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Der Lernzettel behandelt die Ringvorlesung und umfasst Themen wie Umweltsoziologie, Wiener Ansatz, Risikogesellschaft, Organisationsgesellschaft, Wirtschaft und soziale Ungleichheit. Außerdem werden Arbeiterbewegungen, das Jenaer Klassenkonzept und politische Theorien behandelt.

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Ringvorlesung Inhaltsverzeichnis Umweltsoziologie.................................................................................................................................3 Allgemeines.............................................................................................................

Ringvorlesung Inhaltsverzeichnis Umweltsoziologie.................................................................................................................................3 Allgemeines..................................................................................................................................... 3 Historische Grundlagen...............................................................................................................3 Entstehung der Umweltsoziologie..............................................................................................3 Doppelcharakter.......................................................................................................................... 3 Frankfurter Ansatz (ISOE)...............................................................................................................4 Wiener Ansatz.................................................................................................................................. 5 Risikogesellschaft (Nichtwissen).....................................................................................................6 Nichtwissen................................................................................................................................. 6 Subpolitik (Beck)........................................................................................................................ 7 Evtl noch Texte und mehr Hintergründe..........................................................................................7 Organisationsgesellschaft..................................................................................................................... 8 Die Dimensionen.............................................................................................................................8 Merkmale von Organisationen.........................................................................................................8 Interne Dynamiken von Organisationen..........................................................................................8 Die Stufen der Organisation.............................................................................................................9 Organisationen und ihre gesellschaftliche Verantwortung..............................................................9 Auswirkungen auf Individuen......................................................................................................... 9 Wirtschaftssoziologie......................................................................................................................... 10 Theoretische Grundlagen...............................................................................................................10 Soziale Einbettung......................................................................................................................... 10 Fundamentale Wirtschaftsformen (nach Polanyi)..........................................................................10 Märkte............................................................................................................................................10 Sozialkapital...................................................................................................................................11 Arbeiterbewegung von rechts.............................................................................................................12 Die Warteschlangenthese............................................................................................................... 12 Das Weltbild rechter Arbeiter*innen.............................................................................................12 Jenaer Klassenkonzept...................................................................................................................13 Herrschende Klasse...................................................................................................................13 (EB) Alte Mittelklasse...............................................................................................................13 (EB) Neue Mittelklasse............................................................................................................. 13 (EB) Neue Arbeiterklasse..........................................................................................................13 (EB) Konventionelle Arbeiterklasse......................................................................................... 13 Neue Unterklasse:.....................................................................................................................13 Nicht erwerbstätige...................................................................................................................13 Soziale Ungleichheit (Van Dyk)......................................................................................................... 14 Klassen und Schichten................................................................................................................... 14 Ausbeutung nach Marx..................................................................................................................14 Klassenhabitus nach Bourdieu.......................................................................................................14 Kapitalsorten..................................................................................................................................14 Der Sozialstaat............................................................................................................................... 15 (Post-)Demokratie und politische Partizipation.................................................................................15 Die Merkmale der Demokratie......................................................................................................15 Demokratie und Kapitalismus....................................................................................................... 15 Postdemokratie...............................................................................................................................16 Autoritärere Kapitalismus..............................................................................................................16 Autoritärer Liberalismus................................................................................................................16 Populismus.....................................................................................................................................16 Die illiberale Demokratie...............................................................................................................17 „Klassische“ Kleinfamilie..................................................................................................................18 Familie........................................................................................................................................... 