dukart 12c explorierend-erkundende Bedeutung instrumentelle Bedeutung Bewegung Personale Bedeutung Sozial-kommunikative Bedeutung Personale Bedeutung : Körper und Bewegungserfahrungen nehmen Einfluss auf das selbst eines Menschen Sozial-kommunikative Bedeutung : Mensch setzt sich mit seinen Mitmenschen auseinander z. b Hände geben Umarmen küssen ,, explorierend-erkundende Bedeutung : Mensch erschließt sich der heut mithilfe von Bewegungen Instrumentelle Bedeutung : des Körper als Instrument Verwirklicht Ideen und Ziele Nutzung Koordination ist das Zusammenwirken von Zentralnervensystem und Skelettmuskulatur innerhalb eines gezielten Bewegungsablaufs. Koordination ist eine Sammelbezeichnung für eine Reihe von koordinativen Fähigkeiten. Modell zur Bewegungskoordination Fähigkeit vs. Fertigkeit ?? Koordinative Fähigkeiten Im Modell der koordinativen Fähigkeiten werden sieben koordinative Fähigkeiten unterschieden, die als koordinative Leistungsvoraussetzungen für sportliche Fertigkeiten angesehen werden. Beachten Sie: Eine umfassende und vielseitige Grundausbildung im Grundschulbereich verlangt ein spielerisches Schulen vielfältiger Bewegungsformen, welche die breite Palette der koordinativen Fähigkeiten berücksichtigt. Steuerungsfähigkeit vs. Adaptionsfähigkeit ?? Arbeitsauftrag: Erarbeitet in Kleingruppen die Grundlage „eurer“ koordinativen Fähigkeit. - Stellt eure Ergebnisse (Erklärung, Bedeutung im Sport, Erscheinungsform) kurz vor. - (Phase 1 auf dem AB): Entwickelt zwei bis drei Übungen in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen - Stellt eure Ergebnisse vor Übungsideen -> Koordinative Anforderungen von Bewegungsaufgaben können einerseits durch Anforderungen an die Informationssysteme (optisch, taktil, akustisch, kinästhetisch, vestibulär) und andererseits durch bestimmte Druckbedingungen, wie Präzisions-, Zeit-, Komplexitäts-, Situations- und Belastungsdruck, gekennzeichnet werden. Informationsanforderungen und Druckbedinungen SPORT IN DER GYMNASIALEN OBERSTUFE Tab. 4.1: Arten von Wahrnehmungsanalysatoren (nach Schnabel, 2014) Analy- Propriozeptoren Exterozeptoren sator Vestibulär Kinästhetisch Optisch Akustisch Taktil Gleichgewicht Bewegungs- Sehen Hören Fühlen empfinden Aspekt Lageveränderung Muskelspannung Helligkeit Lautstärke Temperatur Orientierung Gelenkstellung Farbe Tonhöhe Objektgröße Beschleunigung Körperraumlage Form Geräusche Objektform Haltungs- Objekt- stabilität oberfläche Beispiel Abstoppen, Basketballwürfe aus Peripheres Tanzen Werfen mit Richtungs- und unterschiedlichen Ent- Sehen im Leder- oder Tempowechsel, fernungen, Sportspiel Gummi- Balancieren Saltobewegung basketball im Turnen VESTIBULÄRER ANALYSATOR Die Sinneszellen der drei Bogengänge und der beiden Makulaorgane im Innenohr bilden das vestibuläre System. Rotationsbeschleunigungen reizen die Bogensinnes- zellen, Translationsbeschleunigungen bewirken eine Reizung von Lagesinnesorganen (Makulaorganen). Zusammen mit dem visuellen und dem kinästhetischen Analysator sichert das vestibuläre System eine Haltungskontrolle. Der statiko-dynamische Rezeptor ist im Innenohr lokalisiert und informiert über Rich- tungs- und Beschleunigungsänderungen des Kopfs. Das menschliche Gehör besitzt drei Bogengangs- und zwei Makulaorgane (vgl. Abb. 2), in denen sich Sinneszellen befinden, die an ihren Endungen feine Härchen aufweisen, die in eine gallertartige Masse eingela- gert sind. Bei Bewegungen des Kopfs bleibt die Flüssigkeit aufgrund der Trägheit hinter der Bewegung zurück. Diese relative Verschiebung der Flüssigkeit wird von Nerven wahr- genommen und ans Zentralnervensystem weitergeleitet. Dabei registrieren die Sinneszel- len in den drei Bogengängen Drehbewegungen in alle drei Raumachsen. Die Rezeptoren in den beiden Makulaorganen werden durch Linearbeschleunigungen als Druck, Zug oder Scherung gereizt. Die elektrischen und chemischen Impulse der Gleichgewichtsana- lysatoren werden zusammen mit Signalen der Organe des visuellen und kinästhetischen Analysators verarbeitet. 42 Wahrnehmungsanalysataron Sensorische Systeme haben die Funktion , Informationen über Körperäußere und körperinnere Prozesse sowie Relationen zur Umwelt aufzunehmen und in unterschiedlichen Instanzen zu verarbeiten Spezifische Rezeptoren : Rezeptoren (Sinnesoryane , die Informationen aufnehmen) ; afferente ( zum Zentralnervensystem hinführende Nervenbahnen; = Sensorische Zentren in verschiedenen Hirngebieten. Funktionsweise eines Rezeptors Rezeptor afferente Nervenbahnen Zentrales vervensystem Propriozeptoren Beziehen: sich auf Bewegungsempfinden und Gleichgewichtsinn Beispiele für Propriozeptoren : Muskelspindeln (Längenkontrollsystem Sehrenspindeln (Spannungskontrollsystem) Exterozeptoren : Nehmen Signale auf , die von außen kommen und beziehen sich auf Sehen , Hören und fühlen Closed-Coop-Prinzip Modell einer Bewegungskontrolle Ausgangspunkt einer Handlung ist die Festlegung eines Handlung Ziels Bsp : Handballspieler entscheidet sich dazu einen Torwurf auszuführen der