Kapitel 4 - 3 Instruktionstechniken PDF
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This document provides an overview of different instructional techniques, focusing on explanations, short presentations, and demonstrations. It includes learning objectives, key principles, and a summary of supporting literature.
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Allgemeine Didaktik Kapitel 4 – 3 Instruktionstechniken Instruktionstechniken Übersicht 1. Erklären.............................................................................................................................................. 2 2. Kurzvortrag und Input..................................................................................................................... 6 3. Vorzeigen und Nachmachen – Kognitives Modellieren.......................................................... 9 Lernziele Die Studierenden sind fähig: − die Kriterien des Erzählens, des Erklärens, des Kurzvortrags, des Vorzeigens und des kognitiven Modellierens zu erläutern. − diese Techniken zu planen, durchzuführen, zu analysieren und zu begutachten Literaturangaben Brüning, L., Saum, T. (2019). Direkte Instruktion. Kompetenzen wirksam vermitteln. Essen. NDS. Berner, H., Fraefel, U. & Zumsteg, B. (Hrsg.). (2011). Didaktisch handeln und denken 1: Fokus angeleitetes Lernen. Zürich: Pestalozzianum. Fraefel, U. (2020). Praktiken professioneller Lehrpersonen. Bern: hep. Gasser, P. (2003). Lehrbuch Didaktik. Bern: hep. Hasselhorn, M. & Gold, A. (2013). Pädagogische Psychologie: Erfolgreiches Lernen und Lehren. Stuttgart: Kohlhammer. PHZ Luzern. (Hrsg.). (2004). Bausteinheft 1: Lernen anregen und Lernende begleiten. PHZ Luzern: Luzern. Saalfrank, W.-T. & Kollmansberger, M. (2017). Praxisleitfaden Lehrerhandeln. Weinheim: Beltz. 1 Allgemeine Didaktik Kapitel 4 – 3 Instruktionstechniken 1. Erklären Beim Erklären liegt der Schwerpunkt beim Nahebringen von Sachverhalten und deren sachlichen Richtigkeit. Ein noch unbekannter Begriff soll klar gemacht werden, so dass er verstanden wird. Die Lehrperson selbst muss gut vorbereitet sein, d.h. die Sache selbst genau kennen (sich fachlich einarbeiten, eine Sachstruktur erstellen), die Erklärschritte planen und Anschauungsmaterial beschaffen. Die Lehrperson muss am Vorwissen der Schülerinnen und Schüler anknüpfen und „die Verstehenskapazität des Gegenübers einschätzen“. Es existieren neben den vorbereiteten Erklärungen auch Ad-hoc-Erklärungen. Diese kommen in Situationen vor, in denen die Lehrperson aus dem Stegreif etwas erklären muss, weil die Schülerinnen und Schüler etwas nicht verstanden haben, weil sie nicht weiterwissen oder weil sie weitere Fragen haben. Saalfrank & Kollmansberger (2017) fassen die Qualitätsmerkmale guter Erklärungen zusammen: 2 Allgemeine Didaktik Kapitel 4 – 3 Instruktionstechniken 3 Allgemeine Didaktik Kapitel 4 – 3 Instruktionstechniken Auch Berner, Fraefel und Zumsteg (2011) befassten sich mit der Erklärkompetenz und halten folgende Fehler fest, die man beim Erklären vermeiden sollte: Brüning und Saum (2019) gehen in ihrem Buch zur Direkten Instruktion auch auf das Thema „Erklären“ ein. Die Fähigkeit, verständlich erklären zu können, ist für sie eine der zentralen und wichtigsten Fähigkeiten einer Lehrperson. Sie fassen die bedeutendsten Merkmale guten Erklären u.a. in einer Checkliste zusammen: 4 Allgemeine Didaktik Kapitel 4 – 3 Instruktionstechniken 5 Allgemeine Didaktik Kapitel 4 – 3 Instruktionstechniken 2. Kurzvortrag und Input Ein guter Lehrpersonen-Vortrag, der Sachverhalte in Kürze erläutern und klären will, hat bestimmte Kennzeichen, die aus einer Vielzahl von Wirksamkeitsstudien bekannt sind. Daraus leiten sich Techniken des Vortragens ab, die gelernt werden können, unabhängig von der rhetorischen Begabung der Lehrperson. Fraefel (2020) fasst sieben Charakteristika eines guten Inputs zusammen: 6 Allgemeine Didaktik Kapitel 4 – 3 Instruktionstechniken 7 Allgemeine Didaktik Kapitel 4 – 3 Instruktionstechniken 8 Allgemeine Didaktik Kapitel 4 – 3 Instruktionstechniken Fraefel (2021) regt (angehende) Lehrpersonen dazu an, gute Inputs zu trainieren: Aspekte, die ich bei einem Lehrervortrag/Input besonders berücksichtigen möchte: 3. Vorzeigen und Nachmachen – Kognitives Modellieren Aus der Sicht der Lernpsychologie geht es beim Vormachen und Nachmachen um ein Modelllernen: Verhaltensweisen werden beobachtet und nachgeahmt. Im Unterricht geht es dabei meistens um den Erwerb von Fertigkeiten, die in ihrem Ablauf weitgehend festgelegt und genormt sind (z.B. Bewegungsabläufe im Sport, Techniken beim Werken, aber auch Bereiche des Sozialverhaltens). 