18 Familienformen..............................................................................................................................18 Die bürgerliche Kleinfamilie......................................................................................................... 18 Durchsetzung und wandel es bürgerlichen Familienmodells........................................................19 Konsequenzen für den Familienbergiff.........................................................................................19 Leitbild Anfang 2000..................................................................................................................... 19 Rechts und Geschlecht....................................................................................................................... 20 Rechtspopulismus und -extremismus............................................................................................ 20 Die vergeschlechtliche Volksgemeinschaft....................................................................................20 Konstrukt eines rechtsextremistischen Weltbildes.........................................................................20 Die Entwicklung einer geschlechtersenisiblen Rechtsextremismusforschung..............................21 Krise der Männlichkeit..................................................................................................................21 Der „braune Ostmann“...................................................................................................................22 Gesellschaftskritik und ihre Maßstäbe............................................................................................... 23 Einleitung.......................................................................................................................................23 Transzendente Maßstäbe................................................................................................................23 Immanente Maßstäbe.....................................................................................................................23 Genealogie und Ideologiekritik: Kritik der Maßstäbe...................................................................24 Funktionalistische Kritik (Gesellschaftskritik)..............................................................................24 Moralische Kritik...........................................................................................................................24 Ethische Kritik............................................................................................................................... 24 Immanente ethische Kritik........................................................................................................ 25 Transzendente ethische Kritik...................................................................................................25 Beschleunigungsgesellschaft.............................................................................................................. 25 Einleitung.......................................................................................................................................25 These:.............................................................................................................................................25 Formen der Beschleunigungsgesellschaft......................................................................................26 Das Ergebnis: Die Beschleunigungsgesellschaft...........................................................................26 Motoren der sozialen Beschleunigung...........................................................................................27 Dynamische Stabilisierung............................................................................................................27 Die Folgen......................................................................................................................................27 Was macht aus Unterschieden soz. Ungleichheit?.............................................................................29 Ein paar Definitionen.....................................................................................................................29 Erklärungsmodell sozialer Ungleichheit........................................................................................29 Beispiel Gender Pay Gap...............................................................................................................30 Gleiches Recht auf Bildung für alle?..................................................................................................31 Determinante: soziale Herkunft..................................................................................................... 31 Mechanismen: primäre, sekundäre, tertiäre Effekte...................................................................... 31 Primäre Herkunftseffekte: elterliche Sozialisation...................................................................31 Sekundäre Herkunftseffekte: rationale Bildungsentscheidung.................................................32 Tertiäre Herkunftseffekte: Bildungsempfehlung durch Gate Keeper.......................................32 Befunde zu herkunftsbedingten Bildungsungleichheiten..............................................................32 Frühkindliche Bildung.............................................................................................................. 32 Grundschule.............................................................................................................................. 32 Sekundarstufe............................................................................................................................33 Berufsausbildung/Studium........................................................................................................33 Umweltsoziologie Allgemeines Historische Grundlagen DienSoziologie und Ökologie entstanden historisch in einem konkurrierenden Verhältnis. Anfang des 20. Jh. plädierte Adams dafür, Humanökologie als Teil der allgemeinen Ökologie zu sehen Durkheim vertrat die Ansicht, dass soziale Phänomene ausschließlich aus sozialen Ursachen erklärt werden sollten, was eine Abgrenzung zur Naturwissenschaft darstellte Entstehung der Umweltsoziologie Die Umweltsoziologie entstand in den 1970er als Reaktion auf die wachsenden Umweltprobleme. In den USA wurden 1976 eine Sektion „Environmental Sociology“ in der American Socziological Assosiation gegründet In DT etablierten sich 1996 die „Sektion-Umweltsoziologie“ innerhalb der deutschen Gesellschaft für Soziologie Doppelcharakter Gesellschaften sind über Stoffströme und (energetische) Austauschprozesse in natürliche Umwelten (Ökosysteme) eingebunden. Diese Einbindung ist kulturell strukturiert→z.B. über Vorstellungen zu „richtigen“ Umgangsweisen mit der Natur Frankfurter Ansatz (ISOE) Frage: Wie muss eine Gesellschaftswissenschaft aussehen, die nicht nur naturalistische und soziologistische Vereinseitigungen überwinden kann, sondern 1. die ökologische Herausforderung in ihrer symbolisch- kulturellen, 2. materiellen Dimension ernst nimmt und 3. sie zugleich als Gestaltungsrahmen begreift? These: Alle Gesellschaften müssen eine Reihe von ökologischen und sozialen Grundbedürfnissen befriedigen. Orientiert sich am Normativ der Nachhaltigkeit, in Zukunft soll die Gesellschaft nachhaltiger und gerechter sein, doch wie können wir das erreichen?; Dafür