durch - So kommt es zur Programmierung durch vorherige Bewegungserfahrungen Bewegungsabläufe -Frühere Bewegungserfahrungen sind im motorischen Gedächtnis gespeichert Informationen Steuerung und werden als efferente Regelung - zur Impulse an die Muskeln gesendet: -Störgrößen wirken sich auf die Bewegung aus b z. Gegenspieler drängt einen ab - tatsächliche Bewegungsinformationen werden als elektrische Impulse über afferente Neuen zum Gehirn geleitet - Impulse die Körperinformationen beinhalten , bezeichnet man als Reafferenzen - Impulse die Umweltinformationen beinhalten werden als Afferenzen bezeichnet Reafferenzen sind einem inneren Regelkreis Zugeordnet Afferenzen sind einem äußerem Regelkreis zugeordnet. innerer Regelkreis : - Erfasst Informationen mit Kinästhetischem Analysator - Wahrnehmung von (Körperhaltung/Ausholbewegung) äußerer Regelkreis : - Informationen die sich auf Umwelt beziehen Optischer Analysator - Spielen führt kurz aus und schaut was passiert Bei den Informationen - Bewegung nimmt der Sportler viele auf, die über afferente Nerven zum Gehirn geleitet und verarbeitet werden. Fazit : Die Bewegungsausführung wind als Istwert mit der zuvor als Sollwert programmierten Bewegung verglichen. - Daher kann es zu Korrekturmaßnahmen kommen Wie werden Bewegungen im Sport gelernt und gelehrt? Beherrschen von Sportbewegungen, von außen und innen betrachtet. „Sammeln Sie sportliche Bewegungen, die Sie besonders gut, mittelmäßig gut oder schlecht beherrschen. Beschreiben Sie, wie der Unterschied von außen sichtbar wird und wie aus Ihrer Innensicht.“ Probleme bei der Beschreibung? Lösung: qualitative Bewegungsmerkmale: -> überarbeite deine Beschreibung Charakterisiere/Beschreibe auf Grundlage des Textes und unter Angabe der qualitativen Bewegungsmerkmale, sowie der Informationsaufnahme (Analysatoren), mit Bezug zum Regelkreismodell, das Stufenmodell des motorischen Lernens nach Meinel und Schnabel. Aufgabe: 1. Diskutiere, in welchen Sportarten sich die deduktive und in welchen sich die induktive Vermittlungsmethode eher anbietet. 2. Ordne die induktive und deduktive Vermittlungsmethode den Lernmodellen begründet zu. Arbeitet zu zweit: 1. Bearbeite den Text zum Sportspielvermittlungsmodell. 2. Stellt euch gegenseitig das Konzept vor. 3. Erarbeitet gemeinsam einen systematischen Vergleich der beiden Sportspielvermittlungsmodellen, indem ihr auf Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten und Unterschiede eingeht. Orientiert euch dafür an den Formulierungshilfen unter M3. Wie erfolgt das Lernen und Lehren von Sportspielen? „In den Sportspielen stellt sich die Aufgabe eines Vermittlungsprozesses komplexer dar als bei reinen Bewegungsaufgaben. Sportmotorische Fertigkeiten müssen Bestandteil eines umfassenden Handlungssystems sein.“ Übertrag die Unterscheidungskategorien bei Regelvereinfachungen auf ein Beispiele aus der Sportpraxis. Vermittlungsmethoden/Vermittlungsmodelle zielen darauf ab, die Lernenden spielfähig zu machen. Die Beherrschung von Bewegungsabläufen reicht dazu nicht aus. Technische Fertigkeiten, koordinatives Handeln unter Druckbedingungen, konditionelle und taktische Fähigkeiten sind gefordert. Konzepte zur Vermittlung großer Spiele: Das genetische Spielvermittlungskonzept Aufgabe 1. Bearbeite den Text zum Genetischen Spielvermittlungskonzept. 2. Fasse die Grundidee des Konzeptes/Modells kurz in eigenen Worten zusammen Vergleich der Konzepte Erstelle eine Vergleichsmatrix (Tabelle). Nutze für den Vergleich min. 5 Kriterien. Mögliche Kriterien sind: Lernprozess / Spielorientierung / Transferpotenzial / Anforderung an Lernende / Rolle des Trainers / Zielsetzung / Zielgruppe / Vermittlung (deduktiv, induktiv) / Motivation, Spaß / zeitlicher Rahmen Einzelarbeit: Phase 1: Text bearbeiten Partnerarbeit: Phase 2: Austausch über den Text (Inhalte besprechen, wichtige Begriffe gegenseitig erklären, Fragen klären) Phase 3: Visualisiert den Zusammenhang von Emotionen und sportlichen Leistungen (Schaubild, Modell etc.) und beantwortet die Leitfrage: „Wie hängen Emotionen und sportliche Leistungen zusammen?“ Phase 4: Präsentiert euer Arbeitsergebnis Kritik am Modell: Yerkes-Dodson-Gesetz beachtet nicht die Individualität der Person und der Situation. Modell der individuell optimalen Funktionszone (Yuri Hanin): - optimale Leistung nicht bei einem mittleren Erregungsniveau - Jeder besitzt individuell optimale Zone des Erregungszustands für höchste Leistung - Negative Belastungswirkung (Stress) wenn Gleichgewicht in eine Richtung verschoben wird - > wenn Situation als die eigenen Fähigkeiten überschreitend bewertet wird. Emotionen im Sport Aggression ? Regelwerk und Verhaltensnormen der Sportart Explizite Aggression Implizit Aggression (die Schädigung (die Schädigung in beabsichtigen) Kauf nehmen Zustand Ärger Versagensängste Frustration Zufriedenheit Stolz Emotionen Negative Freude Positive Emotionen winkt negativ verbessert * & Sportle i seine Leistung wirkt auf ↑ wirkt auf & Yerkes-Dodson- verbessert Vorstart- Gesetz