9 Allgemeine Didaktik Kapitel 4 – 3 Instruktionstechniken Bedingung für gelingendes Nachahmungslernen ist, neben der Qualität des strukturierten Vorzeigens, die Aufmerksamkeit der Lernenden. Die klare Vorstellung eines Bewegungsablaufs und des Handlungsziels unterstützt die Ausführung einer Handlung wesentlich. Insbesondere können laufend eine Ist-Soll-Kontrolle und eine Selbstkorrektur der Abweichung vorgenommen werden. Zusätzlich kann die kommentierende Sprache bei der Entwicklung einer Vorstellung und für das Verständnis eine wichtige Rolle spielen. Beim Vormachen und Nachmachen sind die Schülerinnen und Schüler eher reproduktiv tätig; das eigene Erfinden und Probieren tritt in den Hintergrund. Es muss aber nicht immer die Lehrperson sein, die etwas vormacht. Es ist nämlich nicht von vornherein gesagt, dass das Vormachen im Unterricht immer ein möglichst genaues Nachmachen beabsichtigt: Wenn eine Schülerin im Schwimmunterricht zeigt, wie man perfekt in Rückenlage kraulen kann, ist das Vormachen beispielhaft für die anderen – die gesehene Perfektion bleibt aber für viele ihrer Mitschüler unerreichbar. Anders ist es, wenn die Lehrperson die Vorschriften zum Aufbau elektronischer Schaltkreise erläutert und vormacht. Sie müssen so und nicht anders ausgeführt werden. Folgendes Vorgehen ist beim Vorzeigen und Nachmachen zu empfehlen (PHZ Luzern, 2004): Kriterien für eine gelingende Vorzeigen-Nachmachen-Lernsituation sind (PHZ Luzern, 2004): - Die Lehrperson hat organisatorische Fragen vorgängig gut gelöst (geeignete Arbeitsplätze, durchdachte Abläufe, Material ist bereit). - Die Lehrperson zeigt langsam und in sinnvollen Teilschritten vor. - Die Lehrperson gibt beim Vorzeigen einen knappen, präzisen Kommentar. - Die Lehrperson gibt angemessene Hinweise bezüglich Handlungsresultat und Schwierigkeiten. - Die Lehrperson beachtet das Prinzip der minimalen Hilfe. - Die Lehrperson behält den Überblick beim Vorzeigen und auch, wenn sie einzelnen Lernenden hilft. - Die Schülerinnen und Schüler haben eine klare Vorstellung vom Handlungsziel. - Die Lehrperson achtet auf Sichtkontakt der Schülerinnen und Schüler und sorgt für Aufmerksamkeit. - Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, sich selbst zu kontrollieren und zu korrigieren (klare Zielvorstellungen). 10 Allgemeine Didaktik Kapitel 4 – 3 Instruktionstechniken - Die Schülerinnen und Schüler kennen die einzelnen Teilschritte und können den gesamten Handlungsablauf selbstständig vollziehen. Das „Vorzeigen und Nachmachen“ aus der Handwerkslehre kann über das kognitive Modellieren bzw. die kognitive Meisterlehre auch auf das kognitive schulische Lernen übertragen werden. Beim kognitiven Modellieren werden die kognitiven Anteile eines inneren Prozesses laut verbalisiert und sollten im Unterrichtsalltag eine Selbstverständlichkeit sein. Der Lehrer vermittelt als Modell, wie eine Anforderung bewältigt werden kann. Dazu demonstriert er das direkt beobachtbare Verhalten und verbalisiert gleichzeitig die Regeln und Strategien, denen er dabei folgt, er spricht dabei laut sowie in Ich-Form zu sich selbst. So können die Kinder über die Beobachtung dieses Modells auch verdeckte kognitive Bewältigungsfertigkeiten erlernen (Hasselhorn & Gold, 2013). Die kognitive Meisterlehre (cognitive apprenticeship) ist durch folgende vier Phasen gekennzeichnet: Modellieren (modeling): Durch lautes Denken begleitetes, expertenhaftes Modellieren (Vorzeigen, Beobachtbarmachen) kognitiver Zielfähigkeiten, damit beim Lernenden eine zutreffende 1 Vorstellung des angestrebten Ziels und des hinführenden Weges entsteht. Durch kognitives Modellieren werden normalerweise schwer beobachtbare mentale Vorgänge sichtbar und für die Nachahmung zugänglich gemacht. Anleiten (coaching): In der Rolle des Trainers die Lern- und Problemlöseversuche des Lernenden steuern, 2 überwachen und situationsbezogen unterstützen. Gutes Coaching setzt eine hohe Kenntnis der Sache, der fachlichen Lernprozesse und der individuellen Kenntnis der Lernenden voraus. Als Lerngerüst Hilfestellungen geben (scaffolding): Scaffolding heißt: Lernenden als personales Lerngerüst dienen, an dem sie sich halten können, 3 um sich von ihm allmählich loszulösen. Schwierige Aspekte der Zieltätigkeit werden zusammen mit dem Lernenden ausgeführt. Dem Lernenden werden auf seine je spezifischen Bedürfnisse und Kompetenzen abgestimmte Hilfen gegeben. Sich zurückziehen (fading): Die Lernsteuerung graduell freigeben, Hilfestellungen in dem Maße verringern, wie die 4 Kompetenzen der Schüler sich festigen und sie selbst Verantwortung für ihr Handeln und Problemlösen übernehmen. Als Lehrperson allmählich überflüssig werden und zurücktreten. Beispiel (Fraefel, 2020): 11 Allgemeine Didaktik Kapitel 4 – 3 Instruktionstechniken 12