Transformationsprozess, bei dem folgenden Fragen berücksichtigt werden: Wie reguliert die gegenwärtige Gesellschaft ihre Naturverhältnisse? (Symbolisch- kulturelle und Materielle Dimension) Wie können Akteure (Institutionen, Wirtschaft, Politik) eine Regulationsweise für die gewünschte Gesellschaft erreichen?; Entstehen Konflikte?; Wie könnten diese Konflikte aussehen? Wie soll eine Gesellschaft in Zukunft aussehen Wiener Ansatz Schaubild 1: vienna style Im Anschluss an Niklas Luhmann (Soziologe) und Rolf Peter Sieferle (Umwelthistoriker) wird „Kultur“ als selbstreferentielles, operativ geschlossenes Kommunikationssystem verstanden. „Menschliche Population“ (inkl. Artefakte, Nutztiere, Technik usw.): Bindeglied zwischen Natur und Kultur Aufgrund des materiellen Stoffwechsels ist die menschliche Bevölkerung zum einen ein Teil natürlicher Systeme, aufgrund ihrer Fähigkeit zu symbolischer Kommunikation ist sie auch Teil des kulturellen Systems. Zentrale Analysekonzepte: „gesellschaftlicher Metabolismus“ und „Kolonisierung“. Def. Metabolismus: Stoffwechsel oder Metabolismus bezeichnet die Gesamtheit der Austauschprozesse (inkl. Chemischer Prozesse) zwischen Ökosystemen und menschlicher Gesellschaft; Also das Entnehmen von Ressourcen und Hinterlassen von Abfall Def. Kolonisierung (Helga Weisz): Kolonialisierung beschreibt die dauerhafte, gezielte und intendierte Beeinflussung naturaler Prozesse durch die Gesellschaft als Vorleistung durch für die Befriedigung gesellschaftlicher Ansprüche an die Umwelt; also die Natur durch Arbeit nutzbar machen Programm sind Regeln/Denkweisen/Gesetze Folge des Luhmannschen Systembegriffs: kein handlungsbezogenes Konzept gesellschaftlicher Natur-Wechselwirkungen → Fokus auf Ebene gesellschaftlicher (Stoffwechsel-)Prozesse→lässt individuelle Handlungen vernachlässigbar erscheinen. Sozial-ökologischer Bezugsrahmen ermöglicht Kopplung von natur- und sozialwissenschaftlichen Systemdaten (inkl. umwelthistorischer Daten) → Grundlage ökologischer Anknüpfungspunkte für die Analyse gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse. Statt Gesellschaftstheorie→sozial-ökologische Wechselwirkungsketten, Prozessorientierung. Folge: kaum theoretische Anknüpfungspunkte z.B. an sozial-strukturelle Dynamiken, Fragen der Umweltgerechtigkeit oder Machtverhältnissen → Gestaltungs- und Regulierungsprobleme bleiben implizit. Risikogesellschaft (Nichtwissen) Moderne Risiken sind global und unkalkulierbar; Sie betreffen alle sozialen Schichten und erfordern eine Anpassung der institutionellen Rahmenbedingungen In der Industriegesellschaft standen Fortschritt, Wohlstand und Wachstum im Mittelpunkt. Risiken wie Naturkatastrophen waren meist extern, also nicht vom Menschen gemacht. In der Risikogesellschaft hingegen entstehen Gefahren durch den technologischen und wirtschaftlichen Fortschritt selbst. Moderne Risiken sind oft: Global (z. B. Klimawandel, Finanzkrisen, Pandemien), Unsichtbar (z. B. Radioaktivität, CO₂-Emissionen, Mikroplastik), Unvorhersehbar (z. B. neue Technologien mit unbekannten Nebenwirkungen), Nicht lokal begrenzt (z. B. ein Atomunfall betrifft nicht nur einen Staat, sondern die ganze Welt) Zentrale Beispiele für moderne Risiken sind: Atomkatastrophen (Tschernobyl, Fukushima), Umweltzerstörung (Klimawandel, Ozonloch, Plastikverschmutzung), Technologische Risiken (künstliche Intelligenz, Biotechnologie, Gentechnik), Gesundheitsrisiken (neue Epidemien, Antibiotikaresistenzen) Beck argumentiert, dass diese Risiken nicht mehr von Nationalstaaten oder traditionellen Institutionen (z. B. Wissenschaft, Politik) vollständig kontrolliert werden können. Risiken entziehen sich der Kontrolle, weil sie komplex, global und oft wissenschaftlich unsicher sind. Nichtwissen Während die Wissensgesellschaft darauf basiert, dass immer mehr Wissen generiert wird, zeigt die Risikogesellschaft, dass mit jedem Fortschritt auch neues Nichtwissen entsteht Ökologische Krise vergrößert das Phänomen des Nichtwissens Dies gilt (1) sowohl für das bewusste Ignorieren von unbequemen Fragen als auch (2) für Grenzen, Lücken und blinde Flecken des Wissens Ist häufig genauso wichtig (oder gar wichtiger) als Wissen (inkl. Risikoabschätzungen)→angetrieben durch neue ökologische Problemlagen, Anwendungsdruck in der Wissenschaft usw. Nichtwissen sollte daher auch soziologisch als „normal“ angesehen werden→nicht lediglich als Abweichung von der Norm oder als Defizit Nichtwissen eingestehen: Zentral um der offiziellen Risiko- und Sicherheits-Rhetorik eine Alternative an die Hand zu geben. Subpolitik (Beck) Bürgerinitiativen und alternative Bewegungen setzen wichtige politischeThemen und halten Risiken im öffentlichen Bewusstsein Organisationsgesellschaft Die Dimensionen Zeitliche Dimension: Ein durch Organisationen verursachter Epochenbruch; der Übergang von der vormodernen zur modernen Gesellschaft muss vorrangig durch die Ausbildung von Organisationen erklärt werden; die Merkmale von Organisationen werden als die zentralen Charakteristika der modernen Gesellschaft gesehen sachliche Dimension: Die Erfassung aller Bereiche der modernen Gesellschaft; alle Felder der modernen Gesellschaft werden durch Organisationen geprägt, z. b. Erziehung und Schulen, Wirtschaft und Unternehmen,... soziale Dimension: Die komplette Erfassung aller Personen; die sozialen Beziehungen werden durch Organisationen dominiert; Auf der einen Seite das Kontakthaben wie wir heute haben ohne Organisationen nicht möglich, aber auch (Verhaltens-)Regeln der Organisationen könnte in privat Leben übertragen werden Organization Man (Whyte): ordnet sich den Strukturen von Unternehmen unter; denkt nicht mehr eigenständig/kritisch; wird darauf trainiert effizient zu sein Merkmale von Organisationen einer hierarchisch strukturierten, funktionalen Arbeitsteilung, die Legitimation dieser Hierarchie aufgrund der „Schaffung gesetzter Ordnungen“ die Orientierung der Arbeit an Regeln, die unabhängig von der Person feststehen und ohne Ansehen von Personen angewandt werden die Trennung von Arbeitsplatz und Familie und von Arbeitsmitteln und Eigentum man ist sein Leben lang in Organisationen (Geburt im Krankenhaus usw Keine Zwangsmitgliedschaft, aber Mitgliedschaft, man kann selber Organisation wählen, und umgekehrt und es gibt definierte Aufnahme- und Ausschlusskriterien sind zentrale Akteure auf der Makroebene Unsere Gesellschaft heute: Nicht alles findet über Organisationen statt, gerade die Kommunikation zwischen Organisationen erfolgt nicht durch Organisationen Interne Dynamiken von Organisationen Informale Organisationsstruktur: Neben offiziellen Strukturen existieren unausgesprochene Regeln und Normen, Rituale und Hirachien Macht und Kontrolle: Organisationen haben Mechanismen, um Macht zu verteilen (oder zu konzentrieren) was zu Konflikten führen kann Motivation der Mitglieder: Organisationen nutzen finanzielle Anreize, Identifikationen mit Zielen oder soziale Beziehungen zur Steuerung von Verhalten Die Stufen der Organisation 1. Gesellschaft von Organisationen: Wenn in Funktionssystemen Organisationen eine wichtige Rolle spielen 2. Organisierte Gesellschaft: Wenn jeweils ein Funktionssystem durch eine einzige Organisation bestimmt wird – die Politik beispiels- weise durch eine „politische Großorganisation“ 3. Organisationsgesellschaft: wenn nicht nur in jedem Funktionssystem eine Art „Riesenorganisation“ entsteht, sondern die Riesenorganisationen der unterschiedlichen Felder Wissenschaft, Recht, Politik und Wirtschaft wiederum über eine hierarchische Ordnung in eine einzige staatliche „Riesenorganisation“ integriert werden Organisationen und ihre gesellschaftliche