Nervosität Flow-Kanal Yenkes-Podson-Gesetz Erregungsniveau und Leistung : · Niedriges Erregungshireau : geringe Leistung · Mittleres Erregungsniveau : optimale Leistung · Hohes Erregungsniveau : sinkende Leistung Beispiele im Sport : · Golfsporthohe Präzision, niedrigeres Erreyingsniveau · Gewichtheben (hohes Erregungsniveau für maximale Kraft) Flow-Kanal : - Optimale Balance zwischen Herausforderung und Fähigkeit SPORT IN DER GYMNASIALEN OBERSTUFE 5.2 GANZHEITSMETHODE VERSUS TEILLERNMETHODE 38 Lernstrategie eines Weltklassehochspringers Im August 1985 sprang Igor Paklin im Hochsprung mit 2,41 m Weltrekord. Als relativ kleiner Hochspringer (1,91 m) zeichnete er sich durch eine sehr hohe Anlaufgeschwindigkeit aus. Befragt nach seiner Trainingsstrategie und wie er zu diesen Leistungen komme, antwortete er: „Durch Harmonie. Ich bemühe mich, alle Elemente des Sprungs harmonisch miteinander zu verbinden.“ Sein Trainer forderte nicht so sehr das Feilen an einzelnen Sprungelementen, sondern vor al- lem die Beherrschung des Sprungs in seiner Gesamtheit. Wenn dem Sprung eine richtige Konzeption zugrunde liege, dann würde alles Überflüssige von selbst entfallen (zitiert aus Loosch & Rosinski, 2011, S. 76). Beurteilen Sie die Aussagen von Igor Paklin und seines Trainers unter Berücksich- tigung von möglichen Lernwegen und Lernphasen zum Flopsprung. Bei der Teillernmethode (analytisch-synthetische Methode) werden einzelne Teile der Gesamtbewegung isoliert geübt. Nachdem die Einzelteile beherrscht werden, erfolgt die Zusammensetzung zur Gesamtbewegung (Zielübung). Bei der Ganzheitsmethode erfolgt von Beginn an das Einüben der Bewegung in ihrer Gesamtstruktur. Als „Zwi- schenmethode“ springt die Ganz-Teil-Ganz-Methode im Lernprozess von der Gesamt- struktur einer Bewegung zu einzelnen Bewegungsteilen und dann wieder zurück zur Gesamtbewegung. Die Frage, ob eine sportliche Bewegung ganzheitlich oder in Teile zergliedert gelehrt wer- den soll, ist ein zentrales Problem in der sportlichen Praxis. Hierbei geht es stets um eine Effektivierung des motorischen Lernprozesses in seinen verschiedenen Parametern (z. B. Geschwindigkeit, Stabilität, Zeitpunkt im Lernprozess). Allgemein kann man in Anleh- nung an Loosch und Rosinski (2011, S. 76) vier Aspekte hervorheben, die das Anwenden einer Teillernmethode sinnvoll erscheinen lassen: n hohe Komplexität und Kompliziertheit der Bewegung; n Auffrischen von Gedächtnisinhalten durch das Üben bestimmter Bewegungsabschnit- te, die durch das Üben der Gesamtbewegung selten abgefordert werden; n Ausloten von biomechanischen Grenzbereichen für einzelne Bewegungsphasen; n verbesserte Trainingsökonomie durch Nutzung vereinfachter Technikumgebungen beim Teillernen (z. B. Stationsbetrieb). 142 LEKTION 5: WIE WERDEN BEWEGUNGEN IM SPORT GELERNT UND GELEHRT? I Verschiedene empirische Studien belegen zwar eindeutig, dass die Ganzheitsmethode der Teillernmethode überlegen ist. Allerdings ist die Teillernmethode bei z. T. sehr kom- plexen Bewegungsstrukturen im Sport die einzige Möglichkeit, um eine Bewegungsfer- tigkeit zu erlernen. Dann sollte jedoch im motorischen Lernprozess immer wieder auf den ganzheitlichen Vollzug zurückgegriffen werden. Trotz der Vorteile der Teillernmethode sei noch auf spezielle Nachteile dieser Lehrmetho- de hingewiesen (Loosch & Rosinski, 2011, S. 77): n Die Teillernmethode erfordert eine Klassifizierung der einzelnen Phasen einer Ge- samtbewegung. Dies geschieht meist morphologisch und stimmt u. U. nicht mit der subjektiven Bewegungsvorstellung des Sportlers überein. n Teillernen kann das Timing in der Gesamtkoordination beeinträchtigen. Durch zu in- tensives Üben von einzelnen Phasen könnten „Bewegungspausen“ zwischen den Be- wegungsteilen „einprogrammiert“ werden, sodass der Bewegungsablauf vom Sportler nicht mehr als harmonische Einheit gesehen wird. n Das Prinzip der funktionellen Variabilität von Teilbewegungen oder einzelnen Para- metern muss beachtet werden. Das heißt, dass Abweichungen in einzelnen Bewe- gungsbestandteilen durch andere Abschnitte ausgeglichen werden können. Diese eigenständige Leistung des motorischen Systems, die nur im ganzheitlichen Vollzug möglich ist, muss entsprechend geschult werden. n Techniken im Sport werden vom Sportler in einer subjektiven Geschlossenheit wahr- genommen, die sich durch emotionale Begleitphänomene ausdrücken können. Diese begleitenden Emotionen können dem Sportler schon vor Beendigung einer Bewegung wichtige Informationen über das Gelingen geben. Auch ein qualifiziertes Bewegungs- gefühl ist an den ganzheitlichen Bewegungsvollzug gebunden. Als eine dritte Methode ist in der Trainingspraxis die Ganz-Teil-Ganz-Methode zu finden. Diese Methode startet zunächst mit dem Darbieten der Gesamtbewegung und schult anschließend solche Bewegungsbestandteile, die noch nicht richtig erlernt worden sind. Anschließend findet eine Rückführung in die Gesamtbewegung statt. Diese Methode er- freut sich einer großen Beliebtheit, da jeder Teilnehmer sein Lerntempo bestimmen kann. Motorisch begabte Sportler können relativ schnell ins Anwendungstraining (mit Steige- rung von Druckbedingungen) einsteigen, wobei Übende mit Bewegungsschwierigkeiten durch Einüben von Teilbewegungen in ihrem Lernprozess unterstützt werden können. Beispiel: So kann der Druckwurfkorbleger im Basketball ganzheitlich vermittelt werden. Einige Schüler werden diesen Wurf von der rechten Seite (bei Rechtshändern) auf Anhieb schaffen. Sie könnten den Korbleger von der linken Seite erproben. Bei den anderen Schü- lern müsste z. B. das rhythmische Dribbling verbessert werden oder der einhändige Abwurf nach einem einbeinigen Absprung durch entsprechende Übungen geschult werden. 143 SPORT IN DER GYMNASIALEN OBERSTUFE Merkregeln: n Lehren Sie so weit wie möglich ganzheitlich. n Komplexbewegungen sollten mithilfe der Teillernmethode geschult werden. n Bei Bewegungen mittlerer Komplexität eignet sich die Ganz-Teil-Ganz-Methode. 39 Nennen Sie jeweils zwei sportliche Bewegungsfertigkeiten, die eher ganz- heitlich eingeführt werden sollten und solche, die durch die Teillernmethode zu erlernen sind. Geben Sie zwei Beispiele für eine Ganz-Teil-Ganz-Methode an. Begründen Sie Ihre Entscheidungen. 5.3 NEULERNEN SPORTLICHER BEWEGUNGEN 1 2 Betrachtet man den Term 2 · 2 + 3,7 + 14,3 + —4 · —9 und möchte seinen Wert bestimmen, wird kein Mathematiklehrplan einem Schulanfänger eine Lösung ganzheitlich darbieten. Denn er muss zunächst die Techniken des Addierens und Multiplizierens beherrschen, einschließlich der „taktischen“ Vorrangregel „Punktrechnung geht vor Strichrechnung“, und dies an einfachen Beispielen im Zahlenraum der natürlichen Zahlen trainieren. Erst dann wird der Zahlenraum erweitert auf die ganzen und die rationalen Zahlen. Nicht anders lernen Kinder Begriffsbedeutungen, Fremdsprachen, Instrumente und komplexe Bewegungsabläufe im Sport. Die generelle und bereichsübergreifende Logik lautet: Der überforderte Schüler wird dadurch unterstützt, dass der Schwierigkeitsgrad der Aufgabenstellung in sinnvoller und wirksamer Weise reduziert wird. Er übt zunächst vereinfachte Probleme, die nach angemessener Zeit zur Gesamtaufgabe aufgeschaltet bzw. erweitert werden (Roth, 2007). Daher stellen sich beim Neulernen komplexer sportlicher Bewegungen zwei zentrale Fragen: 1. Welche Vereinfachungsstrategien gibt es? 2. Wie ist die Reihung der Lernschritte zu gestalten, also der Weg von den Teilzielen hin zum Ziel? Zur Erinnerung: In Lektion 4 wurde bereits dargestellt, wie die Koordination räumlich- zeitlich geordneter motorischer Aktionen funktioniert und was erlernt werden muss, um zuvor nicht beherrschte Bewegungsmuster auszuführen. Aus dem Blickwinkel der Infor- mationsverarbeitung kann das Erlernen genormter Bewegungsfertigkeiten als Aneignung von sogenannten generalisierten motorischen Programmen (GMP) gesehen werden. In ihnen sind die strukturellen, fertigkeitsspezifischen Invarianten (Reihenfolge und zeitli- 144 LEKTION 5: WIE WERDEN BEWEGUNGEN IM SPORT GELERNT UND GELEHRT? I che Relation von Teilbewegungen, Relation der Muskelkräfte) festgeschrieben, nicht aber die variablen, austauschbaren Bewegungsparameter (Gesamtdauer der Bewegung, eingesetzte Gesamtkraft, spezifische Muskelauswahl). Detaillierte Informationen zum Informationsansatz findet man in Kap. 3.3. Vereinfachungsstrategien – methodische Prinzipien Beim Neulernen komplexer sportlicher Bewegungen kann der Anfänger vielen Überfor- derungen ausgesetzt sein. Zu den Überforderungsaspekten zählen in der Sprache der Informationsverarbeitung die Programmlänge, die Programmbreite und die Parame- teranforderungen. Erster Überforderungsaspekt: Programmlänge Vereinfachungsstrategie: Prinzip der Verkürzung der Programmlänge Die Gesamtbewegung ist zu „lang“. Es sind zu viele nacheinander ablaufende Bestand- teile zu bewältigen. Die angemessene Antwort lautet, dass das motorische Programm in kleine Abschnitte geteilt werden muss. Die Bandbreite der Beispiele ist groß und reicht von der Kippwendetechnik im Kraulschwimmen (z. B. Beginn mit dem einfachen Absto- ßen) über Lehrwege für Anläufe im Turnen (z. B. Einstiege beim Kastensprung mit dem Prellfedern) bis hin zu leichtathletischen Sprung-, Wurf- und Stoßtechniken (z. B. wird beim Speerwurf zunächst aus dem Stand geworfen). Abb. 5.1: Prinzip der Programmlängenverkürzung (modifiziert nach Roth, 2007, S. 32) 40 Erläutern Sie Abb. 5.1 im Kontext des Neulernens sportlicher Bewegungen. 