Verantwortung Organisationen agieren nicht isoliert, sondern interagieren mit ihrer gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Umwelt. Besonders Unternehme stehen im Spannungsfeld von Profitinteresse und gesellschaftlicher Verantwortung. CSR (Corporate-Social-Responsibility) als Reaktion auf gesellschaftlichen Druck: Unternehmen werden zunehmend für ihre ökologischen, sozialen, ethischen Auswirkungen zur Verantwortung gezogen SDGs (Sustinanable Development Goals): Globale Standards zur nachhaltigen Unternehmungsführung beeinflussen die Organisationsstruktur großer Firmen Auswirkungen auf Individuen Wirtschaftssoziologie Theoretische Grundlagen Die Marktsoziologie verbindet ökonomische Theorien mit soziologischen Ansätzen: Adam Smiths „unsichtbare Hand“ – Märkte regulieren sich selbst durch Angebot und Nachfrage. Friedrich Hayek: Märkte nutzen verteiltes Wissen und koordinieren ökonomische Aktivitäten effizient durch Preissignale. Gary Becker: Anwendung mikroökonomischer Theorien auf soziale Phänomene (z. B. Heiratsmarkt). Soziale Einbettung Soziale Einbettung: ökonomische Aktivitäten finden eingebunden in gesellschaftliche Rahmenbedingungen statt (entgegen Polanyis Diagnose) Konsequenz: Man kann wirtschaftliche Phänomene nicht isoliert betrachten, man muss den Mensch mit berücksichtigen Kulturelle Einflüsse: Art und Weise, wie Menschen zusammenleben und wirtschaften; Stadt als kulturelle Entwicklung; Sprache, Rechtssystem, heutiger Stand der Technik wichtige Kulturgüter institutionellen Regelungen: Gesetze, Industriestandards und allseits anerkannte Handlungspraktiken; Staatliche Eingriffe (z. B. Während der Finanzkrise); Unternehmen persönliche Beziehungsgeflechte: Persönliche Netzwerke; Vertrauen; Informationen; Vernetzte Marktakteure; Mark Granovetter: The Strength of Weak Ties; getting a Job Fundamentale Wirtschaftsformen (nach Polanyi) Reziprozität: Geben und nehmen; war in der Menschheitsgeschichte lange präsent z.B. A hilft B und erwartet in Zukunft Hilfe von B; Funktionierte nur in kleinen Gemeinschaften; heute auf modernen Tauschsystemen eine wichtige rolle Redistribution: dass sich eine Zentralinstanz – üblicher- weise der Staat, in manchen Weltregionen aber auch kriminelle Vereinigungen wie die Mafia – die Gewinne aus menschlicher Arbeit ganz oder teilweise aneignet und im Gegenzug Leistungen wie die Bereitstellung von Infrastruktur, Gesundheitsversorgung und Sicherheit erbring Markttausch: tausch von Waren gegen Geld Märkte Märkte sind räumlich existierende oder gedanklich vorgestellte Orte (z.B. Wochenmarkt oder Versandhandel; Physische, Abstrakte, Illegale und künstlich geschaffene Märkte Märkte sind durch Angebot und Nachfrage, Wettbewerb sowie die Nutzung eines Tauschmediums, üblicherweise Geld, gekennzeichnet Sozialkapital Soziale Eingebundenheit menschlicher Handlungen und Handlungsspielräume Unterscheidung in 3 Formen: 1. Netzwerkbasierte Ressourcen 2. Generalisiertes Vertrauen (wie sehr vertraue ich Medien/Politik?) 3. vorherrschende Normen und Werte (wie verorte ich mich in der Gesellschaft und wie identifiziere ich mich mit den Normen und Werten? Arbeiterbewegung von rechts Die Warteschlangenthese Sympathien für die extreme Rechte in der Arbeiterschaft sind eine Polanyi ́sche Reaktion auf die markgetriebene Abwertung ihrer Klasse(nfraktion). Arbeiter*innen werden unsichtbar gemacht. Sie sehen sich in einer Warteschlange am Fuße eines Berges der Gerechtigkeit, in der es nicht vorwärts geht. Wenn andere an ihnen vorbeiziehen, die vermeintlich nichts geleistet haben, empfinden sie das als zutiefst ungerecht. Das ist die Tiefengeschichte, die die extreme Rechte für sich ausbeutet und radikalisiert. „Sympathien für die extreme Rechte in der Arbeiterschaft“ sind eine Polanyi´sche Reaktion auf die markgetriebene Abwertung ihrer Klasse(nfraktion). Für Polanyi ist die Geschichte des Kapitalismus das Ergebnis einer „Doppelbewegung“. Gesellschaft ist den Dynamiken der Marktökonomie unterworfen und zu einer „Marktgesellschaft“ geworden. Gegenbewegungen (-reaktionen) mit denen sie sich vor den desaströsen Folgen der die finanzkapitalistische Entwicklung für ihre natürlichen und sozialen Lebensgrundlagen zu schützen sucht. Das Weltbild rechter Arbeiter*innen 1. Spaltung: Dichotomie mit Zusatz Das Gefühl in Sozialstruktur festzusitzen und nicht aufsteigen zu können, egal was man tut; kein kollektiver Aufstieg möglich; Dichotomie und unter dem Unten gibt es noch mehr 2. Ethnisierung: Von oben-unten zu innen-außen Statt von Arbeiter und Kapital (obere und untere Klasse) zu wir hier – die da draußen 3. Identität: Selbstaufwertung durch Abwertung: Relative Verbesserung durch Abwertung anderer; fehlende Anerkennung; kein kollektiver Aufstieg (Wettbewerbsklasse) 4. Demokratie: Wir sind das Volk Repräsentationsdefizit: Interessen „des Voleks“ werden nicht erfüllt; Lösung: „wahre Demokratie“ die durch Volksabstimmungen direkte Einflussmöglichkeiten ermöglicht; Engerer Demokratiebegriff: keine Freiheiten, Minderschutz, etc., meist etymologisch, nicht normativ; Problem sie sehen Volk ohne Gegensätze und national geprägt 5. Gewalt: Ausnahmezustand und Notwehr Legitimierung von Gewalt gegen Migrant*innen durch Szenario der Notwehr; Kultur, körperliche Unversehrtheit materielle Leistungen sollen verteidigt werden; Doppeltes Bezugsschema: Gewalt ist schlecht, aber die anderen fangen ja an; die wollen Volk ausslöschen 6. Systemfrage: Verschwörungstheorien: Misstrauen/Systemkritik/Elitenkritik/Komplexitätsreduktion; Gutes Volk – egoistische Elite; kein Gesellschaftsbegriff Jenaer Klassenkonzept Herrschende Klasse Personen in Berufen, aus deren Berufsbezeichnung hervorgeht, dass sie über Kontrollmacht, die zu Letztentscheidungen befähigt, verfügen (bspw. Geschäftsführer/Vorstände) Personen die sich in einer Führungsposition befinden und für 250 oder mehr Mitarbeiter der direkte Vorgesetzte sind (EB) Alte Mittelklasse Alte Mittelklasse: Personen die selbstständig, freiberuflich, als freie Mitarbeiter oder als Landwirte tätig sind und über weniger als 250 Mitarbeiter Kontrollmacht als direkte Vorgesetzte ausüben Exklusionsbereich (EB) alte Mittelklasse: Personen der Alten Mittelklasse, die ein monatliches Bruttoeinkommen von weniger als 75% des Medians von 2018 (2021) haben; Personen der Alten Mittelklasse, die 20h oder weniger pro Woche arbeiten (EB) Neue Mittelklasse Neue Mittelklasse: Personen, deren Berufsbezeichnung mit einer Führungsposition verbunden ist; Personen, deren Status dem der der Neuen Arbeiterklasse oder der Konventionellen Arbeiterklasse ähnelt, die jedoch eine Führungsposition innehaben (EB) Neue Arbeiterklasse Neue Arbeiterklasse: Personen, die als Arbeiter, Beamte oder Angestellte tätig sind und Personen, aus deren Berufsbezeichnung ein akademischer Abschluss, aber keine Führungsposition hervorgeht (EB) Konventionelle Arbeiterklasse Konventionelle Arbeiterklasse: Personen, aus deren Berufsbezeichnung weder ein akademischer Abschluss noch eine Führungsposition hervorgeht (bspw. Kassierer); Personen, die als Arbeiter, Beamter oder Angestellter tätig sind und keinen akademischen Abschluss haben, plus mithelfende Familienangehörige Neue Unterklasse: Obdachlose, Erwerbslose Personen (die in Armut leben) Nicht erwerbstätige Errechnet über die Gesamtzahl aller Personen im Erwerbsfähigen Alter, abzüglich erwerbstätiger Personen (berechnet über Erwerbstätigenquote) und Personen der Neuen Unterklasse Soziale Ungleichheit (Van Dyk) Was ist Ungleichheit? Ein ungleicher Zugang zu sozialen Positionen und diese sozialen Positionen sind systematisch mit vorteilhaften oder nachteiligen Handlungs- und Lebensbedingungen verbunden; Unterschiede im Zugang zu Ressourcen Klassen und Schichten Schichten: Gruppen die anhand von einem oder mehrerer Merkmale zugeordnet werden; hierarchische Gliederung der Gesellschaft; Grenzen fließend (1€ kann den Unterschied machen); Kein Kausalzusammenhang (Gruppe A gehört zu Schicht A, weil Gruppe B zur Schicht B gehört) Klassen: Gruppe von Menschen, die ökonomischer Merkmale gemeinsam haben; relationales, nicht hierarchisches Konzept; Klassen stehen in Beziehung zueinander, es kann nur die Klasse der Besitzenden geben, wenn es auch die Klasse der besitzlosen gibt Ausbeutung nach Marx Die materielle Wohlfahrt der eigenen Klasse hängt kausal von der materiellen Benachteiligung der anderen Klasse ab; Wohlstand einer Klasse hängt von der Benachteiligung einer anderen ab Diese Kausalität ist durch den asymmetrischen Ausschluss der ausgebeuteten Klasse von bestimmten Produktions-ressourcen verursacht Dieser Ausschluss erlaubt die Aneignung von Arbeit der Ausgebeuteten durch die Ausbeutenden. Vereinfacht gesagt: Die ausgebeutete Klasse würde ohne die ausbeutende Klasse besser dastehen; weil die Arbeiterklasse keinen Zugang zu Produktionsmitteln hat, muss sie ihre Arbeitskraft an Kapitalisten verkaufen Ausbeutung ist kein moralischer, sondern ein ökonomischer bzw. struktureller Begriff Klassenhabitus nach Bourdieu Arbeiterklasse/“Volksklasse“: Kultur der Notwendigkeit und des Mangels, Nützlichkeitsdenken, Vernachlässigung ästhetischer oder symbolischer Standards Kleinbürgertum/Mittlere Klasse: Orientierung auf sozialen Aufstieg, Prätention und ehrgeizige, teils plakative Erfüllung kultureller Normen; angestrengtes Bemühen, das „Richtige“ zu tun Großbürgertum/Herrschende Klasse: Kultur der Distinktion gegenüber der aufstrebenden mittleren Klasse; die Freiheit und Möglichkeit, sich in Kenntnis des „richtigen“ Stils über diesen zu erheben Kapitalsorten Ökonomisches Kapital (Einkommen, Vermögen, Land- und Immobilienbesitz) Kulturelles Kapital: in inkorporiertem Zustand (dauerhafte Dispositionen durch Sozialisation und Erziehung); in objektiviertem Zustand (Kulturgüter, Gemälde, Bücher); in institutionalisiertem Zustand (v.a. in Form von formalen Bildungstiteln) Soziales Kapital (soziale Beziehungen, Gruppenzugehörigkeiten, Zugang zu Netzwerken) Der Sozialstaat Sozialpolitik: das Eingreifen des Staates in die sozialen Verhältnisse genauer gesagt: in die strukturierten Bedingungen, unter denen Menschen ihr alltägliches Leben führen. Hierzu gehört sowohl der Bereich der Produktion als auch derjenige der Reproduktion Die Idee der Gestaltbarkeit der Gesellschaft als Voraussetzung für die Entstehung von Sozialpolitik; zentrale Annahme, dass Ergebnisse von Marktprozessen durch staatliches Handeln eingehegt und korrigiert werden können Sozialpolitik als „Sozialeigentum“ der Arbeiter und Arbeiterinnen, die über kein Eigentum an Produktionsmitteln und Vermögen verfügen Der Sozialstaat: jenseits von Gut und Böse; der Staat ist nicht nur die Caritas, sondern auch der Herrschaft verpflichtet (Post-)Demokratie und politische Partizipation Die Merkmale der Demokratie Herrschaft des Volkes Merkmale: freie Wahlen; Mehrheitsprinzip; Minderheitenschutz; Akzeptanz der politischen Opposition; Gewaltenteilung; Verfassungsmäßigkeit; Schutz der Grundechte; Schutz der Bürgerrechte; Meinungs- und Pressefreiheit Demokratieindex: Jedes Land wird anhand fünf verschiedener Faktoren (Wahlprozess und Pluralismus, Funktionsweise der Regierung, Politische Teilhabe, Politische Kultur, Bürgerrechte) bewertet und anhand der errechneten Punktzahl in eine der vier Kategorien einsortiert: Vollständige Demokratien, unvollständige Demokratien, Hybridregime (Mischformen aus Autokratie und Demokratie) und autoritäre Regime. Demokratie und Kapitalismus Nach Marx stehen Demokratie und Kapitalismus in einem Spannungsverhältnis zueinander: Demokratie: Politische Gleichheit als Ideal Kapitalismus: Ökonomische Ungleichheit als Realität Also: politische Gleichheit wird durch wirtschaftliche Ungleichheit untergraben; Kapitalismus verhindert echte Volksherrschaft; Demokratie könnte Kapitalismus gefährden Postdemokratie Demokratie existiert zwar auf dem Papier, doch die Macht verschiebt sich in die Hände der Eliten Wahlen und Demokratie als Spektakel: PR-Strategie statt echte Debatten Die Rolle der Bürger: Passivität und Apathie; eher Zuschauer statt aktive Mitglieder Macht hinter verschlossenen Türen: Großkonzerne, etc. großen Einfluss Legislative verliert zugunsten der Exekutive an Einfluss Autoritärere Kapitalismus Seit der Krise 2008 setzt sich ein neuer Typus des Kapitalismus durch, der stärker auf Kontrolle und autoritäre Maßnahmen setzt. Staaten beschränken demokratische Mitbestimmung, um wirtschaftliche Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Dies geschieht durch ein System des „Wettbewerbskonstitutionalismus“: Politische Entscheidungen sollen den Markt nicht mehr stören. Demokratische Prozesse werden umgangen, um marktfreundliche Politik zu sichern. Wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit wird wichtiger als soziale Gerechtigkeit. Beispiel: In der EU wurden nach 2008 Schuldenbremsen eingeführt, die Sozialausgaben begrenzen – selbst wenn Wähler höhere Sozialleistungen fordern. Autoritärer Liberalismus Viele politische Entscheidungen dürfen nicht mehr demokratisch getroffen werden, weil sie als „ökonomisch alternativlos“ dargestellt werden. Der Staat kann z. B. nicht einfach Löhne erhöhen oder Sozialleistungen ausweiten, weil der Markt dies „nicht erlaubt“. Wirtschaftliche Liberalisierung schränkt Demokratie ein, weil Politik keinen Spielraum mehr hat. Gleichzeitig werden Möglichkeiten für subalterne Gruppen (Arbeiter, Gewerkschaften, soziale Bewegungen) eingeschränkt, politischen Druck auszuüben. Proteste, Streiks und demokratische Forderungen werden entweder delegitimiert oder direkt unterdrückt. Der Staat wird autoritärer, um das wirtschaftsliberale Modell zu sichern. Populismus Populismus ist nicht (nur) inhaltlich bestimmt, sondern hat eine innere strukturelle Logik Kritik an Eliten ist ein notwendiges, aber kein hinreichendes Kriterium für die Bestimmung von Populismus. Zum Anti-Elitären muss das Anti-Pluralistische kommen. „Wir – und nur wir – repräsentieren das wahre Volk“ – dieser moralische Alleinvertretungsanspruch ist das Kernanliegen von Populisten. Demokratie ist dagegen – idealtypisch – immer pluralistisch und konflikthaft. Jürgen Habermas „Das ‚Volk‘ tritt nur im Plural auf.