145 SPORT IN DER GYMNASIALEN OBERSTUFE Das Prinzip der Programmlängenverkürzung kann allerdings nur mit Einschränkung verwendet werden, was in folgender Einsatzregel deutlich wird: Programmlängenverkürzungen sind dann lernwirksam, wenn die Zieltechnik durch gut isolierbare, nacheinander zu realisierende Bewegungsbestandteile gekennzeich- net ist. Bei engen Wechselwirkungen und Verzahnungen von sukzessiv aufeinander- folgenden Einzelabschnitten ist von ihrer Trennung abzuraten (Roth, 2007). Die obige Einsatzregel macht unmittelbar deutlich, dass zyklische Bewegungen, wie das Laufen, Radfahren und Schwimmen, mit ihrer Phasenverschmelzung von Haupt- und Zwischenphase nicht durch eine Programmlängenverkürzung vereinfacht werden können. Aber auch bei azyklischen Bewegungen sind keinesfalls immer die Voraussetzungen für eine sinnvolle Programmlängenverkürzung gegeben. Dies gilt offensichtlich für solche Bewegungen, die in ihrer Ausführung nicht mehr gebremst werden können (z. B. Salti, Schrauben beim Wasserspringen). In der Literatur wird aber teilweise auch von scheinbar offensichtlichen Programmlängen- verkürzungen abgeraten. Grosser und Neumaier (1982, S. 100) geben auf der Basis von Untersuchungsdaten beim Kugelstoßen zu bedenken, dass durch ein verstärktes Stoßen aus dem Stand die Programminvarianten zu stark von den strukturellen Merkmalen der Zielbewegung (O’Brien-Technik) abweichen. Fehler beim verkürzten Abschnitt des Sto- ßens aus dem Stand müssten u. U. durch aufwendige Umlernprozesse beseitigt werden. Sie empfehlen daher zur Vereinfachung, die wegzulassenden Elemente durch einfachere Bewegungen zu ersetzen: Bezogen auf den Kugelstoß, könnte das Stoßen aus dem Ange- hen statt dem Angleiten erfolgen. Zweiter Überforderungsaspekt: Programmbreite Vereinfachungsstrategien: Prinzip der Verringerung der Programmbreite; Prinzip der Invariantenunterstützung Wenn die Gesamtbewegung zu „breit“ ist und zu viele Elemente simultan koordiniert werden müssen, könnte eine Vereinfachungsstrategie darin liegen, die Breite des mo- torischen Programms zu verringern. Bei polyzentrischen Bewegungselementen aus dem Jazztanz können zu Beginn die Koordinationsmöglichkeiten der Zentren Kopf, Schulter, Brustkorb, Becken, Arme, Beine jeweils unabhängig voneinander trainiert werden. Auch beim Positionswurf im Basketball können Verringerungen der Programmbreite hilfreich sein, um bestimmte Elemente zu betonen. So wird durch das sitzende Werfen von einem Kasten die Arm-Hand- und Ball-Hand-Führung betont. 146 LEKTION 5: WIE WERDEN BEWEGUNGEN IM SPORT GELERNT UND GELEHRT? I Hinsichtlich der Bewertung der Verringerung der Programmbreite gilt eine vergleichbare Merkregel wie bei der Programmlängenverkürzung: Reduktionen der Programmbreite sind dann lernwirksam, wenn die Zieltechnik durch gut isolierbare, gleichzeitig auszuführende Bewegungsbestandteile gekenn- zeichnet ist. Bei engen Wechselwirkungen und Verzahnungen der simultan zu koordi- nierenden Aktivitäten ist von ihrer Trennung abzuraten (Roth, 2007). Eine enge Verzahnung von Teilbewegungen findet man z. B. bei zyklischen Bewegungen, wie dem Paddeln, Rudern und Radfahren. Hier gibt es keine horizontalen Schnittstellen, sodass eine Bewegungstrennung beim Neulernen wenig sinnvoll ist. Zerlegungsmöglich- keiten bestehen dagegen, wenn Teilbewegungen einer Fertigkeit asynchron ablaufen. Ge- meint sind hier vor allem die Schwimmtechniken. So wird z. B. die Kraulbewegung durch ein isoliertes Einüben der Arm- und Beinbewegung mit Unterstützung von Schwimmbrett oder Pull Buoy vereinfacht. Abb. 5.2 veranschaulicht die Verkürzung der Programmlänge und die Verringerung der Programmbreite mithilfe von Kreisen und Halbkreisen. Verkürzung der Programmlänge Verringerung der Programmbreite A = Standstoß Kraulbewegung (z. B. nur Armeinsatz) B = Angleiten Abb. 5.2: Während bei einer Verkürzung der Programmlänge Bewegungsbestandteile (Halbkreis) zum Ganzen (Kreis) zusammengesetzt werden, findet bei der Verringerung der Programmbreite (kleiner Kreis) eine Aufschaltung von gleichzeitig ablaufenden Bewegungsbestandteilen zur Ge- samtbewegung (großer Kreis) statt. 41 Erläutern Sie den Unterschied zwischen Programmlängen- und Programm- breitenverkürzung an zwei sportlichen Beispielen. 147 SPORT IN DER GYMNASIALEN OBERSTUFE Unter Invariantenunterstützung versteht man Ausführungshilfen für strukturelle Merkmale einer Bewegung. Dies können Rhythmus-, Orientierungsvorgaben, be- wegungsführende Hilfen oder Ausführungshilfen zur Verringerung des Präzisions- drucks sein. Der zweite Aspekt beim Überforderungsaspekt der Programmbreite wird mit dem Begriff Invariantenunterstützung beschrieben. Darunter versteht man Ausführungshilfen für die strukturellen Bewegungsmerkmale einer Bewegung. Bekannte Beispiele sind: Rhyth- musvorgaben (akustisch), Orientierungsvorgaben (visuell), bewegungsführende Hilfen (taktil, kinästhetisch), Ausführungshilfen zur Erhöhung der Fehlertoleranz. Abb. 5.3: Prinzip der Invariantenunterstützung (modifiziert nach Roth, 2007, S. 34) Während akustische Rhythmusvorgaben den zeitlich-dynamischen Ablauf einer Bewe- gung z. B. durch Zuruf unterstützen, betreffen visuelle Orientierungshilfen die räumlich- zeitliche Ablaufgenauigkeit einer Bewegung (z. B. Markierungshilfen). Unter bewegungs- führenden Hilfen versteht man sowohl die Hilfestellungen beim Gerätturnen als auch Lernformen zum Bewusstmachen bestimmter Winkelstellungen und zur Verlagerung von Körperteilen. Ausführungshilfen zur Erhöhung der Fehlertoleranz verringern die Präzisi- onsanforderungen (Präzisionsdruck) einer Bewegung. 42 Nennen Sie drei weitere Beispiele für eine Invariantenunterstützung. 148 LEKTION 5: WIE WERDEN BEWEGUNGEN IM SPORT GELERNT UND GELEHRT? I Dritter Überforderungsaspekt: Parameteranforderung Vereinfachungsstrategie: Prinzip der Parameterveränderung Bei hohen Anforderungen an die variablen Bewegungsparameter (z. B. hohe Anl- aufgeschwindigkeit, kurze Bewegungsdauer, hohe Kraftanforderung) kann durch Verringerung des Zeit- und Präzisionsdrucks (z. B. Bewegung in Zeitlupe ausführen, Absprung von einem erhöhten Absprungort) sowie des physischen Belastungsdrucks (z. B. leichteres Sportgerät, begleitendes Krafttraining) eine lernwirksame Bewe- gungsvereinfachung erreicht werden, wenn durch die Vereinfachung die invarianten Strukturen der Bewegung nicht zerfallen. Eine große Schwierigkeit besteht beim Neulernen von Bewegungen darin, dass die festen Bewegungsdetails eines generalisierten Programms zwar gut zu erlernen sind, aber das Einüben der variablen Parameter große Anforderungen darstellt. Typische Überforde- rungsparameter sind: zu hohe Ablaufgeschwindigkeit, Bewegungsdauer oder Kraftan- forderungen. Zur Verringerung der Ablaufgeschwindigkeit kann den Schülern geholfen werden, wenn zu Beginn Bewegungen langsamer geübt werden: Der Anlauf beim Speerwurf wird bei- spielsweise zunächst mit einer Gehbewegung statt einer Laufbewegung geschult. Die Drehbewegung beim Diskuswurf wird zu Beginn in Zeitlupe durchgeführt. Zu beachten ist, dass es durch die Bewegungsausführung in Zeitlupe nicht zu einem Zer- fall der grundlegenden Programmstrukturen kommt. Gerade Kippbewegungen im Turnen können nur in einem sehr geringen Ausmaß zeitlich gedehnt werden. Abb. 5.4: Prinzip der Veränderung der Programmparameter (links: Slow-Motion-Üben; rechts: Üben mit leichteren Sportgeräten) (modifiziert nach Roth, 2007, S. 36) 149 SPORT IN DER GYMNASIALEN OBERSTUFE Falls die zu kurze Bewegungsdauer ein Problem bei der Bewältigung der Bewegungsauf- gabe darstellt, kann der Bewegungsumfang bei gleicher Ausführungsgeschwindigkeit durch Gerätehilfen vergrößert werden: Im Turnen und in der Leichtathletik können er- höhte Absprungstellen dazu beitragen, die Flugphase zu verlängern und so den Zeitdruck bei der Koordination von Teilbewegungen reduzieren. Sind die Kraftanforderungen beim Ausführen einer Bewegung zu groß, kann die Intensi- tät der Krafteinsätze verringert werden: Im Kugelstoßen kann zu Beginn des Lernprozes- ses mit leichteren Kugeln gestoßen werden. Beim Hürdenlauf in der Leichtathletik oder beim Kastensprung im Turnen wird die Höhe der Hindernisse den Kraftfähigkeiten der Übenden angepasst. Die Gesamtdauer kann bei statischen Elementen aus dem Turnen (z. B. Kreuzhang) verkürzt werden oder die Kraftanforderung durch Partnerhilfe erleich- tert werden. 43 Nennen Sie drei weitere Beispiele für eine Vereinfachung der Parameteran- forderung durch Parameterveränderung. 44 Verzicht auf Vereinfachungsstrategien Nennen Sie jeweils eine sportliche Fertigkeit, bei der Sie bei der methodischen Einführung auf eine a) Programmlängenverkürzung, b) Programmbreitenverringerung, c) Invariantenunterstützung, d) zeitliche Dehnung (Parameterveränderung) verzichten würden. Begründen Sie Ihre Entscheidungen jeweils. Neben den bisher genannten Vereinfachungsstrategien, die sich auf die Länge, die Breite und die Parameter eines Programms beziehen, kann ein weiterer Überforderungsaspekt die Angst vor Verletzung oder Blamage sein. Hier können Sicherheitsvorkehrungen, eine empathische Ansprache oder auch Entspannungstechniken helfen, vorhandene Angst- barrieren abzubauen. Die folgende Tab. 5.3 gibt einen zusammenfassenden Überblick zu den genannten Vereinfachungsstrategien. 150 LEKTION 5: WIE WERDEN BEWEGUNGEN IM SPORT GELERNT UND GELEHRT? I Tab. 5.3: Überforderungsaspekte und Vereinfachungsstrategien (modifiziert nach Roth, 2007, S. 36) Überforderungsaspekt Vereinfachungsstrategie Anwendungsfelder (Azyklische) Fertigkeiten Prinzip der mit vielen hintereinandergeschalteten, Programmlänge Programmlängenverkürzung wechselwirkungsarmen Elementen (z. B. Speerwurf, Kastensprung). Fertigkeiten mit vielen, gleichzeitig auszuführenden Elementen: yy Asynchrone zyklische Bewegungen yy Prinzip der verringerten (z. B. Arm- und Beinbewegungen Programmbreite Programmbreite bei Schwimmtechniken); yy Prinzip der yy Bewegungen mit hohen räumlichen, Invariantenunterstützung zeitlichen und dynamischen Präzisionsanforderungen (z. B. bei Turnbewegungen). Fertigkeiten mit yy hoher Bewegungsgeschwindigkeit (z. B. beim Speerwurf); Prinzip der yy kurzer Bewegungszeit Parameteranforderung Parameterveränderung (z. B. Sprünge im Turnen); yy hohen dynamischen Anforderungen (z. B. bei Würfen und Stößen in der Leichtathletik). Sicherheitsvorkehrungen Angst und systematische Bewegungen mit ungewissem Ausgang Desensibilisierung Merksatz: Beim Erlernen neuer Bewegungen ist immer auch zu überprüfen, ob die allgemeinen koordinativen und konditionellen Voraussetzungen erfüllt sind, um die komplexen Bewegungsmuster einer Bewegungsfertigkeit zu erlernen. Roth (2007, S. 36-37) weist darauf hin, dass nicht alle Schwierigkeiten beim Neulernen durch die oben genannten Vereinfachungsstrategien beseitigt werden können. Bei einer methodischen Einführung einer Bewegungsfertigkeit sind immer auch die koordinativen und konditionellen Voraussetzungen zu beachten: Beispielsweise wird das Erlernen des Handstützüberschlags am Boden erschwert oder verhindert, wenn es dem Übenden an der notwendigen Stützkraft im Bereich der oberen Extremitäten mangelt und eine gute Rumpfbeweglichkeit fehlt. 