“ Die illiberale Demokratie bis heute einflussreich und breit rezipiert in rechtskonservativen und neurechten Kreisen Das Ziel: Die Demokratie aus den bürgerlichen Fesseln des Liberalismus befreien; Abschaffung der repräsentativen Demokratie; Grundrechte, Gewaltenteilung, Verfassungsgerichtsbarkeit galten Schmitt als Elemente des Liberalismus, die es abzuschaffen galt Konzeption eines homogenen Volkes aus ‚Gleichartigen‘ (während des Nationalsozialismus sprach Schmitt explizit von ‚Artgleichheit‘), das durch einen ‚Führer‘ verkörpert wird: „Identität von Herrscher und Beherrschten, Regierenden und Regierten, Befehlenden und Gehorchenden“; d.h. Identität statt Repräsentation Vielleicht nochmal über Folien lesen „Klassische“ Kleinfamilie Heteronormativität ist eine Matrix (Anordnung) aus Normen, Institutionen und Praktiken, die Geschlechterkörper (sex) mit Mann und Frau als zweigeschlechtlich definiert, die Geschlechtsidentität (gender) durch Männlichkeit und Weiblichkeit vorgibt und Begehren (desire) als heterosexuell bestimm Familie Def.: Eine Lebensform, die sch über Verantwortungsübernahme innerhalb zumindest einer Generationenbeziehungen als Elter(n)-Kind Beziehung definiert. Diese Beziehung zwischen Eltern und Kind ist persönlichen und kann ein Leben lang andauern; muss sich nicht auf einen Haushalt beschränken; muss nicht biologisch sein Familie leitet sich vom französischen „famille“ ab Früher (bis Anfang des 18. Jh.) gehörten Angestellte mit zur Familie (es wurde unterschieden zwischen Herrschaft und Hausbediensteten) Die Begriffsverschiebung ereignete sich parallel mit der Entstehung eines neuen Familienmodels: bürgerliche Kleinfamilie Familienformen Nach dem Familienbildungsprozess: Neben Eltern-Familie mit biologischen Eltern gibt es Adoptions-, Pflege- und Stief- oder Fortsetzungsfamilien. Eine weitere Form sind Patchworkfamilien, bei denen einer oder beide Beziehungspartner Kinder aus früheren Beziehungen mitbringen und auch eigene haben. Verbreitet sind auch Inseminationsfamilien, bei denen der Kinderwunsch mit Unterstützung durch die Reproduktionsmedizin realisiert wurde Nach der Zusammensetzung der Elter(n)-Generation und der bestehenden Verbindung: Neben Zwei-Eltern- gibt es Ein-Elter-Familien, meist ist hier die Mutter das erziehende Elternteil; Dann gibt es neben ehelichen Familien, nicht eheliche Familien und es gibt noch die Regenbogenfamilie Nach Wohnform: Familien können über einen oder zwei Wohnsitze verfügen. Neben der freiwilligen Wahl eines Partners in zwei Haushalten zu leben, können zwei Wohnsitze auch berufliche Gründe haben. Auch Trennung/Scheidung kann die Ursache sein Nach der Erwerbstätigkeit: neben dem bürgerlichen familienmodell mit erwerbstätigem Vater und Vollzeithausfrau ist es auch möglich, dass die Mutter erwerbstätig und der Vater Hausmann ist oder beide vollerwerbstätig Die bürgerliche Kleinfamilie Entstehungsmilieu: Bürgertum, breitete sich nach und nach aus und für begrenzte Zeit „Normalfall“ Merkmale: heterosexuelles Ehepaar; monogam; lebenslang; ein Haushalt; mind. 1 Kind; aus Liebe geheiratet; eine vergeschlechtliche Teilung von Lohnarbeit und Fürsorgearbeit; Familie als ein Ort der Intimität Durchsetzung und wandel es bürgerlichen Familienmodells Im 19. Jh. Leitidee für bürgerliche Schichten, mit Spielraum in den Alltagspraxen; Männer erst noch Väter, bis sie immer weiter Arbeiter werden zunehmend Ideal der unteren sozialen Schichten im 20. Jh. Ausbreitung durch Weltkriege unterbrochen; im Krieg weniger Eheschließungen Setze sich erst in den 50ern durch; Blütezeit höchstens 40 Jahre: 1945 - 70er/80er Ab 70er: „Verfall/Rückgang“ der Familie: Rückgang der Eheschließung und mehr Scheidungen; Geburtenrückgang; Rückgang der Normalfamilien-Haushalte (Anstieg der Einpersonenhaushalte und Pluralisierung von Lebensformen) Konsequenzen für den Familienbergiff Kritik des versteckten Biologismus im Modell der Kernfamilie Trennung von biologischer und sozialer Elternschaft Definition eines „Allgemeinbegriff[s] mit überzeitlicher und überräumlicher Geltung“ Leitbild Anfang 2000 Die Pluralisierung von privaten Lebensformen lässt einen Wandel des Familienleitbildes erwarten Analyse von Ratgebern ergibt: Liebe als Voraussetzung für Partnerschaft; Liebe und Ehe sind weiterhin eng miteinander verbunden; Sexualität Bestandteil von Liebe und Ehe; Ideal der monogamen Beziehung; in 50er Geschlechter polarisiert, in 2000er aufgeklärte Re- Polariserung der Geschlechter und Warnung vor zu viel Gleichberechtigung; Pluralisierung von Männlichkeit, fürsorgliche Vaterschaft als Ideal und Verweis der Frauen auf ihre ‚natürliche‘ Mütterlichkeit; Implizite Delegitimierung gleichgeschlechtlicher Liebe und Partnerschaft Rechts und Geschlecht Rechtspopulismus und -extremismus Lassen sich nicht klar definieren Kernelemente eines populistischen Narratives: 1. das Volk ist Grundlage der politischen Gemeinschaft, 2. seine Souveränität wird von einigen Akteur*innen oder Prozessen missachtet, 3. dies muss angeprangert und der Platz des Volkes in der Gesellschaft wiederhergestellt werden Minimaldefinition Populismus: Polarisierung und Moralisierung von Politik: wie bspw. ein ‚reines Volk‘ und eine ‚korrupte Elite‘ Rechtsextremistisch: eine politische Einstellung, die die freiheitliche demokratische Grundordnung ablehnt, ein autoritäres oder totalitäres staatliches System errichten will, in dem nationalistisches und rassistisches Gedankengut die Grundlage der Gesellschaftsordnung bildet Die vergeschlechtliche Volksgemeinschaft Das im rechten Denken zentrale Konstrukt der „Volksgemeinschaft“ fußt auf einem biologisch begründeten Modell der Zweigeschlechtlichkeit: Männern und Frauen werden radikal unterschiedliche Aufgaben und Rollen in der Volksgemeinschaft zugeschrieben Frauen/Mädchen: Ideal der Mutterschaft, verantwortlich für ein „gesundes“ Volk; Frauenkörper wird zum Volkskörper Männer: Arbeit, Familie, Vaterland; Familienernährer; viele Kinder Ausweis von Potenz, Familiengründung wird politisiert; wird inszeniert als Kämpfer und Soldat; Wehrhaftigkeit, disziplin, Kampfbereitschaft, Mut und Härte Permanenter Abwehrkampf gegen „Überfremdung“, „Genderwahn“ Homophobie als zentraler Bestandteil rechtsextremer Ideologie; „Gefahr für die natürliche Ordnung der ‚Volksgemeinschaft‘“ Konstrukt eines rechtsextremistischen Weltbildes Aggressiver Nationalismus gewaltbereite Fremdenfeindlichkeit völkische Ideologie Geschichtsklitterung Diffamierung und Ablehnung des demokratischen Rechtsstaates Die Entwicklung einer geschlechtersenisiblen Rechtsextremismusforschung „die extreme Rechte [ist] ein von männlichen Wortführern, Aktivisten und Wählern dominiertes Feld“. Dies wurde zwar von den männlichen Forschenden registriert, „fand [jedoch] bestenfalls deskriptiv Erwähnung“ Aufmerksamkeit für Geschlecht entstand in den 1980ern im Kreis von feministisch- antifaschistischen Gruppen, Bezeichnung als „Fantifa“ Interesse für die Rolle von Frauen im historischen Faschismus und in neuen rechten Gruppen – Beschäftigung mit der Täterschaft von Frauen In den 1990ern rassistische Pogrome in Ostdeutschland führten zu einem Aufschwung der Rechtsextremismusforschung im allgemeinen, zugleich entstand ein Forschungszweig, der sich mit Geschlechterfragen beschäftigt Krise der Männlichkeit Bestandteil der rechten Mobilisierung; wird auch von rechten Politikern genutzt Sauer/Penz vertreten die These: es handelt sich um eine neuartige antifeministische, maskulinistisch-autoritäre Konjunktur Erhöhter Frauenanteil in der Politik, Genderwahn, Frühsexualisierung d. Kinder, Postkölnialismus: das führt zu Ausrufung der Krise der Männlichkeit Lösung: Wiederherstellung weißer Männlichkeit; Anrufung des „kleinen Mannes“: Befreiung aus der Unterordnung; Entschädigung: nach außen aggressiv, wütend, nach innen beschützend gegenüber seiner Frau; Affektivität männlicher Gemeinschaft; Autoritarismus Der „braune Ostmann“ In den Medien wird der Osten oft als rechts dargestellt; Fokus auf junge gewalttätige Männer Prägung durch Transformationserfahrungen, Abhängigkeitsgefühl, Gefühl der Abwertung Identitätskrise durch westliche Normen (hegemoniale Männlichkeit) Wirtschaftlich schlechterer Nährboden rechtspopulistische Parteien bieten eine kulturelle Aufwertung für arbeiterliche Männlichkeit Gesellschaftskritik und ihre Maßstäbe Einleitung Soziologie entsteht als Reaktion auf die Modernisierungserfahrungen (Industrialisierung, Urbanisierung, Demoralisierung); Soziologisches Nachdenken entsteht als Impuls (etwas läuft schief) Die drei Grundfragen der Soziologie: (1) Was IST eine Gesellschaft, was macht aus einer Gruppe von Menschen eine Gesellschaft? (Synthesis) 2) Wie verändert sich Gesellschaft, was treibt die Entwicklung an? (Dynamis) 3) Kann man gesellschaftliche Entwicklung (planvoll/politisch) steuern oder kontrollieren? (Praxis)? Gesellschaftskritik gehört zur Soziologie, aber fundierte Gesellschaftskritik bedarf normative Maßstäbe (normativ = Das Seinsollende betreffend, an Werten orierntieren) Gesellschaftskritik arbeitet in der Regel auf der Basis negativer Maßstäbe: wann sind soziale Zustände kritikwürdig/pathlogisch? Es gibt (gsellschafts-)immanente und transzendente Maßstäbe Transzendente Maßstäbe Def.: Aus der Einsicht in die Natur des Menschen (sein Wesen, seine ‚wahren Bedürfnisse‘ oder ‚natürlichen Rechte‘; z.B. Martha Nussbaum) oder auch: Aus der Struktur der menschlichen Vernunft (Kant) oder der Logik der Sprache (Habermas) werden universalisierbare Maßstäbe abgeleitet;z. B.: Die Menschenrechte; das Recht auf Demokratie; also diese Maßstäbe werden dann ‚von außen‘ an die zu untersuchende Gesellschaft angelegt Problem: Die menschliche Natur ist ‚plastisch‘ (nicht festgelegt) – die so gewonnenen Maßstäbe sind a) umstritten und/oder b) weitgehend konsequenzlos Immanente Maßstäbe Def.: Die Soziologie kann ihre Maßstäbe der Gesellschaft selbst entnehmen: sie identifiziert die geteilten Wertvorstellungen; sie vergleicht sie mit den realen Institutionen und Praktiken Gesellschaftskritik ist in dieser Form gar nicht selbst normativ, sie hat eine ‚Wenn/Dann- Form‘ Sie kann Widersprüche zwischen Idealen und Praktiken, aber auch zwischen verschiedenen Idealen identifizieren (Weber) Problem: Die herrschenden Ideale könnten selbst ideologisch bestimmt (was als schlechthin gut erscheint, nützt den Herrschenden) oder ethisch kritikwürdig sein (Status quo Fixierung: Z.B: Gut ist, wenn der Mann arbeitet und die Frau die Kinder erzieht) Genealogie und Ideologiekritik: Kritik der Maßstäbe Historisch: Genealogie als Gesellschaftskritik: Kritik der Maßstäbe, die in deren geschichtlicher Herleitung ‚verborgene‘ Macht- und Herrschaftsmechanismen aufzeigt (Michel Foucault); wie sind die Maßstäbe historisch entstanden? Wer hatte die Macht, diese zu setzen? Strukturell: Ideologiekritik: Rückführung bestehender Überzeugungen/Maßstäbe des Guten und Schlechten entweder auf die Interessen der herrschenden oder auf strukturelle Funktionsnotwendigkeiten (Kritische Theorie); Wem nutzen die Maßstäbe heute? Problem: Weder die Genealogiekritik noch die Ideologiekritik verfügt über eigene normative Maßstäbe bzw. über die Möglichkeit, solche zu begründen – solche Maßstäbe werden dabei aber in aller Regel gleichwohl implizit vorausgesetzt. Funktionalistische Kritik (Gesellschaftskritik) Def.: Diese Form der Gesellschaftskritik setzt als einzigen Maßstab das Funktionieren bzw. die Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Prozesse, Systeme oder Funktionsbereiche Beispiel: Die Beschleunigung sozialer Prozesse führt zu einer ‚Desynchronisation‘ der Ökosphären, der Psyche (‚Burnout‘) und der Demokratie (sie wird zu langsam; Rosa) Moralische Kritik Def.: Diese Form der Gesellschaftskritik versucht, geteilte Maßstäbe einer gerechten Gesellschaft zu finden. Dabei anerkennt sie die unhintergehbare Pluralität von Konzeptionen des guten Lebens (ethischer Pluralismus). Moral: Das, was wir mit guten Gründen von einander verlangen können Gerechtigkeit = Verteilungsgerechtigkeit Drei zentrale Gerechtigkeitsmaßstäbe: 1. Gleichheit: jeder soll gleich viel kriegen (Politik) 2. Bedarf: Jeder soll nach seinen Bedürfnissen kriegen (Gesundheitssystem) 3. Leistung: Jeder soll nach seiner Leistung entlohnt werden Ethische Kritik Def.: Diese Form der Gesellschaftskritik hält an der Idee fest, dass der Maßstab die (formale, soziale) Möglichkeit eines gelingenden Lebens sein soll, anerkennt aber, dass die inhaltlichen Definitionen des guten Lebens plural sind. Immanente ethische Kritik Menschen in der Moderne folgen zwei basalen wertevorstellungen: Autonomie: Sie wollen selbstbestimmt leben Authentizität: Sie wollen sich selbst treu bleiben, sich nicht verbiegen müssen Wenn spätmoderne Marktzwänge beides untergraben, (weil sie Menschen zwingen, sich ‚marktkonform‘ und ‚flexibel‘ zu verhalten und weil sie alle Energien auf die Aufrechterhaltung von Wettbewerbsfähigkeit fixieren (und Demokratie als kollektive Selbstbestimmung untergraben), ist die Gesellschaft kritikwürdig Transzendente ethische Kritik Leben gelingt, wenn die Anerkennungsverhältnisse so beschaffen sind, dass es nicht zu strukturell verursachten Missachtungserfahrungen kommt Leben gelingt, wenn wir über intakte Resonanzachsen verfügen Ansatzpunkt: Entfremdung, Verdinglichung (Marx, Lukacs, Fromm, Marcuse) – und ihr Gegenteil: resonante Weltbeziehungen Beschleunigungsgesellschaft Einleitung Ausgangspunkt soziologischer Analysen ist die Wahrnehmung einer „Dynamisierung der Gesellschaft“: Die Verhältnisse geraten in Bewegungen Weber: Protestantische Ethik = Zeitdisziplin; Zeitverschwendung = ‚Tödlichste aller Sünden‘ Simmel: Signum der Moderne/Großstadt = ihr hohes Tempo (‚Steigerung des Nervenlebens) Die Wahrnehmung einer Veränderung der Zeitstrukturen ist seit der ‚Sattelzeit‘ (um 1800) ein zentrales Merkmal der kulturellen Selbstbeobachtung der Moderne (Shakespeare, Rousseau, Goethe, Nietzsche, Proust, Gleick) Die Dynamisierung der Welt als verbindendes Grundelement der Modernisierungsprozesse wird in der ‚entwickelten‘ Soziologie vernachlässigt These: Die kulturelle Grunderfahrung von Modernisierung ist die Erfahrung einer ungeheuren sozialen Beschleunigung Diese Erfahrung inspirierte die „Klassiker“, danach wird sie „vergessen“ Desideratum: Eine systematische Theorie der sozialen Beschleunigung Ausgangsfrage: Beschleunigung wovon? Was beschleunigt sich? Was nicht? Formen der Beschleunigungsgesellschaft Technische Beschleunigung: Beschleunigung von Transport, Kommunikation, Produktion: Mehr Kilometer pro Stunde; mehr Zeichen/Informationen pro Stunde; mehr Güter pro Tage Beschleunigung des sozialen Wandels: Steigerung der Veränderungsraten, Gegenwartsschrumpfung; Mehr Modewellen, Organisationsreformen, Lebenspartner, Beschäftigungsverhältnisse, etc. Beschleunigung des Lebenstempos: Steigerung der Zahl an Handlungs- und/oder Erlebnisepisoden pro Zeiteinheit durch: Handlungsbeschleunigung, Erosion von Pausen, Multitasiking Das Ergebnis: Die Beschleunigungsgesellschaft Soziale Beschleunigung: Das immer schneller „In Bewegung-setzen“ der materiellen, sozialen und geistigen Welt Motoren der sozialen Beschleunigung Der Beschleunigungszirkel: Ein sich selbst antreibendes System Ökonomischer Motor: Wettbewerb/Kapitalismus: Zeit ist Geld; die Konkurrenz schläft nie Struktureller Motor: Arbeitsteilung bzw. funktionale Differenzierung: Vermehrung der Prozessketten/Arenen; verschiedene gesellschaftliche Bereiche spezialisieren sich immer weiter, dadurch ständig neue Anforderungen Kultureller Motor: Verheißung der Beschleunigung – Bewegung als Freiheit (Glück); Ausschöpfung von Welt durch Beschleunigung wird zum funktionalen Äquivalent für ein ewiges Leben (vor dem Tod): wir können unendlich viel tun, erfahren, erleben, realsisieren, wenn wir unendlich schnell sind Dynamische Stabilisierung Eine moderne Gesellschaft ist dadurch gekennzeichnet, dass sie sich nur dynamisch zu stabilisieren vermag, d.h. dass sie strukturell auf Wachstum, Beschleunigung und Innovationsverdichtung angewiesen ist, um sich zu erhalten und zu reproduzieren. Die Umstellung auf den Modus dynamischer Stabilisierung seit dem 18. Jh.: Wirtschaft: G-W-G‘; Wissenschaft: W-F-W‘ Die Folgen 1. Immer mehr Energie“: Dynamisierung/Steigerung wird immer schwieriger: Absorption individueller und kollektiver Energien (Wettbewerbsfähigkeit) 2. Immer schneller rennen, um seinen Platz zu halten“: Erosion der