151 SPORT IN DER GYMNASIALEN OBERSTUFE Reihung der Lehrschritte – methodische Übungsreihen Nach den Überlegungen zur Vereinfachung komplexer Sportbewegungen soll nun geklärt werden, wie der Weg von den Vorübungen zur Zielübung zu gestalten ist. Allgemein kann festgehalten werden, dass im Verlauf des Lernprozesses die Erleichterungen schrittweise zurückgenommen werden müssen. Es gelten dabei die allgemein bekannten und akzep- tierten methodischen Grundsätze „vom Leichten zum Schweren“, „vom Einfachen zum Komplexen“, vom „Bekannten zum Unbekannten“ und vom „Sicheren zum Risikoreichen“. Die konkreten Lernwege, in denen die Vereinfachungsprinzipien und ihre Rücknahme fer- tigkeitsspezifisch festgeschrieben sind, heißen methodische Übungsreihen (MÜR) und basieren meist auf einer bewährten und verallgemeinerten Praxiserfahrung: Methodische Übungsreihen (MÜR) sind nach methodischen Grundsätzen geordnete Übungsfolgen, die zur Erlernung einer bestimmten Bewegungsfertigkeit (Zielübung) oder zur Aneignung eines bestimmten Ausprägungsgrades motorischer Eigenschaf- ten führen sollen. Allgemeine methodische Grundsätze sind dabei: „vom Leichten zum Schweren“, „vom Einfachen zum Komplexen“, „vom Bekannten zum Unbekann- ten“ und „vom Sicheren zum Risikoreichen“ (Grössing, 2007, S. 214). Den Beginn von MÜR stellen oft vorbereitende Übungen und Vorübungen dar. Sie schaf- fen wichtige koordinative und konditionelle Lernvoraussetzungen für das Erlernen der Zielübung. Unter dem Begriff der Vorübung wird eine Übungsform verstanden, die dabei helfen soll, bewegungsverwandte Fertigkeiten und vielfältige Variationen derselben ein- zuüben mit dem Ziel der Annäherung an die Zielübung. Dagegen zielt eine vorbereiten- de Übung auf das Erlernen grundlegender Fertigkeiten und den Erwerb grundlegender Fähigkeiten, die für die zu erlernende Fertigkeit unabdingbar sind. Im Lernprozess zum Neulernen des Speerwurfs wäre das Werfen verschiedener Wurfgerä- te aus der Schrittstellung, dem Angehen oder dem Drei-Schritt-Rhythmus eine Vorübung für den Speerwurf, da die Bewegung bewegungsverwandt zur Zielübung ist. Ballspiele mit Wurfmöglichkeiten, Zielwürfe auf einen Medizinball oder Wurfmehrkämpfe zielen auf die Verbesserung allgemeiner koordinativer und konditioneller speerwurfspezifischer Fähigkeiten und wären somit als vorbereitende Formen zu bezeichnen. Der methodische Dreischritt von vorbereitenden Übungen (Formen), Vorübungen und Zielübung ist ein zentrales Charakteristikum von MÜR (vgl. Abb. 5.5). 45 Erläutern Sie den methodischen Dreischritt an zwei weiteren sportlichen Beispielen. 152 LEKTION 5: WIE WERDEN BEWEGUNGEN IM SPORT GELERNT UND GELEHRT? I Abb. 5.5: Methodischer Dreischritt bei methodischen Übungsreihen Ein Beispiel für eine methodische Übungsreihe zum Erlernen des Speerwurfs macht den besonders komplexen Einsatz von Vereinfachungsstrategien deutlich. Nach dem Beherrschen des Schlagballweitwurfs und dem Werfen mit Hilfsgeräten (Gummiring und -stab sowie Nockenball) sowie dem Erlernen von Griff- und Trageweise des Speers und Würfen aus der Schrittstellung und der Wurfauslage könnte sich das Werfen aus dem Zweier-, Dreier- und Fünferrhythmus mit einer zwischengeschalteten Übung zur Speer- rückführung bis hin zur Zielübung anschließen. In der Literatur findet man eine Vielzahl von derartigen MÜR. Die Mehrheit dieser MÜR lässt sich zu drei Haupttypen zusammenfassen: 1. serielle Übungsreihen (der Aufbau „von vorne nach hinten“); 2. funktionale Übungsreihen (der Aufbau „von der Mitte nach außen“); 3. programmierte Übungsreihen (der „empirisch überprüfte, kleinschrittige“ Aufbau). Eine serielle Übungsreihe bedient sich des Prinzips der Programmlängenverkürzung und vermittelt eine Zielübung durch Aufschalten von Teilbewegungen nach räumlich-zeitli- chen Aspekten. Beispiel: Eine serielle Übungsreihe zum Korbleger schult zunächst das rhythmische Dribbling und verbindet dies nacheinander mit dem Stoppen und Werfen bis hin zur Gesamtbewegung. 