Fortschrittsperspektive: Bewegung zur Krisen Vermeidung, Status Quo Sicherung (Rasender Stillstand) 3. Desynchronisationskrisen (Nicht alle Sphären der Gesellschaft sind gleichermaßen dynamisierungsfähig): Ökologische Krise: Ressourcenerschöpfung/‘Vergiftung‘ Psychokrise: Erschöpfung, Burnout und Depression Demokratiekrise: Demokratische Politik wird zu zeitaufwändig! Was macht aus Unterschieden soz. Ungleichheit? Ein paar Definitionen Def. Soziale Ungleichheit: ungleicher Zugang von Menschen (als Angehörige sozialer Gruppen) zu sozialen Positionen, die systematisch und dauerhaft mit vorteilhaften bzw. nachteiligen Handlungs- und Lebensbedingungen verbunden sind und aus den Ressourcen resultierende Vor- und Nachteile mit Blick auf Handlungs- und Lebensbedingungen, z.B. Arbeitsmarktchancen, Gesundheit, Wohnsituation Wichtig: systematisch und dauerhafte Verbindung! Def. Soziale Differenzierung: gesellschaftlich verankerte Unterschiede zwischen sozialen Gruppen, die nicht mit Vor- und Nachteilen und somit nicht mit Asymmetrien in den Handlungs- und Lebensbedingungen verbunden sind. Def. Individuelle Verschiedenartigkeit: Unterschiede zwischen einzelnen Personen, die weder systematisch mit sozialen Gruppenzugehörigkeiten einhergehen noch dauerhaft mit spezifischen Handlungs- und Lebensbedingungen verbunden sind Def. Ergebnis-/Verteilungsungleichheit: Vor- und Nachteile, die sich durch die ungleiche Verteilung wertvoller Güter oder durch den ungleichen Zugang zu erstrebenswerten Positionen ergeben Def. Chancenungleichheit: ungleiche Chancen von sozialen Gruppen beim Zugang zu bestimmten Positionen und Ressourcen Erklärungsmodell sozialer Ungleichheit Determinanten sozialer Ungleichheit: soziale Merkmale von Personen, die deren Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen definieren Zugeschriebene (askriptive) Merkmale: soziale Kategorien, die Personen gesellschaftlich zugeschrieben werden und die diese kaum verändern können, z. B. Geschlecht, soziale oder regionale Herkunft, Alter, Behinderung Erworbene Merkmale: soziale Kategorien, die durch das Handeln von Personen entstanden und daher prinzipiell veränderbar sin, z. B. Bildung, Beruf, Familienstand Beide Merkmalsgruppen sind „von Menschen gemacht“, d.h. soziale Konstruktionen, die durch soziale Prozesse ungleichheitsrelevant werden Dimension sozialer Ungleichheit: wichtigsten Arten von Vor- und Nachteilen Materiell-ökonomische Dimensionen: Bildung, Beruf, Einkommen, Vermögen Sozial-kulturelle Dimensionen: Gesundheit, soziale Netzwerke, Ansehen Erworbene Merkmale können sowohl Dimensionen als auch Determinanten sozialer Ungleichheit sein, zugeschriebene Merkmale dagegen nur Determinanten Ursachen sozialer Ungleichheit: soziale Prozesse oder Mechanismen, durch die die Zugehörigkeit zu bestimmten Sozialkategorien systematisch mit vorteilhaften bzw. nachteiligen Handlungs- und Lebensbedingungen verbunden sind Prozesse, durch die soziale Ungleichheiten entstehen (Produktion) und/oder fortbestehen (Reproduktion) z.B. Diskriminierung, Vorurteile, Ausbeutung Auswirkungen sozialer Ungleichheit: Konsequenzen der sozial strukturierten Vor- und Nachteile weitere Ungleichheiten in den Lebensbedingungen (z.B. soziale Beziehungen, Gesundheitsrisiken) soziale Differenzierungen in Einstellungen, alltäglichen Verhaltensweisen oder „Lebensstilen“ Theorien sozialer Ungleichheit… … erklären, warum die Produktion und Reproduktion sozialer Ungleichheit systematisch und dauerhaft auffindbar bist … definieren, zwischen welchen Determinanten und Dimensionen ein Zusammenhang besteht (Beschreibung sozialer Ungleichheit) … bestimmen den jeweils relevanten Mechanismus, durch den soziale Ungleichheit hergestellt wird (Erklärung sozialer Ungleichheit) Beispiel Gender Pay Gap Gründe für den Verdienstunterschied: Beruf und Branche: Entwertung frauentypischer Berufe, geringerer Organisationsgrad frauentypischer Branchen Beschäftigungsumfang: innerpartnerschaftliche Arbeitsteilung, Betreuungsinfrastruktur Qualifikationsanspruch: geringerer Beschäftigungsumfang, fehlende Netzwerke, Diskriminierung Geringfügige Beschäftigungsumfang: kaum mehr von Bedeutung Ausbildungsabschluss: kaum mehr von Bedeutung sonstige Faktoren ungeklärter Rest: 1,59 € Gleiches Recht auf Bildung für alle? Soziale Ungleichheit im Bildungssystem wird hier anhand der Determinante soziale Herkunft thematisiert Determinante: soziale Herkunft Bildung der Eltern: höchster (Aus-)Bildungsabschluss von Vater / Mutter / beider Eltern beeinflusst Unterstützungsmöglichkeiten bei Bildungsaktivitäten insgesamt, Informationsmöglichkeiten über die Wege im Bildungssystem Klassenposition der Eltern: ökonomische Ressourcen, Karriere und Arbeitsplatzsicherheit beeinflusst Unterstützungsmöglichkeiten bei schulischen Problemen (z.B. Nachhilfe), Lernumfeld (z.B. eigenes Zimmer), langfristige Planung Statusposition der Eltern (Beruf) Soziales Netzwerk und kulturelle Ressourcen beeinflusst Bildungsaspirationen, Passung zum Schulsystem Mechanismen: primäre, sekundäre, tertiäre Effekte Primäre Herkunftseffekte: elterliche Sozialisation Dimensionen von Bildungsungleichheiten Schulrelevante kognitive Fähigkeiten, z.B. Kompetenzen Schulrelevante nicht-kognitive Fähigkeiten, z.B. Selbstkonzept, Selbstregulation, soziale Kompetenzen Mechanismen: herkunftspezifische Unterschiede in kognitiven Grundfähigkeiten elterlichem Förderverhalten (z.B. Vorlesen, Fernsehen, kulturelle Unternehmungen) emotionaler Unterstützung und elterlichen Disziplinarmaßnahmen elterlichen Bildungsaspirationen Verfügbare Ressourcen (z.B. für schulische Unterstützung, Nachhilfe) Sekundäre Herkunftseffekte: rationale Bildungsentscheidung Dimensionen von Bildungsungleichheiten: Ungleiche Entscheidungen an Übergängen im Bildungssystem Mechanismen: Rationale Kosten-Nutzen-Überlegungen als Basis der Entscheidungen; Herkunftsspezifische Unterschiede in der subjektiven Einschätzung der Kosten, der Erfolgswahrscheinlichkeiten und der Erträge von höherer Bildung sowie der Bedeutung des Statuserhaltmotivs Tertiäre Herkunftseffekte: Bildungsempfehlung durch Gate Keeper Gate Keeper = Personen, die Kinder beurteilen und Familien bei ihren Bildungsentscheidungen beraten, z.B. Erzieher:innen, Lehrkräfte Dimensionen von Bildungsungleichheiten: Ungleiche Bildungsempfehlungen an Übergängen im Bildungssystem Mechanismen: Stereotype Zuschreibungen an höhere Schichten: höhere kognitive und nicht-kognitive Fähigkeiten, bessere Unterstützungsmöglichkeiten und Einflussnahme durch Eltern Konsequenz: höhere Bildungsempfehlungen von Kindern aus höheren Schichten bei gleichen Kompetenzen Befunde zu herkunftsbedingten Bildungsungleichheiten Frühkindliche Bildung Primäre Effekte: (nicht-) kognitive Fähigkeiten: Eltern mit hoher Bildung lesen Kindern mehr vor und Kinder schauen weniger Fern Primäre Effekte: kognitive Fähigkeiten: Umso höher der Bildungsabschluss der Eltern, desto besser die Wortschatzkompetenzen Sekundär Effekte: Besuch einer Kinder-Tagesbetreuung: Höherer Bildungsabschluss der Eltern = Kind eher in Tagesbetreuung Grundschule Primärere Effekte: Kompetenzen in der Grundschule: Schüler aus oberen Klassen bessere Leistungen in Mathe und Lesen Primäre/tertiäre Effekte: Gymnasialempfehlung/-übergang: bei selben Noten Kinder von Eltern mit höherer Bildung eher Gymnasialempfehlung Sekundarstufe Primäre Effekte: Kognitive Fähigkeiten: Lücke zwischen Fähigkeiten bleibt bestehen/ wird größer Primäre/sekundäre/tertiäre Effekte: Schulabschlüsse: Umso höher der Abschluss der Eltern, desto höher der Abschluss der Kinder Berufsausbildung/Studium Selbe Tendenz

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