153 SPORT IN DER GYMNASIALEN OBERSTUFE Eine funktionale Übungsreihe bedient sich ebenfalls des Prinzips der Programmlängen- verkürzung. Die zu übenden Elemente sind genau die Aktionen der Zielbewegung. Die funktionale Übungsreihe startet bei der Hauptaktion, die im weiteren Übungsverlauf durch die Hilfsaktionen ergänzt wird (vgl. Kap. 2.4). Beispiel: Eine funktionale Übungsreihe zum Kugelstoßen startet mit dem Stoßen aus der Stoßauslage (gegebenenfalls auch mit zwei Angehschritten) und ergänzt das Angleiten aus der Grundstellung bis hin zur Gesamtbewegung. Eine programmierte Übungsreihe besteht aus einer kleinschrittigen Abfolge von Übun- gen, die sich an logischen und empirisch gestützten Kriterien orientieren. Beispiel: Für den Bereich der Leichtathletik werden von Kruber und Fuchs (1978) pro- grammierte Lernkarten angeboten: Lernkarte 1: Standstoß: Wir lernen, die Kugel zu halten. Lernkarte 2: Standstoß: Wir lernen die Ausgangsstellung (vgl. Abb. 5.6). Lernkarte 3: Standstoß: Wir lernen die Beinstreckung. Lernkarte 4: Standstoß: Wir lernen die Rumpfdrehung. Lernkarte 5: Stoßen aus dem Angleiten: Wir lernen das Rückwärtsrutschen. Lernkarte 6: Stoßen aus dem Angleiten: Wir verbessern die Kugelstoßbewegung. Abb. 5.6: „Programmierte Lernkarte Nr. 2 zum Standstoß für Rechtshänder: Wir lernen die Ausgangs- stellung“ (modifiziert nach Wollny, 2012, S. 192 in Anlehnung an Kruber & Fuchs: 1978, S. 55) A Theorie-Praxis-Verknüpfung – MÜR zum Basketballsprungwurf 154 Definition der Taktikbausteine: Anbieten & Taktische Aufgabenstellungen, bei denen es Orientieren darauf ankommt, zum richtigen Zeitpunkt eine optimale Position auf dem Spielfeld anzunehmen (Freilaufen/Raumaufteilung) Ballbesitz Taktische Aufgabenstellungen, bei denen es individuell darauf ankommt, in 1:1-Situationen, also in der sichern Auseinandersetzung mit einem Gegenspieler, den Ballbesitz zu behaupten und Angriffsaktionen einzuleiten. Ballbesitz Taktische Aufgabenstellungen, bei denen es kooperativ darauf ankommt, im Zusammenspiel mit Partnern sichern den Ballbesitz zu behaupten und Angriffsaktionen einzuleiten. Überzahl Taktische Aufgabenstellungen, bei denen es individuell darauf ankommt, sich durch ein „Umgehen“ der herausspielen Gegnerbehinderung - gegebenenfalls unter Einbeziehung einfacher Finten - einen Vorteil zu verschaffen. Überzahl Taktische Aufgabenstellungen, bei denen es kooperativ darauf ankommt, sich im Zusammenspiel mit herausspielen Partnern einen Vorteil zu verschaffen. Lücke Taktische Aufgabenstellungen, bei denen es erkennen darauf ankommt, sich ergebende Freiräume für die Chance eines „Durchbruchs“, eines Abspiels oder eines direkten Tor-/Punktgewinns zu erkennen. Abschlussmö Taktische Aufgabenstellungen, bei denen es glichkeit darauf ankommt, zum richtigen Zeitpunkt und nutzen von einer optimalen Position auf dem Spielfeld Lücken für einen Zielpass/ -schuss/ -wurf oder das Erreichen einer Zielzone zu nutzen. Definition der Koordinationsbausteine: Ballgefühl Koordinative Aufgabenstellungen, bei denen es auf eine geschickte, gut dosierte Kontrolle bzw. Behandlung des Balls ankommt. Zeitdruck Koordinative Aufgabenstellungen, bei denen es auf Zeitminimierung bzw. Geschwindigkeitsmaximierung ankommt. Präzisionsdruck Koordinative Aufgabenstellungen, bei denen es auf höchstmögliche Genauigkeit ankommt. Komplexitätsdruck Koordinative Aufgabenstellungen, bei denen es auf eine Bewältigung vieler hintereinander geschalteter (sukzessiver) Anforderungen ankommt. Organisationsdruck Koordinative Aufgabenstellungen, bei denen es auf eine Bewältigung vieler gleichzeitig (simultaner) Anforderungen ankommt. Variabilitätsdruck Koordinative Aufgabenstellungen, bei denen es auf die Bewältigung von Anforderungen unter wechselnden Umgebungs- bzw. Situationsbedingugnen ankommt. Belastungsdruck Koordinative Aufgabenstellungen, bei denen es auf die Bewältigung von Anforderungen unter physisch- konditionellen oder psychischen Belastungsbedingungen ankommt. Definition der Technikbausteine: Flugbahn des Balls Perzeption Aufgabenstellungen, bei denen erkennen es darauf ankommt, die Weite, die Richtung und die Geschwindigkeit eines heranfliegenden Balls zu antizipieren und wahrzunehmen Mitspielerpositionen/- Perzeption Aufgabenstellungen, bei denen bewegungen erkennen es darauf ankommt, die Positionen sowie die Laufwege und -geschwindigkeiten eines oder mehrerer Mitspieler zu antizipieren und wahrzunehmen. Gegenspielerpositionen/ Perzeption Aufgabenstellungen, bei denen -bewegungen erkennen es darauf ankommt, die Positionen sowie die Laufwege und -geschwindigkeiten eines oder mehrerer Gegenspieler zu antizipieren und wahrzunehmen. Laufweg zum Ball Perzeptiv-motorische Aufgabenstellungen, bestimmen bei denen es darauf ankommt, die erforderliche Weite, Richtung und Geschwindigkeit des Laufwegs zum Ball zu antizipieren und festzulegen. Spielpunkt des Balls Perzeptiv-motorische Aufgabenstellungen, bestimmen bei denen es darauf ankommt, die Stellung/den Abstand zum Ball sowie den optimalen Zeitpunkt/Ort des Spielpunktes zu antizipieren und festzulegen. Ballbesitz kontrollieren Motorische Aufgabenstellungen, bei denen es darauf ankommt, heuanfliegende Bälle an-/mitzunehmen und den Ball zu führen. Ballabgabe kontrollieren Motorische Aufgabenstellungen, bei denen es darauf ankommt, den Krafteinsatz und die Richtung (die Winkel) eines geschlagenen, geschossenen oder geworfenen Balls zu steuern.